Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Liebe mich nicht-Hasse mich nicht Duett-Liebe mich nicht, Buch 1Zyniker. Scheiß drauf. Außenseiter. Das ist Jameson auf den Punkt gebracht - ganz zu schweigen von sabberbarem, verträumtem und perfektem Fantasieobjekt. Er ist auch der beste Freund und Geschäftspartner meines älteren Bruders. Ich habe eine Schwäche für Jameson, seit ich alt genug war, um schmutzige Träume zu haben. Mein Bruder hat kristallklar gemacht, dass jemand verletzt wird, wenn er Jameson auf der falschen Seite der Fährte erwischt, wenn er mich auch nur ansieht. Das schreckt mich aber nicht ab. Ich möchte, dass Jameson mein Erster ist. Und deshalb darf mein Bruder nie herausfinden, was passiert ist. Weil Jameson mich geküsst hat. Nein - nicht geküsst - er hat mich gegen eine Wand geschubst, mich besessen und mir den Atem geraubt. Dann wurde er prompt in meinem Bett ohnmächtig, völlig betrunken. Jetzt weiß ich, dass Jameson mich will. Vielleicht bin ich wegen meines Bruders tabu, aber dieser Kuss ist in meinen Gedanken eingebrannt. Ich brauche eine weitere Kostprobe von Jameson. Ich sehne mich nach seiner brutalen Berührung. An die Wand gepresst, keuchend vor dem Gefühl, dass sein Körper an meinen gepresst wird, schreiend vor Vergnügen und Schmerz, während er mir alles gibt, wovon ich geträumt habe. Solange mein Bruder es nicht begreift, gibt mir Jameson vielleicht genau das, was ich will... und noch viel mehr...Hasse mich nicht - Buch 2Ich bin über Jameson hinweg. Ich bin am Ende. Erledigt.Er hat mit mir unter Berufung auf seine Freundschaft mit meinem großen Bruder Schluss gemacht. Also wusch ich meine Hände von ihm. Mit gebrochenem Herzen versuche ich, mit meinem Leben weiterzumachen.Aber natürlich kann Jameson es mir nicht leicht machen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit ist er immer noch in meinem Raum und verspottet mich mit seinen gefühlvollen Augen und seinem klugen Lächeln. Ich erinnere mich nur zu gut daran, wie es sich anfühlte, in seine Arme gehüllt zu sein, unter seinem großen Körper zu liegen und seinen Namen zu schreien.Ich scheine ihn einfach nicht abschütteln zu können. Jeder Schritt, den ich von ihm wegnehme, scheint uns einander näher zu bringen, auch wenn wir diesen Weg schon einmal gegangen sind. Dieselben Kräfte drohen uns für immer auseinander zu reißen... es sei denn, Jameson und ich lernen, die Liebe an die erste Stelle zu setzen.Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 566
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Liebe mich nicht
Prolog
Prolog 2
Prolog 3
1. Jameson
2. Emma
3. Jameson
4. Emma
5. Jameson
6. Jameson
7. Emma
8. Jameson
9. Emma
10. Emma
11. Jameson
12. Jameson
13. Emma
14. Emma
15. Emma
16. Jameson
17. Emma
18. Jameson
19. Emma
20. Jameson
21. Jameson
22. Emma
23. Jameson
24. Emma
Hasse mich nicht
1. Emma
2. Jameson
3. Emma
4. Jameson
5. Emma
6. Emma
7. Jameson
8. Emma
9. Emma
10. Jameson
11. Jameson
12. Emma
13. Jameson
14. Emma
15. Jameson
16. Emma
17. Jameson
18. Emma
19. Jameson
20. Emma
21. Jameson
22. Jameson
23. Emma
24. Emma
25. Emma
26. Jameson
Bücher von Jessa James
Also By Jessa James (English)
Über die Autorin
Liebe mich nicht: Copyright © 2020 von Jessa James
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, elektronisch, digital oder mechanisch, reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder durch irgendeine Art von Datenspeicherungs- und Datenabfragesystem ohne ausdrückliche, schriftliche Genehmigung des Autors.
Veröffentlich von Jessa James
James, Jessa
Liebe mich nicht
Cover design copyright 2020 by Jessa James, Author
Images/Photo Credit: BookCoverForYou
Hinweis des Herausgebers:
Dieses Buch wurde für ein erwachsenes Publikum geschrieben. Das Buch kann explizite sexuelle Inhalte enthalten. Sexuelle Aktivitäten, die in diesem Buch enthalten sind, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind, und jegliche Aktivitäten oder Risiken, die von fiktiven Personen innerhalb der Geschichte übernommen werden, werden vom Autor oder Herausgeber weder befürwortet noch gefördert.
Ich laufe den überdachten Zementweg zwischen den Klassenräumen entlang, wobei ich die Abnutzungsspuren auf meinen uralten schwarzen Converse betrachte und meinem Freund Asher zuhöre, der wie ein Wasserfall plappert.
„Die Sache mit meinen Eltern ist die, dass sie eine Menge Geld haben, aber auch solche Geizkrägen sind!“, regt sich Asher auf. „Sie lassen mich nicht einmal auf diesen Debattier-Ausflug gehen, weil sie meinen, das wäre keine sinnvolle Investition.“
Er verdreht die Augen. Ich nicke nur. Ich habe diese Geschichte schonmal gehört, verspüre jedoch nicht das Bedürfnis, ihn zu stoppen oder es ihm zu sagen. Außerdem sind wir nur noch wenige Minuten von Ms. Harpers Mathematikklassenraum entfernt.
Asher beschwert sich ständig über seine Eltern, was Sinn macht, nehme ich mal an. Ich meine, es ist schwer zu ertragen, sich das dauernd anzuhören, da meine Eltern mich und meine zwei kleinen Brüder vor Jahren einfach haben sitzen lassen. Jetzt leben wir bei meiner Grandma Jane. Sie ist nett und meint es gut, aber sie ist auch wirklich alt.
Vor drei Jahren versuchte ich, zum ersten Mal bei Asher zu übernachten. Asher und ich waren erst elf, praktisch noch Babys.
Ashers Eltern warfen einen Blick auf mich und beschlossen, dass ich ein schlechter Einfluss wäre. Ganz gleich, wie sehr Asher mit ihnen stritt und sie anflehte, sie änderten ihre Meinung nicht. Sie sagten die Übernachtung ab und bemühten sich, uns so oft sie konnten davon abzuhalten, miteinander abzuhängen.
Es fällt mir sehr schwer, sie dafür nicht zu hassen.
Ich blicke zu Asher. Mit seinem sorgfältig gebügelten blauen Hemd und Chinos ist er so ziemlich das komplette Gegenteil von mir. Ich trage ausgebeulte Jeans und ein löchriges Nirvana T-Shirt.
Wir sehen auch unterschiedlich aus. Asher hat blonde Haare, die er nach hinten gegelt hat. Ich habe dunkle Haare, die ich in Spitzen nach oben frisiert habe. Ich sah schon immer wie ein Rebell aus, Asher hingegen wie ein Chorknabe.
So sind wir, ehrlich gesagt, auch Freunde geworden. Asher war der Neue auf der Schule und ein erstklassiges Opfer für die Spielplatz-Bullies. Ich sah düster und gefährlich aus. Das reichte bei den meisten Kids auf der Schule schon. Sie wollten sich nicht mit mir anlegen.
Ich mischte mich ein und bewahrte ihn davor, mit dem Kopf in die Kloschüssel getaucht zu werden. Seitdem sind wir Freunde.
Asher rempelt mich mit dem Ellbogen in die Seite. „Meinst du nicht?“
„Ähh… yeah. Absolut“, sage ich, obwohl ich keinen blassen Schimmer habe, wovon er spricht. Ich bin gedanklichen einen Moment abgedriftet, weit weg.
„Ich sage dir, Zoe Waters hat über die Sommerferien mega Möpse bekommen“, sagt Asher.
Ich rolle mit den Augen. Das Einzige, das Zoe Waters getan hat, ist, anzufangen, einen BH zu tragen. Ansonsten ist sie genauso flachbrüstig wie der Rest unserer neunten Klasse. Glaub mir, ich habe nachgeschaut.
Wir erreichen das nächste Gebäude. Dessen durchsichtige Glastür kann der Tatsache, dass das hässliche braune Backsteingebäude praktisch jegliches Sonnenlicht verschluckt, kaum entgegenwirken. Ich schwinge die Tür auf und halte sie für Asher. Asher läuft hindurch und bleibt genau im Türrahmen stehen.
„Uff“, sage ich, als ich gegen ihn laufe. „Pass doch auf, Mann.“
Doch Asher gestikuliert nur den langen Flur hinab, der zu beiden Seiten mit Spinden und Klassenzimmertüren gesäumt ist. Vom anderen Ende laufen Mr. Smith und Ms. Song, der Direktor und die Schulpsychologin, direkt auf uns zu.
Ich sehe mich um und frage mich, wer wohl in Schwierigkeiten steckt. Ich werde nervös, obwohl ich nicht glaube, dass ich kürzlich irgendetwas getan habe, weswegen ich mir Sorgen machen müsste.
„Hey, wir machen uns besser vom Acker“, flüstere ich Asher zu. „Komm schon. Ms. Harper wird uns bestimmt als abwesend eintragen.“
Wir laufen den Gang hinab, doch Mr. Smith entdeckt uns. Er ist ein hagerer, älterer Mann in schwarzen Hosen sowie einem rosa und grau gestreiften Hemd und betrachtet mich mit ernstem Gesicht. Ms. Song ist eine winzige, hübsche Blondine. Sie verschränkt die Hände ineinander, als wir näher kommen.
Das kann kein gutes Zeichen sein.
Ich riskiere einen Blick zu Asher und sehe, dass er die gleiche Miene zur Schau stellt wie ich. Er versucht, herauszufinden, wer von uns beiden beim Direktor in Ungnade gefallen ist.
„Mr. Hart?“, sagt Ms. Song, deren Stimme piepsig ist und einem Chipmunk ähnelt. „Können Sie bitte mit mir kommen? Ich möchte mit Ihnen sprechen.“
Mir rutscht der Magen in die Kniekehlen. Was habe ich dieses Mal falsch gemacht? Ich zerbreche mir den Kopf, aber mir fällt beim besten Willen nichts ein.
Asher schaut zu mir, hin und her gerissen. Er wischt sich vermutlich mental gerade den Schweiß von der Stirn, denn es hätte jeder von uns beiden sein können, der in Schwierigkeiten steckte.
„Ich schätze, ich sollte in den Unterricht gehen“, sagt Asher.
„Yeah. Ich komme nach.“ Ich verlagere den Rucksack auf meiner Schulter, während Asher seitlich an Mr. Smith und Ms. Song vorbeihuscht.
„Dann wollen wir mal“, sagt Ms. Song. Ich meine, eine Spur von Traurigkeit in ihrer Stimme zu hören, aber ich bin mir nicht sicher. „Kommen Sie bitte in mein Büro.“
Sie dreht sich um und führt den Weg an, wobei ihre Absätze bei jedem Schritt über den Fliesenboden klackern. Ich versuche, mir darüber klarzuwerden, worum es hierbei gehen könnte. Ich bin schon viele Male ins Büro des Direktors geschleift worden, aber noch nie in Ms. Songs Büro.
Als wir ihr Büro erreichen, das kaum größer als ein Wandschrank ist, bedeutet sie mir, mich auf einen der orangenen Plastikstühle vor ihrem Schreibtisch zu setzen.
Mr. Smith schließt die Tür hinter uns und klopft mir anschließend doch tatsächlich auf die Schulter, was mich zusammenzucken lässt. Ich schaue erschrocken zu ihm hoch.
„Wir haben schlimme Nachrichten für dich, Sohn“, sagt er und blickt traurig drein. „Deine Großmutter ist dahingeschieden. Sie weilt nicht länger unter uns.“
Mein Mund klappt auf. Ich fühle mich… seltsam. Hauptsächlich denke ich: von allen Dingen, die er hätte sagen können, habe ich damit nicht gerechnet.
„Sie meinen… sie ist tot?“, bringe ich irgendwie hervor.
Mr. Smith wirft Ms. Song einen Blick zu, dann nickt er. „Ich fürchte, so ist es, ja. Einer eurer Nachbarn hat sie gefunden. Sieht nach einem Herzinfarkt aus.“
Ich sacke leicht zusammen. „Was… was bedeutet das für uns? Mich und meine kleinen Brüder, meine ich. Warum… ich meine… wohin werde ich nach der Schule gehen?“
Meine Stimme bricht beim letzten Wort. Das Einzige, das ich vor Augen habe, ist, dass ich durch die Tür zu Grandma Janes Haus laufen werde und sie nicht dort sein wird.
Fuck.
„Nun, wir haben das Kinder- und Jugendamt kontaktiert“, sagt Ms. Song, die zu mir kommt, um mir ihre Hand auf die Schulter zu legen.
„Was? Warum?“, frage ich benommen.
„Sie werden einen guten Platz für dich finden, wo du heute Nacht bleiben kannst. Und dann werden sie dir helfen, herauszufinden, wie die nächsten Schritte aussehen werden“, erklärt Mr. Smith.
Ich schaue zu ihm, während meine Augen feucht zu werden beginnen. „Sind das die Pflegefamilien-Leute?“
Ich weiß alles über Pflegefamilien. Damals, als meine Mom uns verließ und bis meine Grandma kam, waren wir drei einige Wochen bei Pflegefamilien untergebracht. Jeder von uns in einer anderen Familie.
„Ja, genau“, bestätigt Mr. Smith.
„Mit denen gehe ich nicht mit“, widerspreche ich und werde wütend. Meine Tränen laufen über und rinnen langsam über mein Gesicht. „Sie werden mich bestimmt nicht mit meinen Brüdern zusammentun.“
„Wir sollten uns einfach mal anhören, was sie sagen“, mischt sich Ms. Song ein. „Sie wissen, was das Beste ist, da bin ich mir sicher.“
Ich kann meine Brüder jetzt vor mir sehen. Ich kann Forest sehen, wie ihm von Grandma Jane erzählt wird. Gunnar, dem erklärt wird, dass wir in unterschiedlichen Pflegefamilien untergebracht werden.
Gunnar ist so jung, er wird sich nicht einmal an mich erinnern und Forest nach ein paar Monaten auch nicht mehr.
Ich balle die Fäuste und stehe so plötzlich auf, dass mein Stuhl nach hinten kippt.
„Oh, Jameson –“, sagt Ms. Song.
„Immer mit der Ruhe, Sohn.“ Mr. Smith packt mich am Arm. „Du wirst hier noch eine Weile warten müssen. Die Leute von der Behörde sollten bald hier sein.“
Tränen strömen mir jetzt übers Gesicht, Rotz blubbert aus meiner Nase. „Nein, Sie verstehen nicht! Ich kann nicht in eine Pflegefamilie gehen! Meine Brüder müssen bei mir bleiben!“
„Sohn –
„Verdammte Scheiße! Nennen Sie mich nicht so!“, brülle ich. Trotz seines Alters ist Mr. Smith immer noch stärker als ich. Es gelingt ihm, seine Arme um mich zu schlingen und mich tiefer in das Büro zu zerren.
„Es ist okay“, sagt er.
„Nein, das ist es nicht! Sie haben mir gerade verdammt nochmal gesagt, dass meine Grandma gestorben ist!“
Ich bin hysterisch, kratze nach ihm, kralle meine Hände in sein rosa und graues Hemd, aber er lässt nicht los. Stattdessen sagt er mir immer wieder, dass alles okay ist.
Aber ich weiß, dass es das nicht ist.
Nichts ist okay.
Meine Grandma ist tot. Meine kleinen Brüder wissen es wahrscheinlich noch nicht einmal, aber ihr Tod markiert einen Wendepunkt in unserem Leben. Ich weiß, dass das Kinder- und Jugendamt vermutlich versuchen wird, meine Brüder und mich in getrennte Pflegefamilien zu zwingen.
Ich mache mir jetzt schon Gedanken über die Einzelheiten einer Flucht und wie ich mich durchschlagen kann. Nicht nur ich, sondern mit meinen zwei kleinen Brüdern. Das Leben hat uns schon genug genommen, ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass uns irgendjemand trennt.
Also nein, nichts ist okay. Und ich weiß nicht, ob es das jemals wieder sein wird.
„Und deswegen spreche ich hier auf der Verlobungsfeier einen Toast aus. Auf das glückliche Paar!“, brüllt Gunnar der versammelten Menge zu, die an der Bar steht. Ich stehe den Arm um meine Verlobte Jenna gelegt da und lächle. Mein Lächeln ist nicht aufgesetzt, aber angestrengt. Es ist immer ein bisschen komisch, derjenige zu sein, auf den getrunken wird. „Auf das ihr zwei ein langes und glückliches Leben führen werdet.“
Alle sagen „hört, hört!“ oder „Cheers!“ und heben ihre Gläser. Ich hebe mein Champagnerglas und stelle Augenkontakt mit Jameson her, der in der Ecke schmollt. Er sieht in seinen dunklen Jeans und Lederjacke groß und düster aus, was irgendwie sein Ding ist.
Cece, Jamesons schäbige Surferflamme der Woche, leert ihr gesamtes Champagnerglas in einem Zug. Ich persönlich kann dem Typ Wasserstoffblondine, muss-ich-hier-Schuhe-anziehen nichts abgewinnen, aber jedem das Seine, schätze ich.
Er neigt den Kopf in meine Richtung und nippt an seinem Glas. Jameson hat sich wegen meiner Verlobung mit Jenna wie ein richtiger Scheißkerl aufgeführt. Daher ist die Tatsache, dass er heute Abend überhaupt eingeladen wurde, ein Geschenk von mir an ihn.
Ich nippe an meinem Champagner und wende mich von ihm ab. Mir ist unwohl dabei, diese Gefühle bezüglich Jameson zu hegen, der seit unserer Kindheit mein bester Freund ist.
„Schatz“, sagt Jenna, die mir ihr Champagnerglas reicht. Sie zupft einen kleinen unsichtbaren Fussel von meinem weißen Hemd und lächelt. „Kannst du mir noch ein Glas holen?“
„Klar. Ich könnte sowieso etwas Stärkeres vertragen.“
„Achte nur darauf, dass du dich nicht betrinkst.“ Sie streicht ihr schwarzes Minikleid glatt und wirft ihre blonden Haare nach hinten. „Ich möchte schließlich nicht, dass die Leute einen falschen Eindruck von dir bekommen.“
„Gott bewahre“, sage ich und verdrehe die Augen.
„Ich meine es ernst! Es sind heute Abend eine Menge Leute hier, nicht nur deine schmuddeligen Freunde.“
Ich fühle mich leicht angegriffen, aber nach einem Blick zu Jameson und seiner Freundin kann ich schwer etwas Gegenteiliges sagen. Sie machen jetzt miteinander rum, wobei Cece ihre Faust in seine Lederjacke gekrallt hat und ihn zu sich nach unten zieht. Schon bald werden sie eine Weile von der Party verschwinden, wahrscheinlich um in irgendeinem Wandschrank eine Nummer zu schieben.
Ich blicke zu Jenna, die sich abgewandt hat. Diesbezüglich bin ich beinahe neidisch auf Jameson. Jenna ist an ihren besten Tagen eine Eisprinzessin. Aber sie stammt zufälligerweise auch aus einer Familie, die noch wohlhabender ist als meine, und meine Familie hat Geld.
Die Tatsache, dass ich Jenna erbeutet habe, und das ohne ihre Hilfe, lässt meine Mutter und Vater nachts vermutlich keinen Schlaf finden. Das allein ist, meiner Meinung nach, schon zehn Ceces wert.
Ich drehe mich um und gehe zur Bar. Der Barkeeper geht, um meine Drinks zu holen, und ich bin beeindruckt davon, wie effizient er sich bewegt. Natürlich tut er das, denke ich. Jameson hat diesen Laden ausgesucht. Abgesehen vom Surfen ist die Arbeit als Barkeeper wahrscheinlich die einzige Leidenschaft, die Jameson hat.
Nun, das und schäbige ehemalige Stripperinnen.
Dennoch, als ich die ordentlich aufgereihten Alkoholflaschen betrachte und die Barkeeper, die ihrem Job geflissentlich nachgehen, stelle ich fest, dass ich neidisch bin. Wenn ich irgendetwas über Alkohol wüsste, würde ich in Nullkommanichts eine Bar eröffnen.
Ich habe sogar einen Treuhandfonds, den meine Großeltern für mich eingerichtet haben. Ich habe ihn nie angerührt, hatte Angst, auch nur einen Cent dieses Geldes auszugeben.
Ich seufze und schaue nach rechts. Meine kleine Schwester Emma sitzt auf einem Barhocker am Ende der Bar und starrt ins Leere. Ich schaue in die ungefähre Richtung, in die sie starrt, aber ich sehe nur Jameson und Cece, die miteinander rummachen.
Meine Augen bleiben länger auf Jameson liegen und ich erinnere mich an meinen sehnsuchtsvollen Moment. Ich habe eine Art Geistesblitz, mehr oder weniger. Ein Energiestrahl fegt durch mich hindurch und setzt meine Gedanken in Flammen.
Ich könnte eine Bar wie diese haben. Zum Teufel, mit Jamesons Wissen und meinem Geschäftssinn habe ich das Gefühl, dass wir wirklich etwas Großartiges aufziehen könnten.
Ich zögere, weil Jameson wegen Jenna in letzter Zeit wirklich nervtötend war. Er war schlechtgelaunt und geradezu feindselig ihr gegenüber, was zu eisiger Stille und Schmollen ihrerseits führte.
Aber die Idee, eine Bar mit Jameson zu führen, ist so fantastisch; er zapft meisterlich das perfekte Bier, ich kümmere mich um die alltäglichen Sorgen und das Geld.
Die Idee ist einfach zu verlockend, um sie zu verwerfen. Ich muss ihm zumindest davon erzählen.
Ich bewege mich schnell, denn ich habe meine Entscheidung getroffen. Natürlich werde ich von ein paar von Jennas Freunden aufgehalten, ehe ich mit ihm reden kann. Aber irgendwann erwische ich ihn, bevor er mit Cece einen Abgang machen kann.
„Hey. Hast du eine Minute?“, frage ich.
Er lässt den Whisky in seinem Glas kreisen und schaut mich amüsiert an. „Diese ganze Party ist für dich. Natürlich habe ich eine Minute.“
„Möchtest du rausgehen?“, erkundige ich mich.
Jameson nickt und sagt Cece, dass er gleich zurückkommt. Ich führe den Weg zur Tür an und stoße sie auf. Ich trete aus der klimatisierten Luft und tausche sie gegen die frühabendliche Brise ein, die vom Meer hereinweht. Wir befinden uns nur wenige Blöcke vom Ozean entfernt, wovon der Salzgeruch in der Luft zeugt.
Ich lehne mich an die raue Holzwand der Bar und Jameson tut es mir gleich. Wir blicken beide hinaus auf die Straße, während ich meine Gedanken sammle.
Zu meiner Überraschung erhebt Jameson zuerst das Wort.
„Geht es hier um Jenna?“, will er wissen.
Ich schaue zu ihm. Er zeigt keinerlei Emotionen, aber innerlich muss er bis zum Zerreißen gespannt sein, wenn er denkt, dass ich ihn wegen eines Showdowns hierhergebeten habe.
„Nein.“ Ich spreche das Wort schnell und vehement aus, damit er weiß, dass ich es ernst meine. „Ich meine, halt dich bei Jenna einfach zurück. Aber nein, das ist etwas anderes.“
Seine Brauen ziehen sich zusammen, während er versucht, dahinterzukommen, was ich meine. Er sagt allerdings nichts, weshalb ich weiterspreche.
„Ich denke, wir sollten eine Bar eröffnen.“
Sein verwirrter Gesichtsausdruck ist zum Schießen. „Du… was?“
„Eine Bar. Du stellst eine Karte zusammen, ich kümmere mich um das Geld. Wir haben beide ein Stimmrecht in Bezug auf die Atmosphäre. Zum Teufel, ich denke, deine Brüder können sogar dabei helfen, den Laden zu führen.“
„Wovon zum Henker redest du?“ Er dreht sich zu mir, nach wie vor an die Wand gelehnt.
„Ich hatte nur diesen Moment, diesen irgendwie inspirierenden Augenblick. Ich nippte drinnen an einem Drink und ich dachte… wir könnten das besser. Ich dachte ‚Jameson und ich könnten es wirklich krachen lassen, wenn wir eine Bar hätten‘.“
Jameson sieht mich an, als hätte ich eine Kopfverletzung erlitten.
„Du willst also sagen… du standst an der Bar, hast, wie ich annehme, einen weniger als erstklassigen Drink getrunken… und das hat dich auf den Gedanken gebracht, dass wir unseren eigenen Laden schmeißen sollten?“ Er sieht völlig baff aus.
„Ja, Mann. Ich habe das Geld. Du hast die Fähigkeiten…“
Er reibt sich mit einer Hand über sein Gesicht. „Ich habe endlich einen Job, in dem ich länger als ein Jahr arbeite.“
„Du arbeitest dort schon seit vier Jahren.“
„Yeah, und ich kann mich nur an zwei davon erinnern. Die ersten zwei waren ein einziger Rausch aus Whisky und Kokain. Selbst jetzt kann ich den Wunsch, jedes heiße Mädel zu ficken, das durch die Tür läuft, nicht unterdrücken.“
Ich grinse. „Ja, ja. Überzeug mich nur, dass du nicht der perfekte Kerl bist, um eine Bar zu eröffnen. Und was ist mit Cece?“
Er runzelt die Stirn. „Was ist mit ihr?“
„Ich dachte, sie sei… nett. Und dass ihr zwei eine Verbindung hättet oder was auch immer.“ Meine fehlende Aufrichtigkeit ist offensichtlich und er verdreht die Augen.
„Was ist mit dir?“, fragt Jameson. „Du hast noch nie irgendetwas Komplizierteres als einen Rum-Cola gemacht. Du hast noch nie in der Gastronomie gearbeitet. Du hast noch nie jemanden gemanagt…“
„Das stimmt nicht!“, protestiere ich. „Was ist mit –“
„Wenn du mir jetzt mit dem Sommer vor der achten Klasse kommst, ich schwöre, dann gehe ich“, droht er. Er kennt mich zu gut.
„Überleg doch nur, wie unsere Bar sein würde“, sage ich, um das Thema zu wechseln. „Wir würden einen Laden am Strand suchen. Du könntest das Zeug in den schicken Gläsern servieren, über die du immer redest –“
„Nicht alles, muss in einem Tumbler serviert werden“, murrt er.
„Du könntest gute Musik auflegen, die Lichter dimmen und dich mit nur einem Satz in das Herz jeden Mädchens dort schleichen.“ Ich wackle mit den Augenbrauen als witzigen Effekt. „Du musst lediglich sagen, dass du der Eigentümer bist.“
Das lässt ihn scheinbar innehalten. Er reibt sich über den Nacken, aber blickt weiterhin finster drein. Ich bin jedoch an diese Miene gewöhnt.
„Ich weiß nicht“, sagt er schließlich. „Es scheint eine wirklich schlechte Idee zu sein.“
„Aber…?“
„Das ist es.“
„Weißt du, ich werde es einfach wagen. Ich glaube, du bist begeisterter von der ganzen Sache, als du zugeben willst.“
Er blickt mich stumm aus zusammengekniffen Augen an. Ich strecke die Hand aus und klopfe ihm auf die Schulter.
„Warte du nur“, verspreche ich. „Es wird genial werden.“
Jameson schüttelt nur den Kopf. „Kann ich dir wenigstens einen Drink kaufen?“
„Das kannst du tun, Mann. Das kannst du tun.“
Dem schwülen Abend den Rücken zukehrend gehe ich wieder nach drinnen.
„Hey Emma, was denkst du?“, fragt Jameson, während er sich über die stoppelige Wange kratzt.
Die Wand hinter der Bar wird von einer glühenden Neon-Lichterkette beleuchtet und präsentiert die hundert Alkoholsorten, auf die Jameson bestanden hat. Er tritt einen Schritt zurück und bewundert seine Arbeit. Ich finde es absolut fantastisch, aber andererseits finde ich fast alles, das Jameson anfasst, fantastisch.
„Ohhh, es sieht klasse aus“, sage ich von meinem Platz an der Bar. Ich habe den ganzen Platz für mich beschlagnahmt, indem ich all meine Jurabücher verteilt habe, aber momentan studiere ich nicht das Gesetz. Stattdessen studiere ich Jameson. „Vielleicht solltest du dort drüben rechts noch eine Flasche hinstellen?“
Ich deute auf eine Stelle. Er schaut da hin, wohin ich deute, und nickt langsam. „Gutes Auge. An der Stelle sieht es ganz nackt aus.“
Er schnappt sich eine weitere Flasche und hebt sie hoch, um sie an der kahlen Stelle zu platzieren. Ich beiße auf meine Lippe. Jameson sieht gerade wahnsinnig gut aus, nur in dunklen Jeans, die sich perfekt an seinen Hintern schmiegen, einem schwarzen NIN-T-Shirt und blutroten Chucks.
„Es sieht gut aus“, lobe ich und noch während ich das sage, werden meine Wangen rot. Mit ‚es‘ meine ich jeden Zentimeter von ihm… und mit gut meine ich appetitlich, verlockend und über alle Maßen verführerisch.
Ich seufze. Forest tritt aus dem Hinterzimmer und sieht wie immer weltmännisch aus in seinem grünen Pullover und Jeans. Seine dunklen Haare und Bart sehen ziemlich attraktiv aus. Wenn ich nicht schon bis über beide Ohren in Jameson verknallt wäre, würde ich vermutlich für Forest schwärmen.
Er zieht seine Verlobte Addison am Handgelenk hinter sich her. Sie sagt nichts, sondern sieht in ihrem blütenweißen Kleid und kunstvoll hochgestecktem Haar einfach nur gut aus.
„Hey Leute“, sagt Forest.
„Fertig mit der Erkundung der Alkohol-Höhle, die ich oben gebaut habe?“, fragt Jameson Forest.
„Yeah. Es ist irgendwie schräg, mehrere tausend Dollar an Alkohol an einem Ort zu sehen. Aber es sieht aus, als wäre alles bereit für die Eröffnung morgen.“
„Genau rechtzeitig. Um wie viel Uhr kommst du morgen her?“
Forest blickt zu Addison. „Was denkst du, um wie viel Uhr werden wir mit dem Brunch mit deinen Eltern fertig sein? Gegen vier?“
Sie neigt den Kopf nur minimal, womit sie, wie ich vermute, ihre Zustimmung ausdrückt. Ich frage mich, was ihr Problem ist. Es sind nicht unbedingt Eis-Schwingungen, die ich von ihr empfange, wie es bei Ashers Verlobter Jenna der Fall ist. Ich empfange einfach gar nichts von Addison.
Es ist sehr merkwürdig.
Ich drehe meinen Kopf, als Gunnar durch die Eingangstür platzt, drei hübsche Blondinen, die bis zum Gehtnichtmehr aufgetakelt sind, im Schlepptau. Gunnar seinerseits sieht aus, als hätte er gerade erst eine Disko verlassen, da er ein schwarz kariertes Hemd trägt, das teilweise aufgeknöpft ist, sowie ein Paar schwarzer Jeans.
Er hat offenkundig gerade erst etwas Witziges gesagt, denn sie lachen alle.
„Ladies, setzt euch bitte einfach dort drüben hin“, sagt er und deutet zu einer der Tischnischen. Er zwinkert ihnen zu. „Ich muss hier nur eine Minute was regeln und dann können wir zurück in meine Wohnung gehen.“
Meine Augenbrauen klettern in die Höhe, aber die Mädchen kichern nur. Gunnar richtet seine Aufmerksamkeit auf mich und läuft zur Bar. „Emma. Siehst gut aus, wie üblich.“
Ich winde mich ein wenig unter seinem Blick. Gunnar hat ein gigantisches Ego, aber verdammt, er sieht auch gut genug aus, um damit durchzukommen.
„Äh, danke“, bringe ich heraus.
„Hey“, mischt sich Jameson ein, der wütend aussieht. „Du kennst die Regeln. Kein Flirten mit Emma. Die gleichen Regeln für alle.“
Ich laufe tomatenrot an und wünsche mir, ich könnte in meinem Stuhl versinken. Asher hat die gleiche Regel immer und immer wieder aufgestellt, seit ich alt genug war, um einen Sport-BH anzuziehen. Es ist super peinlich.
„Ich habe lediglich eine Feststellung gemacht“, sagt Gunnar achselzuckend. Er bemerkt Forest und Addison. „Was läuft?“
Forest verschränkt die Arme. „Wir wollten uns eigentlich vor einer Stunde hier treffen. Asher war bereits hier und ist wieder gegangen.“
Gunnar rollte mit den Augen. „Ich bin hier. Mir war nicht klar, dass ihr so eine große Sache daraus machen würdet.“
„Es ist eine große Sache“, mischt sich Jameson ein und korrigiert ihn. „Wie können wir von unseren Mitarbeitern erwarten, pünktlich zu kommen, wenn wir selbst kommen, wie es uns gerade passt?“
„Mea culpa“, sagt Gunnar, aber er sieht nicht wirklich aus, als täte es ihm sonderlich leid. „Was soll ich hier eigentlich tun?“
Jamesons Kiefer zucken. Forest springt für ihn ein. „Kannst du einfach nach oben gehen und alles überprüfen? Dich vergewissern, dass all der Rum und Tequila und Mezcal und Pisco, nach denen du verlangt hast, vorrätig sind.“
„Aye, aye“, sagt Gunnar. Er verschwindet im Hinterzimmer.
„Jedes Mal, wenn er anfängt, mir zu sagen, dass ich zu überspannt bin, bin ich so kurz davor, ihm seine verfluchte Fresse zu polieren“, verkündet Jameson, während er sich wieder zur Bar umdreht.
Die Eingangstür öffnet sich abermals und eine umwerfende junge Asiatin mit langen Haaren und makelloser Haut streckt ihren Kopf in den Laden. Als sie Forest und Jameson entdeckt, hellt sich ihr Gesicht auf und sie tritt ein. Ich betrachte ihre kurzen Jeansshorts und übergroßes Top sehnsüchtig.
Wenn meine Eltern mich in so einem Outfit draußen herumlaufen sehen würden, würden sie ausrasten. Zum Geier, ich denke, Asher würde mich sogar nach Hause eskortieren, damit ich mich umziehe, wenn er mich in dieser Kleidung sehen würde… und er sollte eigentlich der junge, coole Rebell unserer steifen Familie sein.
„Hi“, grüßt sie und wedelt mit einem Stapel Blätter. Zu meiner Überraschung hat sie einen vornehmen britischen Akzent. „Ich bringe nur schnell den Rest meiner Dokumente vorbei. Ich hoffe, ich unterbreche nichts?“
Ich schaue zu Forest, dessen Mund mehr oder weniger offensteht. Er checkt diese Frau unverhohlen ab, anstatt sich zu beeilen, ihr die Dokumente abzunehmen. Addison blickt einfach weiter geradeaus; was auch immer sie empfindet, äußerlich ist es nicht sichtbar.
„Maia, hey“, ruft Jameson, der hinter der Bar hervortritt. „Ich nehme, was auch immer du dabei hast.“
Maia reicht ihm die Papiere und lächelt mich an. Sie streckt mir ihre Hand entgegen. „Ich glaube nicht, dass wir uns schon kennengelernt haben. Ich bin Maia Yu. Ich werde hier kellnern.“
Ich nehme ihre Hand. „Emma Alderisi. Ich arbeite hier nicht, ich hänge hier nur rum.“
„Es freut mich, dich kennenzulernen. Und ich glaube, wir haben uns auch noch nicht kennengelernt?“, sagt sie und wendet sich an Addison.
„Addison Raven“, erwidert sie und verschränkt die Arme. „Ich werde Forest heiraten.“
Maia schaut zu Forest, der seinen Mund geschlossen hat, aber sie weiterhin mit etwas ähnlichem wie Ehrfurcht betrachtet.
Jameson räuspert sich. „Forest wollte gerade gehen. Stimmt’s?“
Forests wütender Blick zu Jameson ist eindeutig. „Yeah. Wir sehen uns später, Leute.“
Er führt seine hübsche zukünftige Frau aus der Bar. Maia dreht sich um und wirft einen Blick auf die blonden Mädchen, die an einem der Tische sitzen und in ihre Handys vertieft sind.
„Sucht ihr immer noch nach Leuten?“, fragt Maia verwirrt. Ich schnaube.
„Meine Güte, nein“, entgegnet Jameson. „Sie warten auf meinen anderen Bruder…“
„Was ist jetzt schon wieder?“, fragt Gunnar, der aus dem Hinterzimmer kommt. Er wirft einen Blick auf Maia und dreht seinen Charme auf die höchste Stufe. „Hey. Wir sind uns noch nicht begegnet. Ich bin Gunnar.“
„Maia.“ Sie gibt ihm die Hand. Er hält sie eine Sekunde zu lange fest, doch sie hat zu viel Klasse, um so zu tun, als würde es sie stören. Sie wirft ihre Haare nach hinten, unbeeindruckt. „Wenn das alles ist, werde ich gehen. Du brauchst uns hier morgen um drei, richtig?“
„Ja“, sagen Jamson und Gunnar gleichzeitig. Jameson bedenkt Gunnar mit einem verärgerten Blick. Gunnar grinst lediglich zurück, unerschrocken.
„Bis morgen“, verabschiedet sich Jameson.
„Wir sollten auch gehen, Mädels“, sagt Gunnar, während er zu ihnen läuft. „Maia, wir gehen alle auf einen Drink in meine Wohnung…“
„Lass sie in Ruhe, Gunnar“, knurrt Jameson. „Maia, bis später.“
„Bis dann.“ Maia wackelt mit den Fingern und geht. Gunnar macht Anstalten, hinter ihr herzulaufen, obgleich ich bezweifle, dass er weiß, was er tun soll, wenn er sie einholt.
„Gunnar“, sagt Jameson drohend. Gunnar wird langsamer und schaut dann zu den drei Blondinen, wobei seine Schultern leicht nach unten sacken.
„Kommt, gehen wir“, sagt er und wartet darauf, dass die drei Mädchen aufstehen und sich auf den Weg zur Tür machen. Er schaut zurück. „Bye, Emma.“
Ich winke, während meine Wangen abermals rot anlaufen. Gunnar ist definitiv nicht mein Typ, aber er ist irrsinnig gut aussehend. Nicht zu vergessen ein wahnsinniger Schmeichler.
Jameson legt die Blätter auf die Theke und betrachtet dann wieder die Rückwand. „Weißt du, was das hier braucht?“
Ich lege den Kopf schief. „Nein, was?“
„Ein paar Blumen“, verkündet er und blickt mit zusammengekniffenen Augen zum obersten Regal hoch. „Einige von diesen getrockneten Blumen, die der Inneneinrichter gebracht hat, in Alkoholflaschen.“
Er geht zurück ins Hinterzimmer und taucht mit ein paar aufeinandergestapelten Kartons auf. Er kommt zur Bar rüber. „Was dagegen?“
Ich nehme meine Jurabücher, die ich überall verteilt habe, und schiebe sie auf eine Seite. „Ne. Ich arbeite sowieso nicht wirklich.“
Jameson gluckst, während er einen der Kartons öffnet. Der erste Karton enthält leere Alkoholflaschen, deren Etikette zum Teil so alt sind, dass sie sich an den Rändern lösen. Der zweite Karton ist voller getrockneter Blumen, hauptsächlich Lavendel und Schleierkraut.
„Ooooh, die sehen spitze aus“, sage ich, als er anfängt, sie auf dem Tresen auszubreiten. „Darf ich helfen?“
„Klar. Danke“, erwidert er irgendwie brummig, aber es treibt mir dennoch die Hitze ins Gesicht.
Ich nehme einige Stängel von beiden Blumensorten und stecke sie in den Hals der ersten Flasche. Ich schaue zu ihm. „So?“
Er blickt nachdenklich drein und nimmt noch etwas Schleierkraut. „Vielleicht nur noch ein paar mehr…“
Er beugt sich nach vorne und greift über mich, um die Blumen in die Flasche zu stecken. Plötzlich ist er mir wirklich nah, so nah, dass ich den Duft von Shampoo und Leder an ihm riechen kann. Gänsehaut entsteht schlagartig auf meinen Armen, obwohl er mich nicht berührt.
Ich bemerke ein paar schwarze Linien, die unter dem Ausschnitt seines Shirts hervorlugen und nach unten führen zu… etwas. Ich wusste nicht, dass Jameson Tattoos hat, aber es macht selbstverständlich Sinn. Es passt zu seiner düsteren Bad Boy Persona, wenn man mich fragt.
„Sieht das gut aus?“, erkundigt er sich, während er die Stängel arrangiert.
„Was?“, frage ich abwesend. Es kostet mich einige Mühe, meine Augen von seinem muskulösen Körper loszueisen. „Oh, äh. Ja, absolut.“
Er wirft mir einen Blick zu, sagt aber nichts. „Wenn du ein einige Flaschen herrichten möchtest, werde ich sie nachher oben an der Rückwand aufstellen.“
Ich beiße auf meine Lippe und nicke. Ich beginne, ein weiteres Bündel zusammen zu stellen, und greife nach einer leeren Flasche. Er nimmt sich die eine, die er fertiggemacht hat, und fängt an, verschiedene Plätze zwischen den vollen Alkoholflaschen an der Wand auszuprobieren.
„Das ist eine wirklich schlaue Idee“, sage ich ihm.
„Es ist witzig, dass du das sagst, wenn man bedenkt, dass du Jura studierst“, meint er.
Ich runzle die Stirn, halte inne. „Das heißt nicht, dass du keinen Geistesblitz haben kannst.“
Jameson blickt eine Sekunde wieder zu mir und schüttelt leicht den Kopf.
„Meinst du das ernst? Ich habe erst letzte Woche einem Mädel den Laufpass gegeben, weil sie mir gesagt hat, dass ich nicht sonderlich hell im Kopf wäre.“ Er legt die Stirn konzentriert in Falten und tauscht eine der Flaschen unten links aus. „Was hältst du davon? Wir könnten vielleicht sechs oder sieben Flaschen so arrangieren?“
„Warte, was? Ein Mädchen, hat dir gesagt, dass du nicht ganz hell im Kopf bist?“, frage ich schockiert.
„Yeah. Ich meine… ich habe ihr erzählt, dass ich die High School nach meinem ersten Jahr hingeschmissen habe, um mich um Forest und Gunnar zu kümmern und sie meinte nur, ‚Das ergibt Sinn. Es ist okay, ich date dich nicht wegen deines Verstandes.“
Mir klappt der Mund auf. „Das ist nicht fair!“
Er dreht sich und schaut zu mir. „Das ist nichts, über das man sich aufregen müsste.“
„Das ist es! Sie klingt wie ein Miststück.“ Ich mache einen übertriebenen Schmollmund.
Humor tanzt in seinen Augen. „Du bist niedlich, wenn du dich so aufregst.“
Ich werde zum ungefähr tausendsten Mal heute knallrot. „Ich verkünde hier lediglich Fakten“, murmle ich peinlich berührt. Zum Glück geht der Moment vorüber und ich widme mich wieder meiner Aufgabe, die Blumen in ihren Vasen zu arrangieren.
Jameson stellt noch ein paar Flaschen auf, macht dann eine Pause und streicht sich über sein stoppeliges Kinn. „Ich glaube nicht, dass ich noch höher greifen kann. Wie stehst du dazu, da hochzuklettern und dich auf das Regal hier zu stellen?“
Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Ähmmm…“
Er tätschelt das hintere Regal. „Ich meine, ich würde dir beim Hoch- und Runterklettern helfen. Ich verspreche, nicht unter dein Kleid zu schauen oder so.“
Ich stelle mir die Art von Hilfe vor, die er meint, die vermutlich eine Menge engen Körperkontakt beinhalten würde. Ich stemme mich von meinem Stuhl.
„Klar.“
„In Ordnung, dann komm her“, weist er mich an, wobei er zur Wand schaut. „Ich werde dich nach oben heben.“
Ich tue wie geheißen und ergreife seine Hände. Ich fühle mich seltsam dabei, mich in meinem winzigen hellgrünen Sommerkleid körperlich anzustrengen. Ich erröte erneut. Das Gefühl seiner Hände auf meinem Körper ist absolut sündhaft, auch wenn an dem, was wir tun, rein gar nichts Sündhaftes ist.
Jameson ist von Natur aus so viel wärmer als ich. Ich hole tief Luft und atme seinen sauberen Geruch ein. Er packt mich an der Taille und stemmt mich nach oben, bis ich auf dem Regal stehen kann.
An irgendeinem Punkt dieser Unternehmung drückt er tatsächlich meinen Po mit einer Hand nach oben. Ich kann das nervöse Lachen, das aus mir hervorbricht, nicht zurückhalten.
„Stehst du gut?“, fragt er.
„Ich denke schon –“, antworte ich. Dann quieke ich, als ich rückwärts falle.
Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße – ich rechne definitiv damit, auf dem Boden aufzuschlagen, hart.
Doch dann lande ich in Jamesons Armen, so perfekt, wie ich es mir nur hätte erträumen können. Unsere Gesichter sind sich in dem Moment so nah, seine Augen auf mein Gesicht gerichtet. Ich kann nur daran denken, dass ich bestimmt in seinem dunklen Blick ertrinken werde.
Seine Augen sinken auf meinen Mund. Ich schwöre, die ganze Welt um uns herum, wird langsamer. Ich lecke über meine Unterlippe, denn ich bin mir plötzlich zu einhundert Prozent sicher, dass er mich gleich küssen wird.
Ja. Es passiert. Meine Augenlider beginnen, sich in Vorbereitung darauf flatternd zu schließen.
„Whoa!“ Ashers Stimme reißt mich aus meiner Wunschvorstellung. Ich öffne meine Augen und sehe, wie er durch die Eingangstür tritt. Jameson stellt mich hastig auf die Füße und tritt eilig von mir weg. „Was ist hier los?“
„Ich bin runtergefallen!“, platzt es aus mir heraus, weil ich nicht möchte, dass Jameson Probleme mit Asher bekommt. „Ich habe versucht, nach etwas zu greifen. Jameson hat mich aufgefangen, das ist alles.“
„Entspann dich“, sagt Asher, der hinter die Bar läuft. „Jameson kennt die Regel. Nicht wahr, Jay?“
Jameson ist leicht rot im Gesicht. „Jepp. Emma ist tabu.“
Auf seine Worte hin verziehe ich das Gesicht. Ja, ja, seit ich dreizehn wurde, wiederholen sie das genau Gleiche immer wieder.
„Das stimmt“, bestätigt Asher und klopft ihm auf den Rücken.
Jameson sieht so schuldbewusst aus, dass ich beinahe Mitleid mit ihm habe. Das heißt, bis er den Mund aufmacht.
„Ich würde dir das niemals antun“, sagt er zu Asher. Dann sieht er mir direkt in die Augen. „Niemals.“
Meine Wangen fangen an, zu brennen, und ich presse meine Kiefer zusammen. „Ich bin kein kleines Mädchen, Asher. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen.“
Asher und J sehen mich beide an. Asher schnaubt. „Nein, bei meinen Freunden kannst du das nicht. Ist es nicht so, J?“
Einige Sekunden ist es ganz still. Ich schaue zu J, auf seinen hin und hergerissenen Gesichtsausdruck. Ich beginne, einen winzigen Hoffnungsschimmer zu verspüren. Wird er sich gleich für mich einsetzen?
Gott, wird er Asher gleich sagen, dass er Gefühle für mich hegt? Mein Herz setzt einen Schlag aus.
Aber natürlich macht er das nicht. Er empfindet vermutlich nicht einmal etwas für mich, denn seine nächsten Worte treffen mich ziemlich hart.
„Deine Freunde sind nicht grundlos tabu“, sagt J zu Asher, wobei er seinen Blick zu Boden richtet. „Außerdem würde ich niemals irgendetwas mit Emma anfangen. Sie ist so… jung.“
Oh, nein, das hat er nicht gemacht. J hat gerade definitiv mit Asher über mich gesprochen, als wäre ich gar nicht hier. Ich knirsche mit den Zähnen.
„Ich bin direkt hier!“, verkünde ich wütend und fuchtle mit der Hand herum. „Ich mag es nicht, wenn man über mich redet, als wäre ich nicht im Raum.“
J weicht weiterhin meinem Blick aus, als hätte ich nie existiert. Ich könnte ihn schlagen, so wütend bin ich.
Asher betrachtet mich mit ungeduldiger Miene. „Du bist hier und du bist zickig. Hurra für uns.“
„Leck mich“, sage ich mit knirschenden Zähnen. Jetzt bin ich so richtig beschämt und es ist definitiv ihre Schuld. „Ihr beide könnt zur Hölle fahren.“
„Emma –“, sagt Asher und verdreht die Augen.
Das reicht. Ashers Augenverdrehen ist der Tropfen, der das Fass für mich zum Überlaufen bringt. In diesem Moment hasse ich sie beide.
„Ich gehe nach Hause. Wenigstens weiß mich Evie als Mitbewohnerin… und als Erwachsene zu schätzen“, zische ich. Ich marschiere um die Bar, wobei ich das Gefühl habe, als hätten sie mich dazu gebracht, mich so kindisch zu benehmen. Ich ramme meine Bücher in meine Tasche, kochend vor Zorn.
Ich bin wütend auf Asher, ja. Er muss mich Erwachsen werden lassen.
Aber noch mehr als das bin ich wütend auf J. Ich habe das Gefühl, als hätte er mir nur in die Augen gesehen und diese Dinge gesagt, um mir wehzutun. Das macht ihn zu einem Arschloch, ganz egal, wie man es dreht und wendet.
„Emma, sei doch nicht so“, sagt Jameson, als ich meine Tasche schultere. Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu.
„Verpiss dich“, sage ich und stürme zur Tür.
Ich lasse sie hinter der Bar zurück, wo sie stehen und ihre Köpfe schütteln. Nachdem ich die Tür aufgestoßen habe, trete ich hinaus in das helle Nachmittagslicht. Ich bin stinksauer auf beide, zittere sogar ein bisschen.
Asher kann sich diesen Mist von wegen, ich sei seine kleine Schwester, dahin stecken, wo die Sonne nicht scheint. Und Jameson?
Jameson wirkt so männlich und erwachsen, außer wenn es um Asher geht. Er muss Erwachsen werden und sich Eier wachsen lassen. Ganz gleich, wie attraktiv Jameson auch sein mag, ich habe keine Zeit für jemanden, der mich nicht will.
Daran muss ich mich einfach immer wieder erinnern… für immer.
Eine Grimasse schneidend mache ich mich auf den Weg nach Hause.
Im Hinterzimmer des Cure dabei erwischt zu werden, wie ich die Zukünftige meines besten Freundes auf der Afterparty ihres Hochzeitsprobedinners küsse… lasst mich einfach sagen, das war nicht Teil meines Plans.
Die Nacht beginnt mit dem Knallen von Sektkorken, die hinter der Bar durch die Gegend fliegen. Die Lichter sind ganz nach unten gedreht und eine Playlist von Purity Ring Remixes dringt laut aus den Lautsprechern. Die Türen nach draußen sind weit geöffnet, um die salzige Luft und das Rauschen der Ozeanwellen, die in der Ferne an den Redemption Beach krachen, hereinzulassen.
Leute trinken auf das glückliche Paar. Das ist etwas verfrüht, wenn man mich fragt, aber niemand hat das getan. Also halte ich einfach meine Klappe und arbeite hinter der Bar. Hinter der Bar bin ich immer noch der Barkeeper, der Herr meines kleinen Reiches.
Im Restaurantbereich müsste ich mit Hedgefondmanagern und CEOs und Instagrammodels verkehren. Der Sorte Leute, die auf teure Privatcolleges gegangen sind und sich darüber unterhalten, wo sie den Sommer verbringen. Nicht meine Welt.
Sie sind alle wegen Asher und seiner vermögenden Verlobten Jenna hier. Und ich bin auch hier, ich und die anderen Hart Brüder. Wir springen für Ashers Familie ein, denn sie interessieren sich nicht wirklich für ihn und wir schon.
Der heutige Abend ist nur für Asher. Das muss ich mir einfach immer wieder in Erinnerung rufen.
Wirklich, es ist okay, mich in der Gegenwart von Youtube-Starlets und Tennisprofis aufzuhalten, denn die meisten von ihnen halten mich ohnehin nur für die Aushilfe. Sie wissen wahrscheinlich nicht einmal, dass diese Bar Asher und mir gemeinsam gehört.
Was für mich mehr als in Ordnung ist.
Nicht zum ersten Mal heute Abend wünsche ich mir, ich wäre am Strand und würde mit einem Surfbrett unter dem Arm auf das Wasser zu rennen. Tatsächlich sehne ich mich danach, in diesem Moment überall zu sein, nur nicht hier.
Aber das bin ich nicht. Ich bin hier. Ich muss mich nützlich machen, Bestellungen entgegennehmen und Drinks mixen. Ansonsten werde ich zu einem schmollenden, wütenden Mann-Kind. Niemand will das, vor allem nicht heute Abend.
Ich stehe hinter der Bar, ein Geschirrtuch über meine Schulter geworfen und starre mit leicht säuerlicher Miene hinunter auf die Schar der Hochzeitsgäste. Ich überlege, ob ich für die Gruppe Wassergläser an der Bar aufreihen sollte oder nicht. Die Party ist definitiv ein Erfolg, was bedeutet, dass mittlerweile fast jeder leicht betrunken ist.
Ich habe sogar auf die teuren Bourbons zurückgegriffen, etwas, das ich bei den anderen Barkeepern missbillige. Aber heute Abend ist eine Party, eine Feier im gewissen Sinne. Auch wenn mir nicht gefällt, was die Leute feiern, muss ich trotzdem hier sein.
Maia, eine süße Asiatin, die einen spitzen Sazerac macht, lässt ihr Tablett auf die Theke fallen. Sie zieht ihr hautenges schwarzes Cocktailkleid ein Stück nach unten.
„Jameson! Öffne bitte eine von den Flaschen mit Rosé Schampus“, bittet sie, wobei ihr britischer Uperclass-Akzent sogar das Wort Schampus kultiviert klingen lässt.
Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch. „Warum?“
„Die Braut möchte ‚etwas Pinkes mit Bläschen‘“, antwortet sie achselzuckend. „Ich bin eine Kellnerin. Sie gibt mir eine Bestellung, ich komme und bitte darum. Du schenkst die Getränke ein. So funktioniert es normalerweise.“
Sie wirft mir einen Blick zu, als wüsste sie genau, was ich gerade gedacht habe, und dass sie es nicht gutheißt.
„Mmmpf“, erwidere ich missmutig. Sekt Rosé steht heute Abend eigentlich nicht auf der Karte, aber ich tue, was verlangt wird. Es ist immerhin für Asher.
„Hättest du was dagegen, mir einige Sektgläser runterzuholen, wenn du schon dabei bist, Boss?“, fragt sie und schenkt mir ein liebenswürdiges Lächeln. „Du bist eine Million Meilen größer als ich.“
„Ich bin eins neunzig“, korrigiere ich sie. „Du bist einfach nur wirklich klein.“
Sie streckt mir die Zunge raus und ich gluckse. Ich ziehe eine Lage der Gläser, die sie will, aus dem Regal an der Wand und stelle sie auf die Theke.
Ich drehe mich zu der hochaufragenden, neon-beleuchteten Wand mit verschiedenen Alkoholsorten. Sie sind alle nach Art gruppiert: Whiskys und Bourbons zusammen, Wodkas und Gins und Aquavits, Rums und Tequilas und Mezcals, Piscos und Brandies und einige Dutzend Weinflaschen.
Wir befinden uns im Cure, der Bar, die mir zusammen mit meinem besten Freund Asher und meinen zwei Brüdern, Gunnar und Forest, gehört. Momentan ist das Cure wegen Ashers Hochzeitsfeier für die Öffentlichkeit geschlossen. Ungefähr vierzig beschwipste Hochzeitsgäste sind am Vorabend der Hochzeit alle hier versammelt.
Es ergibt Sinn, soweit es um Veranstaltungsorte geht.
Das Cure war immerhin Ashers Idee. Er wird der Erste von uns vieren sein, der heiratet. Ich sollte mich für ihn freuen, doch das tue ich nicht. Ich hasse seine Verlobte Jenna und ich denke, er könnte jemand viel Besseren als sie finden.
Aber ich schlucke meine Worte hinunter. Die Zeit, all meine Gedanken und Meinungen über Jenna und die Hochzeit auszudrücken, war gekommen und gegangen. Ich sagte meinen Teil. Asher nannte mich einen Arsch.
Und das bin ich, ohne jeden Zweifel. Ein Versager, ein Menschenhasser, ein antisozialer Grübler, für den es ein völliger Schuss ins Blaue war, diese Bar zu eröffnen. Diese Bar, das Großziehen meiner kleinen Brüder und meine Freundschaft mit Asher sind wirklich die einzigen guten Dinge, die ich jemals getan habe.
Gott weiß, wenn es eine kosmische Gleichung meines ganzen Lebens gäbe, gäbe es reichlich schlimme Dinge in meiner Vergangenheit, die die Waage in die Richtung neigen würden, dass ich ein richtiges Stück Scheiße bin. Da gäbe es beispielsweise jung die Schule abzubrechen, eine endlose Reihe Surfermädels und hübscher Bargäste zu daten, ständig Party zu machen und in meinen Zwanzigern nicht nur eines, sondern gleich zwei Motorräder zu schrotten.
Ich weiß, dass mich meine Vergangenheit und meine Tendenz zu Schwermut nicht gerade liebenswert machen. Ich arbeite an Widergutmachung, langsam.
Ich tauche unter die Bar zu den Lowboy-Kühltruhen, in denen die Flaschen mit Weißwein und Sekt aufbewahrt werden. Ich suche eine Sekunde, dann finde ich die richtige Flasche. Der Rest ist Muskelgedächtnis, die Folie abziehen und das Metallgestell aufbiegen. Ich lasse den Korken mit so wenig Tamtam wie möglich knallen und beäuge meinen Bruder Gunnar, während ich den Schampus in die Sektgläser gieße, die ich auf der Theke bereitgestellt habe.
Gunnar steht neben mir an der Bar und schüttet Wodka und etwas Zimtlikör in einen Cocktailshaker. Eine ganze Schlange hübscher Mädchen wartet auf die Shots, die er mixt. Ich räuspere mich und werfe ihm einen Blick zu.
Gib den Mädels nicht noch mehr Wodka, sagt der Blick. Im Ernst.
Er grinst und zwinkert mir zu, dann ruft er den Mädels zu, sie sollen sich rückwärts über die Marmoroberfläche der Bar beugen, damit er ihnen ihre Shots geben kann. Natürlich tun sie das, kichernd.
Ich kann meine Augen nicht stark genug verdrehen. Ich stelle die Sektgläser auf das Tablett, das Maia vorbeigebracht hat. Sie nimmt es mit einem fake Lächeln entgegen und trägt es zur Braut davon.
Sie mag Jenna auch nicht. Asher ist der Einzige des Personals, zu dem Jenna nett ist. Der Rest von uns wird für unter ihrer Würde erachtet.
Ich schaue quer durch die Bar zu dem Tisch, an dem Jenna von ihrer ganzen reichen, versnobten Clique umringt ist. Ich beobachte, wie Maia den Sekt an Jennas Tisch bringt, wo die hübsche Eiskönigin Jenna gerade eine Geschichte erzählt.
Ich sehe, dass Jenna ihr leeres Glas gedankenlos zu Maia schiebt. Die Musik hier drin ist zu laut, um hören zu können, was Jenna sagt, aber ein Blick auf ihre geröteten Wangen und ihre übertriebene Mimik, während sie mit den Leuten spricht, die um sie versammelt sind…
Yeah, sie ist betrunken. Nicht nur betrunken, sondern auch fordernd. Sie leert das Sektglas mit zwei Schlucken und streckt das Glas dann Maia hin, damit sie ihr nachschenkt.
Abermals stellt sie keinen Augenkontakt her. Jenna ist zu beschäftigt damit, ihre Geschichte laut zu erzählen. Alle am Tisch lachen gleichzeitig los und sie scheint sich pudelwohl zu fühlen, während sie in deren Schmeicheleien badet.
Maia nimmt das Sektglas und läuft zu einem anderen Tisch, um nachzusehen, ob die Leute dort irgendetwas brauchen.
Ich knirsche mit den Zähnen. Man würde meinen, dass Maia nur irgendein unbekanntes Gesicht sei, eine Bedienung in irgendeinem Restaurant… aber in Wahrheit sind Asher und Jenna zusammen, seit dieser Laden aufgemacht hat. Maia war unsere zweite Angestellte.
Einfach gesagt, sie kennen einander.
Wir hätten für diese Party Catering-Personal anheuern sollen, denke ich. Auf diese Weise hätten alle bei der Party mitfeiern können. Und das Personal hätte einen Bogen um Jennas Tisch machen können…
Ich wende mich ab und beiße mir auf die Zunge. Als Maia zurückkommt, sage ich ihr, dass sie Jenna nicht mehr bedienen muss. Ich werde das übernehmen.
Die Lage zwischen Asher und mir war während der letzten paar Wochen mehr als ein wenig anspannt, seit ich ihm erzählt habe, wie ich empfinde. Obwohl wir seit fast zwanzig Jahren beste Freunde sind, wurde es verdammt unangenehm, sobald die Worte meinen Mund verlassen hatten.
Jetzt sind wir hier. Asher schmiert Jennas Eltern drüben bei der Tür zur Terrasse Honig ums Maul, wobei er so golden aussieht wie ich dunkel bin. In seinem karierten Hemd und Khakis verkörpert er genau den Mann, von dem du dir wünschst, dass ihn deine Prinzessin-Tochter heiratet.
Ich schwöre bei Gott, ich kann seine Zähne sogar durch den verdammten Raum jedes Mal funkeln sehen, wenn er lacht. Asher ist fast ein gottverdammter Disney Prinz, mein komplettes Gegenteil.
Mir fällt wieder ein, dass ich diese Party für ihn schmeißen soll und behalte meine Gedanken über Jenna für mich.
„Hey“, sagt eine Stimme. Ich wende mich von Asher ab und entdecke seine kleine Schwester Emma, die sich auf einen Hocker an der Bar schiebt.
Emma ist vierundzwanzig, hat rabenschwarze Haare, die sie auf edle Weise hochgesteckt hat, und sie trägt ein hellrosa Bodycon-Kleid, als sei es ihr Job.
Ich bin allerdings nicht so dumm, so zu tun, als wüsste ich es. Während der letzten sechs Jahre war ich sorgsam darauf bedacht, sie nicht zu bemerken. Sie ist die reiche Prinzessin, der es an nichts fehlt. Ich mag ja eine Menge Dinge sein, aber ich bin definitiv nicht ihre Kragenweite und sie nicht meine. Es gibt zahllose Gründe, warum ein Kerl wie ich jemanden wie sie nicht einmal anschauen sollte.
Zum einen ist Emma viel jünger als ich. Zum anderen ist sie das, was man als lebhaft beschreiben würde. Als der Einzelgänger, der hinter der Bar steht und grübelt, stehe ich definitiv nicht auf ihre muntere Art.
Dann ist da noch nie Tatsache, dass sie Jura studiert, wohingegen ich die High School abgebrochen habe. In dieser Hinsicht trennen uns Welten.
Außerdem, wenn Asher herausfände, dass ich auch nur einen unanständigen Gedanken über seine kleine Schwester hege, würde er einen verdammten Schlaganfall erleiden. Und dann würde er mich umbringen.
Das wäre eine traurige Art zu sterben.
Ich funkle Emma finster an. „Solltest du dich nicht unters Volk mischen? Du weißt schon, deine hochnäsige Familie repräsentieren in Anbetracht dessen, dass sie sich nicht dazu herabgelassen haben, ihr Gesicht hier zu zeigen?“
Emma grinst mich an, ihre grünen Augen glitzern vor Freude. Das ist genau das, was ich mit lebhaft meine. Ich weigere mich, meine Augen tiefer wandern zu lassen, um ihre Titten abzuchecken… aber ich bin mir sicher, sie sind spitze.
„Meine Eltern sind absolut entsetzt, dass Asher eine Freundin gefunden hat, die keine soziale Außenseiterin ist. Sie kochen geradezu, dass er ohne irgendwelche Hilfe von ihnen so eine gute Partie gemacht hat. Also, nein, ich repräsentiere sie nicht.“ Sie beugt sich näher zu mir und beißt sich anzüglich auf die Lippe. „Was hast du da hinten, das kein Wein ist?“
Schau nicht auf ihre Titten. Schau nicht auf ihre Titten, bläue ich mir ein. Dann schaue ich trotzdem auf ihre Titten, klein, aber perfekt, von ihrem Kleid nach oben gepusht.
Ich löse meine Augen von ihr, sowie mir bewusst wird, was ich da tue. Verdammte Scheiße. Das Letzte, das ich brauche, ist, dass Emma mich für einen beschissenen Perversen hält.
Ich stelle Augenkontakt mit ihr her und zögere. Es gibt jede Menge Flirtsprüche, die mir in den Sinn kommen, aber ich ignoriere sie.
„Welche Sorte Alkohol möchtest du?“, frage ich, drehe mich um und nehme einen metallenen Cocktailshaker in die Hand.
„Mmm…“, sagt sie, während sie eine Locke ihres dunklen Haares um einen Finger wickelt. „Wodka? Ich möchte etwas, das nicht nach Alkohol schmeckt.“
Ich mache ein missbilligendes Geräusch. Emma legt den Kopf schief.
„Du hast gefragt, was ich will!“, protestiert sie. „Ich will etwas Süßes.“
Ich schüttle den Kopf, schnappe mir den Wodka und schütte ihn in den Cocktailshaker. „Magst du Limonade?“
„Wer mag die nicht?“, fragt sie.
Ich gieße frischgepressten Zitronensaft und etwas selbstgemachten Sirup in den Behälter, füge eine Handvoll Eiswürfel hinzu und dann schüttle ich. Ich gieße alles in ein Cocktailglas und toppe das Ganze mit einem Spritzer frischen Himbeerpüree. Anschließend stecke ich einen Strohhalm in das Glas, ziehe etwas von der Mischung in den Strohhalm und diesen heraus, um zu probieren.
Zitrone und Zucker treffen lange vor dem Wodka auf meine Geschmacksnerven. Ich rümpfe meine Nase wegen der Süße. Allerdings ist es perfekt für sie. Als ich es ihr mit einem neuen Strohhalm serviere, leuchten ihre Augen auf.
„Ooooh“, sagt sie. „Er ist hübsch.“
„Jepp“, erwidere ich und mache mich daran, meinen Shaker auszuwaschen.
Emma nippt an dem Cocktail, die Ellbogen auf den Tresen gestützt. „Das ist fantastisch! Wie nennt man den?“
Ich mustere sie. „Schulmädchen Spezial“, antworte ich trocken.
Sie errötet, ihre Wangen werden eine Spur dunkler als ihr rosa Kleid. „Du bist der absolut Schlimmste.“
Das bringt mich zum Grinsen. „Du würdest gut daran tun, dir das zu merken.“
Ich zwinkere ihr zu und sie rollt mit den Augen. „Danke für den Drink.“
Sie nimmt ihren Cocktail und läuft mit schwingenden Hüften davon. Ich beobachte sie einige Sekunden beim Weglaufen, mein Mund wird leicht trocken.
„Ernsthaft?“, sagt mein Bruder Forest, der hinter der Bar neben mich tritt. Forest ist mein mittlerer Bruder. Er ist so herausgeputzt, wie ich leger gekleidet bin, denn er trägt eine dunkle Anzughose und ein weißes Hemd. Seine dunklen Haare sind kurz geschnitten, nicht fast-zu-lang und zerzaust wie meine.
Ich reiße meinen Blick von ihr los und schaue stattdessen hinab auf mein schwarzes T-Shirt und schwarze Jeans. Forest ist allerdings noch nicht fertig. „Hier sind so viele heiße Mädels und du starrst Emma hinterher? Was stimmt nur nicht mit dir?“
Er hat recht. Mit dreiunddreißig sollte ich definitiv niemandem hinterherschauen, der beinahe ein Jahrzehnt jünger ist als ich. Ich räuspere mich und schüttle den Kopf.
„Weil ich ein verdorbener alter Mann bin. Wo wir gerade von Leuten sprechen, die zu jung für uns sind, wo ist Addison heute Abend?“, frage ich, um das Thema zu wechseln.
Er runzelt die Stirn und dreht sich leicht, um mich auf seine Verlobte aufmerksam zu machen. Sie ist eine sehr dünne Rothaarige in einem roten Seidenkleid und steht mit einer kleinen Gruppe von Frauen neben der Eingangstür.
„Genau dort. Und sie ist nicht zu jung für mich. Sie ist sehr erwachsen für ihr Alter.“ Er greift in eine der Kühltruhen unter der Bar und holt sich ein Bier, dessen Kronkorken er wegschnipst.
„Aha“, sage ich. Ich lehne mich nach hinten gegen die Bar. „Ich meine mich daran zu erinnern, letzten Monat zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag eingeladen gewesen zu sein.“
„Ach, halt den Rand“, schimpft Forest und verzieht das Gesicht. Er trinkt einen Schluck von seinem Bier. „Du bist nur eifersüchtig.“
„Auf Addison? Sie ist so kontrollierend, Alter. Darauf stehst du, nicht ich.“
Jetzt blickt er mich wirklich wütend and. „Und nochmal, halt den Rand. Asher hat mich auch gebeten, dich daran zu erinnern, allen reichlich Wasser auszuschenken. Niemand will morgen sehen, wie sich Jenna während der Trauung von ihrem Mageninhalt verabschiedet.“
Ich werfe einen Blick auf Jenna und sehe, dass sie pantomimisch etwas darstellt, das schreckliche Ähnlichkeit mit dem Blasen eines riesigen Schwanzes hat. Alle um sie herum lachen und sie kippt sich ein weiteres Glas pinken Schampus hinter die Binde.
Abscheu steigt in mir hoch. Wirklich, Asher?, denke ich. An die willst du dich für den Rest deines Lebens binden?
Forest lacht über meinen Gesichtsausdruck und schlägt mir auf die Schulter. „Du musst lernen, deine Gedanken besser zu verbergen, J.“
„Ich verstehe einfach nicht, was Asher an ihr findet“, lamentiere ich.
„Und trotzdem bist du hier und veranstaltest die Party nach ihrem Probedinner“, sagt Forest. Ich sehe, wie Addison ihren Kopf dreht und nach Forest sucht. Er bemerkt es auch und seufzt. „Okay. Ich muss zu dem Gespräch zurück. Vergiss aber nicht das Wasser.“
„Yeah“, antworte ich seinem Rücken, da er bereits auf dem Weg an die Seite seiner Verlobten ist. „Klar.“
Ich denk an die Kästen mit Wasserflaschen, die wir haben. Ich müsste nach oben gehen, um sie zu holen, die knarzige, vermaledeite Treppe hoch und in den staubigen kleinen Lagerraum, aber dann könnten sich die Leute das Wasser einfach mitnehmen. Ich laufe in das private Hinterzimmer, das zugleich als Büro fungiert, und dann die Treppe hoch.
Dort schnappe ich mir zwei Kästen Wasser und gehe wieder nach unten. Doch als ich dieses Mal das Büro betrete, bin ich nicht allein.
Jenna ist dort, gekleidet in ein weißes Seidenkleid und sie ist sternhagelvoll. „Heyyyyy, da bist du ja“, säuselt sie.
Ich ziehe meine Brauen hoch. „Du hast nach mir gesucht?“
„Ja“, sagt sie und kommt näher. Ich kann den Wein in ihrem Atem riechen, was schon was heißen will, da Wein eigentlich keinen sonderlich starken Geruch hat. Sie schwankt leicht. „Ich möchte, dass du mir mit meinem Kleid hilfst.“
„Okay, warte kurz“, sage ich und stelle das Wasser auf den Schreibtisch. „Willst du nicht lieber, dass Asher dir hilft?“
„Nein!“, schreit sie und wirbelt herum. Meine Güte, sie ist wirklich betrunken. Sie schiebt ihre blonden Haare über ihre Schulter. Ich betrachte ihren Rücken und kann sehen, dass das Kleid an ein paar Stellen entlang des Reißverschlusses aufgeplatzt ist. „So darf er mich nicht sehen!“
„Okay…“, sage ich und runzle die Stirn. „Ich weiß allerdings nicht, ob ich das in Ordnung bringen kann.“
Sie beginnt, den Reißverschluss des Kleides zu öffnen, wobei sie über ihre eigenen Füße stolpert. „Zieh es mir aus!“
„Warte nur eine Sekunde –“, setze ich an. Sie stolpert erneut und ist im Begriff, hinzufallen.
„Wa –“, beginnt sie zu kreischen.
Hass hin oder her, ich mache einen Schritt nach vorne und versuche, sie aufzufangen. Diese Reaktion ist einfach so tief in mir verwurzelt, wie eine Art Muskelgedächtnis. Ich packe sie und drehe sie um.
Jenna, betrunken wie sie ist, fängt zu lachen an, wobei sie mir ihren Weinatem ins Gesicht pustet. Ihr Lippenstift ist knallrot und an ihrer Oberlippe leicht verschmiert. „Du hast mich aufgefangen!“
„Yeah, alles klar –“, sage ich und versuche, sie dazu zu bringen, zu stehen. „Ernsthaft, Jenna…“
Ich sehe, dass ihre braunen Augen nach unten zu meinem Mund huschen. Eine halbe Sekunde, bevor sie mich küsst, realisiere ich, was sie gleich tun wird. Ihr Gesicht kommt meinem immer näher, ihre Augen sind halb geschlossen.
„Jenna, was zum Henker treibst du da?“, frage ich, aufrichtig verwirrt.
Es gelingt mir sie bei den Schultern zu packen und zurückzuschieben, aber das bringt sie nur dazu heftig zu lachen.
„Denkst du, ich habe nicht gesehen, wie du mich anschaust?“, sagt sie. „Ich weiß, dass du mich beobachtet hast. Das habt ihr alle.“
„Was? Ich –“
Sie packt meinen Schwanz durch meine Jeans, wodurch ich mich automatisch nach vorne krümme. „Lass mich verdammt nochmal los!“
Dann setzt sie zum Todesstoß an, während ich völlig aus dem Konzept bin. Sie küsst mich und stöhnt dabei obszön.
Was der perfekte Moment für Asher ist, um in den Raum zu laufen.
„Was zum Donnerwetter?“, sagt er entsetzt. „Jenna? Jameson? Was zum Teufel!“
Ich schaffe es, Jenna von mir zu stoßen und wische mir über den Mund. Ich drehe mich zu Asher. „Sie hat mich angefallen.“
Wumm! Ich sehe seinen Schlag fast nicht kommen. Er hat allerdings seine ganze Kraft hineingelegt. Asher hat fast meine Größe und ist muskulöser als ich. Sein Schlag trifft meine Unterlippe, was überraschender als alles andere ist.
Die Wucht lässt mich einige Schritte nach hinten taumeln. Ich bin schockiert. Ich spüre Blut aus meinem Mund tröpfeln. „Was zum Henker?“, frage ich und fasse mir an die Lippe.
„Du verdammtes Arschloch!“, brüllt er.
„Ich bin nicht derjenige, den du anschreien solltest, Alter!“ Ich deute auf Jenna, die angefangen hat, unkontrolliert zu lachen.
„Ihr seid beide solche Scheißkerle!“, verkündet sie. „Ihr könnt mich beide mal kreuzweise.“
Asher läuft tief rot an. Damit hat er nicht gerechnet, schätze ich. Er dreht sich um und stürmt aus dem Hinterzimmer.
Ich bin ihm direkt auf den Fersen. Er stößt einen Schrei aus, als er die Bar erreicht, und fegt ein Tablett mit Sektgläsern vom Tresen auf den Boden. Die ganze Party kommt zu einem abrupten Halt, auch wenn die Musik weiterläuft.