Koch dich glücklich mit Ayurveda - Volker Mehl - E-Book
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Koch dich glücklich mit Ayurveda E-Book

Volker Mehl

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  • Herausgeber: Kailash
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Intensiv leben und gesund kochen

ER IST JUNG, charismatisch und er schwingt den Löffel – Volker Mehl ist ein weltweit reisender Ayurvedakoch aus Hessen. Die 5000 Jahre alte indische Ernährungsphilosophie hat sein Leben entscheidend verändert. Und streng genommen verändert Volker Mehl auch die Anwendung des Ayurveda. Sein Kochbuch mit über 80 vegetarischen Rezepten ist einzigartig, innovativ, unkonventionell. Nicht nur weil Volker Mehl nach dem traditionellen Drei-Dosha-System sowie den fünf Grundelementen des Ayurveda ganz neue Menüs kreiert. Seine Rezepte passen außerdem zu jedem Lebensstil. Er serviert im städtischen Kindergarten eine Ayurveda-Pizza, lädt im bayerischen Lokal zum Bayurveda-Abend ein, berät eine Spitzensportlerin über leistungsfördernde Lebensmittel oder mixt ayurvedische Entgiftungsdrinks für nachtaktive Partymenschen. In unterhaltsamer Art führt er uns zu der Erkenntnis, dass wir weder an exotische Plätze der Welt reisen noch ausgefallene Zutaten ins Essen mischen müssen, um glücklich und gesund zu leben. Was wir brauchen, sind eine Portion Achtsamkeit und Grundkenntnisse in energetisch ausgewogener Ernährung. »Koch dich glücklich mit Ayurveda« verwandelt unsere Mahlzeit in ein Fest der Sinne.

»Einer, der mit Leib und Seele kocht.« Harald Wohlfahrt, 3-Sterne-Koch

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Seitenzahl: 179

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Inhaltsverzeichnis

VorwortGruß aus der KücheAlles Vata, oder was?
Mythos Ayurveda
Insel der Seligen
Tradition trifft ModerneRezeptvorschläge
Ohne Anfang und Ende
Die Glücks-Sache
Ayurvedische Inspirationen für ein zufriedenes Leben
Grundgedanken
Copyright

Vorwort

Wer mich nach einer Lebensweisheit fragt, dem antworte ich: Nimm dir die Zeit zum Kochen. Das ist die Quelle des Glücks. Für mich persönlich ist der Herd das Instrument, an dem ich meine Kunst zelebriere.

Ich glaube fest daran, dass uns die Zubereitung von Nahrung glückselig machen kann. Und wenn wir andere an dem eigenen Glück teilhaben lassen, steigt unser Glückspegel umso mehr.

Allen Lesern dieses Buches wünsche ich ein ebensolches Erlebnis. Volker Mehl ist ein begabter Koch, der mit viel Begeisterung an seine Sache herangeht. Unser Beruf braucht Menschen, die offen und wissbegierig neue Wege gehen.

Die ayurvedische Küche bietet neben ihren vielseitigen Currys und schönen Früchten vor allem die Möglichkeit, sich ganzheitlich und bewusst mit Essen und Kochen auseinanderzusetzen. Diese Kunst sehe ich in Volkers Händen gut aufgehoben. Er ist einer, der mit Leib und Seele kocht. Und alles, was man mit Liebe tut, führt letztlich zum Erfolg.

Bleiben Sie neugierig, und vertrauen Sie auf Ihren Hunger: Die besten Köche sind nämlich die hungrigen Köche.

Ihr Harald Wohlfahrt

Gruß aus der Küche

Ayurveda ist überall. »Wellness«-Badezusätze, Schnellmassagen und Teemischungen tragen heute gerne den Beinamen »Ayurveda« und sind auch abseits der einschlägigen Öko- und Weihnachtsmärkte erhältlich.

Dennoch wird Ayurveda, das »Wissen vom Leben«, vielerorts als asiatische Geheimlehre vermittelt, für die man sein bisheriges, natürlich viel zu »ungesund« verbrachtes Leben, zumindest aber das häusliche Gewürzregal, komplett umkrempeln muss. In Ratgebern und Workshops wird uns suggeriert, dass wir auf dem falschen Weg sind und uns nur Gurus aus dem fernen Indien auf den rechten Pfad zurückführen können.

Wir, die Autoren, sehen Ayurveda als einen praktischen Leitfaden, der in allen Lebenslagen und jederzeit einsetzbar ist. Diese Lehre kommt ohne feste Kategorien aus: Deshalb werden wir Sie auf den folgenden Seiten mit Tabellen zur Typbestimmung (wie in gängigen Ayurveda-Büchern üblich) verschonen – unser Alltagsdenken ist bereits ausreichend von Schubladen und Mustern bestimmt, in die wir uns und unser Umfeld einordnen. Stattdessen zeigen wir, was Ayurveda im Alltag konkret bedeuten kann. Für uns bietet Ayurveda vor allem die Möglichkeit, die Vielfalt des Lebens tief und intensiv zu erfahren. Dem Streben nach Optimierung wollen wir ein genussreiches Plädoyer für Achtsamkeit und Sinn für das Schöne entgegensetzen, das nicht nur die Gesundheit des Einzelnen, sondern der ganzen Welt mit all ihren Bewohnern mit einbezieht. Im Yoga, einem festen Bestandteil des Ayurveda, spricht man von »Ahimsa«, einer Haltung der Gewaltlosigkeit. In diesem Sinne sind unsere Rezepte vegetarisch, mit Vorschlägen für vegane Varianten.

Wie Yoga ist Ayurveda von der Nischen-Lehre zum unverzichtbaren Begleiter zumindest einer bestimmten Gesellschaftsgruppe geworden. Ebenso gibt es inzwischen eine

»Streng genommen hat nur eine Sorte Bücher das Glück unserer Erde vermehrt: die Kochbücher.«

Joseph Conrad

Vielzahl kritischer Stimmen. Einzelpersonen und Institutionen werden der Scharlatanerie beschuldigt, Fragen nach Authentizität und dem »echten« Ayurveda werden laut.

Wir wollen niemanden entlarven und auch niemandem selbstsüchtiges Gewinnstreben unterstellen. Konsum- und Kulturkritik in dieser Richtung kann an anderer Stelle geäußert werden. Uns geht es vielmehr darum, Ayurveda als ein ganzheitliches System vorzustellen, das uns in unserer Eigenverantwortung bestärkt. Wirkung statt Warnung! Die Aufnahme spiritueller Systeme aus anderen kulturellen Zusammenhängen in den Mainstream empfinden wir als positiv, als einen im wörtlichen Sinn wichtigen Strom im Leben vieler Menschen. Was früher Nischengruppen vorbehalten war, die sich teilweise bewusst abgrenzten, ist jetzt allgemein präsent. Die Yoga-Höhle war gestern, »Reinfinden statt Rausnehmen« lautet heute die Devise. West und Ost, Tradition und Moderne verbinden sich: Bei uns gibt es ayurvedische Pizza, Sandwiches, Frankfurter Grüne Soße und bayerische Bratkartoffeln. Im Benediktinerinnen-Kloster auf der bayerischen Fraueninsel kocht Volker Seite an Seite mit Ayurveda-Koch Nicky Sitaram Sabnis aus Goa.

Das Gute liegt so nah, sagt das Sprichwort. Nämlich direkt in uns. Ähnlich wie wir durch Yoga nicht nur lernen, auf dem Kopf zu stehen, sondern vor allem auf unseren eigenen Beinen, entführt uns Ayurveda nicht in exotische Welten, sondern führt uns näher zu uns selbst.

Entwickeln Sie Ihr eigenes Gefühl für Ayurveda! Und kochen Sie sich glücklich.

Alles Vata, oder was?

Mythos Ayurveda

Wie Yoga ist Ayurveda aus einem Nischendasein erwacht und hat sich zum Lifestyle und Synonym für eine moderne, erfüllende Lebenseinstellung entwickelt. Gleichzeitig schwingt aber auch heute noch ein Hauch von Mystik oder Exotik mit, wenn von der »indischen Lehre vom Leben« die Rede ist. Mit einigen Mythen soll hier zwar nicht »aufgeräumt« werden. Dennoch will ich sie in mein ganz persönliches System einordnen und damit etwas zugänglicher gestalten.

»Ayurveda« bedeutet »Wissen« oder »Wissenschaft« vom Leben

Diese Übersetzung ist in westlichem Sinn leicht missverständlich. Mit »Wissenschaft« ist hier nicht spezialisierte oder privilegierte Forschung gemeint, sondern eher angeborenes Wissen mit universeller Gültigkeit. »Leben« heißt, das Potential einer individuellen Lebensspanne mit allen Altersphasen auszuschöpfen – und Ayurveda ist nicht als Maßnahme zur Lebensverlängerung beziehungsweise als Rezept für ewige Jugend zu verstehen.

Ayurveda kommt aus Indien

Geografisch und historisch mag das korrekt sein, allerdings ging von Indien nie eine ayurvedische Mission aus. Ein von Menschen geschaffenes System entsteht nicht im luftleeren Raum. Es ist immer Produkt gesellschaftlicher, sozialer, ideeller und religiöser Gegebenheiten. So ist es auch mit dem ursprünglichen Ayurveda.

Aus heutiger Sicht ist jedoch klar: Ayurveda funktioniert überall, ganz gleich, in welchem Teil der Welt man lebt. Im Selbstverständnis des Ayurveda liegt ein tiefes Verständnis der Zusammenhänge des Lebens, das jeder von Geburt an in sich trägt.

Ebenso wie jeder von uns mit Augen, Nase und Mund geboren wird, werden wir mit dem Verständnis im Sinne des Ayurveda geboren. Das eine ist nur die rein äußerliche, materielle Form. Das Wissen ist die sensiblere, feinstoffliche Form.

Alle Inder kennen und praktizieren Ayurveda

Ebenso könnte ich sagen: »Alle Deutschen laufen maßkrugschwingend in Lederhosen durch die Gegend.« Oder: »Alle Holländer sind Tulpenzüchter.«

Im modernen Indien lief die westliche Medizin der landesüblichen traditionellen Medizin lange den Rang ab, bis Ayurveda in jüngster Zeit – so wie die natürlichen Heilmittel im Westen – eine Art von Renaissance erfahren hat. Vieles ist gutem Marketing zu verdanken: Denn auch in Indien hat man natürlich erkannt, dass der Tourist aus dem Westen es toll findet, in räucherstäbchengeschwängerter Luft, umrahmt von netter Musik, am Strand massiert zu werden.

Das führt mich zum nächsten Märchen.

Eine Ayurveda-Kur ist eine Wellness-Maßnahme

Eine traditionelle Ayurveda-Kur ist von der bei uns hauptsächlich praktizierten Sauna-Fallenlassen-Smoothie-Wellness so weit weg wie die Erde von der Venus.

Ayurveda ist in erster Linie eine Präventionslehre. Das Hauptbemühen des Ayurveda liegt darin, dass Körper und Geist im Gleichgewicht bleiben und gar nicht erst krank werden. Sollte der Körper aber dann doch einer Behandlung bedürfen, sind gegebenenfalls massive Gegenmaßnahmen einzuleiten, um die Krankheit aus dem Körper zu eliminieren. Diese Anwendungen, Kräuterdrinks und Diäten haben wenig mit westlichen Wellnessprospekten zu tun, die den ungeschützten Begriff des Ayurveda verwenden und mit Stirnölgüssen und deftigem Bio-Bauernbuffet werben. Dass vierhändige Synchron-Massagen und Yoga am Strand von Sri Lanka trotzdem guttun, will ich hier allerdings auch nicht ganz verleugnen. Und nie wieder werden Sie Menschen treffen, die sich so intensiv und unverblümt für Ihre Verdauung interessieren wie die dortigen Ayurveda-Ärzte …

Ohne Curry und Kreuzkümmel kann man nicht ayurvedisch kochen

Gegenthese: »Ohne Fleisch kann man nicht leben.« Wenn ich Kreuzkümmel über rohes Schweinehack streue, verwende ich zwar ein typisches ayurvedisches Gewürz, bewege mich aber nicht wirklich im ayurvedischen Kontext.

Auf der anderen Seite können Omas Alltags-Bratkartoffeln oder eine Schokoladencreme ganz im Sinne des Ayurveda sein. Denn die Intention und das Bewusstsein für das, was und wie ich etwas tue, ist genauso wichtig wie die Handlung selbst. Man könnte es bewusste Ziellosigkeit nennen. Nicht das Ziel, sondern ausschließlich meine Intention bestimmt die Handlung.

Ayurvedische Küche ist aufwendig

Wie viel Aufwand verdienen Achtsamkeit und Hingabe an eine elementare Sache? Sollen wir überhaupt nach dem Aufwand fragen? Beim Zubereiten unserer Nahrung geht es vor allem um Selbstachtung.

Was mich an Ayurveda fasziniert, ist die veränderte Wahrnehmung der Wertigkeit von Nahrung. Nahrung wird hier nicht für das Motto »schöner, schlanker, besser« instrumentalisiert, sondern als Geschenk gesehen, das dazu da ist, um Körper und Geist gesund zu erhalten.

Der Kernaufwand für die ayurvedische Küche besteht aus folgenden Arbeitsschritten:

man räume die Küche auf und entzünde eine Kerze zum Thema »schöne Atmosphäre«,man sammle kurz seine Sinne, lege beide Hände für zwei Minuten auf den Bauchnabel und konzentriere sich auf eine bewusste Atmung,man sorge für eine sich wiederholende Tätigkeit. Ich empfehle, man nehme je fünf Karotten und Kartoffeln und wasche und schäle diese für eine leckere Suppe,im Anschluss vermeide man jedes sinnlose Gerede und erfreue sich an der geschenkten Ruhe beim Genuss des Mahles.

Insel der Seligen

Tradition trifft Moderne

Vier Wochen Kochen für die Jivamukti-Yogalehrer-Ausbildung auf der Fraueninsel im bayerischen Chiemgau. In der Kurzfassung lautet das Fazit: 60 Yogis, fünf Köche, 75 Kuchen, 80 Kilo Reis, 100 Kilo Nudeln, 600 Liter Sojamilch, 1000 Kilo Obst und Gemüse sowie unzählige »Oms« und strahlende Gesichter. Dazu noch die Begegnung mit Nicky Sitaram Sabnis, einem Ayurveda-Experten aus Goa, der seit 1998 die Seminarküche der Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth auf der Chiemsee-Insel leitet.

Gemäß einer hinduistischen Kernauffassung, dass alles in buntem, vermeintlichem Chaos nebeneinander existiere, aber durch das Gesetz des Dharma zusammengehalten werde, ergab sich mit Nicky ein interessanter Dialog über Ayurveda zwischen Ursprung und westlicher Adaption. Wie alles andere entstehen auch Heilmethoden nicht im luftleeren Raum, sondern entspringen gesellschaftlichen, sozialen, ideellen und religiösen Gegebenheiten. Dabei entstehen durchaus bemerkenswerte kulturelle Crossovers. Das zeigt beispielsweise auch die Ähnlichkeit der Erkenntnisse der Hildegard von Bingen oder des Paracelsus mit traditionellem ayurvedischen Wissen, mit dem Menschenbild ebenso wie mit der Kräuterkunde des Ayurveda.

Vordergründig sind Nicky und ich grundverschieden: Er stammt aus Indien, ich aus Hessen. In seinem Gewürzregal finden sich Geheimpulver namens »Shanka Pushpi«, »Arjuna«, »Skullcap« und »Mahasudarshan«. Auch was in seinen Töpfen brodelt, duftet und schmeckt nach – Indien. Ich wiederum greife für meine Gerichte auch schon einmal zum Multivitaminsaft, zu weißer Schokolade und der hessischen Kräutermischung für Grüne Sauce. Dennoch sind wir beide ein Beispiel für gelungene Integration, Brückenbildung und die legitime Adaption einer uralten Lehre aus Asien in den europäischen Kontext. In Nickys und meinen Kursen geht es um Zugänglichkeit, Reduzierung und den Wunsch, dass die Nahrung die Seele berührt. In Nickys Tischgebet treffen sich das Gayatri Mantra, der christliche Dank für das tägliche Brot und die Kinderformel »Piep piep piep«. »Kochen ist Gottesdienst«, sagt Nicky, der dabei wenig spricht, sondern eher tanzt und singt. Und: »Sich das Leben einfach zu machen ist kompliziert. Es kompliziert zu machen ist einfach.« Feste Regeln erhalten die Kursteilnehmer bei keinem von uns. Eher umfassende Inspiration.

Über allem wachte die aus Schottland stammende Gastschwester Scholastika. Für sie bin ich aufgrund meiner Tattoos das »Pin Cushion« – das Nadelkissen …

Rezeptvorschläge

Ofenkartoffeln gefüllt mit einer Variation der Frankfurter Grünen Sauce Seite 134Süßkartoffelpüree mit gebratenem Pfeffer-Apfel Seite 87Zitronen-Orangen-Törtchen mit weißer Schokolade Seite 194

Ohne Anfang und Ende

Die Glücks-Sache

Jeder will es unbedingt haben. Leider weiß aber keiner so wirklich, wie es funktioniert, obwohl es zu diesem Thema Unmengen an Leitfäden, Workshops und Ratgebern gibt. Wer den Begriff im Internet eingibt, erhält über 20 000 000 Treffer, wer entsprechende Sinnsprüche sucht, erzielt 556 000 Erfolge. Außerdem gibt es zum Thema Glück spannende Forschungsergebnisse. So soll, laut Forschung, dieser so sehr gewünschte Zustand mit einem zunehmenden Grad an Fremdbestimmung dramatisch abnehmen. Um einen Glückszustand in seiner Gesamtheit zu erleben, kommt es nach Meinung von Wissenschaftlern auch auf das Zusammenspiel von körperlichen und geistigen Funktionen an.

Um was geht es nun eigentlich? Ganz schlicht um Glück und Glücklichsein, eine der größten menschlichen Sehnsüchte.

Das Wort »Glück« hat seinen Ursprung im Mittelhochdeutschen mit der Bedeutung »die Art, wie etwas endet, wie etwas gut ausgeht«. Um Glück zu haben, ist nach diesem Verständnis kein bestimmtes Talent nötig, es geschieht ganz ohne eigenes Zutun. Denn das Glück liegt in uns selbst. Für mich ist das eine schöne Beschreibung für den Glückszustand – ganz im Sinne von Ayurveda und Yoga. Beide Lehren führen uns zum Glück, indem sie uns zu uns selbst führen. Sie stellen stets das Individuum in den Mittelpunkt. Yoga lehrt uns, dass alles im Inneren gut und richtig ist. Die gleiche unfassbare Kraft, die alles um uns herum geschaffen hat, hat auch uns geschaffen – und das nicht ohne Grund. So wie ich bin, bin ich gewollt und geliebt: Diese Erkenntnis steckt tief in uns. Meister Eckhart, der große Mystiker des Mittelalters, nennt es das »göttliche Seelenfünklein«. Im Sanskrit drückt das »Om Mani Padme Hum«-Mantra das tiefe Mitgefühl aus, den Wunsch, dass alle Lebewesen die Befreiung aus dem Zyklus der Wiedergeburten erfahren. In beiden Interpretationen findet sich auch der Ursprung des Wortes »Glück« wieder. Wenn wir nämlich aufhören, schöner, besser oder anders sein zu wollen, kann das Glücklichsein beginnen. Das Glück liegt schon in uns, niemand anderes kann es uns geben oder wegnehmen, denn dieser Zustand hat weder Anfang noch Ende.

Um ihn zu erreichen, ist eine gute körperliche Verfassung die Grundvoraussetzung. Im Ayurveda erkannte man bereits vor über 5000 Jahren das wichtige Wechselspiel von Körper und Geist. Eine zentrale Rolle spielt dabei eine angepasste und ausgewogene Ernährung. Jeder kleine Teil eines Systems sollte das Große abbilden: In diesem Sinne kommen beispielsweise in einer ayurvedischen Mahlzeit alle sechs Geschmacksrichtungen (süß, sauer, salzig, scharf, bitter, zusammenziehend) zusammen.

Eine weitere Grundidee im Ayurveda berücksichtigt, dass wir als Teil der Natur auch den Gesetzmäßigkeiten der Natur unterworfen sind. Nur weil wir Laptops bedienen können, stehen wir nicht außerhalb dieses Systems. Wir sind nicht die Könige der Wüste, sondern lediglich Sandkörnchen, die in der Sonne glitzern und wundervolle Dünenformationen bilden.

»Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein …«

Voltaire

Mir gibt dieses Bewusstsein eine immense Freiheit, ohne dass es mir die Eigenverantwortung nimmt. Im Gegenteil: Es erinnert mich immer wieder an die Verantwortung für mich und mein Leben. Ich muss nicht alles können, und ich muss schon gar nicht alles wissen. Die Energie, die man manchmal »Gott« nennt, diese Energie, die all das Schöne um mich herum geschaffen hat, hat auch mich nicht ohne Grund hier unten abgeliefert.

Wir Menschen scheinen nach Abhängigkeiten zu gieren. Wie sonst soll man all die kleinen, fiesen Bindungen und Verstrickungen deuten, die wie Sumo-Ringer mit verschränkten Armen auf der inneren Schatztruhe des persönlichen Glücks sitzen. Und das, obwohl wir in einer demokratischen Kultur leben, die uns selbst viele Möglichkeiten offenlässt.

Unsere Gesellschaft betont oft nur den Mangel an etwas und meint, man könne diesen Mangel einfach wegkaufen oder wegkonsumieren. Über die Folgen dieser Konsumgier wird ausführlich in allen Medien berichtet. Der Erwerb einer Ware kann momentane Befriedigung verschaffen, aber kein Glück. Erneut entsteht Mangel. In diesem Buch haben wir uns deshalb vorgenommen, von Fülle und Potentialen zu schreiben.

Ich muss nicht schöner, toller oder besser sein. Ich darf Macken, Fehler und auch Pickel haben. In dem Moment, in dem ich das einsehe und mich darauf einlasse, können sich viele Abhängigkeiten lösen, und Vertrauen kann sich einstellen. Genau das ist aber natürlich eine der größten Herausforderungen: Sich anzunehmen, wie man ist, seine individuellen Möglichkeiten optimal zu nutzen und sich möglichst weit von Abhängigkeiten und Äußerlichkeiten frei zu machen. Vermeintlich schützende Schichten sind abzutragen, um einen ehrlichen Blick auf sich selbst zu erreichen. Lang bestehende Gewohnheiten kann man brechen, ohne sich selbst zu geißeln oder zu verteufeln. Optimieren oder modifizieren? Es geht weniger um eine lineare Erfolgsgeschichte, es geht um einen Modus-Wechsel.

Glück liegt also im Handeln, aus dem sich eine Haltung ergibt, nicht im Ergebnis. Es spielt sich im Inneren ab, nicht im Äußeren, hat mit Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung zu tun. Ehrlichkeit zu sich selbst ist bereits ein großer Schritt zum Glück. Die Frage »Will ich das wirklich?« könnte viel Unglück abwenden. Wenn ich Pommes Frites mit Ketchup will, aber Grünkernbratling mit Bohnenpüree esse, kann es mir nicht schmecken. Der Magen wird mir die entsprechende Rückmeldung geben.

Wir sind die Schöpfer unserer Gedanken, wir geben den Dingen ihre Bedeutung. Dies haben Yogis, Buddhisten, Stoiker, Semiotiker und andere weise Menschen schon lange erkannt. Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, es ist unsere Sicht auf die Dinge.

Glück liegt in der Reduzierung, in der bewussten Einfachheit des Lebens, die den Blick frei macht auf unsere eigentlichen Bedürfnisse. Gipfelerlebnisse dieser Art kann man täglich in der Küche haben. Mit Askese hat dies nichts zu tun, wie die Rezepte in diesem Buch zeigen. Mein Weg zum Glück führt unter anderem über das Kochen. Für andere kann er aber auch im Bergsteigen, Musizieren oder Malen liegen. Lebensfreude, Nahrung (auch im übertragenen Sinn) und das hingebungsvolle Versinken in einer Tätigkeit spielen dabei eine Rolle. Erst wenn wir selbst zufrieden sind und Vertrauen in das Leben entwickeln, erst wenn wir gesunden Egoismus (»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«) aufbringen, macht uns der Kontakt mit anderen glücklich. Erst wenn das Herz mit Sauerstoff versorgt ist, kann es für andere schlagen.

KOCHEN – EIN GLÜCKSREZEPT?

Die Gunas

Wie schön wäre es, wenn wir uns nicht nur Übergewicht und Diabetes, sondern auch gute Laune sprichwörtlich »anfressen« könnten!

Die gute Nachricht ist, dass es im Sinne unseres Buchtitels wirklich funktioniert. Ernährung kann bewusst als Glücksdoping für die Seele eingesetzt werden, ganz legal und ohne hüftverbreiternde Nebenwirkungen. Essen hat durchaus eine psychologische Dimension und kann die komplette Palette des emotionalen Spektrums reflektieren. Nahrung als Seelentherapie: Aus diesem Grund hat man im Ayurveda schon immer alle Lebensmittel nicht nur nach der Wirkung auf den Körper, sondern auch nach der Wirkung auf den Geist unterschieden. Um dies genauer zu erklären, empfiehlt sich erneut ein kleiner Ausflug in die Weltanschauung des Ayurveda.

Man ist im Ayurveda der Überzeugung, dass es in der Natur drei grundlegende energetische Prinzipien gibt – ähnlich dreier Zutaten für den Grundteig –, deren Beschaffenheit und Mengenanteil maßgeblich für Aussehen und Geschmack des fertigen Kuchens verantwortlich sind. Wähle ich überwiegend hochwertige Zutaten aus, wird es ein Augen-und Gaumenschmaus. Wähle ich Minderwertiges, hat der Genuss keine Chance. Die frühen Philosophen im Ayurveda, erleuchtete Seher, Rishis genannt, erkannten eine enge Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und der ihn umgebenden Welt. In der materiellen Welt sahen sie ein Abbild einer größeren, zeitlosen Energie. Diese schöpferische Energie zeichnet sich durch die folgenden drei Qualitäten aus, die in der ganzen Natur zu finden sind, die sogenannten Gunas. Auch die Nahrungsmittel werden diesen drei Gunas zugeordnet.

Sattva: Die Qualität der Reinheit und Göttlichkeit

Den sattvischen Lebensstil prägt eine bewusste, ganzheitliche und spirituelle Lebensführung. Dazu gehören neben der Achtsamkeit mit sich selbst die schönen Künste und der Aufenthalt in der Natur, außerdem die Vermeidung von schädlichen Einflüssen und Gewalt auf Körper und Geist. Also Vorsicht vor Splatter-Movies und Schauer-Romanen! Zum sattvischen Lebensstil zählt auch eine vegetarische Ernährung. Entgegen der weit verbreiteten Auffassung ist Ayurveda als Therapieform nicht strikt vegetarisch. Bei körperlicher Auszehrung werden zur Stärkung auch Fleisch und Fisch eingesetzt. Im Sinne einer sattvischen Lebensführung wird allerdings der Verzicht auf beides empfohlen. Hintergrund ist, dass die Gewalt des Schlachtens und die Aggression des Tötens auf das Fleisch übergehen und somit auch auf den Menschen, der es verzehrt.

In Zeiten, in denen uns die Perversion der Fleisch- und Fischindustrie in ihrer ganzen Grausamkeit vor Augen geführt wird, ein äußerst plausibles Argument.

Rajas: Die Qualität der Energie und Dynamik

Rajas symbolisiert die Dynamik hinter den Prozessen, sozusagen den energetischen Treibsatz der Schöpfung. Ein Zuviel an Rajas kann schnell in Aggression und seelische Überhitzung umschlagen. Dinge, die Rajas fördern, sind große Hitze, von Gewalt geprägte Eindrücke, Bilder und Musik sowie sehr scharfe oder vergorene Lebensmittel und Alkohol. Deshalb ist es nicht korrekt zu behaupten, dass Chili immer gut für die Verdauung sei und zudem müde Männer wieder munter mache. Zutreffender wäre: In richtigem Maß eingesetzt hat Chili durchaus verdauungsfördernde Effekte. Im Übermaß eingesetzt kann er allerdings auch Gewalt und Impotenz fördern.

Tamas: Die Qualität der Trägheit und Verdunklung

Tamas ist der körperliche und seelische Sumpf, der uns davon abhält, unserer eigentlichen Bestimmung und Natur nachzugehen. Tamas ist der Gaukler, der uns vormacht, was richtig ist und was falsch. Tamas ist die träge, dunkle Seite der schöpferischen Macht. Menschen mit christlich geprägtem Hintergrund werden jetzt an den Gehörnten denken. Ich würde es nicht Teufel nennen, eher Schlafmittel für die Seele. Eine gewisse Trägheit ist durchaus berechtigt. Im richtigen Maß sorgt sie für Beruhigung und Entspannung. Zu viel davon aber macht uns statisch und lässt uns resignieren.

Tamas wird durch die Beschäftigung mit düsterer Literatur, Aufenthalte in dunklen Räumen, dunkle Farben, Gedanken an Tod, Scheitern und Unglück gefördert. Lebensmittel, die Tamas erhöhen, sind Fleisch, Pilze, Schimmelkäse, lange Gelagertes und Gekochtes sowie im Übermaß auch Knoblauch. Dieser kann aus Sicht des Ayurveda bei allem therapeutischen Nutzen zu geistiger Trägheit und Abstumpfung führen. Daneben hat er auch eine Reizwirkung auf die Geschlechtsorgane. Aus diesem Grund empfiehlt man im Ayurveda vor allem denjenigen, die auf dem Weg des Yoga sind, auf Knoblauch zu verzichten. Denn der geistige Weg des Yoga erfordert Nahrungsmittel und eine Lebensführung, die von der Energie und Reinheit des Sattva geprägt sind. Als Alternative zum Knoblauch setzt man im Ayurveda häufig Asafötida ein, ein fein geriebenes Harz mit ähnlichem Geschmack wie Knoblauch. Er verursacht keinen Mundgeruch und wird oft von Menschen gut vertragen, denen Knoblauch Probleme bereitet. Für Pilze und Schimmelkäse gilt Ähnliches, denn im Regelfall wachsen Pilze und Schimmel in der Natur an Orten der Verwesung und des Zerfalls, wie an absterbenden Baumstämmen. Dementsprechend ist die Information für den Körper, die Pilze und Schimmel enthalten. Falls nun die Schwammerlfraktion aufschreit und Zuchtpilze ins Spiel bringt: Es geht nicht um gezüchtet oder nicht. Vielmehr beachtet man im Ayurveda den natürlichen Ursprung einer Sache und zieht daraus seine Rückschlüsse.

Somit stehen die drei Gunas für die drei göttlichen Kräfte – für Schöpfung, Bewahrung und Zerstörung.

Ayurvedische Inspirationen für ein zufriedenes Leben

Grundgedanken

Viele Schriftsteller und Künstler ziehen sich, wenn sie an einem neuen Buch oder Werk arbeiten, in eine besonders inspirierende Umgebung zurück. Zwar bin ich weder Schriftsteller noch Künstler, aber was anderen Kreativen hilft, kann mir bestimmt nicht schaden. So sitze ich jetzt auf der Prastmannalm auf 1600 Meter Höhe im wunderschönen Ahrntal in Südtirol und genieße den grandiosen Ausblick. Diese Landschaft, die ein positives Gefühl von Ewigkeit und Demut vermittelt, ist der perfekte Rahmen, um einige Erklärungen zum Ayurveda zu verfassen. Denn dieses »Wissen vom Leben« ist genauso zeit- wie grenzenlos. Darin liegt der für uns alle gültige große Schatz des Ayurveda. Wie die Berge um mich herum beschreibt Ayurveda ein ewiges Wissen. Es ist so alt wie die Menschheit – und für jeden von uns erfahrbar.

Man sagt, dass es jeder Mensch in sich trägt und es auch aus den Tiefen seines Herzens an die Oberfläche holen kann. Natürlich sollte man dafür etwas Zeit investieren, und vielleicht muss man dafür auch wieder lernen, auf sich und in sich zu hören, Wahrnehmung und Selbstbeobachtung zu intensivieren. Genau da liegt aber das Problem, bei all dem Lärm und der Alltagshektik um einen herum. Wenn ich noch nicht einmal mein eigenes Wort verstehen kann, wie soll ich auf die leise Stimme meines Herzens hören?

In unserer Kultur muss alles ein fest definiertes, erfolgversprechendes Ziel haben.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte Papier Tauro liefert Papier Union.

1. Auflage Originalausgabe © 2011 Kailash Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlaggestaltung: Weiss Werkstatt München Umschlagfotos: © Nela König, © Holger Brink, © shutterstock Lektorat: Silvia Rehder Satz: Barbara Rabus Reproarbeiten: Lorenz & Zeller, Inning a. A.

Druck und Bindung: Print Consult Printed in Czech Republic

eISBN 9783641061371

www.kailash-verlag.de

www.randomhouse.de

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