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Das Buch wendet sich an Anwender in der raumbezogenen Forschung, die aus unregelmäßig verteilten Punkten oder flächenhaften Bezugseinheiten kontinuierliche Oberflächen interpolieren wollen. Die Mehrzahl der Anwender wird dafür die Standard-GIS-Software nutzen, insbesondere ArcGIS mit Erweiterungen oder das Programm Surfer. Für die Experten, die noch selbst programmieren und sich damit die Werkzeuge anfertigen, die in der Standard-Software fehlen, stellt der Text einige Grundlagen und weiterführende Referenzen zur Verfügung. In anderen GIS-Paketen sind ebenfalls Optionen für die Interpolation, Analyse und Visualisierung von Oberflächen enthalten, auch in Open-Source-Programmen. Die Oberflächen können mit unterschiedlichen Techniken visualisiert werden. Für die dritte Auflage wurden einige Textstellen geändert und neue Entwicklungen (Kartographische Animation, künstliche Intelligenz) als neue Kapitel hinzugefügt.
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Seitenzahl: 523
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Nach dem Abitur an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium in Saarbrücken hat Wolf-Dieter Rase Geographie und Sportwissenschaft an der Universität des Saarlandes studiert und das Studium als Diplom-Geograph abgeschlossen. Danach folgte ein zweijähriges Aufbaustudium an der Simon Fraser University in Vancouver-Burnaby, Kanada. Nach einigen Jahren Berufstätigkeit in einem Forschungsinstitut der Bundesregierung promovierte er an der Freien Universität Berlin bei Prof. Ulrich Freitag zum Dr. rer. nat. mit einer Dissertation zur Interpolation und Darstellung kartographischer Oberflächen. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu Oberflächen hat er nach der Pensionierung weitergeführt und in dem Buch festgehalten.
1 Von Symap zu Geo-Informationssystemen
2 Kartographische Oberflächen
3 Datenmodelle und Datenstrukturen
4 Geo-Basisdaten
5 Interpolation von Oberflächen
6 Interpolation mit beliebig verteilten Punkten
7 Trend-Oberflächen
8 Interpolation von Oberfläche zu Oberfläche
9 Flächenbezogene Interpolation
10 Qualitätsnetze
11 Punktmuster-Analyse
12 Arithmetik, Filter, Differenzialrechnung
13 Charakteristische Punkte, Linien, Flächen
14 Eigenschaften von Oberflächen
15 Datenreduktion und Generalisierung
16 Kartographische Visualisierung
17 Isolinien und Isoplethen
18 Wertproportionale graphische Zeichen
19 Simulation der Beleuchtung
20 Visualisierung von Richtung und Neigung
21 Perspektivische Zeichnung
22 Kombination von Darstellungstechniken
23 Rekursive Strahlverfolgung
24 Stereogramme
25 Von 2D nach „Echt“-3D
26 Beispiele von 3D-Modellen für Oberflächen
27 Kartographische Animationen
28 Maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz
29 Verweise
Dieser Text wendet sich an alle Nutzer von Geo-Informationssystemen, die kontinuierliche Oberflächen aus unregelmäßig verteilten Datenpunkten oder aus flächenhaften Bezugseinheiten interpolieren, analysieren und darstellen wollen. Die überwiegende Zahl der Anwender wird dafür die gängigen GIS-Pakete einsetzen. Das sind vor allem das Paket ArcGIS mit Erweiterungen oder das Programm Surfer. In anderen Software-Paketen sind ebenfalls Optionen für die Interpolation und Visualisierung von Oberflächen enthalten, auch in kostenfreien Paketen wie zum Beispiel QGIS.
Meine ersten Arbeiten mit der Interpolation und Darstellung von kartographischen Oberflächen begannen im Jahr 1969, als ich ein Aufbaustudium an der Simon Fraser University in Vancouver-Burnaby aufnahm. Während dieser Zeit in Kanada habe ich die ersten Versuche durchgeführt, Teile der Erdoberfläche durch Isolinien und andere Techniken darzustellen. Einige Jahre später habe ich mich wieder intensiv mit der Interpolation und Visualisierung von Oberflächen beschäftigt. Die Oberflächen wurden aus demographischen und sozio-ökonomischen Daten interpoliert, etwa der Bevölkerungsdichte oder dem Bruttoinlandsprodukt. Zur Unterscheidung von der Erdoberfläche habe ich diese bivariaten Kurven immaterielle Oberflächen genannt.
Die Erfahrungen mit kartographischen Oberflächen sind in diesem Buch festgehalten, dazu einige Informationen zu den am häufigsten benutzten Software-Paketen und Programmen für anspruchsvolle graphische Darstellungen. Eigene Programme waren notwendig für Methoden, die in den Standard-GIS-Paketen nicht angeboten werden, zum Beispiel die pyknophylaktische Interpolation aus flächenbezogenen Daten oder fortschrittliche Präsentationsverfahren.
Die Erfahrungen mit dem Druck von Büchern in einem großen Verlag waren nicht immer gut. Deshalb wurde nach Möglichkeiten gesucht, diesen Text im Selbstverlag zu veröffentlichen. Mehr Informationen dazu findet man zum Beispiel bei Pahlke (2008). Der vorliegende Text wurde einschließlich der Abbildungen vom Verfasser gesetzt und an den Dienstleister Books on Demand (@BoD) via Internet übermittelt. BoD druckt das Buch, kümmert sich um die Vergabe der internationalen Sachbuchnummer, druckt, bindet und vertreibt das Buch direkt oder über den online-Buchhandel. Die Veröffentlichung wird der Deutschen Nationalbibliothek gemeldet und die Pflichtexemplare an diese Institution übergeben. BoD bietet weitere gebührenpflichtige Serviceleistungen an, etwa einen Lektoratsdienst und andere Unterstützungen für die Autoren.
Die Entwicklung in der Mikroelektronik, der Algorithmen und Techniken, der GIS-Software, der Computergraphik und der kartographischen Präsentation steht nicht still. Deshalb war es notwendig, das Buch zu aktualisieren, neben Änderungen im Text und den Abbildungen. Bei einigen Literaturverweisen sind Internet-Adressen angegeben. Die Hyperlinks fehlen bei Publikationen, die nur gegen eine Gebühr heruntergeladen werden können oder der Volltext-Zugriff besondere Privilegien erfordert. Es ist möglich, dass die Internet-Adressen nicht mehr existieren oder geändert wurden. Mit Hilfe einer Suchfunktion, etwa Google oder Bing, kann man vielleicht eine passende www-Adresse finden.
Innerhalb der Kapitel wird durch das Zeichen @ vor einem Schlüsselwort auf einen Hyperlink verwiesen. Hinter diesem Schlüsselwort findet man in Kapitel 29 die Adresse des Hyperlinks. Auch in diesen Fällen ist nicht sicher, ob die Adresse noch gültig ist. Die Nutzung einer Suchfunktion ist auch in diesem Fall hilfreich.
Dieses Buch wäre ohne die langjährige Unterstützung durch die Professoren (emeriti) Ulrich Freitag (Freie Universität Berlin), Thomas Poiker (Simon Fraser University, Vancouver-Burnaby, Kanada) und Waldo Tobler (University of California Santa Barbara, †2018) wahrscheinlich nicht zustande gekommen. Ich danke ihnen herzlich für die Hilfe und die Ratschläge über viele Jahre hinweg, auch für die Ermunterung, das Thema nicht loszulassen. Ich bedanke mich bei Dr. Gert Wolf (Universität Klagenfurt) für die Informationen zu einigen mathematischen Grundlagen.
1 Von Symap zu Geo-Informationssystemen
Informationssysteme mit Raumbezug
Geo-Informationssystem
Komponenten eines Geo-Informationssystems
Berechnung von kontinuierlichen Oberflächen
Kartographische Präsentation
Unterschiedliche Dauer der Innovationszyklen
Proprietäre GIS-Programmpakete
ArcGIS
Surfer
Mathematica
Eigenes Programm Konkar
Pyknophylaktische Interpolation
Neue Visualisierungstechniken
Open-Source-Programme für Geo-Informationssysteme
QGIS
Fotorealistische Darstellungen
POV-Ray
Blender
Programmiersprache Python
Nachbearbeitung und 3D-Visualisierung
2 Kartographische Oberflächen
Funktion von Karten
Oberflächen-Darstellung
Kontinuierliche Sachverhalte
Verknüpfung von naturräumlichen und statistischen Variablen
Trend-Oberflächen
Synthese und Generalisierung
„Geodesign“
Gleitende Übergänge zwischen flächenhaften Bezugseinheiten
Unscharfe Objekte
Kontinuierliche Oberflächen ohne Interpolation
Graphische Präsentation von Oberflächen
Trennung von Modell und Darstellung
Immaterielle Oberflächen
Oberflächendarstellungen und Choroplethenkarten
Probleme der Interpolation und Visualisierung
3 Datenmodelle und Datenstrukturen
Geometrische und topologische Kodierung
Datenstrukturen für 2½D-Oberflächen
Regelmäßige Gitter
Rechtecke und Quadrate
Schnittpunkte der Gitterlinien oder Zellen-Mittelpunkte?
Gleichseitige Dreiecke
Verortung von Individuen in einem Gitter
Äußere Grenze des Untersuchungsgebietes
Netze aus unregelmäßigen Dreiecken
Verdichtung des Dreiecksnetzes
Delaunay-Triangulation
Erhaltung von Linien im Dreiecksnetz
Bedingte Delaunay-Triangulation
Modifikation des unregelmäßigen Dreiecksnetzes
„Gitter“ vs. „Raster“
Voronoi-Diagramme
Datenstrukturen für 3D-Körper
Voxel
Tetraeder-Netze
Dateiformate
GIS-Paket ArcGIS
Shapefile-Format
Programm Surfer
Programm Konkar
Dateiformate für GIS-Objekte und 3D-Modelle
STL
VRML und X3D
4 Geo-Basisdaten
Erdellipsoid und Geoid
Projektionen und Netzentwürfe
Geo-Basisdaten für Deutschland
Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Geländemodelle
Verwaltungsgrenzen
Gebäude und Landmarken
Gebäude-Definitionen
Geo-Basisdaten für andere Länder
Open Street Map
Fahrzeug-Navigation
Höhenmessung mit analogen Stereofotos
Oberflächen-Erfassung mit optischen Geräten
Rechnerunterstützte Höhenmessung
Erderkundung mit Satelliten
Globale Höhenmodelle
GTOPO30
SRTM-Mission
Höhenmodell Global ALOS 3D World
Digitales Geländemodell von Europa (EU-DEM)
Mission TerraSAR-X/TanDEM-X
Tandem-L
Projekt GDEM
Gravitation, Seismik, Geomagnetismus
CAIRT und FLEX
Satelliten-Missionen für andere Himmelskörper
Lunar Orbiter und Folgemissionen
Mars Orbiter Laser Altimeter (MOLA)
Laser-Scanning (LiDAR)
Spektralaufnahmen aus Erderkundungs-Missionen
Sentinel-Missionen
Projekt DESIS
Kleinsatelliten
Keine teuren Elektronik-Bauteile erforderlich
Orientierung und Positionswechsel
Internet an jedem Ort der Erde
Kleinräumige Höhenerfassung
LiDAR in Fluggeräten
Multikopter
Globale Datensammlungen
Bodenbedeckung und Landnutzung in Deutschland
CORINE Land Cover
Demographische und sozio-ökonomische Fachdaten
Administrative und nichtadministrative Grenzen
Vereinfachung der Linien
INKAR
Tabellen
Choroplethenkarten
INSPIRE
5 Interpolation von Oberflächen
Erhaltung der Eigenschaften
Interpolation von Kontinua
Interpolationsverfahren
Kriterien für die Methode
Erhaltung der charakteristischen Eigenschaften
Eichmodell
Erhaltung des Volumens
Keine Übertragung auf benachbarte Polygone
Stetigkeit der Oberfläche
Mathematische Konventionen
Definition und Anwendung von Unstetigkeiten
Bruchlinien und Barrieren
Wahl des Interpolationsverfahrens
Oberflächenmodell
Hauptgruppen von Interpolationsverfahren
Beurteilung des Interpolationsverfahrens
Exakte Interpolation
Approximation und Glättung
Minimum und Maximum der Oberfläche
Untersuchungsgebiet und Extrapolation
Lokale und globale räumliche Trends
Volumen und Prismenhöhe bei flächenbezogener Interpolation
Weitere Kriterien für die Beurteilung
Genauigkeit
Visuelles Erscheinungsbild
Geostatistische Verfahren
Semivariogramm
Modellbildung
Die wichtigsten Interpolationsverfahren
6 Interpolation mit beliebig verteilten Punkten
Testdatensatz und Visualisierung
Software für die Interpolation
ArcGIS, Surfer
Konkar
Interpolationsmethoden
Einfacher Mittelwert
Gewichteter Mittelwert
Shepard-Interpolation
„Ochsenaugen-Effekt“
Varianten für die Berechnung des Mittelwerts
Modifizierte Shepard-Interpolation
LSQ-Glättung für z-Werte
Implementierungen von Renka
Wertebereich der interpolierten Oberfläche
Nächste Nachbarn
Natürliche Nachbarn
Radiale Basisfunktionen
Hardy-Interpolation
Kriging
Geostatistische Analysen
Cokriging
Modellbildung mit Kriging
Lokale Polynome
Spline-Interpolation
Von 2D nach 2½D
Spline-Interpolation im Netz aus unregelmäßigen Dreiecken
Triangulation in der konkaven Hülle
Splines mit Spannungsfaktor
Probleme der Spline-Interpolation im Dreiecksnetz
Splines unter Spannung mit minimaler Krümmung
Interpolation mit dichten Ausgangsdaten
Software-Unterstützung in ArcGIS und Surfer
7 Trend-Oberflächen
Generalisierung mit Trend-Oberflächen
Bivariate Polynome
Das Verfahren der kleinsten Quadrate
Güte der Approximation
Räumlicher Trend der Arbeitslosigkeit
Residuen
Darstellung der Residuen
Residuen-Oberflächen
8 Interpolation von Oberfläche zu Oberfläche
Bilineare Interpolation im Gitter
Berechnung der z-Werte für zweidimensionale Objekte
Spline-Interpolation von Gitter auf Gitter
Regelmäßige und unregelmäßige Netze
Gitter-Interpolation verringert kaum den Aufwand
Datenreduktion durch Gitter-Interpolation?
9 Flächenbezogene Interpolation
Choroplethenkarten mit proportionaler Helligkeit
Oberflächen aus polygonbezogenen Daten
Erhaltung des Volumens über dem Bezugspolygon
Zentralpunkte als geometrische Stellvertreter
Berechung des Zentralpunktes
Faltung
Morphologische Erosion
Zentralpunkt-Berechnung mittels Triangulierung
Zentralpunkt mit Vierfach-Bäumen
Oberflächen aus flächenbezogenen Daten
Initialisierung der Prismenhöhen
Iterative Annäherung an die kontinuierliche Oberfläche
Glättung der Oberfläche
Stetigkeit und Rauheit der Oberfläche
Ist-Soll-Angleichung durch Veränderung der Säulenhöhen
Ablauf der volumenerhaltenden Interpolation
Die Rechenschritte
Abbruch der Iteration
Negative z-Werte
Beispiel für den Iterationsverlauf
Sandstrand und Steilküste
Mögliche Fehler bei der pyknophylaktischen Methode
Software für die volumenerhaltende Interpolation
Fläche-Punkt-Kriging
Umrechnung auf andere Raumgliederungen
Dasymetrische Karten
Geo-Informationssysteme und dasymetrische Karten
Python-Script für die dasymetrische Kartierung
Dasymetrische Karten und pyknophylaktische Interpolation
Untersuchung der dasymetrischen Kartierung
Pyknophylaktische Interpolation mit dasymetrischer Karte
10 Qualitätsnetze
Simulation von mechanischen Belastungen
Qualitätsnetze
Anforderungen an das Qualitätsnetz
Algorithmen von Chew und Ruppert
Programm Triangle
Datenaustausch mit Triangle
Dreiecksnetz aus Datenpunkten und der äußeren Grenze
Optionen des Programms Triangle
Punkt-Interpolation im TIN
Interpolation von Dreiecksnetz auf Dreiecksnetz
Qualitätsnetze in drei Dimensionen
CGAL-Bibliothek
TIN-Konstruktion in ArcGIS und Surfer
Pyknophylaktische Interpolation im TIN
Dreiecksnetz aus Polygongrenzen
Vereinfachung der Grenzlinien
Voreinstellung der z-Werte für die Dreieckspunkte
Glättung
Volumen-Korrektur
Sandstrand oder Steilküste
11 Punktmuster-Analyse
Windenergie-Anlagen in Deutschland
Räumliche Verteilung der Windkraftanlagen
Komplexes Punktmuster
Globale Punktverteilung: R-Statistik
Quadrat-Analyse
Dichte-Berechnungen
Bivariate Kerndichte-Schätzung
Kerndichte-Schätzung für Windenergie-Anlagen
Radius, Fenster, Bandbreite
Schlechte Vermittelbarkeit der Kerndichte-Schätzung
Ähnliche Probleme bei multivariaten statistischen Verfahren
Potenzial-Oberflächen
12 Arithmetik, Filter, Differenzialrechnung
Arithmetische Operationen für ein Gitter
Verknüpfung von mehreren Gittern
Arithmetik muss sinnvoll und nachvollziehbar sein
Software-Werkzeuge für arithmetrische Operationen
Graphikfilter
Künstlerische Filter
Filterung von Oberflächen
Glättung mit Tiefpass-Filtern
Gauß-Filter
Glättung eines bivariaten Histogramms
Bildschärfung mit Hochpass-Filtern
Anwendung von Hochpass-Filtern auf 2½D-Oberflächen?
Nichtlineare Filter
Differenzialrechnung
Fourier- und Spektralanalyse
Korrelogramme und Periodogramme
Vorsicht bei mathematischen Operationen
13 Charakteristische Punkte, Linien, Flächen
Analyse der Erdoberfläche
Auffinden der Charakteristika
Immaterielle Oberflächen
Abgrenzung von Funktionsräumen
Auffinden von Charakteristika mit dem GIS-Paket ArcGIS
Oberflächenanalyse mit Surfer
GIS-Paket QGIS mit GRASS und SAGA
14 Eigenschaften von Oberflächen
Reliefenergie
Höhendifferenz
Summe der Steigungswinkel
Reliefenergie nur als qualitative Information
Oberflächengestalt
Planung von Freizeiteinrichtungen
Katastrophenschutz
Sichtbarkeit von Punkten und Gitterzellen
Visuelle Attraktivität der Landschaft
Krümmung und Wölbung
Sonneneinstrahlung
Hydrologische Analysen
Planung von Fotovoltaik-Anlagen
15 Datenreduktion und Generalisierung
Detaillierungsgrad
Datenreduktion in Oberflächen
3D-Körper als Dreiecksnetze
Ähnlichkeitsmaße für Oberflächen und 3D-Körper
Einfache Ähnlichkeitsmaße
Hausdorff-Metrik
Berechnung der Hausdorff-Distanz
Programme Metro, Meshlab und MESH
Datenreduktion durch Auswahl der Gitterlinien
Vom regelmäßigen Gitter zum TIN
Hauptgruppen von Reduktionsverfahren
VIP-Algorithmus
Datenreduktion in einer Linie
Erweiterung auf 3D
Algorithmus von Heckbert und Garland
Konvertierung von Gitter nach TIN in ArcGIS
Datenreduktion im Dreiecksnetz
Punktbezogene Datenreduktion
Punkt-Dezimierung für allgemeine 3D-Körper
Kartographische Generalisierung
Fließender Übergang von Datenreduktion zur Generalisierung
Topographie und Topologie
Generalisierung von Oberflächen
„Wolf pruning“
16 Kartographische Visualisierung
Darstellung von Oberflächen
Graphische Semiologie
Zurückhaltende Aufnahme von Bertins Überlegungen
Bedeutung der Graphischen Semiologie heute
Theoretische Grundlagen
Die Stufen der Erfassung
Funktion der visuellen Variablen
Die visuellen Variablen
Kartographische Anamorphosen
Farb-Muster-Variablen
Anwendung der Farb-Muster-Variablen
Online-Werkzeug ColorBrewer
Farbtöne für Temperaturkarten
Prüfung der Anwendung von visuellen Variablen
Erhöhung der Redundanz
17 Isolinien und Isoplethen
Identifizierung der Isolinien-Niveaus
Isolinien-Niveaus als Text
Linienbreite
Liniensignatur
Isoplethen
Farbtöne für die Höhenklassen
Kombinierte Isoliniendarstellung
Isolinien und Isoplethen in GIS-Paketen
Verwandte der Isolinien-Darstellung
Schräge Schnittflächen
Transformation der Schnittflächen
Erdoberfläche mit Isolinien auf schrägen Schnittflächen
Oberfläche und Bodenbedeckung aus Satellitenmissionen
Tanaka-Methode
Isolinien erfordern Erfahrung und Expertenwissen
18 Wertproportionale graphische Zeichen
Größenproportionale Punktsymbole
Gitter mit proportionalen Kreisen
Symbolgröße und optische Trennung durch Halo
Negative und positive Werte durch Farben
Optische Irritationen als Aufmerksamkeitserreger
Op Art
Wertproportionale Quadrate oder Sechsecke
Sprechende Symbole
Streifen oder Bänder
Helligkeitsvariation durch Streupunkte
„Artistic screening"
Mosaiken
Schwärzungsgrad und Helligkeit
Probleme mit der intuitiven Erfassung
19 Simulation der Beleuchtung
Schattenplastik
„Schummerung“
Berechnung der Facetten-Helligkeit
Darstellung der Erdoberfläche mit simulierter Beleuchtung
Perfekte Nachbildung der Wirklichkeit?
Diffuse Reflexion
Berechnung der Flächennormalen
„flat shading“, Gouraud, Phong
Skalierung der Höhenwerte
Richtung des Lichteinfalls
Mehrere Lichtquellen
Lichtquellen mit unterschiedlichen Farben
Geländedarstellung mit simulierter Beleuchtung
Luftperspektive
Legende für simulierte Beleuchtung?
20 Visualisierung von Richtung und Neigung
Exposition und Neigung in einem regulären Gitter
Kompass-Notation
Darstellung der Richtung durch Pfeile
Hangneigung
Kombinierte Darstellung von Exposition und Neigung
MKS-Aspect: Richtung als Farbreihe
3D-Eindruck
Das Verfahren von Brewer und Marlow
Visualisierung von Richtung und Neigung
Pfeile oder Farben?
Analyse von extraterrestrischen Oberflächen
Immaterielle Oberflächen
21 Perspektivische Zeichnung
3D-Darstellung in der Kartographie
Oberflächen in Schrägansicht
Konstruktion ohne Rechnerunterstützung ist aufwendig
Rechnergestützte Visualisierung
Konstruktion der Perspektive
Grundrisstreue Schrägbilder
Nachbildung des optischen Systems
Typen von Oberflächen und die Perspektive
Textur der Oberfläche
Verdeckte Bildteile
Höhenlegende
22 Kombination von Darstellungstechniken
Isolinien und Schichtflächen
Wertproportionale Transkribierung der Höhe
Kombination mehrerer Variablen in einer Karte
Neue Techniken für die Ausgabe
Oberfläche und Typen
Vier Farben genügen
Oberfläche und geordnete Reihe
Mehr als zwei Variablen
Perspektivische Zeichnung mit zwei Oberflächen
Leichte Farbveränderungen
Weniger ist manchmal mehr
Zeitschätzung für die Erfassung des Karteninhalts
23 Rekursive Strahlverfolgung
Entstehung eines realitätsnahen Bildes
Rückwärtsverfolgung
Grundalgorithmus der Rückwärtsverfolgung
Verbesserungen und Erweiterungen
Wirtschaftliche Vorteile der rekursiven Strahlverfolgung
Parallelisierung mit Mehrkern-CPUs
Zeitliche Trennung zwischen Bilderzeugung und Betrachtung
Echtzeit-Strahlverfolgung
Programm POV-Ray
Objekte
Elementare Objekte und Mengenoperationen
Textur
Atmosphärische Effekte
Position des Augenpunktes
Lichtquellen
Simulierte Beleuchtung der Oberfläche
Topographische Anhaltspunkte, textliche Informationen
Punkte und Linien
Textketten
Gute Annäherung an das gewohnte Sehen
Spezialeffekte
Gerichtete Beleuchtung
Virtuelle Landschaft mit atmosphärischen Effekten
24 Stereogramme
Stereopsis
Stereogramme über andere sensorische Kanäle
Überprüfung der Fähigkeit zum stereoskopischen Sehen
Die Praxis der Stereobetrachtung
Fotogrammetrie mit analogen Bildern
Optische Stereoskop-Betrachter
Computergenerierte Stereopaare
Stereopaare in perspektivischer Darstellung
Klassische Holographie
Vorteile und Nachteile der analogen Holographie
Computergenerierte Hologramme
Stereo-Avatare
Stereopsis mit Vorsatzbrillen
HoloLens-Brille
Stereogramme durch Polarisation
Shutter-Brillen
Immersions-Brillen
Erweiterte Realität
Bestimmung der Position und Blickrichtung
„Simulatorkrankheit“
Stereo-Erzeugung mit nur einer Graphik
Anaglyphen-Bilder
Nachteile der Anaglyphen-Darstellung
ColorCode 3D
Chromadepth-Farben
Bildtrennung mit Lentikular-Gitter
Wackelbilder
3D-Briefmarken
Lentikular-Stereogramme
Stereogramme auf Papier oder Lentikularfolie
Fliegenauge-Technik
Barriere-Balken
Autostereogramme
SIRDS
Betrachtung von Autostereogrammen
Oberfläche der Zeitentfernung als Autostereogramm
Nicht aufgeben, nochmal versuchen
Publikationen mit SIRDS - eine Auswahl
SIRDS als Aufmerksamkeitserreger
Simulation der realen Welt mit Stereogrammen
25 Von 2D nach „Echt“-3D
Virtuelle Realität und reale Modelle
Echt, physisch, real, konkret, greifbar, berührbar?
Rapid Prototyping
Fertigung von 3D-Modellen
Abbau von Material (Michelangelo)
Projektion von Bildern und Animationssequenzen
Farbauftrag nach dem Fräsen
Verformung durch Hitze und Kraft (Chillida)
Additiver Aufbau (Rodin)
3D-Modelle aus Profilplatten
Berechnung der Konturen
Lasercutter für die private Nutzung
Fixierung mit Spanten
3D-Modelle aus farbigen Platten
Schichten aus Papier
Stereo-Lithographie
Lithographie-Drucker für den Privatgebrauch
Schmelzschicht-Verfahren mit Kunststoffen
Slicer-Programme
Füllmaterial und Stützstrukturen
Materialien für Schmelzschicht-Drucker
Auftragsfertigung
3D-Drucker für den Privatanwender
Digitalisierung des Werkstücks
Schichten aus Pulver
Viele Farbtöne für kartographische Modelle
Pulver-Drucker mit integriertem Farbauftrag
Nachbearbeitung
Technik der verlorenen Form
3D-Farbdrucker mit hoher Punkt- und Farbauflösung
Fotopolymere Kunststoffe
3D-Farbdrucker für den Hausgebrauch
3D-Zeichnung (Dürer)
3D-Zeichenstift
Glasinnengravur
Rapid Manufacturing
Laser-Sintern
Laser-Schmelzen
Serien und hybride Fertigung
Großdrucker
Großdrucker in der Bauwirtschaft
26 Beispiele von 3D-Modellen für Oberflächen
Numerische Repräsentation des Modells
Oberflächen-Textur
Visuelle Hilfen für die Verortung
Linien als Röhren
Linien aus Zylindern und Kugeln
Gehrungsschnitte
3D-Textketten
Weiterverarbeitung mit CAD-Programmen
Interaktive Systeme für das Modellieren und Editieren
Beispiele für Oberflächen-Modelle
Durchschnittliche Preise für baureifes Land
Zeitentfernung zum nächsten Oberzentrum
Fahrzeit zum nächsten Flughafen Bau der 3D-Modelle
Individuelle Landschaftsmodelle
3D-Modell mit Radtouren in Oberitalien
Bereitstellung der GPS-Routen
Endprüfung des 3D-Modells, Druck und Versand
Animationssequenz für zeitliche Entwicklungen Vorteile von 3D-Modellen
Nicht nur gucken, auch anfassen
Reale 3D-Modelle als Konversationsobjekte und Blickfang
Tastbare Karten für Sehbehinderte und Blinde
27 Kartographische Animationen
Visualisierung von Bewegungen in Raum und Zeit
Virtueller Rundgang
Interpolation von Zwischenständen
Nontemporale Animationen
Animierte Pfeile auf Isobaren
Technische Realisierung
Echtzeit oder Aufzeichnung
Randbedingungen
Datenmenge
Dateiformate für Animationssequenzen
Rasterbilder und Vektorgraphiken
Erstellung von Animationen
Nutzung von Standard-Software
Programme für Kartographie und Bilderzeugung
Erzeugung der Animationssequenz
Spezielle Software für Animationen
28 Maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz
Wissensbasis
Natürliche Intelligenz als letzte Instanz
Übersetzung von Texten
Generative KI
ChatGPT
Computergenerierte Bilder und 3D-Modelle
Kartographische Oberflächen und künstliche Intelligenz
29 Verweise
Literatur
Software-Sammlungen
Hyperlinks
Am Anfang meines Studiums in den sechziger Jahren erhielt ich während eines Ferienjobs bei der Firma IBM eine Einführung in die Datenverarbeitung mit Lochkarten, einschließlich der Programmierung des Computers IBM 1401. Dieses Grundwissen in der Elektronischen Datenverarbeitung habe ich in den folgenden Jahren in Lehrveranstaltungen an der Universität, bei kleineren Programmieraufträgen von IBM und als studentische Hilfskraft in der Mineralogie/Kristallographie weiter ausgebaut. Ein Schwerpunkt meiner Diplomarbeit war die Anwendung von Verfahren der multivariaten Statistik auf demographische und sozio-ökonomische Daten.
Nach dem Diplom begann ich 1969 an der Simon Fraser University (SFU) in Vancouver-Burnaby ein Aufbaustudium im Fach Geographie. Die Universität verfügte über eine sehr gute Computer-Ausstattung, zumindest im Vergleich mit deutschen Universitäten zu dieser Zeit. Mit der Rechenanlage der SFU konnte ich die computergestützten räumlichen Analysen und die Arbeiten zur kartographischen Automation weiterführen, die ich mit meiner Diplomarbeit begonnen hatte. Die Ergebnisse wurden in Choroplethenkarten dargestellt, die auf einem Zeilendrucker ausgegeben wurden (Abb. 1-1).
Meine Kenntnisse in der Datenverarbeitung und Programmierung führten dazu, dass ich die Betreuung eines der ersten Programme für kartographische Anwendungen übernahm. Mit der Software Symap (Akronym von synagraphic mapping) konnte man neben Choroplethenkarten auch kontinuierliche Oberflächen aus beliebig verteilten Datenpunkten interpolieren (RASE & PEUCKER 1971). Symap wurde am Laboratory for Computer Graphics and Spatial Analysis der Harvard-Universität entwickelt (CHRISMAN 2006).
Die graphische Auflösung der Karten war sehr grob, entsprechend dem Raster eines Zeilendruckers mit horizontal 10 Zeichen/Zoll und vertikal mit 6 oder 8 Zeilen/Zoll. Für Veröffentlichungen wurde die Karte meistens so groß wie möglich ausgedruckt, auf mehreren Druckbahnen, die passend zusammengeklebt und dann fotografisch verkleinert wurden. Farbige Karten konnten ebenfalls gedruckt werden: Wie bei einer Einnutzen-Druckmaschine wurden mehrere Druckgänge nacheinander ausgeführt, jeweils mit einem Druckband in einer anderen Farbe. Später standen auch Drucker mit höherer Zeilendichte und Druckketten mit speziellen Zeichen zur Verfügung, die für den Druck von Symap-Karten optimiert waren.
Abbildung 1-1
Choroplethenkarte der Bevölkerungsdichte der Gemeinden des Saarlands 1961. Programm Symap, gedruckt auf dem Zeilendrucker.
Das Programm Symap wurde als Quellentext in der Programmiersprache Fortran an die Anwender ausgeliefert („open source“, wie man heute sagen würde, aber nicht „open license“: die Nutzer mussten eine Gebühr entrichten). Ich habe zusätzliche Funktionen programmiert, die in spätere Versionen von Symap übernommen wurden, etwa die Berechnung von Trend-Oberflächen oder größeren Text (Abb. 1-1). Diese Funktionen, wurden in die folgenden Versionen von Symap übernommen.
Im Rechenzentrum der Simon Fraser University wurde 1970 ein computergesteuertes Zeichengerät installiert, ein Trommelplotter der Firma Calcomp. Mit diesem Stiftplotter war es möglich, Choroplethenkarten in weit besserer Qualität als mit dem Schnelldrucker zu zeichnen, auch mit farbigen Signaturen. Außer der Bewegung in zwei Achsenrichtungen konnten unter Programmkontrolle ein Tuschestift (von insgesamt acht mit unterschiedlicher Breite und Farbe) ausgewählt werden. Vor dem Zeichenvorgang wurde die Linienbreite durch einen Stift mit dem entsprechenden Durchmesser eingestellt. Die Helligkeitswerte in den Flächen wurden durch die Dichte der Schraffurlinien simuliert, einschließlich Kreuzschraffur. Mit dem Stiftplotter konnte auch die Erdoberfläche durch Isolinien und andere Techniken visualisiert werden. Die ersten Versuche mit Isolinien und schrägen Schnittflächen (siehe Kapitel 17) wurden mit diesem Gerät ausgeführt (PEUCKER et al. 1972).
Nach dem Aufbaustudium in Kanada arbeitete ich in einem Forschungsinstitut der Bundesregierung unter anderem an Programmen für die Zeichnung von Choroplethenkarten und Karten mit größenproportionalen Symbolen. Die Karten wurden für Präsentationen und Veröffentlichungen in der raumbezogenen Forschung verwendet. Neben der Strichzeichnung mit Tuschestiften war es möglich, mit einem Zusatzgerät in Zweischicht-Folien zu gravieren. Nach der Gravur in der oberen Schicht wurden die Folien mit schwarzer Tusche eingefärbt, die nach Trocknen auf der unteren Schicht zurückblieb. Die gravierte Schicht wurde danach mit Wasser entfernt, es blieb die Linienzeichnung auf der Permanent-Schicht zurück. Die damals verwendeten Computer und Graphikgeräte sind in einem anderen Text ausführlich beschrieben (RASE 2018).
Einige Jahre später habe ich die Arbeiten zur Interpolation und Visualisierung von Oberflächen fortgeführt. Diese Oberflächen wurden aus demographischen und sozio-ökonomischen Informationen interpoliert. Zur Unterscheidung von der Erdoberfläche habe ich diese Kurven immaterielle Oberflächen genannt (RASE 1998). Die zu dieser Zeit verfügbaren Software-Pakete, in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts, enthielten nur eine beschränkte Anzahl von Interpolationsmethoden. Als notwendiges Werkzeug für die Forschungsarbeit mit Oberflächen entstand deshalb das eigene Programm Konkar.
Ende der siebziger Jahre entstanden aus den rechnergestützten Werkzeugen für Daten-Management, räumliche Analysen und kartographische Präsentationen integrierte Software-Pakete. Die Bereitstellung dieser Pakete erleichterte und beschleunigte die Speicherung raumbezogener Informationen, den Zugriff, die Analyse und Präsentation von Grunddaten und Ergebnissen. Die Nutzung von graphischen Benutzeroberflächen (GUI, graphical user interface) und anderen interaktiven Techniken machten die Systeme benutzerfreundlicher. Das war ein Fortschritt gegenüber der bis dahin üblichen Programmsteuerung mit Kommandozeilen-Text. Die Fachanwender konnten jetzt die GIS-Software selbständig, also ohne Hilfe von IT-Spezialisten, für ihre Analysen nutzen.
Die Programmpakete ArcGIS und Surfer stellen heute viele Werkzeuge für die Interpolation von kontinuierlichen Oberflächen, ihre Bearbeitung und Darstellung bereit. In Bezug auf die Graphik hat das Programm Surfer leichte Vorteile gegenüber ArcGIS, zumindest für die Anwendungen, die hier im Vordergrund stehen. Die kostenfreie Software QGIS enthält eine Reihe von Interpolationsalgorithmen und Werkzeuge für die kartographische Präsentation.
Eine Anmerkung zu den Begriffen muss hier eingeschoben werden. Oft findet man noch die Bezeichnung „Geographisches Informationssystem“. Das ist eine falsche Übersetzung des englischen Fachterminus „geographical information system“. In der englischen Sprache bezieht sich ein Adjektiv immer auf den ersten Teil eines zusammengesetzten Begriffs, anders als im Deutschen. Die korrekte Übersetzung wäre „System für geographische Informationen“, also Daten, die eine Information zur Verortung der Objekte tragen. Das ist etwas umständlich, deshalb verwendet man die Bezeichnung Geo-Informationssystem (BILL 2023).
Mit der Vorsilbe Geo wird ausgedrückt, dass alle raumbezogenen Disziplinen (Geographie, Geodäsie, Geologie, Geochemie usw.) die Techniken nutzen können, nicht nur das Fach Geographie. Inzwischen werden Geo-Informationssysteme auch für die Oberfläche anderer Himmelskörper verwendet, etwa für den Erdmond, die Felsenplaneten und einige Monde der Gasplaneten.
Hier ist noch einmal kurz zusammengefasst, was unter einem Geo-Informationssystem verstanden wird:
Ein Geo-Informationssystem besteht aus einer
Datenbasis
und
Werkzeugen
.
In der Datenbasis sind
Modelle
der realen Welt gespeichert, vereinfachte Abbilder der Wirklichkeit, die mit einer bestimmten Handlungsabsicht konstruiert wurden. Zur Unterscheidung vom umgangssprachlichen Verständnis von Modellen, also einem verkleinerten Abbild eines Gegenstands (Modell-Eisenbahn, Modell-Auto), fügt man oft noch ein Attribut hinzu, zum Beispiel
logisches Modell
oder
konzeptionelles Modell
.
Die
Werkzeuge
sind Computerprogramme, die zum Aufbau, zur Fortführung, Auswertung, Präsentation und Dokumentation der Datenbasis benötigt werden. Der Software-Hersteller legt in der Regel auch die Datenstrukturen und die Dateiformate für die Datenbasis fest.
Nach diesem Konzept sind ArcGIS oder andere Software-Pakete keine Geo-Informationssysteme, sondern Anwendungsprogramme, mit denen Geo-Informationssysteme aufgebaut und genutzt werden können. Die kartographischen Module in GIS-Paketen sind Instrumente zur Präsentation von Vereinfachungen und modellhaften Ausschnitten der realen Welt.
In Bezug auf die Analyse und Darstellung von kartographischen Oberflächen haben in den letzten Jahren die Anbieter von GIS-Software zunehmend mehr Interpolationsverfahren und Darstellungstechniken bereitgestellt. Leider ist oft das Dateiformat nur sehr spärlich dokumentiert. Dadurch wird der Datenaustausch zwischen unterschiedlichen GIS-Paketen eingeschränkt. Damit soll unter anderem die Kundenbindung an ein bestimmtes Programmpaket und dessen Hersteller erhalten oder verstärkt werden.
Ein Schwerpunkt dieses Textes ist eine Einführung in die Methoden und Techniken der Interpolation von kartographischen Oberflächen. Aus beliebig in der Bezugsebene verteilten Punkten mit einem Datenwert (Höhenwert, z-Wert) wird eine kontinuierliche Oberfläche berechnet. Die Auswahl der hier behandelten Interpolationsverfahren orientiert sich im wesentlichen an den Optionen, die in im Software-Paket ArcGIS und in den Programmen Surfer und Konkar vorhanden sind.
Wenn die Oberfläche als regelmäßiges Gitter oder als Netz von unregelmäßigen Dreiecken (TIN, triangular irregular network) vorliegt, können die z-Werte des Netzes mit unterschiedlichen Methoden modifiziert werden. Auch die Verknüpfung mehrerer Gitter in einem Arbeitsschritt ist möglich. Analysen der Oberflächenform führen möglicherweise zu neuen Erkenntnissen über die räumlichen Vorgänge.
In weiteren Kapiteln werden die am häufigsten angewandten Methoden und Techniken für die Visualisierung der kartographischen Oberflächen behandelt. Darunter fallen die gewohnten Techniken für planare Karten in Aufsichtsprojektion als auch perspektivische Zeichnungen, Stereogramme und reale dreidimensionale Modelle. Für kartographische Anwendungen sind aber die visuellen Variablen Farbe und Helligkeit eine wesentliche Voraussetzung für die Nutzung von 3D-Druckern. Bei den preiswerteren 3D-Druckern für den Privatgebrauch ist, mit Ausnahmen, kein Farbauftrag mit vielen Farbtönen möglich.
Die Innovationszyklen in der IT-Technik sind unterschiedlich lang. Eine neue Generation der Prozessor-Architektur erscheint ungefähr alle zehn bis zwanzig Jahre. Für die Rechner-Chips rechnet man ein bis fünf Jahre, für die Software fünf bis zehn Jahre, beim Personal zehn bis zwanzig Jahre. Aufgrund der Abhängigkeit der Bereiche voneinander und der unterschiedlichen Dauer der Zyklen lassen sich die Verzögerungen in der Realisierung von Innovationen erklären. So können die großen Anbieter von GIS-Software aus wirtschaftlichen Gründen nicht mit dem technischen Fortschritt zeitnah Schritt halten. Bis integrierte Lösungen in den Standard-Paketen zur Verfügung stehen, muss man sich mit Brücken für den Übergang zwischen spezialisierten Programmen zufrieden geben, zum Beispiel die Konvertierung von Dateiformaten und der Formulierung von Steueranweisungen.
Dieser Text ist keine Bedienungsanleitung für GIS-Softwarepakete wie ArcGIS, Surfer und andere Programme, die hier für die Demonstration der Methoden und die Abbildungen genutzt werden. Die Anwender sollten wenigstens rudimentär mit den Standard-Paketen vertraut sein. Für die Nutzung der Interpolationsmethoden werden zusätzliche Erklärungen und Empfehlungen gegeben, die die Interpolation und Visualisierung mit den genannten Softwarepaketen erleichtern sollen.
Die Dateiformate des Programms Surfer sind gut dokumentiert, die Dateien für ArcGIS weniger gut bis überhaupt nicht, außer dem Shapefile-Dateiformat (ESRI 1998). Die Werkzeugkiste (toolbox) von ArcGIS enthält einige Module, mit denen die proprietären Formate von ArcGIS in andere Formate oder Text-Dateien überführt werden können. Einige dieser Formate werden von Surfer akzeptiert oder lassen sich mit einem Konverter-Modul umsetzen. Das eigene Programm Konkar enthält einige Optionen, um Shapefile-Dateien von ArcGIS einzulesen. Die häufigsten Dateiformate von Surfer, etwa für rechteckige Gitter, für Punkte, Linien und Polygone können sowohl eingelesen als auch ausgegeben werden, mit oder ohne z-Werte.
Wie erwähnt sind in jedem Programmpaket zum Betrieb eines Geo-Informationsystems kartographische Werkzeuge in mehr oder weniger großem Umfang und unterschiedlichen Stufen der Benutzerfreundlichkeit vorhanden. Mit dem Programmpaket ArcGIS und dessen Erweiterungen kann eine kontinuierliche Oberfläche aus unregelmäßig verteilten Punkten interpoliert werden. Allerdings ist nur ein regelmäßiges Rechteck- oder Quadrat-Gitter für die Repräsentation der Oberflächen möglich.
ArcGIS und seine Erweiterungen stellen verschiedene konventionelle Darstellungsmethoden bereit. Auf der Oberfläche können Punktsymbole, Linien oder Namen als topographische Anhaltspunkte oder weitere Informationen eingetragen werden. Die Oberfläche lässt sich mit Isolinien und Isoplethen, Netz- und Profillinien, simulierter Beleuchtung oder in perspektivischer Zeichnung darstellen, auch mit der simultanen Anwendung unterschiedlicher Darstellungstechniken.
In den neueren Versionen von ArcGIS wurden die Datenbasis um den Typ terrain (Geländemodell) erweitert. Die Datenhaltung und der Umgang mit Ausschnitten der Erdoberfläche werden damit einfacher. Die früheren ArcGIS-Versionen ließen allerdings noch einige Wünsche offen, die mit dem neuen Produkt ArcGIS Pro erfüllt wurden. Die Firma ESRI stellt mit ArcGIS Online auch eine Version für den online-Zugriff über einen Browser bereit. Mehr Informationen zu ArcGIS Pro und den Einstieg in ArcGIS Online findet man im Buch von GI GEOINFORMATIK (2024).
Das Programm Surfer der Firma Golden Software bietet eine Reihe von Methoden für die Interpolation und Visualisierung an. Durch Export der Graphiken in ein passendes Dateiformat lassen sich die Graphiken mit Vektor-Zeichenprogrammen wie CorelDraw oder Adobe Illustrator verändern und ergänzen, etwa mit Text oder zusätzlichen Graphiken. Weil das GIS-Paket den Export als numerische 3D-Modelle ermöglicht, können auch CAD-Programme für Änderungen und Erweiterungen der Modelle eingesetzt werden.
Funktionen für kartographische Darstellungen findet man auch in Programmpaketen, die nicht primär für Geo-Informationen entwickelt wurden. Ein Beispiel ist die Software Mathematica, die ursprünglich für Computer-Algebra, Lösung von Gleichungen und die Visualisierung von mathematischen Funktionen gedacht war (@Mathematica). Die aktuelle Version von Mathematica enthält einige Funktionen für die kartographische Visualisierung, auch für Oberflächen.
Für spezielle Verfahren, die in den Standard-Paketen nicht vorhanden sind, war ein eigenes Programm oder zumindest ein Skript notwendig. Verfahren, die aus unregelmäßig verteilten Punkten eine kontinuerliche Oberfläche berechnen, waren anfangs nur sehr spärlich in den GIS-Paketen vorhanden. Die Programmierung eigener Werkzeuge war notwendig, um die Eigenschaften der verschiedenen Verfahren vergleichen zu können.Neben den selbst programmierten Funktionen wurden verschiedene Programmquellen genutzt, etwa die Sammlung mathematischer Software der Association for Computing Machinery (@ACM CALGO).
Für die Verarbeitung und Visualisierung der Oberflächen müssen die numerischen Repräsentationen der Oberflächen zwischen den Programmen ausgetauscht werden. Heute stehen in vielen GIS-Paketen Werkzeuge zum Importieren und Exportieren der gängigen Dateiformate für Oberflächen zur Verfügung. Das ist auch einer der Gründe, warum das Programm Konkar heute nicht mehr die gleiche Wichtigkeit hat wie am Anfang meiner Arbeiten mit Oberflächen.
Die ursprüngliche Absicht, Konkar allen Interessenten zugänglich zu machen, konnte nicht realisiert werden. Ein einzelner Programmierer verfügt nicht über die notwendigen Ressourcen, um das Programm an neue Entwicklungen zeitnah anzupassen. Die Unterstützung und Beratung von Anwendern ist nicht möglich. Deshalb muss Konkar dem eigenen Gebrauch vorbehalten bleiben.
Die überwiegende Anzahl der Informationen für die Raumplanung, die meisten aus der amtlichen Statistik, sind flächenbezogen. Zur Wahrung der Privatsphäre und vertraulichen Geschäftsvorgängen werden die Daten von Einzelpersonen und Firmen auf eine Bezugseinheit aufsummiert. Eine Einheit kann eine Verwaltungseinheit sein, zum Beispiel eine Gemeinde. Mehrere Basis-Einheiten können zu größeren Einheiten aggregiert werden, sowohl bezüglich der Geometrie als auch der Sachdaten. So werden zum Beispiel die Grenzen der Gemeinden zu Kreisen und Kreise zu Regierungsbezirken zusammengefasst. Genauso ist die Aufsummierung der Gemeinde- oder Kreisdaten auf nicht-administrative Einheiten möglich, etwa auf die Arbeitsamtsbezirke oder die Raumordnungsregionen Deutschlands.
Für die Interpolation von kontinuierlichen Oberflächen aus flächenhaften Bezugseinheiten wurde die Methode der pyknophylaktischen Interpolation entwickelt (TOBLER 1979). In jedem Iterationsschritt wird nach der Glättung der Oberfläche das Volumen jeder Bezugsfläche allmählich dem Sollwert angenähert. Die Iteration wird so lange fortgesetzt, bis die maximale Anzahl der Zyklen erreicht oder ein vorgegebener Restfehler für die Differenz von Ist- und Sollwert unterschritten wird.
In den Standard-GIS-Paketen sind Werkzeuge für die Interpolation von kontinuierlichen Oberflächen aus flächenbezogenen Informationen nicht oder nur über Umwege verfügbar. Die volumenerhaltende Interpolation aus flächenhaften Bezugseinheiten ist im Programm Konkar enthalten. In ArcGIS ist ein Werkzeug für die Umrechnung von einem polygon-orientierten Bezugssystem in eine andere regionale Gliederung vorhanden. Als Zwischenschritt wird eine flächenbezogene Interpolation durchgeführt.
Die Ausweichmöglichkeit über einen Zentralpunkt als geometrischen Stellvertreter für das Polygon wird im Programm Surfer verwendet. Diese Lösung hat einen großen Nachteil: ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung des Interpolationsalgorithmus, die Erhaltung des Volumens über dem jeweiligen Bezugspolygon, ist mit einem geometrischen Stellvertreter nicht möglich. Deshalb war es notwendig, das Verfahren der pyknophylaktischen Interpolation im eigenen Programm Konkar bereitzustellen.
Im Programm Konkar sind außer den Interpolations-Algorithmen viele Optionen für häufig angewendete kartographische Darstellungstechniken enthalten. Neben Isolinien, Isoplethen und wertproportionalen Darstellungen werden in Konkar auch experimentelle Techniken bereitgestellt, etwa mehrere Arten von proportionalen Zeichen, simulierte Beleuchtung oder perspektivische Darstellungen. Diese Techniken wurden früher in den Standardprogrammen für GIS-Anwendungen, zum Beispiel ArcGIS und Surfer, überhaupt nicht oder nur unzureichend unterstützt. Beispiele dafür sind Stereogramme und reale Modelle von Oberflächen. Letzere werden mit einem 3D-Drucker realisiert, bei den hochpreisigen Druckern sogar mit Farbauftrag.
Als Alternative zu den häufig genutzten proprietären GIS-Paketen der Firmen ESRI (ArcGIS) oder Golden Software (Surfer) stehen Open-Source-Programme für GIS-Anwendungen zur Verfügung (LÖWE et al. 2022). Unter dem Begriff open source werden sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle und Lizenzformen verstanden (Tremmel 2019a). Zwischen permissiven und quelloffenen Lizenzen gibt es sehr viele Übergangsformen. In manchen Paketen sind auch beide Kategorien vertreten. Das erschwert den Durchblick und manchmal auch die gesetzeskonforme Nutzung der Software. Die Software-Pakete sind nicht unbedingt kostenfrei, auch stehen die Quellenprogramme nicht immer zur Verfügung. Jeder Interessent sollte also die Nutzungsbedingungen sehr genau prüfen, bevor er sich für ein Paket entscheidet (TREMMEL 2019b).
Ein neuer Anwender von Open-Source-Paketen ist erst einmal überwältigt von der Vielzahl der Werkzeuge und Optionen, wie sie auch in den proprietären Paketen ArcGIS und Surfer vorhanden sind. Das Ausprobieren der Werkzeuge ist der Preis für die kostenfreie Nutzung. Deshalb sind in einer professionellen Umgebung die Open-Source-Programme nicht immer die wirtschaftlichste Lösung. Kostenfreie GIS-Software wird vor allem in Lehre und Forschung genutzt, weil dort der Zeitbedarf für die Einarbeitung in das Programm eine weniger wichtige Rolle spielt.
Ein bekanntes Open-Source-Paket für GIS ist das Paket QGIS (CUTTS 2019, CUTTS & GRASER 2018, @QGIS). QGIS und seine Erweiterungen enthalten viele Funktionen und Werkzeuge, die man auch in den Programmen ArcGIS und Surfer findet. In manchen Bereichen bietet QGIS mehr Werkzeuge als die kostenpflichtigen Pakete. Die Visualisierung von GIS-Objekten wird relativ komfortabel unterstützt (GRASER & PETERSON 2018). An der Weiterentwicklung des Paketes arbeiten viele ehrenamtliche Unterstützer mit, die neue Funktionen hinzufügen und Übersetzungen der Texte in andere Sprachen als Englisch bereitstellen.
Das Paket QGIS ist die Basis für die Erweiterungen GRASS und SAGA. In den beiden Paketen sind Werkzeuge und Verfahren enthalten, die in QGIS fehlen. Die Entwicklung geht schnell voran, deshalb sollte man sich auf der QGIS-Website über den aktuellen Stand informieren.
Für manche Anwendungsfälle kann es wünschenswert sein, das digititale Modell, den numerischen Zwilling, so darzustellen, dass die fertige Graphik einer Fotografie der Wirklichkeit zum Verwechseln ähnlich sieht. In den professionellen CAD-Paketen sind meistens Funktionen für die fotorealistische Präsentation von 3D-Modellen vorhanden (rendering).
Einige kostenfreie Programme erzeugen ebenfalls nahezu fotorealistische Graphiken, wie zum Beispiel das Programm POV-Ray (Persistence of Vision Raytracer, @POV-Ray). POV-Ray enthält viele Optionen für die Visualisierung mit hohen graphischen Ansprüchen. In der perspektivischen Darstellung und Beleuchtung mit mehreren Lichtquellen werden manchmal lokale Oberflächenformen sichtbar, die in Isolinien- oder Isoplethen-Darstellungen nicht zu erkennen sind.
Ein umfassendes Design-Programm ist Blender (@Blender) . Das Programm wird wie QGIS von einer internationalen Gemeinschaft von Unterstützern weiterentwickelt, die neue Funktionen hinzufügen oder die Dokumentation in ihre Sprache übersetzen. Die Mitwirkung ist ehrenamtlich, deshalb muss man als Nutzer kleinere Unebenheiten in der Ausführung und Dokumentation in Kauf nehmen. Als Nachschlagewerke sind mehrere Handbücher in Deutsch und Englisch vorhanden. In der Zeitschrift c‘t erschien über mehrere Hefte des Jahrgangs 2019 verteilt eine Einführung in die 3D-Modellierung mit Blender (c`t Magazin für Computertechnik 2019).
Für ArcGIS, Surfer und QGIS kann man in der Sprache Python Werkzeuge selbst programmieren, um neue oder experimentelle Funktionen und deren Nutzen zu eruieren. Python stellt auch direkt unter Windows einige Bibliotheken bereit, deren Funktionen in das Python-Programm eingebunden werden können. Mit Python-Programmen können wiederkehrende Arbeitsabläufe definiert und ausgeführt werden. Das spart eventuell viel Arbeitszeit, die sonst für die wiederholte Eingabe der Steueranweisungen aufgebracht werden müsste.
Bei rechenintensiven Algorithmen sollte man das Python-Programm aber in eine compilierende Sprache wie Fortran, C/C++ oder Java übertragen. Eine Reprogrammierung beschleunigt die Ausführung erheblich, das Programm kann aber nicht direkt mit den erwähnten Standard-GIS-Paketen verbunden werden.
Viele Software-Pakete für rechnergestütztes Konstruieren (CAD, computer aided design) sind auch für GIS-Anwendungen nutzbar. Verfügt das CAD-Paket über geeignete Konvertierungsfunktionen, können die Dateien mit den Graphiken und Modellen aus den GIS-Programmen eingelesen, weiterverarbeitet und präsentiert werden. Das sind zum Beispiel Stereogramme (siehe Kapitel 24) oder die Fertigung von realen Modellen mit 3D-Farbdruckern (Kapitel 25 und 26). Die Kosten für die Nutzung der professionellen CAD-Pakete wie AutoCAD sind relativ hoch, sodass sie als Ersatz oder Ergänzung für GIS-Software seltener zur Anwendung kommen. Manche CAD-Programme sind kostenfrei bis preiswert, können aber oft keine Modelldaten einlesen, die von anderen Programmen erstellt wurden.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: der Wert einer Graphik als Komplement zur verbalen und tabellarischen Darstellung eines Sachverhalts ist unbestritten. Eine Karte sagt mehr als eine Million Worte: es gibt kein besseres Medium, wenn Informationen und Prozesse visualisiert werden sollen, die über einen Ausschnitt der Erdoberfläche verteilt sind. Bis vor einigen Jahren war die Erstellung von Karten aufgrund des hohen Anteils von personalintensiver Zeichenarbeit relativ kostspielig. Karten wurden deshalb vorwiegend für die Dokumentation des Endergebnisses verwendet. Durch die Entwicklung und Verbreitung von Software-Paketen für Geo-Informationssysteme, die Verfügbarkeit von kartographischen Programmen und die fortschreitende Kostensenkung in der Computertechnik sind viele wirtschaftliche Hürden weggefallen, die in der Vergangenheit die Nutzung von Karten schon während des Forschungsprozesses eingeschränkt haben.
Karten sind ein unverzichtbares Werkzeug zur Analyse, Dokumentation und Präsentation von räumlich verteilten Strukturen und Vorgängen in allen raumbezogenen Forschungsdisziplinen, in Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Die Nutzung von Karten für die räumliche Analyse und für raumbezogenes Handeln scheint so selbstverständlich, dass man sich kaum noch Gedanken zur Funktion einer Karte und ihren Vorteilen gegenüber der Präsentation in Texten und Tabellen macht. Man sollte sich von Zeit zu Zeit die Grundfunktionen von Karten ins Gedächtnis rufen.
Karten sind ein Mittel der Kommunikation, ein Medium zur Übermittlung von Informationen von einem Sender zu einem Empfänger. Aufbauend auf Erkenntnissen aus der Kommunikationstheorie, Wahrnehmungspsychologie und Zeichentheorie hat Freitag (1991) folgende allgemeine Modellfunktionen für Karten definiert:
Erkenntnis (Beispiel: Karten für die Wissenschaft)
Demonstration und Erklärung (Karten für die Schule)
Variation und Optimierung (Karten für die Planung)
Prüfung und Verifikation (Aufnahmekarten
Projektierung und Konstruktion (Baupläne)
Steuerung (Navigationskarten),
dazu die Funktion als Reliefkarte.
Die verschiedenen Modellfunktionen sind in bestimmten Kartentypen besonders stark ausgeprägt. Schon bei oberflächlicher Betrachtung sind die Funktionen der Steuerung, der Projektierung und Konstruktion und der Prüfung und Verifikation weniger wichtig für die Karten, die in der raumbezogenen Analyse und der Raumplanung eingesetzt werden. Die Funktionen der Erkenntnis, der Demonstration, Erklärung und der Optimierung sind vorherrschend in Karten, die für die Vermittlung von Konzepten gedacht sind.
Für den Entwurf von Karten, ihre Rezeption und die intuitive Wahrnehmung der graphischen Zeichen, mit denen die Information kodiert wird, sind bestimmte Regeln zu beachten. Jacques Bertin hat ein leicht merkbares System der visuellen oder graphischen Zeichen für die Präsentation in Bildern geschaffen, das nicht nur auf Karten beschränkt war (Bertin 1967).
Die kartographischen Darstellungsformen, die man häufig in den Publikationen zu Raumordnung, Landesplanung, Regionalanalyse und verwandten Arbeitsgebieten findet, sind Choroplethenkarten und Karten mit Proportionalsymbolen. Die Repräsentation von Typen und geordneten Reihen durch Ausfüllen der Flächen mit einer Farbe oder Flächensignatur ist die geeignete Darstellung, wenn die Variablen für die Flächen erfasst wurden. Das gilt auch, wenn sich der aus der Analyse abgeleitete Handlungsbedarf auf die dargestellten Einheiten bezieht.
Choroplethenkarten sind auch für weniger erfahrene Betrachter gut erfassbar, weil die quantitative Information auf eine überschaubare Anzahl von Klassen oder Typen reduziert ist. Auch deshalb werden Choroplethenkarten mit zunehmender Häufigkeit in den Druckund online-Medien verwendet, um einen räumlich verteilten Sachverhalt zu visualisieren. Die Kartenzeichnung wird erleichtert durch die Verfügbarkeit von GIS-Paketen und Computerprogrammen für die kartographische Präsentation. Leider wird diese Software nicht immer mit der notwendigen Sachkenntnis für die Anwendung der Darstellungstechnik und der visuellen Variablen genutzt. JUERGENS (2020) hat diese Probleme mit aktuellen Daten verdeutlicht.
In der Karte soll der Flächenbezug, aber auch die absoluten Unterschiede im Wert des Indikators deutlich sichtbar sein. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die perspektivische Darstellung einer Choroplethenkarte mit höhenproportionalen Prismen über der Bezugseinheit, eine andere Möglichkeit eine stetige Oberfläche mit Erhaltung des Volumens für jede Bezugseinheit (siehe Abb. 5-1).
Die Daten, die in einer Choroplethenkarte als Flächensignatur repräsentiert werden, sind relative Größen. Die absoluten Werte, zum Beispiel die Einwohner einer Bezugseinheit, werden durch eine Bezugsgröße dividiert, zum Beispiel die Fläche des einschließenden Polygons. Das Ergebnis ist in diesem Fall die relative Größe Bevölkerungsdichte. Durch die Normierung mit Bezugswerten sollen die Größenunterschiede der Bezugseinheiten ausgeglichen und der interregionale Vergleich erleichtert werden. Das Ziel ist die Aufdeckung und Visualisierung von Disparitäten in der räumlichen Verteilung der Lebensgrundlagen. Ein erheblicher Fehler ist die Darstellung absoluter Werte in einer Choroplethenkarte. Leider findet man diesen Verstoß gegen die Regeln der Graphischen Semiologie auch in Beispielen von marktbeherrschenden Anbietern von GIS-Software.
Choroplethenkarten und Karten mit größenproportionalen Symbolen sind nicht immer das optimale Werkzeug für die Analyse der Raumstruktur und zur Visualisierung von Grundlagen und Konzepten für die großräumige Planung. Die Darstellung als Oberfläche kann ein geeignetes Komplement zu den Choroplethenkarten und Karten mit Proportionalsymbolen sein. Dafür gibt es mehrere Gründe, die sich aus dem Anwendungszweck und dem Nutzerkreis der Karte ergeben:
Kontinuierliche Sachverhalte
Verknüpfung von naturräumlichen und sozio-ökonomischen Variablen
Absolutwert in flächenbezogener Darstellung
Trend-Oberflächen
Unscharfe Objekte und Grenzübergänge
Synthese und Generalisierung
Darstellung gleitender Übergänge
Die meisten geophysikalischen Variablen sind kontinuierlich, etwa Luftdruck, Lufttemperatur, Stärke oder Richtung des Erdmagnetfeldes. Bei zunehmend kleinerem Maßstab wachsen diskrete Verteilungen so zusammen, dass sie als kontinuierliche Phänomene wahrgenommen werden. Ein Beispiel sind Zeitentfernungen und Erreichbarkeitsmaße im Fernverkehr. Das Straßennetz in der Bundesrepublik ist so fein gegliedert, dass eine scheinbar kontinuierliche Oberfläche der Erreichbarkeit entsteht.
Die abrupten Übergänge, die zwischen zwei benachbarten Bezugseinheiten auf einer Choroplethenkarte auftreten können, werden in erster Linie durch die Art der Datenerhebung und der Darstellung verursacht. Sie geben nicht das tatsächliche Bild der Verteilung in der Bezugsregion wieder. Die Bevölkerung eines Kreises ist zum Beispiel nicht homogen über die Fläche verteilt, wie es die Choroplethenkarte der Bevölkerungsdichte einem naiven Kartennutzer vermitteln könnte. Eine kontinuierliche Oberfläche kann aus den Grunddaten interpoliert werden, etwa aus beliebig verteilten Punkten mit z-Werten oder Polygonen mit kumulierten Daten.
Für die Beschreibung eines bestimmten Zustandes oder Prozesses im Raum wird ein Indikator durch Verknüpfung von naturräumlichen Komponenten und sozio-ökonomischen Variablen gebildet. In den meisten Fällen stimmen die Grenzen von naturräumlichen Einheiten und Verbreitungen nicht mit den administrativen Grenzen überein. Die bisher übliche Darstellung als Teil- oder Schnittmengen in den administrativen Einheiten einer Choroplethenkarte wird der Verteilung des Indikators im Raum nicht gerecht. Die starken Sprünge an den Grenzen der Gebietseinheiten bei demographischen und sozio-ökonomischen Daten entsprechen nicht der tatsächlichen Verteilung über die Bezugsfläche. Die Darstellung als Oberfläche repräsentiert den Indikator besser als eine Choroplethenkarte.
Aus den Datenwerten wird eine kontinuierliche Funktion über die Dimensionen der Bezugsebene berechnet. Häufig werden zweidimensionale Polynome benutzt, die nach der Methode der kleinsten Quadrate die Werte an den Stützpunkten approximieren. Durch die Modellierung als kontinuierliche Funktion sollen Ungenauigkeiten von Messwerten in den Ausgangswerten ausgeglichen oder ein genereller Trend in der Verteilung sichtbar gemacht werden (siehe Kapitel 7).
Eine Lösung des Kommunikationsproblems in Karten für die räumliche Analyse und Modellbildung ist die Verwendung einer allgemeinverständlichen graphischen Sprache oder eines graphischen Zeichensystems. Die Zwischen- und Endergebnisse der Synthese werden in einer Karte vermittelt. Sie sollen möglichst intuitiv erfassbar sein, ohne die Notwendigkeit von ausführlichen Erklärungen oder Legenden. Dieser Weg hat sich zum Beispiel im multilingualen europäischen Umfeld als besser geeignet erwiesen als die Kommunikation auf der rein verbalen Ebene. Für die technische Realisierung der Kartengraphik sind heute die kartographischen und graphischen Programme das elektronische Pendant zum Zeichner früherer Zeiten.
Ein Weg zur Synthese von Planungskonzepten aus dem status quo und den Absichten zu einem zukünftigen Zustand ist die Nutzung der Fähigkeit des menschlichen Auge-Gehirn-Systems zur Mustererkennung und Generalisierung. Diese Fähigkeit sollte man nicht geringschätzen, sie hat aber den Nachteil, über weite Strecken nicht nachvollziehbar und kommunizierbar zu sein. Das ist ein wichtiger Gesichtspunkt für großräumige Planungskonzepte, die in fast allen Fällen unter Beteiligung von vielen Personen und Institutionen erarbeitet werden.
Die Präsentation von Planungskonzepten wird manchmal mit Graphiken realisiert, die den traditionellen kartographischen Darstellungen nur entfernt ähnlich sehen (Abb. 2-1). Der Atlas der politischen Landschaften der Schweiz (HERMANN & LEUTHOLD 2003) war eine der ersten Publikationen, die mit innovativen Techniken der Visualisierung von sozialräumlichen Zusammenhängen größere Aufmerksamkeit in den Medien erfahren haben, zumindest in der Schweiz. Die Präsentation von Raumbezügen über die traditionellen Kartierungsmethoden hinaus wurde Geodesign genannt, manchmal mit einem ironischen Unterton. Inzwischen sind diese erweiterten Möglichkeiten der Visualisierung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft generell und im engeren Kreis von Kartographen und Raumplanern speziell akzeptiert (ANDRIENKO et al. 2020, HERMANN 2009).
Wirtschaftsregionen, Planungsräume, Entwicklungsachsen und -zonen sind in der Regel nicht durch exakt definierbare Linien abgegrenzt. Zum einen ist die tatsächliche Verbreitung von räumlichen Phänomenen selten an administrativen Grenzen orientiert. Die amtliche Statistik ist aber auf das administrative Bezugssystem angewiesen. Planungskonzepte, also normative Zielvorstellungen für die räumliche Situation in der Zukunft, enthalten viele Unwägbarkeiten, sowohl zur sachlichen Ausrichtung als auch zur räumlichen Verbreitung. Die Orientierung an den Grenzen ist weder sinnvoll noch wünschenswert, umso mehr, wenn sich die Konzepte über Länder mit unterschiedlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen, anderen Organisationsformen und Paradigmen für die Raumplanung erstrecken.
Abbildung 2-1
„Geodesign“-Karte (PÜTZ & SCHMIDT-SEIWERT 2009)
Die Regionsgrenzen sind nicht als Barrieren mit klarem Hier und Dort aufzufassen, sondern als Übergangsband, ein sowohl als auch. Kleinräumige Übergangszonen sind zum Beispiel die nicht genau fassbare natürliche Grenze zwischen Wald und Ackerland oder der Spülsaum zwischen Land und Meer. Objekte mit unscharfen Rändern, Übergangszonen oder Gebiete mit abgestuften Übergangswahrscheinlichkeiten werden auch fuzzy objects oder fuzzy setsgenannt. Bei der Operationalisierung von Übergangszonen stößt man aber schnell an die Grenzen der verfügbaren Werkzeuge.
Mit dem logischen Konzept der Karten-Algebra ist das Problem der gleitenden Übergänge an den Grenzen von Verbreitungsgebieten nicht zu lösen. Die Operationen, mit denen fuzzy sets miteinander verknüpft werden, lassen sich zwar gut definieren. Die verfügbaren GIS-Pakete haben aber nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Definition und Speicherung. Man behilft sich zum Beispiel damit, den Objekten durch eine schrittweise geometrische Ausdehnung (buffering) eine Einflusszone mit abgestufter Wahrscheinlichkeit zuzuordnen.
Ein anderer Weg ist die Abbildung des flächenhaften Objekts als Gitter von Höhenwerten und die Zuordnung von abgestuften Intensitäten an jedem Gitterpunkt in Abhängigkeit von seiner Lage im Herkunftsobjekt. Die Gitterpunkte näher am Rand erhalten niedrigere Werte als die Punkte in der Mitte der Fläche. Sind die Objekte oder Bezugseinheiten flächendeckend über die Ebene verteilt, kann man die Gitterpunkte oder -zellen als Stützpunkte einer Oberfläche auffassen. Die Rückführung der Punkte auf die Ebene der Bezugseinheiten ist unter Umständen schwierig oder unmöglich. Das Konzept erfordert die Beschäftigung mit der Modellierung und Darstellung von Oberflächen, um die Verknüpfungsoperationen und ihre Ergebnisse zu überprüfen und den Gang des Verfahrens zu verfolgen.
Die beiden Möglichkeiten für die Definition eines unscharfen Objekts stehen für zwei grundsätzliche Vorgehensweisen, die man bei der Modellierung und Verknüpfung von Objekten nutzen kann. Die Pufferbildung ist vektororientiert: die Fläche ist durch die Vektoren (Punkte und Strecken) der Umrisslinie definiert, der Puffer wird als parallele Linie dazu berechnet. Die Oberfläche dagegen ist netzorientiert: sie besteht aus vielen Facetten, die in einem regelmäßiges Gitter oder als Netz von unregelmäßigen Dreiecken (TIN) angeordnet sind. Gitterorientierte Operationen sind leichter zu implementieren, weil die meisten Programmiersprachen Sprachelemente für Felder enthalten. Ein Netz von unregelmäßigen Dreiecken erfordert dagegen komplexe Datenstrukuren, die aus Zeigern und Bäumen aufgebaut werden.
Wenn sehr viele Daten- oder Messpunkte unregelmäßig in der Ebene verteilt sind, ist der Betrachter oft überfordert, Muster in der Verteilung zu erkennen. Die Visualisierung der Muster in Karten kann Aufschlüsse über die zugrunde liegenden Vorgänge liefern. Wenn die Datenpunkte dazu noch qualitative und quantitative Merkmale tragen, ist die einfache Repräsentation der Punkte durch ein Symbol in der Ebene wenig aufschlussreich, ebenso wie eine Oberfläche, die exakt durch die Punkte geht. Es muss ein Verfahren angewendet werden, das die Punktverteilung und die Merkmale zu einem anschaulichen Bild generalisiert. Ein direkter Bezug zu den Punktdaten wie bei einer interpolierten Oberfläche ist meistens nicht mehr herzustellen. Das Bild soll einen Sachverhalt oder ein Modell so präsentieren, dass der Inhalt intuitiv verstanden wird. Eine Methode ist die Kerndichte-Schätzung (kernel density estimation, KDE). Die Verfahren der KDE ergeben eine kontinuierliche Kurve, die aber keine interpolierte Oberfläche ist: die Form lässt keinen Rückschluss auf die Ausgangsdaten zu (siehe Kapitel 11).
Ein wichtiger Aspekt ist die graphische Darstellung der Oberflächen, einmal zur Überprüfung und Beurteilung der Interpolationsmethoden, vor allem aber für die Vermittlung der Analyse-Ergebnisse an Raumwissenschaftler und Entscheidungsträger. In der Computergraphik wurden fortgeschrittene Techniken zur Visualisierung von dreidimensionalen Körpern und damit auch Oberflächen entwickelt. Sie gehen über die traditionellen Darstellungsformen wie die zweidimensionalen Karten in Aufsichtsprojektion und die Medien Papier und Bildschirm hinaus. Dazu gehören zum Beispiel perspektivische Ansichten, Techniken für die Erzeugung und Betrachtung von Stereogrammen oder reale Oberflächen-Modelle mit Farbtextur, die mit 3D-Druckern gefertigt werden und die man anfassen kann (RASE 2010). Bei kartographischen Animationen wird der zeitliche Ablauf, die vierte Dimension, zur Darstellung der drei Dimensionen des Raumes hinzugefügt (siehe Kapitel 27).
Ein wichtiges Ergebnis der Anwendung von Geo-Informationssystemen ist die Erkenntnis, dass die numerischen Modelle der realen Welt und ihre Darstellung logisch voneinander getrennt werden müssen. Die Karten in der traditionellen Form, insbesondere die amtlichen topographischen Karten, erfüllten beide Funktionen in einem Medium. Sie dienten als analoger Datenspeicher für das abstrahierte Bild der realen Landschaft (Modell) und gleichzeitig als Visualisierungsmedium für dieses Modell (GANSER 1974). Die topographischen Karten waren ein Kompromiss zwischen der beschränkten Speicherkapazität auf Papier einerseits und der Lesbarkeit für eine möglichst große Zielgruppe andererseits. Der letztere Punkt war nicht unwichtig, weil sich die Kosten der Herstellung durch eine hohe verkaufte Auflage amortisieren mussten.
Mit der Möglichkeit, das Modell der Landschaft in einem Geo-Informationssystem abzubilden, wurde die Speicherungsfunktion der Karte von den elektronischen Medien übernommen. Das numerische Modell kann mehr Informationen enthalten als die Karte, mit der ein Teil des Modells sichtbar gemacht wird. Eine weitere Folge der Trennung von Modell und Darstellung ist die Möglichkeit, die Kartengraphik individuell dem Verwendungszweck und der Zielgruppe der Karte anzupassen. Die gedruckte Karte ist auch nicht mehr das einzige Medium der Verbreitung. Sowohl das Modell als auch seine kartographische Repräsentation können dem Nutzer über elektronische Kommunikationswege zugänglich gemacht werden.
Beim Aufbau der flächendeckenden Systeme für Basis-Geoinformationen wurden diese Erkenntnisse berücksichtigt. Mit ATKIS (Automatisiertes Topographisch-Kartographisches Informationssystem) wurde die Trennung in das Digitale Landschaftsmodell (DLM) und das Digitale Kartographische Modell (DKM) eingeführt. Grob vereinfacht dient das Digitale Landschaftsmodell als Anweisung für die Erfassung und Speicherung der Erdoberfläche und der Landmarken. Das Digitale Kartographische Modell ist die Anweisung für die Umsetzung des DLM in eine Karte.
Die strikte Trennung von Modell und Darstellung bedeutet nicht, dass beide Bereiche unabhängig voneinander sind. Adäquate Darstellungstechniken sind notwendig, um die Qualität der interpolierten Oberfläche und damit die Eignung des Interpolationsverfahrens beurteilen zu können. Die visuelle Inspektion ist oft die einzige Möglichkeit zur Begutachtung.
Immaterielle oder virtuelle Oberflächen werden aus demographischen und sozio-ökonomischen Daten interpoliert, wie auch physikalische Kontinua wie Luftdruck, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und -richtung. Anders als die Oberflächen aus sozio-ökonomischen Indikatoren sind die physikalischen Kontinua real vorhanden, wenn auch nicht direkt sichtbar wie die Erdoberfläche mit oder ohne Bedeckung.
Nach den bisherigen Ausführungen ist die Oberflächendarstellung die adäquate Visualisierung für kontinuierliche Modelle, etwa für geophysikalische Daten auf der Erdoberfläche. Sind Diskreta ausreichend feinkörnig, können sie als Oberfläche modelliert und dargestellt werden. Dazu gehören sowohl punktbezogene Informationen, etwa Zeitentfernungen, als auch flächenbezogene Werte, etwa demographische und sozio-ökonomische Variablen und Indikatoren aus der amtlichen Statistik.
Die Darstellung der Oberfläche soll ein Komplement zu den gewohnten Darstellungsformen sein, also Choroplethen- und Proportionalsymbolkarten. Die Modellierung und Darstellung als Oberfläche wird in manchen Fällen bewusst der Choroplethenkarte vorgezogen, um den direkten Bezug auf die Grenzen der Bezugseinheiten zu vermeiden.
Bei der Evaluierung von Softwarepaketen für die Berechnung und Darstellung von Oberflächen und des Einsatzes von Oberflächendarstellungen in der Regionalanalyse und Planung stößt man oft auf Probleme:
Ausrichtung auf digitale Geländemodelle
: Die Modelle und Darstellungsformen der häufig genutzten GIS-Pakete sind vorwiegend auf die Oberfläche der Erde oder anderer Himmelskörper (Digitale Geländemodelle, DGM) ausgerichtet.
Punktbezogene Interpolationsverfahre
: Die GIS-Pakete enthalten meist nur Verfahren für die Interpolation von Punkten auf ein Rechteck-Gitter. Das schränkt die Verwendung von Daten für flächenhafte Objekte ein. Die meisten sozio-ökonomischen und wirtschaftlichen Variablen sind Summen von Individualdaten für flächenhafte Einheiten, zum Beispiel Gemeinden oder Kreise. Die Interpolation aus Punkten als graphische Stellvertreter für Flächen führt zu fehlerhaften Ergebnissen und falschen Schlussfolgerungen aus den Karten.
Unzureichende Erklärung und Dokumentation
: Die Modelle und Interpolationsverfahren sind in den Handbüchern oft nur unzureichend beschrieben. Der Anwender hat keine Informationen über die Art des Verfahrens und seine spezifischen Stärken und Schwächen für seinen Anwendungsfall.
Missachtung der Regeln der Graphischen Semiologi
: Das Wissen über die Regeln der Graphischen Semiologie ist nicht so weit verbreitet, dass die Kartenentwerfer immer die geeignete Darstellungsform wählen. Zum Beispiel werden manchmal absolute Werte in Choroplethenkarten dargestellt.
Unsachgemäße Anwendung
: Die leichte Verfügbarkeit der Oberflächendarstellung in GIS-Paketen und die unzureichende Information über die Verfahren führt zu unkritischer und falscher Anwendung.
Beschränktes Angebot an Darstellungstechniken
: In den gängigen Softwarepaketen sind nur die traditionellen Darstellungsverfahren vorhanden, zum Beispiel die Visualisierung mit Isolinien und Isoplethen.
Der Grund für die starke Orientierung der GIS-Pakete auf die Erdoberfläche und punktbezogene Interpolationsverfahren ist vor allem das wirtschaftliche Interesse im Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Die Software-Anbieter realisieren vorrangig in ihren Paketen die Verfahren, die für einen möglichst großen Kundenkreis von Interesse sind. Auf der anderen Seite nutzen die Anwender aus Mangel an Alternativen nur die Verfahren, die in den Standard-Programmpaketen angeboten werden.
Einige Problemfelder, so interessant und wichtig sie auch sind, können in diesem Text nicht in allen Aspekten berücksichtigt werden. So sind viele der untersuchten Methoden und Techniken auf dem Geoid oder sogar ganz allgemein auf alle Funktionen mit zwei unabhängigen Variablen anwendbar. Die Erdoberfläche hat eine Reihe von Charakteristika, die bei der Modellierung und Darstellung beachtet werden müssen, die aber für immaterielle Oberflächen weniger wichtig sind. Für die praktischen Fragen der Darstellung der Erdoberfläche sei auf die Arbeit von Bär (1996) hingewiesen, die sich speziell mit Geländemodellen und den dafür geeigneten computergestützten Werkzeugen für die Modellierung und Visualisierung beschäftigt. Inzwischen stehen für diese Anwendungen Software-Werkzeuge mit ausgefeilten Optionen zur Verfügung, mit denen sich einige der von Bär angesprochenen Probleme einfacher lösen lassen.
In diesem Kontext wird als Modell die Vorschrift für die Speicherung von Sachverhalten der realen Welt in einem Geo-Informationssystem (GIS) bezeichnet. Die Realität wird in der für den Verwendungszweck angemessenen Abstraktion, Struktur und Genauigkeit repräsentiert, entweder in einer Datei oder als Zwischenergebnis im Arbeitsspeicher des Rechners. Das numerische Modell der Oberfläche wird mit den Software-Werkzeugen des Geo-Informationssystems erstellt und verarbeitet.
Die Datenstruktur ist die Realisierung des Modells, mit Berücksichtigung der technischen Umgebung, etwa des Betriebssystems, der Programmiersprache, der Software-Bibliotheken und der Anwendungsprogramme. Die Datenstruktur ist abhängig von:
den Algorithmen für die Abstraktion, Speicherung und Verarbeitung der Objekte
der Menge der Daten
der Häufigkeit der Anwendung bestimmter Methoden und Techniken.
Für die gleichen Objekte sind unterschiedliche Datenstrukturen möglich und in den meisten Fällen auch notwendig, um je nach Algorithmus und Datenmenge Speicherbedarf und Rechenzeit zu optimieren (ZIMMERMANN 2012).
Datenmodell und Datenstruktur kann man als zwei Seiten der gleichen Medaille auffassen. Das Datenmodell ist die Betrachtungsweise von außen auf das Informationssystem, die Sicht des Anwenders, der Erkenntnisse gewinnen und Probleme lösen will. Die Datenstruktur ist der Blickwinkel des Informatikers oder Programmierers, der das gedankliche Konzept in die Realität der IT-Umgebung umzusetzen hat. Es ist deshalb kein Zufall, dass in den Text- und Handbüchern der Informatik vor allem die Datenstrukturen behandelt werden.
Die Objekte in der Datenbasis des GIS haben geometrische Attribute, die den geometrischen Ort des Objekts beschreiben, meistens in Bezug auf das Geoid. Eine häufig angewandte Einteilung der Objekte ist die Gruppierung nach der Anzahl ihrer geometrischen Dimensionen (Abb. 3-1). Die Objekte können aus anderen Objekten der gleichen oder einer niedrigeren Hierarchiestufe zusammengesetzt sein. Ein Punkt ist ein eindimensionaler Ort in zwei oder drei Dimesionen. Eine Linie besteht meistens aus aufeinanderfolgenden Punkten, die zweioder dreidimensional sein können. Eine Fläche wird durch eine geschlossene Linie oder mehrere Linien gebildet, zum Beispiel die Kanten eines Dreiecks. Eine Masche oder Zelle ist eine ebene oder gekrümmte Fläche in einem Netzwerk. Bei einer Oberfläche oder einem Körper werden die Maschen auch Facetten genannt.
Abbildung 3-1
Geometrische Objekte nach Anzahl der Dimensionen
Die Objekte sind durch die geometrischen Örter und die topologischen Beziehungen der Objekte und ihrer Teile festgelegt. Die topologischen Beziehungen sind zum Beispiel durch die Abfolge in der Speicherung kodiert. Zum Beispiel folgt in einer Linie auf den Punkt mit dem Index 1 der Punkt mit dem Index 2. Mit Zeigern (pointer) werden Verbindungen hergestellt, wenn das nächste Element nicht im Speicher direkt folgt. Mit Zeigern lassen sich komplexe topologische Strukturen aufbauen, zum Beispiel über Verweislisten und unterschiedliche Arten von Baumstrukturen (Samet 2006).
Für die meisten Fragestellungen in den Geowissenschaften ist die Einschränkung möglich, dass für jeden Punkt in der Bezugsebene nur ein Höhenwert in der Oberfläche zulässig ist. Dadurch sind Überhänge und Hohlräume ausgeschlossen. Mit dieser Einschränkung lässt sich die Datenstruktur vereinfachen. Dieser Typ der Oberflächen-Repräsentation wird oft als 2½D-oder 2.5D-Oberfläche bezeichnet. Dieser Begriff ist nicht ganz korrekt, weil die Anzahl der Dimensionen nach allgemeinem Verständnis nur ganzzahlig sein kann. Mit dem Kürzel 2½D (oder 2.5D) soll die Einschränkung gegenüber „echtem“ 3D kenntlich gemacht werden.
Die am häufigsten verwendete Repräsentation einer 2½D-Oberfläche ist ein Gitter aus regelmäßigen Rechtecken oder Dreiecken. An den Schnittpunkten der Gitterlinien wird der Höhenwert eingesetzt oder der Wert der Funktion(en) bei der Interpolation berechnet. Die Vielecke können entweder regelmäßige Rechtecke oder Dreiecke sein (Abb. 3-2). In der praktischen Anwendung werden fast immer Quadrate verwendet. Regelmäßige Gitter sind nicht adaptiv: die Dichte der Gitterlinien ist gleichförmig und nicht von den lokalen Eigenschaften der Oberfläche abhängig, etwa der Frequenz und Amplitude der Wechsel in den z-Werten.