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Der Fokus dieses Buches liegt auf den unternehmerischen Entscheidungen, für die i. d. R. ein Verstehen kostenrechnerischer Informationen und das Wissen über das Zustandekommen dieser Daten unabdingbar ist. Dies wird in der Aufteilung der vorliegenden Monografie deutlich. Nach dem Kapitel 1 Grundlagen der Kosten- und Leistungsrechnung folgen im Ka-pitel 2 die Kennzahlen und Verfahren der Vollkostenrechnung und im Kapitel 3 die Kennzahlen und Verfahren zur Deckungsbeitragsrechnung. Das Kapitel 4 Prozesskostenrechnung stellt insofern eine Besonderheit dar, als es nicht nur um die reine Ermittlung von Prozesskosten geht, sondern auch um die Analyse bestehender prozessualer Abläufe im Unternehmen. Der Umfang und das Niveau richten sich im Gegensatz zu vielen anderen Werken nicht an einer Zielgruppe aus, die sich an dem Abschluss (Bachelor oder Master) orientiert, sondern an dem Umfang des in einem Semester vermittelbaren grundlegenden Stoffs; genauer: der Inhalte, die als (Grundlagen der) Kosten- und Leistungsrechnung in einem Semester mit 2 SWS vermittelbar sind. Dieses Buch ist sowohl für Lehrveranstaltungen als auch zum Selbststudium geeignet. Zwecks Vertiefung des Stoffes und Überprüfung des angeeigneten Wissens bietet der Autor zusätzlich ein prüfungsrelevantes Klausurenübungsbuch an.
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Seitenzahl: 391
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Gegenüber der 3. Auflage, für die es jetzt schon wieder Zeit ist, wurden wenige didaktische Verbesserungen vorgenommen und einige Rechnungen modifiziert.
Zur Verwendung einer geschlechtsspezifischen Schreibweise sei folgender Hinweis erlaubt: Es ist schreibtechnisch deutlich einfacher, für Personen nur den gängigen Oberbegriff zu verwenden, anstatt der gelegentlich gebrauchten Ausdrücke wie AutorIn, Autor*in, Autor/in, Autor:in, Autor oder Autorin, StudentIn, Student/in, Student*in, Student oder Studentin etc. Zweitens wäre die vorstehende Verwendung grammatikalisch falsch. Drittens lässt sie sich in sehr vielen Fällen wie z. B. beim Arzt nicht einheitlich anwenden: Eine Arztin gibt es nicht. Viertens führt die Ausführung zu einer erschwerten Les- und Erfassbarkeit des Textes. Zuletzt ist vorstehende Art der genderorientierten (?) Schreibweise angesichts der drei Geschlechter (Männer, Frauen, Intersexuelle) ohnehin nicht korrekt und ethisch bedenklich, da sie nicht alle Formen der sexuellen Orientierung gleichwertig nebeneinanderstellt; die Angehörigen des dritten Geschlechts werden zu reinen Symbolen herabgesetzt. Eine Lösung könnte in der Findung neuer Sprachformen liegen. Was aber etliche neue Probleme schafft. Denn dann bräuchten wir bei detaillierter Betrachtung (neben dem Neutrum) mind. vier Formen: m, w, d und ein übergeordnetes Substantiv für Personen. Infolgedessen opfern wir nicht nur die hergebrachte deutsche Sprache, sondern schaffen wie im Lateinischen oder Griechischen eine noch komplexere Sprache, deren Anwendbarkeit und Beherrschbarkeit die nächsten Fragen aufwirft. (So würden etwa bestimmte gesellschaftliche Gruppen (negativ) diskriminiert, da sie schon allein rein sprachlich überfordert sein könnten.) Es sei zudem darauf hingewiesen, dass das Sprechen mit einer zeitlichen Lücke, etwa beim „Gender-Sternchen“ eine Zumutung für die vielen Hörgeschädigten darstellt. Die Nutzung der vorherrschenden Ausdrucksweise, die oft das männliche Genus beinhaltet, ist in dieser Monografie lediglich als Kurzform für die drei Geschlechter zu verstehen. Insofern mögen Leserinnen und Intersexuelle mir verzeihen und ein wenig Verständnis aufbringen.
Für die zahlreichen Anregungen, Hinweise und Verbesserungsvorschläge möchte ich mich bei den ehemaligen Studenten (m, w, d) der HSBI Hochschule Bielefeld bedanken. Ebenfalls bedanken darf ich mich bei meiner studentischen Hilfskraft Frau cand. B. A. Joanne Ogbemudia, die mit außerordentlichem Fleiß und kreativen Ideen zum Gelingen des Buches beigetragen hat.
Für Anregungen, die der weiteren inhaltlichen und didaktischen Verbesserung dienen, bin ich unter der E-Mail-Adresse [email protected] dankbar.
Büren, im August 2023 Martin Wördenweber
Kosten- und Leistungsrechnung ist trotz aller Änderungen infolge Digitalisierung, Globalisierung, Demografie etc. immer noch die betriebswirtschaftliche Kerndisziplin. Ohne ein Wissen über die Kosten (und Leistungen) ist die Führung von Organisationen, insb. von Profit- oder Non-Profit-Unternehmen, nicht einmal im Hinblick auf das (Minimal-)Ziel „Sicherung der (Über-)Lebensfähigkeit“ erfolgreich – von seltenen Ausnahmen nach dem Casino-Prinzip „Glück gehabt“ mal abgesehen.
Der Fokus dieses Buches liegt auf den unternehmerischen Entscheidungen, für die i. d. R. ein Verstehen kostenrechnerischer Informationen und das Wissen über das Zustandekommen dieser Daten unabdingbar ist. Dies wird in der Aufteilung der vorliegenden Monografie deutlich. Nach dem Kapitel 1 „Grundlagen der Kosten- und Leistungsrechnung“ folgen im Kapitel 2 die „Kennzahlen und Verfahren der Vollkostenrechnung“ und im Kapitel 3 die „Kennzahlen und Verfahren zur Deckungsbeitragsrechnung“. Das Kapitel 4 „Prozesskostenrechnung“ stellt insofern eine Besonderheit dar, als es nicht nur um die reine Ermittlung von Prozesskosten geht, sondern auch um die Analyse bestehender prozessualer Abläufe im Unternehmen.
Wenngleich viele Beispiele aus dem Industriebereich stammen, ist das Buch nicht nur für Industriebetriebe, sondern auch für Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich konzipiert.
Der Umfang und das Niveau richten sich im Gegensatz zu vielen anderen Werken nicht an einer Zielgruppe aus, die sich an dem Abschluss (Bachelor oder Master) orientiert, sondern an dem Umfang des in einem Semester vermittelbaren grundlegenden Stoffs; genauer: der Inhalte, die als (Grundlagen der) Kosten- und Leistungsrechnung in einem Semester mit 4 SWS vermittelbar sind. Da die Zahl der Veranstaltungstage aufgrund der Feiertage in den Sommer- und Wintersemestern unterschiedlich ist, wurde der Umfang an 12 Unterrichtstagen zuzüglich zwei Reserveveranstaltungen ausgerichtet. Damit wird der Lehrkraft ein gewisser Spielraum bei der Schwerpunktsetzung der Themen ermöglicht.
Das vorliegende Lehrbuch basiert auf zahlreichen Lehrveranstaltungen an öffentlichen und privaten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften/Fachhochschulen (einschließlich Verbundstudium), Universitäten und Weiterbildungseinrichtungen der Wirtschaft. Daneben sind langjährige Erfahrungen des Autors in leitender und Geschäftsführungsfunktion bei national und international tätigen Unternehmen bzw. selbstständiger Unternehmensberatung eingeflossen.
Diese Publikation wendet sich an alle Leser, die sich in Studium oder Beruf mit „Kostenrechnung“ beschäftigen. Es richtet sich an Dozenten und Studenten der Wirtschaftswissenschaften an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften/Fachhochschulen, Universitäten und Berufsakademien. Es ist gleichermaßen zum Selbststudium für Führungskräfte geeignet, die einen fundierten theoretischen Background für ihre Entscheidungen im Unternehmen suchen. Dabei wird nicht eine wie auch immer geartete Vollständigkeit angestrebt. Es sollen vielmehr diejenigen Aspekte angesprochen werden, die für das grundlegende Verständnis von Bedeutung sind.
Zwecks Vertiefung des Stoffes und Überprüfung des angeeigneten Wissens hat der Autor ein Klausurenübungsbuch zusammengestellt. Das Übungsbuch ist so aufgebaut, dass sich die Klausurfragen an dem Inhaltsverzeichnis der vorliegenden Schrift „Kennzahlen und Verfahren der Kostenrechnung“ orientieren, Es enthält Aufgaben und Lösungen zu den einzelnen Abschnitten und komplette Klausuren (60, 90 oder 120 Minuten).
Zur Verwendung der geschlechtsspezifischen, männlichen Schreibweise sei folgender Hinweis erlaubt: Es ist schreibtechnisch deutlich einfacher, nur die männliche Form zu verwenden, anstatt der gelegentlich gebrauchten, aber doch recht mühsam zu lesenden Ausdrücke wie AutorIn, Autor/in, Autor*in, Autor:in, Autor oder Autorin, StudentIn, Student/in, Student oder Studentin etc. Die vorstehende Art der genderorientierten (?) Schreibweise wäre angesichts der drei Geschlechter (Männer, Frauen, Intersexuelle) ohnehin nicht korrekt. Die Nutzung der männlichen Ausdrucksweise ist in dieser Monografie lediglich als Kurzform für die drei Geschlechter zu verstehen. Insofern mögen Leserinnen und Intersexuelle mir verzeihen und ein wenig Verständnis aufbringen.
Für die zahlreichen Anregungen, Hinweise und Verbesserungsvorschläge möchte ich mich bei den ehemaligen B. A.-Studenten der Fachhochschule Bielefeld, insbesondere Herrn Marcel Buschkröger, Herrn Pascal-Rene Rath herzlich bedanken. Ebenfalls bedanken darf ich mich bei meiner wissenschaftlichen Hilfskraft, Frau cand. M. A. Stephanie Bertram, die mit außerordentlichem Fleiß und kreativen Ideen zum Gelingen des Buches beigetragen haben.
Für Anregungen, die der weiteren inhaltlichen und didaktischen Verbesserung dienen, bin ich unter der E-Mail-Adresse [email protected] dankbar.
Büren, im März 2020
Martin Wördenweber
Vorwort
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1 Grundlagen der Kosten- und Leistungsrechnung
1.1 Ziele und Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung
1.2 Bestandserhöhende und bestandsmindernde Strömungsgrößen
1.3 Kostenzurechnungsobjekte/Kostenträger
1.4 Kapazität
1.5 Beschäftigung und Beschäftigungsgrad
1.6 Ausgewählte Kostenkategorien und -begriffe
1.6.1 Systematisierung der Kosten nach dem Verhalten bei Beschäftigungsschwankungen
1.6.2 Verfahren der Kostenauflösung
1.6.2.1 Grafisches Verfahren zur Kostenauflösung
1.6.2.2 Buchtechnisches Verfahren zur Kostenauflösung
1.6.2.3 Mathematisch-statistische Verfahren zur Kostenauflösung
1.6.2.3.1 Mathematische Kostenauflösung
1.6.2.3.2 Statistische Kostenauflösung (Regressionsanalyse)
1.6.2.4 Analytische Verfahren zur Kostenauflösung
1.6.2.4.1 Mehrstufige analytische Kostenplanung
1.6.2.4.2 Planmäßige Kostenauflösung
1.6.3 Systematisierung der Kosten nach der Art der Verrechnung
1.7 Kostenartenrechnung
1.7.1 Erfassung und Analyse der wichtigsten Grundkostenarten
1.7.1.1 Personalkosten
1.7.1.2 Materialkosten
1.7.1.2.1 Materialkostenarten
1.7.1.2.2 Methoden der Erfassung von Materialkosten
1.7.2 Erfassung und Analyse kalkulatorischer Kostenarten
1.7.2.1 Kalkulatorische Abschreibungen
1.7.2.2 Kalkulatorische Zinsen
1.7.2.3 Kalkulatorische Wagnisse
1.7.2.4 Kalkulatorischer Unternehmerlohn
1.7.2.5 Kalkulatorische Miete
1.7.3 Gebühren, Beiträge und Steuern als Kosten
1.8 Kostenstellenrechnung
1.8.1 Aufgaben und Bedeutung der Kostenstellenrechnung
1.8.2 Kostenstellenhierarchie und Hierarchie von Kostenzurechnungsobjekten
1.8.3 Verteilung der Kosten in der Kostenstellenrechnung
1.8.3.1 Phasen der Kostenstellenrechnung
1.8.3.2 Schlüsselungsprobleme in der Kostenstellenrechnung
1.8.3.3 Verrechnung innerbetrieblicher Leistungen
1.8.3.3.1 Stufenumlageverfahren
1.8.3.3.2 Simultanverfahren
1.8.4 Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Instrument der Kostenstellenrechnung
1.9 Kostenrechnungssysteme
1.9.1 Differenzierung der Kosten nach ihrem Zeitbezug
1.9.2 Gliederung der Kosten nach dem Umfang der den Kostenzurechnungsnungsobjekten zugeordneten Kosten
2 Kennzahlen und Verfahren der Vollkostenrechnung
2.1 Betriebsoptimum
2.2 Betriebsergebnisoptimum
2.3 Selbstkosten
2.4 Langfristige Preisuntergrenze
2.5 Stückgewinn
2.6 Betriebsergebnis mittels Vollkostenrechnung
2.6.1 Gesamtkostenverfahren
2.6.2 Umsatzkostenverfahren
3 Kennzahlen und Verfahren der Deckungsbeitragsrechnung
3.1 Variable Selbstkosten
3.2 Betriebsminimum
3.3 Kurzfristige Preisuntergrenzen
3.4 Deckungsbeiträge
3.5 Produktionsprogramm bei freien Kapazitäten
3.6 Produktionsprogramm bei einem Engpass
3.7 Produktionsprogramm bei mehreren Engpässen
3.8 Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
3.9 Break-even-Analyse
3.10 Betriebsergebnis mittels Deckungsbeitragsrechnung
3.10.1 Gesamtkostenverfahren
3.10.2 Umsatzkostenverfahren
3.11 Grenzen der Deckungsbeitragsrechnung
4 Fixkostenanalysen
5 Plankostenrechnung
5.1 Einführung in die Plankostenrechnung
5.2 Starre Plankostenrechnung
5.3 Flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis
5.4 Flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis (Grenzplankostenrechnung)
6 Prozesskostenrechnung
6.1 Einführung in die Prozesskostenrechnung
6.2 Aufbau und Ablauf der Prozesskostenrechnung
6.2.1 Tätigkeitsanalyse und Ermittlung von Teilprozessen
6.2.2 Bestimmung der Kostentreiber
6.2.3 Ermittlung der Teilprozessmengen und -kosten
6.2.4 Berechnung der Teilprozesskostensätze
6.2.5 Aggregation der Teilprozesse zu Hauptprozessen
6.3 Prozesskostenbasierte Produktkalkulation
6.3.1 Allokationseffekt
6.3.2 Komplexitätseffekt
6.3.3 Degressionseffekt
Literaturverzeichnis
Stichwortverzeichnis
a. a. O.
am angegebenen Ort, am angeführten Ort
Abs.
Absatz
AG
Aktiengesellschaft
AktG
Aktiengesetz
AO
Abgabenordnung
Art.
Artikel
Aufl.
Auflage
BA
Beschäftigungsabweichung
BAB
Betriebsabrechnungsbogen
Bd.
Band
BE
Betriebsergebnis
BEP
Break-even-Punkt
BER
Betriebsergebnisrechnung
BEU
Break-even-Umsatz
BilRUG
Bilanzrichtlinien-Umsetzungsgesetz
bspw.
beispielsweise
BV
Beschaffungsvorgang
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
cbm
Kubikmeter
cm
Zentimeter
c. p.
ceteris paribus
Darst.
Darstellung
d. h.
das heißt
engl.
Englisch, englische (-r, -s)
EStG
Einkommensteuergesetz
ET
Einzelteile
etc.
et cetera
EVA
Economic Value Added
evtl.
eventuell
f. bzw. ff.
folgende, fortfolgende
F&E
Forschung und Entwicklung
FEK
Fertigungseinzelkosten
FGKZS
Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatz
FGK
Fertigungsgemeinkosten
FIFO
First-in-first-out
FK
Fremdkapital
g
Gramm
ggf.
gegebenenfalls
GKV
Gesamtkostenverfahren
GKZS
Gemeinkostenzuschlagssatz
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
h
Stunde(-n)
HGB
Handelsgesetzbuch
HIFO
Highest-in-first-out
HK
Herstellkosten
hl
Hektoliter
i. d. R.
in der Regel
i. e. S.
im engeren Sinne
insb.
insbesondere
ital.
italienisch
i. V. m.
in Verbindung mit
i. w. S.
im weiteren Sinne
Jg.
Jahrgang
K
f
fixe Kosten
KER
Kurzfristige Erfolgsrechnung
Kfz
Kraftfahrzeug
kg
Kilogramm
km
Kilometer
KonTraG
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
kWh
Kilowattstunde
l
Liter
lat.
lateinisch (-e, -er, -es)
LIFO
Last-in-first-out
Lkw
Lastkraftwagen
lmi
leistungsmengeninduziert
lmi-Prozess
leistungsmengeninduzierter Prozess
lmn
leistungsmengenneutral
lmn-Prozess
leistungsmengenneutraler Prozess
LOFO
Lowest-in-first-out
LSP
Leitsätze für die Preisermittlung
lt.
laut
m
Meter
m. a. W.
mit anderen Worten
MEK
Materialeinzelkosten
MGK
Materialgemeinkosten
MGKZS
Materialgemeinkostenzuschlagssatz
min
Minute(-n)
Mio.
Million(-en)
ml
Milliliter
mm
Millimeter
Nr.
Nummer
PAF
Preis-Absatz-Funktion
PE
Packeinheit
Pkw
Personenkraftwagen
PU
Pack Unit (Verpackungseinheit)
qkm
Quadratkilometer
qm
Quadratmeter
RBW
Restbuchwert
ROCE
Return of Capital Employed
RVE
Restverkaufserlös
S.
Seite
s. o.
siehe oben
SEKF
Sondereinzelkosten der Fertigung
SEKVt
Sondereinzelkosten des Vertriebs
sog.
so genannt(-e, -er, -en)
St.
Stück
t
Jahr(-e), Tonne(-n)
tan
Tangens
T€
Tausend Euro
U
Umsatz
u. a.
unter anderem, und andere
u. Ä.
und Ähnliche(-s)
usw.
und so weiter
u. U.
unter Umständen
VE
Verpackungseinheit
vgl.
vergleiche
VtGK
Vertriebsgemeinkosten
VtGKZS
Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz
VwGK
Verwaltungsgemeinkosten
VwGKZS
Verwaltungsgemeinkostenzuschlagssatz
VOB/B
Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil B
WACC
Weighted Averige Cost of Capital
WBK
Wiederbeschaffungskosten
z. B.
zum Beispiel
ZfbF
Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung
z. T.
zum Teil
Ø
Durchschnitt, durchschnittlich
%
Prozent
β
unternehmensindividuelles Risiko im Vergleich zum Risiko des Gesamtmarktes
BA
Beschäftigungsabweichung
c
Prohibitivpreis
DB
bzw.
DB
i
Deckungsbeitrag einer Produktart
i
db
Stückdeckungsbeitrag/Deckungsspanne/Deckungsbeitrag pro Stück
db
b
bisheriger Stückdeckungsbeitrag
db
n
neuer Stückdeckungsbeitrag
ΔK
Änderungsbetrag der gesamten Kosten
€
Euro
є
Reagibilitätsgrad
G
Gewinn
g
Stückgewinn
GA
Gesamtabweichung
G
b
bisheriger Gesamtgewinn
g
b
bisheriger Stückgewinn
Gesamt-DB
Deckungsbeitrag aller Produktarten
G
n
neuer Gesamtgewinn
g
n
neuer Stückgewinn
GSKi
gesamte Stellenkosten der Kostenstelle
i
G
max
Gewinnmaximum
G
(
x
)
Periodengewinn in Abhängigkeit von der Beschäftigung
G‘
(
x
)
Grenzgewinnfunktion
G‘‘
(
x
)
Zweite Ableitung der Gewinnfunktion
h
Stunde(n)
i
Index für die
n
Einzelwerte von
x
, wobei
i
=1, …,
n
i
kalkulatorischer Zinssatz, mit dem das gebundene (Eigen- und Fremd-)Kapital zu verzinsen ist
i
EK
Verzinsung des Eigenkapitals
i
f
risikoloser Zinssatz
i
FK
Fremdkapitalzinssatz
i
m
Rendite des Gesamtmarkts
i
R
interner Zinsfuß
K
Kosten
k
Durchschnittskosten
Kꞌ
Grenzkosten
K
f
Fixkosten
K
Hi
Herstellkosten der Produktart
i
K
i
Ist-Kosten in einer bestimmten Periode
K
i
Kosten der Produktart
i
K
p
Plankosten
K
verr
verrechnete Plankosten
K
verri
verrechnete Plankosten bei Istbeschäftigung
k
pverr
Plankostenverrechnungssatz
K
s
Sollkosten
K
si
Sollkosten bei Istbeschäftigung
K
si
Selbstkosten der Produktart i
k
s
Selbstkosten (pro Stück)
K
v
gesamte variable Kosten
K
v
(
x
)
Variable Kosten einer Periode in Abhängigkeit von der Beschäftigung
K
v
(
x
i
)
gesamte variable Kosten bei der Beschäftigung
x
i
k
v
variable Kosten pro Erzeugniseinheit
k
vp
variabler Plankostensatz
K
v
p
variable Plankosten
K
(
x
)
Periodenkosten in Abhängigkeit von der Beschäftigung
k
(
x
)
Durchschnittskosten in Abgängigkeit von der Beschäftigung
m
ij
Leistungseinheiten von der Kostenstelle
i
an die Kostenstelle
j
n
Anzahl der Nutzungsperioden
p
b
bisheriger Preis
PK
Produktionskoeffizient
p
d
Abschreibungsprozentsatz
p
i
Absatzpreis der Produktart
i
p
n
neuer Preis
p
p
Plan-Preis in einer vergangenen Planperiode
PSKi
Primäre Stellenkosten der Kostenstelle
i
PSKj
Primäre Stellenkosten der Kostenstelle
j
PSKvj
Variable primäre Stellenkosten der Kostenstelle
j
q
i
Verrechnungspreis der Kostenstelle
i
rel. db
relativer Stückdeckungsbeitrag
s
Steuersatz des Unternehmens
Σ
Summe
∞
unendlich
U
Umsatz
U‘
(
x
)
Grenzumsatz/Grenzerlös
U
max
Umsatzmaximum
U
pl
geplanter Umsatz/Planumsatz
U
(
x
)
Periodenumsatz in Abhängigkeit von der Beschäftigung
VA
Verbrauchsabweichung
x
Variable für die Beschäftigung
x
a
Absatzmenge/abgesetzte Menge
x
b
bisher produzierte und abgesetzte Menge
x
Betriebsoptimum
betriebsoptimale Beschäftigung
x
i
Ist-Beschäftigung in einer vergangenen Periode
x
i
Beschäftigung in einer bestimmten Periode
i
oder Menge der Produktart
i
x
Kap
Kapazität eines Leistungsobjekts
x
p
produzierte Menge
x
p
Planbeschäftigung/geplante Beschäftigung
Unternehmen in sozialen oder weitergehend ethischen Marktwirtschaftssystemen verfolgen eine Reihe von Zielen.1 Primär lautet das unternehmerische Ziel Wertsteigerung (Wertorientierung), welches über Kennzahlen wie bspw. Shareholder Value, EVA oder ROCE gemessen wird. Die Verfolgung dieser Ziele kann nur gelingen, wenn der Unternehmensführung ein geeignetes Führungsinstrument zur Verfügung gestellt wird, vor allem um die ökonomischen Ziele des Unternehmens zu erreichen. Gleichzeitig muss das Management ein funktionierendes Überwachungssystem einrichten, um mögliche Risiken erkennen zu können, die die Fortentwicklung und damit das Überleben des Unternehmens gefährden können. So schreibt bereits das KonTraG vom 30.04.1998 in § 91 Abs. 2 AktG vor, dass der Vorstand einer AG geeignete Maßnahmen zu treffen hat, insb. ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden. § 317 Abs. 2 HGB schreibt vor, dass der Lagebericht und der Konzernlagebericht dahingehend zu prüfen ist, ob die Chancen und Risiken der künftigen Entwicklung zutreffend dargestellt sind. Im Falle einer börsennotierten AG wird weitergehend gefordert, dass im Rahmen der Abschlussprüfung gem. § 317 Abs. 4 HGB auch zu beurteilen ist, ob das einzurichtende bzw. eingerichtete Überwachungssystem seine Aufgaben erfüllen kann.
Das unternehmerische Rechnungswesen ist ein solches Führungs- und Überwachungsinstrument.
Das unternehmerische Rechnungswesen erfasst quantitativ das mengen- und wertmäßige Gesamtgeschehen innerhalb des Unternehmens.
Darst. 1.101: Unternehmerisches Rechnungswesen
Es lässt sich in vier Bereiche unterteilen:
1 Finanzbuchführung und Bilanz
1.1 Buchführung
1.2 Inventar
1.3 Jahresabschluss (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, ggf. Anhang und Lagebericht)
1.4 Sonderbilanzen, Zwischenbilanzen
2 Kosten- und Leistungsrechnung
2.1 Kostenartenrechnung
2.2 Kostenstellenrechnung
2.3 Kostenträgerrechnung
3 Betriebswirtschaftliche Statistik und Vergleichsrechnung
3.1 Betriebswirtschaftliche Statistik
3.2 Einzelbetrieblicher Vergleich
3.2.1 Soll-Ist- bzw. Plan-Ist-Vergleich
3.2.2 Zeitlicher Vergleich
3.2.3 Vergleich zwischen Teilen des Unternehmens
3.3. Zwischenbetrieblicher Vergleich
3.3.1 Vergleich zwischen Unternehmen des Konzerns
3.3.2 Vergleich mit fremden Unternehmen
4 Planungsrechnung
Darst. 1.102: Gliederung des unternehmerischen Rechnungswesens
Die beiden Hauptbereiche des unternehmerischen Rechnungswesens lassen sich wie folgt beschreiben:
Die Finanzbuchhaltung (externes Rechnungswesen), auch Geschäftsbuchhaltung genannt, zeichnet lückenlos, chronologisch und sachlich geordnet alle Geschäftsvorfälle auf, die die Vermögens- und Kapitalpositionen sowie den Geschäftsjahreserfolg des Unternehmens verändern.
Die Kosten- und Leistungsrechnung (internes Rechnungswesen) bezieht sich auf den Bereich der Leistungserstellung und -verwertung. Kostenrechnung wird definiert als Rechnungswesen im Bereich der Leistungserstellung (betrieblicher Kombinationsprozess der Produktionsfaktoren) und Leistungsverwertung.
Darst. 1.103: Kennzeichnung der Hauptzweige des unternehmerischen Rechnungswesens
Die bewusste Einengung des Rechnungswesens auf den betrieblichen Bereich findet sich in folgender Charakterisierung des betrieblichen Rechnungswesens wieder:
Das betriebliche Rechnungswesen beinhaltet die systematische, regelmäßig und/oder fallweise durchgeführte Erfassung, Aufbereitung, Auswertung und Übermittlung der das Betriebsgeschehen betreffenden quantitativen Daten (Mengen- und Wertgrößen) mit dem Ziel, sie intern für Planungs-, Steuerungs- und Kontrollzwecke und extern zur Information und Beeinflussung Externer zu verwenden.
Darst. 1.104: Betriebliches Rechnungswesen
(Vgl. HUMMEL, S., MÄNNEL, W.: Kostenrechnung 1. Grundlagen, Aufbau und Anwendung, 4. Aufl., Wiesbaden 1990, S. 4.)
Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) wird auch als Kosten- und Erlösrechnung (KER) oder Betriebsergebnisrechnung bezeichnet. Meist wird die Kosten- und Erlösrechnung einfach mit Kostenrechnung abgekürzt, so dass beide Begriffe synonym verwendet werden. Dies liegt dann entweder an der sprachlichen Bequemlichkeit oder daran, dass sich die Kosten- und Leistungsrechnung hauptsächlich auf Kostenaspekte fokussiert und weniger die Erlösseite betrachtet.
Die vorrangige Betrachtung der Kosten schlägt sich auch in der Gliederung der Kostenrechnung nieder:
Teilbereich
Aufgabe
Kostenartenrechnung
Die Kostenartenrechnung befasst sich mit der Abgrenzung der Strömungsgrößen Aufwand und Kosten sowie der Definition der einzelnen Kostenarten.
Kostenstellenrechnung
Aufbauend auf die Kostenartenrechnung gibt die Kostenstellenrechnung Auskunft darüber, in welcher Höhe die einzelnen Kostenarten in den Kostenstellen innerhalb einer Abrechnungsperiode anfallen.
Kostenträgerrechnung
Die Kostenträgerrechnung dient der Ermittlung der Kosten eines Kostenträgers, z. B. einer Erzeugniseinheit.
Darst. 1.105: Teilbereiche der Kostenrechnung
Dieses Aufgabengebiet der Betriebswirtschaftslehre ist im Wesentlichen frei von gesetzlichen Vorschriften, auch wenn beispielsweise § 91 Abs. 2 S. 2 AktG formuliert: „Der Vorstand hat geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden.“ Ein solches Überwachungssystem ist in jedem Fall die Kosten- und Leistungsrechnung als Teil des unternehmerischen Rechnungswesens, denn „gefährdende Entwicklungen“ wie z. B. mangelnde oder sich verschlechternde Deckungsbeiträge oder eine absehbare langfristige Unterschreitung der Preisuntergrenzen können nur mit Hilfe der Kostenrechnung festgestellt werden. Die Finanzbuchhaltung ist hier weniger geeignet, da sie ausschließlich vergangenheitsorientiert (Dokumentation der Geschäftsvorfälle des vergangenen bzw. laufenden Geschäftsjahres) ausgerichtet ist und mit ihr somit insb. Chancen und Risiken, die in der Zukunft liegen, nicht erkennbar und bewertbar sind. Im Gegensatz dazu gehören bspw. Entscheidungsrechnungen unter Berücksichtigung künftiger Umweltzustände (Szenarien) zu den Aufgaben einer Kostenrechnung.
Die Kosten- und Leistungsrechnung stellt in erster Linie Informationen für die operative Planung und Kontrolle von Kosten und Erlösen zur Verfügung. Eine Wirtschaftlichkeitskontrolle findet u. a. über Soll-Ist-Vergleiche bestimmter Kennzahlen wie z. B. variable Stückkosten, Personalkostenquote oder Kostenstellenbudgets statt. Andere Formen der Kontrolle sind eine Zeitreihenanalyse oder eine relative Bewertung zwischen Teilen des Unternehmens oder Konzerns und mit fremden Unternehmen im Rahmen des Benchmarkings.2 (Eine strategische Planung und Kontrolle erfolgt gewöhnlich unter Verwendung dynamischer Verfahren der Investitionsrechnung.)
Die Kosten- und Leistungsrechnung wendet sich primär an (unternehmens-)interne Adressaten im Top-, Middle- und Lower-Management, für die von Experten in verschiedenen Bereichen des Unternehmens relevante Kosten- und Erlösinformationen gewonnen, ver-/bearbeitet und bereitgestellt werden.
Diese Kosten- und Erlösinformationen finden sich in den Zielen und Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung wieder:
Darst. 1.106: Ziele und Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung
1 Verordnung über die Preise bei öffentlichen Aufträgen
Zu den Rechnungen, die innerhalb der Kostenrechnung nicht durchgeführt werden, aber im Weiteren zum internen Rechnungswesen zählen, gehören:
Darst. 1.107: Nicht zur Kostenrechnung gehörende Planungs- und Kontrollrechnungen
Zu planende Sachverhalte der operativen Kostenrechnung sind u. a.:
Programmentscheidungen
Potentialentscheidungen
Prozessentscheidungen
Produktionsprogramm der Periode • Eigenfertigung bzw. Fremdbezug • Annahme bzw. Ablehnung eines Zusatzauftrages
Mischungsverhältnis von Einsatzgütern • Bedienungsrelationen an Maschinen
Produktionsverfahren • Fertigungslosgröße • Verwendung knapper Güter
Darst. 1.108: Beispiele für Objekte der Operativen Planung
(Entnommen: FRIEDL, B.: Kostenrechnung. Grundlagen, Teilrechnungen und Systeme der Kostenrechnung, 2. Aufl., München 2010, S. 15.)
Im Rahmen betrieblicher Entscheidungsprozesse werden eine Reihe von Kosteninformationen benötigt. Dabei müssen zunächst die Ziele der Kostenrechnung3 festgelegt werden, bevor über Maßnahmen (Aktionen) entschieden wird. Der kostenrechnerische Führungsprozess läuft bezüglich der Ziele und Maßnahmen in folgenden Phasen ab:
Darst. 1.109: Führungsprozess
Ein typischer Fall für das Durchlaufen eines Führungsprozesses mit dem Beginn in der Anregungsphase sind hohe Soll-Ist-Abweichungen, sich im Zeitablauf verschlechternde Kennzahlen oder im Vergleich zu externen Unternehmen (weit) unterdurchschnittliche Werte bei den vom Controller vorgegebenen und/oder mit ihm vereinbarten Zielgrößen (konkrete Ausprägungen der ausgewählten Kennzahlen) bezüglich der Kostenzurechnungsobjekte. Letztere sind Kostenträger i. w. S. wie Kostenträger i. e. S. (= Produkteinheit), Produktarten, Kostenstellen (Abteilungen, Werke, Divisionen etc.), Projekte oder Prozesse. Bei einer im Sinne der Vorgabe negativen Abweichung werden vom Controller in Zusammenarbeit mit dem/den für die Differenz Verantwortlichen die Gründe für die Abweichung eruiert, ggf. neue Zielgrößen (konkrete Ausprägungen der ausgewählten Kennzahlen) im Rahmen der Ziel-Entscheidungsprozesse festgelegt. Erst dann (!) werden im Rahmen der Such- und Orientierungsphase unterschiedliche Maßnahmen vorgeschlagen und diskutiert. Hier spielt auch die Prognose zukünftiger Szenarien (Umweltzustände) eine wichtige Rolle, da möglicherweise unterschiedliche Szenarien hinsichtlich des Grundsatzes der Flexibilität der Pläne (z. B. Eventual-/“Schubladen“-Planungen unter Berücksichtigung der Eintrittswahrscheinlichkeiten und/oder Erwartungswerte) bei der Planung und Entscheidung bedacht werden müssen. In der Auswahl- und Optimierungsphase werden die Planungs- bzw. Entscheidungsalternativen bewertet und die zieladäquate Maßnahme bzw. ein Maßnahmenbündel auf der Basis vergleichender Analysen (Vergleichsrechnungen) ausgewählt. Die Durchsetzungsphase beinhaltet die Ratifizierung der Pläne und die Realisierung der getroffenen Planung/Entscheidung. Abschließend werden die realisierten Aktionen (z. B. zur Reduktion der Kosten) mittels Soll-Ist-Vergleich, Zeitreihenanalyse oder eine relative Bewertung zwischen Teilen des Unternehmens oder Konzerns und mit fremden Unternehmen im Rahmen des Benchmarkings dahingehend untersucht, oft die zuvor festgelegten Ziele (konkrete Ausprägungen der ausgewählten Kennzahlen bezüglich der Kostenzurechnungsobjekte) erreicht wurden. Bei der zu konstatierenden Abweichung erfolgt ein wiederholter Durchlauf des Ziel- und Maßnahmen-Entscheidungsprozesses, beginnend mit der Anregungsphase.
Für die Planung und Kontrolle der Objekte der operativen Kostenrechnung sind eine Reihe von begrifflichen Klärungen notwendig. Die für das Verständnis der kostenrechnerischen Inhalte erforderlichen Termini werden im Folgenden näher erläutert.
Um die Verfahren der Kostenrechnung4 korrekt anwenden (und deren Ergebnisse interpretieren) zu können, ist eine präzise Definition der zugrundeliegenden Strömungsgrößen erforderlich. Gleiches gilt für Finanzierungsfragen. Bei den differenzierenden Strömungsgrößen handelt es sich um die Grundbegriffe des Rechnungswesens, die einerseits als bestandmindernde und andererseits als bestandserhöhende Strömungsgrößen klassifiziert werden können:5
Bestandserhöhende Strömungsgrößen
Bestandsmindernde Strömungsgrößen
Einzahlung EinnahmeErtrag Leistung
AuszahlungAusgabeAufwand Kosten
Darst. 1.201: Bestandserhöhende und bestandsmindernde Strömungsgrößen
Die einzelnen Termini werden – beginnend mit den bestandsmindernden Strömungsgrößen − wie folgt definiert:
Eine Auszahlung ist ein Abfluss von Geld oder anderen Zahlungsmitteln, womit der Bar- oder Buchgeldbestand des Unternehmens vermindert wird.
Darst. 1.202: Auszahlung
Ausgaben sind Auszahlungen abzüglich güterwirtschaftlich bedingter Forderungsabnahmen und zuzüglich güterwirtschaftlich bedingter Schuldenzunahmen.
Darst. 1.203: Ausgabe
In der Literatur wird Aufwand gelegentlich als Wert aller verbrauchten Leistungen der Periode definiert, Ertrag als Wert aller erbrachten Leistungen der Periode.6 Diese Definitionen könnten auch auf Kosten bzw. Leistungen hindeuten, die nicht pagatorischer Natur sind. Daher wird der Begriff Aufwendungen wie folgt festgelegt:
Aufwendungen sind zeitlich abgegrenzte erfolgswirksame Ausgaben einer Periode, die das Eigenkapital des Unternehmens mindern. Sie werden in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) des Unternehmens erfasst.
Darst. 1.204: Aufwendungen
Kosten sind diejenigen Aufwendungen, die weder betriebsfremd, noch außergewöhnlich, noch periodenfremd sind, zuzüglich der Zusatzkosten und unter Berücksichtigung der Anderskosten.
Darst. 1.205: Kosten
Einen Überblick über den Zusammenhang der vorstehend definierten Größen liefert die nachstehende Grafik:
Darst. 1.206: Abgrenzung Auszahlung, Ausgabe, Aufwand und Kosten
Die zweckfremden, außergewöhnlichen und periodenfremden Aufwendungen werden als neutrale Aufwendungen bezeichnet.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kästchen der vorstehenden Abbildung lassen sich durch folgende Beispiele erläutern:
Darst. 1.207: Beispiele für die Abgrenzung Ausgabe/Aufwand
Darst. 1.208: Beispiele für die Abgrenzung Aufwand/Kosten
Nachfolgend werden die bestandserhöhenden Strömungsgrößen wie folgt definiert:
Eine Einzahlung ist ein Zufluss von Geld oder anderen Zahlungsmitteln, womit der Bar- oder Buchgeldbestand des Unternehmens vermehrt wird.
Darst. 1.209: Einzahlung
Einnahmen sind Einzahlungen abzüglich güterwirtschaftlich bedingter Schuldenabnahmen und zuzüglich güterwirtschaftlich bedingter Forderungszunahmen.
Darst. 1.210: Einnahmen
Erträge sind zeitlich abgegrenzte erfolgswirksame Einnahmen einer Periode, die das Eigenkapital des Unternehmens erhöhen. Sie werden in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) des Unternehmens erfasst.
Darst. 1.211: Erträge
Leistungen sind diejenigen Erträge, die weder betriebsfremd, noch außergewöhnlich noch periodenfremd sind, zuzüglich der Zusatzleistungen und unter Berücksichtigung der Andersleistungen.
Darst. 1.212: Leistungen
Statt des Begriffs Leistungen ist in der Literatur auch der Terminus Erlöse gebräuchlich.7 Der Begriff Erlöse wird hier nicht verwendet, weil er leicht mit dem Wort Umsatzerlöse verwechselt werden kann. Seit dem Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (BilRuG) von 2015 sind die Umsatzerlöse deutlich weiter gefasst. Sie sind nicht mehr nur auf den Betriebszweck bezogen.8
Einen Überblick über den Zusammenhang der vorstehend definierten Größen liefert die nachstehende Grafik:
Darst. 1.213 Abgrenzung Einzahlung, Einnahme, Ertrag, Leistung
Die Abgrenzung zwischen den einzelnen Kästchen der vorstehenden Abbildung wird durch folgende Beispiele erläutert:
Darst. 1.214: Beispiele für die Abgrenzung Einnahme/Ertrag
Darst. 1.215: Beispiele für die Abgrenzung Ertrag/Leistung
Der größte Teil der Leistungen einer Periode (ordentlicher Zweckertrag) besteht aus den Erlösen oder Umsätzen des Unternehmens. Im Gegensatz zu den Umsatzerlösen9 gem. § 277 HGB beschränken sich die Erlöse auf die betrieblichen Absatzleistungen des Unternehmens:10
Erlöse (Umsätze) sind – dem Betriebszweck entsprechend – auf den Märkten abgesetzte, monetär bewertete materielle und immaterielle Güter des Unternehmens.
Darst. 1.216: Erlöse (Umsätze)
Bei den Umsätzen handelt es sich um eine Wertgröße, die aus der multiplikativen Verknüpfung der beiden Komponenten Menge und Preis besteht.
Bei einem Einproduktunternehmen ergibt sich der Umsatz U als Produkt von Absatzmenge xA und Preis p:
Darst. 1.217: Berechnung des Umsatzes
Legende:
p Preis
pi Preis des Produktes/der Produktart i
U Umsatz
Ui Umsatz des Produktes/der Produktart i
xA abgesetzte Menge
xA,i abgesetzte Menge des Produktes/der Produktart i
Bei einem Mehrproduktunternehmen werden die Umsätze der einzelnen Produkte/Produktarten addiert.
Beispiel 1:
In einem Unternehmen mit homogener Fertigung werden von dem Produkt in einem Geschäftsjahr 5.720 Stück zu einem Preis in Höhe von je 483,90 € am Markt abgesetzt. Der Umsatz U ermittelt sich wie folgt:
Beispiel 2:
In einer Brauerei mit heterogener Fertigung haben die Kostenrechner die Absatzzahlen und Preise der drei Biersorten in einer Periode erfasst und daraus sowohl die Umsätze der einzelnen Biersorten als auch den Gesamterlös des Unternehmens ermittelt:
Bereits oben waren die drei Teilbereiche der Kostenrechnung – die Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung – vorgestellt worden.
Aufgabe der Kostenträgerrechnung ist die Planung und Kontrolle der Kosten eines Kostenträgers. Besser ist es, statt von Kostenträgern von Kostenzurechnungsobjekten zu sprechen, denn der Begriff Kostenträger wird in der Literatur nicht einheitlich verwendet. Meist ist mit Kostenträger die einzelne Produkt-/Erzeugniseinheit gemeint.
Kostenzurechnungsobjekte (Kostenträger i. w. S.) sind einzelne Anlagen und Maschinen, Personen, Kostenstellen, Abteilungen, Unternehmensbereiche, Werke oder das Unternehmen insgesamt sowie Kostenträger (i. e. S.), Erzeugnisarten, Aufträge, innerbetriebliche Leistungen oder Prozesse1. Mit Kostenträger i. e. S. ist meist die Produkt-/Erzeugniseinheit2 gemeint.
Darst. 3.01: Kostenzurechnungsobjekte
1 Vgl. hierzu die Ausführungen im Kapitel 6 „Prozessanalyse und Prozesskostenrechnung“.
2 Bei dem Erzeugnis kann es sich um ein fertiges oder unfertiges Erzeugnis handeln.
Eine besondere Bedeutung in der Kostenrechnung kommt zum einen den Kostenträgern (i. e. S.), das sind die Produkt-/Erzeugniseinheiten, zum anderen den Kostenstellen zu.
Kostenstellen sind rechnungstechnisch abgegrenzte betriebliche Teilbereiche, in denen Kosten entstehen und/oder denen Kosten zugerechnet werden.
Darst. 3.02: Kostenstellen
Kostenstellen können einzelne Arbeitsplätze, Unterabteilungen/Sachgebiete, Abteilungen, Bereiche, Werke, Divisionen oder gar das ganze Unternehmen sein. Aus der Aufzählung ergibt sich, dass in der Praxis eine Kostenstellenhierarchie gebildet wird. Diese kann sich (s. u.) an der Aufbauorganisation anlehnen.
Die Einteilung des Gesamtbetriebes in Kostenstellen kann anhand folgender Kriterien vorgenommen werden:
Darst. 1.303: Gliederungskriterien zur Einteilung des Gesamtbetriebes in Kostenstellen
1 Allgemeine Kostenstellen und Hilfskostenstellen können unter dem Begriff Vorkostenstellen zusammengefasst werden.
Die konkrete Implementierung von Kostenstellen ist abhängig vom Zweck der Kostenrechnung im Unternehmen. In erster Linie sind dies die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und die Kalkulation von Produkten, daneben noch die Bewertung fertiger und unfertiger Erzeugnisse sowie die Ermittlung eines Betriebsergebnisses.
Bei der Einteilung nach räumlichen Gesichtspunkten stellen räumlich zusammenhängende und separierte Bereiche eine Kostenstelle dar. Eine derartige Einteilung eignet sich dann, wenn in jeder dieser Kostenstellen nur eine Tätigkeit ausgeführt wird. Ist dies nicht der Fall, dann ist eine Kontrolle der Kosten, z. B. von Prozessen oder bei der Kalkulation von Produkteinheiten mit Schwierigkeiten verbunden.
Die funktions- bzw. prozessorientierte Einteilung beruht auf einer Betrachtung einzelner Arbeitsvorgänge resp. Teilprozesse. Können letztere eindeutig voneinander abgegrenzt werden, kann eine Kostenstelle einem Arbeitsvorgang bzw. einem Teilprozess zugeordnet werden. Dies ist bspw. dann der Fall, wenn bei dem Prozess „Produktion einer Waschtischarmatur“ die Kostenstellen (sie stellen Teilprozesse dar) Gürtlerei/Löterei, Dreherei, Schleiferei, Poliererei, Lackiererei oder Galvanik und letztlich die Montage durchlaufen werden. Eine derartige Kostenstellendefinition ermöglicht eine möglichst genaue Erfassung der eingesetzten Produktionsfaktoren. Würden diesen Teilprozessen zuständige und verantwortliche Leiter (z. B. Meister) zugeordnet, könnte man diese funktions- bzw. prozessorientierte Einteilung mit der folgenden, der Einteilung nach Verantwortungsbereichen kombinieren.
Die Aufgliederung nach Verantwortungsbereichen bezieht sich auf die Aufsichts- und Sorgfaltspflicht und Haftbarmachung der Kostenstellenleiter (Abteilungsleiter, Werkmeister etc.). Voraussetzung für eine solche Kostenstelleneinteilung ist eine klare Regelung von Zuständigkeiten und Befugnissen, verbunden mit einer der Leitung einer Kostenstelle entsprechenden Kompetenzen. In vielen Fällen wird dann (zunächst) davon ausgegangen, dass der Kostenstellenleiter für die sich bei einer Kostenkontrolle ergebenden Abweichungen verantwortlich ist.
Die Entscheidung für die Anwendung mehrerer der vorstehenden Kriterien führt in der Praxis zu unterschiedlichen Arten von Kostenstellen. Unabhängig von der Art der auf diese Weise gebildeten Kostenstellen müssen die Kostenstellen auf jeden Fall unter abrechnungstechnischen Gesichtspunkten11 in eine der drei Kostenstellenkategorien einsortiert werden: Allgemeine Kostenstellen, Hilfskostenstellen und Hauptkostenstellen. Die Allgemeinen Kostenstellen und die Hilfskostenstellen werden häufig unter dem Begriff Vorkostenstellen zusammengefasst. Die drei Kostenstellenkategorien lassen sich wie folgt beschreiben.
Die Allgemeinen Kostenstellen dienen dem gesamten Unternehmen; d. h. sie erbringen Leistungen für (sehr) viele, nicht unbedingt alle Kostenstellen des Unternehmens. Sie stehen nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Leistungserstellung und/oder -verwertung, sondern bieten die Gewähr bzw. die Voraussetzungen für die Leistungserstellung und -verwertung. Typische Allgemeine Kostenstellen sind die Wasser- und Stromversorgung, zu denen auch die unternehmenseigenen Solaranlagen und Windräder gehören, die Wärmeversorgung, etwa durch eine hauseigene Verwertung der Holzabfälle bei einem holzverarbeitenden Betrieb, Hausmeister, Pförtner, Kantine, Werksfeuerwehr, Betriebskindergarten etc. Die Verwaltung könnte auch dazugehören; sie wird allerdings in den meisten Fällen als separate Hauptkostenstelle (Gemeinkostenbereich) Verwaltung geführt.
Hilfskostenstellen arbeiten den Hauptkostenstellen zu. Wenn bspw. die Hauptkostenstellen Materialbereich, Fertigung und Vertrieb heißen, werden die zugeordneten „Nebendienststellen“ als Materialhilfskostenstellen, Fertigungshilfskostenstellen und Vertriebshilfskostenstellen tituliert. Eine Materialhilfskostenstelle könnte bspw. die innerbetriebliche Logistik oder die Einkaufsabteilung für die Betriebsmittel (nicht die Materialien!) sein, eine Fertigungshilfskostenstelle könnte sich z. B. als Produktionsreihenfolgeplanung Arbeitsvorbereitung oder Lohnbüro fungieren, eine Vertriebshilfskostenstelle könnte sich u. a. mit der Werbung, der Kommissionierung oder der Transportlogistik befassen. – Die Unterteilung in Hilfs- und Hauptkostenstellen ist nicht immer eindeutig, da eine Hilfskostenstelle etwa bei Nichtauslastung seiner Kapazität zur Hauptkostenstelle mutieren kann, wenn sie zusätzlich abzusetzende Leistungen erbringt. Dies wäre bspw. dann der Fall, wenn eine nicht ausgelastete Galvanik einer Armaturenfabrik Kinderwagengestelle eines anderen Unternehmens verchromt.
Hauptkostenstellen tragen unmittelbar zur Leistungserstellung und -verwertung bei. Sofern bei der Zuschlagskalkulation eine differenzierte/elektive Zuschlagskalkulation durchgeführt wird bzw. eine Hierarchisierung von Kostenstellen vorgenommen wird, geht man von mindestens drei Hauptkostenstellen (Materialhauptkostenstelle, Fertigungshauptkostenstelle, Vertriebshauptkostenstelle) aus. Da eine derart geringe Anzahl von Hauptkostenstellen bei der Kalkulation von Erzeugniseinheiten zu relativ ungenauen Selbstkosten führt, wird meistens eine größere Zahl von Hauptkostenstellen anhand der oben genannten Kriterien, z. B. Prozessorientierung im Fall der Fertigung, festgelegt. Die Hauptkostenstellen werden unter abrechnungstechnischen Gesichtspunkten auch als Endkostenstellen bezeichnet, da die erstellten Leistungen des Betriebes von dort nicht auf andere Kostenstellen (Ausnahme: innerbetriebliche Leistungsverrechnung), sondern direkt auf die Kostenträger geschlüsselt werden.
Die Kostenstellenrechnung baut auf der Kostenartenrechnung auf.
Aufbauend auf die Kostenartenrechnung gibt die Kostenstellenrechnung Auskunft darüber, in welcher Höhe die einzelnen Kostenarten in den Kostenstellen innerhalb einer Abrechnungsperiode anfallen.
Darst. 1.304: Kostenstellenrechnung
Als primäre Aufgaben der Kostenstellenrechnung werden meist genannt:12
Darst. 1.305: Aufgaben der Kostenstellenrechnung
Um die Beschäftigung (den Output) eines Unternehmens exakt zu quantifizieren, wird der kleinsten üblichen Produkt-/Erzeugniseinheit (Kostenträger i. e. S.) je nach Art der zu produzierenden Güter eine Maßeinheit wie Stück, ml, l, hl, g, kg, t, qm, qkm, mm, cm, m, km, h, kwh und viele andere mehr zugeordnet.13
Maßeinheiten sind Einheiten zum Messen einer physikalischen Größe. In der Betriebswirtschaftslehre dienen sie v. a. der der exakten Spezifikation eines Produktes, genauer: einer Produkteinheit.
Darst. 1.306: Maßeinheit
Die Beschäftigung/der Output eines Unternehmens ergibt sich aus dem Produkt einer Zahl (z. B. 120.000) und der Maßeinheit (z. B. hl) – auch wenn der Output bspw. in bestimmen innerbetrieblichen Dokumenten oder in externen Publikationen als Zahl der Aufträge oder als VEs14 angegeben wird.
Die Festlegung der Maßeinheit ist im Hinblick auf die einem Kostenzurechnungsobjekt zugeordneten geplanten (Kalkulation) und zu kontrollierenden Kosten von entscheidender Bedeutung. Beispiel: Erst mit der Zuordnung der Maßeinheit ist eine exakte Spezifikation eines Erzeugnisses, genauer: einer Erzeugniseinheit möglich. Erst dann sind die Konsequenzen einer Änderung der Kosteneinflussgröße(n) eindeutig messbar. Beispiel: Eine Brauerei produziert ein spezielles Altbier (Kostenträger). Je nachdem, ob für die Messung der Beschäftigung als Maßeinheit l oder hl gewählt wird, ergeben sich unterschiedliche Kosten für eine Einheit des Kostenträgers Altbier. Die Wahl der richtigen Maßeinheit ist insbesondere bei der Berechnung der Kostenträgereinzelkosten (s. u.) bedeutsam.
Grundsätzlich sind zur Kontrolle der KostenKosteneinflussgrößen (hier vor allem: die Beschäftigung) mit Maßeinheiten zu determinieren, zu denen die Kostenarten in einer möglichst proportionalen Beziehung stehen. In diesem Zusammenhang ist darauf zu achten, dass die Maßeinheiten möglichst outputorientiert sind, da die zu erbringende bzw. erbrachte Leistung die Rechtfertigung für die Kosten liefert.15
Sofern mehrere geeignete Maßeinheiten zur Verfügung stehen, wird unterstützend zur Auswahl die Korrelationsanalyse vorgeschlagen.16
Es sei darauf hingewiesen, dass die exakte Verknüpfung von Kostenzurechnungsobjekten und Maßeinheiten nicht nur in der Kostenrechnung, sondern auch in der Beschaffung, Produktion und im Vertrieb von Bedeutung ist.
Die genaue Bezeichnung des Kostenzurechnungsobjektes ist auch für die noch zu definierende Größe Beschäftigung relevant. Sie gibt an, wie stark das Unternehmen, ein Bereich, eine Kostenstelle oder Maschine (als hier relevante Kostenzurechnungsobjekte) durch die Hervorbringung der Leistung während eines Planungs- oder Abrechnungszeitraums beschäftigt ist.
Zuletzt sei angemerkt, dass Maßeinheiten, die in der Literatur auch Bezugsobjekte heißen, nicht mit Kostenzurechnungsobjekten verwechselt werden dürfen. Kostenzurechnungsobjekte können – neben anderen Größen wie etwa Zeiträume − als Bezugsgrößen fungieren.17
Um die Wirtschaftlichkeit von Leistungsobjekten, die in vielen Fällen mit bestimmten Kostenzurechnungsobjekten wie Anlagen, Maschinen, Personen, Kostenstellen, Abteilungen, Unternehmensbereiche, Werken oder dem gesamten Unternehmen identisch sind, zu kontrollieren, ist die Kenntnis ihrer Kapazität erforderlich.
Die Kapazität kann outputorientiert (z. B. als Anzahl erzeugter Produkteinheiten) oder inputorientiert (z. B. als benötigte Werkstoffe, geleistete Fertigungsstunden oder erbrachte Maschinenstunden) angegeben werden. In der Kostenrechnung wird überwiegend die inputorientierte Betrachtungsweise gewählt.
Allgemein kann die Kapazität wie folgt definiert werden:
Als Kapazität wird das Leistungsvermögen von Anlagen, Maschinen, Personen, Kostenstellen, Abteilungen, Unternehmensbereiche, Werken oder dem gesamten Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum verstanden.
Darst. 1.401: Kapazität
In den meisten Fällen handelt es sich um Potentialfaktoren, die nicht durch ihren einmaligen Einsatz in der Produktion verzehrt oder physikalisch bzw. chemisch umgewandelt werden, sondern erst im Laufe der Zeit aufgebraucht werden.
Der Begriff der Kapazität ist weiter zu differenzieren. Unter zeitlichen Aspekten ist zwischen einer Totalkapazität und einer Periodenkapazität zu unterscheiden. Während sich die Totalkapazität auf die gesamte Lebensdauer eines Leistungsobjekts bezieht, ist die Periodenkapazität das Leistungsvermögen eines Leistungsobjekts in einem bestimmten Zeitraum. Wenn nicht explizit die Totalkapazität im Fokus steht, soll im Folgenden mit Kapazität die Periodenkapazität gemeint sein. In der Kostenrechnung wird im Rahmen der Wirtschaftlichkeitskontrolle die Periodenkapazität betrachtet, wobei die Periode i. d. R. einen Monat umfasst.
Im Weiteren muss die (Perioden-)Kapazität noch genauer definiert werden. Dies soll anhand einer Maschine geschehen, deren Kapazität in einem Geschäftsjahr untersucht werden soll. Als weitestgehende Kapazität ist die theoretische Kapazität einer wartungsfreien Maschine zu nennen, die durch keinerlei Restriktionen in der Lage ist, an 365 Tagen im Jahr jeweils 24 Stunden produzieren zu können. Dann beträgt die theoretische Kapazität 8.760 Stunden pro Jahr. In der Praxis ist diese Leistungsfähigkeit jedoch nicht vollumfänglich gegeben, sodass die theoretisch maximale Leistungsmenge einzuschränken ist. Gründe hierfür können sein:
normale arbeitszeitbedingte Stillstände aufgrund des Verbots von Sonn- und Feiertagsarbeit,
betriebsbedingte Stillstände etwa wegen betriebsindividueller Nachtarbeitsverbote oder Emissions- bzw. Imissionsschutzauflagen),
technisch bedingte Stillstände, verursacht durch Rüstzeiten, Wartungen, Reparaturen, Neuzustellungen etc.
Beschränkungen der wöchentlichen Arbeitszeit durch Flächentarifverträge oder Betriebsvereinbarungen (z. B. 5-Tage-Woche),
personenbezogene Ausfallzeiten wegen Urlaub, Krankheit und Weiterbildung sowie bezahlter Arbeitsverhinderung infolge staatlich oktroyierter Maßnahmen wie Betriebsversammlungen (Mitbestimmung) u. Ä.,
sonstige außergewöhnliche Ausfalltage aufgrund regionaler Besonderheiten (z. B. Schützenfeste) oder arbeitsfreier Betriebsjubiläen usw.
Weitere bedeutende Einflussgrößen der Kapazität sind die technische Leistung des entsprechenden Kostenzurechnungsobjekts, die Qualität der Werkstoffe und die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der Mitarbeiter.
Unter Berücksichtigung dieser Restriktionen wird in der Planungsphase die sog. Mannkapazität errechnet:
Als Mannkapazität wird das Leistungsvermögen von Anlagen, Maschinen, Personen, Kostenstellen, Abteilungen, Unternehmensbereiche, Werken oder dem gesamten Unternehmen unter Berücksichtigung aller Restriktionen in einem bestimmten Zeitraum bezeichnet.
Darst. 1.402: Mannkapazität
Sollen die personenbezogenen (Urlaub, Krankheit, Weiterbildung) und die durch staatlich auferlegte Maßnahmen ausgelöste Reduzierungen der Arbeitszeit auf der anderen Seite durch Überstunden oder Arbeitnehmerausleihungen und/oder unternehmensinternen „Springern“ ausgeglichen werden, erhöht sich die errechnete Mannkapazität. Die nunmehr ermittelte Kapazität wird Plankapazität genannt:
Als Plankapazität wird das Leistungsvermögen von Anlagen, Maschinen, Personen, Kostenstellen, Abteilungen, Unternehmensbereiche, Werken oder dem gesamten Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum verstanden, sofern das zur Erbringung der Leistung vorgesehene Personal an dem ihnen zugewiesenen Arbeitsplatz mit ihrer Arbeitskraft uneingeschränkt zur Verfügung steht.
Darst. 1.403: Plankapazität
Gelingt es, die personenbezogenen sowie durch staatlich verordnete Aktivitäten bedingte Ausfallzeiten anderweitig durch Mehrarbeit (Überstunden), durch Arbeitnehmerüberlassung oder durch unternehmensinterne „Springer“ vollständig zu kompensieren, sind die Arbeitsplatzkapazität und die Plankapazität identisch.
Die Plankapazität wird später im Rahmen der Kontrolle mit der (tatsächlichen) Ist-Kapazität abgeglichen.18
Im Rahmen des operativen und strategischen Personal-Controllings wird zudem noch die Differenz zwischen der Arbeitsplatzkapazität und der Mannkapazität näher untersucht – u. a. dahingehend, inwieweit diese Differenz durch das Unternehmen beeinflusst und gestaltet werden kann bzw. sollte.
Ausgangspunkt fast aller Kostenplanungen ist die Beschäftigung als eine der möglichen Kosteneinflussgrößen. Sie wird outputorientiert (z. B. als Anzahl erzeugter Produkteinheiten) oder inputorientiert (z. B. als benötigte Werkstoffe, geleistete Fertigungsstunden oder erbrachte Maschinenstunden) betrachtet. In der betriebswirtschaftlichen Praxis werden die kostenmäßigen Auswirkungen meist auf die outputorientierte Kosteneinflussgröße Beschäftigung bezogen.
Die Höhe der Beschäftigung ist insbesondere im Fall der Kalkulation von stückbezogenen Selbstkosten (Stückkosten) in den Systemen der Vollkostenrechnung von entscheidender Bedeutung, da wegen der Fixkosten-/Gemeinkosten-Degression die Höhe der Stückkosten von der zu erstellenden bzw. produzierten Gesamtleistung abhängt.
Wie bereits oben erwähnt gehört zu den zahlreichen Kontrolltätigkeiten auch der Abgleich zwischen der Beschäftigung und der Kapazität, deren Differenz sich in den im Kapitel 4 „Fixkostenanalysen“ zu erläuterternden Leerkosten und Nutzkosten niederschlägt.
In der Betriebswirtschaftslehre wird unter Beschäftigung nicht – wie etwa im volkswirtschaftlichen Sinne – die Zahl der Beschäftigten in einem Unternehmen oder einer Volkswirtschaft verstanden.19
Beschäftigung ist die periodenbezogene Auslastung/Ausnutzung der Kapazität von Anlagen, Maschinen, Personen, Kostenstellen, Abteilungen, Unternehmensbereichen, Werken oder des Unternehmens insgesamt.
Darst. 1.501: Beschäftigung
Die Größe Beschäftigung gibt also an, wie stark das Unternehmen, ein Bereich, eine Abteilung, Kostenstelle oder Maschine oder die Arbeitskraft (als hier relevante Kostenzurechnungsobjekte) durch die Hervorbringung einer Leistung während eines Planungs- oder Abrechnungszeitraums beschäftigt ist.
Es sei hier noch einmal kurz daran erinnert, dass in der Kostenrechnung unter Kapazität die Leistungsfähigkeit eines Leistungsobjektes in einer Periode verstanden wird.
Zwecks Kontrolle der Wirtschaftlichkeit eines Leistungsobjekts, in der Plankostenrechnung ist dies die Kostenstelle, ist eine Unterscheidung zwischen Planbeschäftigung und Istbeschäftigung erforderlich.
Die Planbeschäftigungxp, auch Planbezugsgröße genannt, ist unmittelbarer Bestandteil der Kosten, die als Produkt aus Menge und Preis eine Wertgröße darstellen. Da aus den Plankosten die in den Soll-Ist-Vergleich einfließenden Sollkosten abgeleitet werden, ist der Ansatz der Planbeschäftigung für die Zwecke der Kostenstellen- und Betriebskontrolle von großer Bedeutung.
Die Planbeschäftigung xp ist die vom Unternehmen ausgewählte, geplante Beschäftigung eines Betriebs oder eines Betriebsteils in einem zuvor definierten (Planungs-)Zeitraum.
Darst. 1.502: Beschäftigung
Als Betriebsteil gelten Divisionen, Funktionsbereiche, Abteilungen oder andere organisatorische Einheiten eines Unternehmens. Häufig wird die Planbeschäftigung für eine bestimmte Kostenstelle festgelegt.
Als Planbeschäftigung sind unterschiedliche Beschäftigungsgrade denkbar; und zwar Planbeschäftigungsansatz auf der Basis
der Kapazität,
der optimalen Beschäftigung,
der technisch möglichen Beschäftigung,
der durchschnittlichen Beschäftigung,
des zu erwartenden Absatzes oder
des Engpasses.
Die technisch mögliche Beschäftigung findet ihre Ausgangsbasis in der Kapazität. Sie berücksichtigt alle betrieblich bedingten Engpässe, die zwangsläufig zu Einschränkungen hinsichtlich der verfügbaren Kapazität führen müssen. Dazu gehören u. a. Stillstandszeiten aufgrund gesetzlicher oder behördlicher Auflagen, tarifvertragliche Vereinbarungen sowie nicht vermeidbare Rüst-, Reparatur- und Wartungszeiten.
Die durchschnittliche Beschäftigung (Normalbeschäftigung) ist als Basis für die Kostenrechnung, insbesondere die Plankostenrechnung wenig geeignet, da sie sich weder an dem zu erwarteten Absatz orientiert noch die Optimalbedingungen berücksichtigt. Zudem ist die Normalbeschäftigung ex definitione eine vergangenheitsorientierte Größe.
Allerdings wird sich das Unternehmen an den konkret zu erwartenden Absatzzahlen23 unter Berücksichtigung der technisch möglichen Beschäftigung und sonstiger Engpässe orientieren.
Demgegenüber steht die effektive Beschäftigung (Istbeschäftigung) in einem bereits vergangenen Zeitraum.
Die Istbeschäftigung xi gibt die festgestellte, tatsächlich realisierte Beschäftigung einer Kostenstelle in einem bestimmten Zeitraum an.
Darst. 1.503: Istbeschäftigung
Stimmen Plan- und Istbeschäftigung nicht überein, ist ein Vergleich von Plan- und Istkosten (als eine wesentliche Aufgabe der Plankostenrechnung) nicht möglich, denn die Plankosten beziehen sich auf die geplante Beschäftigung (neben den Planpreisen), die i. d. R. nicht identisch ist mit der tatsächlichen Beschäftigung.
Um u. a. den Effekt von Beschäftigungsänderungen auf die Leer- und Nutzkosten24 zu verdeutlichen, wird die vorstehende Beschäftigung relativiert, indem sie als Beschäftigungsgrad auf die Kapazität bezogen wird:
Der Beschäftigungsgrad wird als das prozentuale Verhältnis der Auslastung zur Kapazität definiert.
Darst. 1.504: Beschäftigungsgrad
Beispiel: Sind bspw. im abgelaufenen Monat bei einer Kapazität von 6.000 Stück nur 2.700 Stück gefertigt worden, so beträgt der Beschäftigungsgrad für diesen Monat
1 Vgl. WÖRDENWEBER, M.: Unternehmensplanung und Kontrolle, 3. Aufl., Norderstedt 2022, S. 365−368 und insbesondere WÖRDENWEBER, M.: Normatives Management und konstitutive Entscheidungen, 2. Aufl., Norderstedt 2022, S. 159‒166.
2 Zur vergleichenden Bewertung wird bspw. auf WÖRDENWEBER, M.: Operatives Controlling ‒ Band 1, Planung, Datenaufbereitung, gesamtbetriebliche Kennzahlen, Kontrolle, 3. Aufl., Berlin 2021, S. 178−192 verwiesen.
3 Dazu gehören in erster Linie die Minimierung der Kosten der Kostenzurechnungsobjekte sein; darüber hinaus auch die Lösung der Fragen, die in der vorstehenden Tabelle aufgelistet wurden.
4 Das Gleiche gilt auch für die Verfahren der Investitionsrechnung.
5 Die steuerlich relevanten Fachtermini „Betriebsausgaben“ und „Betriebseinnahmen“ werden hier nicht weiter erörtert.
6 Vgl. WÖHE, G., DÖRING, U., BRÖSEL, G.: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 27. Aufl., München 2020, S. 646.
7 Vgl. FRIEDL, G., HOFMANN, C., PEDELL, B.: Kostenrechnung – Eine entscheidungsorientierte Einführung, 4. Aufl., München 2022, S. 38−39.
8 Umsatzerlöse sind die Erlöse aus dem Verkauf und der Vermietung oder Verpachtung von Produkten sowie aus der Erbringung von Dienstleistungen der Kapitalgesellschaft nach Abzug von Erlösschmälerungen und der Umsatzsteuer sowie sonstiger direkt mit dem Umsatz verbundener Steuern (§ 277 Abs. 1 HGB).
9 Umsatzerlöse sind die Erlöse aus dem Verkauf und der Vermietung oder Verpachtung von Produkten sowie aus der Erbringung von Dienstleistungen der Kapitalgesellschaft nach Abzug von Erlösschmälerungen und der Umsatzsteuer sowie sonstiger direkt mit dem Umsatz verbundener Steuern.
10 Vgl. PLÖTNER, O., SIEBEN, B., KUMMER, T.-F.: Kosten- und Erlösrechnung. Anschaulich, kompakt, praxisnah, 2. Aufl., Berlin, Heidelberg 2010, S. 11, WEDELL, H., DILLING, A.: Grundlagen des Rechnungswesens. Lehrbuch und Online-Training mit über 50 Aufgaben, 16. Aufl., Herne 2018, S. 52.
11 Vgl. etwa die Abrechnungsreihenfolge im Stufenumlage-/Stufenleiter-/Treppenverfahren (Paragraf 1.8.3.3.1 „Stufenumlageverfahren“) bzw. Unterabschnitt 1.8.2 „Kostenstellenhierarchie und Hierarchie von Kostenzurechnungsobjekten“.
12 Vgl. ZIMMERMANN, G.: Grundzüge der Kostenrechnung, 7. Aufl., München, Wien 1998, S. 67.
13 Gleiches gilt auch für den Input, die Produktionsfaktoren wie z. B. das Material, eines Unternehmens.
14 VE steht für Verpackungseinheit. Hier sind auch andere Abkürzungen wie PE für Packeinheit oder PU für englisch Pack Unit (Verpackungseinheit) üblich. Für eine Verpackungseinheit muss immer die Anzahl der Produkteinheiten definiert werden.
15 Vgl. SCHELD, G. A.: Das Interne Rechnungswesen im Industrieunternehmen. Bd. 3: Plankostenrechnung (im Folgenden mit „Plankostenrechnung“ abgekürzt), 3. Aufl., Büren 2018, S. 98.
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