Kontrollverlust - Wechselspiele der Macht | Erotischer Roman - Shauna Grey - E-Book

Kontrollverlust - Wechselspiele der Macht | Erotischer Roman E-Book

Shauna Grey

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 176 Taschenbuchseiten ... Sara ist unglücklich in ihrer Ehe, fühlt sich von ihrem Mann Mark nicht mehr begehrt. Da kommt der wilde und herrische Hunter gerade recht. Sie trifft ihn immer und immer wieder in seiner Hütte im Wald, während sie ihrem Mann vorspielt, von ihrem Luxusferienhaus aus joggen zu sein. Hunter gibt ihr Selbstbewusstsein zurück, zeigt ihr Spielarten, von denen Sara nie zu träumen gewagt hatte, und lässt sie letztlich ... ins Messer laufen. Siegt am Ende Saras Lust oder ihre Liebe zu Mark? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 207

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Impressum:

Kontrollverlust - Wechselspiele der Macht | Erotischer Roman

von Shauna Grey

 

Shauna Grey lebt, liebt und schreibt als glücklicher Single in der Wüste, wo die auf den ersten Blick karge Landschaft Geheimnisse hütet, die es zu entdecken lohnt. Sie liebt es, Verborgenes zu entdecken, nicht nur in der Wüste. Auch Menschen hüten Geheimnisse, oftmals sinnliche Geheimnisse, die es mit heißen Lippen und forschenden Fingern hervorzulocken lohnt. Was lauert unter dem maβgeschneiderten Anzug und der modischen Krawatte? Was geschieht, wenn die Hitze des Tages die angepasste, wohlerzogene Hülle aufbricht? In der Wüste sind es die kühlen Nächte, die zum Träumen und zum Erzählen von Geschichten einladen. Am Lagerfeuer werden Fantasien geteilt, unter dem Sternenhimmel Sehnsüchte offenbart – hauchend, hoffend, bebend. Auf einer mitgebrachten Decke, in einem geparkten Jeep oder hinter dem weit geöffneten Fenster einer überhitzten Wohnung.Shauna Grey fängt gehauchte Sehnsüchte ein – mit forschenden Fingern und Stift und Papier.

 

Lektorat: Jasmin Ferber

 

 

Originalausgabe

© 2021 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © hightower_nrw @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750702936

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Saras Hände glitten langsam an ihrem nackten Körper hinab. Ihre Haut glühte. Sie wusste, dass er sie beobachtete, und es machte sie sowohl unsicher als auch heiß. Sie war ihm vollkommen ausgeliefert. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie kannte diesen Mann nicht und dennoch hatte sie gehorcht, als er ihr befohlen hatte, ihre Kleider abzulegen. Unsicher und bebend hatte sie splitternackt vor ihm gestanden. Sie hatte ihren Körper seinen forschenden Blicken überlassen, und sie wusste, obwohl sie sich fürchtete, dass sie ihm die komplette Kontrolle über ihren Körper überlassen würde. Wie eine Puppe ließ sie sich eine Augenbinde anlegen, und als er sie hochhob und zum Tisch trug, hatte sie vor Vorfreude ein Wimmern nicht unterdrücken können. Bald würde sie seinen Schwanz in sich spüren. Er würde sie nehmen, weil er es wollte und weil er es konnte. Doch dann hatte er sie auf dem Tisch abgelegt und sich zurückgezogen. Unsicher hatte Sara darauf gewartet, dass er zu ihr kommen würde. Doch er hatte sich abgewandt und das Zimmer verlassen. Sara hörte seine Schritte, hörte die Kühlschranktür, die geöffnet wurde und dann das Zischen einer Bierdose. Hatte er sich einen Stuhl herangezogen? Sie meinte das Schrammen der Stuhlbeine über den Holzboden zu hören. Sie hatte sich aufrichten wollen, doch sie wagte es nicht. Die Atmosphäre hatte sich eindeutig verändert. Etwas Bedrohliches lag in der Luft und eine Stimme schrie in Saras Hirn, dass sie sich schleunigst aus dem Staub machen solle.

Was machst du hier, schrie die Stimme. Bring dich in Sicherheit. Du kennst diesen Kerl nicht. Niemand weiß, dass du hier bist.

Doch Sara hörte nicht auf die Stimme, denn ihr Unterleib pochte vor Verlangen. Sie wollte die Hände des Fremden auf ihrem Körper spüren. Sie wollte ihn in sich spüren. Sie wollte, dass er ihren Körper benutzte. Sie wollte gefickt werden. Aus diesem Grund war sie schließlich zu ihm gekommen. Sie brauchte es, brauchte ihn. Sie brauchte den Fremden, um ihren eigenen Mann zu vergessen.

Sie hörte ihn trinken. Sie hörte ein Rülpsen, für das er sich nicht entschuldigte. Ihr Mann würde sich nie so benehmen. Seine Manieren waren zu poliert. Doch dieser Fremde hatte raue Hände und ungehobelte Verhaltensweisen. Ja, er würde sie rücksichtlos nehmen, und das war genau das, was sie brauchte. Warum kam er nicht zu ihr?

Ihre Hände begannen, an ihrem eigenen Leib herabzufahren. Sie konnte nicht mehr still liegen bleiben. Sie musste sich berühren. Sehnsüchtig knetete sie ihre Brüste und stellte ihr Beine auf. Quälend langsam spreizte sie ihre Schenkel, um ihm einen guten Einblick zu gewähren. Ihre Nippel standen hart hervor und sie zwirbelte sie sachte zwischen Daumen und Mittelfinger. Bald würde er ihre Hände zur Seite schieben und sich selbst über ihren Körper hermachen. Er musste es einfach tun, denn Sara spürte, sie ihre Möse nass wurde.

Machte es ihn an sie zu beobachten?

Sie hörte ein weiteres Rülpsen und beschloss, ihr Spiel geiler werden zu lassen. Ihre Hände fuhren über ihre Rippen, ihren flachen Bauch, über ihren glatt rasierten Venushügel. Ihre Pussy pochte vor Verlangen. Es fiel ihr geradezu schwer, ihre Finger langsam durch ihre Mitte gleiten zu lassen. Langsam, quälend langsam, streichelte sie auf und ab und ließ ihre Finger flattern. Verdammt, sie brauchte es jetzt. Worauf wartete er nur?

Saras Finger wanderten über ihre Lustknospe, die sich aus ihrem Schutz hervorgewagt hatte und sich geradezu bettelnd aufrichtete.

»Fick mich!«, brachte Sara klagend hervor. Ihr Atem passte sich dem Rhythmus ihrer Finger an.

»Fick mich!«, wiederholte sie, doch der verdammte Kerl kam nicht zu ihr.

»Noch nicht heiß genug«, grummelte er aus seiner Ecke.

Nicht heiß genug? Sara konnte spüren, wie ihre Geilheit aus ihr herauslief und seine Tischplatte versaute. Was wollte er denn noch?

Aufstöhnend schob sie Zeige- und Mittelfinger tief in ihre Möse. Es war nicht genug. Sie brauchte mehr. Sie wollte ihre Pussy voll ausgefüllt spüren. Ihr Körper zitterte.

Endlich hörte sie Schritte auf sich zukommen. Ihre Hand wurde zur Seite geschoben.

»Sieht so aus, als ob du Hilfe bräuchtest.«

Sara wimmerte. Endlich, endlich, würde er sie ficken. Doch es waren seine Finger, die in sie fuhren. Drei breite, raue Finger. Sara hechelte.

»Das gefällt dir, was?«

»Ja«, konnte sie nur stöhnen. »Ja, bitte.«

Er hörte nicht auf, sie mit seiner Hand zu ficken. Hatte er einen weiteren Finger in sie gesteckt? Der Zeigefinger seiner linken Hand lag auf ihrer Klit und rieb gnadenlos. Saras Körper stand in Flammen, und alle Energie staute sich in ihrer Mitte. Sie würde explodieren.

Die Fickbewegungen seiner Hände wurden schneller, und Sara hörte das Klatschen seiner Hände, die auf ihre Scham trafen.

»O bitte«, wimmerte sie. Doch sie wusste nicht mehr, worum sie bat. »Bitte!« Und eine Sturmflut riss sie mit sich fort.

Sara zitterte und wartete, bis der Sturm in ihr nachließ. Der Orgasmus hatte ihr nicht nur Befriedigung, sondern auch eine Art Befreitsein bringen sollen. Doch sie fühlte nichts dergleichen. Nichts war so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Weshalb hatte er sie nicht genommen? Sie hatte sich abreagieren wollen. Sie hatte sich selbstsicher und stark fühlen wollen, doch sie fühlte sich nur noch hungriger und unsicherer als zuvor. Sie war ein Risiko eingegangen und hatte sich diesem Mann, den sie nicht kannte, komplett ausgeliefert. Was sie getan hatte, war mutig gewesen, oder nicht? Das hatte sie zumindest gedacht, doch nun fühlte es sich nur dumm an. Und sie wollte noch immer mehr.

Langsam setzte sie sich auf und streckte ihre Hand aus. Doch sie griff ins Leere. Sie nahm ihre Augenbinde ab und blinzelte verwirrt. Der Mann, dessen Namen sie vergessen hatte, ging einen weiteren Schritt von ihr weg. Er sah auf sie hinab und sie konnte nichts in seinem Gesicht lesen. Die Stille und die Ungewissheit machten ihr Angst. Doch dann sah sie, wie er seine Hose über die Hüften streifte. Er war kompakt und muskulös gebaut. So anders als ihr drahtiger, schlanker Mann. Er roch nach Schweiß und Bier und nach etwas, das sie nicht zuordnen konnte. Wild, ungezähmt, gefährlich. Ihr Mann roch sauber, gepflegt, teuer. Ihr Mann roch nach Disziplin und ab und an nach Wein. Nie nach Bier. Nie nach Schweiß.

Sie sah zu, wie der Mann seinen harten Schwanz zu reiben begann. Sein Körper war behaart, wo der ihres Mannes glatt war. Selbst auf seinen Händen wuchs dunkles buschiges Haar. Sara sah in sein unrasiertes Gesicht. Dunkler Bart, schmale Lippen, eine unebene Nase (wie er sie sich wohl einst gebrochen hatte?), eine Narbe neben dem rechten Auge. Augen, dessen Farbe sie nicht genau einordnen konnte. Ein helles Braun, ein schmutziges Grün?

Blau. Die Augen ihres Mannes waren blau. Doch die Augen ihres Mannes hatten sich schon seit einiger Zeit nicht mehr voller Begierde auf sie gerichtet. Was wollte sie sich beweisen? Dass sie die Kontrolle über ihr Leben hatte? Denn es fühlte sich nicht so an. Es fühlte sich an, als würde der Boden unter ihr beben.

Sie glitt, nackt wie sie war, vom Tisch. Ihre Augenbinde fiel zu Boden. Sie ging auf den Fremden zu, dessen Blick sich auf ihre großen Brüste gerichtet hatten. Sie wollte ihn. Sie wusste nicht, weshalb, doch sie wollte ihn in sich spüren. Doch als sie mit ihrer Hand nach seinem Steifen greifen wollte, schlug er sie unsanft weg und fuhr fort, es sich selbst zu besorgen. Er stöhnte und streckte seine freie Hand aus, um eine ihrer Brüste zu berühren. Unsanft knetete und drückte er. Sara wollte protestieren, doch sie starrte nur wie hypnotisiert auf die Hand des Mannes, mit der er seinen harten Schwanz rieb. Schneller und härter. Es überraschte Sara, als seine Hand von ihrer Brust abließ und sie unsanft anstieß. Er drückte gegen ihre Schulter und Sara ließ sich wortlos auf die Knie gleiten. Sie hörte das Grunzen und Stöhnen und schon kam der Fremde. Sein Samen lief an ihrem Oberkörper herab.

Ihr Mann hätte sie niemals so achtlos behandelt. Sara stand wütend auf. Der Mann lachte nur, als er ihren entrüsteten Blick sah. Dann zog er seine Hose wieder hoch und wandte sich ab, um sich ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank zu nehmen. Sara versuchte, mit gehobenem Haupt ihre Kleider zusammenzusuchen. Im Bad wusch sie den Saft des Mannes von ihrer Haut und zog sich schleunigst an. Als sie den Raum verließ, stand er nach wie vor in der Küche der kleinen Hütte, in der er lebte.

»Morgen früh, 8 Uhr, hier«, rief er ihr zu, als sie sich zum Gehen wandte.

Sara blieb abrupt stehen. Was bildete er sich nur ein? Sie hatte sich abreagieren wollen. Sie hatte ihren Mann bestrafen und sich selbst beweisen wollen, dass sie nach wie vor begehrenswert war. Sie hatte nicht vor, eine Affäre zu beginnen, und schon gar nicht mit diesem ungehobelten, egoistischen Kerl.

»Vielleicht ficke ich dich ja morgen sogar.«

Sara wandte sich zu ihm um. Sie war sich sicher, dass ihre Wangen tomatenrot geworden waren. Der Fluch der Rothaarigen.

»Ich habe morgen Besseres zu tun, als dir als Fickvorlage zu dienen«, brachte sie mühsam hervor. Ihr Mann hätte irritiert den Kopf geschüttelt, hätte er sie so sprechen hören.

Doch dieser Mann lachte nur. »Hunter«, sagte er. »Mein Name ist Hunter.«

Sara sah ihn irritiert an. Hunter. Genau. Er hatte sich ihr vorgestellt, als sie ihm gestern beim Joggen geradezu vor die Füße gefallen war.

»Ich sehe dich dann morgen, Sara.«

»Weshalb bist du dir so sicher, dass ich kommen werde?«, fragte Sara genervt. Denn er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.

»Oh, ich glaube, du kannst es nicht ertragen, nicht das zu bekommen, was du willst, Sara. Und du willst, dass ich dich ficke. Du willst meinen Schwanz in dir spüren.«

Sara konnte es nicht leugnen. Sie hätte ihm am liebsten gleich auf der Stelle die Kleider vom Leib gerissen. Und wie sie seinen Schwanz in sich spüren wollte. Seine überhebliche Art brachte sie auf die Palme, doch es änderte nichts daran.

Hunter sah ihr in die Augen. »Ich glaube, dass du zu sehr daran gewohnt bist, dass andere dir geben, was du willst, nur weil du mit den Fingern schnippst. Aber wenn du etwas willst, solltest du es dir auch verdienen.«

Sie sollte es sich verdienen? Sie sollte sich Sex mit ihm verdienen? Für wen hielt er sich nur?

Doch er hatte recht. Es machte Sara wütend und sie stürmte geradezu aus der Hütte und rannte zu ihrem Jeep.

»Bis morgen, Sara«, schrie Hunter ihr nach.

Und sie wusste, sie würde morgen wieder zu ihm gehen. Er hatte recht. Sie konnte es nicht ertragen, nicht das zu kriegen, was sie wollte. Genau das war es, was sie überhaupt dazu veranlasst hatte, sich Hunter auszuliefern. Sie hatte von ihrem Mann nicht das bekommen, was sie wollte. Und nun Hunter? Sie würde ihm schon zeigen, mit wem er es zu tun hatte. Sie würde es Hunter zeigen. Und ihrem Mann.

Kapitel 2

Sara hatte sich verlaufen. Wann hatte sie aufgehört, auf Markierungen zu achten? Hatte sie überhaupt auf Markierungen geachtet? Es hatte sich so vernünftig angehört, als sie am Morgen beschlossen hatte zu joggen.

»Bevor es zu heiß wird«, hatte sie Mark zugerufen.

Mark hatte ihr zugenickt und abwesend gelächelt. Er achtete auf seine Gesundheit, und seine Disziplin machte sich bezahlt. Mit Ende vierzig konnte Mark locker mit den jungen Dreißigern mithalten. Nur die grauen Strähnen, die sich langsam in sein ansonsten kastanienbraunes Haar schlichen, gaben sein wahres Alter preis. Marks Körper war stramm und trainiert. Seine Muskeln wohlproportioniert und gestreckt wie die eines Tänzers. Mark trainierte nur selten mit Gewichten, und es war ihm gleichgültig, ob seine Freunde Yoga und Pilates für Weiberkram hielten. Mark begann jeden Morgen mit seiner Yoga-Routine. Keine Ausnahmen. Ausnahmen galten nicht für Mark. Seine Disziplin hatte Sara anfangs angezogen, doch nun begann ihr Marks Tugend auf die Nerven zu gehen. Sie wusste, dass sie wie eine undankbare Zicke aussah, wenn sie ihren Freundinnen von ihrer Genervtheit erzählte. Marks Disziplin beschränkte sich nicht nur auf Fitness und gesunde Ernährung. Auch beruflich machte sich seine Tugend bezahlt und sein Unternehmen, das luxuriöse Ferienimmobilien verwaltete, ermöglichte Sara das Leben einer Prinzessin. Spa-Besuche, gehobene Gastronomie, Designergarderobe … Sara hatte alles, was sie sich je gewünscht hatte. Sie hatte dafür keinen Frosch heiraten müssen, wie sie einst befürchtet hatte. All ihre Freundinnen beneideten sie um Mark. Sie wusste es, und es machte sie stolz. An Marks Arm erschien sie auf Festen und Benefizveranstaltungen. Mark und Sara waren das Paar, mit dem jeder befreundet sein wollte. Einladungen flatterten ins Haus. Und Mark war rücksichtsvoll und ausgeglichen. Er brachte Blumen nach Hause oder er führte sie zum Essen aus. Doch in letzter Zeit fühlte Sara sich immer öfter gelangweilt und unzulänglich. Sie wollte die Wochenenden mit Mark im Bett verbringen – nackt, verschwitzt, befriedigt.

Mark kritisierte sie nicht offen, doch sie sah seine tadelnden Blicke, wenn sie am Morgen gezuckerte Flocken in sich hineinschaufelte statt der grünen Smoothies, die Mark bevorzugte. Als sie einen Termin mit ihrer Yoga-Trainerin versäumt hatte, hatte sie Marks gehobene Augenbraue gesehen. Dieser Blick, der sie fragte, warum um alles in der Welt sie sich benahm wie eine verwöhnte Göre und nicht auf sich achtete.

Und sie benahm sich wirklich wie eine verwöhnte Göre. Sie wusste es und konnte sich nicht helfen. Sie langweilte sich, und sie fühlte sich Mark unterlegen. In letzter Zeit beachtete er sie immer weniger. Ja, er hatte beruflich viel um die Ohren, aber war es denn zu viel verlangt, ab und an mit der eigenen Ehefrau die Zeit zu vergessen? Es war nicht so, als hätten sie keinen Sex mehr, doch der Sex mit Mark kam ihr vor wie alles in seinem Leben: geordnet, diszipliniert, bedacht.

Nach fünf Jahren Ehe kannte Mark ihren Körper genau. Er wusste, wo er streicheln musste. Seine Zunge spielte im bekannten und geübten Rhythmus mit ihrem Körper. Doch es fehlte Sara an Impulsivität und Geilheit. Mark befriedigte sie mit geübten Bewegungen, doch es kam ihr vor wie Routine. Er war achtsam und bedacht. Was war nur aus ihnen geworden? Am Anfang ihrer Beziehung hatte Mark seine Hände nicht von ihr lassen können. Hungrig hatten sie ihre Kurven ertastet. Kleider hatten seinen Angriffen nicht standhalten können und endeten häufig als nutzlose Fetzen. Ihr erstes Mal hatte in Marks geräumigem Geländewagen vor seiner Haustür stattgefunden, denn sie hatten es beide nicht geschafft, lang genug bekleidet zu bleiben. Mark hatte sie auf dem Rücksitz genommen. Hungrig und von Geilheit angetrieben hatte er sich ihre Beine über die Schultern gelegt und tief in sie gestoßen. Sara vermisste diese raue, wilde Seite ihres Mannes. Wenn sie sich jetzt auf ihn schwang, um ihn zu reiten, bis sie beide den Verstand verloren, hielt er sie zurück.

»Beruhige dich«, hatte er ihr beim letzten Mal zugeflüstert und sie von sich gerollt. »Lass mich dich berühren.« Und er hatte sie berührt. Langsam, sachte und geradezu klinisch. Als wäre sie ein Projekt, an dem er arbeitete. Ja, sie war gekommen. Seine Finger kannten sich auf und in ihrem Körper aus. Aber sie hatte sich selbst beim Sex unterlegen gefühlt, denn Mark hatte nur langsam den Höhepunkt erreicht. Keine Explosion, kein minutenlanges Zittern. Sie war Mark in allen Bereichen des Lebens unterlegen, doch Sex war stets ihre Hochburg gewesen.

Mark hatte sie anfangs auf geradezu animalische Weise begehrt. Sie hatte ihn um den Verstand gebracht. Wenn sie sich vor ihm auszog, hatte er seine charmante, gelassene Art vergessen und sich in ein wildes Tier verwandelt. Seine Lust hatte blaue Flecken auf den Innenseiten ihrer Schenkel hinterlassen und sie hatte diese Male mit Stolz getragen. Einmal hatte er sie in seinem Büro beim Sex so hart gegen die Wand gestoßen, dass sie befürchtet hatte, eine Gehirnerschütterung davonzutragen. Danach hatte er sich liebevoll um sie gekümmert und Eiswürfel über ihre Schläfen gestrichen. Doch dann hatte ihn der Anblick ihres nackten Körpers abgelenkt und er hatte die Eiswürfel über ihre Brüste gleiten lassen und tiefer … Mit Eiswürfeln hatte er ihren Bauchnabel umkreist und dann hatte er einen Eiswürfel tief in ihrer Mitte versenkt und zugesehen, wie das Wasser aus ihr herauslief. »Du machst mich wahnsinnig«, hatte er gestöhnt und das Wasser aus ihrer Möse gelutscht.

Eines Morgens hatte Sara beschlossen, Mark zu verführen. Sie hatte geduscht und ihren ganzen Körper glatt rasiert. Mit Öl eingerieben und in einen hauchdünnen, mit Spitze verzierten Morgenmantel gehüllt, war sie die Treppe in ihrem neuen Ferienhaus hinuntergeschritten.

Ihr Feriendomizil war eine Art Blockhütte für Wohlverdienende. Sara hatte keine Ahnung, warum Mark ausgerechnet dieses Haus an diesem Ort im Niemandsland gekauft hatte. Ihre Freunde hatten Wochenendhäuser in Breckenridge und Aspen. Marks Unternehmen verwaltete und vermietete luxuriöse Objekte in Aspen und Boulder. Doch Mark hatte diese überproportionierte Blockhütte erworben. Weit weg von Leuten, die sie kannten. Sara hatte das als gutes Zeichen gewertet. Vielleicht brauchte er Abstand von den Sitten und Manieren ihres Freundeskreises. Vielleicht wollte er mit ihr allein sein. Allein in dieser Wildnis. In der Hochwüste.

Doch seit sie in ihrem neuen, von einem übereifrigen Designer möblierten Domizil angekommen waren, hatte Mark sich stundenlang in seinem Büro im Haus verkrochen. Er hatte etwas von Verträgen vor sich hin gemurmelt.

An jenem Morgen war Sara selbstbewusst in Marks Büro stolziert. Barfuß. Ihre roten Locken fielen wild über ihre blassen Schultern. Mark liebte ihre Locken. Ihre grünen Augen funkelten. Mark saß an seinem Schreibtisch, über Papiere gebeugt. Die Brille, die er seit einiger Zeit zum Lesen benötigte, verlieh ihm einen sexy Schliff. Sara ließ sich auf der Kante seines Schreibtisches nieder und schlug die Beine übereinander. Sie wusste, der Morgenmantel würde zur Seite gleiten und den Blick auf ihre Beine freigeben. Mark sah zu ihr auf und lächelte.

»Guten Morgen, meine Schönheit.«

Kein schlechter Anfang, beschloss Sara. »Guten Morgen, mein Schöner«, erwiderte sie und ließ ihre Hände durch Marks Haar gleiten. Gleichzeitig drückte sie seinen Kopf näher zu sich heran. Mark lächelte, und Sara glaubte, ein altbekanntes Funkeln in seinen Augen zu sehen. Er lehnte sich zu ihr und küsste sie sachte.

»Hast du für heute schon etwas geplant?«, fragte er sie.

Sara schmunzelte. »Ich habe so einige Ideen.«

Langsam spreizte sie ihre Schenkel und gewährte Mark eine Vorschau. Sie sah ihn mit großen Augen an.

Mark stand auf und gab einen Laut von sich, den sie nicht zuordnen konnte. War er genervt? Gelangweilt?

»Ich muss mich leider erst um diese Verträge kümmern«, erklärte er ihr sachlich. Wie konnte er so sachlich bleiben, wenn sie ihm ihre Pussy geradezu entgegenstreckte? Was sollte sie denn noch tun?

Ihre Finger fuhren zu ihrem Ausschnitt und strichen den Morgenmantel auch dort sachte zur Seite. Ihre Brüste hatten Mark stets angeturnt. Groß und rund. Er liebte es, diese Brüste zu kneten. Doch an jenem Morgen hatte er sie nur sachte aufs Haar geküsst.

Wie ein Vater, der sein mürrisches Kind beruhigen will, dachte Sara.

»Ich habe leider keine Zeit, meine Liebe.«

Meine Liebe? Meine Liebe.

Wütend stürmte sie aus dem Büro.

»Ich gehe joggen«, hatte sie ihm zugerufen und Mark hatte wohlwollend genickt. »Eine gute Idee.«

Vielleicht dachte er, das Joggen würde Sara helfen, sich abzureagieren, doch da hatte er komplett falschgelegen. Vielleicht dachte er, sie würde beim Joggen ihre Energie loswerden und ihre sexuelle Frustration würde sich verlieren. Doch nichts dergleichen geschah. Mit jedem Schritt wurde Sara wütender. Immer wieder ging sie in ihren Gedanken den Morgen durch. Mark hatte sie nicht gewollt. Er hatte sie kaum eines Blickes gewürdigt. Er begehrte sie nicht mehr. Oder vielleicht war sie nicht mehr attraktiv genug? Hatte er sich an ihrem Körper sattgegessen? Langweilte sie ihn im Bett? Sara wusste, dass andere Männer sie attraktiv fanden. Mit Ende zwanzig fühlte sie sich attraktiver als je zuvor. Es war, als wäre sie eine Frucht in voller Reife. Sara war schlank, doch nicht zu schlank. Ihre Kurven waren an genau den richtigen Stellen. Ihre Haut war makellos. Die Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken und ihren Wangen, die sie als junges Mädchen so verwünscht hatte, waren zu ihrem Merkmal geworden. Sie verliehen ihr etwas Kesses, Wildes. Ihre langen roten Locken waren wie ein Feuer, das Aufmerksamkeit und Abenteuer verhieß.

Sara wusste nicht, wie lange sie vor Wut schnaubend und voll unterdrückter Geilheit vibrierend durch die verdammte Wüstenlandschaft gerannt war. Es wurde heiß. Sie hatte kaum noch Wasser in dem Gürtel, den sie zum Joggen stets trug. In ihrem Gürtel verwahrte sie ihre Wagenschlüssel, Heftpflaster, Kaugummi und ihr Handy. Ihr Handy, das hier draußen keinen Empfang haben würde.

Genervt sah Sara sich um. Sie kannte sich hier nicht aus. Nichts war vertraut in dieser verdammten Einöde. Nichts als Kakteen, Felsen und Schlangen.

Schlangen … Vor lauter Wut hatte Sara überhaupt nicht auf ihre Umgebung geachtet. Auch nicht auf den Pfad vor ihr. Was, wenn eine Klapperschlange in dem ausgetrockneten Gebüsch am Wegesrand lauerte. Sara fürchtete und ekelte sich vor Schlangen. Sie konnte sich nicht helfen. Ihre Angst war irrational. Natürlich lauerten Schlangen keinem Menschen auf. Wenn sie konnten, gingen diese Biester den Menschen aus dem Weg. Doch Sara bekam es auf einmal mit der Angst zu tun. Sie war nun einmal ein Stadtmensch.

Ihre Gedanken begannen, ihr Streiche zu spielen, und sie glaubte, ein Klappern im Gebüsch zu hören. Mit einem entsetzten Aufschrei rannte Sara los. Sie starrte auf den Wegesrand und rammte mit voller Wucht gegen die Brust eines Mannes. Sara taumelte und fiel rückwärts. Der Mann ergriff ihre Schultern, bevor sie zu Boden fallen konnte. Verwirrt starrte Sara in das Gesicht des Typen. Hellbraune Augen, von Falten umrandet. Er war jung, doch er verbrachte viel Zeit in der gnadenlosen Sonne. Seine Haut zeigte die Spuren. Ein leichter Sonnenbrand, trotz der albernen Mütze, die ihn vor der Sonne schützen sollte. Buschiger Bart. Ausgebleichtes T-Shirt, Shorts und Sandalen. Der Fremde, der Sara noch immer bei den Schultern festhielt, sah sie forschend an. Es war kaum größer als sie und starrte ihr unverwandt ins Gesicht.

»Alles okay?«, fragte er und schüttelte sie leicht.

Das verwirrte Sara. Er schüttelte sie? Wirklich? Ungehobelt, dachte Sara. Doch der Fremde hatte sie vor einem Sturz bewahrt.

»Ich bin okay«, brachte sie hervor und schaffte es zu lächeln. »Danke.«

Der Mann ließ ihre Schultern nicht los. Sara dachte, dass sie schrecklich aussehen musste. Verschwitzt, überhitzt, tomatenrot.

Der Mann deutete auf die Wasserflasche in Saras Gürtel.

»Du musst etwas trinken.«

Sara fühlte sich schwindelig. Er hatte recht. Die Hitze machte ihr zu schaffen. Mit zitternden Händen führte sie ihre Flasche zum Mund und trank den letzten Rest des mittlerweile warmen Wassers. Es half nicht wirklich. Sara fühlte, wie ihr Kopf zu Pochen begann.

»Ich fürchte, ich habe mich verlaufen«, gestand Sara. Es war ihr peinlich, das vor dem Fremden einzugestehen. Ein weiterer Bereich, in dem sie unzulänglich war. Sie konnte nicht einmal joggen gehen, ohne von einem Mann gerettet werden zu müssen. Wie armselig.

»Hunter«, sagte der Fremde und streckte ihr die Hand entgegen.

Sara ergriff seine Hand und sah ihn fragend an.

»Hunter«, wiederholte der Mann. »Mein Name ist Hunter.«

»Oh.« Sara schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid. Ich habe wohl mehr Sonne abgekriegt, als meinem Gehirn guttut.« Sie lachte.

Hunter sah sie nur weiterhin ausdruckslos an.

»Ähm, ich heiße Sara. Sara Hailey.«

Hunter nickte. »Das Paar aus Denver«, stellte er fest.

Die Leute im Ort hatten anscheinend von ihr und Mark gehört. Sara hatte sich noch nicht in den Ort vorgewagt, der nicht wirklich viel zu bieten hatte. Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, was Mark dazu veranlasst hatte, ausgerechnet hier eine Immobilie zu erwerben. Es gab nicht mal einen Coffeeshop in diesem verschlafenen Kaff.

»Ja, mein Mann und ich wohnen eigentlich in Denver«, erwiderte Sara schwach. Sie konnte sich kaum noch auf den Füßen halten. Doch sie fühlte sich dazu verpflichtet, sich zu erklären.

»Ich wollte heute Morgen joggen gehen. Bevor es zu heiß wird. Doch ich war mit meinen Gedanken anscheinend ganz weit weg, denn ich habe komplett die Zeit vergessen.«