Kämpfe, reite und töte (Western) - Pete Hackett - E-Book

Kämpfe, reite und töte (Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Colonel Brown schnaubte vor Hass. Er sprühte in seinen Augen und verzerrte seinen Mund. Gepresst stieß er hervor: »Die Farm von Pablo Gonzales! Diese rothäutigen Bestien. Gonzales tot, Maria und Juanita entführt. Das war Loco mit seinen Mordbrennern. Kein anderer.« Die Offiziere, die sich in der Kommandantur von Fort Thomas versammelt hatten, schauten düster. Einer sagte rau: »Ich möchte dieses rote Aas in die Finger kriegen. Ich würde ihn zerquetschen wie eine Laus.« Der Colonel nahm eine unruhige Wanderung auf. In seinen zerfurchten Zügen arbeitete es. Seine Hände lagen auf dem Rücken. Seine Stirn war düster umwölkt. Plötzlich blieb er stehen. »Captain McBride!« Der Captain nahm Haltung an. »Sir?« »Sie reiten mit einer Abteilung Soldaten in die Reservation zu Taza. Zwingen Sie ihn, Locos Schlupfwinkel zu verraten. Ich will diesen Schuft. Ich will ihn hängen sehen. Ihn und seine Handvoll Mörder. Drohen Sie Taza mit Strafexpeditionen. Sagen Sie ihm, dass ich keinen Unterschied mehr zwischen friedlichen und renitenten Apachen machen werde.«

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Kämpfe, reite und töte

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956173127

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Kämpfe, reite und töte

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F. Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Kämpfe, reite und töte

Colonel Brown schnaubte vor Hass. Er sprühte in seinen Augen und verzerrte seinen Mund. Gepresst stieß er hervor: »Die Farm von Pablo Gonzales! Diese rothäutigen Bestien. Gonzales tot, Maria und Juanita entführt. Das war Loco mit seinen Mordbrennern. Kein anderer.«

Die Offiziere, die sich in der Kommandantur von Fort Thomas versammelt hatten, schauten düster. Einer sagte rau: »Ich möchte dieses rote Aas in die Finger kriegen. Ich würde ihn zerquetschen wie eine Laus.«

Der Colonel nahm eine unruhige Wanderung auf. In seinen zerfurchten Zügen arbeitete es. Seine Hände lagen auf dem Rücken. Seine Stirn war düster umwölkt. Plötzlich blieb er stehen.

»Captain McBride!«

Der Captain nahm Haltung an. »Sir?«

»Sie reiten mit einer Abteilung Soldaten in die Reservation zu Taza. Zwingen Sie ihn, Locos Schlupfwinkel zu verraten. Ich will diesen Schuft. Ich will ihn hängen sehen. Ihn und seine Handvoll Mörder. Drohen Sie Taza mit Strafexpeditionen. Sagen Sie ihm, dass ich keinen Unterschied mehr zwischen friedlichen und renitenten Apachen machen werde.«

Captain McBride schaute betroffen. »Sir«, wandte er ein, »Taza und die Chiricahuas sind friedlich. Mit Ihren Drohungen würden Sie einen neuen Indianerkrieg provozieren. Sollten wir nicht die Berge nach Loco und seinen Gefolgsleuten durchkämmen und Taza aus dem Spiel lassen?«

Die Zornesader an der Schläfe des Colonels schwoll an. Wutschnaubend zischte er: »Sie haben meinen Befehl vernommen, Captain. Sie haben ihn ohne Widerrede auszuführen. Versuchen Sie mir nie wieder zu erklären, was richtig oder falsch ist. Haben Sie mich verstanden, Captain McBride?«

Zuletzt war der Tonfall des Colonels rasiermesserscharf geworden.

»Gewiss, Sir«, erklärte McBride abgehackt. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Aber er hätte den alten Indianerhasser am liebsten erwürgt. McBride befand sich in einer schlimmen Gemütsverfassung.

»Worauf warten Sie dann noch?«, schnappte der Colonel.

Der Captain salutierte, machte kehrt und verließ die Kommandantur.

Eine Stunde später zog er an der Spitze seines Zuges durch das Tor von Fort Thomas. Die Kavalkade überquerte den Gila River und hielt auf die Felswüste im Norden zu.

*

Deadlock vernahm den fernen Klang einer ganzen Serie von Schüssen und lenkte seinen Falben nach Süden. Dort wälzte der Gila River seine schmutzigen Fluten nach Westen. An Deadlock und dem Falben haftete der Staub der Apacheria. Am Gila River waren die Schüsse gefallen. Schüsse bedeuteten aber in diesem Landstrich, in dem es von Apachen und üblem Gesindel nur so wimmelte, selten etwas Gutes. Deadlock beobachtete die Umgebung aufmerksam.

Um Deadlock herum waren nur glühende Hitze, Staub und Steine. Dumpf prallten die Hufschläge seines Pferdes nach allen Seiten auseinander. Es ging eine Anhöhe hinauf. Auf dem Scheitelpunkt zügelte Deadlock den Falben. Zwischen zwei Hügeln, aus deren Kuppen zerklüftete Sandsteinformationen ragten, sah Deadlock ein Stück des Gila Rivers. Dichtes Ufergebüsch säumte den Fluss. Einige Palo Verde Bäume überragten das ineinander verflochtene, dichte Gestrüpp, das wie eine undurchdringliche Wand anmutete.

Tot, wie ausgestorben, lag das Terrain vor Deadlock. Er ritt wieder an und lenkte den Falben den Abhang hinunter. Er war stellenweise steil, und das Tier musste sich gegen das Gefalle stemmen. Die Hufe schlitterten über Platten glatt geschliffenen Gesteins und hinterließen helle Kratzspuren. Aber schließlich kamen Pferd und Reiter heil unten an. Deadlock ließ die Tiere traben. Staub wölkte unter den Hufen.

Deadlock ritt zwischen die Hügel und erreichte den Fluss. Er fand einen Durchlass im Buschgürtel. Träge wälzten sich die Fluten vor den Beinen seines Pferdes dahin. Hier und dort zeugten Stromschnellen von Untiefen. Nichts war zu sehen. Am Fluss entlang ritt Deadlock nach Osten. Unablässig beobachtete er die Umgebung. Deadlocks Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe. Und plötzlich nahm er im Süden eine Staubwolke wahr.

Im Galopp jagte Deadlock den Falben eine Hügelflanke zu seiner Linken hinauf. Oben parierte er das Tier. Angestrengt starrte Deadlock nach Süden. Die Staubwolke entfernte sich vom Fluß. Deadlocks scharfer Blick erfasste vier kleine schwarze Punkte, die sich vor der rollenden Staubwolke bewegten.

Reiter!

»Haben es ja mächtig eilig, die vier Hombres«, murmelte Deadlock. Gedankenvoll starrte er hinter ihnen her. Es war nicht zu erkennen, ob es sich um Rothäute oder Weiße handelte.

Er verließ seinen Standort und durchritt den Fluss. Die Strömung zerrte an dem Falben, stellenweise musste er schwimmen. Wie der Bug eines Bootes zerteilte seine Brust das Wasser. Sie wurden ein Stück abgetrieben, aber dann scheuchte Deadlock das prustende Tier die Uferböschung hinauf.

Am Ufer entlang ritt er nach Westen. Er folgte einem Knick des Rivers. Deadlock wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war fast unerträglich und machte das Atmen zur Qual.

Von den Reitern war nichts mehr zu sehen. Sie waren zwischen den Hügeln aus Deadlocks Blickwinkel verschwunden. Nach etwa einer Meile stieß Deadlock auf die Leichen von fünf jungen Apachen. Schmerzhaft sprang ihm das Bild in die Augen. Die Mustangs der Getöteten zupften an den jungen Trieben des Ufergestrüpps.

Deadlock schluckte und saß ab. In seinem Magen formte sich der Ball der Übelkeit. Die Krieger waren skalpiert. Deadlock sah ihre blutigen Köpfe, und das Blut gefror ihm in den Adern.

Das waren Jäger gewesen. Ihre Bewaffnung bestand lediglich aus Pfeilen und Bogen. Sicher waren sie ahnungslos über den Fluss gekommen. Im Ufergebüsch aber lauerte der unerbittliche Tod. Sie waren ohne jede Vorwarnung niedergemetzelt worden.

Skalpjäger!, durchpeitsche es Deadlocks Verstand. Ohnmächtiger Zorn spülte in ihm hoch. Das waren keine Menschen, das waren reißende Bestien, beseelt von triebhafter Mordgier. Seit die mexikanische Regierung Prämien für Apachenskalps bezahlte, trieb es diese erbarmungslosen Killer reihenweise in die Apacheria.

Deadlock starrte in die blutverschmierten, im Tod erstarrten Gesichter der Apachen. Wahrscheinlich hatten sie ihre Mörder nicht einmal zu Gesicht bekommen.

Es hatte keinen Kampf gegeben. Die Krieger waren skrupellos aus dem Hinterhalt abgeknallt worden. Ein Verbrechen, das vom Wahnsinn brutalster Gewalt zeugte.

Deadlock zog den Falben herum. Von einem Augenblick zum anderen hatte er sich entschlossen. Seine Züge waren wie versteinert. Der Mord an diesen jungen Kriegern durfte nicht ungesühnt bleiben. Neuer Hass würde geboren werden. Die Chiricahuas würden ihre jungen Krieger grausam rächen.

Vor Deadlock lag die Fährte der vier Mörder. Sein Blick saugte sich daran fest. »Vorwärts, Amigo«, murmelte er, ruckte im Sattel und gab dem Falben den Kopf frei.

*

Die Abteilung unter Captain McBrides Führung befand sich mitten in den Gila Mountains. Es war später Nachmittag. Die blauen Uniformen waren staubgepudert. Auf den angespannten Gesichtern lag eine Schicht aus Staub und Schweiß. Das Fell der Pferde war feucht.

McBride vermutete in dieser Felseinöde Loco und seine Bande Abtrünniger. Vor einem Canyon gab McBride den Befehl zum Anhalten. Über dreißig Pferde verharrten unter ihren Reitern und den schweren Kavallerie-McClellan-Sätteln. Sie schlugen mit den Schweifen nach den Blutsaugern an ihren Flanken. Schaum troff von ihren Nüstern.

»Nehmt die Gewehre zur Hand«, befahl McBride. Sein Blick tastete sich in den Canyon. Ein Sergeant ritt neben den Captain.

»Vermuten Sie einen Hinterhalt, Sir?«, fragte er.

»Bei Loco muss man mit allem rechnen«, erwiderte McBride knapp. »Die Männer sollen ihre Karabiner entsichern. Eine Vorhut von fünf Mann soll den Canyon erkunden.«

Der Sergeant zerrte seinen Braunen herum und ritt nach hinten. Er rief fünf Namen. Die Kavalleristen scherten aus der Reihe und sammelten sich. Sergeant Donovan gab McBrides Befehl weiter. Die übrigen Reiter zogen die Karabiner aus den Sattelholstern. Die Gewehrschlösser klirrten metallisch.

Die Vorhut ritt in den Canyon hinein. Ein Korporal führte sie. Bald traten die steil aufragenden Felswände auseinander. Terrassenförmige Felsen säumten den tiefen Einschnitt. Überall wucherten dornige Comas und Sumac-Dickichte. Übereinandergetürmte Felsgebilde verliehen der Umgebung ein bedrohliches, urwelthaftes Aussehen.

Im Canyon ballte sich die Hitze. Die Soldaten waren hellwach. Die Anspannung brachte ihre Nerven zum Schwingen. Der Ort war wie geschaffen für einen Überfall. Die Nervosität vertiefte die Linien und Kerben in den Gesichtern. Schweißnasse Hände saugten sich förmlich an den Gewehren fest.

Überlaut rollte der Hufschlag vor den Kavalleristen her. Die Augen der Soldaten waren unablässig in Bewegung. Aber da war nichts. Ein Tal öffnete sich, auf eine Weite von einer halben Meile überschaubar. Ödes, von der Sonne ausgebranntes Land; eine sandige, geröllübersäte Ebene, von Arroyos zerschnitten und mit karger Vegetation.

»Wir kehren um!«, knurrte der Korporal.

Sie ritten zurück. Ihre Wachsamkeit ließ nach. Beim Trupp angelangt meldete der Korporal: »Keine Feder in Sicht, Captain. Der Canyon ist frei.«

»Danke«, murmelte McBride. Dann erhob er seine Stimme: »Abteilung - Marsch!«

Die Kolonne setzte sich in Bewegung. Die Kavalleristen ritten in Zweierreihe. Obwohl es aussah, als wären keine Apachen in der Nähe, fühlte jeder Beklemmung in sich. »Die Apachen fristen ihr Leben selbst dort noch, wo Schlangen und Eidechsen keine Chance mehr haben. Ein Ehrenkodex ist ihnen fremd. Sie sind hinterhältig und mörderisch wie Skorpione!«, hatte Colonel Brown einmal von sich gegeben. Diese Worte hallten nun in den meisten von ihnen nach. Loco war der Schlimmste. Er war grausamer als Naichez und hinterlistiger als Geronimo.

Sie befanden sich zwischen den Terrassenfelsen. Die Sohle des Canyons war hier an die fünfzig Yards breit. Das Hufgetrappel verschlang alle anderen Geräusche. Kein Windhauch regte sich. Plötzlich aber wurde es in den dichten Büschen, hinter Felsblöcken und in den Felsspalten lebendig. Ein schriller Schrei übertönte den Lärm des Hufschlages. Dunkelhäutige Gestalten mit nackten Oberkörpern wuchsen hinter ihren Deckungen in die Höhe. Schüsse krachten, Pfeile zogen wie schwarze Striche durch die Luft.

»Durchbruch!«, brüllte Captain McBride mit sich überschlagender Stimme und drosch seinem Pferd die Sporen in die Weichen. Wie von der Sehne geschnellt stob das Tier los.

Drei, vier Kavalleristen stürzten getroffen von ihren Pferden. Ein heilloses Durcheinander entstand. Männer brüllten ihren Schreck hinaus. Ein Pferd stürzte, ein wirres Knäuel aus Pferde- und Menschenleibern wälzte sich darüber hinweg. Unbarmherzig rissen die Kavalleristen ihre Pferde vorne in die Höhe. Schrilles Gewieher ertönte. Von allen Seiten kamen die Krieger. Wie brüllende Teufel stürmten sie heran, Mordgier und Vernichtungswillen in den glühenden Augen. Schüsse krachten. Bogensehnen schwirrten. Der mörderische Lärm rollte die terrassenartigen Felsen zu beiden Seiten hinauf.

Es waren mindestens drei Dutzend Krieger. Das Tohuwabohu in den Reihen der Kavalleristen machte einen Durchbruch unmöglich. Außerdem war der Weg nach Norden von fast einem Dutzend hasserfüllter Krieger versperrt.

Den Soldaten gelang es, den Schock abzuschütteln. McBride brüllte mit gellender Stimme Befehle. Er schoss mit seinem Colt auf die heranhetzenden Krieger. Die Soldaten verschwanden von den Pferden, suchten Deckung hinter Felsbrocken und toten Tieren. Einige ihrer Kameraden lagen verkrümmt am Boden. Pfeile steckten in ihren Körpern. Der Anblick schürte den Widerstandswillen, den Selbsterhaltungstrieb. Sie verteidigten sich nach allen Seiten.

Das Peitschen der Schüsse, das schrille, vibrierende Geheul der Apachen, das panische Wiehern der Pferde - das alles steigerte sich und wuchs sich aus zu einem höllischen Crescendo. Die halbnackten Gestalten der Krieger verschwanden hinter Felsblöcken, federten wieder hervor. Kriegslanzen zogen ihre tödliche Bahn. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen - es gab nur den tödlichen Hass auf beiden Seiten. Apachen wurden von den Beinen gemäht. Manche waren nur verwundet und taumelten wieder in die Höhe. Pulverdampf wogte nebelhaft.

Und plötzlich war der Spuk vorbei. Die Apachen zogen sich zurück. Sie verschwanden ebenso schnell, wie sie gekommen waren. Es mutete an, als verschluckte sie die Erde. Das Echo der letzten Schüsse zerflatterte. Verwundete wimmerten. Fast zehn Apachen lagen am Boden. Sechs Kavalleristen waren gefallen. Gierig saugte die ausgedörrte Erde das Blut von Rot und Weiß auf.

»Rundumsicherung!«, befahl der Captain mit rauer Stimme. Sein Gesicht war verschmutzt vom Pulverschmauch. Das Weiß seiner Augen stand in krassem Kontrast dazu. Er blutete aus einer Streifschusswunde am Oberarm. Der Colt in seiner nervigen Faust war heißgeschossen. McBride sah sich um. Ihm entging nicht der verkrampfte Ausdruck in den Gesichtern seiner Männer. Ein jeder von ihnen hatte dem Tod ins höhnisch grinsende Antlitz geschaut. Sie standen voll und ganz im Banne des Geschehenen.

Ein Teil der Pferde war geflohen. In panischer Angst waren die Tiere davongerast. Der Rest der Tiere stand zitternd neben den Männern in den blauen Uniformen.

Minuten verstrichen. Von den Apachen war nichts mehr zu sehen und zu hören. McBrides Gestalt wuchs hinter dem Kadaver eines Pferdes in die Höhe. Sergeant Jack Donovan erhob sich gleichfalls. Er hielt den Karabiner mit beiden Händen quer vor seiner Brust. Eine Kugel hatte ihm eine Schramme auf der Wange gerissen. Blut lief über sein Kinn.

»Sie sind fort«, stieg es rasselnd aus seinem Kehlkopf.

»So hat es den Anschein, Sergeant«, antwortete McBride kratzend. »Korporal, wie sieht es aus?«

Der Gerufene sprang auf die Beine. Er lief geduckt von einem der Soldaten zum anderen. Dann meldete er: »Sechs Tote, Sir. Sieben Mann sind verwundet. Reiter Callaghan schwer. Er wird wohl die nächste halbe Stunde nicht mehr überleben.«

McBride fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Hört denn dieser Irrsinn niemals auf?«, flüsterte er rau und brüchig. Seine Stimme hob sich. »Miles, Jones und McIntosh - seht nach, ob von den Apachen noch welche am Leben sind.«

Die drei sprangen auf. Geduckt, die Gewehre im Hüftanschlag, glitten sie davon.

»Sie haben vergessen, Sir, ihnen zu sagen, dass sie den Überlebenden nicht die Schädel einschlagen sollen«, ließ sich der Sergeant vernehmen.

»Die drei wissen genau, dass ich das nicht dulde!«, presste McBride hervor.

Wieder zog sich die Zeit in die Länge. Die Verwundeten wurden versorgt. Verbandszeug befand sich in jeder Satteltasche.

Die drei Soldaten schleppten zwei verwundete Krieger heran. Einem hatte eine Kugel einen Scheitel über den Schädel gezogen, dem anderen hatte ein Geschoss den Oberschenkel zerschmettert. In den breitflächigen, asiatisch anmutenden Gesichtern tobte der Schmerz, aber in den schwarzen Augen glomm unversöhnlicher Hass.

»Alle anderen sind tot«, berichtete McIntosh ohne Gemütsregung. Mitleid hatte er nur mit seinen Kameraden, die dem heimtückischen Überfall zum Opfer gefallen waren.

»Okay«, murmelte McBride. »Wir ziehen uns zurück. Die beiden nehmen wir mit.«

*

Es wurde Abend, die Dunkelheit kam. Der Gila River lag über zwanzig Meilen hinter Jim Douglas und seinen Kumpanen. Sie befanden sich in den Santa Teresa Mountains und lagerten in einem Canyon. Es gab hier ein kleines Rinnsal, Gras für die Pferds und Gruppen dorniger Büsche, zwischen denen sie ihr Camp aufschlugen. Fahles Mondlicht sickerte auf den Grund des Canyons.

Sie hockten auf ihren Sätteln. Die Tiere hatten sie gehobbelt. Wy Hannagan hielt Wache am Eingang der Schlucht. Er saß auf einem Feldklotz und starrte in die Finsternis hinein. Die Winchester stand zwischen seinen Oberschenkeln auf der Erde.

Die Kerle wagten nicht, ein Feuer anzumachen. Sie verzehrten kalten Proviant und tranken dazu Wasser.

Jim Douglas sagte kauend: »Acht Skalps gestern und heute. Insgesamt haben wir jetzt fast zwanzig. Das gibt ein hübsches Sümmchen unten in Mexiko.«

»Yeah, pro Skalp dreihundert Bucks«, bestätigte Vince Slaughter grinsend. »Wir werden die Puppen tanzen lassen unten im Greaserland.«

Knirschende Schritte näherten sich. Es war Hannagan, der heranschlenderte. Er hatte sich die Winchester auf die Schulter gelegt.

»Draußen ist es ruhig wie auf einem Boothill zur Geisterstunde«, erklärte er. »Es ist sinnlos, Wache zu halten.«

Er ließ sich in das harte, trockene Gras fallen, holte seinen Tabakbeutel aus der Tasche und drehte sich im Finstern eine Zigarette. Das Streichholz flammte auf. Geisterhaft huschte der Schein der kleinen Flamme über die Gesichter. Es waren stoppelbärtige, staub- und schweißverschmierte Visagen, die im vagen Licht verwegen und hartlinig wirkten.

Das Streichholz verlosch, und nur noch der Glutpunkt der Zigarette war zu sehen.

»Wie du meinst«, sagte Jim Douglas kehlig. Die Finsternis hüllte ihn ein. Seine Stimme kam wie aus dem Grab.

»Geht dein Bruder mit uns nach Mexiko, Jim?«, erkundigte sich nach einer Weile Tab Billinger.