Kein Deal mit Trevellian: Zwei Krimis - Alfred Bekker - E-Book

Kein Deal mit Trevellian: Zwei Krimis E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: (349XE) Trevellian und das Schaf im Wolfspelz (Pete Hackett) Die nackte Mörderin (Alfred Bekker) Ein großer Mafia-Deal soll über die Bühne gebracht werden. Es geht um unvorstellbar große Summen - und unvorstellbar dreckige Geschäfte. Ein verdeckter Ermittler wurde eingeschleust und riskiert Kopf und Kragen. Als er auf einer Party des Syndikats-Bosses einem nackten Showgirl gegenübersteht, ahnt er nicht, dass er eine skrupellose Killerin vor sich hat...

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Pete Hackett, Alfred Bekker

Kein Deal mit Trevellian: Zwei Krimis

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Inhaltsverzeichnis

Kein Deal mit Trevellian: Zwei Krimis

Copyright

Trevellian und das Schaf im Wolfspelz: Action Krimi

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Die nackte Mörderin

Kein Deal mit Trevellian: Zwei Krimis

Pete Hackett, Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Trevellian und das Schaf im Wolfspelz (Pete Hackett)

Die nackte Mörderin (Alfred Bekker)

Ein großer Mafia-Deal soll über die Bühne gebracht werden. Es geht um unvorstellbar große Summen - und unvorstellbar dreckige Geschäfte. Ein verdeckter Ermittler wurde eingeschleust und riskiert Kopf und Kragen. Als er auf einer Party des Syndikats-Bosses einem nackten Showgirl gegenübersteht, ahnt er nicht, dass er eine skrupellose Killerin vor sich hat...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Trevellian und das Schaf im Wolfspelz: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Eigentlich sind die FBI-Agenten Trevellian und Tucker mit einem Fall von Industriespionage beauftragt, aber ihr Chef McKee bittet sie, als Begleitpersonen ein Team zum Nordpol zu begleiten und in einer Forschungsstation nach dem Rechten zu sehen. In der Station arbeiten Klimaforscher, die dort die Auswirkungen der Klimaerwärmung erforschen und es scheint mehr ein Ausflug als Arbeit zu sein. Dieser Eindruck ändert sich aber schnell, denn die Ermittler finden nur Leichen in der Station.

1

»Erwarten wir Besuch?«, fragte Ben Hastings und schaute aus dem Fenster des Bürocontainers.

Auch Professor Bill Aldridge hörte das Brummen des Motors. Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht, dass ich wüsste.«

Die Tür zum Nachbarcontainer wurde aufgerissen, eine Frau von etwa dreißig Jahren erschien. »Wir bekommen Besuch. Wer mag sich wohl in diese Ödnis verirrt haben?«

»Das weiß ich nicht«, erwiderte Professor Aldridge. »Aber wir werden es schätzungsweise gleich sehen.«

Er ging zur Tür und verließ den Container. Ein eisiger Wind empfing Professor Aldridge. Etwa hundert Yards entfernt senkte sich der Hubschrauber langsam auf den Boden. Schnee staubte im Luftzug der Rotorblätter. Dann setzte der Heli auf.

Der Tod war gelandet.

Die Luke des Hubschraubers öffnete sich, drei Männer sprangen heraus. Zwei trugen Maschinenpistolen. Der Professor kniff die Augen zusammen. Die drei Ankömmlinge näherten sich. Aus einem Container ein Stück entfernt trat ein Mann. Er war Techniker und hielt die Generatoren in Stand. Er winkte dem Professor zu.

Der Mann, der von den beiden Maschinenpistolenträgern flankiert wurde, trat vor den Professor hin. »Sind wir hier richtig auf der Station Lars O'Connor?« Der Bursche war um die vierzig und hatte fast schwarze Haare, die unter einer Pelzmütze hervorlugten. Sein Gesicht war schmal, die bernsteinfarbenen Augen blickten kalt und durchdringend.

»Ja. Ich bin Professor Bill Aldridge. Ich leite das Team hier. Wer sind Sie und was …«

Der Dunkelhaarige zog eine Pistole unter seinem Mantel hervor und erschoss den Professor. Sofort feuerte einer seiner Begleiter mit der Maschinenpistole auf den Techniker, der für die Generatoren zuständig war. Der Mann bäumte sich auf und brach zusammen.

Die Mörder stürmten in den Container. Die Maschinenpistolen begannen zu rattern. Die drei Kerle zogen eine Blutspur durch die Station. Als sie sie wieder verließen, blieben nur tote Männer zurück.

2

Fred Mercer beendet seinen Dienst und holte sein Auto vom Parkplatz. Es war 17 Uhr. Der Chemiker, der bei Henders & Dexter seine Brötchen verdiente, wollte noch einige Besorgungen machen, ehe er nach Hause fuhr. Er fuhr einen Supermarkt an. Seit er sich von seiner Lebensgefährtin getrennt hatte, musste er seinen Haushalt selbst versorgen und sich darum kümmern, dass er an den Abenden etwas in den Magen bekam. Er kaufte Brot und Wurst und einen Sechserpack Bier, warf alles auf den Rücksitz seines Wagens und klemmte sich wieder hinter das Steuer. Eine halbe Stunde später parkte er den Wagen vor seiner Wohnung. Er wohnte in einer ruhigen Seitenstraße im Osten von Staten Island in einem Zwei-Zimmer-Apartment, das er bezog, nachdem ihn seine Freundin auf die Straße gesetzt hatte. Anfangs war er wütend auf sie gewesen. Sie hatte einen anderen Mann kennengelernt und ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Inzwischen hatte er sich damit abgefunden. Und manchmal empfand er das Leben als Single sogar als angenehm. Er war niemandem mehr Rechenschaft schuldig.

Mercer stieg die Stufen zu seinem Apartment empor und schloss die Tür auf. Gleich darauf betrat er seine Wohnung. Die Luft war ein wenig abgestanden. Er trug seine Einkäufe in die Küche und stellte sie auf den kleinen Tisch, dann ging er ins Wohnzimmer und schob das Fenster in die Höhe. Von hier aus konnte er hinunter auf die Straße blicken. Sie war menschenleer. Das Brummen von Motoren war zu hören. Mercer schaltete den Fernsehapparat ein. Soeben wurden die Nachrichten ausgestrahlt. Der Nachrichtensprecher sagte: »… vier Wissenschaftler der Universität New York tot aufgefunden. Auch die Techniker, die sich mit ihnen auf der Station befanden, wurden ermordet. Die Polizei in Juneau hat die Ermittlungen aufgenommen. Ein Motiv für die Bluttat ist noch nicht erkennbar. Im Übrigen hüllt man sich in Polizeikreisen noch in Schweigen. – Bagdad: Wieder hat ein Selbstmordattentäter vor einer Polizeistation eine Bombe gezündet …«

Mercer ging zurück in die Küche, um die Lebensmittel, die er gekauft hatte, im Kühlschrank und im Brotfach zu verstauen. Er nahm eine Dose Bier aus dem Sixpack und öffnete sie, trank einen Schluck und kehrte ins Wohnzimmer zurück.

»… eines Fehlers bei der Zielrakete ist ein Test für den Aufbau des umstrittenen US-Raketenschilds gescheitert«, sagte der Nachrichtensprecher. »Die eigentliche Abfangrakete sei gar nicht erst gestartet, weil das Ziel nicht die geplante Höhe und Entfernung erreicht habe, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Der Test fand über dem Pazifik statt …«

Es läutete. Fred Mercer schaute verblüffte drein. Wer sollte ihn um diese Zeit besuchen? Er ging zur Tür und schob die Klappe vor dem Spion zur Seite. Ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren stand draußen. Der Chemiker kannte ihn nicht. Er öffnete die Tür einen Spaltbreit. »Ja, bitte?«

Der Mann vor der Tür lächelte. »Ich war schon mal da, aber Sie waren bei der Arbeit. Ich komme von der städtischen Wasserversorgung und muss die Verplombung in Ihrer Wasseruhr überprüfen. Es dauert nur eine Minute. Ich werde also Ihre kostbare Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.«

Mercer öffnete die Tür vollends. »Kommen Sie herein«, brummte er und grinste. »Stehe ich etwa im Verdacht, die Wasseruhr manipuliert zu haben?«

»Routinekontrolle«, erwiderte der Mann und ging an Mercer vorbei in die Wohnung.

»Die Wasseruhr befindet sich im Badezimmer«, gab Mercer zu verstehen und wies mit einer knappen Geste auf eine der Türen. Gleichzeitig drückte er die Tür zu.

Der Mann verschwand im Badezimmer. Mercer setzte sich in einen Sessel und richtete seinen Blick auf den Bildschirm. Der Nachrichtensprecher verabschiedete sich und wies auf die nächsten Nachrichten in einer Stunde hin. Die Bilder wechselten. Der Mann von der städtischen Wasserversorgung kam wieder ins Wohnzimmer. In seiner rechten Hand lag eine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer. Einen Augenblick lang war Mercer nicht fähig, einen Gedanken zu fassen. Sein Mund klaffte auf, ein verlöschender Ton entrang sich ihm, in seine Augen trat der Ausdruck von Fassungslosigkeit und Erschrecken. Abwehrend hob er die linke Hand. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte. Dann sah er das Mündungsfeuer und spürte den Einschlag in die Brust. Es war die letzte Wahrnehmung in seinem Leben. Er fiel im Sessel nach hinten. Die Detonation war kaum zu hören gewesen. Pulverdampf zerflatterte. Ohne die Spur einer Gemütsregung starrte der Killer auf sein Opfer. Er sah den blutigen Fleck auf Mercers Hemdbrust und wusste, dass er ihm die Kugel mitten ins Herz geschossen hatte.

Er ließ die Hand mit der Pistole sinken und schraubte den Schalldämpfer ab. Diesen schob er in die Jackentasche, die Pistole verstaute er unter dem Jackenschoß in seinem Hosenbund. Dann nahm er sein Handy, holte eine eingespeicherte Nummer auf das Display und stellte eine Verbindung her. Als sich jemand meldete, sagte er: »Auftrag ausgeführt. Mercer schweigt für immer.«

»Gute Arbeit. Ihren Lohn haben Sie ja erhalten. Sollte ich wieder einen Auftrag für Sie haben, melde ich mich.«

»Es macht Spaß, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.« Der Killer drückte die Unterbrechungstaste und schob das Mobiltelefon in die Tasche. Dann versicherte er sich, dass im Treppenhaus die Luft rein war und verließ die Wohnung.

3

»Ihr sollt gleich mal zum Chef kommen!«, sagte Mandy. »Es scheint ziemlich wichtig zu sein.«

»Wir sind schon auf dem Weg«, antwortete ich und legte auf. »Komm, Milo, der AD will uns sehen.«

Wenig später betraten wir Mandys Büro. Die Verbindungstür zum Büro des Chefs war geschlossen. »Geht nur hinein«, forderte uns Mandy auf. »Mr. McKee wartet schon.«

Wir betraten das Büro. Der Assistant Director begrüßte uns per Handschlag, dann wies er auf den kleinen Konferenztisch. »Setzen Sie sich.«

Ich war gespannt, um was es ging.

Mr. McKee setzte sich zu uns. »Es geht um die Station Lars O'Connor im Eismeer nördlich von Alaska. Dort sind vier Wissenschaftler und einige Techniker stationiert. Seit Tagen ist jeder Kontakt zu der Station abgerissen.«

»Wären da nicht die Kollegen in Anchorage zuständig?«, fragte Milo.

Mr. McKee schüttelte den Kopf. »Es handelt sich um einen Auftrag der Universität New York. Die Leute, die auf der Station stationiert sind, stammen allesamt aus New York. Sie arbeiten am North Alaska Ice Core Project. Es geht um die Erforschung des arktischen Eiskerns. Die Forschungen sollen Aufschluss über Klimaänderungen geben.«

Wir musterten Mr. McKee fragend.

Er fuhr fort: »Die Universität New York will einige Leute in die Arktis schicken, damit sie sich ein Bild von den Zuständen in der Station verschaffen können. Man hat mich gebeten, zwei Agents abzuordnen, die das Team begleiten. Ich habe an Sie beide gedacht. Mal ein kleiner Urlaub am Nordpol. Sie werden sicher nichts dagegen einzuwenden haben.«

»Nimmt man an, dass eine Straftat vorliegt – etwas, das in die Zuständigkeit des FBI fallen könnte?«, fragte ich.

Der AD nickte. »In New York sind drei Leute spurlos verschwunden. Professor Dr. Stan Wright, ein namhafter Physiker, der Stadtverordnete Hamilton Wagener und die Pressesprecherin des Gouverneurs, Elizabeth Stamford. Sie gehören zu einer Organisation, die sich für eine saubere Umwelt einsetzt und die Anhänger auf der ganzen Welt hat. Dieser Organisation gehört auch Professor Bill Aldridge an, der das Team in Alaska leitet. Auch drei weitere Wissenschaftler des Teams gehören zu den Fighter for a clean Environment.«

»Hört sich ja ziemlich kämpferisch an«, sagte Milo.

»Die Fighter for a clean Environment haben auch gewissen Kreisen den Krieg erklärt«, erklärte Mr. McKee und führte sofort aus: »Die USA haben seinerzeit das Kyoto-Protokoll zwar unterschrieben, dann aber nicht ratifiziert. Offenbar hatte sich die neue Regierung unter Bush davon überzeugen lassen, der US-Wirtschaft emissionssenkende Investitionen ersparen und ihr dadurch Wettbewerbsvorteile verschaffen zu können. Es geht also gegen eine starke einflussreiche Lobby von Industrie und Regierung und der Schlagabtausch wird ziemlich heftig geführt.«

»Was wollen die Fighter erreichen?«, fragte ich.

»Sie haben eine Kampagne gegen die Erderwärmung gestartet und fordern restriktive Gesetze gegen die Umweltverschmutzung. Die Gruppe findet immer mehr Anhänger. Die Regierung gerät in Zugzwang. Die Industrie, die Milliarden von Dollar investieren müsste, um geforderte Umweltauflagen zu erfüllen, versucht das Problem natürlich zu verharmlosen und spricht davon, dass man mit Kanonen auf Spatzen schießt.«

»Man stellt zwischen dem Verschwinden der drei Leute in New York und der Tatsache, dass der Kontakt zu der Station abgerissen ist, eine Verbindung her«, konstatierte ich.

»So ist es. Es hat Drohungen gegeben. Präsident der Fighter ist Professor Dr. Dennis Hydeman.« Der Chef machte eine kleine Pause. »Es sind ein Geologe, ein Mediziner und eine Toxikologin, die die Universität New York nach Norden schicken möchte. Woran arbeiten Sie gerade?«

»Betriebsspionage.«

»Geben Sie den Fall an die Agents Anderson und O'Leary ab. Setzen Sie sich mit der Universität New York in Verbindung. Ihr Ansprechpartner ist John Russel, der Geologe, der mit Ihnen ins Nordmeer fliegen wird. Wir bleiben in Verbindung, Gentlemen.«

Damit waren wir entlassen.

Wir kehrten in unser Büro zurück. Ich rief bei der Uni New York an und ließ mich mit John Russel verbinden. Nachdem er sich gemeldet hatte, stellte ich mich vor, dann sagte ich: »Mein Kollege Tucker und ich sind abgeordnet, Sie zum Nordpol zu begleiten.«

»Aaah, Agent Trevellian, es freut mich, dass Sie sich gleich bei mir melden. Wir haben keine Ahnung, was uns dort oben erwartet. Aber nach dem spurlosen Verschwinden dreier Mitglieder der Fighter for a clean Environment hier in New York befürchtet man …« Russel brach ab. »Ich weiß selbst nicht so genau, was man befürchtet. Ich nehme an, ein Verbrechen, weil man Polizei dabeihaben möchte.«

»Wie viele Menschen sind auf Lars O'Connor stationiert?«, erkundigte ich mich.

»Neun.«

»Wann fliegen wir?«

Russel nannte mir die Daten; Flugtag, Abflugzeit, Flugnummer. Der Flug würde nach Barrow gehen. Dort sollten wir in eine Twin Otter umsteigen, um zu der Station im Nordmeer zu fliegen.

»Übermorgen also«, knurrte Milo, nachdem ich aufgelegt hatte. »Ob es wirklich ein Urlaub wird, wie der AD meint, das lasse ich besser mal dahingestellt.«

»Lassen wir uns überraschen«, versetzte ich und wiegte skeptisch den Kopf.

4

Wir flogen vom La Guardia Airport ab. Unser erstes Ziel hieß Barrow. Es handelte sich um eine Eskimosiedlung mit knapp dreieinhalbtausend Einwohnern. Etwas nördlich lag die Barrowspitze, das Nordcap Alaskas, der nördlichste Punkt der USA.

John Russel war ein Mann von etwa fünfzig Jahren. Er war mittelgroß und sehr sympathisch. Trevor Howard, der Arzt, war an die sechzig. Ein wortkarger Mann mit schlohweißen Haaren, der ein hohes Maß an natürlicher Autorität verströmte und eine Koryphäe aufs seinem Gebiet sein sollte. Mary Jane Coulter war um die vierzig und sehr attraktiv. Eine gepflegte Erscheinung, deren Faszination sich kaum ein Mann entziehen konnte.

Die DHC-6 »Twin Otter«, ausgerüstet mit Schneekufen, stand bereit. Sie verfügte über zwei Triebwerke. Wir flogen über das Meer. Eisberge und riesige Eisflächen wurden sichtbar. Dann tauchten die Container der Station inmitten der Eiswüste auf. John Russel klärte uns auf.

»In insgesamt einunddreißig Containern befinden sich die Arbeits-, Generator- und Wohnräume. Diese teilen sich in zwei Blöcke auf. Der eine Containerblock ist der Arbeits- und Wohnbereich der Techniker und Wissenschaftler. Der andere Block, etwa zehn Meter weiter, ist für die Infrastruktur. Getrennt wurde die Station wegen der Brandgefahr. Fast alle Forschungsstationsverluste sind durch Feuer entstanden, da es meist an Löschwasser fehlt. Der eigentliche Stationsblock besteht aus vierzehn Containern. Fünf Schlafcontainer stehen für maximal vierzehn Personen zur Verfügung. Ein Container mit Nasszelle für Dusche, Bad und Klo sowie ein Doppelcontainer, in dem eine Küche und eine Sitzgelegenheit steht.«

Wahrscheinlich stellte Russel fest, dass Milo und ich nur mäßiges Interesse an seinen Ausführungen zeigten, denn er lächelte und sagte: »Warum langweile ich Sie mit solchen Hinweisen? Für Sie wird nur von Interesse sein, ob hier alles seine Ordnung hat.«

Wir landeten. Ein eisiger Wind, der wie ein hungriger Wolf heulte, empfing uns. Wir gingen zu der Station hin. Vor einem der Container stand ein Schneemobil. Und da lag auch ein Mann im Schnee. Er war steifgefroren. Wir drehten ihn auf den Rücken. »Das ist Professor Aldridge«, entrang es sich Mary Jane Coulter. Sie atmete stoßweise. Grenzenloses Entsetzen wob in ihren Augen. Sie presste eine Hand auf den Mund und biss hinein, als wollte sie so verhindern, jeden Moment loszuschreien.

Vor einem der anderen Container lag ebenfalls ein Mann. Tot, erschossen. Seine Brust war von Kugeln zerfetzt. Die Wand des Containers wies ebenfalls Kugellöcher auf. Wir gingen in die Station. Und wir fanden nur tote Männer. Der Tod war wieder einmal unersättlich gewesen in seiner Gier. Die starren Gesichter der Toten spiegelten das letzte Entsetzen ihres Lebens wider. Sie waren mitten bei der Arbeit überrascht worden.

»Großer Gott«, entrang es sich John Russel. »Wir – wir müssen die Polizei verständigen.

»Ich übernehme das«, sagte ich. Dann rief ich das Field Office in Anchorage an, dessen Nummer ich schon in New York in mein Handy gespeichert hatte. Man sagte mir zu, einige Beamte zu schicken.

5

Wes Hadley traute seinen Augen nicht. Der Arbeiter der städtischen Kanalreinigung ließ den Strahl seiner Taschenlampe über den Boden gleiten. Das Grauen erfasste ihn. In dem stillgelegten Schacht lagen drei Leichen. Zwei Männer und eine Frau. Die Verwesung hatte schon eingesetzt. Der Geruch, der dem Arbeiter in die Nase stieg, war unbeschreiblich. Ratten huschten davon. Eine unsichtbare Hand schien Wes Hadley zu würgen. Das Grauen packte ihn und ließ ihn erschauern. Eiskalt rann es ihm über den Rücken hinunter.

Hadley lief zurück zu seinem Team, das neben einer Reihe weiterer Teams die Aufgabe hatte, die Kanalisation des Big Apple zu überwachen und sauberzuhalten, und machte den Teamleiter auf seinen Fund aufmerksam.

Eine Stunde später war die Polizei vor Ort.

6

Clive Caravaggio und Blackfeather befanden sich bei Mr. McKee. Der Assistant Director sagte: »Bei den drei Leichen, die in der Kanalisation gefunden wurden, handelt es sich um Professor Dr. Stan Wright, um den Stadtverordneten Hamilton Wagener und die Pressesprecherin Elizabeth Stamford. Sie gehörten zu den Fighter for a clean Environment, einer Umweltschutzvereinigung, die fast die Bedeutung von Greenpeace erreicht hat.«

»Kann ihr Tod mit ihrer Zugehörigkeit zu dieser Organisation zu tun haben?«, fragte Blacky.

Der Assistant Director zuckte mit den Schultern. »Möglich. In Alaska hat man eine Gruppe von Forschern ermordet, von denen vier ebenfalls der Umweltorganisation angehört haben. Jesse und Milo sind auf dem Rückflug nach New York. Die Ermittlungen vor Ort betreiben die Kollegen des Field Office in Anchorage.«

»Man vermutet also einen Zusammenhang zwischen den Morden am Nordpol und den drei Toten hier in New York«, stellte Clive Caravaggio fest.

Mr. McKee nickte. »Ich habe mir gedacht, dass Sie beide sich des Falles annehmen. Versuchen Sie, die Morde hier in New York aufzuklären. Das Verbrechen entbehrt nicht einer gewissen politischen Brisanz. Die Medien vermuten, dass die Morde auf das Konto einer Lobby gehen, die die Interessen der Industrie vertritt. Eine sehr gewagte These, der man von Seiten der Industrieverbände energisch entgegentritt.«

»Aber sicher nicht von der Hand zu weisen«, gab Clive zu bedenken.

»Womit Sie Recht haben, Clive. Leider handelt es sich nur um Mutmaßungen und von Seiten der Industrieverbände werden diese Angriffe auf das Schärfste verurteilt. – Vielleicht unterhalten Sie sich mal mit Professor Dr. Hydeman. Er ist Präsident der Fighter for a clean Environment und kann Ihnen sicher einige Insiderkenntnisse vermitteln.«

Professor Hydeman wohnte in der 55th Street Nummer 156. Er besaß ein Apartment in der dritten Etage. Blacky legte seinen Daumen auf den Klingelknopf. Natürlich hatten sich die beiden Agents bei dem Professor telefonisch angemeldet. Hydeman selbst öffnete ihnen die Tür. Er schaute ernst drein. Er vermittelte überhaupt einen ausgesprochen distinguierten Eindruck. »Sind Sie die beiden Gentlemen vom FBI?«

»Ja. Ich bin Special Agent in Charge Clive Caravaggio, das ist mein Kollege Special Agent Blackfeather.«

»Bitte, treten Sie ein.« Der Professor vollführte eine einladende Handbewegung.

Als sie saßen, griff sich der Professor an den Kopf. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Die Fighter for a clean Environment haben ihren Sitz in New York. Bei den ermordeten Männern und bei Elizabeth Stamford handelt es sich um die einflussreichsten Mitglieder der Organisation. Mir – mir kommt das alles vor wie ein böser Traum. Es übersteigt meinen Verstand.«

»Es gab Drohungen«, sagte Clive.

»Ja. Aber wir haben sie nicht ernst genommen.«

»Hat sich jemand besonders als Gegner der Fighter for a clean Environment in Szene gesetzt?«

»Es hat ziemlich massive Angriffe der Organisation gegen Henders & Dexter gegeben. H & D ist der Umweltverschmutzer Nummer eins hier im Big Apple und wir haben einige Demonstrationen gegen den Konzern ins Leben gerufen.«

»Stahlerzeugung, nicht wahr?«

»Ja, führend auf dem Weltmarkt. Der CO2-Ausstoß des Werkes ist immens. Der Vorstand weigert sich, auch nur einen einzigen Cent in emissionssenkende Maßnahmen zu stecken. Es fehlt an entsprechenden Gesetzen. In Regierungskreisen ist man nicht bereit, daran etwas zu ändern. Wir stehen dem machtlos gegenüber.«

»Wer ist verantwortlich bei Henders & Dexter?«, fragte Blacky.

»Der Vorstandsvorsitzende heißt Miles Shuterland. Er ist arrogant und stellt sich taub, wenn es um Umweltschutz geht. Ihn interessieren nur die Umsatzzahlen des Konzerns – alles andere prallt an ihm ab wie an einer Wand aus Beton.«

»Hat man Ihnen persönlich gedroht?«

»Natürlich. Aber ich lasse mich nicht beirren. Demnächst wird in der Times ein großer Artikel von mir veröffentlicht, in dem ich über das Ausmaß der weltweiten Umweltverschmutzung und ihre Verursacher schreibe. Wenig später wird der Artikel auch in einem namhaften Fachblatt veröffentlicht. In der Publikation werden vor allem unsere Politiker nicht besonders gut wegkommen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich nach der Veröffentlichung die Drohungen gegen die Fighter for a clean Environment im Allgemeinen und gegen mich im Besonderen wieder häufen.«

»Nach allem, was geschehen ist, sollten Sie diese Drohungen nicht auf die leichte Schulter nehmen«, bemerkte Clive Caravaggio.

»Das tue ich ganz gewiss nicht nach dem, was geschehen ist.«

Clive und Blacky fuhren anschließend nach Staten Island, wo Henders & Dexter auf einem riesigen Areal Stahl herstellte. Aus den Öffnungen der hohen Kamine quoll dunkler Rauch, ballte sich am Himmel und trieb träge nach Osten ab. Ungefiltert wurden hier Monat für Monat, Jahr für Jahr, zig Tonnen Umweltgift in die Atmosphäre geschleudert.

Der Vorstandvorsitzende wohnte in Manhattan, 74 East 67th Street, war an diesem Tag aber im Betrieb anzutreffen, wo er im Verwaltungsgebäude ein luxuriös eingerichtetes Büro sein eigen nannte. Die Sekretärin meldete Clive und Blacky telefonisch an. Dann wies sie auf die Verbindungstür und sagte: »Bitte, treten Sie ein, Agents. Mister Shuterland erwartet sie.«

Miles Shuterland war Ende vierzig und etwa eins fünfundachtzig groß. Seine dunklen Haare waren glatt zurückgekämmt. Er war ein Mann von Welt und darüber ließ er keinen Zweifel offen. Mit einem breiten Lächeln kam er um seinen Schreibtisch herum und streckte Clive die Hand hin. »Wieso interessiert sich das FBI für unseren Betrieb?«

»Vielleicht können wir das im Sitzen besprechen, Mister Shuterland.«

»Natürlich.« Shuterland begrüßte auch Blacky mit Handschlag. »Nehmen Sie Platz, Agents.« Der Vorstandsvorsitzende wies auf den runden Besuchertisch, um den sechs gepolsterte Stühle gruppiert waren. Clive und Blacky ließen sich nieder, und auch Shuterland setzte sich. Fragend schaute er von einem zum anderen. »Ich kann mir schon denken, was sie zu mir führt.«

»So, was denn?«

»Es geht um den Fall von Betriebsspionage, in dem Ihre Kollegen Trevellian und Tucker ermitteln, nicht wahr? Haben die beiden den Fall an Sie abgegeben?«

»Nein«, antwortete Clive, »das ist nicht der Grund, aus dem wir bei Ihnen sind, Mister Shuterland. Es geht um die Ermordung einiger Mitglieder der Organisation Fighter for a clean Environment. Sie haben sicher in den Medien von der Mordserie gehört.«

»Die Nachrichtensendungen und die Zeitungen sind voll davon«, erwiderte Shuterland und strich sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn. »Eine schreckliche Sache. Doch nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Sie frage, was Henders & Dexter damit zu tun hat.«

»Henders & Dexter wurde von den Fighter for a clean Environment ziemlich heftig torpediert. Den führenden Köpfen der Organisation wurde anonym gedroht. Und jetzt hat man sieben von ihnen brutal ermordet.«

Shuterland lachte etwas gekünstelt auf. »Denken Sie, dass H & D hinter den Morden steckt?«

»Ich sagte es schon: Die Fighter for a clean Environment haben Ihr Unternehmen ziemlich unter Beschuss genommen. Das wäre doch ein Motiv, finden Sie nicht?«

»Nein, finde ich nicht!«, sagte Shuterland mit Nachdruck im Tonfall.

»Kennen Sie Professor Dr. Dennis Hydeman?«

»Der Mann ist eine bekannte Persönlichkeit.«

»Kennen Sie ihn persönlich?«, fragte Clive.

»Nein.« Shuterland schüttelte einige Male den Kopf. »Ich weiß aber, wie er aussieht. Das Fernsehen …« Der Vorstandsvorsitzende hob beide Hände. Dann fügte er hinzu: »Natürlich sind wir nicht über die Vorstöße dieser selbsternannten Kämpfer für eine saubere Umwelt erfreut. Sie stellen uns sozusagen an den Pranger. Emissionssenkende Investitionen würden allein bei H & D in die Millionen gehen. Das würde gezwungenermaßen den Stahlpreis erhöhen und sich auf den freien Wettbewerb auswirken.«

»Und weil das so ist, denkt man bei H & D nicht daran, in dieser Richtung etwas zu unternehmen, um den Giftausstoß zu reduzieren?«, fragte Blacky und es klang ausgesprochen sarkastisch.

»Es gibt keine Verpflichtung«, antwortete Shuterland ausweichend.

»Keine gesetzliche – aber eine moralische. Die Wissenschaftler der ganzen Welt warnen vor der globalen Klimaerwärmung. Lässt Sie das kalt?«

»Ich vertrete die Interessen von H & D«, versetzte Shuterland kalt. »Und solange es keine gesetzliche Verpflichtung gibt …«

»Was hat es mit der Betriebsspionage auf sich, von der Sie vorhin sprachen?«, fragte Blacky.

»Wir haben eine neue Edelstahllegierung erfunden. Effektiver und effizienter als das bisherige Verfahren. Kurz, bevor wir das neue Produkt auf den Markt bringen konnten, hat ein Unternehmen aus Boston die Legierung auf dem Weltmark vorgestellt und sogar ein Patent hierzu angemeldet. Fast zur selben Zeit wurde ein Chemiker unseres Betriebes ermordet.«

»In dieser Sache ermittelt bereits das FBI?«, versicherte sich Clive noch einmal.

»Ja. Die Agents Trevellian und Tucker.«

Clive und Blacky verabschiedeten sich.

»Was hältst du von Shuterland?«, fragte Blacky, als sie im Auto – einem Buick - saßen und in Richtung Bundesgebäude fuhren.

»Schwer zu sagen. Wahrscheinlich ein millionenschwerer Wirtschaftsmagnat, der über Leichen gehen würde, um die Firma, die er vertritt, vor Schaden zu bewahren. Der fegt alles zur Seite, was sich ihm in den Weg stellt. Männer wie er haben vor zwei, drei Menschenaltern Amerika erobert; sie sind despotisch, unduldsam, kompromisslos und hart wie – wie …«

»… Stahl.«

»Richtig. Aber machen diese Eigenschaften Shuterland zum Mörder?«

7

Die Boening 737 landete auf dem Edward Lawrence Logan International Airport von Boston. Die Passagiere verließen das Flugzeug. Ein Mann, der keinerlei Gepäck bei sich hatte, verließ sofort das Terminal und mietete einen Wagen, mit dem er zu einer bestimmten Adresse in Boston fuhr. Er erreichte die Wohnung gegen 16 Uhr 30. Sie lag in einem frisch renovierten Haus in einer wahrscheinlich nicht gerade billigen Wohngegend. Die Tür war nur mit einem einfachen Zylinderschloss gesichert. Der Mann läutete. In der Wohnung rührte sich niemand. Er holte ein Etui aus der Jackentasche, in dem sich einige Schlüssel und Dietriche befanden. Es dauerte keine zwei Minuten, dann schwang die Tür nach innen auf. Der Mann betrat die Wohnung und drückte die Tür zu. Dann setzte er sich in einen Sessel und wartete.

Es dauerte fast zwei Stunden, dann hörte er an der Wohnungstür Geräusche. Wenig später betrat Clinton Carter seine Wohnung. Der Eindringling saß so, dass ihn Carter nicht sofort sehen konnte. Die Rückenlehne des Sessels deckte ihn. Er schloss die Tür und zog seine Jacke aus, hängte sie an den Haken neben der Tür und wollte in die Küche gehen, als sich der Eindringling aus dem Sessel erhob. Er hielt eine Pistole auf Carter gerichtet.

Carter erschrak bis ins Mark. Abrupt hielt er an. Ein erstickter Laut brach aus seiner Kehle, er verschluckte sich und hustete. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen. Endlich hatte er den Reiz wieder unter Kontrolle. Keuchend und mit Tränen in den Augen fragte er: »Wer sind Sie? Was wollen Sie? Wie kommen Sie hier herein?«

»Wer ich bin, tut nichts zur Sache. Was ich will! Nun, wir werden, wenn es finster ist, eine kleine Spazierfahrt unternehmen. Bis dahin sollten Sie sich hier auf die Couch setzen und auf keinen Fall versuchen, etwas zu versuchen. Es würde Ihnen schlecht bekommen. Hereingekommen bin ich durch die Tür. Sie sollten sich ein Sicherheitsschloss anschaffen, Carter.«

»Wer schickt Sie?« Seine eigene Stimme kam Clinton Carter fremd vor.

»Können Sie sich das nicht denken? Setzen Sie sich.«

Wie von Schnüren gezogen ging Clinton Carter zur Couch. Die Angst saß tief in ihm und rann wie Fieber durch seine Blutbahnen. Sein Herz pochte wie verrückt. »Was haben Sie vor?«

»Das werden Sie sehen.«

Carter wagte nichts zu unternehmen. Die Zeit schien für ihn plötzlich zu rasen. Draußen wurde es düster. Die Dunkelheit schritt fort. In Boston waren die Lichter angegangen. Sie erhellten den Himmel über der Stadt. Einmal hatte der Eindringling telefoniert. »Ich habe ihn.« Kurze Zeit hatte er gelauscht. »In Ordnung.« Mehr hatte er nicht von sich gegeben. Er saß im Sessel und bedrohte Carter mit der Pistole.

Irgendwann sagte er: »Es ist soweit. Sie werden vor mir gehen, Carter. Denken Sie daran, dass ich durch die Jackentasche auf Sie zielen werde. Wenn Sie also Zicken machen, müssen Sie mit einer Kugel rechnen.«

Sie verließen die Wohnung. Im Treppenhaus war es ruhig. Clinton Carter musste sich ans Steuer des Mietwagens setzen. Der Mann, der ihn entführte, sagte: »Wir fahren zum Meer. Den Weg kennen Sie sicher.«

Carter startete den Motor. Er war nicht stark genug, gegen diesen Strom aus kompromissloser Entschlossenheit, der von dem Fremden ausging, anzuschwimmen. Die Todesangst kam kalt und stürmisch wie ein Schneesturm.

8

Wir waren zurück in New York und hatten Mr. McKee Bericht erstattet. Er hatte schweigend zugehört und jetzt, nachdem ich geendet hatte, sagte er: »Man hat in New York in einem stillgelegten Kanal die Leichen von Professor Wright, des Stadtverordneten Wagener und der Pressesprecherin des Gouverneurs gefunden. Die Agents Caravaggio und Blackfeather ermitteln in dieser Sache. Wie Professor Aldridge und drei weitere der Wissenschaftler, die in der Station Lars O'Connor ermordet wurden, gehörten Wright, Wagener und Stamford zu den Fighter for a clean Environment.«

»Ist das eine Spur?«, fragte ich.

»Setzen Sie sich mit Clive und Blacky auseinander, Gentlemen. Was hat die Spurensicherung auf der Station ergeben?«

»Nicht viel. Wir nehmen an, dass es zwischen drei und fünf Männer waren, die für das Massaker auf der Station sorgten. Sie müssen Maschinenpistolen benutzt haben. Wobei Professor Bill Aldridge wahrscheinlich mit einer Pistole getötet wurde. Er wies nur einen Einschuss in der Brust auf.«

»Das heißt im Klartext, man hat nicht den geringsten Hinweis auf die Mörder.«

»So stellt es sich dar, Sir.«

»Haben die Kollegen in Alaska den Fall übernommen?«

»Das FBI hat ihn abgegeben«, sagte ich. »Die Ermittlungen betriebt das Police Departement in Juneau.«

»Hält man uns auf dem Laufenden?«

»Ja. Man hat es mir jedenfalls versprochen.«

»Na schön. Sollten Sie was Neues erfahren, setzen Sie mich in Kenntnis. Für Morgen ist eine Pressekonferenz wegen der Leichenfunde in der Kanalisation anberaumt. Clive wird mit von der Partie sein. Zwischen den Toten aus der Kanalisation und den Morden im Eismeer scheint ein Zusammenhang zu bestehen. Da Sie zuerst mit der Sache befasst waren, werde ich Ihnen wohl den Fall übertragen. Ich will aber erst Clives Meinung dazu hören.«

Wir suchten unser Büro auf. Ich rief Clive an. Wenig später standen er und Blacky bei uns auf dem Teppich. Wir begrüßten uns.

»Wie war's am Nordpol?«, fragte Blacky grinsend.

»Kalt«, versetzte Milo trocken. »Keine Sonne, kein Strand, keine Mädchen. Eis, Schnee, Wasser und eine Kälte, die dir das Gehirn einfriert.«

»Falls vorhanden«, flachste Blacky.

»Das ist natürlich Voraussetzung«, versetzte Milo. »Mir jedenfalls ist es eingefroren.«

»Hoffentlich ist es wieder aufgetaut.«

»Jetzt weiß ich, warum mir dauernd die Nase läuft«, knurrte Milo.

Dann wurden die Kollegen wieder ernst. Clive berichtete, was er und Blacky bisher herausgefunden hatten. Schließlich wusste ich, was Mr. McKee meinte, als er sagte, dass zwischen den Toten aus der Kanalisation und den Morden im Eismeer ein Zusammenhang zu bestehen schien.

»Wir müssen abwarten, was die Spurensicherung ergibt«, sagte ich. »Wobei ich der Meinung bin, dass die Mörder außer einer Unzahl von Geschossen keine Spuren hinterlassen haben. Ich gebe euch Recht, wenn ihr annehmt, dass die Zugehörigkeit der Ermordeten zu den Fighter for a clean Environment eine tragende Rolle spielt. – Der Chef überträgt den Fall vielleicht wieder Milo und mir. Vorher will er mit dir Rücksprache nehmen, Clive. Milo und ich würden die Sache gerne übernehmen.«

»Ich verstehe«, meinte Clive. »Keine Sorge, Jesse. Ich werde mich nicht allzu sehr an die Sache klammern.«

Clive und Blacky gingen. Wenig später tauchten Sarah Anderson und Josy O'Leary auf. »Wir haben es schon gehört«, sagte Sarah. »Es war für euch alles andere als ein erholsamer Ausflug.«

»Neun tote Männer sind ein Anblick, der dich nicht mehr loslässt«, erwiderte ich. »Sie verfolgen dich bis in deine Träume. Die Skrupellosigkeit, mit der die Täter vorgegangen sind, ist erschreckend.«

»Auch wir waren nicht untätig«, sagte Sarah. »Wir waren in Boston und haben bei der John Lincoln Ltd. ermittelt. Allerdings war unser Einsatz dort nicht von einem besonderen Erfolg gekrönt. Der Manager der Produktionsabteilung – sein Name ist Clinton Carter -, hat sich zwar in einige Widersprüche verstrickt, aber sie reichen nicht aus, um gegen ihn einen Haftbefehl zu erwirken. Die Tatsache, dass bei Henders & Dexter ein Chemiker ermordet wurde, lässt jedoch tief blicken.«

»Ihr tretet also auf der Stelle«, resümierte ich.

»Sozusagen«, antwortete Sarah.

Wir machten an diesem Tag pünktlich Feierabend und gönnten uns eine Pizza im Mezzogiorno. Während Milo ein Glas Wein dazu trank, musste ich mich als Autofahrer mit einem Glas Wasser begnügen. Die Pizza mundete vorzüglich. Anschließend fuhr ich Milo nach Hause und dann suchte ich meine eigene Wohnung auf. Während der vergangenen Tage, in denen ich nicht zuhause war, hatte sich einiges an Post angesammelt. Ich blätterte die Zeitungen durch, die des aktuellen Tages nahm ich mir allerdings ein wenig intensiver vor. Im Lokalteil sprang mir eine Schlagzeile in die Augen: Umweltschutz! Mehr als nur ein Wort. Untertitel: Professor Dennis Hydeman warnt vor den Folgen der Umweltverschmutzung.

Der Name Dennis Hydeman war mir heute zum Begriff geworden. Clive hatte ihn im Zusammenhang mit den Fighter for a clean Environment genannt.