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"So wie die Frankfurter Messe täglich näher anrückt, ebenso rücken auch täglich die Freudenmädchen aus allen Gegenden herbei. Schon jetzt wimmelt´s abends auf den Straßen von ihnen, was wird´s erst geben, wenn die Meßgäste angezogen werden?" Dieses Buch gehört zu der Gattung der Galanterieführer, die damals von allen bedeutenden Städten Europas erschienen. Sie wollten dem Fremden einen schnellen Überblick über die Lebewelt und die Vergnügungsstätten der betreffenden Stadt geben. Die literarisch anspruchsvollen Werke dieser Art bedienten sich der Form der Briefe, die neben der bloßen Aufzählung der Orte des Vergnügens auch Anekdoten und Abenteuer enthielten. Für Frankfurt am Main war ein solches Werk ein besonderes Desiderat, da in dieser Stadt jährlich zwei Messen stattfanden, die von vielen Fremden besucht wurden. Es versteht sich von selbst, daß kein anderer als der Hautarzt Dr. Ehrmann ein umfassendes und zugleich authentisches Bild der Lebewelt Frankfurts zeichnen konnte. In zahlreichen Abenteuern schildert er alle Arten der Prostitution und Ausschweifung. Er beschreibt das Treiben in den vornehmen Salons der Kurtisanen und das elende Leben der Gassendirnen. Dabei offenbart er alle Tricks und Tarnungen, derer sich die Dirnen bedienten.In zahllosen Anekdoten wird auf die Verbindung von Verbrechen und Prostitution hingewiesen.
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Seitenzahl: 150
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JOHANNES CHRISTIAN EHRMANN
Einleitung
Band I
Erster Brief
Zweiter Brief
Dritter Brief
Vierter Brief
Fünfter Brief
Sechster Brief
Siebenter Brief
Achter Brief
Neunter Brief
Zehnter Brief
Elfter Brief
Zwölfter Brief
Dreizehnter Brief
Vierzehnter Brief
Fünfzehnter Brief
Sechzehnter Brief
Siebzehnter Brief
Achtzehnter Brief
Neunzehnter Brief
Zwanzigster Brief
Einundzwanzigster Brief
Zweiundzwanzigster Brief
Dreiundzwanzigster Brief
Vierundzwanzigster Brief
Fünfundzwanzigster Brief
Sechsundzwanzigster und letzter Brief
Band II
Vorwort
Erster Brief
Zweiter Brief
Dritter Brief
Vierter Brief
Fünfter Brief
Sechster Brief
Siebenter Brief
Achter Brief
Neunter Brief
Zehnter Brief
Elfter Brief
Zwölfter Brief
Dreizehnter Brief
Vierzehnter Brief
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Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erschien eine zweibändige Briefsammlung mit dem heute kaum noch verständlichen Titel: Briefe über die Galanterien von Frankfurt am Main. Sofort wurde dieses Werk von dem Rat der Stadt Frankfurt am Main verboten. Aber heimlich wurde es des öfteren auch unter anderen Titeln im 19. Jahrhundert nachgedruckt. Lange Zeit hatte es den Rang eines >Galanterieführers< für die Stadt Frankfurt am Main.
Verfasser ist der Frankfurter Hautarzt Johannes Christian Ehrmann (1771-1821), der die Geschlechtskranken von Amts wegen in Frankfurt untersuchte und behandelte. Er ist auch der Gründer des ersten Krankenhauses für Geschlechtskrankheiten in Frankfurt. Über die Grenzen Frankfurts hinaus war er nicht nur als Hautarzt, sondern auch als Begründer einer Geheimgesellschaft bekannt, die sich die >Närrischen Hofräte< nannte. Mit Goethe verband ihn eine enge Freundschaft, die von dem gemeinsamen Interesse für die Mineralogie herrührte.
Dieses Buch gehört zu der Gattung der Galanterieführer, die damals von allen bedeutenden Städten Europas erschienen. Sie wollten dem Fremden einen schnellen Überblick über die Lebewelt und die Vergnügungsstätten der betreffenden Stadt geben. Die literarisch anspruchsvollen Werke dieser Art bedienten sich der Form der Briefe, die neben der bloßen Aufzählung der Orte des Vergnügens auch Anekdoten und Abenteuer enthielten.
Für Frankfurt am Main war ein solches Werk ein besonderes Desiderat, da in dieser Stadt jährlich zwei Messen stattfanden, die von vielen Fremden besucht wurden. Es versteht sich von selbst, daß kein anderer als der Hautarzt Dr. Ehrmann ein umfassendes und zugleich authentisches Bild der Lebewelt Frankfurts zeichnen konnte.
In zahlreichen Abenteuern schildert er alle Arten der Prostitution und Ausschweifung. Er beschreibt das Treiben in den vornehmen Salons der Kurtisanen und das elende Leben der Gassendirnen. Dabei offenbart er alle Tricks und Tarnungen, derer sich die Dirnen bedienten.
In zahllosen Anekdoten wird auf die Verbindung von Verbrechen und Prostitution hingewiesen. Die Nepperei der Fremden in den einschlägigen Lokalen, für das auch heute das Bahnhofsviertel in Frankfurt, ein Zentrum der Prostitution, berüchtigt ist, wird eindringlich vor Augen geführt. Gelegentlich wird auch der Rat der Stadt kritisiert, weil er es an dem nötigen Ernst fehlen läßt, diese notwendigen Folgeerscheinungen der Prostitution zu bekämpfen. Auch die Warnung vor den Geschlechtskrankheiten durfte nicht fehlen, die in dieser Zeit allgemein stark und besonders in Frankfurt verbreitet waren und eine gefährliche Seuche darstellten. Schuld an diesem Übel waren die zahllosen Einquartierungen fremder Soldaten, von denen Frankfurt heimgesucht wurde.
Die Namen der Dirnen und Zuhälter nebst den Straßen des Vergnügens sind alle authentisch. Zentrum der Prostitution war damals Bornheim, einst ein Dorf östlich vor Frankfurt, heute ein Stadtteil, weiter das Gebiet um die Hauptwache und Sachsenhausen.
Die meisten in diesem Buch genannten Straßen existieren heute noch, und man findet dort immer noch entsprechende >Etablissements<. Das Bahnhofsviertel allerdings, genauer die Seitenstraßen der Kaiserstraße, lag gegen Ende des 18. Jahrhunderts weit außerhalb der Stadtmauern auf dem sogenannten Galgenfeld. Was dagegen Sachsenhausen mit seinem historischen >Äppelwoiviertel< anbelangt, so kann man einige vergnügliche Aktualitäten konstatieren.
Orthographie und Zeichensetzung folgen dem Original.
Anstatt der Vorrede
Freund!
Ich erfülle Dein Begehren und mache Dich mit Frankfurts Galanterien bekannt. Gleich bei meiner Ankunft ging ich zu meinem Freund und konnte zu meinem größten Vergnügen bei ihm logieren. Er ist unverheiratet; eine schöne, runde, dickbrüstige Haushälterin vertritt die Stelle einer ehelichen Hälfte; eine Sache, die hier stark Mode sein soll.
Mein Freund kennt so ziemlich die Freudentempel. Wie er mir sagt, so darf man nicht weit in der Stadt herumgehen, denn überall sind dergleichen Häuser so verteilt daß man nach Wunsch befriedigt und von schönen, angesehenen Bürgerstöchtern, für Geld - versteht sich's - in ihre mittelste Etage aufgenommen werden kann. Heute aber muß ich ausruhen.
Morgen hingegen geht's nach Bornheim, dem Ort der Freude. Freue Dich, denn Du trugst ja schon lange Verlangen, von diesem weltberühmten Hurennest nähere Nachricht zu haben. Du sollst befriedigt werden, so befriedigt werden, daß ich Dir nicht das geringste verheimlichen - im Gegenteil - alles dick und dünn beschreiben werde. Es mag ausfallen wie es will; sind wir doch Freunde, und können einander schreiben, was wir wollen. Nur verrate mich nicht!
Mache Dich also auf Nachrichten aus Bornheim gefaßt, denn dahin ist mein Gang gerichtet - mit nächster Post mehreres von
Deinem Freund.
Der erste Gang ist getan. Bornheims erstes Haus, rechter Hand, beschenkte ich mit meiner Gegenwart.
Herr Buchsmann, ein steifer alter Kerl von Wirt, kommt mir so ziemlich ehrlich vor. Drei Freudenmädchen hüpften bei einer stumpfen Musik mit drei jungen Herren lustig herum. Ihre Brüste wackelten und während des Tanzes ließen sie sich tapfer ihre Heiratsgelenke betasten. Ich stopfte mir eine Pfeife und unterhielt mich mit meinem Freunde, der mich, weil ich unbekannt bin, auf allen meinen Wegen begleiten wird. Der Tanz endete und zwei Paare von den Tanzenden verloren sich, um vermutlich auf dem Bett einen Walzer zu tanzen. Das dritte Mädchen machte nun Angriff auf mich. Sie setzte sich auf meinen Schoß, machte verschiedene Handbewegungen und ehe ich mich's versah, spürte ich so etwas Artiges in mir, daß ich mich hin und her wandte. Sie merkte es und gab mir verschiedene sanfte Drücke. Ich sah meinen Freund an, und obgleich er mich schon vorher gewarnt hatte, mich in Bornheim in Obacht zu nehmen, so war ich doch hier meiner nicht mächtig. Das Mädchen las aus meinem Auge, was ich wollte, küßte mich etliche mal, beleckte mich wie ein Hündchen. Und nun ging's hinunter, durch die Küche in ein kleines Zimmer mit einem großen Bette.
Das Mädchen mochte ungefähr achtzehn Jahre haben, war schön, ihre Brüste, die bei ihrem Hinlegen aufs Bette wie frische Butterwecke aus dem losgemachten Halstuche emporstiegen - der von ihr selbst in die Höhe gehobene Rock, wo ich nun volle, runde Schenkel, und eine recht appetitliche Liebesgrotte antraf; oh, Freund! Alles das, und was ich empfand, da ich ihr die volle Ladung gab, läßt sich nicht beschreiben, nur empfinden. Lange war mir's nicht so wohl als hier, da ich in ihrer Mitte war, welche sie so schön zusammenzupressen wußte. Sie lag der Länge nach ausgestreckt, ihre beiden Arme über ihren Kopf und wiederholte so lebhaft jede Bewegung, daß der Reiz doppelt empfindbar für mich war. Mein langes Fasten habe ich bei ihr doppelt wieder ersetzt, sie bekam alles auf der Reise gesparte, aber mein Amor wollte sich doch noch nicht bequemen, diese so sanfte, zarte Höhle zu verlassen; ich mußte also ihm folgen und das Spiel noch ein paarmal wiederholen.
Nach völlig geendeter Arbeit, und nachdem ich das Mädchen für die empfangene Wollust bezahlt hatte, begab ich mich wieder zu meinem Freunde. Die Gesellschaft war nun lebhafter. Die obere und untere Gaststube war mit Gästen allerlei Art vollgepfropft. Verheiratete und Ledige, Bäckerknechte und Schreiber, Frankfurter Richter und Notare mit ihren Instrumenten, kurz, allerlei Leute. Die Mädchen flatterten von einem zum anderen, soffen, ließen sich befühlen, sangen und befühlten wieder.
Eine gewisse Frau Steffen hatte ihre Tochter, ein zierlich Mädchen bei sich. Diese wurde hinten und vorn befühlt und war dabei so geduldig wie ein Lämmchen. Ich selbst machte mich herbei, fand aber nichts als junges Moos noch in seinem Keime. Weiter kann man noch nichts mit ihr vornehmen; sie wird nur einstweilen zum Laster vorbereitet. Eine herrliche Vorbereitung!!! -
Der Tag verstrich unter Vergnügen mancherlei Art. Wir blieben bis 11 Uhr abends und gingen zum Einlaß herein in die Stadt. Nun ist's zwölf vorbei. Die Rückerinnerung an die genossene Lust machte, daß ich noch diesen Brief schreibe; nun aber ist's Zeit zu schließen, sonst wird mein Amor wieder rebellisch. Bald einen weiteren von
Deinem Freund
Bester Freund!
Dein lieber, mit dicker Moral angefüllter Brief, hat mir beinahe Bauchschmerzen verursacht. Doch Dein Rat, mich zu hüten, daß ich in Bornheim keine Pauken und Trompeten bekäme, ist allenfalls nicht zu verwerfen: Auch dafür ist gesorgt. Mein hiesiger Freund, der so ganz mein Wohl befördert, wird mich nächstens mit einem gewissen Herrn Belgrad auf der großen Eschenheimer Gasse bekannt machen. Dieser berühmte Parfümeur verkauft neben wohlriechendem Wasser die für alles sichernden Kondome. Ich werde mir demnächst einen kaufen.
Auch kann man bei ihm, wie mein Freund sagt, hübsche Mädchen, sowohl fremde als einheimische, bekommen. -
Heute geht's nicht aufs Landgut. So nennen die Herren Frankfurter ihr liebes Bornheim. Wir werden also heute abend einen Gang zur Madame Zwick auf die Gallengasse machen. Der Regen ist heftig und um mir die Zeit zu vertreiben, will ich einstweilen an dich schreiben, mein Bester. Mein Freund ist ausgegangen und ich und seine liebe Haushälterin sind allein zu Hause. Denke nicht, daß ich in meines Freundes Gehege gehe. Die Bande unserer Freundschaft sind zu fest, als daß ich mir in den Sinn kommen lassen sollte, Schwägerschaft zu machen. Das Mädchen ist schön, es ist wahr, sie mag gute Arbeit machen, aber, wie gesagt, unsere Bande sind zu fest! -
Du wunderst Dich über Madame Steffen, daß sie ihre eigene Tochter zur Hurerei anführt.
Narr! Das Mädchen lernt's ja doch, ihre Mutter hält ebenfalls Freudennimpfen und in Frankfurt weiß jedes kleine Mädchen, warum es gespalten ist und wo Amor seinen Sitz hat. O Freund, bereite Dich nur vor, brenne vor Verlangen, von Mädchen zu hören, die ich alle kennenlernen will und dir alle mit Namen nennen werde! Mein Freund kennt alle Bürgersmädchen, die gerne empfangen und weiß, wann und wo sie anzutreffen sind.
Nun kommt mein Freund nach Haus und lädt mich zu einem kleinen Spiel ein. Ich muß abbrechen und ihm folgen. Aber schließen will ich nicht eher, als bis wir von Madame Zwick kommen. -
Da sind wir wieder! Große und kleine habe ich gesehen. Die Jungfer Mainzern, die Würzburgerin, alle habe ich kennengelernt. Keine aber gefiel mir mehr, als eine gewisse Madame Haunzin. Sie ist das tägliche Brot bei Madame Zwick. An ihr wird das Sprichwort wahr: Ein großes Maul, eine große… Die Arbeit, die sie macht, ist das Geld gewiß wert, das sie gezahlt bekommt. Sie kann sich auf eine so annehmende Art anklammern, so reizend alles wiederholen, daß alle Glieder des Körpers vor Wollust reizbar werden und ungeachtet, daß ihr Heiratsgelenk ziemlich offen ist, so weiß sie es doch schön zusammenzuziehen: Brüste hat sie fast keine. Ihr Wuchs ist einnehmend, ihr Küssen feurig und, wie gesagt, ihre Arbeit herrlich. Sie ist nach Aussage meines Freundes verehelicht, lebt aber nicht mit ihrem Mann, welcher im sogenannten Sch… stall wohnen und Freudenmädchen halten soll. Die liederliche Haushaltung ihres Mannes gefällt ihr nicht, drum hurt - oh! bald hätte ich mich verschrieben - lebt sie für sich.
Madame Zwick nimmt auch Bestellungen an. Das heißt: Man kann sich für Geld und ohne gute Worte hübsche Bürgermädchen bestellen. Auch verheiratete Weiber, denen der Amor ihrer Männer nicht dick, nicht lang, nicht hart genug ist oder geradeheraus gesagt, die nicht mit einem genug haben, lassen sich dort beglücken. Kurz, das Zwicksche Haus ist einer der ersten Freudentempel von Frankfurt. Die Einrichtung ist vortrefflich. Unten sieht man nichts, allein oben wird alles getrieben. Angesehene Männer, Junggesellen, auch fremde Herren opfern hier auf dem Altar der Venus.
Wir verweilten uns einige Stunden. Oben im Schlafzimmer ist es meist dunkel. Man kann also sein Mädchen nicht recht erkennen, nur ihre Teile kann man befühlen, und das ganz ungeniert. Ich stellte Madame Zwick deswegen zur Rede und sie sagte mir, daß es nur deswegen geschähe, weil angesehene Bürgersmädchen und Weiber nicht gerne erkannt sein wollten, auch nicht gerne hätten, daß die Herren auf der Straße mit Fingern auf sie deuteten und das ließ ich mir gefallen.
Nach meines Freundes Aussage ist das lang noch nichts gegen dem, was folgen soll. Sei also bereit. Nächstens mehr von
Deinem Freund
Bester Freund!
»Zum Schwanenwirt müssen wir heut' gehen!« So sagte mein Freund heute morgen, und soeben kommen wir von ihm, dem lieben Herrn Finger und seiner versoffenen lieben Ehekonsortin aus dem Schwanen in Bornheim.
Was da für ein Leben ist! Freund, im türkischen Paradies kann's nicht lustiger hergehen. Vier Nympfen, frisch wie Rosen und mit vollen Brüsten tanzten und hurten.
Wir gingen in das obere Gastzimmer, wo wir eine sehr zahlreiche Gesellschaft antrafen. Man ist hier so ungezwungen, so frei, ich glaube, wenn man in Gegenwart aller Anwesenden der Liebe pflegte, es würde niemand Zusehen und man könnte in einem fort seine Sache machen. Wir sahen Venus Bruderschaft trinken. Brauchst nicht darüber zu lachen.
Höre, wie das zugeht. Jeder Bornheimer Nympfe ihr Röckchen ist auf jeder Seite eine gute Elle weit aufgeschlitzt. Einer steckt seine Hand auf dieser Seite und der andere auf jener Seite in den Rock, man gibt sich die Hände, legt sie auf des Mädchens Liebestempel und nun trinkt man aufs Wohltun. Dies ist etwas alltägliches und in allen Freudentempeln Bornheims üblich.
Die Lust, ein Mädchen ganz nackt zu sehen, wurde plötzlich in mir rege. Ich nahm ein Mädchen bei Seite und diese führte mich in ein Nebenzimmer. Augenblicklich war sie ausgetan und zeigte mir alles, was sie hatte. Öffentlich!
Das Erinnern meines Mentors, mich in Obacht zu nehmen, wurde ebenso rege, als vorher die Lust, das Mädchen nackt zu sehen. Ich bezahlte sie eben so gut, als wenn ich wirklich Wollust bei ihr genossen hätte und ging wieder in die Gaststube. Die vier Nympfen des Herrn Finger sind alle gesund und man hat im Schwanen so leicht nichts zu befürchten. Deswegen hat der Mann auch Zuspruch genug. Er ist ein gelernter Chirurgus und visitiert seine Schäfchen täglich. Und doch soll vor einigen Jahren eine schöne Berlinerin bei ihm nicht rein gewesen sein. Sie wurde ihm zu einer Zeit geholt, da er sich nicht vorsah, gezüchtigt und zur Stadt hinaus gebracht.
Wir blieben noch bis nach zehn Uhr und auf dem Weg hatten wir das Vergnügen, die Mamsell Bouillon oder Fleischbrühe (dies ist ihr Beiname) anzutreffen. Das Mädchen ist ziemlich schön, handelt mit Lebkuchen, Gebackenem und mit ihrer Person. Sie soll schon ein Kind gehabt haben, aber das tut nichts. Sie soll doch noch gute Arbeit machen. Sie ist eine Bürgerstochter von Frankfurt und trägt Gebackenes nach Bornheim und auch in die Weingärten in Frankfurt. Viele solcher Mädchen, worunter zum Teil recht hübsche sind, handeln damit und lassen sich alle kaufen.
In meinem nächsten Brief sollst Du mehr von Bornheim und von den Wirtschaften erfahren. Nächstens aber auch noch mehreres von Frankfurts Töchtern. Bis dahin leb recht vergnüglich.
Freund!
So wie die Messe täglich näher anrückt, ebenso rücken auch täglich die Freudenmädchen aus allen Gegenden herbei. Außer den Messen wimmelt's schon abends auf den Straßen mit Freudenmädchen, was wird's erst geben, wenn die Meßschiffe angezogen kommen? - Doch wir werden's sehen und empfinden.
Hier folgt die versprochene Schilderung vom berühmten Ort der Freude: Bornheim!
Bornheim ist eine halbe Stunde von Frankfurt entfernt. Die Wege dahin (es sind vier der gewöhnlichsten), sind alle schön und einladend.
Der Ort an sich selbst ist schön, das Pflaster aber verdammt garstig. Zwanzig Wirte, welche teils Wein, teils Bier und Wein schenken, leben meist bloß von den Frankfurtern, weil keine Passage dadurch führt. Öffentliche Tempel der Venus sind folgende: Häuser ohne Namen: bei Herrn Buchsmann, Gelsheimer, Balzer, dann der >Stern<, der >Goldene Engel, die >Krone<, die fröhlichen Männer<, die >Stadt Frankfurt< der >Schwan<: Die anderen Wirte haben teils keine, teils Mädchen in cognito. Zu Herrn Buchsmann, Rühl, in den >Engel< und in die >Stadt Frankfurt< kann man von hinten hineinschlüpfen, ohne viel gesehen zu werden; die anderen liegen auf der Heerstraße öffentlich.
Daß sich da mancher Frankfurter Jüngling völlig ausgemergelt, daß mancher Diener zum Dieb wird, manche Familie ruiniert und Zwiespalt in der Ehe gestiftet werden, läßt sich leicht denken. Verheiratete Männer messen auch ihren ehelichen Tangenten und singen: Wechsel erfreut!
Und wer kann manchmal den Anfechtungen des Fleisches widerstehen? Freilich entnervt man sich und hat eine sieche Nachkommenschaft zu hoffen, aber wie gesagt, wer kann dem Triebe widerstehen.
Und warum steht dann das liebe Bornheim da? - Wofür sind die Venustempel? - Wofür die Freudenmädchen? -
Die Mädchen auf dem Lotterbett sind meistens im Negligé, mit einem dünnen Röckchen, so daß alles handgreiflich ist und sie auf Verlangen augenblicklich völlig nackt da stehen können. Bezahlt werden sie nicht sonderlich.
Ein Gulden ist viel. Dafür kann man einen halben Tag seine Lust büßen, dann 48, 36, auch 24 Kreuzer und in gemeinen Häusern, wo die Kriegsknechte ihr Messer wetzen und Handwerksburschen ihre Instrumente schleifen, wie zum Beispiel bei Herrn Balzer, in den >fröhlichen Männern< und >Stadt< Frankfurt kostet es nur 12 Kreuzer.
Jede Nympfe muß die Hälfte des empfangenen Lohns dem Wirt abgeben, dafür bekommt sie zu essen und in den meisten Häusern auch Kleider vom Wirt geliehen. Diese hingegen haben zweifachen Nutzen. Die Freudenmädchen trinken und essen mit den Gästen und aus Unvorsichtigkeit mit Fleiß wird da manche Flasche Wein umgestoßen, welche der Gast, um sich nicht lumpen zu lassen, gleich wieder füllen läßt.
Die Mädchen des Herrn Eckel in der Krone sollen sich hierauf sehr gut verstehen können, auch tapfere Angriffe auf Uhren und Börsen wagen. Bald werde ich ihm eine Visite abstatten.
Und nun deinen letzten Brief recht zu beantworten, so höre ferner. Die Frage, welche du an mich gerichtet hast: Ob diesem Unfug in Bornheim nicht gesteuert und von Obrigkeits wegen diesem lasterhaften Leben ein Ende gemacht und ob nicht zeitlich visitiert würde usw., beantworte ich nach genauer Erkundigung so: