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In der beliebten Radiosendung OHRENBÄR - Radiogeschichten für kleine Leute (SFB, NDR, WDR) wurden die Abenteuer der Kaspermaus erstmals in den 1990er Jahren veröffentlicht. Die ersten 7 Folgen hat der Autor nun für die Drucklegung bereitgestellt, versehen mit Grafiken von Detlev Schüler. Kaspermaus, der freche Mäuserich, ist mal wieder in der Stadt und sorgt gleich für Aufregung. Was hat es nur mit dieser sonderbaren Waage auf sich? In sieben Kapiteln lernen wir die Bewohner der Stadt kennen, zuerst natürlich Lilly, das schönste Puppenmädchen weit und breit, und die große Liebe von Kaspermaus. Gemeinsam werden sie das Geheimnis der Waage bestimmt lösen ... Von Kaspermaus gibt es auch ein Puppenspiel (Deutscher Theaterverlag Weinheim) und eine Hörspiel-CD von Ulf & Zwulf mit sechs Liedern.
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Seitenzahl: 52
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für Philipp, Felix, Florian, Robert und Matteo
Ein Märchen über Freundschaft und Wahrheit
mit 7 Gute-Nacht-Geschichten
© 1. Auflage 2022
Gestaltung: Udo M. Wilke
Lektorat: Christiane Müncheberg
Grafiken: Detlev Schüler Notenschrift: Philipp Guhr
Softcover
978-3-347-56241-7
Hardcover
978-3-347-56244-8
E-Book
978-3-347-56245-5
Verlag: tredition, Hamburg Printed in Germany
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Kaspermaus und die Zauberwaage
1. Der sonderbare Fund
2. Trödelhamster hat Angst
3. Eine Waage spielt verrückt
4. Auf dem Marktplatz
5. Die ungleichen Hühner
6. Die Verschwörung
7. Die blaue Schleife
Personen:
Kaspermaus Trödel-Hamster
Puppenmädchen Lilly Hühner Li und Lo Schafe Mä und Bä Hund Klau
Anhang: 6 Lieder + Noten
Wilfried Bergholz (geb. 1953) war ab 1975 redaktioneller Mitarbeiter beim Jugendradio DT64, ab 1983 freier Journalist in Ostberlin. Von 1978 bis 1983 studierte er Klinische Psychologie bei Prof. Hans-Dieter Schmidt an der Humboldt-Universität Berlin. Neben Veröffentlichungen für Erwachsene entstanden auch zahlreiche Arbeiten für Kinder (Auswahl):
• Stadtabenteuer mit Ulf & Zwulf (Kinderlieder-LP, Amiga 1987)
• Knaatsch am Sonntag (Kinderlieder-LP, Amiga 1989)
• Das Märchen vom frechen Schweinchen (Theater Schwerin 1990)
• Das grüne Versteck (Kinderbuch, Lied der Zeit 1990)
• Die Paradiesinsel (Kinderfilm, DFF 1990)
• Vier aus einem Haus (Kinderfilm, DFF 1991)
• Kaspermaus (Deutscher Theaterverlag Weinheim 1992)
• Abenteuer im Drachenland (Kindermusical und CD, Jumbo 1993)
• Circus-Lieder (Kindermusical und CD, Polydor 1995)
• Ich komme in die Schule (CD Kinderlieder, Ravensburger 1997)
• Ich gehe in den Kindergarten (CD Kinderlieder, Ravensburger 1999)
• Gerhard Schöne singt Kindergedichte (CD, als Produzent 2001)
• Ich bin dein Freund (CD Kinderlieder, Ravensburger 2002)
• Tausend kleine Fenster (Kinderliederbuch, tredition 2018)
Ab 2002 arbeitete Wilfried Bergholz als Kinderpsychologe, seit 2013 ist er wieder schriftstellerisch tätig. Er hat drei Kinder und lebt in Berlin und Gellmersdorf.
Kaspermaus und die Zauberwaage
Wilfried Bergholz • Detlev Schüler
In Erinnerung an Mariza Földesz und Heinz Kahlau
Aus der Literatur-Reihe OHRENBÄR (RBB, NDR Podcast)
Kapitel 1
Der sonderbare Fund
Es war einmal eine kleine Stadt, eine ganz normale kleine Stadt, wie sie jeder kennt: mit einem Kirchturm, einem Rathaus, einem Marktplatz mit Springbrunnen, einer Schule, einer Feuerwehr, einer Post, einer alten Linde, einem Gasthaus »Zur alten Linde« und einem Stadttor, schön gebaut aus roten Backsteinen.
Und genau durch dieses Tor kam an einem warmen Herbsttag die Kaspermaus in die Stadt zurück. Der kleine, freche Mäuse- rich hatte gerade eine Entdeckungsreise durch die umliegenden Dörfer gemacht und ein bisschen bei der Ernte …, nun ja, sagen wir, geholfen. Doch leider hatte man ihn erwischt, als er sich gerade die großen Hosentaschen mit goldgelben Körnern füllen wollte und so kam er jetzt ohne Lohn nach Hause.
»Aber was macht das schon«, dachte sich Kaspermaus und hüpfte quietschvergnügt durch das Tor, »Hauptsache, ich bin gesund!« Und so steckte er beide Zeigefinger in den Mund, bog die Zunge geschickt und pfiff so laut er konnte, damit auch jeder in der Stadt wusste, dass er wieder da war.
Besonders groß allerdings war die Freude bei den meisten Bewohnern nicht, denn sie sahen die Kaspermaus lieber gehen als kommen. Für sie hatte der freche Kerl nichts als Streiche im Sinn. Das sah man ihm an der Nasenspitze an. Und ordentlich gekleidet war er auch nicht: eine weite grüne Hose mit großen Taschen, breite Hosenträger aus Leder, dazu ein knallgelbes Hemd, ausgetretene braune Schuhe und zu guter Letzt ein spitzes rotes Hütchen auf dem Kopf.
Überhaupt war bei der Kaspermaus eine ganze Menge spitz. Die Ohren, die Nase und die Zunge. Jaja, die Zunge auch.
Der Mäuserich sagte nämlich immer das, was er gerade dachte, einfach so und oft sogar noch laut. Und das gefiel den meisten Leuten nicht. Und sie gingen ihm lieber aus dem Weg.
Trotzdem war Kaspermaus immer fröhlich, immer vergnügt und freute sich seines Lebens. Und als er an diesem schönen, warmen Herbsttag durch das rote Stadttor spazierte, so sang er denn auch aus voller Kehle ein Lied, sein Lieblingslied:
Ich bin die Kaspermaus! Hihi! Hoho! Die Kaspermaus! Hüpfe froh von Haus zu Haus, hinten rein und vorne raus! Wenn ich durch die Straßen saus, geht es immer nur gradaus! Und dass alle Leute meckern, macht mir gar nichts aus!
Eigentlich hatte sich Kaspermaus vorgenommen, schnur- stracks zum Marktplatz zu gehen, um nach einem kleinen leckeren Mittagsbrot Ausschau zu halten: in Butter gewendete Maiskolben etwa oder geröstete Haselnüsse. Aber so sehr er auch in den großen Taschen seiner grünen Hose herumfingerte, es war kein Geld mehr da. Kein einziger Taler. Nur jede Menge wertloses Zeug, das er irgendwann gefunden hatte und nun ständig mit sich herumtrug, in der Hoffnung, es irgendwann einmal gebrauchen zu können: vielerlei Bindfäden und Knöpfe, ein bisschen Draht, zwei Murmeln, eine Sicherheits- nadel, eine Schraube und einen abgeschabten Würfel – alles vielleicht einmal von Nutzen, nur leider kein Taler.
So beschloss Kaspermaus, zunächst einen Abstecher zum städtischen Müllcontainer zu machen, um zu sehen, ob sich dort vielleicht etwas Verwertbares finden ließe. Dieser Müllcontainer war ein großer grauer Kasten, in den alle Leute ihre alten Sachen warfen, die sie nicht mehr brauchten.
Diesen Ort liebte Kaspermaus sehr, denn schon so manches Mal hatte er dort etwas gefunden, was er dann dem dicken Trödelhamster verkaufen konnte, einem stadtbekannten Schrotthändler, der allerdings auch ein großer Geizkragen war. Außerdem wusste Kaspermaus, dass er bei dieser Gelegenheit am Haus von Lilly vorbei kommen würde, dem schönsten Puppenmädchen in der ganzen Stadt. Sie war so fein und zierlich, hatte leuchtend blonde Haare, in denen sie immer eine große blaue Schleife trug. Alle Tage ging sie in weißen Kleidern umher und wenn sie zufällig mal Kaspermaus traf, sprang sie schnell auf die andere Straßenseite, denn sie fürch- tete sich ein bisschen vor dem frechen Jungen. Dabei liebte Kaspermaus die schöne Lilly von ganzem Herzen, er verglich sie sogar mit einer Prinzessin, und wer Lilly kennt, wird zugeben, dass das gar nicht mal so abwegig war.