Klunt Yes - Irene Pietsch - E-Book

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Irene Pietsch

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Beschreibung

Die Nachrichten- und Informationsflut wird täglich größer, auch bei den Printmedien, wozu ebenso Postwurfsendungen wie auch Kataloge gehören. Ob sie deshalb besser werden, hat die Autorin in verschiedenen Blättern und Magazinen untersucht: Hamburger Abendblatt, GEO Special, Financial Times, Spiegel online, T-Online Nachrichten, Programmheft zur India Week 2019 in Hamburg, ARD Nachrichten, Hannoversche Allgemeine Zeitung, "Wespennest" - Österreichische Literaturzeitschrift, Reinbeker-Bergedorfer Zeitung, Le Monde Diplomatique, Frankfurter Rundschau, Neue Zürcher Zeitung NZZ, Lübecker Nachrichten LN, Alsterhaus Katalog Herbst/Winter 2019, Programmheft für die Märchenschiffe Hamburg 2019. Die Recherchen in den sogenannten kleinen Blättern waren zum Teil besser als die in den großen. Die Verführung, klangvollen Mediennamen unkritisch zu folgen, sollte bei einem ernsthaften Leser unterbleiben. Selbst Wirtschaftsnachrichten sind in der Financial Times und der Neuen Zürcher Zeitung nicht unbedingt richtungsweisender. Sie unterliegen starken politischen Strömungen. Das Vergleichen verschiedener Zeitungen erwies sich als produktiv. Sie ergänzten sich, wobei offen blieb, ob ein kompletter Tatbestand bekannt war und sich die einzelnen Redakteure jeweils - mit oder ohne Absprache - ihre Rosinen herausgepickt haben. Es ergab sich nach Lektüre von Meldungen mehrerer Nachrichtenagenturen meistens ein Bild, das zumindest weiterführend war. Am stärksten revidierungsbedürftig stellte sich das Thema Indien dar, wie auch das Bild einer unabhängigen Kunstszene.

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Irene Pietsch

Klunt yes

Mandamos Verlag

© 2020 Irene Pietsch

Umschlag:

Irene Pietsch

Illustration:

Irene Pietsch

Verlag:

Mandamos Verlag UG(haftungsbeschränkt)Alte Rabenstr.620148 Hamburg

Herstellung und Auslieferung:

tredition GmbH,Halenreie 4222359 Hamburg

ISBN

 

Paperback

978-3-946267-66-9

Hardcover

978-3-946267-67-6

e-Book

978-3-946267-68-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere auch für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

Pulitzer Preis für Mueller

Die Schuhe sind groß. Die vom Joseph Pulitzer und seinem einhundertzwei Jahre alten Preis. Jedes Jahr neu aufgelegt, jedes Jahr ein bis zwei Sprossen weiter auf der Karriereleiter für die Bepreisten. Pulitzer wird keiner sofort erreichen, will es vielleicht sogar nicht, selbst, wenn er das nötige Kleingeld zusammen hat, eine eigene Stiftung mit einem Generationen überdauerden, jedes Jahr in unveränderter Höhe ausgeschütteten Geldpreis ins Leben zu rufen.

Die Muellerin hat ihn bekommen. Den Pulitzerpreis vom Pulitzer Joseph. Noch bevor sie hundert wurde. Der Blick auf sie war noch nicht verstellt von anderen um andere Preise Buhlende, die meinen, es dem Pulitzer Joseph gleichtun zu können.

Im Amerika von 1917, als Pulitzer aktiv wurde, tat Aufmunterung gut. August 1914 war der Erste Weltkrieg ausgebrochen, wie gerne gesagt wird, als sei ein Naturereignis über das Erdenrund gekommen, was gewissermaßen richtig war. Es ist anzunehmen, dass damals keiner des Pulitzer Preises für würdig befunden worden wäre, der die Städte menschenleer und die Konten so geschildert hätte, wie sie waren: hyperinflationsbedingt entweder überquellend oder bodenlos unterversorgt.

Amerika brauchte lange, um sich von diesem Zustand der für Millionen erzwungenen Bedürfnislosigkeit zu erholen. Man mag trotzdem kritisieren, dass Amerika schon zu der Zeit Einwandererquoten hatte, muss sich aber vergegenwärtigen, dass die aus den Revolutionswehen im Russland und den Vorkriegs-, Kriegs- und nachkriegswehen resultierenden Migrationsströme in erster Linie nach Deutschland und Richtung Nord- und Südamerika führten. In Deutschland war das Resultat daraus ein Arbeitskräfteaustausch in wichtigen Industriezweigen. Die Ruhrbarone mit ihren Staatsschmieden punkteten. Alles, was an die Waffen gelassen werden konnte, wurde an die Fronten beordert, Einwanderer in die Gruben. Die einen waren hinterher tot, die anderen schwer krank. Nicht alle, aber viele. Der Hauptunterschied: die einen kamen meistens selbst als Tote nicht wieder, die anderen blieben und bilden heutzutage den zuverlässigen Kern unserer Alteinwanderer. Die Statistik wird angeführt von Osteuropäern.

An Aufschwung war vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg nicht zu denken, aber kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kam er für Amerika. Er wurde unter Umständen sogar durch die allgemeine Aufrüstung rund um den Globus beschleunigt.

Jetzt kommt eine Muellerin aus Hamburg ins Spiel. Sie: eine Pulitzerpreisträgerin für Unverzagte und Streiterin für angewandte Compliance, was nichts anderes bedeutet, als dass keiner sich durch erhebliche Zuwendungen Vorteile verschaffen soll, was in sich ein Resultat ist und keine Investitionsanlage – wenn es nach den Regeln der Compliance geht. Die Anlage heißt Null Korruption und steht damit der Compliance in nichts nach. So lautet die Forderung aus Amerika. Von der Muellerin aus Hamburg und den vielen anderen Muellern – Robert sei genannt - und Muellerinnen.

Deutschland ist arm dran. Es gibt sie nicht, die Null Korruption. Wir schreiben schon sehr lange eine schwarze Null. Als es eine rote war, gab es etwas mehr Luft nach oben. Das artete in einen Parteispendenskandal aus, der bis nach Kanada schwappte. Es kam zu einem Regierungswechsel. CDU war passé, Rot gewann maximal. Die Null wurde schwarz und blieb es. Die Luft wurde dünner, obwohl noch immer fiskalisch mehr erlaubt war, als es Amerika gefiel. Egal, wer regierte. Das ist nun schon seit einiger Zeit Schwarz-Rot. Die Null müsste dementsprechend farblich halbiert und alle, die eine grüne Null ersehnen, in die Warteschlange geschickt werden. Keine Schwiegermutter eines der Aga Khane darf Goldmünzen verschenken, was missverstanden werden könnte, wo es nichts misszuverstehen gibt. Es handelt sich um reinen Überfluss, eine Petitesse, die nicht der Rede wert ist. So ein Khan der muslimischen Sekte der Ismaeliten wird schließlich in Gold aufgewogen. Nicht einmal, sondern immer mal wieder. In Indien. Es dürfte bald wieder soweit sein.

Nuggets und Kiesel aus Spaßedelsteinen gibt es nur noch in Schatzkisten als werte- und finanzpädagogisches Spielzeug für werdende Piraten wie auf Sylt im Lister Wegener Institut, eine Dependance des Mutterhauses in Bremerhaven.

Die Muellerin aus Hamburg kann sich dort nicht vorgebildet haben. Das Wegener Institut gab es noch nicht und das Erholungsheim Puan Klent auf Sylt für Hamburger Kinder, die schwach auf der Brust waren, war für andere mit schwachen Brüsten reserviert. Oft trugen daran Tuberkel in frischer Kuhmilch und Unterernährung Schuld. Sowohl bei den einen als auch bei den anderen. Die soziale Gerechtigkeit wurde über Keime erzielt. Der Muellerin Glück aus Hamburg war dann nicht Sylt, sondern das keimfreie Long Island.

Aus reiner Neugierde muss gefragt werden, ob diese, unsere Muellerin schließlich und endlich den Pulitzer Preis als gebürtige Hamburgerin, als Deutsche oder als Amerikanerin bekommen hat. Sie, die den Spitznamen „Lisel“ zu ihren verdächtig hochklassigen Vornamen Elisabeth Annedore führte, aber mit Mädchennamen Neumann hieß. Vater Neumann war Kommunist und NS Verfolgter.

Die Flucht vor den NS Kommunistenfressern erfolgte über das Meer in die Vereinigten Staaten, die trotz mächtiger Gewerkschaftsbosse auch Kommunistenfresser in ihren Reihen hatten. Nicht zu wenige und nicht zu zimperliche. Halb Hollywood wurde von ihnen verfolgt. Vater Neumann entging ihnen allem Anschein nach oder war zum politischen wie sozialen Überlebenskünstler geworden, temperaturbeständig, geruchsfrei und gut verschließbar wie Tupperware.

Tochter Elisabeth Annedore tauchte auf andere Weise unter. Es sei denn, sie wurde Tupperware Partyluder, eine kleine Delle in ihrer Vita, die bei einer Neuamerikanerin beinahe ein Muss ist. Berichtet hat sie davon so gut wie nichts. Was offenbar ab sofort zählte, war die Zukunft. Für die Vergangenheit und das sich daraus entwickelte Gewissen war Europa zuständig.

Elisabeth Annedore ehelichte, so kann aus der Namensänderung von Neumann in Mueller gefolgert werden, einen amerikanischen Mueller, um schließlich den Pulitzerpreis nach Jahrzehnten des Wiederauftauchens in die helle, heimelige Welt der amerikanischen Bürgerlichkeit – sie ist in solcher abgelichtet - und autodidaktischer Schriftstellerei zu bekommen, um vielleicht irgendwann nach den Sternen greifen zu können, die in Amerika alle den Nachnamen „Sheriff“ tragen. Ausgerechnet sie, die Tochter des Kommunisten Neumann, dessen amerikanische Karriere so nebulös ist, wie sie eigentlich nur in London sein kann, wenn man die von der deutschen Küste nicht kennt, wo nicht nur Wellen an den Strand trecken, wurde auf das Podest gebeten. Dabei hat keine Zeitung mehr Pulitzerpreisträger zu verzeichnen, als die „New York Times“, so heißt es auf der Internetseite der „New York Times“.

Alle ehemalige Kommunisten und Auswanderer?

Woher?

Elisabeth „Lisel“ Annedore ist die einzige Deutsche, die je einen Pulitzerpreis für Literatur verliehen bekommen hat, heißt es. Wer sonst noch, wenn überhaupt, von den vielen anderen deutschen Auswanderern in Betracht gekommen wäre, wird nicht hinterfragt, obwohl bei jedem Preis, der offiziell verliehen wird, eine Kandidatenliste bekannt ist, die oft viele Jahrzehnte umfasst.

Auf die Frage, was sie bewegen könnte, ins ehemals deutsche Vaterland zurückzukehren, sagte die Pulitzerpreisträgerin für Lyrik des Jahres 1997: „Nichts“.

Der Reporter ließ auch das auf sich beruhen. Er hatte sie anlässlich einer Ausstellung interviewt, die ihr, der 1924 Geborenen, gewidmet wurde. In Bremerhaven, im nach wie vor besten Auswanderermuseum Deutschlands. Es ist eine kleine Ausstellung, eine Pulitzerpreisträgerin Elisabeth „Lisel“ Annedore Mueller geborene Neumann Koje.

(„Die unbekannte Pulitzer-Preisträgerin“ – Thomas Andre im „Hamburger Abendblatt“ vom 29. Oktober 2019)

Abendmahlkelche aus Tafelsilber

Es ist erstaunlich, was sich Kirchen einfallen lassen, um an das Eingemachte ihrer Schäfchen und Schnucken zu kommen. So St. Michaelis in Hamburg, die Plattform der evangelisch - lutherischen Kirche Hamburgs schlechthin. Nach rund 40 Jahren ist das Kelchsilber dünn geworden. Ein Marketing kundiger St. Michaelis Diener – in Hamburg ist es usus, dass Herren und Damen der Gesellschaft sich für die ehrenamtliche Arbeit in Kirchengemeinden zur Verfügung stellen – hatte - vielleicht aufgrund einer Ideenmatrix eines anderen Kirchendieners - eine tolle Idee, die zunächst so anfing, wie alle tollen Ideen anfangen, wenn es darum geht, einem Engpass abzuhelfen. Er rief zur Hilfe auf. Danach verloren sich die Strategien, bevor robuste Möglichkeiten auf dem Tisch waren, die alten Kelche zu retten, um sich in einer einzigen wiederzufinden: die Bürgerinnen und Bürger mögen doch bitte Tafelsilber spenden, auf das sie aus dem einen oder anderen Grund verzichten können und vielleicht sogar unbedingt möchten. Auch andere Gegenstände dürften es sein.

Der Aufruf von St. Michaelis – in Hamburg umstandslos „Michel“ genannt - fruchtete. Über 50 Kilo Feinsilber seien zusammengekommen, hieß es. Ob eine Spenderliste mit Herkunftsnachweisen von hochwertigen Silberteilen, unter Umständen sogar englischen Teeservicen oder russischen Samowars, geführt wurde? Es gibt nicht wenige, die immer noch ihr Familiensilber suchen und für den einen oder anderen Hinweis dankbar wären.

50 Kilogramm Feinsilber sind ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Man frage bei der Degussa Edelmetall Scheideanstalt nach. Sie ist nicht mehr staatlich, sondern - ähnlich wie die Deutsche Bundesbahn und Deutsche Post - privatisiert worden. Die Degussa hat Erfahrung. Unter den Nationalsozialisten war sie für das Einschmelzen von Werten verantwortlich, die geraubt oder den Bürgern abverlangt wurden. Fünfzig Kilo Feinsilber stellen einen nicht unerheblichen, meldepflichtigen Wert dar, der normalerweise – mit dem Stempel der Degussa versehen – als Barren über Banken gehandelt wird.

St. Michaelis hat nicht gewuchert, sonst würde man ja noch immer sammeln. Irgendwann hat irgendjemand ein Zeichen gegeben, dass genug Silber für die Abendmahlskelche da ist. Dann hat man aufgehört und sich nicht auch noch einen Vorrat für eventuell dünn werdende silberne Altarleuchter angelegt. Es darf aber hinterfragt werden, wieso das Kirchensilber sich überhaupt so schnell verbraucht hat. Die Antwort hört sich wenig plausibel an. Nicht der Wein, sondern der Kirschsaft war der Übeltäter! Nach 40 Jahren hatte er die Kelche zersetzt.

40 Jahre Kelch! Einerseits Jubiläum, andererseits Stunde der Fragezeichen.

Was war vorher?

Zerfressen vom Essig der Buße?