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Von der Meisterin des Schweden-Krimis Liza Marklund! Der Tod des schwedischen Eishockey-Stars Sebastian Söderström schlägt hohe Wellen. Er und seine Familie sind einem Giftgasanschlag zum Opfer gefallen. Annika Bengtzon fliegt nach Marbella und recherchiert in der Welt der Superreichen, die zurückgezogen hinter hohen Mauern mit den teuersten Alarmanlagen ein Leben in scheinbarer Sicherheit führen. In diesem Kosmos der glatten Oberflächen und gekühlten Räume ist Schweigen Gold, und Geheimnisse werden über Generationen bewahrt. Die spanische Polizei gibt den Fall schon bald resigniert auf. Doch Annika Bengtzon lässt sich nicht so leicht abweisen. Ausgezeichnet mit dem Radio Bremen Krimipreis
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LizaMarklund
Kalter Süden
Kriminalroman
Aus dem Schwedischen von Anne Bubenzer und Dagmar Lendt
Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel En plats i solen bei Piratförlaget, Stockholm.
ISBN978-3-550-92002-8
© 2008 by Liza Marklund © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München Titelabbildung: FinePic® Satz und eBook(3): LVD GmbH, Berlin
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TEIL I
Nach Neujahr
Nueva Andalucía,03.14 Uhr
Die Nacht war pechschwarz. Die Orangenbäume am Straßenrand glitten wie schwarze Schatten am Rand ihres Blickfelds vorbei. Aus einer Mülltonne ragten drei struppige Katzenköpfe, deren Augen im Scheinwerferlicht aufglühten und sie wie Gespenster aussehen ließen.
Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Asphalt glänzte immer noch nass und schluckte das Licht der wenigen Straßenlaternen. Sie hatte das Fenster heruntergelassen und hörte das Zischen der Reifen auf der Fahrbahn, das Zirpen und Singen der Zikaden, den Wind, der in den Palmkronen raschelte. Die Luft zog kühl und feucht herein.
Es hätte nicht stiller sein können.
Sie bremste an einer Kreuzung und zögerte. Musste sie hier nach links oder an der nächsten? Sie umklammerte das Steuer in krampfhaftem Zehn-vor-zwei-Griff. Diese unstrukturierte Bebauung, es gab keine Bauvorschriften und keine Stadtplanung und deshalb auch keine Straßenkarten. Nicht einmal Google Earth hatte es geschafft, die neuen Gebiete zu dokumentieren.
Ja, hier musste es sein. Sie erkannte die goldenen Ornamente am Zaun rechts wieder. Im Dunkeln sah alles so anders aus.
Sie setzte den Blinker, um dem Lastwagen hinter ihr anzuzeigen, wohin es ging.
Beide Autos fuhren mit Abblendlicht, wegen der schlechten Straßen ging es nicht anders. Außerdem hätte ein unbeleuchtetes Fahrzeug mehr Aufmerksamkeit erregt als eines mit eingeschaltetenScheinwerfern. Sie wich einem großen Schlagloch mitten auf der Fahrbahn aus und kontrollierte im Rückspiegel, ob der Fahrer hinter ihr dasselbe tat.
Dann erfassten die Scheinwerfer den Zaun um die Siedlung, ein protziges schmiedeeisernes Gebilde mit zwei Betonlöwen zu beiden Seiten der Einfahrt. Sie merkte, wie ihre Schultern sich vor Erleichterung entspannten. Rasch gab sie den Code am Pfosten vor dem einen Löwen ein, das Tor erzitterte und glitt auf. Sie schaute zum Nachthimmel hoch.
Am Nachmittag waren von Afrika Wolken herangezogen und hatten sich wie eine dichte Decke über die ganze Küste gelegt. Irgendwo dahinter stand der Vollmond. Sie merkte, dass der Wind auffrischte, und hoffte, dass sie fertig sein würden, bevor die Bewölkung wieder aufriss.
Im Gegensatz zu denen draußen waren die Straßen innerhalb des umzäunten Viertels glatt und eben wie ein Tanzboden, mit exakt markierten Bürgersteigen und schnurgeraden Hecken. Sie passierte drei Abzweigungen, bevor sie rechts abbog und einen kleinen Hügel hinunterfuhr.
Die Villa stand auf der linken Seite, mit Terrassen und einem Swimmingpool auf der Südseite.
Sie fuhr zwanzig, dreißig Meter am Haus vorbei, parkte am Bürgersteig vor einem brachliegenden Grundstück und wartete geduldig, bis der Lkw-Fahrer hinter ihr anhielt.
Dann nahm sie ihre Aktentasche, schloss das Auto ab, ging zum Lkw und kletterte in die Fahrerkabine.
Die Männer wirkten konzentriert und ein bisschen verschwitzt.
Sie streifte die Latexhandschuhe über, griff nach den Spritzen und steckte die erste Injektionsnadel auf.
»Vorbeugen«, kommandierte sie.
Der Mann stöhnte leise und gehorchte. Sein dicker Bauch passte kaum unter das Armaturenbrett.
Sie machte sich nicht die Mühe, die Stelle am Gesäß zu desinfizieren, sondern jagte die Nadel mit einem schnellen Stich fast bis zum Anschlag in den Muskel und injizierte die Flüssigkeit.
»So«, sagte sie und zog die Nadel heraus. »Jetzt packt die Sachen aus.«
Siemachte Platz, damit der Dicke aussteigen konnte. Dann rutschte sie neben den Fahrer.
»Und das ist besser als eine Gasmaske?«, fragte der Mann und blickte ein wenig ängstlich auf die Spritze in ihrer Hand.
Er sprach relativ gut Spanisch, aber Rumänisch war ja ebenfalls eine romanische Sprache.
»Ich gebe mir selbst auch eine Spritze«, sagte sie.
Er öffnete den Gürtel, legte die Hände aufs Lenkrad und beugte sich vor, damit sie an seinen Gesäßmuskel kam.
»Das tut weh«, beschwerte er sich.
»Stell dich nicht so an«, erwiderte sie.
Dann schob sie ihren Rock hoch und drückte die letzte Ampulle in ihren Oberschenkelmuskel.
»Und Sie wollen nur den Tresor?«, fragte der Mann, während er die Tür öffnete und aus der Fahrerkabine stieg.
Sie lächelte, beugte sich über ihre Aktentasche und stellte zwei Literflaschen San Miguel auf die schmale Konsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz.
»Nur den Tresor«, sagte sie. »Alles andere gehört euch. Prost.«
Der Fahrer sah die Bierflaschen an und lächelte.
Der Dicke hatte bereits das Werkzeug und die Rohre hervorgeholt und alles neben das Tor gestellt.
»Und Sie garantieren, dass sie davon ausgeschaltet werden?«, fragte er und musterte die Behälter skeptisch. Sie sahen anders aus als sonst.
Sie blickte zum Haus hinauf. Der Vollmond schimmerte bereits durch die Wolkendecke. Sie mussten sich beeilen.
Konzentriert tippte sie den Code ein, die Lämpchen der Alarmanlage wechselten auf Grün, und das Gartentor öffnete sich mit einem Klick.
»Oh ja«, sagte sie. »Die werden garantiert ausgeschaltet.«
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