Kanarische Impressionen - Annegret Achner - E-Book

Kanarische Impressionen E-Book

Annegret Achner

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Beschreibung

Kanarische Impressionen Ein Urlaub auf den Kanaren verspricht Sonnenschein, Wind, imposante Landschaften, hohe Atlantikwellen und historischen Orte. Diese Sammlung kleiner Geschichten erzählt von Begegnungen auf den Kanaren, die die besondere Atmosphäre dieser Inseln einfangen.

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Annegret Achner

Kanarische Impressionen

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kanarische Impressionen

Teno Alto

Playa de San Marcos

Orotava

Puerto de la Cruz

In den Canadas

Los Silos

An derSüdküste

Los Gigantes

Autorin / Impressum

Impressum neobooks

Kanarische Impressionen

Annegret Achner

Text Copyright © 2014 Annegret Achner

Teno Alto

Amigas

Niemand versteht ein Wort. Die junge Frau mit dem zerrissenen T-Shirt und den von Dornen aufgerissenen Knien schluchzt und stammelt in einem Gemisch von Deutsch und Spanisch unverständliche Worte. Sie ist durch die Tür in der kleinen Bar am Dorfrand von Teno Alto gestolpert und hält sich am Tisch fest. Ihre Stimme überschlägt sich, Rotz läuft ihr aus Augen und Nase, die schwarzen kurzen Haare kleben am Kopf.

»Mi amiga«, versteht man. »Hilfe” und »help«. Sie stampft mit dem Fuß auf, fuchtelt mit den Armen. »Rapido, rapido.«

Die wenigen Männer am Tresen haben sich umgedreht und starren sie an wie eine Erscheinung. Nur die Wirtin reagiert, wischt ihre Hände an der Schürze ab, kommt hinter der Theke hervor, zieht einen Stuhl heran und drückt die junge Frau darauf nieder.

»Calma-te, chica, calma-te«, sagt sie und streicht der hysterisch schluchzenden Frau über die Schulter. »Que pasó?« Doch Spanisch kann die Fremde nicht.

Die Männer haben sich aus ihrer Erstarrung gelöst. »Deutsch? English?« Ein dicker, freundlicher Spanier hat sich vor sie hingekniet und hebt mit einer ungeschickten, aber freundlichen Bewegung ihr Kinn an.

»Deutsch«, stößt die junge Frau heraus. »Ich bin Deutsche.«

»Un momento«, sagt der Mann. Ein paar wie mit dem Maschinengewehr herausgefeuerte Worte, und ein junger Kerl nickt und spurtet davon, um nach einigen Minuten mit einem älteren Spanier im Schlepptau zurückzukommen.

»Ich bin Juan. Ich spreche Deutsch. Beruhigen Sie sich. Was ist passiert? «

»Meine Freundin. Sie ist abgestürzt. Oben auf dem Baracán. Sie ist die Schlucht hinuntergestürzt. Wir müssen sie suchen. «

Die junge Frau hat die Hände vors Gesicht geschlagen und weint fassungslos. »Ich habe sie noch gewarnt. Pass auf, habe ich gesagt. Geh nicht so nah an den Rand, habe ich gesagt. Und dann, und dann.. «

Der Mann hat schon sein Handy gezückt und drückt 112.

»Sie schicken einen Hubschrauber«, sagt er und winkt die Männer energisch heran. »Vamos«, sagt er, und der Trupp setzt sich in Bewegung Richtung Baracán. Die junge Deutsche will aufspringen, sich anschließen, doch die Wirtin schüttelt den Kopf und hält sie fest. » Muy peligroso«, sagt sie und zieht sie zu einem alten, verschlissenen Sofa. Bringt ihr ein Glas Rotwein. »Bebe«, sie hält ihr das Glas an die Lippen.

Doris nimmt ein paar Schlucke, legt den Kopf zurück, schließt die Augen.

Das Ende ihrer Träume? Mit wie viel Hoffnung und Lebensmut waren Marita und sie vor einem halben Jahr nach Teneriffa gekommen. Der Start in ein neues Leben. Marita hatte es endlich geschafft, sich aus einer lähmenden Ehe zu befreien. Ein Jahr lang hatten sie sich nur heimlich treffen können, aber nun wollten sie endlich ihr Glück leben. Wie schön Marita war mit ihren dicken blonden Haaren, den schräg stehenden braunen Augen und einem Lächeln, das ihr Gesicht leuchten ließ. Auswandern nach Teneriffa wollten sie, eine eigene Existenz gründen, fern von den bürokratischen Zwängen in Deutschland. Massagen würden sie anbieten in einem der vielen Wellness-Hotels auf der Insel, Ayurveda-Massagen und Yoga und Nordic Walking. Monatelang hatten sie sich vorbereitet, Fortbildungskurse besucht.

Doris hatte ihren Beamtenstatus gekündigt, die Sportstunden an einem Bremer Gymnasium ödeten sie schon lange an. Marita hatte Kunstgeschichte studiert und Tanz. Ihr gemeinsames Angebot im Tourismusgeschäft würde riesig sein, der Erfolg vorprogrammiert. Sie mussten sich nur trauen. Und sie trauten sich. Doris schluckte. Ja, trauen lassen wollten sie sich auch. Ein gemeinsames Leben im ewigen Frühling auf den Kanaren.