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Auf dem Weg zum Eismeer begegnet Kapitän Nemo erneut einem alten Feind, der versucht, Nemo und seine Nautilus zu vernichten. Nemo befiehlt den Aufbruch in die Antarktis. Dort wachsen seit Millionen von Jahren Mangan-Knollen, die der Kapitän dringend benötigt. Doch unter dem ewigen Eis wird die Nautilus von einer unbekannten Kraft durch einen Höhlenzugang gezogen.
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Seitenzahl: 138
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Ned LandDAS VERMÄCHTNIS DER EISSPHINX
In dieser Reihe bisher erschienen
1701 Tötet Nemo!
1702 Das Vermächtnis der Eissphinx
1703 Der Gott von Amazonien
Ned LandHarpunier
Das Vermächtnis der Eissphinx
Neue Abenteuer der NautilusBand 2
Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag, www.blitz-verlag.de, in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt bis zu einer Höhe von 23 %.© 2017 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Mark FreierUmschlaggestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenwww.BLITZ-Verlag.deISBN 978-3-95719-972-0
Die Nautilus hatte schnelle Fahrt aufgenommen. Der mächtige Bootskörper verdrängte das stahlblaue Wasser des Indischen Ozeans, weiß schäumte die Gischt vor dem kräftigen Bug. Einzelne Wellen schlugen über das Deck, strömten bis zum Turm, wo sie auseinanderstoben und wieder verliefen, um gleich darauf dieses Schauspiel zu wiederholen. Unbeirrt von den noch harmlosen Naturgewalten zog die Nautilus ihre Bahn.
Schon vor einer Stunde hatte Kapitän Nemo befohlen, zunächst auf Sehrohrtiefe aufzutauchen, dann erfolgte der Befehl, die Fahrt aufgetaucht fortzusetzen. Die Mannschaft war begeistert, bedeutete doch diese Form der Reise einige Annehmlichkeiten für das Leben an Bord. Zunächst einmal erfolgte eine verbesserte Sauerstoffzufuhr durch die Schnorchel, die nun das Boot mit frischer Luft versorgen konnten. Dann wurde das Turmluk geöffnet, der Kapitän und seine Offiziere traten auf die kleine Plattform und benutzten ihre Binokulare, um das Meer abzusuchen.
Neben Kapitän Nemo stand der hünenhafte Ojibway-Indianer Ahmik, hatte das Glas auf der schmalen Brüstung abgestellt und richtete seinen Blick zum Horizont. Ihm zur Seite gesellte sich der untersetzte Araber Abd al Qadir, musterte seinen Gefährten kurz von Kopf bis Fuß und versuchte schließlich ebenfalls, etwas am Horizont zu erkennen.
Aber es war schließlich Kalidas, der griechische Erste Offizier, der zuerst aussprach, was alle bereits erahnt hatten.
„Land in Sicht, Kapitän. Wir nähern uns Koatak. Soll ich die Geschwindigkeit reduzieren lassen?“
Der Grieche hatte sich halb umgedreht, um Kapitän Nemo ins Gesicht zu sehen. Der indische Prinz mit dem kupferfarbenen Antlitz warf noch einen kurzen Blick durch sein Fernglas, bevor er es mit einer raschen Bewegung absetzte und seinem Ersten Offizier kurz zunickte.
Kalidas beugte sich zum Messingrohr vor, schob die Sicherung zurück, die das Eindringen von Meerwasser verhinderte, und gab mit klarer Stimme seine Anweisungen an den Maschinenraum.
Die Maschinen der Nautilus veränderten ihr Geräusch, und die bislang hoch aufschäumende Bugwelle sank in sich zusammen. Das zigarrenförmige Unterseeboot schoss noch eine ganze Weile mit kaum verminderter Geschwindigkeit durch die wenig bewegte See des Indischen Ozeans.
Fast eine halbe Stunde später waren alle erforderlichen Manöver für die Landung beendet, die Maschinen fuhren herunter, und als nur ein leichtes Summen noch durch den gewaltigen Rumpf vibrierte, machten sich die Männer auf dem Deck bereit, die Nautilus zu verlassen. Zu diesem Zweck waren die Boote mit wenigen Handgriffen zusammengesetzt und zu Wasser gelassen, die Mannschaften nahmen ihre Plätze ein, und Nemo bestieg das erste Boot. Er stand stolz und aufrecht im Heck des wendigen Bootes, das gleich darauf in rasanter Fahrt durch die Bucht eilte und dem flachen Strand zustrebte. Im kristallklaren Wasser waren die Umrisse eines Korallenriffes zu erkennen.
Deutlich sah man zahlreiche kleinere und größere Fische in den bunten Farben der tropischen Ozeane. Diese schossen durcheinander und verquirlten die Wasseroberfläche wie ein bunter Reigen aus Regenbogenfarben.
Allerdings hatten die Männer für dieses Schauspiel nur einen flüchtigen Blick. Vielmehr waren sie fasziniert von dem weißen, feinen Sandstrand, der ihnen entgegen leuchtete, und von dem grünen Reigen dicht zusammenstehender Palmen.
Bei solchen Landemanövern bewies sich einmal mehr der Weitblick Kapitän Nemos, der in der langen Zeit der Gefangenschaft auf der Insel Vulcania seine Mannschaft ausgebildet und vorbereitet hatte.1 Neben den genialen Erfindern Robur und Karl Friedrich von Greifenberg, genannt Fritz, waren der Indianer und der Araber die beiden wichtigsten Männer an Bord der Nautilus, verantwortlich für das Training der übrigen Mannschaft. Tag für Tag wurden sie in allen Kampftechniken ausgebildet und lernten jede Waffe im Schlaf zu bedienen. Je näher der Zeitpunkt rückte, an dem die beiden Erfinder den gebündelten Energiestrahl auf den verschütteten Höhleneingang richten würden, umso eifriger wurde die Mannschaft gedrillt, bis sie schließlich so als Team zusammenarbeitete, wie es sich ihre Ausbilder vorgestellt hatten. Unter ihnen zeichneten sich bald einige durch ihre besonderen Fähigkeiten aus. Schon durch seine körperliche Größe fiel immer wieder der Norweger Adrian Anderson positiv auf.
Was ihnen allen jedoch jetzt bevorstand, sollte alles übertreffen. Hier half keine Ausbildung, denn auf dieser Insel wartete der Tod in einer unbekannten Form auf die Mannschaft der Nautilus.
Doch zunächst konnte niemand etwas von der bevorstehenden Bedrohung ahnen.
Die Boote erreichten den feinen Sandstrand und liefen mit knirschenden Geräuschen leicht auf. Die Männer sprangen in das flache Wasser, griffen in die Dollbords und zogen sie auf den Strand hinauf. Gleich darauf waren sie an ein paar Felsen gesichert und mit Hilfe von Stricken an den nächsten Baumstämmen festgebunden. Nemo blickte über die versammelte Mannschaft und nickte ihnen freundlich zu. Die Gruppen waren eingeteilt und zogen in das Landesinnere, um Früchte und Trinkwasser zu holen. Für den Transport sollten eigens von Fritz konstruierte, sogenannte Schlitten sorgen. Diese Geräte waren sehr leicht, aber stabil, besaßen Kufen, in denen sich zahlreiche Rollen befanden und damit den Transport über jeden Untergrund erleichterten. Der erste Landausflug war über lange Zeit nicht nur Thema ihrer Ausbildung, sondern auch in den letzten Stunden das wichtigste Gesprächsthema an Bord der Nautilus.
So verging wohl eine gute Stunde, in der die Bootsmannschaften die mitgebrachten Behälter mit den verschiedenen Früchten füllten und die Kanister an einem Bach mit herrlichem, kristallklaren Wasser eintauchten und einen nach dem anderen wieder sorgfältig verschlossen. Ein rascher Qualitätstest durch Robur erbrachte ein hervorragendes Ergebnis, und Nemo erteilte sogar die Genehmigung für ein ausgiebiges Bad in einer natürlich geformten Felsmulde. Allerdings galt auch hier die Regel, dass immer mehrere Männer mit den Waffen in der Hand die Sicherheit der Mannschaft garantierten. Das Eiland war zwar bekannt, aber niemand von ihnen hatte es jemals betreten. Welche Gefahren ihnen hier drohten, konnte keiner auch nur erahnen. So tummelte sich ein Teil der Männer vergnügt in dem angenehm warmen Wasser, tauchte und nutzte die Gelegenheit, sich endlich einmal ausgiebig der Körperpflege hinzugeben. Kurze Zeit später war aber das Badevergnügen schon wieder beendet, denn man wollte noch von den tropischen Früchten einsammeln und an Bord des U-Bootes bringen, was für eine längere Lagerung geeignet erschien.
„Hier herüber!“, rief Abd al Qadir den Gefährten zu. „Hier stehen jede Menge Salak-Palmen! Das wird ein Fest!“
Die Männer sahen erfreut auf und erkannten die Früchte, auf die der Araber deutete. Diese Palmengewächse hatten eine schuppige, glänzende Fruchtschale und wurden deshalb häufig auch als Schlangenfrucht oder Panzerbeere bezeichnet.
„Ah, wunderbar! Lasst keine davon übrig, die sind noch besser als Erdbeeren aus der Heimat!“, schwärmte Karl Friedrich von Greifenberg und eilte mit einem großen Korb zu den Stämmen. „Einmal abgesehen von dem herrlichen Geschmack sind sie gesund und voller Vitamine!“
Aber es hätte keiner besonderen Aufforderung bedurft, denn diese Früchte waren den meisten Männern bekannt, wurden sie doch überall in Südostasien angetroffen. So füllte sich rasch der erste Korb, und während man den Transportschlitten mit den gefüllten Kanistern belud und sich weitere Körbe griff, machte sich eine ausgelassene Stimmung unter den Männern breit. Es wurde gelacht und gescherzt, als wäre man nach einer langen Reise endlich im Paradies angekommen.
Tatsächlich war dieser Vergleich gar nicht so weit hergeholt. Seit den Kämpfen mit James Blunt und seiner Mannschaft waren gut zwei Monate vergangen, in denen die Nautilus scheinbar ziellos durch die Ozeane fuhr, bis Kapitän Nemo an einem Morgen seine Mannschaft darüber informierte, dass sie dringend ihre Vorräte auffrischen mussten, denn das nächste Ziel ihrer Reise würde es für längere Zeit unmöglich machen, aufgetaucht zu fahren und Vorräte irgendwo aufzunehmen. Zwar wurde der weitaus größte Teil ihrer Speisen aus dem Meer gewonnen, aber insbesondere Karl Friedrich von Greifenberg überwachte die ausgewogene Ernährung der Mannschaft.
Mehr war aber nicht zu erfahren, und Nemo wies alle Fragen mit Entschiedenheit zurück. „Zu gegebener Zeit!“, lautete seine einzige Antwort, die von der Mannschaft schließlich akzeptiert wurde.
Die Männer waren mit der Ernte der Salak-Früchte so beschäftigt, dass niemand von ihnen auf das Dickicht zwischen einigen Palmen achtete. Dort hatte sich gerade im Schatten der Bäume etwas bewegt, das sehr groß und mächtig wirkte. Ein langer, krokodilartiger Kopf schob sich zwischen den Zweigen hindurch, und eine lange Zunge schnellte heraus. Mehr tat sich jedoch nicht, das Wesen schien das Geschehen auf der Lichtung zwischen den Salak-Palmen zunächst genauestens zu beobachten. Kalte Reptilienaugen verfolgten das Treiben der Menschen, aber nichts zeigte mehr an, dass dieser Drache lebendig war. Wie in Trance verharrte das gewaltige Tier zwischen den Zweigen, nur die nervös herausschnellende Zunge bewies, dass es noch immer auf der Lauer lag.
Dann war einer der Männer ihm zu nahe gekommen, und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit fuhr der Drachenwaran aus seinem Versteck heraus. Sein Opfer war der fast zwei Meter große norwegische Maat Adrian Anderson, dessen breiter Brustkorb und die kräftigen Oberarme von seiner ungewöhnlichen Körperkraft zeugten. Doch gegen den unvermittelten Angriff dieser gewaltigen Echse konnte er auch nur wenig ausrichten. Der lange, kräftige Körper des Reptils schnellte hervor, die kräftigen Arme mit den dicken Krallen schlugen zu, und gleich darauf wand sich der Körper des Unglücklichen zwischen den zentimeterlangen scharfen Krallen, die wie Messer seinen Brustkorb aufrissen. Aber Adrian gab deswegen noch lange nicht auf, sondern versuchte, den kantigen Schädel seines Angreifers mit beiden Armen zu umschlingen und nach hinten zu drehen. Dabei drehte und wand sich die Echse jedoch mit so großer Kraft, dass die Bewegungen des Norwegers rasch erlahmten.
Wer schon einmal erlebt hatte, wie diese Drachen ihre Opfer verfolgen, blitzschnell ihren wuchtigen Echsenkörper vorantreiben und schließlich mit den Krallen selbst Hirsche erlegen, der konnte erahnen, was für eine Kraft in ihren langen Leibern steckte. Aber dieser Waran war ein ganz besonderer Fall. Mit einer Länge von fast drei Metern und einer Höhe von gut fünfzig Zentimetern bildete er das Bild eines Urzeitwesens, das sich jetzt gnadenlos und blitzschnell auf sein Opfer gestürzt hatte. Keinen Laut konnte der Mann ausstoßen, der sich verzweifelt unter der Echse wand. Niemand hatte den raschen Überfall bemerkt und konnte dem Maat zu Hilfe eilen.
Erst in diesem Augenblick fiel der Blick des Indianers zufällig in die Richtung der Echse, und mit einem Knurrlaut sprang er von der Palme, warf die Früchte von sich und stürmte über die Lichtung auf den gigantischen Waran zu, der eben mit seinem Körper auf dem Menschen lag und noch immer mit den scharfen Krallen seinen Brustkorb bearbeitete.
Durch sein rasches Eingreifen wurden nun alle alarmiert und eilten herbei. Aber niemand traute sich, einzugreifen, denn der Ojibway Ahmik hatte sich mit seiner ganzen Kraft auf den Rücken des Warans geworfen. Doch die Echse reagierte blitzschnell, und noch ehe der Indianer sein Messer in die Unterseite seines Gegners stoßen konnte, machte sie mit dem langen Schwanz eine blitzschnelle Bewegung und warf Ahmik herunter. Schon war der kräftige Kopf mit der langen Schnauze bedrohlich über dem Gesicht des Indianers, als der sich, noch halb benommen, rasch zur Seite drehte und damit dem Angriff entging.
Ahmik entging erneut dem Zuschnappen des Mauls mit einer weiteren raschen Drehung, die ihn zugleich wieder in die Nähe seines Messers brachte. Mit der rechten Hand danach greifend, schlug er die linke Faust mit aller Kraft auf die Schnauze des Warans. Jedoch schien dieser Schlag kaum Wirkung zu zeigen, denn mit einem gewaltigen Hieb seiner rechten Tatze riss der Waran ihm den Arm auf, und in kräftigem Strahl schoss das Blut hervor.
Als würde der warme Geruch des menschlichen Blutes das Reptil nur noch mehr reizen, bäumte es sich halb auf und ließ seinen gewaltigen Körper auf den Oberleib des Indianers herunterfallen. Inzwischen hatten die Männer den Kampfplatz erreicht und schlugen mit allen Geräten auf den Waran ein, ohne jedoch irgendeine Wirkung zu erreichen. Die Schusswaffen hatten alle zusammengestellt, um ungehindert die Früchte ernten zu können – ein Fehler, der sich jetzt rächen sollte. Der Waran schlug mit seinem langen Schwanz wild um sich und hielt seine Gegner auf Distanz, während der Indianer jetzt versuchte, das Messer in den Unterkiefer des Reptils zu rammen. Ein seltsamer Laut entfuhr dem Tier, als Ahmik den Hieb mit aller Kraft ausführte und das Messer bis ans Heft im weichen Unterteil des langen Maules versenkte, um es gleich darauf erneut herauszureißen. Der Waran versuchte erneut, sich aufzurichten, um mit beiden Pranken auf den Indianer zu springen. Obwohl er selbst bereits mehrere stark blutende Wunden am Oberkörper und den Armen aufwies, schien der Mensch nicht weiter darauf zu achten. Kaltblütig wartete er den Moment ab, als der Drache auf ihn zusprang und die langen Krallen in Richtung seines ungeschützten Oberkörpers schlug. Im gleichen Moment fuhr die Klinge in das Herz, und Ahmik setzte so viel Kraft in diesen Stoß, dass er das Messer verlor und sich erneut mit einer raschen Körperdrehung aus dem Bereich der schlagenden Krallen brachte.
Keuchend lag er im heißen Sand und sah der Bestie zu, wie sie sich zusammenkrümmte und in zuckenden Bewegungen auf ihn zuschob. Nur wenige Zentimeter vor ihm riss sie noch einmal auf beeindruckende Weise ihr Maul auf, aber dann kippte sie auf die Seite. Ein ekelhafter, giftig-stinkender Atemstoß traf das Gesicht des Indianers und brachte ihn zum erschauern. Die Mischung aus Aasgeruch und Blut ließ ihn für Sekundenbruchteile bewusstlos werden. Nun war auch Kapitän Nemo endlich heran, der am anderen Ende der Lichtung mit den Salak-Palmen nach anderen Pflanzen Ausschau gehalten hatte und das Kampfgeschehen zunächst gar nicht bemerkte. Mit seiner Waffe stand er direkt hinter dem Drachenwaran und feuerte zur Vorsicht noch eine Ladung in den Hinterkopf der Bestie.
Der blaue Lichtstrahl umhüllte für Sekundenbruchteile die ganze Echse, die sich jedoch nicht mehr rührte und in dieser Starre nunmehr für immer verblieb. Schaudernd bemerkte der Ojibway die Veränderung im Körper der Echse, als sie sich in ein Stück kalten Steines verwandelte, der zwar noch die Form eines Drachenwarans besaß, aber so ungefährlich war wie eine Figur in einem der zahlreichen Tempel auf Bali oder Siam.
„Danke!“, stammelte Ahmik, als ihn die beiden Nächststehenden auf die Beine stellten, aber niemand antwortete ihm. Fassungslos hatten die Männer ihren Blick auf den Maat gerichtet, der innerhalb weniger Minuten von der Echse in Stücke gerissen wurde.
„Nehmt ihn vorsichtig auf und bringt ihn an Bord der Nautilus!“, befahl Nemo mit kräftiger Stimme. Gleich darauf wandte er sich um und stapfte zur Bucht voraus, in der die Boote der Nautilus auf dem Strand lagen.
„Warum begraben wir ihn nicht gleich hier am Strand?“, sagte Ahmik unwirsch, aber mit halblauter Stimme. „Weshalb wollen wir einen Toten an Bord der Nautilus mitnehmen?“
Al Qadir warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, bevor er antwortete:
„Findest du, dass diese gottverdammte Insel ein geeigneter Friedhof ist?“
Der Indianer zuckte die Schultern und warf einen raschen Blick auf den von der Echse übel zugerichteten Körper des Mannes, der einst als Maat viele Jahre lang ihr Gefährte auf der Insel war.
„Ein Ort ist dafür wie der andere. Wenn dich der Große Geist ruft, ist es gleichgültig, wo du dich befindest. Du gehst in seine Welt ein, und was mit deinem Körper geschieht, kann dir gleichgültig sein.“
„Ich weiß gar nicht, was diese Diskussionen sollen!“, vernahmen die beiden Männer in diesem Augenblick die Stimme ihres Kapitäns ganz dicht hinter sich, obwohl er sich doch schon entfernt hatte. Als sie sich erstaunt in seine Richtung umdrehten, fuhr Kapitän Nemo fort: „Niemand ist verloren! Maat Anderson gehört zu uns, sein Platz ist an Bord der Nautilus!“ Damit drehte er sich wieder um und stapfte zum Strand hinunter.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahmen der Araber und der Indianer den Toten auf, legten ihn behutsam auf den Transportschlitten und gaben den anderen ein Zeichen zum Aufbruch. Der Ojibway beachtete das Blut, das noch immer aus seinen verletzten Stellen sickerte und am Körper und den Armen herunterlief, nicht weiter. Er wusste, dass er an Bord der Nautilus sofort Hilfe erhalten würde. Scheinbar gleichgültig stapfte er neben dem Schlitten hinunter in die idyllische Bucht.
Zwei Mann hatten sich in das Geschirr des Schlittens gespannt, und nach einer Viertelstunde erreichten alle die Bucht. Der Norweger wurde behutsam in eines der Boote gelegt, und nachdem auch die Früchte nebst den Wasserbehältern verstaut waren, der Schlitten auseinandergenommen und verpackt war, kehrten die Männer schweigend und niedergeschlagen zurück an Bord der Nautilus.