Kann sofort verfilmt werden - Ahne - E-Book

Kann sofort verfilmt werden E-Book

Ahne

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Beschreibung

Bereits seit einem Vierteljahrhundert liefert die Reformbühne Heim & Welt jeden Sonntag neue Texte, wöchentlich frisch gepresste und naturbelassene Literatur, Satire, Essays, Agitation und Propaganda. Das Beste davon ist nun in diesem Buch versammelt: Verhandlungen mit Gott über einen Ausflug in den Tierpark, Erklärungen für Psychiatriepatienten, warum ihr Therapeut montags immer so schlimm nach Kneipe stinkt, Liebeserklärungen an Käferforscherinnen, atemberaubende Abenteuergeschichten über Berliner Altbaukeller und Paarurlaube auf Rügen, Gedichte über Modewörter und Gespräche über die Einsatz-möglichkeiten eines Laminators im Alltag. Haufenweise schöne Texte aus allen Genres, die eines gemeinsam haben: Sie könnten alle sofort verfilmt werden!

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Seitenzahl: 243

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„KANN SOFORTVERFILMT WERDEN“

ReformbühneHeim & Welt

AhneJakob HeinFalko HennigRoman IsraelHeiko WerningJürgen Witte

DIE REFORMBÜHNE HEIM & WELT

ist eine der ersten und stilprägenden Lesebühnen Berlins. Seit Januar 1995 tritt sie unter ihrem immerwährenden Motto »Am besten was Neues« jeden, aber auch wirklich jeden verdammten Sonntag an, um ihre Texte und Lieder mit dem Publikum zu teilen.

Im Lauf der letzten 25 Jahre hatte die Reformbühne schon zahlreiche illustre Mitglieder: Bov Bjerg, Wladimir Kaminer, Manfred Maurenbrecher, Daniela Böhle, Uli Hannemann, Sarah Schmidt, Hans Duschke und Michael Stein haben hier viele Jahre lang ihre neusten Texte und Lieder ausprobiert. Zum 10-jährigen Bestehen erschien bei Goldmann die Anthologie »Volle Pulle Leben« sowie eine Doppel-CD (Reptiphon), zum 15-jährigen Jubiläum die Sammlung »Am besten was Neues« bei Voland & Quist.

Das aktuelle Ensemble der Reformbühne bilden Ahne, Jakob Hein, Falko Hennig, Roman Israel, Heiko Werning und Jürgen Witte. Spielort ist jeden Sonntag der Rote Salon der Berliner Volksbühne oder die Schankwirtschaft Baiz in Berlin-Prenzlauer Berg.

E-Book-Ausgabe Januar 2020

© Satyr Verlag Volker Surmann, Berlin 2020

www.satyr-verlag.de

Cover: Karsten Lampe

Autorenfoto: Axel Völcker

Lektorat: Heiko Werning

Korrektorat: Jan Freunscht

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über: http://dnb.d-nb.de

Die Marke »Satyr Verlag« ist eingetragen auf den Verlagsgründer Peter Maassen.

E-Book-ISBN: 978-3-947106-46-2

Inhalt

VORWORT

Wie damals alles anfing – die Gründungsjahre der Reformbühne Heim & Welt – Jakob Hein

I. REFORM

Kann sofort verfilmt werden – Ahne

Sage vom Plötzensee – Falko Hennig

Immer schön Kreide fressen – Heiko Werning

Ticken. Ein Modewortgedicht – Jürgen Witte

Es tut mir leid, aber Sie können mich nicht besiegen – Jakob Hein

Achtung, SpoilerRoman Israel

Es gibt kein schlechtes WetterAhne

Zum Tode von Karl Lagerfeld, der mir immer ziemlich am Arsch vorbeigegangen ist: Mutmaßungen über die JogginghoseJürgen Witte

Laminator kaputt – Jakob Hein

Der Weihnachtshasser – Heiko Werning

Gegen den Wahnsinn – Falko Hennig

Frontstadt Berlin. Diesmal: Superman vs. Blitzfrollein – Ahne

Streetfood. Ein Modewortgedicht – Jürgen Witte

II. BÜHNE

Wünscht man sich Unendlichkeit … – Jakob Hein

Das Ende – Jürgen Witte

Warum ich nie ein Rockstar werden will – Ahne

Herzlichen Glückwunsch, lieber Deniz! – Heiko Werning

Karma – Roman Israel

Gut reingekommen? – Falko Hennig

Bob Dylan kam nicht zum Nobelpreis – Jakob Hein

III. HEIM

Wo immer – Roman Israel

»Hayir« heißt auf Westfälisch einfach bloß »Nee« – Heiko Werning

Erwin sagt lieber nix – Jürgen Witte

Rattenscheiße – Falko Hennig

Zwiegespräche mit Gott – heute: Friedrichsfelde, wir kommen! – Ahne

Gut drauf, gut drin – Jakob Hein

Das Heckenschnitt-Ultimatum – Roman Israel

Deine Meinung– Jürgen Witte

1 Block, verschiedene Welten – Heiko Werning

Meine dritte Badehose – Falko Hennig

Im Prinzip richtig, aber falsch – Jakob Hein

Durstige Biester– Roman Israel

Der Vater – Jürgen Witte

IV. WELT

Kein Sturm hält mich zurück – Ahne

Bis aufs Blut – Heiko Werning

Stille Idylle – Roman Israel

Mit dem Rollkoffer in den Randbezirk – Jürgen Witte

Brief aus Südamerika – Falko Hennig

Scarabaeidae – Heiko Werning

Selbst gestrickte Teekannen – Jakob Hein

Aal mit Zwiebeln – Roman Israel

Offenes Polen – Falko Hennig

Unsere Welt ist schön – Ahne

Vom Zyklus des An- und Abschwellens oder: Die Lausitz in Berlin – Roman Israel

NACHWORT

Himmel, immer diese Jubiläen!Ahne

Vorwort: Wie damals alles anfing – die Gründungsjahre der Reformbühne Heim & Welt

Jakob Hein

Junge Menschen können sich immer nicht vorstellen, wie die Vergangenheit aussah. So glauben meine Kinder beispielsweise, das Internet wäre damals sehr langsam gewesen und kabelbasiert. Die Wahrheit stürzt sie in eine kurze Sinnkrise, die sie aber rasch mit dem schnellen Posten einer Geschichte überwinden.

Damals, Anfang der 1990er-Jahre, steckten die Start-ups noch in den Kinderschuhen, die meisten in Deutschland nannten sie noch Neustarts, erst später kam ein gewiefter Unternehmer auf diesen englischen Dreh, der sich durchsetzen sollte. In den Jahrzehnten zuvor waren in Westdeutschland nur Familienunternehmen vererbt und im Osten die Planstellen in den volkseigenen Kombinaten besetzt worden. Aber so konnte es ökonomisch nicht weitergehen, die sich abzeichnende Digitalisierung würde man mit Stahldynastien, Autokonzernen und Fabriken für sozialistische Winkelemente nicht bewerkstelligen.

Also wurden überall die Neustarts gegründet, kleine Gruppen von Menschen, die flexibel für Aufgaben abgestellt wurden. Man traf sich Tag für Tag in einem der damals in der ganzen Stadt freistehenden Büroräume, trank Filterkaffee und quatschte. Nebenan war eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme vom Amt oder noch ein Neustart – wer wusste das schon? Man quatschte, trank Filterkaffee und rauchte, ab 16 Uhr gab es Bier für die Männer und Rotwein für die Frauen. Es war … es war, wie es war, uns kam es einfach normal vor. Die Zigaretten waren noch billig und nicht gesundheitsschädlich, sonst hätten sie das ja wohl draufgeschrieben, und am Nachmittag trank man Alkohol, weil man sonst nachts nicht hätte schlafen können durch den ganzen Filterkaffee. Saft gab es nur vom Apfel oder sonntags von der Orange, und Wassertrinken im Privaten war seltsam etepetete. »Ich nehme ein Wasser« – was war sein Problem?

Ich saß damals mit Falko Hennig, Ahne, von dem niemand wusste, wie sein richtiger Name eigentlich lautete, Jürgen Witte und Michael Stein in so einem Büro herum. Heiko Werning war anfangs eigentlich offiziell nicht dabei, aber er züchtete im gleichen Büro irgendwelche Skinke, sodass wir ihn irgendwann einfach dazuzählten. Und Roman Israel war noch gar nicht geboren, den mussten wir erst noch zeugen, aber da zeigte sich ein kleines Problem.

Denn wir hätten am liebsten auch ein paar Frauen dabeigehabt, so »pari-pari«, wie Jürgen das nannte, und wir nickten immer, obwohl wir nicht genau wussten, was das heißen sollte. Aber das war verboten. Männer und Frauen wurden strikt voneinander getrennt aufbewahrt, das sollte die Halbwertszeit verlängern, und man ging davon aus, dass sich niemand auf die Arbeit konzentrieren könnte, wenn man die Neustarts gemischtgeschlechtlich zusammenstellte. Erst später entwickelte Jérôme Perscheid die Idee mit dem Gendersternchen, eigentlich nur, um mit seiner Freundin Anja Klamm in einem Büro zusammen sein zu können, von der er sich noch vor der Einführung der Gendersternchen trennte, aber der Antrag war raus, und dann musste Jérôme monatelang mit seiner Ex in einem Büro arbeiten – wer weiß das heute schon noch?

Wir jedenfalls saßen in unserem Neustart und harrten der Dinge, die da kommen würden. Die Zeit verging wie im Flug, wenn man damit einen 48-Stunden-Dauerflug in der billigsten Preisklasse eingequetscht auf einem der Mittelsitze und ohne Bordunterhaltung meint. Wir wussten teilweise echt nicht, was wir vor Langeweile machen sollten. Falko schnitzte Tagebücher aus Birkenstämmen, Ahne schnitt alte Wetterberichte aus Zeitungen aus, und Michael las religiöse Literatur. Jürgen hatte alte Bücher in einer Papiermülltonne gefunden, und wir spielten Schere-Stein-Papier um die Themen, weil wir beide lieber die schönen alten Romane aus dem 18. und 19. Jahrhundert lesen wollten. Aber Jürgen gewann, und ich bekam die alten Medizinlehrbücher, ich sage das nur, weil ich sonst heute vielleicht den Bart tragen würde.

Wir machten uns immer über die Idioten im Büro nebenan lustig, das ist nichts, worauf man stolz sein kann, aber es ist die Wahrheit. Eines Tages bekamen die ihren Auftrag zugewiesen: Sie sollten verschiedene Klingeltöne für tragbare Telefone entwickeln. Da gab es kein Halten mehr für uns: Das war der erkennbar blödeste Job, der je einem Neustart übergeholfen wurde. Keiner glaubte, dass sich diese Taschentelefone durchsetzen würden. Wozu gab es Kneipen und Kinos und Theater, wenn man dort nicht dem Alltag entfliehen konnte? Wer würde freiwillig seinen Telefonapparat mit in seine Freizeit schleppen? Niemand glaubte daran. Aber dass die Leute dann auch noch verschiedene Klingeltöne dafür wollen würden, war nicht vorstellbar. Ich wünschte, ich hätte mir die vielen Klingeltonwitze aufgeschrieben, die wir uns damals ausgedacht hatten, weil das allein historisch interessant wäre.

Kurz danach bekamen wir unseren Auftrag: Wir sollten Menschen Literatur vorlesen und sie hinterher fragen, ob sie vielleicht etwas dafür bezahlen würden. Wir waren begeistert! Das war ein Auftrag voller Ehre und Versprechen! Deutschland ist schließlich ein Land der Literatur, und ein Buch kostete ungefähr 20 Mark (heute ca. 30 Euro). Würde man einem Deutschen einen Abend lang vorlesen, würde dieser natürlich hinterher freudig das Geld für ein Buch hinterlegen, vielleicht sogar etwas mehr, wenn es ihm oder ihr besonders gut gefallen hätte. Mit ein bisschen Mundpropaganda könnte sich die Idee schnell herumsprechen, dann bekäme man leicht 500 Leute an einem Abend zusammen, könnte die Veranstaltung zwei bis drei Mal pro Woche durchführen und so jeden Künstler in Windeseile zum Millionär machen. Das war doch mal etwas anderes als so eine Klingeltonidee, wie wir bekloppte Vorhaben damals nannten.

Der Rest ist Geschichte. Wir haben im Lauf der Zeit viel lernen dürfen, und die Anmietung der Deutschlandhalle war sicher im Rückblick etwas überambitioniert. Der Titel der Veranstaltung war natürlich ironisch gemeint, niemand von uns hatte je die Idee, dass aus unserer Lesebühne ein Medienimperium werden könnte, das in jedem Heim und der ganzen Welt ankommen könnte. Natürlich glaubten wir niemals, dass wir neben der Bühnenshow auch noch einen Radiosender, eine Filmproduktionsfirma und ein Hochglanzmagazin gründen würden. All diese Schritte waren als satirische Aktionen gemeint, mit denen wir der geldgierigen Welt den Zerrspiegel vorhalten wollten. Und im Großen und Ganzen hat alles genau so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben, das versichern wir uns immer wieder gegenseitig bei unseren Treffen.

Was aus den Klingeltontypen geworden ist, kann ich leider nicht genau sagen, das habe ich dann irgendwann nicht mehr verfolgt.

Kapitel 1:

„REFORM“

Kann sofort verfilmt werden

Ahne

Weil es Sommer ist und ich keinen reichen Onkel in Amerika habe, trinke ich Tee. Einen Bergkräutertee. Grünhafer, Melisse, Holunderblüte. Tut gut, besonders wenn es heiß ist. »Trinke Heißes, wenn es heiß ist, trinke Kaltes, wenn es kalt ist«, sagte schon meine Tante aus Schöneiche, der ich längst verzieh, dass sie keinen Amerikaner geheiratet hat.

Ich weiß zwar nicht, seit wann der Holunderstrauch zu den Kräutern gehört, aber ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass der Tee mir guttut. Mein inneres Gleichgewicht herstellt. Die Seele baumeln lässt, das Herz beruhigt. Außerdem ist er vegan, der Tee. Das ist mir auch sehr wichtig. Ich nämlich liebe Tiere. Ameisen, Amöben, Affen. Die sind sehr niedlich. Deshalb müssen meine Tees (oder heißt es Teee?) vollkommen frei von tierischen Produkten sein. Und das ist bei meinem Bergkräutertee definitiv der Fall. Es steht nämlich drauf. »1,75 g, vegan«, steht drauf. Ich frage mich, ob es eigentlich Teee gibt, die nicht vegan sind. Gibt es Tee mit getrocknetem Ei? Schweinetee? Tee mit Knochen? Bestimmt gibt es das. Knochentee gegen Potenzprobleme ist in Asien garantiert ein echter Renner. Kostet umgerechnet 8.000 Mark oder so, für 1,75 Gramm, auf dem Schwarzmarkt. Weil die Knochen ja von Rhinozerossen stammen müssen, die lediglich illegal geschossen werden dürfen, in afrikanischen Nationalparks, sonst wirkt der nicht, sonst ist weiter tote Hose.

Mir ist, ehrlich gesagt, eine tote Hose ja lieber als eine lebendige. Stell dir doch mal vor, du bist da lediglich kurz aus den Klamotten geschlüpft, ja, weil es so heiß war, bist in den eiskalten Bergkräutersee, nackig, nur Holunderblüten im Haar, und dann steigst du aus den Fluten, und plötzlich ist deine Hose weg, weil es ihr langweilig geworden ist und sie ihr Leben lieber mit jemand anderem verbringen mochte, der sie auch mal wäscht und womöglich sogar bügelt. Nee, da lob ich mir eine tote Hose. An den Gestank gewöhnt man sich, irgendwann.

Gute Filmtitel mit Vögeln sind ein vollkommen anderes Thema. Aber ich finde, das passt, und das ist ja die Hauptsache. Ich habe mir gute Filmtitel mit Vögeln ausgedacht, weil es, viele werden dies bemerkt haben, sehr wenige gute Filmtitel nur gibt, in denen Vögel eine Rolle spielen. Winnetou zum Beispiel, ja? Sehr guter Titel, aber kein Vogel drin. Oder auch Nosferatu. Da denken zwar manche, das wäre ein Vogel, ein südamerikanischer Vogel, aber keinesfalls. Nosferatu ist ein gewöhnlicher Name für einen Menschen in Lateinamerika. Die glorreichen Sieben, Die Olsenbande stellt die Weichen, Rambo V, nirgendwo ein Vogel. Vielleicht, weil es sehr schwer ist, Vögel in gute Filmtitel zu integrieren? Vögel lassen sich eben nicht so gerne einsperren, in Titel, in Zusammenhänge, in Käfige. Im Gegensatz zu Fischen, beispielsweise. Die haben nichts dagegen, in Käfige gesperrt zu werden. Die können ja auch wieder da raus, wenn sie keine Lust mehr haben. Durch die Gitterstäbe schwimmen. Trotzdem, ich hab mir mal die Mühe gemacht mit den Vögeln, danke, danke, danke.

Das Spatzenhirn zum Beispiel. Einwandfreier Filmtitel. Ich stelle mir dazu einen Italo-Western vor. Raubeiniger Vierschrotkerl muss die Rinderherde seiner Mutter verteidigen, gegen üble Desperados. Obwohl er bloß ein sehr kleines Gehirn hat, gelingt ihm dies, wegen der lustigen Umstände.

Oder Flieg, Pinguin, flieg. Science-Fiction. Auf einem erdähnlichen Planeten können Pinguine fliegen, wenn sie von Strahlenkanonen giftiger Aliens getroffen werden. Zum Schluss heiratet jemand einen Wulp.

Sie nannten ihn Meise. Melodram. Ein Fischer fängt nur noch Plastetüten und ertränkt seinen Kummer im Alkohol. Am Ende stirbt er, was den Zuschauer ratlos zurücklässt.

Codename Kakadu ist ein Spionagethriller. Die Russen streben die Weltherrschaft an. Lediglich einem depressiven Hacker gelingt es, den Mailverkehr der bösen Kaviarfresser zu entschlüsseln. Pizza und Kaffee helfen ihm.

Weihnachten mit Frau Elster dagegen müsste ein Film für die ganze Familie sein. Frau Elster ist eine notorische Lebensmitteldiebin, die allerdings Gewissensbisse bekommt, als sie sieht, dass die siebenköpfige Familie nur Fischstäbchen zum Festessen hat. Mehr wird nicht verraten.

Die Taube und der Blinde. Liebesschmonzette. Sie hört nichts, er sieht nichts, perfekt!

Bei Spezialeinheit Spatz befinden wir uns im Zweiten Weltkrieg. Einer Gruppe jüdisch-polnischer Partisanen gelingt es, die gesamte achte Armee der Faschisten einzukesseln, ohne dass die das merkt. Prädikat: besonders wertvoll.

Kein Geld für Alk behandelt die Umweltproblematik. Der Nordpol schmilzt, und unsere arktischen Vögel haben kein Geld. Zwischendurch müsste immer mal wieder die Spendennummer von Greenpeace eingeblendet werden.

Geier der Lust sagt praktisch schon alles. Ein Porno. Der Regisseur besitzt hier sämtliche Freiheit der Welt, den Stoff elegant zu bearbeiten.

Ganz anders Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Keller. Ein Kuckuck ist im Keller eingesperrt und ruft. Drumherum könnte noch irgendwas geschehen.

Und der allerbeste Filmtitel mit Vögeln: Die Ente. Mystery-Fantasy-Quatsch. In einem fiktiven Mittelalterreich regiert eine grausame Eminenz. Man kann sie lediglich bezwingen, indem man eine Ente nach ihr wirft. Es gibt aber keine Ente, was der Zuschauer jedoch im siebten Teil erst erfährt. Vorher: viel Zauberei, jede Menge abgeschlagene Köpfe, schöne Frauen, dramatische Musik.

So. Damit wäre meine Arbeit erledigt. Macht was draus. Ich trinke derweil noch ein schönes Schlückchen Bergkräutertee. Huch, bereits kalt!

Sage vom Plötzensee

Falko Hennig

Wo heute der Plötzensee liegt, hatte sich in alter Zeit ein Dorf befunden, und im tiefsten Brunnen hatte ein guter Geist gewohnt. Der hatte Johann geheißen und wie Adolph von Menzel ausgesehen. Immer nachts war er herausgekommen und hatte im Dorf alle liegen gebliebenen Arbeiten erledigt, die Häuser aufgeräumt, abgewaschen, Geld in die Sparbüchsen und Brieftaschen gesteckt und den Kindern Süßigkeiten neben die Betten gelegt. Auch hatte er gemacht, »dass die Blinden wieder geh’n und dass die Lahmen wieder seh’n«, jedenfalls hatte er so ziemlich alle Krankheiten geheilt, von Tripper über Syphilis und Herpes genitalis bis hin zu Chlamydien. Der Bürgermeister des Dorfes war ein Widerling gewesen, missgünstig und bösartig, im Hauptberuf Arzt, und natürlich war ihm dieser gute Geist ein Ärgernis gewesen.

Er hatte in einer Nacht seine Stube besonders schlampig gelassen und sich nur schlafend gestellt. Als der gute Geist Johann in der Nacht erschien und aufzuräumen begann, bespritzte ihn der Schultheiß mit Weihwasser und beschimpfte ihn: »Beim Leibe Jesu Christi verfluche ich dich dazu, bis zum jüngsten Tag in der Zisterne zu bleiben!«

»Das hat dir der Teufel aufgetragen!«, schrie Johann und versuchte, sich festzuhalten, aber der Fluch des Bürgermeisters wirkte und zog ihn unwiderstehlich in die Zisterne, und mit einem erst gellenden, dann gurgelnden Schrei ging er unter. Sofort senkte sich das ganze Dorf, aber aus dem Brunnen sprudelte das Wasser. Es überflutete Häuser, Straßen und die Kirche. Alle Bewohner verwandelten sich in Plötzen und sind seitdem auf der Flucht vor dem Bürgermeister, der ein kapitaler Hecht geworden ist.

Die Plötzen waren sehr unglücklich, weil sie keine Lippen mehr hatten, um sich zu küssen, und weil sie ständig vor diesem scheiß Hecht fliehen mussten. Sie weinten so lange, bis sie rote Augen bekamen, und seitdem nennt man Plötzen auch Rotaugen. Nur manchmal bei Vollmond sind die Plötzen sicher, wenn aus der Tiefe die alte Kirchturmglocke läutet. Dann steht der Hecht starr im Röhricht, und alle Plötzen lauschen den Klängen.

Immer schön Kreide fressen

Heiko Werning

Früher waren es ja die Maikäfer, die im Frühjahr plötzlich zur Plage wurden. In letzter Zeit scheint es aber ein anderer kleiner Quälgeist zu sein, der in Massen über uns hereinbricht: der Wolf.

Verfolgt man die öffentliche Diskussion, kommt man zu dem Schluss, dass der Wolf inzwischen praktisch hinter jeder Hecke lauert. Um nur zwei der beunruhigenden Schlagzeilen der letzten Zeit aus der Bild-Zeitung zu zitieren: »Wildschwein weggezerrt – Wolf holt sich seinen Sonntagsbraten«. Oder: »In Norddeutschland – ein Wolf reißt das Reh, der zweite hält Wache«. Man könnte fast meinen, diese Wölfe fräßen Fleisch!

Und ja, der Verdacht bestätigt sich – wiederum die Bild: Zu sehen ist auf der linken Seite ein kleines Mädchen, das ein totes Schaf streichelt, auf der rechten ein zähnefletschender, eher übellaunig dreinschauender Wolf. Dazwischen die extrafette Schlagzeile: »Jette (8) weint um ihre Lieblinge: Der böse Wolf hat meine Schafe gefressen«.

Um die 1700 Schafe sollen die Wölfe allein 2018 bundesweit erlegt haben. Eintausendsiebenhundert! Was für ein furchtbarer Blutzoll! Da bleiben ja nur noch 1.998.300 der jährlich etwa zwei Millionen in Deutschland zum Schlachten gezüchteten Schafe für uns übrig! Wir stehen also an der Schwelle zu einer veritablen Hungersnot, und das nur, weil diese Öko-Spinner unbedingt ihren Wolf draußen überall frei herumlaufen lassen müssen!

Viel schlimmer als der ökonomische Schaden ist allerdings die Gefahr für Leib und Leben, die vom Wolf ausgeht für sein allerliebstes Beutetier, den Menschen. Denken Sie nur an den Horror, den die Tiere seit Jahrhunderten verbreiten: Rotkäppchen, der Wolf und die sieben Geißlein, Wolfsburg und Wolf Biermann. Es ist ein einziges Grauen.

Dazu noch einmal die Bild, Schlagzeile: »Angst in Brandenburger Seniorenheim: Wolf reißt drei Therapie-Schafe«. Oha! Therapie-Schafe! Und kurz überlegt man, ob das jetzt Brandenburgs Antwort auf den Pflegenotstand ist – Therapie-Schafe. Darunter aber lesen wir dann weiter: »Pflegeheim-Chef: Kann ich sicher sein, dass der Wolf noch zwischen einem Bewohner im Rollstuhl und einem Stück Wild unterscheidet?« Nein, kann er natürlich nicht. Denn die Verwechslungsgefahr liegt auf der Hand. Wie oft denkt man schließlich im Dusel: »Oh, ein Reh!«, und dann ist es doch wieder nur eine im Rollstuhl über den Weg rumpelnde Oma.

Zwar hält sich die Zahl der Wolfsattacken mit bislang exakt null in den letzten 40 Jahren in ganz Europa in noch gerade so überschaubaren Grenzen, aber man weiß doch aus der einschlägigen Fachliteratur, dass Wölfe halt erst immer schön Kreide fressen, bevor sie dann unvermittelt zuschlagen. So sind sie eben: hinterhältig, blutdurstig und immer bereit, über die arglos daherschlendernden Deutschen herzufallen. Der Moslem der Tierwelt, sozusagen. Man darf gespannt sein, wann erste Protestzüge gegen die Verwolfung des Abendlandes durch unsere Innenstädte führen.

Lange kann es nicht mehr dauern, die AfD jedenfalls steht schon bereit. Der Wolf ist zu einem ihrer Leib-und-Magen-Themen geworden. Zwar wünscht sich Alexander Gauland »das Land unserer Väter« zurück, aber der Wolf soll bitte schön nicht dazugehören. Früher war halt alles besser, außer der Wolf. Obwohl er doch einst von hier vertrieben wurde und damit ein bisschen so etwas ist wie die Erika Steinbach der deutschen Fauna.

Trotzdem arbeitet die AfD sich geradezu obsessiv am Wolf ab, als wäre er ein Asylant im Therapieschafspelz. So beklagte der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse im deutschen Parlament: »Die Ansiedlung der Wölfe und die Migrationskrise zeigen viele Parallelen. Es ist dieselbe Vorgehensweise. In der Migrationskrise hat die Bundesregierung anfangs behauptet, dass vorwiegend Frauen und Kinder kommen, und die Leitmedien setzten diese wenigen Frauen und Kinder auch ordentlich in Szene.« Stimmt! Genau wie bei den Wölfen! Alle Zeitungen voll mit Bildern niedlicher Wolfswelpen und rassiger Wölfinnen. »Weiterhin hieß es, es kämen hochgebildete Fachkräfte. Mittlerweile wissen wir, dass überwiegend junge Männer zu uns kamen, der überwiegende Teil verfügt nicht über die in Deutschland erforderliche Bildung und lebt vom Sozialstaat. Und genauso läuft es beim Wolf.« Hm, einerseits sicherlich: Manch ein eingewanderter Wolf mag gewisse Bildungsdefizite aufweisen. Aber andererseits leben sie ja nun gerade nicht vom Sozialstaat, sondern bringen ihre Schäfchen nachweislich selbst ins Trockene.

Aber solche Unschärfen nimmt die AfD gerne in Kauf, wenn es um die Schlussfolgerung geht: »Ohne die Menschen zu fragen, was sie davon hielten, wohlwissend um die Probleme, die das für die Landbevölkerung bedeutet, wurde das Experiment Wolf begonnen. Und auch hier die Mitwirkung der Leitmedien, die den Wolf als niedliches Kuscheltier darstellen.«

Wie in der Bild-Zeitung eben. Es ist eine einzige große Verschwörung. Erst Umvolkung, dann Umwolfung. Thilo Sarrazin, Henryk M. Broder und Uwe Tellkamp arbeiten schon an einem gemeinsamen Buch zum Thema.

Wenn der Staat nicht handeln will, müssen die besorgten Bürger sich eben selbst helfen. Bild druckt deshalb schon einmal lehrreiche Fotos von kleinen Kotballen: »Vorsicht vor diesem Häufchen! Wenn es in Ihrem Garten liegt, ist der Wolf nicht weit.« Man kann ja auch kaum noch um den Block gehen, ohne dauernd irgendwo in Wolfsscheiße zu treten! Da hilft womöglich nur noch die »Radio-Methode«: »Ludger Bruns aus Visbek beschallt seine Schaf-Wiesen mit Radiomusik, sagt zu Bild: ›Das ist sehr erfolgreich. Ein Wolf war schon in der Nähe meiner Tiere, drehte aber ab, als er die Musik hörte.‹« Er ist eben doch ein Feingeist, der Wolf. Ehe er unser Formatradio hören muss, macht er lieber flugs die Biege. Wer wollte es ihm verdenken?

Abzuhauen ist zweifellos ohnehin das Klügste, was er tun kann. Denn die Bild legt schon wieder nach: »Millionen Deutsche leben auf dem Land und müssen Sorge haben, mit Kind oder Hund in den Wald zu gehen. Bis zu 1000 Wölfe streifen durch heimische Wälder. Nach der Sorge um den Diesel-Motor wächst verständlicherweise deshalb vor allem auf dem Land die Angst vor dem Wolf.« Weshalb die Bild zu der bestechenden Schlussfolgerung kommt: »Der Wolf ist der neue Diesel«.

Das allerdings dürfte eine ziemlich gute Nachricht für den Wolf sein. Denn dann muss er sich an keinerlei Gesetze halten und kann am Ende so viele Menschen um die Ecke bringen, wie er will – wenn er wirklich der neue Diesel ist, wird ihm in Deutschland garantiert rein gar nichts passieren.

TickenEin Modewortgedicht

Jürgen Witte

Wir wissen, wie der Türke tickt

Im Ticken ist er sehr geschickt

Doch tut er’s wahrlich nicht allein

Alles soll zurzeit am Ticken sein

Wie tickt der moderne Mann?

Wo tut er das? Und wann?

Wie tickt ein Markus Söder?

Macht stetes Ticken Männer blöder?

Alle Frauen hör’n es ticken

Wenn die dreißig näher rücken

Und wie tickt Greisin oder Greis?

Hört man’s späte Ticken leis’?

Wie tickt wohl unser Osten?

Wo der Rädchen viele rosten

Tickt auch dort die inn’re Uhr

Himmelblau strahlender Azur

Und wenn’s am End’ ’ne Bombe wär’

Auch solche ticken oftmals sehr

Haben Sprengkraft und Gewicht

Da tick ich selber lieber nicht!

Und, by the way, wie steht’s mit »Tacken«?

Ist das denn auch zu packen?

Es tut mir leid, aber Sie können mich nicht besiegen

Jakob Hein

Sehr geehrte Herren Extremisten,

ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie Ihren Kampf gegen mich nicht gewinnen können. Sie können mit Ihrem Hass weiter in meine Welt, mein Leben eindringen, Sie können die Städte dieses Planeten mit Bomben attackieren, die Kultur auf dieser Welt anfallen, noch die Ruinen vergangener Kulturen – die letzten Endes auch Ihre Wurzeln sind – zerstören. Doch Sie können gegen mich nicht mehr gewinnen.

Sie können das Land zerstören, in dem ich lebe, indem Sie Hass und Paranoia in dieses Land bringen, indem Sie das, was Sie hassen, zu dem machen, was Sie sind – zu Extremisten, zu Gegnern, zu Kriegsparteien. Sie können dabei auch weiter das in den Dreck ziehen, wofür Sie einzutreten vorgeben. Aber mich können Sie nicht mehr besiegen.

Sie können Dinge von mir zerstören, mir Schmerzen zufügen, meinen Lieben Leid antun. Sie können mir das Lachen rauben und die Sonne. Sie können mir natürlich auch das Leben nehmen, denn mehr habe ich letztendlich nicht zu geben. Allein, Sie werden nie triumphieren.

Denn dieses Leben, das Sie mir nehmen könnten, war und bleibt ganz allein meins von heute bis in meine Ewigkeit. Ich kann sagen, in diesem Leben geliebt zu haben und geliebt worden zu sein. All das, was Sie dazu bringt, Ihre Menschlichkeit wegzuwerfen, Ihre Gefühle zu verstecken und Ihr Dasein in das dunkle Licht eines fremden Hasses zu stellen, wird bei mir nicht mehr verfangen. Sie können mich quälen, Sie können mich demütigen und mir Lippenbekenntnisse abverlangen, ich war nie sehr mutig. Aber Sie werden den Kampf nie für sich entscheiden.

Es wäre schön, wenn Sie durch diese Versicherung Ihren Kampf gegen mich und das, was mir lieb ist, aufgeben würden, aber natürlich werden Sie das nicht tun. Gerade diese Sinnlosigkeit macht Ihren Kampf so unabdingbar, erst wenn allen der Mund gestopft ist, herrscht der richtige Ton. Was man nicht durch einen Schuss vernichten kann, darauf schießt man einfach mehrmals. Alles verstehen Sie falsch. Wahrheit ist Lüge, und Opfer sind Täter. Und wenn jemand freundlich lächelt, schreit man ihn eben noch ein wenig lauter an, irgendwann wird er schon bereit sein, zu hassen wie Sie. Doch gegen mich können Sie nicht gewinnen.

Denn in diesem Leben und durch dieses Leben bin ich zu der fröhlichen Überzeugung gekommen, dass fast alles auf der Welt auch lächerlich ist. Sie werden das nicht verstehen wollen, aber ich bin glücklich verdorben von Monty Python und den Simpsons, von Heino Jaeger und Mozart. Unverrückbar bin ich der Ansicht, dass die Menschen überall gleich sind, dass es vielleicht hier und da ein paar schlechtere Menschen gibt, sicher aber keine besseren Menschen. Es gibt keinen Gott, der Hass befiehlt, denn so klein kann Gott nicht sein. Es gibt nichts Abstraktes, für das es Krieg zu führen lohnte, einzig der Frieden wäre etwas, aber für den zu kämpfen, ist so sinnlos wie Kopulieren für Keuschheit. Je weniger Waffen es gibt, desto besser, und je weniger Grenzen es gibt auch. Dass Sie das als Inspiration für Krieg missverstehen, macht mich zwar traurig, aber Sie werden den Sieg nicht erringen.

Selbst im zum Glück unwahrscheinlichen Fall Ihrer Bezwingung dieses Planeten werden Sie eine Welt erschaffen, wie Sie sie sich dann redlich verdient haben. Eine Welt ohne Kultur, ohne Freude, ohne Lachen und ohne Genuss, in der Sie dann anfangen werden müssen, einander die Köpfe einzuschlagen, weil keine anderen Köpfe mehr für Ihren Hass vorhanden sind. Dass ich dann nicht mehr hier sein dürfte, erscheint mir nicht als eine Drohung, dafür bin ich dankbar. Ihre Zeit wird in der Geschichte des Planeten ohnehin nicht mehr sein als ein übel riechender Furz. Denn mit vollkommener Gewissheit ist auch Ihre Zeit begrenzt, und es ist beruhigenderweise klar und sicher, dass Sie sterben und verrotten werden. Und sollten Sie mich in die Hölle geschickt haben, werden wir uns da wiedersehen.

Sie können mich nicht besiegen.

Achtung, Spoiler

Roman Israel

nahe Brandenburger Tor

direkt überm EX-FührerBUNKER

wachsen viele Quitten aromatisch

smart und zart und so voller Saft

kommen sie daher so kreuz & quer

und sehr zeigen sie sich her

dass es fast schon schamlos wäre die hier

abgestiegenen sich ins Perfekt der

Vergangenheit zurückträumenden

ehrfürchtig verweilenden und andächtig

schweigenden Reih-und-Glied-Touristen die

meinen – anno dunnemals war’s – als sich hier

ein Herr Bart von Quadrat schwelgend in

die goldenen Früchte des Herbstes verbiss

(… so voller Saft kommen sie daher so kreuz & quer

und sehr zeigen sie sich her …!)

dass es wirklich fast schon schamlos wäre diese sich

hier ins Perfekt der Vergangenheit zurückträumenden

ehrfürchtig verweilenden und andächtig

schweigenden Reih-und-Glied-Touristen nicht

auf folgenden abscheulichen Irrtum hinzuweisen

dass es sich hier nämlich

nicht um Cydonia oblonga aus der Familie der

Kernobstgewächse handelt

sondern um die viel unbedeutendere

Gattung der Zierquitten die eine

hölzerne Schale besitzen & von denen

mit bitterem Geschmacksgenuss

ein strenger Schnitt im Schritt

vertragen werden muss weil die Hecke

schmal gehalten werden muss

die beste Pflanzzeit

ist Anfang Oktober

Blütezeit: April und Mai

bis Anfang Juni/Juli …

der Führer hasste sie

der Führer hasste sie

er ließ sie stutzen töten haten

doch sie überlejbten sie überlejbten

lejbten lejbten lejbten

Es gibt kein schlechtes Wetter

Ahne

Als ich mit einem guten Buch, »1.000 Tipps, wie Sie Steuern sparen können«, die Treppe hinuntersteige, muss ich feststellen: Mist, sämtliche Kellerräume bereits belegt, und die Insassen sehen nicht gerade aus, als würden sie freiwillig enger zusammenrücken. »Verpiss dich, du stinkendes Schwein«, zischt einer, so gut es eben geht, wenn man ein riesiges Schlachtermesser zwischen den Zähnen hält. Hasserfüllte Augen starren mich aus anderen Bretterverschlägen an. »Haaah!«, brüllt eine dürre Alte und zerreißt, dem Diskuswerfer Robert Harting gleich, das Trikot über ihrer faltigen Brust. Ich habe verstanden. Bin scheinbar unerwünscht. Muss wohl wieder nach oben.