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Vier gute Freunde begeben sich auf die gefährliche Mission, den gierigen König Topas zu besiegen. Dabei nehmen sie jeden Kampf auf sich; ihr großes Ziel stets vor Augen: wieder Frieden im ganzen Land.
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Seitenzahl: 201
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Prolog
Die Geschichte beginnt…
Montag
Dienstag
Sonntag
Dienstag 17 Uhr.
Mittwoch
Freitag
Tanja, Flo, Silvi und Daniel kommen von ihrem Kampfturnier aus der Groschenstadt zurück nach Hause. Daniel und Silvi haben zu ihrer großen Freude in ihren Klassen jeweils den ersten Platz geholt, während Tanja und Flo mit den Plätzen drei und vier nicht so ganz zufrieden sind.
Als die Turniergruppe fast bei ihrer Wohngemeinschaft angekommen ist, sieht sie schon von Weitem eine große Versammlung aller Bewohner ihrer Straße.
Keiner von ihnen hat eine Idee, was los sein könnte – zumindest solange, bis sie vor der Tür ihrer Wohngemeinschaft stehen. An dieser hängt nämlich ein aufschlussreicher Zettel, den sich Flo als Erster krallt. Er liest ihn laut vor: „Aufgrund der neuen hohen Wegesteuer, die unser König Topas eingeführt hat, bin ich gezwungen, das Haus an den König zu verkaufen.
Deshalb bitte ich Euch, das Haus bis Ende der Woche zu verlassen.“ Flo schaut die anderen fassungslos an:
„Was ist denn jetzt los?!? Früher war der König so ein gerechter Mann, aber seit ein paar Monaten hat er sich extrem zum Schlechten verändert.“
Tanja schließt die Tür auf und alle stellen ihre Waffen zur Seite. Daniel geht sofort zu den Nachbarn, um zu erfahren, ob auch sie davon betroffen seien. Nach kurzer Zeit kommt er zurück und berichtet den anderen, dass diese unglaubliche Auskunft dem ganzen Viertel ereilt worden sei. „Viele Nachbarn werden Richtung Freudenstadt, das außerhalb des Königreichs liegt, umziehen. Sollen wir das auch tun?“ Flo zerreißt die Anordnung des Königs und sagt in einem rauen Ton: „Also mir reicht es wirklich! Zuerst müssen wir plötzlich diese beschissene Königssteuer bezahlen und dann kommt noch diese Wegesteuer dazu, die sich fast keiner mehr leisten kann – und jetzt werden wir auch noch aus unserem Haus vertrieben! Einfach unfassbar! Wir können doch wirklich gut mit unseren Waffen umgehen und haben jahrelang trainiert. Was haltet ihr davon, wenn wir dem König einen kleinen Besuch abstatten?“ Tanja, Daniel und Silvi denken über die Idee nach und finden sie gar nicht so schlecht. Daniel meint: „Wir haben nicht viel Geld und es ist ein langer und sehr gefährlicher Weg bis zum König – aber dabei bin ich trotzdem!“ Er streckt entschlossen seine Hand aus. Flo, Tanja und Silvi tun es ihm gleich, sodass ihre Hände aufeinander liegen. „Dann ist es beschlossen“, entscheidet Tanja. Jeder nimmt noch das Wichtigste mit. Dann geht es los – auf die Reise ins Ungewisse.
Nachdem viele mitbekommen hatten, was die vier vorhaben, wünschen ihnen alle viel Glück und sehen dabei zu, wie sie die Stadt verlassen. Beim Fußmarsch ziehen langsam dunkle Wolken auf. „Hoffentlich regnet es nicht gleich“, sagt Silvi zu den anderen. „Das wäre kein guter Start für unsere Reise!“ Flo schaut nach vorne und sieht zwei Personen, welche die Fahne des Königs und auch eine Geldkassette bei sich haben. Prompt wird die Gruppe von den Zweien angehalten.
„Aufgrund der neuen Königsanordnung werden wir für bestimmte Wege eine Straßensteuer eintreiben.
Dürfen wir also bitten?“ Der eine macht schon die Kasse auf. Daniel fragt entrüstet, ob das ein Scherz sein solle. „Keineswegs“, spricht der Mann mit der Fahne.
„Wenn ihr nicht bezahlt, werden wir euch verhaften“, und zückt sein Kurzschwert. Tanja hält ihre Lanze fest in der Hand und brüllt: „Jetzt reicht’s! Ihr wollt eine Straßensteuer? Nehmt DAS dafür!“, und schlägt zügig die Lanze auf den Kopf des Kassenhalters, der sofort zu Boden fällt. Der zweite Bote sieht entsetzt, wie der Kollege am Boden liegt. Er lässt die Fahne fallen und versucht zu entkommen. Tanja aber zückt ihren Bogen und zielt direkt auf ihn. Der erste Pfeil trifft ihn ins Bein, wodurch er sofort langsamer wird - der zweite in den Rücken gibt ihm dann den Rest. Daniel und Flo schauen sich etwas überrascht an und sagen nur:
„Okay, das sollte reichen. Jetzt sammelt noch alle Gegenstände von ihnen ein, die wir gebrauchen können.“
Als alles eingesammelt ist, fängt es an zu regnen. Innerhalb kurzer Zeit wird es immer stärker und sie beschließen, den kleinen Wald in der Nähe aufzusuchen.
Es regnet in Strömen und für die Frühlingszeit ist es nicht gerade warm. Flo hat glücklicherweise eine kleine Höhle im Wald gefunden, die den Vieren einen kleinen Unterschlupf bietet. Daniel grummelt vor sich hin:
„Wären wir nur in der Stadt geblieben. Da hätten wir zumindest noch ein anständiges Dach über dem Kopf gehabt“, und schneidet mit seinem Schwert ein paar trockene Äste nahe der Höhle ab. Silvi packt den Feuerstein aus und schlägt diesen gegen die Spitze ihrer Lanze, damit Funken für ein Feuer entstehen. Tanja nimmt das trockene Gras aus der Höhle und hilft Silvi dabei, es zu entzünden. „Siehst du, Daniel? Wenigstens müssen wir nicht frieren und hungern“, meint Flo, als er das restliche Fleisch mit seinem Dolch in kleine Stücke schneidet. Er verteilt es an die anderen drei, die es dankend annehmen. „Tanja, ich hoffe du weißt, wo die nächste Stadt ist. Wir brauchen dringend neue Vorräte.“ Sie nickt nur und lässt sich ihr Fleisch schmecken, welches nun schön angebraten ist. Nach dem Essen versucht Flo etwas Moos als Kopfkissen zu nutzen und wünscht allen anderen eine angenehme Nachtruhe und schläft recht schnell ein.
Am nächsten Morgen sammelt Daniel die Flaschen mit Wasser ein, welche er über Nacht in den Regen gestellt hatte, und alle machen sich auf den Weg. „Wir müssen aufpassen“, spricht Silvi, „wir kommen immer weiter in das Gebiet von König Topas und ich glaube, es spricht sich schnell herum, wenn sich welche gegen seine Habgier erheben – besonders dann, wenn jemand seine Männer tötet. Wer nicht nach seiner Pfeife tanzt, wird hart bestraft.“ Flo lacht auf: „Du bist lustig, Silvi. Wer hat denn dem Königsboten die Lanze auf den Schädel geschlagen?!“ – „Moment“, widerspricht Silvi: „Tanja hat den anderen mit zwei Pfeilen qualvoll sterben lassen. Ich habe ihm einen relativ schnellen Tod beschert.“ Daniel meint dazu nur: „Hört auf, rumzumeckern. Wenigstens hatten die beiden viel Geld dabei. Nur so können wir unsere Mission schaffen, den König zu entthronen. Wie weit ist es noch zur nächsten Stadt? Wohin gehen wir jetzt eigentlich?“ „Münzberg“, antwortet Tanja. „Hinter dem großen Hügel sollte es sein. Vergesst nicht, eure Waffen – soweit es geht – unter euren Mänteln zu verbergen.“ Alle prüfen nochmals die Verborgenheit der Waffen und machen sich weiter auf den Weg.
Als die Stadt Münzberg erreicht ist, staunen sie nicht schlecht: eine schöne kleine Stadt mit vielen ansehnlichen Häusern. Straßen mit vielen Springbrunnen dekorieren den Marktplatz. „Da sieht man, wofür der König das ganze Geld ausgibt. Jetzt ist mir auch klar, für was er diese Wegesteuer eintreibt“, brummt Daniel leise. „Aber niemand unternimmt was dagegen.“ „Bis jetzt!“, sagt Tanja leise, „aber zu viert wird es wohl unmöglich sein, den König zu besiegen.“
„Deshalb sind wir ja genau hier“, meint Flo, „hier wohnt nämlich Elke, eine gute Freundin von mir. Die Frage ist nur: Wo“! Daniel sieht neben dem Marktplatz ein wunderschönes großes Gebäude, welches sich als Gasthaus entpuppt. Das schöne Schild oberhalb der Eingangstür zeigt einen älteren Herrn mit einem riesigen Bierkrug in der Hand. „Wie wäre es, wenn wir hier, im ‚Zum goldenen Burkhardt‘, einfach mal nachfragen? Vielleicht haben wir Glück und es kann uns jemand etwas über Elke sagen“, spricht Flo und hält allen die Eingangstür auf.
Im Gasthaus angekommen schnappt sich Silvi zuerst die Speisekarte, während Tanja die Toilette aufsucht.
Während sich Silvi, Daniel und Tanja überlegen, was sie essen wollen, steht Flo wieder auf und geht in Richtung Tresen, an welchem die Bedienung gerade zwei Biere zapft. In der Küche sieht er jemanden, der gerade mehrere Stücke Fleisch mit einem Hackebeil bearbeitet. Er sieht dem Herrn draußen auf der Tafel ziemlich ähnlich, denkt Flo und schaut wieder zur Bedienung zurück. „Sagen sie mal“, fordert Flo, „kennen sie eine gewisse Elke Werktag? Ich bin ein guter Freund von ihr, aber ich habe leider vergessen, wo sie wohnt.“ Die Kellnerin denkt nicht lange nach und lacht auf: „Ja, wer kennt die Elke nicht? Die hat mit ihren Zauberkünsten schon viele großartige Shows auf dem Marktplatz gezeigt. Aber mein Chef Hans kennt sie noch besser. Warten sie mal kurz“, und ruft in die Küche: „Hans! Hast Du kurz Zeit? Da will jemand etwas über Elke Werktag wissen.“ Flo staunt nicht schlecht.
Die liebe Elke, denkt er, sie ist überall beliebt und noch für jeden Spaß zu haben.
Der Chefkoch kommt mit einem Hackmesser in der Hand und einer blutverschmierten Schürze um seinen Bauch aus der Küche und sieht Flo etwas mürrisch an.
Flo tritt einen kleinen Schritt zurück und ist froh, den Tresen zwischen sich und ihm zu haben. In rauem Tone spricht er zu Flo: „Was wollen sie von ihr? Geht es wieder mal um Geld?“ Flo schluckt erst einmal, bevor er endlich geeignete Worte findet: „Nein, nein. Ich bin Flo und ein guter Freund von Elke. Das hier sind Freunde von mir und wir wollen sie nur besuchen, ehrlich!“ Der Chefkoch sieht Flo und den Dreien direkt ins Gesicht und lässt das Beil sinken. Er zeigt ein leichtes Lächeln und nickt. „Ja, gut, ich glaube euch.
Elkes Freunde sind auch meine Freunde. Mein Name ist Hans und wer seid ihr?“ Bevor Flo jeden Einzelnen vorstellen kann, sind alle bereits aufgestanden und stellen sich nacheinander vor. Hans zieht seine Schürze gerade und sagt nur: „Es gibt viele, die Elke wegen ihrer Magiekünste nicht so sehr mögen. Deswegen hat sie auch große Probleme, einen Job zu finden. Zumindest konnte ich ihr dabei helfen, dass sie am Marktplatz öfter mal ein paar Zauberkünste zeigen darf. Dafür hilft sie uns, wenn wir mal Hilfe brauchen. Deshalb kann sie auch immer kostenlos zum Mittagessen vorbeikommen. Wir haben uns schon immer gegenseitig geholfen.“
Tanja unterbricht die zwei nur kurz: „Tut mir echt leid, dass ich euch unterbreche, aber ich habe einen riesigen Kohldampf. Können wir zumindest schon etwas zu trinken bekommen?“ Hans dreht sich zu Tanja.
„Verzeihung. Wo habe ich nur meine Manieren gelassen? Was wollt ihr denn haben?“
Nachdem alle Hans Spezial – Nach Art des Hauses und ein leckeres Bier bestellt haben, meint Hans nur, dass dies eine gute Wahl sei und verschwindet wieder in der Küche. Aus dieser hört man dann einen lauten Brüller:
„Kerstin, bring allen einen großen Krug Bier und einen Schnaps! Den werden sie nach DIESEM Essen bestimmt brauchen.“ Das darauffolgende laute Lachen in der Küche ist überall zu hören. Kerstin steht am Zapfhahn, doch plötzlich kommt nur noch Schaum aus dem Hahn.
Kerstin ruft Hans zu, dass ein neues Fass aus dem Keller geholt werden müsse. „Tut mir leid, Kerstin, dass musst du selbst holen“ und fängt an, die Schnitzel zu braten.
Flo und Daniel schauen sich gegenseitig an und gehen auf Kerstin zu. „Sollen wir dir mit dem Fass helfen?
Elkes Freunde sind auch unsere Freunde.“ Kerstin ist sprachlos und sagt mit einer Träne im Auge: „Ihr seid die Ersten, die mir dabei helfen wollen. Kommt mit. Ich zeige euch, wie ihr zum Keller kommt.“ Nachdem den Zweien der Weg zum Keller erklärt worden ist, machen sich beide auf. Kurze Zeit später kommen sie mit zwei Fässern Bier aus dem Keller zurück und rollen diese zum Tresen. „Vielen Dank, ihr zwei. Ihr seid echt lieb“, meint Kerstin und gibt Daniel ein Küsschen. Flo wischt sich zuvor erst sämtliche Spinnweben aus dem Gesicht, die er sich im Keller eingefangen hat und nimmt dann die kleine Belohnung sehr gerne an.
Nachdem die Biere aus dem frischen Fass am Platz angekommen sind, ruft Hans, dass die ersten Schnitzel fertig seien. Als alle gut gegessen und getrunken haben, kommt Hans aus der Küche heraus und wundert sich darüber, dass Silvi ihr Essen nicht ganz geschafft hat.
„Hast du bisher nur Kinderteller gegessen oder was ist los??“ Silvi ist immer noch erschöpft vom deftigen Monsterschnitzel und gesteht: „Es ist einfach zu viel.
Lecker ist es aber auf jeden Fall. Ihr könnt mir den Rest gerne einpacken. Das kann ich mit Sicherheit später noch essen. Hans schaut sie etwas skeptisch an, aber erfüllt ihr schließlich diesen Wunsch. Als Flo die Rechnung begleichen möchte, meint Hans sofort, dass er nur die Hälfte bezahlen solle. „Schließlich habt ihr Kerstin geholfen, neue Bierfässer zu holen und außerdem bezahlen Freunde von Elke immer nur einen Teil.“ Er wünscht den Vieren alles Gute und geht zurück in seine Küche.
Nachdem Flo bei Kerstin alles bezahlt und sich freundlich verabschiedet hat, geht es für alle zum Marktplatz. Flo sieht Elke, die gerade einen kleinen Tisch für ihre Show präpariert, schon von Weitem. Sie stellt neben dem Tisch einen Käfig mit einem Hasen, der fröhlich an seiner Möhre knabbert, ab. Karten, Zauberstab und sonstige Utensilien legt sie offen auf den Tisch und läutet mit einer Glocke. Schon kommen viele Zuschauer und scharen sich im Halbkreis um ihren Tisch. Flo winkt den Dreien, die den restlichen Markt mit Obst, Gemüse und einer großen Fleischauswahl bestaunen, zu. „Wir warten jetzt aber so lange, bis die Show zu Ende ist“, flüstert ihnen Flo zu. „Achtet immer auf die Soldaten des Königs. Irgendwann werden sie Alarm schlagen – spätestens dann, wenn die Abgemurksten nicht mehr auftauchen oder gar gefunden werden.“ Schon geht die Zaubershow von Elke los. Sie beginnt mit ein paar Kartentricks, bei denen alle Zuschauer und auch die vier Freunde versuchen, den Trick herauszufinden – aber niemand kann erkennen, wie es funktioniert. Dann holt Elke den Hasen aus dem Käfig und setzt ihn in den Zylinder, zückt den Zauberstab und kreist diesen in der Luft, während sie ein paar magischen Worte spricht. Der Zylinder springt vom Tisch, aber der Hase ist wie vom Erdboden verschluckt. Daraufhin kann man das Staunen vieler Zuschauer zunehmend sehen und hören.
Viele fragen sich erneut, wie und warum nun auch dieser Trick funktioniert. Niemand kann sich aber auch nur ansatzweise erklären, wo das Karnickel geblieben ist.
Zum Ende der Show hin nimmt Elke wieder ihren Zauberstab, murmelt ein paar Worte und ein kleines Feuerwerk erstrahlt rings um den Tisch; sie verneigt sich vor all ihren Zuschauern mit einer tiefen Verbeugung. Natürlich applaudieren sämtliche ihrer Bewunderer und viele davon werfen ein paar Münzen in den Zylinder, in dem nach wie vor kein Hase mehr zu sehen ist.
Als sich die Zuschauer verflüchtigen, nickt Flo den anderen zu und sie gehen alle zusammen zu Elke. Diese ist gerade dabei, das Geld aus dem Zylinder zu nehmen, als sie Flo erkennt: „Flo! Was machst du denn hier? Das ist jetzt aber eine Überraschung. Und wer sind denn all die anderen?“ Bevor er überhaupt nur ein Wort sagen kann, drückt ihn Elke so fest an sich, dass er fast keine Luft mehr bekommt. Als sie ihn loslässt und er wieder atmen kann, sagt er nur leise: „Können wir nicht erstmal zu dir? Hier draußen gibt es zu viele offene Ohren, die nicht alles mitbekommen sollen.“ Sie nickt und während Tanja den Tisch und den Käfig trägt, folgen die anderen zum Haus von Elke.
Unterwegs fällt Silvi ein: „Ich sollte mal nach einer neuen Waffe schauen. Die Lanze ist schon auffällig.“ – „Es gibt keinen Waffenschmied mehr, seitdem König Topas sämtliche Waffen beschlagnahmt – aber ich glaube, ich habe daheim etwas für dich, Silvi. Es wäre aber wirklich besser, du würdest die Lanze hier irgendwo entsorgen“, gibt Elke zu bedenken. „Meine schöne Lanze. Die hat mir schon oft geholfen, aber okay...“ Silvi sucht einen großen Busch und versteckt sie so gut es geht. Elke wohnt am Ende der Stadt in einem kleinen Haus, aber sie meint, dass sie nach einer neuen Wohnung suchen müsse. „Die Miete ist leider recht hoch“, sagt sie, während sie die Tür mit einem Zauberspruch öffnet.
Als alle das Haus betreten, sehen sie zunächst einmal überall viele Bücher über Magiekünste, Phiolen und Papiere mit irgendwelchen unbekannten Zeichen. Silvi, neugierig wie immer, greift sich eines dieser Bücher und will etwas daraus vorlesen, aber Elke schreit laut:
„Nicht vorlesen!!“ und schlägt ihr das Buch aus der Hand. „Bei diesen Büchern ist äußerste Vorsicht geboten.“
„Verzeihung“, meint Silvi, hebt das Buch vom Boden auf und stellt es wieder zurück ins Regal.
„Flo, willst du mir deine - nennen wir sie mal Freunde - nicht erstmal in Ruhe vorstellen, bevor jemand einen meiner Tränke aus dem Regal nimmt und sich in eine Ratte verwandelt? Die Namen kenne ich ja schon.“ „Ja, du hast Recht.“ Flo stellt alle vor und erzählt, was sie gegen den König unternehmen wollen. Elke staunt über die Pläne gegen den Tyrannen nicht schlecht und meint: „Ihr habt damit schon recht, aber glaubt ihr wirklich, ihr habt zu viert überhaupt eine Chance gegen ihn?“ Daraufhin sagt Flo: „Wie ich sehe, bist du weiterhin an der schwarzen Magie dran. Jemanden wie dich können wir gut in unserem Team gebrauchen. Den Trick mit dem Hasen kenne ich noch von dir. Du lässt ihn im Zylinder doch einfach zu Staub werden. Bei Tieren mit geringer Willensstärke hat das doch schon früher funktioniert.“
Elke schaut reihum die Gruppe an, überlegt kurz und sagt: „Glaubt ihr, wir haben eine Chance, diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen? Ich meine, neben den Wegesteuern, auch die Tyrannei gegen jeden, der dazu seine eigene Meinung hat?“
Silvi legt ihr die Hand auf die Schultern und sagt nur:
„Würden wir es nicht machen, geht das Elend immer und ewig so weiter und wir haben es satt, unterdrückt zu werden.“
Elke schaut ihr tief in die Augen und meint: „Ihr habt völlig recht. Ich werde euch begleiten. Flo, du wirst schon sehen, wie ich meine schwarzen Künste verbessert habe.“ Elkes Augen funkeln und Silvi macht lieber einen Schritt zurück, bevor noch ein Zauber geschieht.
„Sag mal, Elke. Weißt Du eigentlich, warum den König so viele unterstützen? Liegt das auch an Zauberei oder sind viele einfach so naiv und glauben an das Beste in ihm? Vor einigen Jahren war doch noch alles normal.“
„Das ist eine gute Frage, Flo. Ich glaube auch, dass Magie daran beteiligt ist. Leider kann ich es nicht genau sagen.“
Jetzt kommt auch Daniel einmal zu Wort: „Bevor wir weitergehen, braucht Silvi aber noch eine neue Waffe. Du sagtest, bei dir liege noch etwas herum, was Silvi im Kampf nutzen könne?“
„Ja ja ja. Einen Moment bitte.“ Elke verschwindet in einem kleinen Zimmer nebenan. Alle hören das Rascheln von Papieren und das Klimpern von Metall – bis man ein „Aaah, hier ist es“ hört.
„Hier habe ich noch einen Säbel, den ich bei einem kleinen Glücksspiel gewonnen habe.“ Er ist noch unbenutzt, also sollte er seinen Zweck erfüllen“, meint Elke und überreicht ihn Silvi.
Sie nimmt ihn dankend entgegen, probiert ein paar schnelle Bewegungen mit ihm aus und hängt ihn an ihren Gürtel.
Daniel meint nur: „Ich weiß zwar nicht, wie du damit mit meinem Schwert mithalten kannst, aber für eine Frau ist das wohl schon brauchbar.“
„Ich werde den Säbel schneller eingesetzt haben, wie du dein Schwert auch nur in den Händen hältst“, grinst Silvi und streckt Daniel spaßeshalber die Zunge heraus.
„Wir sollten aber erst noch Vorräte einkaufen und dann bei Dunkelheit aufbrechen. Je größer unsere Gruppe wird, desto größer ist die Gefahr, aufzufallen“, wirft Daniel ein; alle stimmen ihm zu. Tanja und Elke gehen kurz zum Markt, um alles für die weitere Reise zu besorgen.
Gegen Abend finden sich wieder alle in Elkes Haus ein. Sie schnürt sämtliche Utensilien wie auch Bücher, Phiolen und mehr zusammen – all das, was sie für die lange Reise benötigt.
Als die Nacht anbricht, gehen alle gen Süden Richtung Euronia, wobei Flo mit der Fackel vorausläuft. Während sie die Stadt verlassen, sehen sie im Dunkeln vier Soldaten mit mehreren Fackeln auf sie zukommen.
„Mist, das wollte ich vermeiden“, grummelt Flo – aber zu spät. Die Männer des Königs stellen sich vor die Fünfergruppe und einer brüllt laut: „Halt, wer seid ihr?
Was wollt ihr hier?“
„Wir sind aus der Groschenstadt und wollen einen Freund aus Euronia besuchen“, spricht Tanja den Soldaten an. In diesem Moment fällt einem weiteren Soldaten das Schwert von Daniel auf, das unter seinem Mantel durch das Fackellicht aufblitzt. „HALT – im Namen des Königs! Waffen sind für Zivilisten nicht erlaubt und schon gar nicht SOWAS! Ihr werdet jetzt sämtliche Waffen ablegen und mitkommen!“
„Ja ja, selbstverständlich werde ich das Schwert zu Boden legen.“ Daniel nimmt es in die Hand und führt es langsam zur Erde und alle vier Soldaten schauen zu, wie er es ablegt. Doch in diesem Moment der Unachtsamkeit zieht Silvi den Säbel unter ihrem Mantel hervor, springt zu einem der Soldaten und schlägt ihm das Schwert aus der Hand. Danach gibt sie ihm den Rest. Schnell zückt Flo seinen Dolch und besiegt den zweiten Soldaten mit einem gezielten Stich. Die anderen zwei haben nicht damit gerechnet und versuchen zu flüchten, aber Tanja ist blitzschnell. Mit ihrem Pfeil und Bogen trifft sie einen in den Kopf und den anderen Krieger ins rechte Bein, sodass er vor lauter Schmerz nur noch schreiend kriechen kann.
Daniel hebt sein Schwert auf und geht zum verletzten Soldaten, der schmerzerfüllt um Gnade winselt. Doch Daniel holt mit voller Wucht aus und schlägt zu…
Daniel reinigt sein Schwert im nassen Gras und steckt es wieder in die Scheide zurück.
„Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis wir ein ernsthaftes Problem haben“, sagt Elke. „Jetzt können wir uns nicht mehr verstecken. Der König wird nach uns suchen und bestimmt noch eine hohe Belohnung für das Ergreifen oder Töten von uns aussetzen.“
„Jetzt werden sie bestimmt eine große Schar von Soldaten in das ganze Land bringen“, sagt Tanja. „Wir brauchen noch viele Gefolgsleute, denn sonst haben wir keine Chance.“
Damit die fünf tapferen Krieger nicht so leicht auffindbar sind und nicht sofort entdeckt werden, halten sie sich vorsichtshalber nahe einem kleinen Wald auf.
„Da vorne ist ein kleines Wäldchen, bei dem wir uns erst einmal ausruhen und eine kleine Mahlzeit einnehmen können“, spricht Daniel und deutet auf das östlich gelegene kleine Waldgebiet. Alle nicken und finden die Idee sehr gut. So kann sie schon niemand auf der offenen Fläche sehen.
Auf einer kleinen Lichtung packt Elke etwas Brot und Fleisch aus und zeigt, wie sie flugs mithilfe ihrer Magie ein kleines Feuer entzünden kann. Silvi schaut zuerst etwas böse, weil sie nicht ihre Feuersteine mit dem Säbel nutzen darf, aber eigentlich ist sie auch froh. Der Zauberspruch funktioniert natürlich um einiges schneller. Flo schneidet das Brot in Stücke und Silvi kümmert sich um das Fleisch auf dem Holzspieß, das über dem Feuer schön knusprig wird. Während dem Essen hören sie am Ende des Wäldchens einige Personen. Flo sagt rasch: „Schnell, versteckt euch – und du, Silvi, als gute Späherin, schaust mal, was da los ist.“ Sie nickt und begibt sich auf leisen Sohlen versteckt im Wald auf die Suche nach der Geräuschkulisse.
Als Silvi das Ende des Waldes erreicht hat, sieht sie fünf bewaffnete Männer zwei Gestalten umkreisen. Es sieht nach einem Kampf aus, den die zwei gegen die fünf Landsleute des Königs verloren haben. Die Waffen der Besiegten liegen am Boden und die Krieger sprechen untereinander, was Silvi leider nicht verstehen kann.
Das ist ihr erst einmal auch egal. Sie hastet wieder zurück zur Lichtung und informiert ihre Freunde über das Geschehen.
„Lasst uns nicht abwarten, was die Soldaten mit den Leuten vorhaben. Jeder Nicht-Soldat ist ein Freund von uns“, spricht Elke zu den anderen.
Alle lassen ihr Fleisch und Brot liegen, schnappen ihre Waffen und rennen in Windeseile an den Platz des Geschehens. „Ich glaube, die schicken die ganze Elitetruppe in diesen Bereich“, keucht Flo. Daniel sagt nur: „Vielleicht ist der König sauer auf uns? Schließlich sind schon einige seiner Soldaten in dieser Region nicht mehr am Leben.“
Dort angekommen sehen alle, wie die zwei am Boden knien, während ein Soldat sein Schwert nimmt.
„Wahrscheinlich werden die beiden gleich getötet oder so. Ich warte jetzt bestimmt nicht länger, bis die zwei tot am Boden liegen“, spricht Tanja und nimmt einen Pfeil aus dem Köcher, zielt auf den Soldaten mit dem Schwert und verpasst ihm einen gekonnten Treffer, sodass er sofort zu Boden sackt.
Die anderen vier Soldaten sehen die Gruppe, halten ihre Schwerter kampfbereit und stürmen lautstark auf Tanja und die restliche Menge zu.