Julia Exklusiv Band 180 - Mary Lyons - E-Book

Julia Exklusiv Band 180 E-Book

MARY LYONS

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Beschreibung

WIE EINE ROSE IN DER WÜSTE von FIELDING, LIZ Dieser Plan geht auf: Indem er die bekannte Journalistin Rose entführt, lenkt Prinz Hassan al Rashid das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sein Emirat und verhindert so einen Umsturz. Ungeplant war, dass Roses Schönheit in ihm einen Aufruhr ganz anderer Art auslöst … EIN URLAUBSFLIRT MIT FOLGEN von LYONS, MARY Bei Dreharbeiten auf dem Herrensitz Ratcliffe Hall trifft Lois unverhofft ihren charmanten Ferienflirt Rob wieder - der ihr als Lord Ratcliffe vorgestellt wird! Sie fühlt sich getäuscht und beschließt, ihm nun auch nichts von ihrem süßen Geheimnis zu verraten. RING DER LIEBE, RING DES GLÜCKS von STEELE, JESSICA Der kostbare Smaragdring ist verschwunden! Eigentlich ist er für die Braut von Yorke Mackinnon bestimmt. Dieser findet das Schmuckstück bei einer ihm völlig unbekannten Frau wieder und setzt alles daran, es zurückzubekommen. Doch dabei gewinnt er viel mehr …

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Seitenzahl: 588

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Liz Fielding, Mary Lyons, Jessica Steele

Märchenprinzen, Band 180

IMPRESSUM

JULIA EXKLUSIV erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© by Liz Fielding Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Mary Lyons Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1999 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Jessica Steele Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1997 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Fotos: Strandperle/imagebroker / RJB Photo Library

© by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe JULIA EXKLUSIV, Band 180 (11) - 2008

Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-541-1

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

LIZ FIELDING

WIE EINE ROSE IN DER WÜSTE

Nächte unter samtblauem Himmel, heiße Tage in atemberaubender Wüstenlandschaft und unvergessliche Küsse von dem glutäugigen Prinzen. Soll das wirklich eine Entführung sein? Die hübsche Journalistin Rose weiß, dass ihr von Hassan al Rashid, dem Thronfolger eines arabischen Emirats, keine Gefahr droht – es sei denn, sie verliert ihr Herz an ihn!

MARY LYONS

EIN URLAUBSFLIRT MIT FOLGEN

Keiner darf von ihrem Geheimnis erfahren! Weder das Filmteam, mit dem die umschwärmte Schauspielerin Lois auf dem luxuriösen Landsitz Ratcliffe Hall dreht, noch Robert Lord Ratcliffe selbst. Mit ihm hatte sie in ihrem Urlaub eine kurze, heiße Affäre, deren süße Folgen Lois verschweigen will. Denn Robert wollte sie nie wieder sehen – oder?

JESSICA STEELE

RING DER LIEBE, RING DES GLÜCKS

„Niemals gebe ich ihn heraus!“ Mit blitzenden Augen verteidigt Sabina den kostbaren Smaragdring, den sie für ihre Freundin aufbewahrt. Doch der reiche Yorke Mackinnon behauptet, der sei ein Familienerbstück und für seine künftige Frau bestimmt! Auch wenn Sabina heimlich träumt, die Glückliche zu sein – das Vertrauen ihrer Freundin darf sie nicht enttäuschen …

Liz Fielding

WIE EINE ROSE IN DER WÜSTE

1. KAPITEL

„An Bord der Maschine war eine Journalistin, Partridge.“ Prinz Hassan al Rashid nahm auf dem Rücksitz der Limousine neben seinem Berater Platz. „Rose Fenton. Sie arbeitet als Auslandskorrespondentin für einen Nachrichtensender. Stellen Sie fest, was sie hier will.“

„Das ist kein Geheimnis, Euer Exzellenz. Sie macht Urlaub, um sich von einer Lungenentzündung zu erholen. Das ist alles.“ Hassan warf dem Mann einen Blick zu, der anklingen ließ, dass er an seinem Verstand zweifelte. Aber Partridge war ein junger Engländer und in politischen Dingen zu naiv. Er, Hassan, hingegen hatte das Spiel der großen Politik bereits auf den Knien seines Großvaters kennengelernt und hegte den Verdacht, dass das längst nicht „alles“ war, was Rose Fenton in sein Land führte. „Sie ist Tim Fentons Schwester“, setzte Partridge hinzu, als würde es alles erklären. „Er ist der neue Chefarzt unserer Tierklinik“, fuhr er fort, als er merkte, dass es ihn keineswegs überzeugte. „Offenbar glaubt er, etwas Sonne würde seiner Schwester helfen, schnell wieder auf die Beine zu kommen.“

„So?“ Was für ein glückliches Zusammentreffen! „Und seit wann hat ein Tierarzt oder gar eine Journalistin ein Recht auf einen Platz in Abdullahs Privatjet?“

„Sicher fand Seine Königliche Hoheit, Miss Fenton würde den besonderen Komfort zu schätzen wissen, nachdem sie so krank war. Anscheinend ist er ein großer Bewunderer …“ Hassan machte eine wegwerfende Geste, doch Partridge ließ sich nicht beirren. „Und da Sie sowieso nach Hause fliegen wollten …“

„Ich habe von dem Flug erst erfahren, als ich die Botschaft angewiesen habe, meine Heimreise vorzubereiten. Wir wissen beide, dass Abdullah sich meinetwegen nicht gerade ein Bein ausreißen würde. Und was den Umstand betrifft, dass er seinen fliegenden Palast zur Verfügung gestellt hat …“

„Ich vermute, Seine Königliche Hoheit weiß, wie Sie über seine Verschwendungssucht denken.“

„Sicher. Aber selbst die Königin von England benutzt heutzutage Linienflugzeuge.“

„Von der Königin von England erwartet Seine Königliche Hoheit auch nicht, dass sie möglichst schmeichelhaft für eins der führenden internationalen Nachrichtenmagazine über ihn berichtet.“

Ganz so naiv war der junge Mann also doch nicht. „Danke, Partridge.“ Hassan gefiel der ungewohnte Anflug von Humor bei seinem Berater. „Ich wusste, dass Sie zur Sache kommen würden.“

Leider war diese „Sache“ keineswegs komisch. Im Rahmen der Imagekampagne für den Regenten würde man Rose Fenton zweifellos umwerben und feiern, während Faisal, der junge Emir, zu Abdullahs Freude in den Vereinigten Staaten Betriebswirtschaft studierte und nicht besonders erpicht darauf zu sein schien, nach Hause zu kommen. Er, Hassan, war überstürzt zurückgekehrt, nachdem ihm das Gerücht zu Ohren gekommen war, dass Abdullah im Begriff wäre, die Regentschaft auf Dauer zu übernehmen.

„Weiß Miss Fenton, was man von ihr erwartet?“, fragte Hassan.

„Das glaube ich nicht.“

Doch er, Hassan, sah das anders. „Und was ist mit ihrem Bruder? Haben Sie ihn schon kennengelernt?“

„Im Sportklub“, erwiderte Partridge. „Tim Fenton ist sehr gesellig. Er hat um Urlaub gebeten, als seine Schwester krank wurde, und ehe er wusste, wie ihm geschah, hatte seine Hoheit ihr eine persönliche Einladung übermitteln lassen, sich in Ras al Hajar zu erholen.“

„Und wenn mein Cousin sich etwas in den Kopf gesetzt hat, sollte man sich dem lieber nicht widersetzen.“ Warum hätte Rose Fenton die Einladung auch ablehnen sollen? Abdullah ließ ausländische Journalisten kaum je nach Ras al Hajar einreisen. Da hatte Rose Fenton sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen.

„Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen, Sir. Miss Fenton steht im Ruf einer unbestechlichen Berichterstatterin. Wenn Ihr Cousin auf schmeichelhafte Publicity aus ist, hat er sich die falsche Frau ausgesucht.“

„Mag sein. Sagen Sie mal, gefällt Tim Fenton seine Arbeit hier?“

Partridges Schweigen sagte alles. Rose Fenton gegenüber brauchte man auch nicht so deutlich zu werden. Dafür war sie viel zu klug. Und Abdullah würde es ihr leicht machen. Er würde ihr zeigen, was er alles für sein Land tat. Und um es zu beweisen, würde er sie in seiner klimatisierten Luxuslimousine herumchauffieren und die Tempel des Fortschritts vorführen lassen – von der ultramodernen Klinik bis zu den bahnbrechenden Sportanlagen und der neu eröffneten Einkaufspassage aus Stahl und Glas.

Abdullah würde Rose Fenton ständig auf Trab halten, damit sie keine Zeit fand, sich nach Dingen umzusehen, die ihr nicht gefallen könnten, selbst wenn sie es vorhatte. Schließlich wäre ein persönliches Interview mit dem medienscheuen Regenten für jeden Journalisten ein echter Knüller.

Er, Hassan, war längst nicht so gut auf Journalisten zu sprechen wie sein Berater, auch dann nicht, wenn sie so angesehen waren wie die schöne Rose Fenton.

Prompt wechselte Hassan die Taktik. „Sagen Sie mal, Partridge, Sie sind doch so gut unterrichtet. Was hat mein Cousin vor, um der Lady während ihres Aufenthalts hier etwas Besonderes zu bieten? Ich nehme jedenfalls an, dass er ihr etwas bieten möchte.“ Die Vorstellung war abstoßend, aber er wusste, dass es vor allem Rose Fentons hübsches Gesicht und ihr feuerrotes Haar waren, die seinen Cousin interessierten, und weniger ihre Fähigkeiten als Journalistin. Partridges Gesichtsausdruck verriet dann auch, welche Wirkung Miss Fenton auf empfängliche Männer ausübte. „Nun?“

„Es ist ein vielseitiges Programm vorgesehen“, bestätigte der Berater seine Vermutungen. „Eine Dhaufahrt an der Küste entlang, ein Fest in der Wüste, eine Stadtrundfahrt …“

„Er will für sie also den roten Teppich mit allem Drumherum ausrollen lassen. Sonst noch etwas?“

„Na ja, da ist natürlich noch die Cocktailparty in der Britischen Botschaft …“ Partridge zögerte.

„Liege ich richtig, wenn ich vermute, dass Sie sich das Beste bis zum Schluss aufheben?“

„Seine Hoheit gibt ihr zu Ehren einen Empfang im Palast.“

„Also wie bei einem Staatsbesuch.“ Hassan sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Finden Sie nicht, dass das für eine Frau, die sich von einer Lungenentzündung erholt, ein ziemlich anstrengendes Programm ist?“

„Sie war wirklich krank, Euer Exzellenz. Bei einer Reportage irgendwo in Osteuropa ist sie buchstäblich vor laufender Kamera zusammengebrochen. Ich habe es selbst gesehen. Sie sank nach vorn … Im ersten Moment dachte ich, ein Scharfschütze hätte sie erwischt. Wie sah sie denn aus?“, fragte Partridge neugierig. „Sie haben sie doch an Bord der Maschine erlebt.“

„Nur kurz. Sie sah aus …“ Hassan verstummte und dachte darüber nach. Rose Fenton hatte etwas angegriffen gewirkt. Ihr Gesicht war etwas schmaler gewesen als beim letzten Mal, als er sie bei einer Satellitenübertragung gesehen hatte. Vielleicht war das der Grund, warum ihm ihre dunklen Augen so unnatürlich groß erschienen waren.

Wegen des kalten Wetters in England hatte sie in der Maschine einen roten Pullover getragen, dessen Farbe eigentlich nicht zu ihrem roten Haar passte, ihr jedoch seltsamerweise einen besonderen Reiz verliehen hatte …

Rose Fenton hatte von ihrem Buch aufgesehen und war seinem Blick begegnet. In ihren Augen hatte ein offener, zuversichtlicher Ausdruck gelegen, der jedoch keineswegs kokett wirkte. Er besagte vielmehr, dass sie sich über Gesellschaft freuen würde, weil die Zeit so schneller verflog.

Inzwischen musste Hassan sich eingestehen, dass er versucht gewesen war, sich zu ihr zu setzen, denn er wollte gern wissen, wieso sie im Privatjet seines Cousins mitflog. Und natürlich bereitete es ihm auch Vergnügen, die Reise in Gesellschaft einer schönen Frau zu verbringen …

Einen Augenblick lang war er drauf und dran, den Steward zu rufen, um sie nach vorn einzuladen. Doch dann siegte die Vernunft. Es war nicht gut, sich mit Journalisten abzugeben. Man wusste schließlich nie, was sie hinterher über einen schreiben würden. Zu spät hatte er gelernt, dass man schnell in Verruf geraten konnte, erst recht wenn eine Situation einer hochrangigen Person gelegen kam.

Und sobald die Maschine ausgerollt war, würde Abdullah zweifellos erfahren, dass sie sich unterhalten hatten. Hassan rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. Mit Rose Fenton gesehen zu werden würde ihm in Palastkreisen nicht guttun.

Er hatte es für besser gehalten, sie weiter ihrem Buch zu überlassen. Romane waren sehr viel weniger gefährlich als die Wirklichkeit …

Hassan wurde bewusst, dass Partridge immer noch auf eine Antwort wartete. „Sie sah nicht schlecht aus“, erklärte er unwirsch.

Rose Fenton blieb stehen, um Atem zu holen, als sie aus der kühlen Ankunftshalle des Flughafens in die Mittagshitze von Ras al Hajar hinaustrat.

Obwohl in den Londoner Parks schon die Narzissen blühten, war der Frühling dort noch nicht richtig eingezogen. Ihrer ungewohnt besorgten Mutter zuliebe hatte sie warme Unterwäsche und einen dicken Pullover angezogen.

„Ist alles in Ordnung, Rose? Du musst von der Reise müde sein.“

„Keine Sorge, Tim.“ Ihr Bruder klang bereits wie ihre Mutter, und Rose war es nicht gewohnt, umsorgt zu werden. Es erinnerte sie daran, wie krank sie gewesen war. Sie zog ihren Pullover aus. „Ich bin nicht krank, mir ist nur heiß“, versicherte sie gereizt. Es ging ihr gegen den Strich, dass sie sich immer noch nicht ganz so fit fühlte, wie sie alle glauben machen wollte. Die offensichtliche Besorgnis ihres Bruders ließ sie jedoch wieder einlenken. „Bitte entschuldige, Tim. Ich reagiere einfach nur so heftig, weil Mum mich seit einem Monat behandelt, als könnte ich jeden Moment an Schwindsucht sterben.“ Verschwörerisch lächelnd hakte Rose sich bei ihrem Bruder unter. „Dabei hatte ich gedacht, ich wäre endlich eigenständig.“

„Na ja, ich muss zugeben, dass du gar nicht so schlimm aussiehst, wie ich nach ihrem Gehabe gedacht hatte“, schlug Tim den üblichen neckenden Ton an. „Dabei hatte ich schon überlegt, ob ich für deinen Besuch einen Rollstuhl mieten soll.“

„Das wird bestimmt nicht nötig sein.“

„Also nur einen Krückstock?“

„Nur wenn ich dich damit verprügeln soll.“

„Dir geht’s also tatsächlich besser“, stellte Tim vergnügt fest.

„Mir blieben nur zwei Möglichkeiten: schnell wieder gesund zu werden oder vor Langeweile zu sterben. Mum ließ mich bestenfalls alte Zeitschriften lesen“, berichtete Rose, während ihr Bruder sie zu seinem staubigen, drei Jahre alten grünen Rangerover führte. „Und als sie merkte, dass ich mir die Nachrichten ansah, drohte sie mir damit, mir den Fernseher wegzunehmen.“

„Du übertreibst, Rose.“

„Aber nein!“ Dann gab sie zu: „Na ja, vielleicht ein bisschen.“ Sie lächelte. „Aber ich bin wirklich nicht müde. Der Privatjet eines Emirs unterscheidet sich von einem Touristenflieger etwa so wie ein Fahrrad von einem Rolls-Royce.“ Schalkhaft setzte sie hinzu: „Diese Art zu fliegen lernen gewöhnliche Sterbliche gar nicht kennen, Tim.“ Sie atmete die warme Wüstenluft tief ein. „Das ist es, was ich brauche. Lass mich erst mal aus der Thermounterwäsche steigen, dann bin ich nicht mehr aufzuhalten.“

„Da muss ich dich warnen, Schwesterherz. Man hat mir strengstens befohlen, darauf zu achten, dass du dich körperlich nicht überanstrengst.“

„Spielverderber. Dabei hatte ich erwartet, von einem Wüstenprinzen auf einem feurigen schwarzen Hengst entführt zu werden“, erwiderte Rose im gleichen Ton. Als ihr Bruder von der Idee gar nicht begeistert zu sein schien, drückte sie beruhigend seinen Arm. „War doch nur ein Scherz. Gordon hat mir als Bordlektüre ein Exemplar von Der Scheich mitgegeben.“ Ihr Nachrichtenredakteur besaß einen merkwürdigen Humor. Oder vielleicht war es nur ein Vorwand gewesen, um ihr unter dem wachsamen Blick ihrer Mutter die Plastiktüte mit dem Aufdruck des Buchladens in die Hand zu drücken, in der sich das Informationsmaterial befand, das Gordon über die politische Situation in Ras al Hajar zusammengestellt hatte. Rose klopfte auf die Tasche, die sie über der Schulter trug. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine Anregung oder Warnung sein soll.“

„Willst du damit sagen, du hast es tatsächlich gelesen?“

„Es ist ein klassischer Frauenroman“, bemerkte sie trocken.

„Da kann ich nur hoffen, dass du ihn als Warnung verstehst. Ich habe meine Anweisungen von Ma, und glaub mir, Reiten jeder Art ist gestrichen. Du darfst am Pool im Schatten liegen und vormittags etwas Seichtes lesen, aber nur, wenn du versprichst, nicht ins Wasser zu gehen …“

„Das geht jetzt schon seit Wochen so, Tim. Ich verspreche überhaupt nichts.“

„Nur wenn du versprichst, nicht ins Wasser zu gehen“, wiederholte ihr Bruder gespielt streng, „und am Nachmittag ein Nickerchen machst.“ Sanfter setzte er hinzu: „Du hast uns allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du. Mitten in den Abendnachrichten zusammenzubrechen …“

„Das war sehr unprofessionell“, gab Rose zu. „Man erwartet von mir, dass ich Nachrichten bringe, und nicht, dass ich welche mache …“ Sie verstummte und blickte interessiert der langen schwarzen Limousine mit den dunklen Fenstern nach, die den Flughafen verließ.

Ihr war klar, dass der Privatjet des Emirs, in dem sie auf Ersuchen ihres Bruders hatte mitreisen dürfen, wegen des Mannes geflogen war, der in der Limousine saß. Er trug einen eleganten dunklen Anzug und ein dezent gestreiftes Hemd mit einer Seidenkrawatte und hätte der Vorstandsvorsitzende eines großen Konzerns sein können, der in letzter Minute an Bord gekommen war. Aber das war er nicht.

Ihre Blicke waren sich begegnet, und sie hatten sich in Sekundenschnelle erkannt, ehe die Stewardess die Kabinentür schnell geschlossen hatte.

Schade, dachte Rose. Prinz Hassan al Rashid gehörte zu den Leuten, die sie unbedingt kennenlernen musste. In dem Stapel von Fotos, die sie gesehen hatte, war sein markantes Gesicht mit den durchdringenden grauen Augen das Einzige gewesen, das sie hatte aufmerken lassen. Wenn sie auf eine Romanze mit einem Scheich auf einem rassigen Araberhengst aus gewesen wäre, hätte dieser Mann genau ihrer Vorstellung entsprochen.

Nachdem er die Maschine betreten hatte, war Prinz Hassan kurz stehen geblieben, ehe die Tür hinter ihm geschlossen worden war, und hatte sie mit seinen grauen Augen auf eine Weise angesehen, die ihr durch und durch ging. In diesem Augenblick hatte sie sich unendlich weiblich und verletzlich gefühlt, was zu einer achtundzwanzigjährigen Journalistin mit ihrer Berufs- und Lebenserfahrung überhaupt nicht passte.

Doch sie, Rose, merkte es, wenn ein Mann ihr gefährlich werden konnte. Sein Foto war der Wirklichkeit nicht annähernd gerecht geworden.

Was für einen Eindruck sie auf ihn gemacht hatte, wenn überhaupt, war schwer zu sagen. In den wenigen Sekunden, ehe Prinz Hassan hinter der Tür verschwunden war, hatte sein Gesichtsausdruck nichts verraten.

Es war wie ein Vorgeschmack auf das Rollenspiel zwischen Frau und Mann im Orient gewesen, und Rose fühlte sich unbehaglich. Obwohl man sie während des ganzen Flugs wie eine Prinzessin behandelt hatte, wusste sie, dass Prinz Hassan ihr sehr viel mehr Respekt erwiesen hatte, indem er ihre Anwesenheit nicht zur Kenntnis genommen hatte, als wenn er sich zu ihr gesetzt hätte. Als Journalistin jedoch war sie natürlich enttäuscht.

Außerdem passte diese Respektsbekundung eigentlich nicht zu seinem Ruf als Playboy. Er würde den Reichtum, der ihm aus den Ölquellen des Landes zufloss, großzügig für den Schmuck schöner Frauen und an den exklusivsten Spieltischen der Welt ausgeben, hieß es.

Zu Hause allerdings, in Ras al Hajar, beugte er sich anscheinend den Traditionen. Als er vor ihr ausgestiegen und auf der Rollbahn von den Würdenträgern des Landes begrüßt worden war, hatte er die Gewandung eines Wüstenprinzen getragen.

Der leichte Kamelhaarumhang, den Prinz Hassan über seine schwarzen Gewänder geworfen hatte, und die schwarze Keffiyeh, die von einem schlichten Strick aus Kamelhaar gehalten wurde, hatten im Wind geflattert. Sie hatte gespürt, wie ungeduldig der Prinz die zeremoniellen Ehrungen über sich ergehen ließ, während die Männer nacheinander vorgetreten waren, um seine Hand zu ergreifen und sich tief darüber zu verneigen.

Tim war nicht entgangen, dass Rose der Limousine gebannt nachsah, deren dunkle Fenster das Licht der Morgensonne widerspiegelten.

„Prinz Hassan“, sagte er leise.

„Prinz wer?“ Rose stellte sich unwissend. Sie hatte längst gelernt, dass die Leute ihr dann mehr verrieten.

Doch Tim tat ihr nicht den Gefallen, mit Klatsch aufzuwarten, wie sie gehofft hatte. „Niemand, der dich interessieren müsste, Schwesterherz. Das ist nur der Playboy des Landes.“

„So? Nach dem unterwürfigen Gehabe zu urteilen, das sie um ihn gemacht haben, als er aus der Maschine stieg, hätte ich eher gedacht, er müsste der nächste Thronanwärter sein.“

„Er ist kein Anwärter auf irgendetwas.“ Er zuckte die Schultern. „Hassan wird das ganze Gehabe, wie du es nennst, nur zuteil, weil sein Vater eine Kugel abgefangen hat, die für den alten Emir bestimmt war. Genau gesagt, mehrere Kugeln.“

„Tatsächlich?“ Stell dich dumm, Rosie. Der alte Trick. „Er wurde angeschossen?“

Tim tat ihr den Gefallen und stillte ihre Neugier. „Ja, er wurde angeschossen. Als Belohnung für eine Kugel in der Schulter und ein zerschmettertes Bein erhielt er die Lieblingstochter des alten Emirs zur Frau und viele Vergünstigungen. Leider konnte er das schöne Leben nicht lange genießen.“

„Er hat den Anschlag nicht überlebt?“

„Von dem hat er sich ziemlich schnell erholt. Aber er kam wenige Monate nach der Hochzeit bei einem Autounfall ums Leben.“

„Wie schrecklich!“ Rose konnte ihre Zweifel nicht unterdrücken. „War es wirklich ein Unfall?“

Ihr Bruder lächelte wissend. „Du begreifst schnell.“ Er zuckte die Schultern. „Da kann ich genau wie du nur Vermutungen anstellen.“

„Na ja, jedenfalls hat er lange genug gelebt, um einen Sohn zu zeugen“, bemerkte sie. „Ein bedeutender Schritt in Richtung Unsterblichkeit.“

„Rose“, mahnte Tim sanft.

„Hm.“ Geistesabwesend blickte sie immer noch der Limousine nach, die das Flughafengelände schnell hinter sich ließ.

Natürlich gehörte es zu ihren Aufgaben, sich für jeden zu interessieren, der dem Thron so nahe war, selbst wenn er ihn nicht besteigen konnte. Aber da war noch etwas, das sie auf den Mann mit den ungewöhnlichen grauen Augen neugierig machte.

Sie hatte schon viele Männer mit solchen Augen kennengelernt, die andere mit einem einzigen Blick beherrschen konnten. Es war nicht die Farbe, die es bewirkte, sondern die Stärke und Überzeugungskraft, die in ihnen lag. Die Augen dieses Mannes gehörten keinem Playboy. Doch vielleicht spielte er diese Rolle nur. Der Gedanke ließ sie erschauern.

Ihr wurde bewusst, dass Tim ihr immer noch geduldig die Tür aufhielt, und sie lächelte. „Ich mag nun mal Geschichten über menschliche Hintergründe. Erzähl mir von diesem Hassan al Rashid. Sein Vater muss noch vor seiner Geburt gestorben sein.“

„Ja, das stimmt. Vielleicht hat der alte Emir Hassan deshalb vorgezogen.“ Er blickte zu der Limousine zurück, die in Richtung Wüste fuhr. „Zu viel Geld, zu wenig zu tun. Das konnte nicht gut gehen.“

„Wieso?“

Tim zuckte die Schultern. „Frauen, Spielkasinos … Aber was hätte man auch anderes erwarten können? Ein Mensch muss eine Aufgabe haben, und trotz seines Titels ist Hassan al Rashid wirksam von der Palastpolitik ausgeschlossen.“

„So? Und warum?“ Die Frage war Rose herausgerutscht, und ihrem Bruder wurde bewusst, dass sie ihn auszuhorchen versuchte.

„Lassen wir das, Rose“, wechselte er entschlossen das Thema. „Du bist hier, um dich auszuruhen und gesund zu werden, und nicht, um einer Story nachzuspüren, die es gar nicht gibt.“

„Wenn du mir nicht verrätst, warum dieser Hassan al Rashid sich politisch nicht betätigen kann, wird die Sache mir nicht aus dem Kopf gehen, ob ich will oder nicht“, gab sie zu bedenken, während er ihr in den klimatisierten Geländewagen half.

„Schlag sie dir trotzdem aus dem Kopf“, riet er. „In diesem Staat herrscht keine Demokratie, und schnüffelnde Journalisten sind hier nicht willkommen.“

„Ich bin keine Schnüfflerin.“ Rose lächelte schalkhaft. „Es interessiert mich nur.“ Prinz Hassan interessierte sie sogar sehr. Männer mit solchen Augen vergeudeten keine Zeit mit Spielchen …

„Mir kannst du nichts vormachen. Du bist als Prinz Abdullahs Gast hier, Rosie. Wenn du dich nicht an die Spielregeln hältst, sitzt du im Handumdrehen in der nächsten Maschine nach Hause. Und ich auch. Also vergiss es. Bitte.“

Ihr Bruder hatte sie seit Jahren nicht mehr Rosie genannt. Offenbar wollte er sie daran erinnern, dass sie trotz ihrer Erfolge und ihrer Berühmtheit als Journalistin immer seine kleine Schwester blieb. Und dass dies sein Revier war. Also tat sie die Sache schulterzuckend ab und beließ es dabei. Außerdem glaubte sie, die Antwort auf ihre Frage zu kennen. Hassans Vater mochte ein Held gewesen sein, aber er war letztlich ein Ausländer gewesen, ein Schotte, den es in die Wüste gezogen hatte. Sie besaß Zeitungsausschnitte, die es bewiesen.

Doch das brauchte Tim nicht zu wissen. „Tut mir leid. Das ist bei mir wohl die Macht der Gewohnheit, wenn ich mich langweile.“

„Dann müssen wir dafür sorgen, dass du dich nicht langweilst. Ich habe eine kleine Party organisiert, um dich mit einigen Leuten bekannt zu machen. Und Prinz Abdullah hat keine Mühe gescheut, damit du dich amüsierst.“

Rose ließ sich von Tim berichten, welche Partys, Empfänge und andere Ereignisse ihr bevorstanden, und verfolgte das Thema nicht weiter, das sie am meisten interessierte. Immerhin würde sie auf diesen Partys und Empfängen den neusten Klatsch zu hören bekommen und, wenn sie Glück hatte, auch den Playboy des Landes treffen.

„Ein Empfang im Palast?“, fragte sie vorsichtig.

„Nur wenn du dich dem gewachsen fühlst.“ Tim sah sie von der Seite an und verzog das Gesicht. „Ich sollte dich aber warnen, dass Abdullah dich nicht ganz uneigennützig in seiner Privatmaschine hat mitfliegen lassen. Sicher wird er auf charmante Weise versuchen, dich zu veranlassen, für ihn schmeichelhafte Interviews und Berichte zu bringen.“

„Da wird er kein Glück haben.“ Im Stillen strich sie das Interview mit Abdullah, das auf ihrer Prioritätenliste für Ras al Hajar an zweiter Stelle stand. Eigentlich schade. Doch so würde sie mehr Zeit haben, sich mit Prinz Hassan zu beschäftigen. „Ich bin schließlich hier, um auszuspannen.“

„Seit wann rangiert bei dir die Entspannung vor der Arbeit, Schwesterherz? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du dir eine Gelegenheit zu einem Exklusivinterview mit dem Herrscher eines strategisch wichtigen Ölstaats entgehen lässt, ganz gleich, wie krank du bist.“

„Mit dem Regenten“, verbesserte Rose ihren Bruder, ohne ihm zu widersprechen. „Müsste der junge Emir nicht bald aus Amerika zurückkehren? Oder könnte es sein, das Prinz Abdullah jetzt, nachdem er einen Vorgeschmack auf das Leben an der Spitze bekommen hat, keine rechte Lust mehr hat, das Zepter wieder abzugeben? Ich meine, wenn man mal König war, kommt alles andere nur noch einem Abstieg gleich, findest du nicht?“ Er runzelte die Stirn, und seine Miene wirkte plötzlich besorgt. Beruhigend legte Rose ihm die Hand auf den Arm und lächelte. „Ich werde mich damit begnügen, faul am Pool zu liegen und meine Nase höchstens mal in ein Buch zu stecken, in Ordnung?“

Ihr Bruder nickte ernst. „Das wäre sicher das Beste. Ich werde Seiner Hoheit sagen, dass du noch zu schwach für Partys bist.“

„Tu das ja nicht! Sag ihm … Sag ihm, ich sei noch zu schwach zum Arbeiten.“

Hassan war immer noch tief in Gedanken versunken, als sein Wagen hielt. „Sie müssen in die Staaten fliegen, Partridge. Es wird Zeit, dass Faisal nach Hause kommt.“

„Aber Euer Exzellenz …“

„Ich weiß, ich weiß.“ Hassan machte eine ungeduldige Handbewegung. „Er genießt seine Freiheit und will nicht zurückkommen, aber jetzt kann er es nicht mehr länger aufschieben.“

„Von Ihnen würde er es besser aufnehmen, Sir.“

„Mag sein. Der Umstand, dass ich das Land auf keinen Fall verlassen kann, wird ihm allerdings den Ernst der Lage klarmachen und ihn überzeugen, dass er schleunigst zurückkommen muss.“

„Und was soll ich ihm sagen?“

„Sagen Sie ihm … wenn er sein Land behalten will, ist es für ihn allerhöchste Zeit, nach Hause zurückzukehren, ehe Abdullah es ihm abnimmt. Deutlicher kann ich mich nicht ausdrücken.“

Hassan stieg aus der Limousine und ging über die Steinplatten des Hofs auf die großen geschnitzten Tore des Küstenwachturms zu, in dem er wohnte.

„Und Miss Fenton?“, fragte Partridge, der ihm langsam folgte, weil er sich auf seinen Gehstock stützen musste.

Hassan blieb am Eingang zu seinem Privatapartment stehen. „Überlassen Sie Miss Fenton mir“, erklärte er scharf.

Partridge wurde blass und ging rasch um Hassan herum, sodass dieser stehen bleiben musste. „Sir, Sie werden doch nicht vergessen, dass sie krank war …“

„Ich vergesse nicht, dass sie Journalistin ist.“ Seine Miene verfinsterte sich, als Hassan das besorgte Gesicht seines Beraters sah. Die glückliche Rose Fenton. Sie wurde von einem unermesslich reichen, mächtigen alten Mann gebraucht, weil sie ihn in ein gutes Licht rücken konnte. Wie viele Frauen konnten ihren Urlaub mit so einem Vorteil verbinden?

„Und was wollen Sie tun, Sir?“

„Tun?“ Er, Hassan, war es nicht gewohnt, gefragt zu werden, was er vorhatte.

Partridge mochte beunruhigt sein, feige war er nicht. „Was Miss Fenton betrifft.“

Hassan lächelte zynisch. „Was glauben Sie, was ich tun werde, Mann?“ Plötzlich sah er das Buch vor sich, das sie gelesen hatte. „Sie wie ein Bandit aus der guten alten Zeit in die Wüste entführen?“

Nun wurde Partridge verlegen. „N… nein.“

„Sie scheinen sich da nicht sehr sicher zu sein“, bemerkte Hassan. „Mein Großvater hätte es bestimmt getan.“

„Ihr Großvater lebte zu einer anderen Zeit, Sir“, gab Partridge zu bedenken. „Ich sollte jetzt wohl packen gehen.“

Finster blickte Hassan dem jungen Mann nach. Eine halbe Stunde später reichte er Partridge den Brief, den er an seinen jüngeren Halbbruder geschrieben hatte, und begleitete ihn zum Jeep, der ihn zur Anlegestelle bringen sollte. Im Hof drängten sich Reiter mit Falken an den Handgelenken, in ihrem Gefolge hochbeinige Salukis mit seidigem Fell.

Partridge kniff die Augen zusammen. „Sie gehen jagen, Sir? Jetzt?“

„Ich muss erst mal die stickige Londoner Luft loswerden und wieder gute, saubere Wüstenluft in die Lungen bekommen.“ Falls Abdullah heimlich einen Staatsstreich plante, war es besser, sich ins Wüstenlager zurückzuziehen, wo seine Anwesenheit weniger auffallen würde. „Ich rufe Sie morgen an.“

„So, da sind wir.“

„Einfach traumhaft, Tim.“ Die Villa lag außerhalb der Stadt auf einem Hang in der Nähe der königlichen Stallungen und bot einen herrlichen Ausblick über die zerklüftete Küste. Tim war als Chefveterinär für sämtliche tierärztlichen Dienste des Landes verantwortlich, doch seine Hauptaufgabe bestand in der Betreuung der Pferde des Regenten. Unterhalb der Villa befand sich ein Palmenhain, und im Garten schwirrten bunte Vögel zwischen blühenden Oleanderbüschen umher. „Ich war auf Wüste, Sand und Dünen gefasst …“

Während sie sich der Villa näherten, wurde das Eingangsportal geöffnet. Tims Angestellter verbeugte sich ehrerbietig vor Rose, als sie die Halle betrat.

„Rose, das ist Khalil. Er kocht und räumt auf und kümmert sich um alles im Haus, damit ich ungestört arbeiten kann.“

Scheu erwiderte der junge Mann Roses Lächeln.

„Meine Güte, Tim“, sagte sie, nachdem sie alles bewundert hatte, von den kostbaren Teppichen auf den blank polierten Hartholzböden bis zu dem kleinen Swimmingpool im von Mauern umgebenen Garten unterhalb der Terrassentüren. „Ein wahrlich kometenhafter Aufstieg von deinem heruntergekommenen kleinen Haus in Newmarket.“

„Wenn du das schon für Luxus hältst, warte nur, bis du die Stallungen siehst. Die Pferde haben einen viel größeren Swimmingpool als ich. Und ich leite ein supermodernes Krankenhaus und bekomme alles, was ich anfordere …“

„Schon gut, schon gut.“ Tims Begeisterung entlockte Rose ein Lächeln. „Später kannst du mich überall herumführen. Jetzt möchte ich erst mal duschen.“ Sie hob ihr Haar im Nacken leicht an. „Danach muss ich mir unbedingt etwas Leichteres anziehen.“

„Natürlich. Bitte entschuldige. Also mach dich frisch, und pack aus. Fühl dich hier wie zu Hause. Ruh dich aus, und iss etwas, Schwesterherz. Ich zeige dir jetzt erst mal dein Zimmer.“ Tim führte sie durch eine weitläufige Suite. „Du hast mehr als genug Zeit, dir alles anzusehen, Rosie.“

An der Tür blieb sie stehen und hielt unwillkürlich den Atem an. Es war jedoch nicht die Pracht ihres Zimmers, die Rose überraschte, sondern der Anblick der Körbe mit Rosen, die auf allen verfügbaren Abstellflächen standen. „Woher kommt dieses Rosenmeer?“

„Wo Rosen zu dieser Jahreszeit wachsen.“ Tim schien der übertriebene Aufwand peinlich zu sein. „Ich hätte gedacht, dass du an so etwas inzwischen gewöhnt bist. Lilien, Gänseblümchen oder Chrysanthemen schickt man nun mal nicht, oder?“

„Kaum“, musste sie zugeben. Sie suchte nach einer Karte, fand jedoch keine. „Aber normalerweise höchstens im Dutzend. Die Rosen hier scheint jemand gleich körbeweise in Auftrag gegeben zu haben.“

„Na ja, Prinz Abdullah hat sie heute Morgen schicken lassen, damit du dich hier wie zu Hause fühlen sollst.“

„Er scheint wohl zu glauben, dass ich in einem Blumenladen lebe.“

Er verzog das Gesicht. „Hier hat alles andere Dimensionen.“ Unruhig blickte er auf die Uhr. „Rose, darf ich dich eine Stunde oder so allein lassen? Da ist eine Stute, die bald fohlen müsste …“

Lachend winkte Rose ab. „Geh nur. Ich komm schon zurecht.“

„Wenn du meinst. Falls du mich brauchst …“

„Wiehere ich.“

Seine Züge entspannten sich, und er lächelte. „Also, ich bin sicher, dass es das Telefon hier auch tut.“

Nachdem ihr Bruder gegangen war, wandte sie sich wieder den makellosen cremefarbenen Rosen zu und widerstand der Versuchung, sie zu zählen. Nachdenklich strich sie mit der Daumenspitze über die samtigen Blüten einer halb geöffneten Rose. Die Blumen waren wunderschön, aber sie verströmten keinen Duft. Sie waren sterile künstliche Gebilde ohne wirkliche Bedeutung.

Ihre Gedanken schweiften zu Prinz Hassan al Rashid. Auch der Prinz war gewissermaßen ein Klischee. Doch seine grauen Augen ließen vermuten, dass sich hinter der Fassade etwas ganz anderes verbarg.

Prinz Abdullah mochte mit seinem Privatjet und den Rosen um ihre Mitarbeit werben, aber ihr Interesse galt Prinz Hassan.

2. KAPITEL

„Was soll das heißen, Sie können ihn nicht finden?“ Prinz Hassan zügelte seine Wut nur mühsam. „Seine Leibwächter bewachen ihn doch Tag und Nacht …“

„Er hat sie ausgetrickst.“ Über die Satellitenverbindung klang Partridges Stimme seltsam hohl. „Anscheinend ist da ein Mädchen im Spiel …“

Natürlich! Hassan verwünschte seinen Cousin. Und die Holzköpfe, die auf ihn aufpassen sollten.

Aber er war schließlich selbst einmal vierundzwanzig gewesen, obwohl es ihm vorkam, als würde es Jahrhunderte zurückliegen. Nur zu gut erinnerte er sich, wie es gewesen war, jeden Moment wachsamen Augen ausgesetzt zu sein. Und wie leicht es gewesen war, die Wachhunde abzuschütteln, wenn es da ein Mädchen gegeben hatte.

„Suchen Sie ihn, Partridge. Und bringen Sie ihn sofort nach Hause. Sagen Sie ihm …“ Was? Dass es ihm leidtat? Dass er Faisal verstand? Was würde er damit schon erreichen? „Sagen Sie ihm, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.“

„Ich werde alles Nötige tun, Euer Exzellenz.“

Hassan stand am Eingang seines Zelts, und Partridges Bericht beschäftigte ihn. Alles Nötige. Auch sein sterbender Großvater hatte ihm das an dem Tag gesagt, an dem er seinen jüngeren Enkel Faisal zu seinem Erben und seinen Neffen Abdullah zum Regenten ernannt hatte. Was immer für mein Land nötig ist. Das hatte eine Art Entschuldigung sein sollen, doch er, Hassan, war zutiefst verletzt und wütend gewesen. Er hatte sich übergangen gefühlt und die Entscheidung nicht verstehen wollen. Jung und unerfahren, wie er damals gewesen war, hatte er sich wie ein Dummkopf aufgeführt.

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