Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ich wache zu Tode verängstigt, gedemütigt und an eine Wand gekettet auf.Die Fesseln um meine Handgelenke bedeuten nur eines.Er besitzt mich jetzt. Mit seinen finsteren Blicken und geblafften Befehlen ist er gefährlich. Er ist mein Folterknecht, mein Kerkermeister, eine Bedrohung für meine Existenz. Niemand, mit dem man Spielchen treibt.Auch wenn mein verschreckter Verstand vielleicht flüstertAuch wenn ich sehr neugierig bin, wie solch ein Mann entstand.Ich bin immer noch sein dunkles und verdorbenes Haustier, das er hegen oder herabwürdigen kann.Und ich beginne die Dunkelheit zu lieben
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 219
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
kontrolliert & korrumpiert
Copyright © 2020 von Jessa James
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, elektronisch, digital oder mechanisch, reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder durch irgendeine Art von Datenspeicherungs- und Datenabfragesystem ohne ausdrückliche, schriftliche Genehmigung des Autors.
Veröffentlich von Jessa James
James, Jessa
kontrolliert & korrumpiert
Cover design copyright 2020 by Jessa James, Author
Images/Photo Credit: Yafimik; SSilver
Hinweis des Herausgebers:
Dieses Buch wurde für ein erwachsenes Publikum geschrieben. Das Buch kann explizite sexuelle Inhalte enthalten. Sexuelle Aktivitäten, die in diesem Buch enthalten sind, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind, und jegliche Aktivitäten oder Risiken, die von fiktiven Personen innerhalb der Geschichte übernommen werden, werden vom Autor oder Herausgeber weder befürwortet noch gefördert.
1. Katherine
2. Katherine
3. Arsen
4. Katherine
5. Katherine
6. Katherine
7. Katherine
8. Arsen
9. Katherine
10. Katherine
11. Arsen
12. Arsen
13. Katherine
14. Katherine
15. Katherine
16. Katherine
17. Katherine
18. Katherine
19. Arsen
20. Katherine
21. Arsen
Bücher von Jessa James
Also By Jessa James (English)
Über die Autorin
Ich renne so schnell ich kann vor den Cops weg, die mich verfolgen. Zu was ich renne, weiß ich nicht. Ich renne auf die zwei verlotterten Lagerhäuser zu, die nebeneinanderstehen.
Mein Herzschlag klingt donnernd in meinen Ohren.
Ka-bumm.
Meine Muskeln bewegen mich vorwärts, aber meine Arme und Beine protestieren bei jedem Schritt.
Ka-bumm.
Meine Gedanken rasen und versuchen, ein Puzzle zusammenzusetzen, für das ich nicht alle Teile habe. Ich kann kaum kohärente Gedanken fassen, sondern handle nur auf Grundlage reiner Instinkte.
Ka-bumm.
Ich erreiche die Engstelle, an der mich die zwei Lagerhäuser in Schatten hüllen. Meine Bewegungen werden vor jedem hinter mir verborgen. Ich renne durch die schmale Lücke und halte mich weiterhin rechts. Nur zwanzig Meter vor mir sehe ich eine halb geöffnete Tür. Meine Lungen brüllen mich an, sofort anzuhalten, weshalb ich zu der Tür sprinte und hindurch schlüpfe.
Sobald ich durch die Tür trete, vermisse ich das dämmrige Licht. Hier drinnen ist es dunkel und nasskalt und schimmlig und meine Augen brauchen einen Moment, um sich an die veränderten Lichtbedingungen anzupassen. Das Lagerhaus ist voller alter Kisten und Schachteln, die viermal so hoch gestapelt sind, wie ich groß bin.
Ich muss in Bewegung bleiben. Wenn ich so herumstehe, bin ich leichte Beute. Drei Wege sind zwischen den Kartons zu sehen, wodurch ich gezwungen bin, mich für einen zu entscheiden. Ich wähle den linken und bewege mich so rasch und leise wie möglich durch die Reihe der Kartons, die über meinem Kopf aufragen.
Zwischen den Schachteln gibt es hier und dort weitere Gänge, wo ein Stapel einfach endet und eine Lücke entsteht, ehe der nächste beginnt. Ich sehe bald, dass es nicht nur die drei Wege gibt, sondern tatsächlich ein ganzes Netzwerk aus begleitenden Pfaden.
Indem ich nach rechts und vom Hauptweg abbiege, arbeite ich mich durch das Labyrinth. Beim Gehen muss ich mein Tempo reduzieren, denn die Pfade, auf denen ich mich bewege, werden immer kleiner, sodass ich fast zwischen den hoch aufragenden Kartons gefangen bin.
Dasselbe klaustrophobische Gefühl, das ich vorhin im SUV aufsteigen gespürt hatte, überkommt mich auch jetzt. Wenn ich hier drinnen sterbe, könnten die Cops meinen Körper einfach zwischen den Kartons liegen lassen und es würde vermutlich niemand bemerken.
Vorausgesetzt, dass überhaupt irgendjemand nach mir suchen würde.
Aufgrund der Tatsache, dass der Bruder, der mir am nächsten stand, Tony, mich gerade einfach an die Cops verkauft hat, die mich jetzt verfolgen, hege ich daran ernste Zweifel.
Ich greife mir an die Brust und kämpfe dagegen an, dass diese Gedanken in meinem Gehirn Wurzeln schlagen. Nicht, wenn so viel anderes auf dem Spiel steht.
Ich erreiche den Ort, der scheinbar das Zentrum des Labyrinths ist, und erkenne das Hauptproblem, wenn man sich zwischen Kartons aufhält. Es gibt hier keinerlei Versteckmöglichkeiten.
Ich stoppe, betrachte den dicken Karton zu meiner Rechten und untersuche ihn nach einer Möglichkeit, hineinzugelangen. Ich finde eine Schnittstelle und folge ihr mit meinen Fingern um den Karton herum. Aber ich müsste den Karton einreißen, um hineinzugelangen.
Ich sehe an dem hohen Kartonstapel darüber hoch und beiße mir auf die Lippe. Es ist unmöglich zu sagen, ob die unterste Schachtel des Stapels nicht zusammenbrechen und mich in ihrem Inneren begraben würde. Und das auch nur, wenn es mir gelingt, hineinzugelangen ohne die Hilfe irgendwelcher Werkzeuge.
„Hey, hier drinnen!“, erklingt die Stimme eines Mannes. Obwohl die Stimme noch leicht entfernt ist, erkenne ich sie, denn sie gehört einem der Cops. „Sie könnte durch diese offene Tür gerannt sein.“
Scheiße. Sie kommen in meine Richtung, es ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich sehe mich panisch um. Ich muss mich in Bewegung setzen, so viel ist sicher.
Ich beschließe weiter in den hinteren Teil des Lagerhauses vorzudringen, da ich denke, dass sich dort vielleicht ein Ausgang oder wenigstens ein Fleckchen befinden könnte, an dem ich mich verstecken kann. Ich meiner Eile, mich schnell zu bewegen, stoße ich mit meiner Schulter so fest gegen einen der Kartonstapel, dass er tatsächlich eine Sekunde lang vor und zurück schwankt.
Zurückschreckend, husche ich von den Kartons weg und bete, dass sie nicht umfallen. Diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht bedacht, aber ich möchte die Cops nicht darauf hinweisen, dass ich im Inneren dieses speziellen Lagerhauses bin. Einige dieser riesigen Schachteln umzustoßen, wird allermindestens das erreichen.
Weit hinter mir höre ich einen der Cops fluchen und ich vermute, dass er gerade ebenfalls herausgefunden hat, dass sich die Schachteln bewegen lassen.
Als ich weiterlaufe, öffnet sich der Pfad langsam. Ich eile durch den breiter werdenden Korridor und versuche, zu erkennen, was am anderen Ende liegt. Meine Atmung klingt in meinen Ohren abgehackt und scharf.
Ich bete stumm, dass niemand sonst meine Atemzüge hören kann. Ich laufe weiter, bewege mich nur noch angetrieben von reiner Willenskraft und dann renne ich plötzlich aus dem Labyrinth.
Ich schaue nach links und rechts. Auf der linken Seite, ganz am Ende scheint eine Flügeltür zu sein. Vor mir befindet sich ein zweites Stockwerk mit, wie es scheint, Büros. Ganz zu meiner Rechten ist eine Treppe, die hinauf zu dem zweiten Stock führt.
Ich rase zu dem Ausgang, wobei ich eine Ratte ignoriere, die vor mir über den Weg saust. Ich hole die letzten Kraftreserven aus meinen Armen und Beinen, während ich volle Pulle zu den Türen sprinte. An den Wänden hier ist Graffiti, ganz in rot und schwarz, der Künstler hat sein Zeichen praktisch immer und immer wieder gesprüht.
„Skinx“, steht dort. „Skinx. Skinx. Skinx. Skinx. Skinx.“
Ich kann die Cops einander zubrüllen hören, während sie sich durch das Labyrinth kämpfen. Ich kann nicht ausmachen, was sie sagen, weil ihre Stimmen von all dem Karton gedämpft werden, aber ich weiß, dass sie mir immer noch auf den Fersen sind.
Ich schaffe es zu den Flügeltüren, nur um festzustellen, dass sie mit einem Vorhängeschloss verriegelt sind, eine abgesperrte Kette ist zwischen ihren individuellen Türgriffen durchgezogen worden. Ich drücke trotzdem gegen eine der Türen, denn ich spüre, wie die Panik wieder in mir aufsteigt. Sie öffnet sich einen halben Zentimeter, bevor sich die Kette strafft.
Scheiße! Ich klatsche mit der Hand gegen die Tür, nur um gleich danach wegen des Lärms zusammenzuzucken. Ich brauche einen anderen Fluchtweg oder zumindest ein Versteck.
Ich blicke hinter mich, dann zu meiner Rechten. Ich will hier nicht eingesperrt sein, aber es sieht so aus, als bliebe mir keine andere Wahl. Ich beginne, zum anderen Ende zu rennen und richte all meine Energie auf die wacklig aussehende Metalltreppe, die hinauf zum zweiten Stock führt.
Meine Lungen brennen, als ich sie erreiche. Ich kraxle die ersten paar Stufen hinauf, ehe ich registriere, wie laut ich bin. Während ich einen Blick in den Wald aus Kartons werfe, reduziere ich mein Tempo und hoffe, dass ich meinen Standort nicht bereits verraten habe.
Jeder langsame Schritt dreht mir den Magen um. Ich schleiche auf leisen Sohlen die Treppe hinauf und rase in dem Moment los, als ich die oberste Stufe erreiche. Eines der Büros befindet sich direkt vor mir. Die Tür steht achtlos offen und ich husche hinein. Ich schließe die Tür hinter mir, doch sie schwingt nur drei Viertel des Weges zu.
Ich sehe mich um und versuche, mich zu orientieren. Rechts hinter mir ist ein großes Glasfenster, das einen Teil der Bürowand ausmacht. Das ist mir jedoch schnuppe. Wenigstens bin ich hier nicht so schrecklich ungeschützt, wie ich es auf der Treppe war. Ich sehe mich in dem Büro um, das mit dutzenden Stapeln kleinerer Schachteln gefüllt ist. Hinter all den Schachteln erspähe ich einen Schreibtisch.
Bingo. Dort kann ich mich verstecken.
Ich gehe tief in die Hocke, damit ich nicht gesehen werde, und watschle so zwischen den Stapeln hindurch, bis ich den Schreibtisch ganz hinten in der rechten Ecke finde. Er ist aus muffigem altem Holz gemacht und biegt sich unter dem Gewicht der Schachteln, die auf ihm gestapelt sind, fürchterlich durch. Es sieht aus, als könne er jeden Moment zusammenbrechen, aber das spielt jetzt keine Rolle für mich.
Ich gehe gerne auf meine Knie und krabble darunter, dankbar für den Schutz, den er mir bietet. Ich bekomme einen Krampf in meinem Schenkel, sowie ich meine Bewegungen einstelle. Urplötzlich protestiert mein Körper gegen die Aktivitäten der letzten Stunde.
Ich massiere mein Bein, so gut ich kann, während ich dort sitze und die Ohren spitze, um nach Geräuschen der Cops zu lauschen. Ich versuche so regelmäßig wie möglich zu atmen, während meine Gedanken verzweifelt durcheinanderwirbeln.
Ist es möglich, dass sie einfach aufgeben werden in der Annahme, dass sie vielleicht das falsche Lagerhaus erwischt haben? Kann ich bitte, bitt eine einzige Pause an diesem Schreckenstag bekommen?
Als ich das schwache Klacken von Stiefelschritten auf der Treppe höre, schlucke ich. Ich hätte wissen sollen, dass ich kein solches Glück haben würde. Ich kneife meine Augen eine Sekunde zu und dränge die Tränen zurück, die in meinen Augen brennen.
Jetzt ist keine Zeit für Tränen. Ich schlage eine Hand über meinen Mund aus lauter Furcht, dass sie wissen werden, wo sie mich finden können, wenn ich einen Laut von mir gebe.
Klonk, klonk, klonk…
Ich lausche dem Geräusch der schweren Stiefel, die die Metallstufen hinter sich lassen und in meine Richtung marschieren. Schauder beginnen meinen Körper zu schütteln, während der Lärm immer näher kommt.
„Hier drin, Hunt“, sagt einer direkt vor dem Büro. „Schau, der Staub wurde hier und hier aufgewirbelt.“
„Könnte derjenige gewesen sein, der unten sein Graffiti verteilt hat.“
„Hast du jemals einen Sprayer gesehen, der eine Gegend erkundet hat, ohne sein Zeichen zu hinterlassen?“, gluckst der Cop.
Ein langes, trauriges, seufzendes Knarzen ist zu hören, als die Bürotür geöffnet wird.
„Du solltest jetzt sofort rauskommen!“, ruft mir der Cop zu. „Wir werden dir nicht wehtun, wenn wir es nicht müssen.“
Nein, ihr werdet mich einfach an irgendeine verrückte Person verkaufen. Eine Person, die denkt, dass sie Menschen besitzen kann und sollte.
Ich klappe den Mund zu und versuche, die bitteren Tränen, die mich zu überwältigen drohen, zu unterdrücken. Unter dem Tisch kauernd, bete ich zu Gott, obwohl ich nicht an ihn glaube.
Bitte. Bitte, wenn du zuhörst… rette mich. Bitte!
Ich zucke zusammen, als die Cops einen der Schachtelstapel umwerfen.
„Komm schon!“, ruft die gleiche Stimme. „Zwing mich nicht, nach dir zu jagen! Komm einfach raus!“
„Sie ist nicht hier drinnen“, sagt der andere Cop mit gelangweilter Stimme.
„Doch, das ist sie.“ Die Stimme kommt näher. „Und sie kommt jetzt besser raus, wenn sie weiß, was gut für sie ist.“
Ich kann mich nicht rühren. Ich kann nicht atmen. Ich kann nicht denken.
Das Einzige, das ich höre, sind die Schritte, die sich im Kreis bewegen, bereit, beim kleinsten Anzeichen von Leben zuzuschlagen.
„Lass uns ein paar der anderen Räume hier oben überprüfen, Mann.“ Der Cop klingt ungeduldig. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, um das Mädel abzuliefern. Ich habe ein Haufen Zeug zu tun.“
Es entsteht eine lange Pause. Ich sitze verängstigt dort, während der Cop versucht, eine Entscheidung zu treffen. Dann ein unzufriedenes männliches Seufzen.
„Ja, okay.“
Die Schritte beginnen zu weichen. Ich bin so erleichtert, dass ich beinahe laut ausatme. Ich lehne mich leicht nach links und der Schreibtisch knarzt laut.
Die Schritte halten inne. Es ist ein leiser Fluch zu hören.
„Ich hab‘s dir doch gesagt, dass sie hier drin ist, verflucht nochmal“, schimpft der Cop. „Ich hab’s dir doch gesagt!“
Ihre Schritte hasten in meine Richtung. Ich schließe die Augen und zittere am ganzen Leib, unfähig, den Cops auf der Suche nach mir zuzuschauen. Er packt meine Arme und zerrt mich unter dem Schreibtisch hervor. Meine Augen klappen auf, als er mich nach oben reißt.
„Du verdammtes dämliches Miststück“, zischt er triumphierend. „Du wirst es bereuen, dass du uns weggerannt bist. Wir werden dafür sorgen, dass du an jemanden verkauft wirst, der dich dazu bringt, um den Tod zu betteln.“
Ich sehe, wie sich der andere Cop mit einer Spritze in der Hand nähert. Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber was soll ich schon sagen? Stattdessen beginne ich einfach nur zu heulen und gebe unverständliche Laute von mir.
„Spritz sie direkt hier, in den Arm“, befiehlt der erste Cop und streckt meinen Arm aus.
Der Officer piekst mich in den Arm, ein kurzer nadelstichartiger Schmerz. Alles beginnt zu verschwimmen, die ganze Welt um mich herum verliert ihre Form.
„Das sollte sie direkt ins Traumland befördern“, murmelt einer von ihnen.
Und dann wird alles schwarz.
Ich wache langsam auf und realisiere, dass ich mit dem Gesicht nach unten liege und auf etwas Hartem ruhe. Ich stemme mich mit zittrigen Armen hoch und sehe mich in dem Raum um, in dem ich mich befinde. Ich liege auf dem Boden des Raumes, meine Körperhitze wird von dem kühlen Beton aufgesaugt. Ich versuche, mich zu konzentrieren.
Ich bin in einer Art kleinem Schlafzimmer mit einem Feldbett, einer kratzigen grauen Wolldecke und einem Eimer. Alles ist trostlos und grau, die gleiche Farbe wie die Betonsteinwände. Es gibt im ganzen Raum, der nicht größer als zweieinhalb mal zweieinhalb Meter sein kann, keine Fenster.
Es ist eine Gefängniszelle, wird mir bewusst. Ich bin in einem Gefängnis und niemand weiß oder schert sich darum, dass ich hier bin.
Dieser Gedanke wirbelt durch meinen Kopf, aber ich kann ihn nicht festhalten. Ich kann gar nichts für allzu lange Zeit festhalten, was momentan in Ordnung für mich ist.
Die Welt ist immer noch verschwommen, was ich auf das Mittel schiebe, das mir die Cops verabreicht haben. Was auch immer sie mir gespritzt haben, hat einen bitteren Geschmack in meinem Mund hinterlassen und sorgt dafür, dass sich sogar meine Knochen schwach anfühlen. Ich setze mich aufrecht hin, als ich bemerke, dass mein hellrosa Kleid fort und mit einem steifen grauen Etuikleid ersetzt worden ist, dessen Stoff an meiner nackten Haut kratzt.
Mein BH ist ebenfalls fort, was bedeutet, dass mich jemand splitternackt gesehen hat, als derjenige mich umgezogen hat. Ich schaue nach einem Slip und bin erleichtert, dass ich noch immer den gleichen weißen Satinslip wie zuvor trage.
Wenigstens der ist noch da.
Ich komme langsam auf meine Füße, denn mein ganzer Körper schmerzt von gestern, als ich um mein Leben rannte. Meine nackten Füße protestieren am meisten. Ich kann frische Blasen spüren, die überall dort, wo meine Zehen Kontakt mit meinen Schuhen hatten, und an meinen Fußballen entstanden sind.
Ich humple zu der gefängnisartigen Tür und presse meine Hände an das flache Metall. Auf halber Höhe befindet sich ein Schlitz in der Tür, gerade mal fünfzehn mal sieben Zentimeter groß. Ich bücke mich, um hindurch zu spähen, wobei mein Körper protestiert. Auf der anderen Seite, so weit ich sehen kann, befindet sich nur ein Stück kahler Wand.
„Hallo?“, rufe ich. „Hallo? Irgendjemand?“
Stille ist die einzige Antwort und sie ist ohrenbetäubend. Ich drehe mich um und blicke in meine winzige Zelle. Mein Gehirn ist immer noch Brei, was mich davon abhält, die schlimmsten Teile meiner Situation zu überdenken.
Tonys Gesichtsausdruck, kurz bevor mich die Cops wegschleiften. Schuld, Besorgnis und vielleicht ein bisschen Selbstgefälligkeit.
Mein Vater, der mich anscheinend an einen unbekannten Käufer verkauft hat. Diese Gefühle kann ich nicht mal entwirren, ohne zornig zu werden, weshalb es besser ist, sie einfach in Ruhe zu lassen.
Die Zukunft ist geheimnisumwoben.
Wo werde ich hingehen?
Wen werde ich dort treffen?
Werde ich überhaupt lange überleben?
Das College wirkt jetzt wie ein weit entfernter Traum.
Stattdessen verbringe ich die nächsten paar Stunden damit, jeden Zentimeter meiner Zelle kennenzulernen. Ich fahre die Fugen zwischen den Betonblöcken nach. Ich ziehe das Feldbett von der Wand weg, wodurch ich eine Stelle in der Ecke entdecke, wo jemand mit irgendeinem Werkzeug ein kleines Loch in den Boden gehämmert hat. Ich falte und entfalte die Decke, durchsuche sie auf versteckte Rätsel.
Ungefähr zwei Stunden später bemerke ich, dass ich pinkeln muss. Und zwar wirklich, wirklich dringend. Ich rufe eine Weile durch den Türschlitz, doch niemand antwortet.
Da niemand zu meiner Hilfe eilt und meine Blase kurz vorm Platzen steht, bin ich gezwungen, den Eimer zu benutzen. Ich gehe darüber in die Hocke und erleichtere mich. Es gibt kein Toilettenpapier oder ähnliches, weshalb ich gezwungen bin, mich trocken tropfen zu lassen.
Dann lege ich mich auf das Feldbett, zitternd und verängstigt. Irgendwann weicht die benebelnde Wirkung der Droge aus meinem Körper. Bebend ziehe ich die Wolldecke um meinen Körper. Doch die Wolle hält nur die kühle Luft von mir fern. Sie kann nicht die Gedanken abwehren, die mich zu überwältigen drohen.
Die mysteriöse Zukunft. Tony. Mein Vater und der Rest meiner Familie. Wird überhaupt irgendjemand wissen, dass ich entführt worden bin?
Diese Gedanken und Varianten davon wiederholen und wiederholen sich, bis ich ein schluchzendes, durchgeknalltes Häufchen Elend bin. Dann weine ich, bis ich keine Tränen mehr habe. Ich schlafe eine Weile. Ich wache auf und erinnere mich daran, wo ich bin. Der Kreis beginnt von vorne.
Stress. Weinen. Schlafen.
Ein ganzer Tag vergeht ohne irgendein Lebenszeichen jenseits meiner Tür. An irgendeinem Punkt setze ich mich neben die Tür und brülle, dass jemand herkommen soll, doch niemand tut es. Nicht einmal, als sich mein Magen vor Hunger zu verkrampfen beginnt.
Erst zu Beginn des dritten Tages höre ich schwere Stiefel durch den Gang auf meine Zelle zukommen.
Ich krabble eilig von dem Feldbett und halte die Wolldecke dicht an mich gepresst.
„Hallo?“, sage ich und halte mein Auge an den Schlitz.
Als ich mich anstrenge, in den Flur zu spähen, kann ich die Gestalt eines großen Mannes, der ganz in schwarz gekleidet ist, auf mich zukommen sehen. Ich starre ihn an, auf seine Glatze, seine Knopfaugen und den grimmen Zug um seinen Mund, auf das steife, starre Paar Schultern. Wenn ich ihn auf der Straße sehen würde, würde ich auf die andere Seite wechseln, um ihm aus dem Weg zu gehen. Doch er ist eine Person und ich habe seit drei Tagen keine Person mehr gesehen.
Als er sich meiner Tür nähert, weiß ich nicht, ob ich eher begeistert oder verängstigt sein soll. Er sagt nichts, während er meine Tür entriegelt und sie aufzieht.
„Komm“, sagt er nur und bedeutet mir, die Zelle zu verlassen. Ich registriere allein an seiner Sprechweise, dass er Russe oder vielleicht Pole oder Ukrainer ist.
„Wo sind wir?“, verlange ich zu wissen, während ich aus einer Mischung aus Kälte und Angst zittere.
„Du nicht sprechen“, befiehlt er und bewegt sich auf mich zu. „Geh raus einfach.“
Ich mustere ihn eine Sekunde und frage mich, ob ich Widerstand leisten soll. Andererseits was genau soll ich hier widerstehen? Ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich jetzt bin oder wo er mich hinführen soll.
„Sag mir einfach, wo ich bin –“, flehe ich.
Er unterbricht mich, indem er mich an der Schulter packt. Dort presst er seinen Daumen ins Fleisch, bohrt ihn schmerzhaft in meine Haut, bis ich aufschreie und vor seiner Berührung zurückzuweichen beginne. Ich greife nach ihm und meine Fingernägel finden Halt in seinem fleischigen Unterarm, doch er blinzelt nicht einmal in Reaktion darauf.
„Beweg dich!“, brüllt er und schüttelt mich.
Er reißt die Wolldecke mit seiner freien Hand weg und schiebt mich aus meiner Zelle und in den langen, sterilen Gang. Der Gang ist schockierend weiß und wird nur hier und da von den Türen zu anderen Zellen unterbrochen.
Er beginnt mich nach vorne durch den Gang zu treiben. Die weißen Fliesen unter meinen Füßen sind so kalt wie der Betonboden und zeigen einige Altersspuren wie angeschlagene und gesprungene Fliesen.
Was ist das für ein Ort? Wie viele Leute wurden hier schon gefangen gehalten? Ich zähle mindestens sechs weitere Zellen, während ich an ihnen vorbeigeschleppt werde, doch sie sind alle leer.
Am Ende des Ganges führt mich meine Wache zu einem weiß gestrichenen Treppengang. Ich werde die Stufen halb hinuntergeschleift, Stockwerk um Stockwerk. Jedes Stockwerk sieht genauso aus wie der Gang, den ich gerade hinter mir gelassen habe. Sechs Stockwerke oder sieben… ich verliere rasch den Überblick.
„Wohin bringst du mich?“, frage ich erneut, doch meine Wache starrt mich nur finster an.
Als wir das Erdgeschoss erreichen, öffnet er die Tür und schiebt mich hindurch. Ich stehe vor einem weiteren langen Gang mit Zellen, aber dieser ist anders.
Obwohl ich niemanden sehen kann, weiß ich, dass diese Zellen voller Leute sind. Frauenstimmen. Manche rufen um Hilfe, manche weinen und manche murmeln einfach nur leise.
„Du gehen“, sagt meine Wache und stößt mich nach vorne. „Dritte rechts, das ist deine.“
Ich schlurfe langsam vorwärts und versuche, durch die winzigen Schlitze in den grauen Türen zu sehen, doch ich kann lediglich einige Augenpaare ausmachen. Meine Wache hat kein Interesse an dem Stöhnen und Flehen, das aus den Zellen dringt. Es ist beinahe so, als wäre er immun dagegen. Er scheucht mich vorwärts und zieht die Tür zu meiner Zelle auf.
„Geh rein“, befiehlt er. „Mach dich nackig.“
„Bitte –“, versuche ich es, nur damit sich seine Hand abermals auf meine Schulter legt. Als er dieses Mal seinen Daumen in mein Fleisch bohrt, verursacht er ernsthafte Schäden.
Ich schreie auf und falle auf die Knie, während mir Tränen in die Augen treten. Während ich verblüfft dahocke, geht er und knallt die Tür hinter sich zu.
„Warte!“, rufe ich ihm hinterher. „Bitte warte!“
Doch er ist fort. Ich krabble auf meinen Händen und Knien zur Tür und spähe aus dem Schlitz. Wie zuvor ist er so gemacht, dass ich nur weiße Wände sehen kann. Ich kann eine Menge hören, aber nichts sticht so richtig heraus.
„Hallo?“, rufe ich. „Kann mich irgendjemand hören?“
Falls mich die anderen Frauen hören können, so antwortet mir jedoch niemand. Ich sinke mutlos zu Boden.
Hauptsächlich frage ich mich: was jetzt? Warum bin ich hier? Was wird gleich passieren?
Nicht allzu lange, nachdem meine Wache gegangen ist, öffnet eine winzige alte Asiatin meine Tür. Sie funkelt mich böse an und hält in einer Hand ein schickes weißes Kleid an einem Bügel hoch und ein kleines Täschchen mit Reißverschluss in der anderen.
Ich setze mich aufrecht hin und mustere ihr Gesicht. „Können Sie mir sagen, wo wir sind?“
Falls sie Englisch spricht, so macht sie sich keine Mühe, zu antworten. Stattdessen bedeutet sie mir nur, das Kleid, das ich anhabe, auszuziehen. „Aus!“
„Bitte, wo sind wir?“, sage ich flehend.
Die Frau wirkt perplex und stellt die kleine Tasche ab.
„Aus jetzt!“, sagt sie mit lauter werdender Stimme.
„Nein!“, protestiere ich.
Ein Taser taucht aus den voluminösen Röcken der Frau auf. Sie schwingt ihn ungeduldig vor mir herum. „Aus!“
Ich beiße mir auf die Lippe und schätze die Entfernung zwischen mir, ihr und der Tür ab. Sie ertappt mich beim Schauen und schiebt sich ganz zwischen mich und die Tür. Sie klappert mit dem Bügel.
Ich hätte es nirgendwohin geschafft, selbst wenn ich es versucht hätte. Das weiß ich.
„Aus!“, wiederholt sie, wobei ihre Stimme panischer wird. Sie blickt über ihre Schulter. Mir wird bewusst, dass sie vielleicht auch nicht aus freien Stücken hier ist.
Ich kehre ihr meinen Rücken zu und ziehe das Kleid über meinen Kopf. Die Frau schnalzt mit der Zunge und dreht mich um. Ich erschaudere und versuche, meine Scham mit meinen Händen zu verdecken. Ich bin zutiefst beschämt, doch meine roten Wangen lassen die Frau keineswegs innehalten.
Sie steckt den Taser einfach wieder in ihre Röcke und bedeutet mir, meine Hände über meinen Kopf zu strecken. Ich hebe meine Hände nach oben und sie zieht das Kleid vom Bügel und zwingt es über meinen Kopf nach unten.
Ich helfe ihr dabei, das weiße Tüllkleid über meinen Körper nach unten zu schieben, sodass der weite Rock zu Boden fallen kann. Es ist ein atemberaubendes Kleid. Ich fühle mich dumm, dass ich es trage, weil ich mich seit drei Tagen weder geduscht noch rasiert habe.
Ich will sie fragen, wofür ich so ausstaffiert werde, aber je mehr Zeit ich mit dieser Frau verbringe, desto weniger überzeugt bin ich, dass sie überhaupt irgendetwas weiß.
Die Frau greift sich die kleine Tasche, die sie auf den Boden hat fallen lassen, und zieht den Reißverschluss auf, um ein einfaches Makeup-Kit zu enthüllen. Sie sagt etwas in ihrer Muttersprache und bedeutet mir, mich nicht zu bewegen. Ich schließe die Augen, während sie mit ihren Fingern etwas silbernes Augenmakeup auf meinem Gesicht verteilt und dann eine Menge knallpinkes Rouge mit einem langen Pinsel aufträgt.
Als sie fertig ist, schaut sie mich an und taxiert mich abschätzend. Sie nickt entschlossen und wendet sich dann zum Gehen.
„Warte –“, sage ich, aber sie tut es nicht und schließt die Tür hinter sich.
Stattdessen taucht erneut meine Wache mit einer Spritze in der Hand auf. Meine Augen weiten sich, als ich realisiere, dass ich gleich wieder unter Drogen gesetzt werden werde und ich wehre mich, als er mich packt.
„Nein! Nein, ich will das nicht!“, kreische ich. „Nein, bitte –“
Er injiziert sie mir in den Oberarm, wobei er meine Gegenwehr einfach ignoriert. Doch anstatt, dass alles schwarz wird, scheint die Welt einfach nur weicher zu werden. Das Licht nimmt einen goldenen Schimmer an und mein Interesse daran, Widerstand zu leisten…
Was auch immer das war, es ist jetzt verschwunden.
Meine Wache führt mich am Arm aus der Zelle und ich gehe mit, vollkommen gefügig.
W