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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Technische Universität Dortmund, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Die meisten Menschen denken an ihre Kindheit mit erwachsenen Augen zurück. Die Ver-bindung zur Kindheit ist durchtrennt. Es gibt aber auch Erwachsene, die die Verbindung zu ihrer Kindheit nie unterbrochen haben . „Die entscheidende Voraussetzung für den Jugend-schriftsteller ist nicht, dass er Kinder, sondern dass er seine Kindheit kennt. Was er leistet, verdankt er nicht der Beobachtung, sondern der Selbsterinnerung“ . Dieses Zitat ist für Erich Kästner sowie auch für Astrid Lindgren sehr prägend . Ihre Bücher entstanden vor allem auf der Basis ihrer Selbsterinnerung an ihre Kindheit . Doch wie beschreiben die Autoren ihre Kindheit aus ihrer Erinnerung? Im Mittelpunkt der Hausarbeit steht die Frage, wie Erich Kästner und Astrid Lindgren ihre Kindheit aus der Retroperspektive darstellen. Eine besondere Betrachtung soll hinsichtlich der Reflexion über Erinnerung und Zeit erfolgen, um zu überprüfen, wie die Autoren mit der Besonderheit bzw. der Problematik der Autobiographie umgehen. Der Schwerpunkt soll im Hinblick auf das Seminar auf dem Autor Erich Kästner liegen. Um seine Schaffensweise zu verdeutlichen, wird sein Werk Lindgrens gegenübergestellt. So lässt sich das Besondere an Kästners Schreiben gut herausstellen. Da in der Hausarbeit die Kindheitserinnerungen der Autoren analysiert werden, soll vorerst deren gesamte Biographie vorgestellt werden, um die Kindheit in ihr Leben einordnen zu können. Somit wird ein Überblick über ihr Schaffen, ihre Lebensgeschichte sowie über den geschichtlichen Hintergrund gegeben. Im darauffolgenden Abschnitt wird der Inhalt der Autobiographien ‚Als ich ein kleiner Jun-ge war’ von Erich Kästner und ‚Das entschwundene Land’ von Astrid Lindgren dargestellt. Anhand von konkreten Textstellen vor allem bezüglich der Reflexion über Erinnerung und Zeit werden daraufhin die Darstellungsweisen und der Stil der beiden Autoren analysiert und gegenübergestellt. Es werden stilistische und strukturelle Unterschiede sowie Gemein-samkeiten der Schreibweisen herausgestellt. Abschließend wird überprüft, wie die Kindheit beider Autoren aus der Retroperspektive dargestellt wurde.
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Vorwort
„In der Autobiographie geht es primär um die Darstellung des gelebten Lebens […]“1. Sie ist in der Regel eine echte Wirklichkeitsaussage2. Da es in dieser Hausarbeit um die Autobiographien und Biographien von Erich Kästner und Astrid Lindgren gehen soll, wird im Folgenden die generelle Problematik von Biographien und Autobiographien kurz skizziert. Das Nachzeichnen des Lebens eines anderen oder auch des eigenen sowie eine objektive Beurteilung der Lebensakte ist nur eingeschränkt möglich. Die verschiedenen historischen Hintergründe sowie die unterschiedlichen Phasen, die ein Mensch in seinem Leben durchläuft,
müssen unbedingt bedacht werden3. In der Biographie wie auch in der Autobiographie können „Ereignis und Interpretation […] weit auseinandergehen“4. Die aus der Retroperspektive geschriebene Autobiographie gibt nicht nur das wieder, was tatsächlich erlebt wurde. Der Grund hierfür liegt zum einen darin, dass nur ein Teil in der Erinnerung haften bleibt, und zum anderen darin, dass das Geschehene bereits einer Interpretation durch gemachte Erfahrungen unterliegt. Die Diskrepanz zwischen authentisch und autobiographisch muss berück-
sichtigt werden5. Auch die Kindheitserinnerungen, um die es in dieser Hausarbeit gehen soll, entsprechen nicht vollständig der Wahrheit, sondern sind persönliche Bilder, die ein Mensch
von seiner Kindheit erzeugt6.
Ferner ist in der Autobiographie das Aussagesubjekt gleichzeitig Aussageinhalt. Die Gattungskonvention der Autobiographie setzt einerseits eine Identität von erzählendem und erzähltem Ich voraus und weist andererseits eine zeitliche Differenz zwischen der Erfahrung und dem Wissen auf. Die Schwierigkeit des Autobiographen liegt darin, dass er an die Wahr-
heit der Wirklichkeit gebunden ist7. Er „[…] kann keine Fakten fiktionalisieren und sie damit zum Roman machen, eine Abweichung von der Wahrheit wird bei ihm zur Lüge“8.
1Steck-Meier, Esther (1999): Erich Kästner als Kinderbuchautor : Eine erzähltheoretischen Analyse. Bern/Berlin/Frankfurt am Main/New York/Paris/Wien: Peter Lang, Band 14 (= Tarot, Rolf (Hrsg.): NARRATIO : Arbeiten zur Geschichte und Theorie der Erzählkunst), S. 331.
2vgl. ebd., S. 324
3vgl. Doderer, Klaus (2002): Erich Kästner : Lebensphasen - politisches Engagement - literarisches Wirken. Weinheim und München: Juventa Verlag, S. 29.
4ebd., S. 153
5vgl. ebd., S. 153
6vgl. Strömstedt, Margareta (2001): Astrid Lindgren : Ein Lebensbild. Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger, S. 101.
7vgl. Steck-Meier 1999, S. 325f.
8ebd., S. 326
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Die meisten Menschen denken an ihre Kindheit mit erwachsenen Augen zurück. Die Verbindung zur Kindheit ist durchtrennt. Es gibt aber auch Erwachsene, die die Verbindung zu ihrer
Kindheit nie unterbrochen haben9. „Die entscheidende Voraussetzung für den Jugendschriftsteller ist nicht, dass er Kinder, sondern dass er seine Kindheit kennt. Was er leistet, verdankt
er nicht der Beobachtung, sondern der Selbsterinnerung“10. Dieses Zitat ist für Erich Kästner sowie auch für Astrid Lindgren sehr prägend11. Ihre Bücher entstanden vor allem auf der Basis ihrer Selbsterinnerung an ihre Kindheit12. Doch wie beschreiben die Autoren ihre Kindheit aus ihrer Erinnerung?
Im Mittelpunkt der Hausarbeit steht die Frage, wie Erich Kästner und Astrid Lindgren ihre Kindheit aus der Retroperspektive darstellen. Eine besondere Betrachtung soll hinsichtlich der Reflexion über Erinnerung und Zeit erfolgen, um zu überprüfen, wie die Autoren mit der Besonderheit bzw. der Problematik der Autobiographie umgehen. Der Schwerpunkt soll im Hinblick auf das Seminar auf dem Autor Erich Kästner liegen. Um seine Schaffensweise zu verdeutlichen, wird sein Werk Lindgrens gegenübergestellt. So lässt sich das Besondere an Kästners Schreiben gut herausstellen.