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In einer Welt, die von wirtschaftlichem Zusammenbruch und einer verheerenden Pandemie gezeichnet ist, kämpft die Menschheit um ein neues gesellschaftliches Zusammenleben. Inmitten des Chaos arbeitet Michael, ein einfacher Softwareentwickler, an einem bahnbrechenden Projekt: K.A.I., ein künstliches Wesen in Wolfsgestalt, ausgestattet mit einer eigenen Künstlichen Intelligenz. Michaels Vision ist es, K.A.I. als loyalen Begleiter und Helfer für Menschen in allen Lebenslagen zu erschaffen. Doch als das Projekt kurz vor dem Abschluss steht, erhält Michael eine mysteriöse Warnung. Dunkle Mächte planen, K.A.I. für ihre eigenen, finsteren Zwecke zu missbrauchen. Michael steht vor einer folgenschweren Entscheidung: Soll er sein Lebenswerk opfern, um die Menschheit vor einer noch größeren Katastrophe zu bewahren? In einem Wettlauf gegen die Zeit kämpft Michael darum, K.A.I. zu retten und gleichzeitig die Welt vor dem drohenden Untergang zu schützen. Dabei muss er sich nicht nur mit technischen Herausforderungen auseinandersetzen, sondern auch mit moralischen Fragen und der Ungewissheit, wem er in dieser neuen Weltordnung noch vertrauen kann. "K.ünstliches A.nimiertes I.ndividuum - Band 1: Ein Leben beginnt" ist ein fesselnder Science-Fiction-Thriller, der den Leser in eine Zukunft entführt, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen. Die Geschichte wirft wichtige Fragen über Ethik, Verantwortung und den wahren Wert von Freundschaft auf. Mitreißend erzählt und voller unerwarteter Wendungen, wird dieser Roman Sie bis zur letzten Seite in Atem halten.
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Seitenzahl: 167
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Michael Brandt
K.ünstlichesA.nimiertesI.ndividuum
Band 1 - Ein Leben beginnt
Informationen zur Buchreihe unter https://brandtwolf.comFilme zum Buch unter https://www.youtube.com/@brandt-wolf
Texte: © Copyright by Michael BrandtUmschlaggestaltung: © Copyright by Michael Brandt
Verlag:Michael BrandtRichard-Wagner-Str. 2244651 [email protected]
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Ein Science Fiction Thriller
Inhaltsverzeichnis
Über dieses Buch
Ein fast ganz normaler Tag
Unerwartete Überraschung
Das Projekt K.A.I.
Die Warnung vom dunklen Mann
Ein Fehler in der K.I.
Ende der Phase 1
Der erste Kontakt
Der lange Heimweg
Ende der Phase 2
Kampf ums Überleben
Entscheidende Wendung
Ein Leben beginnt
In einer Welt, die von wirtschaftlichem Zusammenbruch und einer verheerenden Pandemie gezeichnet ist, kämpft die Menschheit um ein neues gesellschaftliches Zusammenleben. Inmitten des Chaos arbeitet Michael, ein einfacher Softwareentwickler, an einem bahnbrechenden Projekt: K.A.I., ein künstliches Wesen in Wolfsgestalt, ausgestattet mit einer eigenen Künstlichen Intelligenz. Michaels Vision ist es, KAI als loyalen Begleiter und Helfer für Menschen in allen Lebenslagen zu erschaffen.
Doch als das Projekt kurz vor dem Abschluss steht, erhält Michael eine mysteriöse Warnung. Dunkle Mächte planen, KAI für ihre eigenen, finsteren Zwecke zu missbrauchen. Michael steht vor einer folgenschweren Entscheidung: Soll er sein Lebenswerk opfern, um die Menschheit vor einer noch größeren Katastrophe zu bewahren?
In einem Wettlauf gegen die Zeit kämpft Michael darum, KAI zu retten und gleichzeitig die Welt vor dem drohenden Untergang zu schützen. Dabei muss er sich nicht nur mit technischen Herausforderungen auseinandersetzen, sondern auch mit moralischen Fragen und der Ungewissheit, wem er in dieser neuen Weltordnung noch vertrauen kann.
"Künstliches Animiertes Individuum - Band 1: Ein Leben beginnt" ist ein fesselnder Science-Fiction-Thriller, der den Leser in eine Zukunft entführt, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen. Die Geschichte wirft wichtige Fragen über Ethik, Verantwortung und den wahren Wert von Freundschaft auf. Mitreißend erzählt und voller unerwarteter Wendungen, wird dieser Roman Sie bis zur letzten Seite in Atem halten.
Ein paar Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die dichte, graue Wolkendecke bahnen, fallen auf die menschenleeren Straßen der einst so lebendigen Stadt Herne. Wo früher das Lachen von Kindern und das Stimmengewirr geschäftiger Menschen widerhallte, herrscht nun eine beklemmende Stille, nur unterbrochen von gelegentlichen Rascheln des Windes, der Staub und trockenes Laub über den Asphalt treibt.
Verlassene Geschäfte, deren Schaufenster blind in die Leere starren, zeugen von einer vergangenen Zeit des Wohlstands. An den Wänden kleben noch vergilbte Plakate, die längst vergessene Veranstaltungen ankündigen. Der letzte wirtschaftliche Zusammenbruch, dessen Ausmaß den berüchtigten "Schwarzen Donnerstag" von 1929, den Beginn der Weltwirtschaftskrise, weit in den Schatten stellte, gefolgt von den drastischen Maßnahmen während einer neuen, unbarmherzigen Pandemie, hat tiefe Narben in der Gesellschaft hinterlassen.
Fast alle Städte gleichen Geisterstädten, ihre Bewohner haben sich, getrieben von der Verzweiflung und der Suche nach einem besseren Leben, in andere Länder aufgemacht. Zurück bleiben nur verfallene Häuser, deren Fenster wie leere Augenhöhlen in die Trostlosigkeit starren. Einst blühende Viertel sind nun von Unkraut überwuchert, und Graffiti künden von der Wut und Verzweiflung derer, die zurückgelassen worden sind. Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre, ausgelöst durch den Börsencrash von 1929, hatte bereits gezeigt, wie fragil das globale Finanzsystem sein kann. Der "Schwarze Donnerstag" im Jahr 1929, der den Beginn der Weltwirtschaftskrise markierte, war ein Tag, der sich für immer in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt hat. An diesem Tag stürzten die Börsenkurse ins Bodenlose, Banken brachen zusammen und Millionen Menschen verloren ihre Arbeit und ihre Ersparnisse. Die Weltwirtschaftskrise, die darauf folgte, dauerte Jahre an und hatte verheerende Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Doch im Vergleich zu dem, was jetzt geschehen war, war das nur ein kleiner Vorgeschmack.
Deutschland, einst eine stolze Industrienation, steht nun vor den Trümmern seiner Vergangenheit. Fabriken, die einst Tag und Nacht rauchten und das Herz der Wirtschaft bildeten, sind verstummt. Ihre Maschinen, einst Symbole des Fortschritts, sind verrostet und von Staub bedeckt. Die Luft, die einst vom Geruch von Öl und geschmolzenem Metall erfüllt war, ist nun klar und rein, aber auch kalt und leblos. Nur noch vereinzelte Forschungszentren, Oasen des Wissens inmitten des Chaos, trotzen dem Verfall. Hier, in sterilen Laboren und Büros, arbeiten Wissenschaftler, Informatiker und Mediziner unermüdlich an neuen Technologien in den Bereichen Informatik und Medizin. Ihre Gesichter sind gezeichnet von der Last der Verantwortung, doch in ihren Augen glimmt noch die Hoffnung, einen Weg aus der Krise zu finden. Sie sind die letzten Überreste einer einst blühenden Wissenschaftslandschaft, die nun darum kämpft, nicht unterzugehen. Inmitten der Trümmer der Wirtschaft und der Gesellschaft sind sie ein Symbol für den unerschütterlichen menschlichen Geist und den Willen zum Überleben.
Ebenso die Kurorte, idyllische Rückzugsorte inmitten der verwüsteten Landschaft, haben den Zusammenbruch überstanden. Hier, umgeben von grünen Wäldern und sanften Hügeln, können die Menschen für eine Weile dem grauen Alltag entfliehen. In den Therapiezentren und Kliniken werden die Wunden der Seele behandelt, die Narben der Vergangenheit langsam geheilt. Therapeuten und Ärzte arbeiten Hand in Hand, um den Menschen zu helfen, ihre Traumata zu überwinden und wieder Hoffnung für die Zukunft zu schöpfen. Es sind Orte der Heilung und des Trostes, in denen die Menschen versuchen, wieder zu sich selbst zu finden und Kraft für den Wiederaufbau zu sammeln.
Der wirtschaftliche Zusammenbruch, dessen Ausmaß den berüchtigten Crash von 1929 weit in den Schatten stellte, hat Millionen in den Selbstmord getrieben. Sie haben alles verloren, ihre Existenzgrundlage, ihre Hoffnung, ihren Lebensmut. Die Verzweiflung war so groß, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sahen. Der Börsencrash von 1929 hatte bereits gezeigt, wie verheerend die Auswirkungen eines solchen Zusammenbruchs sein können. Doch das, was jetzt geschehen ist, übertraf alles bisher Dagewesene.Die letzte Pandemie, eine grausame Erinnerung an die schwarze Pest, forderte mehr als zwei Milliarden Menschenleben. Familien wurden auseinandergerissen, ganze Generationen ausgelöscht. Die Straßen waren gefüllt mit Kranken und Sterbenden, und die Überlebenden waren von Trauer und Angst gezeichnet. Es war eine Zeit des unvorstellbaren Leids, in der die Menschheit an den Rand des Abgrunds gedrängt wurde. Die Pandemie hat tiefe Narben hinterlassen, und die Angst vor einer Wiederholung sitzt bis heute tief.
Naturkatastrophen, die sich in ihrer Häufigkeit und Intensität zu vervielfachen schienen, rissen weitere Millionen in den Tod. Erdbeben, Tsunamis, Wirbelstürme - die Natur schien sich gegen die Menschheit gewandt zu haben. Ganze Landstriche wurden verwüstet, Städte in Schutt und Asche gelegt. Die Überlebenden dieser Katastrophen waren traumatisiert und standen vor dem existenziellen Nichts. Die Natur, einst Quelle des Lebens und der Schönheit, war zu einer unberechenbaren Bedrohung geworden.
Besonders tragisch war das Schicksal Floridas. Ein gewaltiges Erdbeben ließ eine ganze Landmasse im Meer versinken, ein apokalyptisches Schauspiel, das live im Fernsehen und in den sozialen Medien übertragen wurde. Die Menschen auf der ganzen Welt sahen mit Entsetzen zu, wie der einst blühende Staat, Heimat von Millionen, in den Fluten verschwand. Die Bilder des einst blühenden Staates, der sich wie ein sinkendes Schiff in die Tiefe stürzte, werden für immer im Gedächtnis der Menschheit eingebrannt sein. Es war ein Symbol für die Zerbrechlichkeit der menschlichen Zivilisation und die unberechenbare Macht der Natur.
Die Welt ist aus den Fugen geraten, doch inmitten der Trümmer glimmt noch ein Funken Hoffnung. Die Überlebenden, gezeichnet von den Schrecken der Vergangenheit, sind entschlossen, eine neue Zukunft aufzubauen. Mit Mut und Entschlossenheit stellen sie sich den Widrigkeiten, um eine neue Welt zu erschaffen. Eine neue Welt, in der Frieden und Hoffnung herrschen. Es ist ein langer und beschwerlicher Weg, aber die Menschheit hat schon oft bewiesen, dass sie in der Lage ist, sich aus der Asche zu erheben und neu zu beginnen. Die Geschichte hat gezeigt, dass selbst nach den dunkelsten Stunden ein neuer Morgen dämmern kann.
Michael, ein einfacher Softwareentwickler mit unauffälligem Erscheinungsbild, dessen wahre Leidenschaft in der Forschung brannte, schlenderte gemächlich die menschenleeren Straßen entlang. Sein Weg führte ihn zur alten Gesamtschule am Ende der langen Straße, einem imposanten Backsteingebäude, das nun, vom Staat umgebaut, als "IFFI" (Institut für Forschung Fortschrittlicher Informationstechnologien) eine neue Bestimmung gefunden hatte. Michaels jugendliches Aussehen täuschte über sein tatsächliches Alter von 32 Jahren hinweg; man hätte ihn leicht für einen Studenten Anfang zwanzig halten können. Seine relativ geringe Körpergröße von 174cm und seine schlanke, fast jungenhaft wirkende Figur verstärkten diesen Eindruck noch.
Der Weg zum IFFI war für Michael mehr als nur eine Strecke, die es zu bewältigen galt. Er genoss diese täglichen Spaziergänge, bei denen er die faszinierenden Veränderungen in seiner Umgebung beobachten konnte. Die Natur, unaufhaltsam und beharrlich, eroberte sich ihren Raum zurück. Zarte Pflänzchen bahnten sich ihren Weg durch die Risse und Spalten der verlassenen Häuserfassaden, ihre grünen Triebe wie kleine Hoffnungsschimmer inmitten des Verfalls. Vögel zwitscherten in den Bäumen, die aus den Dächern verlassener Gebäude sprossen, und scheue Tiere huschten durch die Schatten der alten Ruinen, die nun ihre neuen Heimatstätten waren. Selbst die einst so trostlosen Betonwüsten verwandelten sich langsam aber sicher in grüne Oasen, in denen das Leben wieder erblühte.
Heute war Michael so in Gedanken versunken, dass die vertraute Umgebung um ihn herum zu verschwimmen schien. Die einst belebten Straßen von Herne, nun gespenstisch leer und von einer unheimlichen Stille erfüllt, zogen an ihm vorbei wie ein verschwommenes Gemälde. Ein nervöses Kribbeln breitete sich in seinem Magen aus, während er sich dem imposanten, modernisierten Gebäude des IFFI näherte. Seine Schritte hallten auf dem leeren Gehweg wieder und verstärkten das Gefühl der Einsamkeit, das ihn an diesem bedeutsamen Tag begleitete.
Heute war der Tag der Projektvorschläge, an denen man zukünftig forschen wollte.
Ein Schauer der Aufregung durchlief ihn, gemischt mit einer unterschwelligen Angst vor Ablehnung. Wie anders war das doch im Vergleich zu der Zeit vor dem Zusammenbruch, als innovative Ideen oft schon an der Rezeption von gelangweilten Sekretärinnen und von zynischen Abteilungsleitern in großen Konzernen, die mehr damit beschäftigt waren die eigenen Bürostühle zu wärmen,im Keim erstickt wurden.
Michaels Gedanken schweiften zurück zu seiner Ausbildungszeit. Er erinnerte sich lebhaft an den Moment, als er seine Projektarbeit für die Abschlussprüfung zum Fachinformatiker seinem Projektleiter vorgestellt hatte. Die bittere Enttäuschung, als dieser ihn nur auslachte und höhnisch bemerkte: "Viel Spaß damit, aber einen Blumentopf wirst du damit nicht gewinnen".Der Hohn in der Stimme seines Vorgesetzten, das abfällige Grinsen auf seinem Gesicht - diese Bilder hatten sich tief in Michaels Gedächtnis eingebrannt.
Während seiner Projektpräsentation bei der Abschlussprüfung war einer der drei Prüfer beinahe über den Tisch gesprungen, so aufgebracht war er über einen Fehler in der grafischen Darstellung des wirtschaftlichen Teils. Der Prüfer, ein älterer Herr mit strengem Blick, buschigen Augenbrauen und dünnem Haar, das über seine kahle Kopfhaut gekämmt war, funkelte Michael wutentbrannt an. Michael spürte, wie sein Herz raste und seine Hände schwitzten. Er wäre am liebsten im Boden versunken und unsichtbar geworden. Doch seine Kollegen brachten den aufgebrachten Prüfer schließlich zur Vernunft. Ihre besänftigenden Worte und Gesten beruhigten den aufgebrachten Mann allmählich, und er ließ sich widerwillig zurück in seinen Stuhl sinken.
Grimmig wechselte der Prüfer das Thema auf Michaels Rechtschreibung und Grammatik. "Haben Sie Ihre Arbeit überhaupt Korrektur gelesen? Diese ist grammatikalisch und orthografisch eine Zumutung!", blaffte er Michael an, seine Stimme triefte vor Sarkasmus.Michael schluckte schwer. Die Worte des Prüfers trafen ihn wie ein Schlag in die Magengrube. "Es tut mir leid, dass noch so viele Fehler in der Arbeit sind", entgegnete er mit zittriger Stimme, während er versuchte, den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken. "Ich habe die Rechtschreibprüfung mehrfach genutzt, Ich bin aufgrund meiner Legasthenie auf solche Hilfsmittel angewiesen und muss mich darauf verlassen können."
Ein anderer Prüfer, ein freundlicher Mann mit warmem Lächeln und mitfühlenden Augen, ergriff daraufhin das Wort: "Das wussten wir nicht, Herr Brandt-Wolf. Bitte entschuldigen Sie das Verhalten unseres Kollegen."
Michael nickte dankbar. Die Unterstützung des Prüfers gab ihm neuen Mut. "Das konnten Sie nicht wissen", antwortete er, bemüht, seine Fassung zu wahren und seine Stimme ruhig zu halten. "Ich möchte nicht aufgrund meiner Einschränkungen durch die Legasthenie bevorzugt behandelt werden."
Die Erinnerung an diese Prüfung ließ Michael erschaudern. Es war eine harte Zeit gewesen, in der IT-Branche Fuß zu fassen, wenn man mit Rechtschreibung und Grammatik zu kämpfen hatte. Doch er hatte es geschafft, und heute stand er vor einer neuen Herausforderung. Er atmete tief durch, straffte seine Schultern und betrat das IFFI, entschlossen, seine Ideen vorzustellen und sich nicht von seiner Vergangenheit entmutigen zu lassen. Die Vergangenheit mochte ihn gezeichnet haben, aber sie würde ihn nicht definieren.
Heutzutage ist vieles einfacher geworden. Wenn man einen Projektvorschlag einreicht, wird meist nur nach der benötigten Zeit, dem Gefahrenrisiko und dem Ressourcenbedarf gefragt. Liegt das Vorhaben im freigegebenen Budget, wird es genehmigt. Dennoch machte sich Michael Gedanken, ob sein Projektvorschlag überhaupt ernst genommen werden würde. Er plante, ein sehr außergewöhnliches Projekt vorzuschlagen, und befürchtete, dass seine Vorgesetzten es belächeln könnten.
Plötzlich riss ihn das Klingeln seines Smartphones aus seinen Gedanken. Am anderen Ende war sein Lebensgefährte Dennis.Dennis war mit seinen 26 Jahren deutlich jünger als Michael. Mit seinen 196 cm und einem Dreitagebart, den er gelegentlich trug, wirkte Dennis äußerlich genauso alt wie Michael. Trotz seiner Sehbehinderung arbeitete er mit Herz und Seele in einem Bochumer Pflegeheim.
Michael und Dennis hatten oft über Dennis Situation gesprochen und darüber, wie lange er diesen Beruf, den er von ganzem Herzen liebte, noch ausüben könnte. Michael ermutigte Dennis immer wieder, so lange weiterzumachen, wie er sich dazu in der Lage fühlte.
Michael hatte Dennis schon länger von seinem Projekt erzählt, das er gerne entwickeln würde. Es könnte sogar Dennis bei seiner Sehschwäche unterstützen. Dennis fand die Idee genial, gab Michael aber auch zu bedenken, dass es ihm befremdlich vorkommen könnte, wenn das Projekt tatsächlich Realität werden würde.
Dennis Stimme ertönte mit seiner üblichen, übertriebenen Fröhlichkeit aus dem Smartphone: "Bist du schon im Institut?"Michael antwortete etwas bedrückt: "Nein, noch nicht. Ich habe das Gefühl, ich habe Blei an den Füßen, die mich davon abhalten, dort anzukommen."Dennis konterte mit seiner typischen Schlagfertigkeit: "Warum denn das? Du weißt doch, dass sie jedes Projekt genehmigen, solange es nicht das Gebäude in die Luft sprengt oder eine neue Pandemie auslöst.""Ja, ich weiß," seufzte Michael. "aber du weißt doch, dass ich mir immer zu viele Gedanken mache."Dennis versuchte, Michael am anderen Ende der Verbindungsleitung zu beruhigen: "Das wird sich legen, glaub mir."
Michael antwortete mit einem Anflug von Galgenhumor: "Spätestens nach dem vierten Kaffee legt sich das von ganz alleine. Und solange ich nicht alle fünf Minuten aufs Klo muss, wird es auch gut gehen."
Dennis verabschiedete sich mit den Worten: "Okay, wenn du dann doch alle fünf Minuten aufs Klo musst, ruf mich an. Dann bringe ich dir einen Katheter, damit du deinen Projektvorschlag vortragen kannst, ohne alle fünf Minuten den Vortrag zu unterbrechen um aufs Klo gehen zu müssen, weil deine Blase drückt. Liebe Dich, bis später.""Da unterbreche ich lieber den Vortrag alle fünf Minuten und gehe aufs Klo, als einen Katheter beim Vortrag neben mir halten zu müssen. Der bei meinem Glück dann auch noch platzt.", erwiderte Michael lachend. "Ich dich auch, bis später."
Als das Telefonat beendet war, war Michael fast am IFFI angekommen. Er überlegte kurz, ob er vorher noch eine kleine Runde durch die Parkanlage vor dem alten Schulgelände spazieren gehen sollte, um seine Gedanken zu sammeln, bevor er sich in das Institut begab. Er entschied sich dafür, einen Schlenker nach rechts zu machen und durch die Parkanlage zu gehen.
Während er durch die Parkanlage schlenderte, ließ er seine Gedanken schweifen und malte sich aus, wie es wäre, wenn sein Projekt Wirklichkeit werden würde. "Es wäre so schön, wenn es klappen könnte", dachte er. "Eine Unterstützung für Dennis und eine Hilfe für mich bei weiteren Projekten. Und wenn es zur Weiterentwicklung kommt, könnte es sogar anderen Menschen helfen, die mit den Traumata des großen Zusammenbruchs zu kämpfen haben."
Michael genoss die Sonnenstrahlen und war Gott dankbar, dass Dennis, Elvira und andere aus seinem nahen Umfeld den Zusammenbruch ohne größere Traumata überstanden hatten.
Bevor Michael zum Eingang des Instituts zurückkehrte, rief er noch kurz Elvira an, um zu hören, wie es ihr ging. Elvira war eine etwas kräftigere Frau von 160 cm Größe. Sie hatte es ihr Leben lang nicht leicht gehabt. Durch ihren Rückenverschleiß, den sie sich durch ihre jahrelange Tätigkeit als Metzgerin zugezogen hatte, war sie kurz vor dem großen Zusammenbruch in Pflegestufe 2 gekommen. Längere Strecken konnte sie aufgrund ihrer Schmerzen nicht mehr frei laufen, bei kürzeren Wegen benutzte sie ihren Rollator. Bei langen Strecken hingegen war sie auf einen Rollstuhl angewiesen. Seit Michael, Dennis und Elvira in einer kleinen WG zusammenlebten, war sie nicht mehr alleine. Alle drei zusammen bezeichneten sich gerne als "Chaos-WG aus Wanne-Eickel", Wanne-Eickel war der Name des alten Stadtteil von Herne mitten im Ruhrgebiet, in dem die Dreier-WG wohnte, von dem nur vereinzelte Häuser in den Straßen bewohnt wurden.
Elvira erzählte Michael am Telefon, was sie den Vormittag über schon alles erledigt hatte, und drückte ihm ganz fest die Daumen für seine Präsentation. Das Verhältnis zwischen Michael und Elvira war von Anfang an fast geschwisterlich gewesen. Sie hatten sich vor dem großen Zusammenbruch in einer Social-Media-App kennengelernt und sich auf Anhieb gut verstanden. Kurz darauf war er zu ihr gezogen. Elvira hatte damals beim Einzug gesagt: "Ich denke, so wie es jetzt ist, wird uns beiden auf vielen Ebenen im Leben helfen." Michael hatte dazu geantwortet: "Ach Schätzelein, mich hat es irgendwie immer wieder nach Nordrhein-Westfalen gezogen, und ich habe keine Ahnung warum. Quasi ein Hauch von Bestimmung."
Nach dem Telefonat schlenderte Michael weiter in Richtung des Instituts, doch bevor er eintrat, drehte er sich noch einmal um und ließ seinen Blick über die friedliche Parkanlage schweifen. Die Blätter der Bäume rauschten sanft im Wind, während Vögel ihr fröhliches Konzert zwitscherten. In der Ferne entdeckte er einige seiner Kollegen, die gemütlich auf einer Parkbank unter den schattigen Bäumen saßen. Sie unterhielten sich angeregt, während sie ihr Mittagessen genossen. Ein fast alltägliches Bild, das Michael für einen Moment in eine Welt der Normalität entführte.
Doch dieser Tag war alles andere als normal. Heute musste er seinen Projektvorschlag präsentieren, und die Nervosität, die er den ganzen Morgen unterdrückt hatte, machte sich nun mit voller Wucht bemerkbar.
Michael riss sich von der idyllischen Szene los und wandte sich wieder der Eingangstür zu. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus, um seine Nerven zu beruhigen, dann schnaufte er noch einmal hörbar durch, gab sich einen Ruck und betrat das Institut.
Er betrat die weitläufige Eingangshalle, deren hohe Decken und verblasster Stuck noch immer den Charme eines alten Schulgebäudes verströmten. Der vertraute Geruch von Kreide, Linoleum und jahrzehntelangem Gebrauch hing in der Luft und weckte in ihm Erinnerungen an seine eigene Schulzeit: an kichernde Mitschüler, an die Aufregung vor Prüfungen und an die Freiheit der Pausen.
Doch je weiter er in die Halle vordrang, desto deutlicher wurde der Kontrast zur Vergangenheit. Am Ende des Raumes, wo einst die Türen zu den Klassenzimmern mit ihren bunten Namensschildern führten, erstreckte sich nun eine Reihe imposanter Sicherheitsschleusen aus Glas. Ihr kühles, modernes Design wirkte fast fehl am Platz inmitten der nostalgischen Architektur. Auf den transparenten Wänden flimmerten endlose Zeilen von K.I.-Code, die wie im Filmklassiker "Matrix" in einem unaufhörlichen Strom nach unten glitten - eine hypnotisierende Symphonie aus Einsen und Nullen. Ein faszinierendes, aber auch leicht beunruhigendes Schauspiel, das die Verwandlung der Schule in ein Zentrum moderner Technologie unterstrich.
Hinter den Schleusen warteten grau-metallicfarbene Schiebetüren, die sich lautlos öffneten und den Zugang zu den Fahrstühlen gewährten. Jeder Fahrstuhl war mit einem kleinen Display ausgestattet, auf dem die verschiedenen Abteilungen des Instituts aufgelistet waren. Nur mit der entsprechenden Berechtigung erlangte man Zutritt. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem, bestehend aus biometrischen Scannern und Gesichtserkennung, sorgte dafür, dass niemand unbefugt in sensible Bereiche gelangen konnte. Das IFFI war eben nicht nur ein Ort der Forschung, sondern auch ein Hort streng gehüteter Geheimnisse.
Michael erinnerte sich an einen jungen Kollegen, der es gewagt hatte, sich in das Sicherheitssystem des IFFI-Netzwerks zu hacken. Sein Name war Jochen, 25 Jahre alt, 180 cm groß und mit einem Erscheinungsbild, das selbst den abgedrehtesten Punk in den Schatten stellte.