Jungfer Fürwitz - Else Ury - E-Book

Jungfer Fürwitz E-Book

Else Ury

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Beschreibung

Die kleine Ursel wird wegen ihrer vorwitzigen Art von allen nur Jungfer Fürwitz genannt. Als ihre Tante sie als Begleitung mit in die Berge nimmt, ist das Kind kaum zu bremsen. Rodeln, Skifahren und im Schnee herumtollen, ist alles, was sie will. Aber sie durfte nur mit, um ihrer Tante Gesellschaft zu leisten, was sie schnell vergisst. Doch nachdem sie ihre Tante über mehrere Stunden alleingelassen hat, fühlt sich Ursel das erste Mal schuldig. An Heiligabend gestattet ihr die Tante noch einen Spaziergang in der Nähe des Hotels zu machen, aber Ursel hat andere Pläne. Sie will auf den Berg. Doch als ein Schneesturm hereinbricht, bemerkt sie, dass sie sich verlaufen hat. Wird das kleine Mädchen noch rechtzeitig gefunden oder wird ihre vorwitzige Art ihr zum Verhängnis?-

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Seitenzahl: 44

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Else Ury

Jungfer Fürwitz

 

Saga

Jungfer Fürwitz

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1917, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726884579

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

»Puh – ihr macht ja alle so wichtige Gesichter, was gibt's denn bloß?« ein allerliebstes Mädchen von etwa dreizehn Jahren steckte den braunen Krauskopf zur Tür hinein. Die munteren Augen gingen neugierig vom Vater zur Mutter, und von der Mutter zur Tante.

»Willst du nicht erst Tante Marianne begrüßen, Jungfer Fürwitz?« meinte die Mutter mit leisem Vorwurf.

Das junge Mädchen errötete und holte das Versäumte schnell nach, war doch Tante Marianne die Lieblingstante sämtlicher Nichten und Neffen.

»Und das Wurm willst du nun mitnehmen!« Vater schüttelte seinen Kopf.

»Wie – wa–as?« Ursel blieb der frische, rote Mund halb offen vor Staunen und Aufregung.

»Tante Marianne will gern eine ihrer jungen Nichten zur Begleitung mit auf die Reise nehmen, um Gesellschaft und jugendliche Anregung zu haben«, begann die Mutter. Sie schien nicht recht erbaut von der Absicht ihrer Schwägerin.

»Himmlisch – famos – ach, ich will dich ja so anregen, Tante Marianne, Tag und Nacht –« beteuerte Ursel mit glühenden Backen.

»Nee, danke, danke vielmals – nachts brauche ich meine Ruhe«, lachte die Tante amüsiert über den Pflichteifer ihrer in Aussicht genommenen Reisebegleitern.

»Du bist uns noch zu jung und vor allem zu fürwitzig, Kind. Vater und ich, wir sind mehr dafür, daß die Tante Cousine Ella auffordert, das ist ein ruhiges, verständiges Mädel.«

»Ach, Ella – die ist doch so tranig, bei der hat Tante Marianne nicht mal am Tage Anregung«, es zuckte enttäuscht um den jungen Mund.

»Jungfer Fürwitz!« drohte der Vater.

»Wann reist du denn, Tante Marianne? Doch erst im Sommer, nicht? Bis dahin bin ich ja schon schrecklich alt, dreizehneinhalb, gar nicht mehr viel jünger als Ella!« Ursel führte ihre Sache so beredt wie ein Advokat.

»Die wird inzwischen doch auch älter«, Tante Marianne belustigte sich köstlich. »Aber es handelt sich um den Winter, Ursel, ich will diesmal eine Weihnachtsreise machen.«

»Hurra – – –« Ursel vollführte, trotzdem sie bald »schrecklich alt« war, einen stuhlhohen Luftsprung.

»Na, habe ich denn nun nicht recht, daß das Kücken noch zu unverständig ist, um ohne Vater und Mutter die Nase in die Welt hineinzustecken!« Vater betrachtete sein Mädel lächelnd.

»Tante Marianne ist ebensogut wie Vater und Mutter zusammen, Tante ist doch ganz furchtbar verständig, gleich für mich mit – bitte, bitte, erlaubt es doch!« Ursel sprang bettelnd vom Vater zur Mutter und von dort wieder zurück, unermüdlich wie ein Uhrpendel.

»Danke für die gute Meinung, will zusehen, daß ich sie auch rechtfertige«, lachte Tante Marianne trocken. »Aber ich weiß ja noch gar nicht, ob du auch wirklich Lust hast, Ursel, es geht nämlich in die Winterberge, nach Brückenberg, in des Herrn Rübezahls Reich!«

»Ach, Tante Marianne,« jetzt mußte sich die Tante eine ungestüme Umarmung gefallen lassen, »das ist ja ganz famos! Da rodelt man und läuft Schie – –«

»Sag' ich's nicht?« unterbrach sie die Mutter ganz bekümmert, »Jungfer Fürwitz denkt gleich zuerst an den halsbrecherischen Sport. Ist es da ein Wunder, wenn man sein einziges Kind nicht von sich lassen will, noch dazu, wo sie erst vor kurzem vom Scharlachfieber genesen ist?«

»Mütterchen, liebes Mütterchen, ich will ja auch ganz gewiß nicht rodeln und nicht Schie laufen und nicht den Hals brechen!« beteuerte Ursel gerührt.

»Versprich nicht zuviel – ich meine, was das Rodeln und Schielaufen anbetrifft«, mahnte die Tante lächelnd. Es wird dem Kinde gerade nach der überstandenen Krankheit gut tun«, beruhigte Tante Marianne das ängstliche Mutterherz. »Paß auf, wie frisch und rotwangig ich sie euch wieder heimbringe!«

»Gott geb's!« Ein tiefer Seufzer begleitete diese Worte der Mutter. Sie konnte sich nun mal mit dem Gedanken einer Winterreise nicht recht befreunden.

»Also mach dich zur nächsten Woche bereit, in acht Tagen gibt's Ferien, dann geht's los, die Erlaubnis von deinen Eltern hatte ich schon, bevor du kamst«, die Tante nickte ihrem Nichtchen aufmunternd zu.

»Du bist die aller – allerbeste Tante der Welt!« Ursel zerdrückte die arme Tante fast mit ihren Dankesbezeigungen.

»Und was wird aus deinem Lernen, Mädel?« wandte die Mutter noch einmal ein. »Du weißt, daß du von deiner Krankheit noch Versäumtes nachzuholen hast.«

»Ach Mütterchen, das kann ich doch auch in Brückenberg, und es sind doch Weihnachtsferien und – Himmel, da werde ich am Heiligabend ja gar nicht hier bei euch sein!«

»Ja, fehlen wird uns die Krabbe am Weihnachtsabend – aber noch kannst du zurück, Ursel«, neckte der Vater.

»Nein, nein, das ist ja gerade mein schönstes Weihnachtsgeschenk.« Die kleine Wolke war bereits vorübergezogen. Ursel lachte der Himmel wieder in ungetrübter Bläue.

»Mehr gibt's denn auch nicht, verstanden, wer nicht da ist, kriegt auch nichts geschenkt.« Aber das Töchterchen wußte, wie der Vater es meinte.

»Allenfalls noch die Ausrüstung von mir schon im voraus, ich besorge alles Notwendige für das Mädel, und gut wird es dem Blaßschnabel sicher tun.« Damit nahm Tante Marianne Abschied.