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Zahlreiche Kinder und Jugendliche leiden unter Angststörungen, die sich durch gehemmtes Verhalten, Vermeidung und sozialen Rückzug bis hin zur Verweigerung des Schulbe-suchs äußern können. Das Buch stellt einen halbstrukturierten Leitfaden für eine evidenz-basierte kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 17 Jahren vor, die unter einer Panikstörung, Agoraphobie, unter spezifischen Phobien oder Trennungsangst leiden. Praxisorientiert wird beschrieben, wie bei der Psychoedukation, der Konfrontation mit der Angst, der Veränderung katastrophisierender Vorstellungen, dem Stressmanagement und Problemlösen, dem Abbau von Hemmungen und der Förderung der Durchsetzungsfähigkeit sowie dem Umgang mit Rückfällen vorgegangen werden kann. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Selbstmanagement der Angst. Die Kinder und Jugendlichen werden ermutigt, ihre Angst weitgehend aus eigener Kraft zu bewältigen. Die beschriebenen Behandlungsmodule können im Rahmen einer Kurzzeittherapie im Einzel- oder im gemischten Einzel- und Gruppensetting eingesetzt werden. Sie erlauben eine Anpassung der Therapie an die individuellen Bedürfnisse des Kindes bzw. Jugendlichen und lassen sich z. T. auch in der Arbeit mit jüngeren Kindern einsetzen. Im Rahmen eines Elterntrainings werden die Eltern zu Co-Therapeuten geschult. Sie sollen einerseits ihre Kinder bei den Konfrontationsübungen unterstützen und andererseits soll verhindert werden, dass die Eltern unwissentlich dazu beitragen, die Angststörung ihres Kindes aufrechtzuerhalten. Zahlreiche Arbeitsblätter, die auf der beiliegenden CD-ROM zum direkten Ausdruck zur Verfügung stehen, unterstützen die Umsetzung der Behandlungsmodule in der klinischen Praxis.
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Sigrun Schmidt-Traub
Kognitive Verhaltenstherapie bei Ängsten im Kindes- und Jugendalter
Ein Leitfaden für die Behandlung von Panikstörung, Agoraphobie, spezifischen Phobien und Trennungsangst
Dr. rer. pol., Dipl.-Psych., Dipl.-Soz. Sigrun Schmidt-Traub. Studium der Psychologie und Soziologie in Tübingen, Hamburg, Berlin, Frankfurt und an der Yale University in New Haven (USA). Promotion. Ausbildung in Verhaltens-, Gesprächspsycho- und Hypnotherapie. Eigene psychotherapeutische Praxis und Lehrtätigkeit an Universitäten. Dozentin und Supervisorin an verschiedenen Ausbildungsinstituten für Klinische Verhaltenstherapie.
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Illustrationen: Klaus Gehrmann, Freiburg; www.klausgehrmann.net
Satz: Matthias Lenke, Weimar
Format: EPUB
1. Auflage 2017
© 2017Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen
(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2832-1; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2832-2)
ISBN 978-3-8017-2832-8
http://doi.org/10.1026/02832-000
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|5|Für Zoe und Annika
Widmung
Vorwort
Kapitel 1 Grundlagen der Panikstörung, Agoraphobie, spezifischen Phobien und Trennungsangst
1.1 Angst und Furcht, altersbezogene normale Angst und Angststörungen
1.2 Beschreibung der Angststörungen
1.2.1 Panikattacken
1.2.2 Panikstörung
1.2.3 Agoraphobie
1.2.4 Spezifische Phobien
1.2.5 Trennungsangst
1.2.6 Soziale Angststörung (Soziale Phobie)
1.2.7 Generalisierte Angststörung
1.2.8 Posttraumatische Belastungsstörung
1.2.9 Zwangsstörung und verwandte Störungen
1.2.10 Persönlichkeitsstörungen
1.2.11 Komorbidität und Suizidalität bei Angst
1.3 Ätiologie der Agoraphobie und Panikstörung – Grundlagen der Psychoedukation
1.3.1 Verursachende Bedingungen
1.3.2 Auslösende Bedingungen
1.3.3 Aufrechterhaltende Bedingungen
1.3.4 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen für die Therapie
Kapitel 2 Diagnostik
2.1 Leitfaden zur Exploration von panischen und agoraphobischen Ängsten
2.2 Angstbeobachtung
2.3 Diagnostische Verfahren zur Erfassung von panischer und phobischer Angst
Kapitel 3 Therapie
3.1 Therapeutische Fähigkeiten von Kinder- und Jugendverhaltenstherapeuten
3.2 Therapeutische Beziehung in der KVT von Angststörungen
3.2.1 Bestandteile einer guten therapeutischen Allianz
3.2.2 Wie lässt sich eine gute therapeutische Beziehung aufbauen?
3.2.3 Welche Hindernisse können beim Aufbau einer therapeutischen Beziehung und bei der Durchführung der Therapie auftreten?
3.2.4 Welchen Einfluss hat das Aufkommen von virtueller Therapie auf die therapeutische Beziehung?
3.3 Grundlegende Informationen zum therapeutischen Leitfaden
Diagnoseübergreifendes Vorgehen
Weitere Komorbiditäten
Probatorik
Therapieziele
Aufbau des therapeutischen Leitfadens
Wahl der KVT-Vorgehensweisen
Konfrontation so früh wie möglich
Selbstmanagement beim Abbau von Vermeidung
Durchführung der KVT
Therapiebuch und Rückfallprophylaxe
Evaluationsprozess
Wirksamkeitsstudien zur KVT im Kindes- und Jugendalter
3.4 Therapeutischer Leitfaden für die Behandlung von Angststörungen im Kindes- und Jugendalter
3.4.1 Erste Übungseinheit
3.4.2 Zweite Übungseinheit
3.4.3 Dritte Übungseinheit
3.4.4 Vierte Übungseinheit
3.4.5 Fünfte Übungseinheit
3.4.6 Sechste Übungseinheit
3.4.7 Siebte Übungseinheit
3.4.8 Achte Übungseinheit – Elternschulung
3.4.9 Behandlungsalternativen und Katamnese
Literatur
Anhang
Arbeitsblätter für die Probatorik
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 1
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 2
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 3
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 4
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 5
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 6
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 7
Arbeitsblätter für die Übungseinheit 8 – Elternschulung
Materialien auf CD-ROM
In der Schule fallen Jungen eher mit externalisierendem Verhalten wie Störung des Sozialverhaltens auf, Mädchen eher mit internalisierenden Störungen wie Ängsten und Depressionen. Externalisierendes Verhalten im Klassenverband und auf dem Schulhof ist ein Störfaktor. Deswegen regen Lehrkräfte häufig eine Erziehungsberatung oder Psychotherapie an. Internalisierendes Verhalten hingegen wird oft übersehen oder für angepasstes Verhalten gehalten, das keiner Behandlung bedarf. Obgleich sozial-epidemiologische Studien belegen, dass Angststörungen doppelt so häufig vorkommen wie Depressionen, ziehen depressive Störungen wesentlich mehr Aufmerksamkeit auf sich, weil schwerere Ausprägungen davon mit Suizidneigung einhergehen und gefährlich werden können.
Nur etwa ein Drittel der ängstlichen Kinder und Jugendlichen erhalten eine angemessene empirisch belegte Therapie. Werden Ängste nicht behandelt, können sie über die gesamte Lebensspanne bestehen bleiben. Häufig führen sie zu sekundären Depressionen. Das ist bedauerlich, weil Angststörungen mit evidenzbasierten Verfahren wie der kognitiven Verhaltenstherapie gut zu behandeln sind.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als Methode der Wahl bei der Behandlung von Angststörungen, Zwängen und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Das belegen zahlreiche kontrollierte Studien. Für die Psychoedukation und Behandlung von ängstlichen Patienten aller Altersgruppen müssen Verhaltenstherapeuten1 neuerdings etwas umdenken, weil Ängste nicht überwiegend nur gelernt werden, wie lange angenommen wurde. Zu einem erheblichen Teil wird die Angstbereitschaft auch als ängstlich-scheues Temperament genetisch vorgegeben, gepaart mit Verhaltenshemmung und erhöhter Empfindsamkeit für vegetative Beschwerden.
Panikstörung und Agoraphobie treten häufig gemeinsam auf. Nach DSM-5 (APA/Falkai et al., 2015) sind es getrennte eigenständige Angststörungen. Beide lassen sich zwar gut behandeln, aber nicht ein für alle Male mit KVT heilen oder „löschen“, weil das Angstnetzwerk im Gehirn bei erfolgreicher Angstbehandlung nur gehemmt, aber nicht gelöscht wird. Folglich können Ängste als „Stressreaktionen“ unter Belastung erneut aufkommen. Um dafür gewappnet zu sein, ist es notwendig, Angstpatienten im Rahmen der Rückfallprophylaxe am Ende der Therapie darauf vorzubereiten, wie sie ihrer Angst dann wieder Herr werden können.
Angststörungen beeinträchtigen ängstliche Kinder, Jugendliche und Erwachsene in unterschiedlichem Ausmaß: Die meisten sind gehemmt, vermeiden vieles und ziehen sich sozial zurück. Einige verweigern sogar die Schule. Trennungsangst und spezifische Phobien treten häufig in früher Kindheit auf. Panikstörung und Agoraphobie beginnen meistens im jungen Erwachsenenalter, treten aber auch in der Pubertät und vereinzelt im frühen Grundschulalter auf. Mit der kognitiven Reife befürchten etliche angstsensible Kinder, sie würden körperlich erkranken und womöglich sterben. In der Altersspanne von 8 bis 16 Jahren beginnt (im Schnitt mit 12,5 Jahren) bei Mädchen die Menstruation. Damit setzen pubertäre Veränderungen ein. Mädchen wie Jungen erleben in dieser Entwicklungsphase teils krasse körperliche Veränderungen, die Angsterleben begünstigen.
Es liegen noch keine wissenschaftlich fundierten Unterscheidungskriterien für die Ausprägung von panischen und phobischen Angststörungen in Kindheit und Jugend vor; ebenso wenig sind entwicklungsspezifische therapeutische Vorgehensweisen belegt (Kim et al., 2011). Folglich werden in diesem Manual alle ängstlichen Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren angesprochen (auch aufgeweckte Kinder ab 8 Jahren), die unter panischer, agoraphobischer und spezifisch phobischer und Trennungsangst leiden. Weil nicht alle Arbeitsblätter für die ganz jungen Kinder geeignet sind, müssen manche vom Therapeuten speziell erläutert werden.
|12|Eltern und Familien sollen nach Möglichkeit mitarbeiten, da sie oft unwissentlich dazu beitragen, die Angststörung aufrechtzuerhalten, insbesondere wenn sie selbst unter Angst leiden. Zudem werden sie durch das ängstliche Kind mehr oder weniger in ihrer Lebensführung eingeschränkt.
Das vorliegende halbstrukturierte Manual enthält Leitlinien für eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Vorgehensweise im Einzel- sowie im gemischten Einzel- und Gruppensetting. Die Module ermöglichen eine Individualisierung der Therapie. Kinder- und Jugendverhaltenstherapeuten können zahlreiche Materialien auch für die Arbeit mit jüngeren Kindern verwenden. Für Heranwachsende ab 17 Jahren liegt das Therapiemanual „Panikstörung und Agoraphobie“ (Schmidt-Traub, 2014) vor.
Meine früheren Angstpatienten haben mir sehr vieles über Angst vermittelt. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Ganz herzlich bedanken möchte ich mich zudem bei meiner langjährigen Lektorin Susanne Weidinger – und den Mitarbeitern beim Hogrefe Verlag – für ihr Vertrauen und die wunderbar angenehme Betreuung über viele Jahre hinweg.
Berlin, Herbst 2016
Sigrun Schmidt-Traub
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit werden im Text nicht immer beide Geschlechtsformen (Therapeutin/Therapeut bzw. Patientin/Patient) genannt, auch wenn immer beide Geschlechter angesprochen sind.
Angstpatienten haben ein auffallend großes Interesse an Informationen über Angst, vermutlich auch infolge ihres ausgeprägten Sicherheitsbedürfnisses. Geht der Therapeut auf dieses Interesse ein und klärt den Patienten gründlich über Angst auf, trägt er zur Entwicklung einer guten therapeutischen Beziehung bei (vgl. Kapitel 3.2). Gleichzeitig kommt es beim Patienten zur ersten kognitiven Umstrukturierung. Genauere Kenntnisse der verursachenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen von unbegründeter Angst bilden einen großen Fundus für die Psychoedukation (vgl. Kapitel 3.4.1.2). Je präziser die Diagnose und Psychoedukation, desto besser fallen die therapeutischen Wirkungen aus – vorausgesetzt, dem einzelnen Patienten werden therapeutische Vorgehensweisen angeboten, die er wirkungsvoll umsetzen kann.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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