Kammerspiel - Christian Gude - E-Book

Kammerspiel E-Book

Christian Gude

3,8

Beschreibung

Kriminalhauptkommissar Karl Rünz a. D. als Privatdetektiv mit einem Klienten in seiner Detektei - mehr braucht Christian Gude nicht, um alle Regeln des Genres gegen den Strich zu bürsten und zielsicher die üblichen Erwartungen an leicht verdauliche Krimikost zu unterlaufen. Bei diesem minimalistischen Kabinettstück kann man sich nur auf eins verlassen: Dass man sich auf nichts verlassen kann. Das Urteil im Namen des Volkes: Unterhaltsamer und intelligenter kann man seine Leser nicht verunsichern.

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Christian Gude

Kammerspiel

Der fünfte Fall für Rünz

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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www.gmeiner-verlag.de

© 2012 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: René Stein

Herstellung: Julia Franze

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen

Prolog

Rünz steckte sich eine Roth-Händle in den Mundwinkel und zog die Streichhölzer aus der Hosentasche.

»Nichtraucherzone«, knurrte der Filialleiter missmutig, ohne von seinen Unterlagen aufzublicken. Dann schaute er Rünz vorwurfsvoll an. »Sie haben in den vier Wochen, die Sie bei uns sind, keinen einzigen Ladendieb dingfest gemacht.«

»In Ihrem Laden wird halt nicht geklaut, seien Sie doch froh«, nuschelte Rünz mit dem kalten Stängel zwischen den Lippen.

»In meinem Baumarkt wird alles geklaut, was nicht festgeschweißt ist. Wir mussten bei der letzten Inventur fünf Prozent ungeklärte Abgänge verbuchen.«

»Tja, sieht so aus, als hätte mein Vorgänger die Lage nicht im Griff gehabt«, konterte Rünz.

»Ihr Vorgänger hat im Schnitt pro Tag anderthalb Ladendiebe gefasst. Sie keinen einzigen. Wie erklären Sie sich das?«

»Der Typ hatte offensichtlich keine abschreckende Wirkung. Prävention ist alles. Wenn die Kunden mich sehen, traut sich keiner mehr, sich was in die Hosentaschen zu stecken.«

»Die Kunden, die Sie mit Ihrem Trenchcoat, dem hochgestellten Kragen, der Sonnenbrille und diesem dämlichen Hut sehen, vergessen vor Lachen das Einkaufen. Ich könnte genauso gut Oliver Pocher im Bikini als Ladendetektiv hinstellen, der würde nicht weniger auffallen. Ich hatte schon zwei Anfragen von Leuten, die Sie für Betriebsfeste buchen wollten. Und gestern stand hier ein Vater mit seiner Tochter und beide haben Stein und Bein geschworen, in der Farbenabteilung würde ein Exhibitionist rumlaufen.«

»Ich halte den Trenchcoat grundsätzlich geschlossen,« widersprach Rünz entschieden.

Erster Akt1

Detektiv: Kann ich Ihnen etwas anbieten, Herr Lakan? Scotch? Bourbon? Pur oder on the rocks?

Klient: Ein Mineralwasser vielleicht, danke. Interessante Inneneinrichtung haben Sie. Passt zu Ihrem exklusiven Getränkeangebot. Ein wenig old-school, würde ich sagen. Ungewöhnlich für eine Detektei, finden Sie nicht?

Detektiv: Ich hoffe, es gefällt Ihnen! Ich bin ein Fan der Schwarzen Serie, dieser alten amerikanischen Detektivstreifen aus den Vierzigern und Fünfzigern. Deswegen auch der Ventilator, die Jalousien, das alte Telefon, die gusseiserne Schreibmaschine und das ganze Zeugs. Hat mich monatelange Flohmarkt-Recherche gekostet. Und ich hasse Flohmärkte. Ist doch für die Klienten mal was anderes als diese schmucklosen Buchhalter-Hinterzimmer. Hier, Ihr Mineralwasser. Stört es Sie, wenn ich rauche?

Klient: Danke. Nein, nur zu – aber sind Sie sicher, dass Ihnen das guttut? Ihr Husten klingt übel.

Detektiv: Sorry, habe erst vor ein paar Wochen angefangen mit der Qualmerei. Das mit den Lungenzügen macht mir noch ganz schön zu schaffen. Kostet ziemlich Überwindung.

Klient: Sie haben in Ihrem Alter angefangen zu rauchen? Mein Gott, Sie meinen es wirklich ernst mit Ihrem Bogart-Image. Jetzt verstehe ich natürlich auch Ihr Firmenschild ›Private Investigations‹.

Detektiv: Von nichts kommt nichts. Im Polizeipräsidium hatte ich diesen schneidigen Sven Hoven als Vorgesetzten, der mir immer einhämmerte, ich solle konsequent meine Unique Selling Points herausarbeiten und auf stimmiges Corporate Design achten. Nun – ich denke, ein wenig davon ist bei mir hängen geblieben.

Klient: Sie waren Polizist?

Detektiv: Ermittler. Mordkommission, um genau zu sein. Ich habe die Ermittlungsgruppe Darmstadt City geleitet. Dreiundzwanzig Jahre lang.

Klient: Dann ist diese Detektei Ihr Zeitvertreib für den dritten Lebensabschnitt? So wie sich andere Pensionäre Ihren Modelleisenbahnen, Schrebergärten und Bierbäuchen widmen?

Detektiv: Nicht ganz. Das Präsidium hat mich in den Vorruhestand geschickt. Ich will es mal so ausdrücken: Zwischen meinem Vorgesetzten und mir existierten unüberbrückbare Differenzen, was die Ausgestaltung der Ermittlungsarbeit anging. Und dann war da noch ein unangenehmer Zwischenfall mit einem guten Freund und Kollegen. Was amüsiert Sie so?

Klient: Na ja, ich denke gerade an diese alten Detektivfilme. Kommt da nicht immer gleich am Anfang eine mysteriöse, schöne Blondine ins Büro, reicht einen Umschlag mit Geld über den Tisch und gibt dem abgehalfterten Schnüffler einen Auftrag, an dem er sich so richtig die Finger verbrennt?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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