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Untröstlich, am Boden zerstört, am Rande der Verzweiflung.So fühlte ich mich zwei Jahre nach dem Tod meiner Frau, allein mit unserem Baby. Ich hielt es aus, machte einfach weiter für mein kleines Mädchen. Aber ich war nicht wirklich am Leben. Ich existierte einfach.Dann begegnete ich Larkin, meiner umwerfenden, blonden Nachbarin. Sie hatte Kurven, nach denen meine Hände sich sehnten, und karamellbraune Augen, die mich anflehten, unaussprechliche Dinge mit ihr anzustellen.Ich will sie nicht begehren. Ich will sie nicht einmal ansehen. Und ganz bestimmt will ich mich nicht nach ihr verzehren. Ich will ihr aus dem Weg gehen.Jedoch kann ich das nicht. Wo immer ich hingehe, was auch immer ich tue, es führt mich zurück zu Larkin.Als wir endlich nachgeben und miteinander ins Bett gehen, ist es geradezu explosiv und leidenschaftlich und intensiv. Es fühlt sich so essenziell an wie das Atmen.Ich fange an, mich in Larkin zu verlieben. Aber es war nie geplant, dass es dazu kommen würde.Wenn ich eine Zukunft mit ihr haben möchte, dann muss ich erst einmal lernen, die Vergangenheit hinter mir zu lassen.Nichts hat sich je so wundervoll angefühlt und gleichzeitig so wehgetan.
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Seitenzahl: 250
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Neues Glück: Copyright © 2020 von Jessa James
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, elektronisch, digital oder mechanisch, reproduziert oder übertragen werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Fotokopieren, Aufzeichnen, Scannen oder durch irgendeine Art von Datenspeicherungs- und Datenabfragesystem ohne ausdrückliche, schriftliche Genehmigung des Autors.
Veröffentlich von Jessa James
James, Jessa
Cover design copyright 2020 by Jessa James, Author
Images/Photo Credit: Deposit photos: HayDmitriy; Melpomene
Hinweis des Herausgebers:
Dieses Buch wurde für ein erwachsenes Publikum geschrieben. Das Buch kann explizite sexuelle Inhalte enthalten. Sexuelle Aktivitäten, die in diesem Buch enthalten sind, sind reine Fantasien, die für Erwachsene gedacht sind, und jegliche Aktivitäten oder Risiken, die von fiktiven Personen innerhalb der Geschichte übernommen werden, werden vom Autor oder Herausgeber weder befürwortet noch gefördert.
1. Charlie
2. Larkin
3. Charlie
4. Larkin
5. Charlie
6. Larkin
7. Charlie
8. Larkin
9. Charlie
10. Larkin
11. Charlie
12. Larkin
13. Charlie
14. Larkin
15. Charlie
16. Charlie
17. Larkin
18. Charlie
19. Larkin
20. Charlie
21. Charlie
22. Larkin
23. Charlie
24. Larkin
25. Larkin
Bücher von Jessa James
Also by Jessa James (English)
Über die Autorin
Zwei Jahre zuvor
Es ist mitten in der Nacht, an einem verregneten Nachmittag im Frühjahr, als ich sie verliere.
„Wiedersehen, John“, sage ich zu dem älteren Herrn, der die grauen Klappstühle mit einem Klappern beiseitestellt. Wir befinden uns in einem düsteren Keller einer Kirche, aber immerhin erlaubt man uns, dass wir uns hier treffen, ohne dafür zu bezahlen.
„Charlie“, sagt John. Seine Wangen leuchten rosig, seine Augen sind tiefblau. Seine Kleidung ist ein paar Nummern zu groß und schlicht beige. Er nickt mir mit seinem ergrauten Kopf zu und macht sich dann wieder daran, die Stühle zu stapeln.
Ich trinke einen letzten Schluck Kaffee und verziehe angesichts der Süße das Gesicht. Ich habe viel zu viel Zucker hineingetan, aber das ist jetzt schon egal. Ich werfe den Pappbecher mit dem Kaffeesatz am Boden weg, ebenso die Papierserviette, die ich zu einem Ball zerknüllt hatte, zusammen mit den Krümeln eines faden, gekauften Cookies.
„Pass auf“, ruft jemand, gerade noch rechtzeitig, um mich davon abzuhalten, gegen eines der Schilder zu laufen, die von der Decke hängen. Die Decke ist hier so niedrig, dass sich zwischen ihr und meinem Kopf nur wenige Zentimeter befinden. Ich schätze, die wenigsten Leute hier sind gebaut wie Wikinger.
Dennoch weiß ich die Warnung zu schätzen.
„Danke“, rufe ich zurück, aber die Person, die mich gewarnt hatte, ist schon halb durch die Tür hinaus zum Parkplatz.
Ich sehe mich um, ein wenig ernüchtert. Ich bin ein großer Kerl, war bei der Army und bei der CIA. Ich bin hier gelandet wegen meiner Panikattacken und den Alpträumen. Meine Frau Britta hatte mir die Wahl gelassen: entweder das hier oder die Couch. Ich weckte sie einfach zu oft mitten in der Nacht auf.
Sie war im neunten Monat schwanger und ich war zu groß für die Couch. Außerdem war mir klar, dass ich Hilfe brauchte. Also machte ich ein paar Anrufe. Drei Varianten von Gruppentherapie später, und da bin ich nun.
Ich seufze und gehe gedanklich ein paar Dinge durch, die während der Sitzung angesprochen worden waren, bewege sie in meinem Kopf hin und her. Die Vorstellung, verletzlich zu sein, es mir selbst zu gestatten, vor anderen Leuten, darüber war viel gesprochen worden.
Wenn ich andere Leute so reden höre, bin ich sehr froh, Britta an meiner Seite zu haben. Sie hat mich zurück ins Leben gebracht, als ich aus Syrien zurückkam. Und nur ihretwegen bin ich jetzt hier.
Ich hole mein Handy aus der Tasche und schreibe Britta eine Nachricht.
Ich habe nette Gedanken über dich.
Es gibt keine Antwort, aber das macht nichts. Ich stecke das Handy wieder in die Tasche meiner Jeans. Ich sollte mich langsam auf den Weg machen.
Ein paar Leute unterhalten sich noch am Tisch mit den Erfrischungen, aber die meisten Teilnehmer dieser Selbsthilfegruppe für Kriegsveteranen sind bereits gegangen. Während ich zum Ausgang gehe, wandert mein Blick automatisch noch einmal durch den Keller, über die modrigen Wände und den billigen, blauen Teppich, auf der Suche nach …
Was? Das frage ich mich. Feindlichen Soldaten? Gefahren?
Ich habe all das in der sandigen Umgebung von Aleppo hinter mir gelassen, wo ich als CIA-Agent stationiert war. Das war vor einem Jahr, aber ich fange jetzt erst an, das zu verarbeiten. Daher die Gruppentherapie.
Natürlich ist das auch das Verdienst von Britta und von unserer Tochter. Die beiden sind ein integraler Bestandteil meiner Genesung. Brittas Bauch beim Wachsen zuzusehen und dann Sarah das erste Mal im Arm zu halten, das hat etwas in mir verändert, auf einer sehr elementaren Ebene.
Ich wüsste nicht, was ich ohne die beiden täte. Sie sind das Licht meines Lebens, auch wenn das schmalzig klingen mag.
Ich drücke die Metalltür auf und blinzle in das Sonnenlicht. Es fängt gleich an zu regnen, aber das ist hier in Seattle vollkommen normal. Der Regen ist eine nette Abwechslung zur stickigen Hitze im Keller der Kirche. Die ersten Regentropfen klatschen auf meine Arme und mein Gesicht, es ist eine Wohltat. Ich ziehe meine blaue Regenjacke über und gehe zum Auto.
Es stehen nur noch wenige Fahrzeuge auf dem Parkplatz der Kirche, es ist Samstagnachmittag und draußen ist es trotz des Regens sehr angenehm. Die meisten Leute in Seattle machen bestimmt gerade einen Brunch oder sind wandern oder shoppen.
Ich hingegen mache mich auf den Weg zur Bücherei, um dort Britta und Sarah zu treffen. Ich stelle sie mir vor: Britta mit ihrem langen, dunklen Haar und dem warmen Lächeln. Sarah in ihrem Strampelanzug, das Haar in der Farbe ihrer Mutter, aber mit meinen grünen Augen. In meiner Vorstellung trägt Britta das Baby in der Halterung vor den Bauch geschnallt, während Sarah vor sich hin döst.
Sarah ist erst drei Monate alt, aber Britta meint, es ist nie zu früh, sie mit der Bücherei vertraut zu machen. Wir hatten ein paar wohlmeinende Unstimmigkeiten, welche Geschichten wir Sarah vorlesen sollten. Britta meint, es spielt keine Rolle, aber ich bin sehr dafür, dem Baby die Nachrichten in mehreren Sprachen vorzulesen.
Immerhin ist es nie zu früh, kritisches Denken zu erlernen, nicht wahr? Meine Gedanken sind damit beschäftigt, als ich ins Auto steige und den Motor starte.
Ich biege vom Parkplatz nach links ab, die Hände am Lenkrad, alles läuft von allein, ich muss nicht über das Fahren nachdenken. Ich habe den Fehler gemacht, den öffentlichen Rundfunk im Autoradio einzuschalten. Wenn ich das höre, werde ich von den Geschichten eingenommen, meine Gefühle kommen hoch, ich nehme diese Geschichten in mir auf und verschließe sie in meinem Inneren.
Ich bin schon ein paar Meilen gefahren, als mir bewusst wird, dass ich nicht auf das Fahren achte. Die Bücherei ist in die andere Richtung. Ich werfe einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Ich werde zu spät zu Britta kommen.
Ich wende und fahre Richtung Nordwesten, als würde ich von zu Hause kommen. Etwas im Radio lenkt mich ab. Das Weiße Haus will sich in Syrien einmischen, noch dazu auf sehr plumpe Weise, das irritiert mich.
Als ich um eine Ecke biege, sehe ich einen Verkehrsunfall vor mir, verbogenes Metall, Polizeiwagen und Blaulicht überall. Ein Polizist winkt den Verkehr drum herum, ein anderer sperrt etwas lustlos den Unfallort mit Flatterband ab.
Ich erwäge, rechts abzubiegen, um den Stau zu vermeiden, aber dann tue ich es doch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass jeder fasziniert ist von Unfällen. Insgeheim wollen wir doch alle das Auto auf dem Kopf liegend sehen und versuchen zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Nur um dann erleichtert aufatmen zu können, dass es nicht uns selbst erwischt hat, während wir weiterfahren.
Wie dem auch sei, ich höre dem Radioprogramm zu und trommle auf das Lenkrad, während ich darauf warte, vom Polizisten durchgewunken zu werden. Ich verdrehe den Hals, um mehr von dem Unfall zu sehen, während ich warte, und versuche, den Abstand zwischen den beiden beteiligten Autos zu schätzen.
Es steht außer Frage, dass keiner der Insassen je wieder fahren wird. Himmel, wenn die Leute nicht in den Wracks ums Leben gekommen sind, dann sollten sie sich bei ihren Schutzengeln bedanken.
Wagen A ist ein nagelneuer, schwarzer Dodge Charger, der übel zugerichtet aussieht. Wagen B liegt auf der Seite, die Unterseite zeigt in meine Richtung, er hat sich eindeutig mehrfach überschlagen. Sieht aus, als hätte Wagen A den anderen von der Seite voll erwischt und Wagen B ist nach einigen Überschlägen so zum Stehen gekommen.
Ich versuche zu erkennen, um was für eine Marke es sich handelt, aber ich kann nur sehen, dass es sich um einen dunklen SUV handelt. Eine dunkle Vorahnung jagt mir einen Schauer über den Rücken. Britta fährt einen dunklen SUV, einen schwarzen Nissan Pathfinder.
Ruhig, ermahne ich mich selbst. Sie ist in der Bücherei und fragt sich bestimmt längst, wo ich bleibe.
Ich rolle ein Stück näher heran, mit jedem Auto, das vor mir durchgewunken wird. Endlich bin ich dran und fahre vorsichtig an. Ich kann nicht anders, ich starrte die beiden Unfallwagen an und betrachte die Polizisten, die sich drum herumbewegen, Dinge notieren und Fotos machen.
Ich bin fast schon am Wrack vorbei und will Gas geben, als mir etwas ins Auge fällt. Eine der Polizistinnen hat etwas in der Hand, das offenbar aus Wagen B stammt, und sie packt eine Decke in einen großen Asservatenbeutel.
Die Decke ist mir nur allzu vertraut. Sie ist für ein Baby, zeigt zwei Bären beim Fischfang in einem Fluss. Dieses Motiv habe ich nur auf einem einzigen Gegenstand je gesehen: auf einer handgemachten Decke, von Brittas Mutter für Sarah.
Ich steige auf die Bremsen, während mein Hirn anfängt zu rattern. Vielleicht hatte Brittas Mutter die Decke gekauft und es gab noch jede Menge davon. Oder vielleicht …
Das Auto hinter mir hupt und reist mich aus meinen Gedanken. Ich fahre wieder an und halte am Straßenrand, sobald es möglich ist, ohne den Verkehr hinter mir noch mehr zu behindern. Mein Herz rast, das Blut ist mir in den Kopf geschossen, das Denken fällt mir schwer.
Ich drehe mich um und blicke zurück zum Unfall. Die Decke sehe ich nicht mehr. Ich versuche zu erkennen, welches Modell der SUV ist, aber aus diesem Winkel geht das nicht.
Ich fange an zu zittern, als ich mich abschnalle, dann hole ich mein Handy aus der Tasche. Das Bild auf dem Display zeigt eine strahlende Britta mit Sarah auf dem Arm. Mit zitternden Fingern wähle ich ihre Nummer.
Es klingelt viermal. Ich blicke in den Rückspiegel und sehe beim fünften Klingeln, wie die Polizistin eine der Asservatenbeutel in die Hand nimmt.
Mir bleibt das Herz stehen, als ich erkenne, dass es sich um ein Handy handelt.
Nein.
Nein, das kann nicht sein.
Ich steige aus dem Wagen, mein Sichtfeld ist stark eingeschränkt, ich bekomme einen Tunnelblick, die Ränder sind nur noch verschwommen wahrzunehmen. Das ist das erste Anzeichen einer Panikattacke, aber das ist mir jetzt vollkommen egal.
„Sir?“ Eine junge Frau stellt sich mir in den Weg, als ich näher komme.
„Der Unfall“, sage ich und sehe die Polizistin nicht einmal an. Ich bin zu sehr auf die Dinge fixiert, die auf dem Boden herumliegen, auf der Suche nach etwas Vertrautem. „Wo sind die Leute, die am Unfall beteiligt waren?“
Sie streckt eine Hand aus, um mich aufzuhalten, als ich noch näher komme. „Sir, Sie müssen …“
Ich packe ihr Handgelenk und blicke ihr verzweifelt in die Augen. Mein Herz schlägt immer schneller, ich befürchte beinahe, das Bewusstsein zu verlieren. Mein Atem kommt in kurzen Stößen, mein Blick ist verschwommen, meine Hände kribbeln.
Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle.
„Es könnte sich um meine Frau handeln“, bringe ich hervor. Dann lasse ich ihr Handgelenk los und verkrampfe die Finger um meinen eigenen Kragen. „Meine Tochter. Ich muss wissen, …“
Ich dränge mich an ihr vorbei und ignoriere ihr „Sir? Sir!“
Entschlossen gehe ich zu Wagen B, bis ich eine ausgebleichte Seidenrose auf dem Boden liegen sehe, umgeben von Millionen von kleinen Glassplittern … und Blut.
Jede Menge Blut.
Ich fasse mir ans Herz, meine Beine versteifen sich. Ich blicke nach rechts und sehe einen älteren Polizisten, bei Wagen B. Er spricht in sein Handy, hält seine Beobachtungen fest. Er bemerkt mich nicht einmal, sondern ist zu beschäftigt damit, den Schaden am SUV zu begutachten.
„Es ist eine Schande“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Ein betrunkener Fahrer tötet eine Frau, beinahe auch noch das Baby, und bleibt selber mehr oder weniger unverletzt. Es ist eine Schande.“
Nein.
Das kann nicht wahr sein.
Die Polizistin hat mich eingeholt, packt mich am Ellbogen und ruft nach Unterstützung. Ich sinke auf die Knie und sehe wieder die Seidenrose da liegen.
Nein.
Nicht Britta.
Das ist nicht möglich.
Es muss sich um ein Missverständnis handeln.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragt die Polizistin.
Ich sehe zu ihr auf, mir wird beinahe schwarz vor Augen. Meine Hände suchen nach irgendetwas, um sich festzuhalten. Ich versuche zu sprechen, aber ich bekomme kaum noch Luft und kann nur noch flüstern.
„Mein Herz“, sage ich.
Alles wird schwarz.
Heute
Wieso geht das nicht ab? Wütend schrubbe ich weiter.
Ich stehe oben auf einer Leiter, außen am Haus meiner Mutter. Nun, nicht ganz. Meine Mutter ist vor drei Jahren gestorben und zu Lebzeiten hat sie sich nie sonderlich um das imposante, alte Haus gekümmert.
Das ist der Grund, warum ich gerade hier auf der Leiter stehe und wie eine Irre versuche, die Spinnweben und anderen Dreck abzuschrubben, der sich entlang der Dachrinne festgesetzt hat.
Ich schätze, nun ist es wohl mein Haus.
Für diese Arbeit habe ich mir ein altes, langärmeliges T-Shirt und die ältesten Jeans angezogen, die ich finden konnte, um mein langes, blondes Haar habe ich ein Tuch herumgebunden. Zwar war es Sommer, aber es wurde dennoch nie besonders warm hier an der Küste von Oregon, höchstens mal bis 20 C°.
Das Reinigen der Dachrinnen ist durchaus nötig, aber es gibt mir nebenbei auch die Gelegenheit, eine Art Sonnenbad zu nehmen. Ich hoffe, das viele Vitamin D hellt meine Stimmung auf. Wie bedauerlich, dass der schwarze Dreck am Haus nicht von allein verschwindet.
Immerhin gelingt es mir schließlich, ein paar Brocken abzuraspeln.
Aha, ich muss also raspeln und abzupfen, denke ich.
Während ich so weitermache, frage ich mich, warum meine Mutter sich nie darum gekümmert hat. Das Haus befindet sich in einer Gegend, die ich Pacific Pines zuordnen würde, einem großen Parkgelände, mit Häusern und Geschäften drum herum. Das Haus meiner Mutter – jetzt also mein Haus – ist ein grau-grünes Giebelhaus mit zwei Etagen.
Irgendwann in der Vergangenheit hat meine Mutter viel Geld dafür ausgegeben, um daraus ein Doppelhaus zu machen. Beide Seiten sind verziert mit einem grellen 70er-Jahre-Design. Aber so war meine Mutter nun einmal – Big Ruth, so nannten die Leute sie. Direktorin der Grundschule, wechselnde Männerbekanntschaften, Narzisstin, das war sie. Halbe Sachen gab es bei ihr nicht, auch nicht bei der Hausgestaltung.
Ich strenge mich noch mehr an und werde damit belohnt, dass dicke Brocken Dreck abfallen. Der einzige Grund, warum ich nach Pacific Pines gekommen bin, ist, um das Haus zu verkaufen und mit dem Erlös nach New York zu ziehen. Ich bin seit sechs Monaten hier, arbeite in der Bücherei und treffe mich regelmäßig mit meiner Tante Mabel, der älteren Schwester meiner Mutter.
Aber wie alles, was meine Mutter betrifft, ist es nicht so einfach. Bevor ich das Haus verkaufen kann, muss ich es erst in Ordnung bringen. Die Fensterläden hängen schief, die Farbe blättert ab, drinnen und draußen, im Garten liegt ein Haufen Schrott herum.
Das wird eine Mammut-Aufgabe. Mir fehlt das Geld, um einfach jemanden damit zu beauftragen, das alles zu erledigen. Also mache ich alles selbst, was man mit 1,52 m erledigen kann. Heute habe ich mich zum ersten Mal richtig reingekniet in die Aufgabe und muss sagen, es ist frustrierend, um ehrlich zu sein.
Nun, so ganz stimmt das nicht. Letzte Woche habe ich einen ganzen Tag damit zugebracht, die andere Hälfte des Hauses herzurichten, die seit Jahren praktisch leer gestanden hatte. Ich war neugierig, was ich dort alles finden würde, daher öffnete ich alle Türen und Fenster, was die Motten störte und den Staub aufwirbelte.
Zu meinem Erstaunen war die andere Hälfte ein Spiegelbild von dieser Seite. Grüne Schränke, grüne Paisley-Tapeten in der Küche. Ein großes Wohnzimmer mit Steinfußboden, im starken Kontrast zur niedrigen, hellgelben Couch und den Sesseln. Die Badezimmer waren in sehr fragwürdigem grün, pink und gelb gestaltet.
Ich bin sogar nach oben gegangen und habe dort dieselben Schlafzimmermöbel vorgefunden, alle aus Zedern- und Teakholz, mit braun-gelben Bettbezügen. Wie auf dieser Seite des Hauses, habe ich auch dort das Bett frisch bezogen, mit neu gekaufter Bettwäsche. Ich reinigte alle Teppiche, saugte die Vorhänge ab, bis nach und nach alles entstaubt war, was es zu entstauben gab.
Irgendwann werde ich die ganzen alten Sachen entsorgen und durch neue ersetzen müssen, aber jetzt war es wenigstens erst einmal sauber.
„Hey, Miss Lake!“, ruft ein Junge.
Ich drehe mich um und schirme meine Augen gegen das Sonnenlicht ab. Es ist Sam Rees, ein zehnjähriger Junge, der oft in die Bücherei kommt. Er trägt ein Sport-Trikot.
„Hey, Sam. Wie läuft es?“, frage ich.
„Gut. Ich bin auf dem Weg zum Baseball.“
„Das ist toll!“
Er kratzt sich am Kopf. „Ja. Allerdings wäre ich doch lieber in der Bücherei. Bist du morgen auch da?“
„Ja!“, rufe ich enthusiastisch. „Schon ganz früh, um alles für euch vorzubereiten.“
Sam grinst. „Okay, prima. Dann bis morgen, Miss Lake!“
„Wiedersehen, Sam!“, rufe ich ihm nach, aber er ist bereits weitergelaufen, Richtung Baseballfeld.
Ich klopfe einen letzten Brocken Dreck ab, dann steige ich von der Leiter. Als ich auf dem Weg nach unten durch das Fenster im Erdgeschoss blicke, sehe ich meinen Privatzoo dort versammelt. Alle starren mich an und warten auf mich.
Muffin mustert mich mit ihrem einen gesunden Auge und wedelt mit dem Schwanz. Zack und Morris, meine Labradormischlinge, haben jeweils nur drei Beine. Sie bellen aufgeregt und lecken an der Scheibe, als ich dagegen klopfe. Sadie ist ein ganz besonderer Fall, sie ist ein blinder und tauber Malamut. Im Augenblick versucht sie zu verstehen, warum alle anderen so aufgeregt sind.
Lächelnd steige ich von der Leiter. Sie sind alle auf irgendeine Weise angeschlagen, was sie für mich besonders wertvoll macht.
Als ich auf dem Boden ankomme, sehe ich einen großen, dunkelhaarigen Mann, etwa in meinem Alter, auf mich zukommen. Er hat ein kleines Mädchen auf dem Arm, das ich auf ungefähr zwei Jahre schätzen würde. Ihr Haar ist etwas dunkler als seines, aber im Gesicht lässt sich eindeutig eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden erkennen.
Ich blicke mich nach beiden Seiten um, ob der Mann wirklich zu mir will. Da ich niemanden sonst entdecke, straffe ich meine Schultern. Je näher er kommt, desto größer erscheint mir der Mann. Um mindestens 45 cm dürfte er mich überragen.
Nicht nur das, er ist eine echte Sahneschnitte, denke ich. Dunkle Augenbrauen, leuchtend grüne Augen, hohe Wangenknochen, breite Lippen, heute noch nicht rasiert. Er ist lässig gekleidet, trägt Jeans und einen schwarzen Hoodie, dazu schwarze Militärstiefel. Sein Körper könnte einen zum Erröten bringen. Muskeln überall.
„Hi“, sage ich und bemühe mich um einen lockeren, freundlichen Ton.
Er schiebt das Mädchen in seinen Armen ein wenig hin und her und bleibt vor mir stehen. Sie trägt einen hellgrauen Hoodie, Navy-Leggings und schwarze Schuhe.
„Hey“, sagt er. „Ich heiße Charlie Lawson.“
Das Timbre seiner Stimme ist unerwartet tief und rau. Ein erregter Schauer läuft mir über den Rücken. Ich entschuldige mich im Geiste bei der Frau, nach deren Ehemann ich gerade giere.
Nun, sie wird es verkraften können. Sie bekommt ihn immerhin jede Nacht.
„Larkin Lake“, sage ich und strecke meine Hand aus. Er wippt das Mädchen auf seinen Armen, bis er sie mit einer Hand halten kann, dann ergreift er meine Hand. Als seine Finger mich berühren, durchzuckt mich ein elektrischer Schlag. Sofort lässt er meine Hand los.
„Das ist meine Tochter Sarah. Sag hallo, Sarah.“
Das kleine Mädchen lacht. Ich Lächeln ist hinreißend. „Hiiiiii.“
Ich lache. „Hi, Sarah.“
„Wir haben gerade dort drüben in Dot‘s Diner zu Mittag gegessen“, sagt er und nickt mit dem Kopf Richtung Diner auf der anderen Seite des Parks. „Und ich habe dort gefragt, wo man hier ein Haus mieten könnte. Die Bedienung meinte, ich sollte mit Ihnen reden, Sie hätten etwas zu vermieten.“
Ich drehe mich um und blicke an der Fassade meines Hauses hoch. Kaum jemand weiß eigentlich, dass das Haus mir gehört. Offenbar ist es niemandem verborgen geblieben, dass ich das Haus so richtig durchgelüftet habe. So etwas spricht sich anscheinend schnell herum.
„Sieht so aus“, sage ich langsam. „Es ist allerdings ziemlich veraltet. Die meisten Dinge wurden seit den 70ern nicht mehr verändert.“
„Ist es sauber?“, fragt er skeptisch.
„Und ob.“
„Und ob“, wiederholt Sarah und strahlt voller Stolz.
Er reagiert nicht darauf, sondern schiebt sie nur wieder in die richtige Position an seiner Seite.
„Hat es zwei Schlafzimmer?“, fragt er.
Ich beiße mir auf die Zunge, aber dann antworte ich doch. „Es hat drei. Wollen Sie sich das Haus ansehen?“
Sein Blick wird schmal, als wolle er durchschauen, ob ich vertrauenswürdig sei. „Sicher.“
Ich drehe mich um und deute auf den zweiten Eingang, der genauso gebaut ist, wie der Haupteingang, allerdings weniger pompös. Die Tür ist aus massivem Holz, während mein Eingang eine Bleiglasscheibe hat. Die beiden Eingänge sind durch eine Wand getrennt, sodass beide Seiten eine separate Veranda haben.
„Bin gleich wieder da“, sage ich zu Charlie, der Sarah auf deinem Arm herumwippt. „Ich muss nur schnell die Schlüssel aus meiner Wohnung holen.“
Ich mache die paar Schritte zu meiner Tür. Die Schlüssel hängen gleich im Flur, über der Garderobe mit den ordentlich sortierten Mänteln und Stiefeln.
Ich schnappe mir die Schlüssel und eile zurück zu Charlie und Sarah. Als ich die Schlüssel zum Beweis hochhalte, reagiert er mit keiner Miene.
„Wollen Sie und Ihre … ähm, Partnerin hier in die Gegend ziehen?“, frage ich, während ich aufschließe und die Tür weit öffne.
„Partnerin“, wiederholt Sarah. Ich lächle sie an.
„Das ist richtig, ich sagte Partnerin.“
Ich bin mir sehr sicher, dass er hetero ist, aber eigentlich sollte ich keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wir gehen hinein, bis in den offenen Wohnbereich.
„Nein“, sagt Charlie, in einem Ton, der keine weiteren Fragen zulässt. „Nur Sarah und ich.“
„Aha.“ Ich nicke und krümme mich innerlich.
Es ist auffällig, dass Charlie nicht den Drang zu verspüren scheint, die langen Gesprächspausen zwischen uns mit belanglosem Geschwätz zu füllen. Ich hingegen werde mit jeder Minute des Schweigens nervöser.
Angesichts seines Auftretens und auch wegen seiner Stiefel komme ich zu dem Schluss, dass er mal in der Army war. Mein Dad war beim Militär gewesen, als ich ein kleines Kind war. Er hatte eine ähnliche Haltung, seine Augen waren immer in Bewegung.
„Was ist der Grund für Ihren Umzug nach Pacific Pines, wenn ich das fragen darf?“
„Ich möchte näher bei der Familie leben.“ Er wippt Sarah wieder herum und wendet sich der Küche zu.
Ich folge ihm, bis er hinauf in den ersten Stock gehen will. „Und was machen Sie beruflich?“
Er öffnet einen der grünen Schränke, der natürlich leer ist.
„Ich bin selbstständig“, sagt er. „Geld ist kein Problem.“
Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch. „Aha?“
„Runter“, sagt Sarah und zupft an Charlies Hemd. „Runter.“
Er sieht sich noch einmal um, dann stellt er sie auf dem Boden ab. „Würden Sie einen Moment auf sie aufpassen, während ich mir die Schlafzimmer ansehe?“
Ich schaue Sarah an, die zu den Küchenschränken gegangen ist, und eine der unteren Türen auf- und zumacht. „Klar, kein Problem.“
Er verschwindet, um sich den Rest des Hauses anzusehen. Ich nehme an, er wird sich allein zurechtfinden. Sarah hingegen ist davon nicht überzeugt.
„Daddy ist weg!“ Sie sieht mich erstaunt an.
Ich sollte sie wohl besser ablenken. Ich gehe zu ihr und beugte mich herunter.
„Das ist ein Schrank.“
„Schank“, wiederholt sie.
„Schrank“, verbessere ich.
Ich höre Charlies Stiefel auf der Treppe, dann hin- und hergehen.
Sie sieht mich ernst an. „Schrank.“
„Mmmhmm“, mache ich. Sarah sieht sich um.
„Wo?“, kreischt sie. „Dad weg.“
„Hey, hast du das hier gesehen?“ Ich lenke ihre Aufmerksamkeit auf eine Schublade. „Guck mal.“
Sie wird neugierig. „Was?“
Ich mache die Schublade auf und zu. Sie kommt zu mir und legt ihre kleine Hand auf meine, dann schieben wir gemeinsam die Schublade zu. Sie blickt zu mir auf.
„Zu“, sagt sie todernst.
„Ja, die ist zu.“ Ich ziehe die Schublade wieder auf, was sie genau beobachtet.
Charlie kommt die Stufen heruntergestampft und steht nur Sekunden später wieder bei uns in der Küche.
„Daddy!“, quiekt Sarah und breitet die Arme aus. „Arm!“
Charlie hebt sie hoch. Sie freut sich unbändig. Etwas an der Art, wie ihre kleinen Hände sich an seinem Hoodie festklammern, verursacht mir einen Kloß im Hals.
„Es gefällt mir“, sagt er. „Ich will es nicht pachten, sondern mieten. Meinetwegen zahle ich dafür auch etwas mehr. Vorausgesetzt, Sie nehmen uns.“
„Nun, ich hatte mir ohnehin noch gar keine Gedanken um eine Pacht oder Vermietung gemacht“, sage ich achselzuckend. „Wie wäre es mit 800 Dollar monatlich?“
Er zuckt ebenfalls mit den Achseln. „Einverstanden. Erste und letzte Monatsmiete als Kaution?“
Ich mache große Augen. Das ist eine Menge Geld. Aber er hatte ja gesagt, Geld sei kein Problem. „Einverstanden.“
„Kann ich sofort einziehen?“
„Sofort“, wiederholt Sarah und fängt an zu lachen. Es fällt schwer, nicht ebenfalls zu grinsen.
„Klar, wieso nicht? Haben Sie viel Zeug?“
„Nein. Jeder von uns hat höchstens sechs Taschen voll, mehr nicht.“
„Im Ernst?“, frage ich erstaunt.
„Im Ernst.“ Er holt sein Portemonnaie heraus. Während Sarah mit dem Band seiner Kapuze herumspielt, zieht er ein Bündel Geldscheine heraus, zählt sie und reicht mir ein paar Scheine. „Hier, das sollten 1.600 sein.“
Er drückt mir das Geld in die Hand.
„Fein. Hier sind die Schlüssel. Soll ich auf Sarah aufpassen, während Sie die Taschen holen?“
„Nein, wir kommen zurecht.“
„Okay“, sage ich achselzuckend. „Man sieht sich. Wiedersehen, Sarah.“
Sie antwortet mit ein paar Nonsens-Wörtern, aber das reicht mir. Widerwillig kehre ich an meine Arbeit auf der Leiter zurück.
Irgendwie habe ich deutlich das Interesse an der Arbeit verloren. Ich schiebe die Leiter ein Stück weiter und fange wieder an. Wenn ich ganz nach oben steige und mich auf die Zehenspitzen stelle, sehe ich Charlie und Sarah, wie sie über Rasen des Parks gehen, offenbar zu ihrem Auto.
Charlie ist für mich ein großes Rätsel, allerdings ein sehr attraktives. Ich werde mich nicht beschweren, dass mein Auge ein wenig verwöhnt wird.
Und Sarah ist einfach niedlich.
Ich seufze und mache mich wieder daran, den Dreck von der Regenrinne zu klopfen.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, starrt Sarah stirnrunzelnd auf mich herab. Ich hatte sie in ihrem Kinderbettchen zum Schlafen gelegt, aber offenbar ist sie dem inzwischen entwachsen, da sie momentan auf meiner Brust herumturnt.
Ich liege einen Moment so da, spüre wie der Angstschweiß von meinem nächtlichen Albtraum meinen Pyjama durchtränkt, sodass er mir am Leib klebt. Das Zimmer fühlt sich seltsam an, es dauert ein bisschen, bis mir wieder einfällt, dass wir zum ersten Mal hier übernachtet haben.
Sarah blickt auf mich herab, ihr dunkles Haar steht wild vom Kopf ab. Sie hat das Aussehen ihrer Mutter, was mir jedes Mal, wenn ich sie ansehe, schmerzlich bewusst wird.
„Raum?“, fragt sie.
„Ja, Traum.“ Ich seufze, schiebe sie ein Stück zur Seite und setze mich auf. „Hast du gut geschlafen?“
„Schlafen!“, kräht sie.
„Musst du aufs Klo?“
Sarah denkt darüber nach und schüttelt dann den Kopf. „Nein.“
Ich mustere sie skeptisch. Sie hat freiwillig von etwa einem Monat damit angefangen, das Töpfchen zu benutzen. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, dass sie von allein aufs Klo geht.
„Schon gemacht“, sagt sie, als wäre es ganz selbstverständlich.
„Okay. Hast du Hunger?“, frage ich und stehe auf.
„Ja!“ Die Erwähnung von Essen begeistert sie sofort. Sie liebt Essen.
„Okay, suchen wir doch erst einmal deine Kleidung für heute aus.“ Ich reiche ihr meine Hand.
Wir spulen unsere morgendliche Routine ab, dann lenke ich sie mit Müsli und Cartoons auf meinem iPad ab, während ich schnell unter die Dusche springe.
Im Grunde ist es eine gute Sache, dass es mich ablenkt, wenn ich mich um Sarah kümmere, denn dann denke ich nicht so viel darüber nach, was ich als Nächstes vorhabe: Ich will unangekündigt mit Sarah zu meinem Vater.
Mein Vater und ich haben uns voneinander entfremdet, seit ich vor beinahe zehn Jahren zur Armee ging. Ich hatte ihn gebeten, sich um Mom zu kümmern, während ich in der Kaserne war.
„Es gibt einen Grund, warum wir geschieden wurden“, hatte er gemeckert. „Die blöde Kuh ist nicht ganz dicht.“
Immerhin war sie klug genug, ihren kleinen Sohn nicht bei dir zu lassen, dachte ich.
Ja, es war definitiv einfacher, sich über Snacks und saubere Unterwäsche Gedanken zu machen. Ich war gut darin, meine Ängste zu verdrängen und mich statt um eine ungewisse Zukunft lieber um das zu sorgen, was ich direkt vor Augen hatte.
Anderthalb Stunden später sind wir gestriegelt und gebügelt und bereit zum Aufbruch. Ich trage Sarah, meinen Laptop und die Windeltasche hinaus zum Auto.
Ich blinzle in die helle Morgensonne, als ich zu meinem Sedan hinübergehe. Die Vermieterin, Larkin, schließt gerade ihre Tür.
Instinktiv wende ich den Blick ab, aber ein Blick hatte schon ausgereicht, um sie mir ins Gedächtnis zu brennen.
Sie ist ziemlich klein, um die 1,50 m, und wiegt höchstens um die 50 Kilo. Ihr langes, blondes Haar ringelt sich an den Spitzen, ihr Gesicht hat die Form eines Herzens, mit großen, braunen Augen, einer Stupsnase und einem Mund, der mir schmutzige Gedanken beschert.
Dieser letzte Gedanke macht mich unzufrieden. Sie ist recht konservativ gekleidet, mit einem roten Rock, der bis über die Knie reicht, einem Navy-Top, bis zum Hals geschlossen, und einer gelben Strickjacke.
„Hey!“, grüßt sie, mit einem schwer aussehenden Karton auf dem Arm. „Hi, Sarah.“