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Die kleine Ulrike trägt ihr Herz auf der Zunge und hat einen ganz schönen Dickkopf. Das führt immer wieder zu Auseinandersetzungen mit ihren Geschwistern, vor allem mit dem großen Bruder Erwin. Auch in der Schule bringt "Ullis" Trotzigkeit sie öfters in Schwierigkeiten – dabei ist das Mädchen doch eigentlich ein gutherziges Wesen! Das will Ulli allen beweisen; stellt jedoch schnell fest, dass ihr Temperament gar nicht so leicht in den Griff zu bekommen ist...-
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Seitenzahl: 19
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Else Ury
Saga
Jungfer Rührmichnichtan
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1914, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726884395
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
www.sagaegmont.com
Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
»Mama – Mutti – Mama–a–a–a–«
»Aber, Kinder, müßt ihr euch denn immer und ewig zanken, könnt ihr denn keinen Frieden halten? Es ist ja ganz –«
»Mama – uuuh – der Erwin läßt mich gar nicht arbeiten – uuuh – immerzu ziept er mich am Zopf – und – und ich schreibe doch gerade meinen deutschen Aufsatz ins reine – sieh nur – uuh –« Schluchzend wies Ulli auf die düsteren, schlangenartigen Linien, seltsamen Krähenfüße und niedlichen Kleckschen, welche die saubere Reinschrift einer geographischen Landkarte ähnlich machten.
»Aber, Erwin!« Die Mutter wandte sich mit erzürnter Miene dem übermütigen Tertianer zu.
»So 'ne Heulrike!« sagte Erwin verächtlich, »du kennst doch die Jungfer Rührmichnichtan, Mutter – ganz freundlich habe ich sie um das große französische Lexikon, das ihr Onkel Theodor zu Weihnachten geschenkt hat, gebeten, da wurde sie gleich garstig und patzig. ›Laß mich in Ruh‹ – ich hab' jetzt keine Zeit, und nachher brauch' ich's selbst, so fuhr sie mich an; na, da mußte ich sie doch zur Strafe natürlich ein wenig ärgern. Und aus Wut darüber hat sie die mit Tinte gefüllte Feder auf ihre Reinschrift geworfen –«
»Petze,« unterbrach Ulli empört den Bruder, »pfui – – –«
»Jetzt bitte ich mir aber Ruhe aus,« rief die Mutter. »Hier, Erwin, ist das Lexikon, und nun marsch an deine Arbeit, und du, Ulli – Kind, was soll bloß daraus werden, wann wirst du endlich lernen, freundlich und gefällig zu sein, und nicht immer gleich häßlich und schroff.« Die Mutter schaute ganz bekümmert drein.
»Ja – natürlich – ich habe wieder alle Schuld – immer ich –« schluchzte Ulli gekränkt, das Taschentuch gegen das tränenüberströmte Gesicht pressend. Und eins – zwei – drei – war sie an der Mutter vorüber zur Tür hinaus.