15,99 €
Alles Wissenswerte über die heilige Schrift des Islam
Der Koran ist die heilige Schrift von über 1,8 Milliarden Muslimen auf allen Kontinenten. Er ist die Offenbarung Allahs an den Religionsstifter Mohammed, hohe Literatur und zugleich Leitfaden für das tägliche Leben der Gläubigen. Was sagt der Koran über den Glauben, über Frauen, über die Familie, über Andersgläubige, über Verbrechen und ihre Bestrafung? Sohaib Sultan berichtet über die Entstehung der heiligen Schrift und erläutert die Sprache des Koran. Er räumt Missverständnisse über den Koran aus dem Weg und eröffnet damit Möglichkeiten zu einem besseren Verständnis des Islam. Sie erfahren
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Koran für Dummies
Der Koran erfüllt fünf wesentliche Zwecke:
Die Rechtleitung: Der Koran dient als Rechtleitung zum Glauben an die Einheit Gottes. Er führt zu einem moralischen Leben, das durch die Unterordnung oder die Unterwerfung unter den Willen Allahs bestimmt ist (Islam). Diese Lebensart ermöglicht Rechtleitung sowohl durch persönliche als auch durch gesellschaftliche Gesetze.Der Maßstab: Der Koran unterscheidet zwischen Moral und Unmoral und zwischen Gut und Böse. Er hilft Muslimen, in ihrem täglichen Leben moralische Entscheidungen zu treffen.Der Ermahner: Der Koran bestätigt und erinnert die Welt an die Lehren vergangener Propheten. Ihre Geschichten machen einen wesentlichen Teil der koranischen Erzählung aus.Spirituelle Heilung: Das Buch hilft Muslimen, sich von ihren niederen Leidenschaften abzuwenden und sich höherem Streben zuzuwenden: Gott zu verehren und zu gehorchen. Der Koran zeigt einen Weg der persönlichen Beziehung zu Gott auf – ein Gottesbewusstsein, das die Seele erhöht und den Geist von moralischem Verfall, wie Materialismus, Eifersucht und Zorn, befreit.Sozialer Wandel: Die Schrift dient als »Fahrplan« für sozialen Wandel, gegründet auf sozialer Gerechtigkeit, ökonomischer Gleichheit, Eintracht der Völker, Menschenrechte und Würde. Der Koran ruft die Gemeinschaft der Muslime dazu auf, sich aktiv für das einzusetzen, was richtig, gut und gerecht ist, und gegen das anzugehen, was unrecht, ungerecht und von Übel ist.Beim Lesen der Schrift sollten Sie folgende drei Eigenschaften des Koran berücksichtigen:
Die mündliche Überlieferung: Die mündliche Überlieferung des Koran verleiht dem Buch seine Aura. Das rezitierte Wort ist weitaus mächtiger als das gedruckte, insbesondere wenn der Text aus dem Arabischen in eine andere Sprache übersetzt worden ist.Keine lineare Abfolge: Der Koran folgt keiner systematischen, historischen oder thematischen Vorgehensweise. Die koranischen Erzählungen basieren eher auf Geschichten der Vergangenheit, Gesetzen und moralischen Lehren.Keine historische Erzählung: Der Koran enthält keine genauen geschichtlichen Angaben wie Zeit, Ort und Abstammungslinie. Die Moral der Erzählung überwindet Zeit und Raum und drängt Details in den Hintergrund.Folgende Koranverse geben Ihnen einen kurzen Überblick über die Hauptthemen des Buches:
Allah: »Sprich: »Er ist der Eine Gott. Allah, der Absolute. Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt. Und es gibt keinen, der Ihm gleicht.«« (Sure 112)Propheten: »Sprich: »Wir glauben an Allah und das, was auf uns herabgesandt worden ist und was auf Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und die Stämme herabgesandt worden war und was Moses und Jesus von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von ihnen, und Ihm sind wir ergeben.«« (3:84)Glaubenund Handeln: »Frömmigkeit besteht nicht darin, dass ihr euer Gesicht nach Westen oder Osten kehrt. Fromm ist vielmehr, wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt und an die Engel und die Schrift und die Propheten; und wer sein Geld, auch wenn er selbst Bedarf hat, für seine Angehörigen und die Waisen, die Armen und den Reisenden, die Bettler und die Gefangenen ausgibt; und wer das Gebet verrichtet und wer die Steuer (zakat) zahlt; und die, welche ihre eingegangenen Verpflichtungen einhalten und in Unglück, Not und Gefahr standhaft sind: Sie sind es, die aufrichtig und gottesfürchtig sind.« (2:177)Menschheitund Leben: »Bei der Zeit! Der Mensch kommt bestimmt ins Verderben, außer denen, welche glauben und Gutes tun und sich gegenseitig zur Wahrheit anhalten und sich gegenseitig anhalten zur Geduld.« (Sure 103)Der Jüngste Tag: »Wenn die Erde heftig von ihrem Beben erschüttert wird und die Erde ihre Last hinauswirft und der Mensch ausruft: »Was ist mit ihr?« An diesem Tag wird sie ihre Erlebnisse erzählen, wie dein Herr es ihr eingegeben hat. An diesem Tag werden die Menschen einzeln hervorkommen, um ihre Werke zu sehen. Und wer Gutes (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan hat, wird es sehen. Und wer Böses (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan habt, wird es sehen.« (Sure 99)Menschliche Beziehungen: »O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Allah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Allah ist fürwahr wissend, kundig.« (49:13)Beziehung der Geschlechter: »Und die Gläubigen, Männer und Frauen, sind einer des anderen Freund. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Unrechte und verrichten das Gebet und zahlen die Steuer und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Siehe – wahrlich, Allah erbarmt sich ihrer. Siehe, Allah ist mächtig und weise.« (9:71)Koran für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2. Auflage 2024
© 2024 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Original English language edition © 2004 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation is published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe © 2004 by Wiley Publishing, Inc. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: meen_na-stock.adobe.comKorrektur: Birgit Volk
Print ISBN: 978-3-527-72186-3ePub ISBN: 978-3-527-84742-6
Sohaib Nazeer Sultan studierte Islamwissenschaften und lebte im Nahen Osten und den USA. Er studierte bei angesehenen Gelehrten der islamischen Theologie und des islamischen Gesetzes.
Während seiner Studienzeit an der Indiana University hatte Sohaib Sultan eine führende Position in der bunt gemischten religiösen Gemeinschaft von Bloomington, Indiana, inne. Er war im Vorsitz des Presseamts, Vizepräsident, Präsident und Berater der Vereinigung muslimischer Studenten. Sohaib Sultan organisierte glaubensübergreifende Dialoge in Indiana und nahm unter anderem an einem Forum teil, das sich zur Erinnerung an die tragischen Ereignisse vom 11. September 2001 formierte. Sohaib Sultan wurde von der Indiana University für sein Engagement ausgezeichnet.
Sohaib Sultan lebte zuletzt in Chicago, Illinois, wo er als Journalist arbeitete. Er wurde häufig in Kirchen und Synagogen eingeladen, um über den islamischen Glauben und dessen Rolle in der heutigen Welt zu sprechen. Er arbeitete unter anderem als Berater für islamische Angelegenheiten für eine Serie über Beziehungen zwischen Muslimen und Christen in den USA für das BBC-Radio.
Ich widme dieses Buch meiner Familie: meiner Mutter, Amra Sultan, meinem Vater Talat Sultan, meiner Schwester, Sohaira Sultan, und meinem Schwager, Zubair Saeed. Ich werde ihnen für ihre Unterstützung, Ermutigung und Liebe immer dankbar sein.
Ich möchte meiner Lektorin Kathleen M. Cox danken, die mich bat, dieses Buch zu schreiben. Ihre Unterstützung und Hilfe während der ersten Phase des Schreibens überzeugte mich, dass Wiley der beste Verlag ist, für den man arbeiten kann. Kathy leistete hervorragende Arbeit bei meiner Einweisung in den leserfreundlichen Stil der … für Dummies-Reihe. Dank auch an meine wunderbare Projekt-Lektorin Mary Goodwin. Ich bin Mary aufrichtig für ihre Prüfung der Kapitel, ihre glänzenden Ideen und ihre Geduld verbunden.
Ich bedanke mich in großer Wertschätzung für die Arbeit des Fachlektors Dr. Dany Doueiri, einem Experten der Arabistik und Islamwissenschaften an der Universität von Südkalifornien, San Bernardino. Ohne seine wissenschaftliche Prüfung dieses Buches wäre es niemals zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Ich respektiere zutiefst seine wertvollen Ratschläge zu jedem Kapitel.
Ich schulde meinen Freunden großen Dank, die mir bei diesem Buch halfen, für die vorurteilsfreien Gespräche und die Ideen über den Islam und die muslimische Welt. Ich möchte vor allem meinem früheren Mitbewohner und guten Freund Jeremy Burcham danken, der mich für dieses Projekt vorschlug und einige Kapitel überarbeitete. Ich danke auch meinen Verwandten auf der ganzen Welt, die mir ihre Aufmunterungen und guten Wünsche zukommen ließen, als ich die Arbeit an diesem Buch beendete.
Letztlich möchte ich meinen tiefen Respekt gegenüber allen Gelehrten zum Ausdruck bringen, bei denen ich studiert habe. Ihr Unterricht veränderte mein Leben.
Kapitel 3
Tabelle 3.1: Die Juz´ des Koran
Tabelle 3.2: Die Namen und Themen der Suren
Kapitel 8
Tabelle 8.1: Die Namen Allahs in der islamischen Tradition
Kapitel 1
Abbildung 1.1: Die fünf Säulen des Islam
Kapitel 2
Abbildung 2.1: Wunderschöne islamische Kalligrafie ist in vielen Mo...
Kapitel 12
Abbildung 12.1: Muslime beim gemeinschaftlichen Gebet (© maya1313)
Abbildung 12.2: Der Muadhin ruft zum Gebet (© Creativa Images)
Abbildung 12.3: Ausführung des Wudu‘ als Vorbereitung auf das Gebe...
Abbildung 12.4: Das rituelle islamische Gebet (Salat), das fünf Ma...
Cover
Titelblatt
Impressum
Über den Autor
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Fangen Sie an zu lesen
Glossar koranischer Begriffe
Vorkommen der Propheten im Koran
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
1
2
5
6
7
8
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
141
142
143
144
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
163
164
165
166
167
168
169
170
171
173
174
175
176
177
178
179
180
181
182
183
184
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
195
196
197
198
199
200
201
202
203
204
205
206
207
208
209
210
211
212
213
214
215
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
226
227
228
229
230
231
232
233
234
235
237
238
239
240
241
242
243
244
245
246
247
248
249
250
251
252
253
254
255
256
257
258
259
260
261
262
263
264
265
266
267
268
269
270
271
272
273
275
276
277
278
279
280
281
282
283
285
286
287
288
289
290
291
292
293
294
295
297
298
299
300
301
302
303
304
305
306
307
309
310
311
312
313
314
315
316
317
318
319
320
321
322
323
324
325
327
328
329
330
331
332
333
334
335
337
338
339
340
341
342
343
344
345
346
347
348
349
350
351
352
353
355
Begeben Sie sich auf eine aufregende Reise! Der Koran für Dummies führt Sie ein in die heilige Offenbarung, die von über 1,8 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt verehrt wird.
Die Kapitel in diesem Buch führen Sie auch durch die oft komplexen und kontroversen Anschauungen über den Koran, die sich seit dem 11. September einer erneuten, sehr genauen Überprüfung stellen müssen.
Ich hoffe, dass dieses Buch all Ihre Fragen über das Buch beantwortet und Ihnen ein tieferes Verständnis des islamischen Glaubens und der muslimischen Traditionen vermittelt.
Der Koran ist seit über 1400 Jahren das Herz des muslimischen Lebens und der muslimischen Kultur. Interpretationen des Islam und seine Rolle in der heutigen Welt werden von den Muslimen nur anerkannt, wenn diese Vorstellungen und Theorien ihre Wurzeln auch in der Heiligen Schrift und in den Taten und Aussagen des Propheten haben.
Der Koran ist somit wahrscheinlich das – nicht nur von Muslimen, sondern auch von Nicht- muslimen und nichtmuslimischen Intellektuellen – am meisten gebrauchte, aber auch am meisten missbrauchte Buch der Welt. Das vorliegende Buch will Ihnen grundlegende und notwendige Informationen über die Lehren des Koran vermitteln, der nach wie vor die Auseinandersetzung über die Zukunft der Welt mit formt.
Für die meisten Muslime bedeutet der Islam eine vollkommene Lebensweise, in der innere Erfahrungen und äußere Realitäten ineinandergreifen. Dieses Buch wird es Ihnen vielleicht ermöglichen, die bedeutende Rolle des Koran im individuellen und öffentlichen Leben der Muslime zu schätzen und anzuerkennen – eine Rolle, die den Weg zu tiefen spirituellen Erfahrungen und grundlegenden Allgemeinwerten eröffnet.
Da sich der Islam zur zweitgrößten Weltreligion entwickelte, hat diese Thematik eine neue Bedeutsamkeit erhalten; viele Experten gehen davon aus, dass der Islam die am schnellsten wachsende Religion in den USA und Europa ist.
Der Koran für Dummies vermittelt Ihnen ein grundlegendes und praktisches Verständnis über die Rolle des Koran im muslimischen Leben und in der muslimischen Gesellschaft. Dieses Buch versteht sich als eine Einführung in die Schrift, die keinesfalls alle Interpretationen berücksichtigt, die in muslimischen und nichtmuslimischen Kreisen über den Koran existieren.
Ich selbst bin ein amerikanischer Muslim; meine eigenen religiösen Erfahrungen spielten natürlich eine Rolle beim Schreiben dieses Buches. Dennoch bietet Der Koran für Dummies eine objektive, sorgfältige und genaue Darstellung der traditionellen islamischen Ansichten über den Koran.
Die meisten Bücher, die Sie über den Koran finden, sind entweder zu akademisch für den durchschnittlichen Leser oder zu kurz für eine umfassende Diskussion über die Ausdrucksweise und den Inhalt des Koran. Aus diesem Grund ist Der Koran für Dummies einzigartig. Dieses Buch ist auf einfache, leicht lesbare Art und Weise aufgebaut und sagt Ihnen unkompliziert, aber vollständig, was Sie über den Koran wissen wollen.
Ich empfehle Ihnen als begleitende Lektüre das Buch Der Islam für Dummies von Malcolm Clark, ebenfalls veröffentlicht bei Wiley-VCH. Dieses Buch erklärt hervorragend die muslimische Geschichte, Kultur und Politik. Es beinhaltet auch eine großartige Einführung in die unterschiedlichen Richtungen innerhalb des Islam.
Die Koranzitate in diesem Buch sind folgender Übersetzung entnommen: Der Koran, Das heilige Buch des Islam, aus dem Arabischen von Max Henning, überarbeitet und herausgegeben von Murad Wilfried Hofmann, München: Diederichs, 3. Aufl., 2001.
Beim Lesen sollten Sie folgende Punkte beachten:
Muslime glauben fest daran, dass der Koran das gegenwärtige, lebendige Wort Allahs ist, das der Engel Gabriel dem Propheten Mohammed offenbarte. Ausdrücke wie »der Koran sagt …« und »Allah sagt …« sind für Muslime gleichwertig und austauschbar, da sie genau das Gleiche sagen. Im gesamten Buch schreibe ich aus der Sichtweise des Koran, wobei ich dabei beachte, dass die meisten Leser keine Muslime sind. Sie sollten sich jedoch im Klaren darüber sein, dass der Koran für Muslime das unverfälschte und ewige Wort Allahs repräsentiert.
Ich bezeichne die heilige Offenbarung mit drei Begriffen: der Koran, das Buch und die Schrift. Diese drei Begriffe bedeuten das Gleiche.
Die meisten Koranpassagen, die ich im vorliegenden Buch erkläre, sind keine direkten Zitate, sondern eher Umschreibungen für die grundlegende allgemeine Bedeutung.
In vielen der von mir direkt zitierten Passagen führe ich nur den Teil eines Verses auf, der für das zu besprechende Thema von Bedeutung ist, da die Anführung des vollständigen Verses vom Thema ablenken würde.
Der Koran ist in Kapitel – auch Suren (Sure) genannt – und Verse (Ayat – Singular Aya) gegliedert. Beziehe ich mich auf den Koran, verwende ich folgende Schreibweise: (Sure:Aya) oder (Sure:Aya-Aya). Führe ich beispielsweise Sure 1, Ayat 1 bis 3 an, zitiere ich die Passage als (1:1–3).
Die wunderschöne und einzigartige arabische Sprache hat eine erstaunliche Tiefe. Arabische Wörter können auf mehrere Arten übersetzt werden. Ich übersetze die Konzepte in diesem Buch so, dass sie für Nichtmuslime einfach zu verstehen sind. Ich könnte ein ganzes Kapitel, wenn nicht sogar ein ganzes Buch über die Komplexität bestimmter arabischer Wörter schreiben, wie beispielsweise Taqwa – Frömmigkeit/Furcht. Aus Platzgründen verwende ich nur wenige Wörter für den Bezug auf einzelne arabische Wörter.
Beim Transkribieren (Umschreiben in moderner Schrift) der arabischen Begriffe in die deutsche Phonetik verwende ich die im Westen üblicherweise eingesetzten Begriffe, damit Sie das Wort auch erkennen können. So ist beispielsweise »Qur`an« die korrekte Transkription von »Koran« und »Makkah« die korrekte Umschreibung für Mekka.
Ab einem gewissen Punkt brauchen Sie weitere Quellen, um den Koran vollständig verstehen zu können. Die wichtigste dieser Quellen ist der Prophet Mohammed, der primäre Deuter und Lehrer des Buches. Ich beziehe mich im Buch auf die Reden Mohammeds, um das grundlegende Gedankengut des Koran zu erweitern. Manchmal beziehe ich mich auch auf Aussagen enger Begleiter Mohammeds sowie auf berühmte Gelehrte der islamischen Tradition.
Letztendlich wird Ihnen dieses Buch nicht notwendigerweise mehr über Ihren muslimischen Nachbarn, Freund oder Arbeitskollegen sagen. Es wird auch nicht immer die Umstände der heutigen muslimischen Welt reflektieren. Vielmehr gehen die meisten Muslime davon aus, dass viele Anhänger des muslimischen Glaubens aufgehört haben, die authentischen Lehren des Koran zu praktizieren, und sich stattdessen bei der individuellen und kommunalen Lebensorientierung auf ihre jeweilige Stammeskultur verlassen. Dieses Buch versucht die Ideale des Koran darzulegen, die sich jedoch nicht immer in die Praxis übertragen lassen. Dennoch müssen Sie die Ideale der Schrift verstehen, wenn Sie die Rolle des Koran in der Gesellschaft sowie seine Möglichkeiten zur Reformierung der muslimischen Welt begreifen wollen.
Sie müssen weder mit dem islamischen Glauben noch mit der muslimischen Praxis vertraut sein, um Der Koran für Dummies zu lesen und zu genießen. Ich erkläre in jedem Kapitel die Grundlagen, die Sie brauchen, um zu verstehen, was der Koran lehrt und wie er die sichtbare und unsichtbare Welt wahrnimmt.
Selbst wenn Sie bereits ein wenig mit dem Koran vertraut sind, werden Sie es genießen, dass Schlüsselthemen und Konzepte des Koran vereinfacht dargestellt sind.
Dieses Buch bietet Ihnen wertvolle Einsichten in die literarische Struktur des Koran und hilft Ihnen dabei, sich mit dem Erzählstil des Koran anzufreunden. Sie erfahren einiges über die Grundlagen der klassischen und der modernen Interpretationen der Schrift, was Ihre eigene Erfahrung mit dem Koran bestimmt bereichern wird.
Sicherlich haben Sie viele Fragen über den Koran. Und möglicherweise haben Sie viele Geschichten und Kontroversen in den Medien gehört und wissen nicht, wie der Koran zu diesen Dingen steht. Ich beantworte häufig gestellte Fragen und reagiere aus einem islamischen Blickwinkel auf allgemeine falsche Vorstellungen, mit denen Sie konfrontiert worden sind.
Ich nehme an, dass Sie eine Einführung in die wichtigsten Themen des Koran lesen möchten. Ich biete Ihnen keineswegs einen akademischen Standpunkt zu jeder Theorie, jeder Ansicht und Interpretation über den Koran. Ich erkläre stattdessen die traditionellen Ansichten und Interpretationen der Schrift. Sobald Sie das Buch tiefer erforschen, werden Sie allerdings feststellen, dass die Interpretationen der Schrift so unterschiedlich sind wie die muslimische Bevölkerung, die aus allen erdenklichen Kulturen stammt.
Der Koran für Dummies ist kein Roman. Sie müssen ihn weder von A bis Z lesen noch auf der ersten Seite damit beginnen.
Suchen Sie ein bestimmtes Thema des Koran, finden Sie es im Inhaltsverzeichnis oder im Index. Blättern Sie zu den entsprechenden Seiten und lesen Sie die kurze Erklärung zu einem bestimmten Thema.
Sie müssen dieses Buch nicht von vorne bis hinten der Reihe nach lesen. Dennoch empfehle ich Ihnen, mit den Kapiteln des ersten Teils anzufangen, wenn Sie sich am Beginn Ihrer Entdeckungsreise mit dem Koran befinden.
Dieser einführende Teil macht Sie mit den grundlegenden Themen des Koran und der Geschichte seiner Zusammentragung vertraut. Sie entdecken hier auch den einzigartigen Stil und die einzigartige Sprache des Buches. Außerdem erhalten Sie interessante Einblicke in die Beziehung des Buches zu den jüdisch-christlichen Schriften.
Der Koran war schon immer offen für Interpretationen und Neuauslegungen. Dieser Teil begutachtet die traditionellen Methoden der Interpretationen des Koran und betrachtet die modernen Strömungen und Denkweisen, die versuchen, den Willen Allahs durch den Koran zu definieren.
Dieser Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Blickwinkel des Koran auf die sichtbaren und unsichtbaren Welten. Dies reicht von den Ansichten zu Gott und den Engeln bis zur Rolle der Menschen auf Erden. In diesem Kapitel werden auch die Beziehungen der Schrift zu anderen als den eigenen Überlieferungen beleuchtet.
Dieser Teil erklärt die Rolle des Koran als lebendiges Buch, das durch das spirituelle Leben begleitet und danach strebt, eine moralisch-ethische Zivilisation zu erschaffen. Außerdem werden die Lehren des Buches zur Gestaltung eines guten Familienlebens betrachtet.
In diesem Teil erfahren Sie, welche Auswirkungen der Koran auf die Gestaltung heutiger Ereignisse und Glaubenssysteme hat. Dieser Teil beschäftigt sich mit den Lehren des Koran zu Gesellschaft, Gesetz, Krieg und Frieden, Frauen und Moderne.
Das erste Kapitel dieses Teils beschäftigt sich mit zehn falschen Auffassungen über den Koran. Es wird erklärt, wie diese falschen Annahmen über das Buch von der Realität abweichen. Das zweite Kapitel enthält zehn Ideen, wie Sie die Erforschung des Koran fortführen können, nachdem Sie das Buch längst zu Ende gelesen haben.
Ich beende das Buch mit einem kurzen Glossar über die Begrifflichkeiten des Koran und einer Liste mit Literaturhinweisen zu den Propheten des Koran.
Die nachfolgend erläuterten Symbole erleichtern das Lesen von Der Koran für Dummies:
Verweist auf wesentliche Informationen über den Koran, die Sie sich für die Zukunft merken sollten.
Hebt ein Beispiel hervor, das Ihnen das Verständnis eines bestimmten Konzeptes des Koran erleichtern soll, und regt zu weiterführender Lektüre an.
Warnt Sie vor wichtigen Meinungsverschiedenheiten in den Interpretationen des Koran.
Weist auf die Reden des Propheten Mohammed, seiner Begleiter und Gelehrten des Koran hin.
Beschreibt, wie die Muslime ihren Glauben im täglichen Leben praktizieren.
Zeigt Fehler auf, die Leser des Koran oft machen, und verweist auf falsche Auffassungen, die es über den Koran gibt.
Sie können mit dem Lesen dieses Buches an beliebiger Stelle beginnen. Sie können es aber auch als Nachschlagewerk nutzen, wann immer Sie dies brauchen. Vielleicht wollen Sie aber auch mit Folgendem anfangen:
Blättern Sie zu
Kapitel 1
, wenn Sie sich für die grundlegenden Botschaften und Lehren des Koran interessieren. In Anhang A werden Sie mit einigen Grundlagen der Terminologie des Koran vertraut gemacht.
Wenn Sie die Beziehung des Koran zu anderen Religionen kennenlernen möchten, blättern Sie zu den
Kapiteln 5
und
10
.
Sind Sie an der Geschichte des Koran, an seinem Aufbau und dem literarischen Stil interessiert, wenden Sie sich den
Kapiteln 2
,
3
und
4
zu.
Das Glaubenssystem des Koran und dessen Weltanschauung sind in den
Kapiteln 9
und
10
beschrieben.
In den
Kapiteln 11
bis
15
erfahren Sie, wie die Muslime den Koran praktisch anwenden.
Die Ansichten des Koran zu heutigen Themen und Auseinandersetzungen sind in den
Kapiteln 16
bis
20
erläutert.
Abschließend sollten Sie
Kapitel 22
lesen, wenn Sie mehr über den Koran wissen wollen, als dieses Buch abdeckt.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Auch wenn Sie mit dem Lesen dieses Buches bei jedem beliebigen Kapitel, das Sie interessiert, beginnen können, dürfte es für diejenigen, die mit dem Koran noch nicht vertraut sind, einfacher sein, hier zu starten.
In diesem Teil konzentriere ich mich auf den Stil, die Sprache und den Aufbau des Koran. Ich möchte Ihnen seine Botschaft vorstellen und Ihnen erzählen, wie der Koran als Buch zusammengetragen wurde. Außerdem vergleiche ich den Koran mit den jüdisch-christlichen Schriften.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Definieren, was der Koran istDie Botschaft des Koran zusammenfassenDie Zielgruppe des Koran beleuchtenGrundlegendes über den islamischen Glauben und die MuslimeVor dem Beginn der aufregenden Reise zu einer der heiligen Schriften, die auf der ganzen Welt bekannt ist und an vielen Orten verehrt wird, mache ich Sie im Folgenden mit einigen Grundlagen der als Koran bekannten göttlichen Offenbarungsschrift bekannt.
In diesem Kapitel spreche ich die Bedeutung des Koran an und erforsche seine göttliche Botschaft sowohl für die Leser als auch für dessen Anhänger. Des Weiteren werde ich einige Schlüsselinformationen über den islamischen Glauben und die muslimische Gesellschaft hervorheben, die auf die Betrachtung der Weltanschauung des Koran vorbereiten sollen.
Muslime betrachten den Koran sowie seine ursprüngliche Form und Sprache als das wortgetreue und unverfälschte Wort Allahs – bewahrt für alle Zeiten. Benutzen Muslime die Worte »Allah sagt« oder »der Koran sagt«, beziehen sie sich auf ein und dieselbe Quelle: Allah selbst.
Der Koran stellt eine direkte Beziehung von seiner Quelle (Allah) zu seinen Anhängern (den Menschen) her. Entsprechend bringen Muslime dem Koran eine tiefe Verehrung entgegen. Im traditionellen Verständnis des Islam äußert man sogar Worte der Ungläubigkeit, wenn man bezweifelt, dass der Koran das Wort Allahs repräsentiert.
Sprachlich gesehen resultiert das Wort Koran – ausgesprochen Qur`an– aus unterschiedlichen Wurzeln, die den Stellenwert dieses Buches für die muslimische Kultur und Identität beleuchten.
Das Ursprungswort von Koran ist Qara`a, was so viel bedeutet wie »rezitieren« beziehungsweise »vortragen«. Das Wort Koran bedeutet entsprechend »Rezitation«. (Interessanterweise war Iqra das allererste Wort, das dem Propheten Mohammed offenbart wurde, was ebenfalls »rezitiere!« beziehungsweise »trage vor!« bedeutet.) Diese Definition zeigt die Natur des Koran als mündliche Überlieferung auf, die verstanden und bewahrt wird als die majestätische Stimme Allahs, die durch die menschliche Stimme vorgetragen wird (siehe Kapitel 2).
Der Koran ist das elementare Buch der islamischen Kultur, genauso wie es die Bibel für die christliche Zivilisation oder die Thora für die jüdische Gemeinschaft ist. Der Koran formt die islamische Identität der Muslime, und dies sowohl für jeden Einzelnen als auch für die gesamte Gesellschaft.
Der Koran kann in vielerlei Hinsicht als ein für das vorislamische Arabien revolutionärer Text betrachtet werden. Bis zur Offenbarung des Koran überlieferten die Araber ihr Wissen nicht schriftlich, sondern mündlich. Der Koran war für sie im wahrsten Sinne des Wortes das erste Buch (wenn man es in seiner Anfangszeit als solches bezeichnen kann).
Das Ursprungswort für Buch bedeutet im Arabischen »verbinden, verknüpfen«. Der Koran diente und dient bis heute als das Buch, das die Herzen der gesamten muslimischen Welt verbindet, unabhängig von Sprache und Kultur. Muslime haben unterschiedliche kulturelle Vorlieben und Lebensstile, aber alle Muslime verstehen sich untereinander über eine gemeinsame Schrift, die einige grundlegende ethische und moralische Werte übermittelt. Dies erleichtert die Ausbreitung des Islam in Asien, Afrika und Teilen Europas.
Mohammed ist laut gewachsener islamischer Tradition der letzte Prophet und Gesandte Allahs, durch den der Koran den Menschen Arabiens offenbart und gelehrt wurde. Aus diesem Grunde nimmt er eine zentrale Rolle im Koran und im Islam ein.
Der Koran beschreibt Mohammed als eine Gnade für die Menschheit (21:107) und als bestes Vorbild, dem man in der Anbetung Allahs folgen sollte (68:4). Muslime versuchen, Mohammeds Natur, seinen Charakter und seine Taten als dem besten der Diener Allahs im täglichen Leben nachzuahmen. Die Rolle des Propheten Mohammed ist in Bezug auf das islamische Gesetz von besonderer Bedeutung, da seine Aussagen und Taten direkt nach dem Koran für Interpretationen und die Entwicklung des islamischen Gesetzes herangezogen werden (siehe Kapitel 17). Des Weiteren ergänzen das Lebensbeispiel und die Lehren des Propheten die koranischen Lehren dadurch, dass Ideen und Konzepte geklärt oder erweitert werden.
Mohammed predigte die Botschaft des Islam, die eine alleinige Unterwerfung unter Allah bedeutet; er bat niemals um eine eigene Verehrung. Im Gegenteil: Die Verehrung Mohammeds würde zu einer sofortigen Ausgrenzung aus dem islamischen Glauben führen. Aus diesem Grund ist die Bezeichnung Mohammedaner, die einige Menschen für die Beschreibung der Anhänger des Koran verwenden, nicht nur falsch, sondern für Muslime auch beleidigend. Im Kontrast dazu steht jedoch die Darstellung Mohammeds als perfekter Mensch, der im Laufe der Jahrhunderte zunehmend als unfehlbar dargestellt wurde.
Wann immer es mir passend erscheint, führe ich Sprüche und Beispiele Mohammeds in diesem Buch an, um weitere Erklärungen über die Ansichten des Koran zu liefern. In Kapitel 11 lesen Sie mehr über Mohammed und seine Rolle im Islam.
In den folgenden Abschnitten erhalten Sie einen kurzen Überblick über die unterschiedlichen Themen, die im Koran behandelt werden.
Die Botschaft des Koran konzentriert sich auf die Lehre von dem einen Gott, im Arabischen bekannt als Tawhid (Monotheismus). Dieses Konzept besagt, dass Allah der Schöpfer allen Seins ist, der Herr über jede lebendige Kreatur, und dass Er die Macht über alle Dinge innehat (siehe Kapitel 8).
Der Koran lehrt, dass sich alle Geschöpfe auf Erden und im Universum Allah in Verehrung und der Befolgung Seiner Gesetze unterwerfen. Entsprechend beugen sich Sonne und Mond, Pflanzen und Bäume sowie Tiere nieder und lobpreisen Allah für Seine Gnade und Sein Mitgefühl (24:41) (siehe auch Kapitel 9).
In diesem Schauplatz göttlicher Schöpfung spielt der Mensch eine einzigartige Rolle. Allah wählte die Menschen vor allen anderen Seiner Kreaturen als Seine Statthalter und Repräsentanten auf Erden. In Kapitel 8 lesen Sie mehr über den Sinn des menschlichen Lebens. Menschen müssen die Zivilisation in eine gottesbewusste Gesellschaft umwandeln, indem sie die im Arabischen als Shariah bekannten Gesetze Allahs befolgen (siehe Kapitel 17).
Menschen sind mit Verstand, überlegenem Denken, der Fähigkeit zum Sprechen und einem freien Willen ausgestattet, der es ihnen erlaubt, auf mehr Menschlichkeit hinzuarbeiten. Allah sandte Propheten im Verlauf der Menschheitsgeschichte zu jedem Volk auf Erden, um die Menschen bei dieser gewaltigen Aufgabe zu begleiten. Sie zeigten den Menschen die Wege zur spirituellen, moralischen und ethischen Exzellenz (16:36) auf. Muslime erweisen diesen Propheten ihre Verehrung, indem sie nach der namentlichen Erwähnung von einem von ihnen sagen: »Friede sei mit ihm.«
Allah sandte immer wieder Seine offenbarten Bücher wie die Psalmen und die Thora herab. Damit zeigt Er den Unterschied zwischen richtig und falsch und die Anwendung der göttlichen Gesetze auf Erden auf.
Die Botschaft von der Einheit Gottes und das daraus resultierende Glaubenssystem blieben unter jedem Propheten bestehen. Allerdings änderten sich die Gesetze Allahs in jeder Gemeinschaft und Epoche – endend mit der Offenbarung des Koran und dem Prophetentum Mohammeds (siehe Kapitel 11). Die Propheten, die diese Botschaft predigten, sowie deren nachfolgende Anhänger sind in der koranischen Weltanschauung als Muslime bekannt – jene, die sich dem Willen Allahs bereitwillig unterwerfen (22:78).
Der Koran predigt keine neue Botschaft und führt erst recht keine neue Religion ein. Das Konzept des Islam als Unterwerfung unter den Willen Allahs existiert vielmehr seit dem ersten Schöpfungstag und wurde dem Propheten Adam als erstem Menschen auf Erden unterbreitet. Die Botschaft wurde jedem Volk auf Erden zu unterschiedlichen Zeiten vermittelt – jeweils an die Umstände der Menschen und die Bedeutung ihrer Zeit angepasst.
Laut Koran wählte Allah die koranische Offenbarung als endgültige Botschaft aus, die die Lehren aller vorangegangenen Offenbarungen sowohl aus theologischer als auch aus rechtlicher Sicht abschließt. Als die abschließende Botschaft stellt der Koran seine Führung nicht nur einer bestimmten Gemeinschaft oder Zeit, sondern der gesamten Menschheit zur Verfügung.
Die Unterwerfung unter Allah führt in jedem Einzelnen zu Frieden und Harmonie und breitet sich dann in der Gesellschaft aus. In der Unterwerfung unter Allah sind Menschen frei von Knechtschaft für andere Menschen und frei von ihren eigenen niederen Bedürfnissen (9:31). Durch den Dienst an Gott können Menschen großen spirituellen und moralischen Erfolg erlangen. (In Kapitel 13 lesen Sie weitere Informationen über die koranische Sicht auf das Selbst.)
Anhänger dieses Pfades der Erleuchtung, der als »Licht über Licht« beschrieben wird, suchen konstant nach Wegen, sich die Freude Allahs zu verdienen. Diese Spiritualität bereichert ihre Seelen das ganze Leben lang.
Der Koran betont nachdrücklich, die göttliche Offenbarung als Katalysator für die Etablierung von Gerechtigkeit in all ihren Formen zu nutzen und gegen Ungerechtigkeit in all ihren Formen zu kämpfen. (In Kapitel 16 lesen Sie mehr über die Beziehung des Koran zur Gesellschaft.) Im Zentrum dieser Lehren steht das Konzept des Dschihad. Dies bedeutet Bemühung auf dem Pfad Allahs – sowohl nach innen als auch nach außen, für das Gute und gegen das Böse.
Der Koran richtet große Aufmerksamkeit auf die Warnung vor der Misshandlung von Armen, Waisen, Witwen und all denen, die von der Gesellschaft unterdrückt werden (5:8). Es ist sogar so, dass sich fast jede Geschichte über frühere Propheten auf das Thema der Verwirklichung von Gerechtigkeit nach koranischem Verständnis und den Kampf gegen das Böse konzentriert.
Diese sozialen Lehren machen es Muslimen unmöglich, ihr religiöses Leben von ihrer sozialen Verantwortung zu trennen (6:162–164). Der Koran lehrt, dass eine solche Unterscheidung falsch ist, und predigt, dass nicht nur das Individuum, sondern auch die sozialen Einrichtungen Allah dienen sollen, um so eine gerechte Gesellschaft hervorzubringen.
Die Lehren des Koran zu verwirklichen, ist eine den Menschen von Allah gestellte Aufgabe, über die jedes einzelne Individuum am Jüngsten Tag Rechenschaft ablegen muss und für die es entsprechend entlohnt wird (17:13–14). Der Koran lehrt, dass Allah die höchste Gerechtigkeit ist und jene, die an diesem Tag bestraft werden, nur für das bestraft werden, was ihre eigenen Hände vollbrachten.
Jene, die das Paradies gewinnen, werden diesen Preis aufgrund ihres Glaubens in Allah und ihrer rechtschaffenen Taten erhalten. (In Kapitel 9 lesen Sie nähere Informationen über den Jüngsten Tag.)
Um zu verstehen, was der Koran und was der Sinn seiner Offenbarung ist, muss man betrachten, wie sich der Koran selbst unter verschiedenen Namen und Eigenschaften in der Offenbarung identifiziert. Das Buch bezeichnet sich selbst mit 50 unterschiedlichen Namen; ich beschreibe in den folgenden Abschnitten fünf der aussagekräftigsten und umfassendsten.
Der Koran stellt sich dem Leser als ein Buch der Rechtleitung vor (2:2) – für jene, die sich ihres Herrn bewusst sind. Der Koran ist somit kein Buch geschichtlicher, wissenschaftlicher oder gar philosophischer Meinungen – obwohl Elemente von allem enthalten sind. Der Koran ist in seiner tiefsten Bedeutung dazu gedacht, die Menschen auf ihrem »rechten Pfad« (1:6), der Anbetung und dem Dienst einzig an Allah, zu begleiten.
Sie können sich den Koran als eine Art Handbuch für das tägliche Leben vorstellen. Strenggläubige Muslime denken bei fast jedem Schritt ihres täglichen Lebens an seine Lehren und seine Rechtleitung. Muslime rezitieren den Koran während des Tages nicht nur aufgrund ritueller Zwecke. Es dient vielmehr der Verinnerlichung der Stimme Allahs, die die Gläubigen bei ethischen und moralischen Entscheidungen in jedem Lebensaspekt lenkt – seien es persönliche Verehrung, familiäre Beziehungen oder soziale Wechselwirkungen. (In den Kapiteln in Teil IV lesen Sie nähere Informationen über den Koran als eine Quelle der Rechtleitung.)
Jeder Vers des Koran lehrt durch Geschichten von früheren Propheten und Menschen die Wege zu spirituellem und moralischem Erfolg. Das Buch warnt die Menschheit auch vor den selbstzerstörerischen Wegen, die frühere Generationen einschlugen.
Die Verwirklichung des Koran als Buch der Rechtleitung gibt auch den Gesetzen des Koran und den beschriebenen Ritualen eine Bedeutung. Er leitet das menschliche Handeln auf eine Art und Weise, von der sowohl das Individuum als auch die Gesellschaft profitieren. (In Kapitel 17 lesen Sie mehr über die islamischen Gesetze.)
Der Koran sagt: »Segensreich ist Der, Welcher die Richtschnur zur Unterscheidung (des Richtigen vom Falschen) Schritt für Schritt auf Seinen Diener hinabgesandt hat, auf dass sie aller Welt eine Warnung sei.« (25:1).
Anders gesagt unterscheidet der Koran klar und deutlich zwischen richtig und falsch, zwischen Rechtschaffenheit und Pietätlosigkeit. Das Buch lehnt moralischen Relativismus ab, bei dem das Konzept von Gut und Böse durch kulturelle Gesinnungen oder zeitbedingte Trends verschleiert wird. Vielmehr basiert Moral und Ethik auf einer göttlichen Offenbarung, die Gut und Böse aufgrund universeller, unveränderbarer Grundsätze bewertet (siehe Kapitel 14). Diese ethischen Prinzipien versuchen, Religion, Leben, Geist, Menschenwürde, Gesundheit und Abstammung zu bewahren – anstatt den gegenwärtigen Stand oder den Dienst an temporären oder weltlichen Zielen zu erhalten.
Der Koran erwartet nicht, dass die Menschen den Botschaften des Koran blind folgen, ohne die geistige Fähigkeit des Denkens und Urteilsvermögens zu nutzen. Es ist vielmehr so, dass der Koran jene massiv kritisiert, die Dinge einfach tun, weil es ihre Vorväter auch schon so machten (2:170).
Der Koran stellt eine Art Beweis der göttlichen Botschaft (4:174) dar. In fast jedem Kapitel führt das Buch tiefe Diskussionen über die Wunder der Schöpfung Allahs. Der Leser wird gebeten, über das Universum, die Pflanzen, die Tiere und Berge auf Erden sowie die Erschaffung des Menschen nachzudenken (2:164). Dies alles dient als Mittel, um die wahre Existenz Allahs, Seine Gunst für die Menschheit und die gebührende Unterwerfung ausschließlich unter Seine göttlichen Gesetze und Botschaften zu belegen.
Der Koran als Beweis hat auch eine geschichtliche Auswirkung für die Menschen, die den Anspruch Mohammeds auf sein Prophetentum anzweifeln. Die Juden und Christen forderten Mohammed auf, einige Wunder als Beweis für die göttliche Eingebung zu vollbringen, die er als von Allah erhalten beansprucht. Schließlich sollte er in der Lage sein, wunderbare Magie zu vollbringen wie der Prophet Moses oder augenblicklich Kranke zu heilen wie Jesus. Der Koran antwortet auf diese Herausforderung, indem er die höchste Form arabischer Literatur darbietet, die, so sagen Muslime, jemals im Verlauf der Sprache hervorgebracht wurde.
Die Sprache des Koran änderte das Gesicht der arabischen Sprache, die vor der Offenbarung des Koran in Formen der arabischen Dichtkunst existierte. Bis heute dient der Koran als Standard, an dem alles Arabische beurteilt wird. Die Sprache des Buches erweist sich als besonders bemerkenswert, da sie durch Mohammed übermittelt wurde, der Analphabet war. (Die als Hadith bekannten Aussagen Mohammeds sind sprachlich interessant. Sie reichen jedoch nicht an die literarischen Standards des Koran heran.)
Kurz gesagt, das primäre Wunder und der primäre Beweis, der Mohammed als Prophet definiert, ist laut Muslimen der Koran selbst.
Der Koran sagt, dass die göttliche Offenbarung nichts anderes ist als eine Ermahnung für die Welten (6:90). Das Buch gemahnt seine Anhänger und Leser besonders an drei Dinge:
an die ursprünglichen, reinen Lehren und Kämpfe der früheren Propheten, die eine alleinige Unterwerfung unter Allahs Willen (Islam) als Lebensart predigten, des Weiteren an die ursprünglichen Gesetze und moralischen Lehren früherer Schriften, wie das Alte und das Neue Testament.
an den natürlichen, reinen Zustand der menschlichen Seele, die in Einklang mit den ethischen Lehren Allahs ist. Das Buch ist eine Ermahnung an das, was die Seele bereits weiß und akzeptiert, was aber möglicherweise durch ein Leben ohne Bewusstsein für die göttliche Präsenz abhandenkam.
an Allahs beständige Präsenz, vor der die Menschheit nichts verbergen kann. Gläubige sollten ihr Leben in vollem Bewusstsein dieser Wirklichkeit leben.
Als eine Ermahnung für die Welt ist die koranische Botschaft, die in der gesamten Schrift vertreten wird, universal. Der Koran wurde nicht nur für eine Nation oder für einen bestimmten Zeitraum gesandt, sondern allen Menschen bis ans Ende der Zeit. (In Kapitel 5 lesen Sie mehr über den Koran als universelle Botschaft.)
Der Koran sieht sich selbst auch als Ermahnung, da er frühere Offenbarungen fortführt und bestätigt, die die uneingeschränkte Einheit Allahs predigen (21:25). Der Koran lehrt, dass diese Botschaft der Welt mittels verschiedener Propheten und Gesandter durch den gesamten Verlauf der Geschichte hindurch offenbart wurde – mit dem Propheten Mohammed als dem letzten Propheten und Gesandten Allahs.
Aufgrund der Allgemeingültigkeit der prophetischen Botschaft findet man einige Ähnlichkeiten zwischen dem Koran und den offenbarten Botschaften der Propheten Moses und Jesus. (In Kapitel 5 lesen Sie nähere Informationen über die Ähnlichkeiten zwischen dem Koran und den jüdisch-christlichen Schriften.) Nichtsdestotrotz wurde der Koran auch offenbart, um theologische Missverständnisse aus früheren Religionen zu klären und die Menschen in Richtung der reformierten Gesetze Allahs zu rufen.
Der Koran beschreibt sich selbst als Heilung für die Herzen von Männern und Frauen (17:82). Diese Eigenschaft des Koran beleuchtet einen spirituellen Pfad für die Reinigung der Herzen durch das ständige Bewusstsein von Allah. Die Offenbarung beabsichtigt, verhärtete Herzen zu erweichen, um die Menschlichkeit zurückzugewinnen und zu erhalten.
Der Koran versucht in dieser Rolle, das spirituelle menschliche Herz auf eine Ebene zu heben, die die Göttlichkeit liebt. Die Seele unterwirft sich somit einem konstanten Status der Dankbarkeit zu Allah (bekannt als Shukr) – in den besten und den schlechtesten Zeiten (2:152). Die Lehren der Heilung begleiten die Erkenntnis des Geistes und des Herzens in einen Zustand der Zufriedenheit. Dies ermöglicht es dem Licht Allahs, in die Seele einzutreten, damit jedes Wort und jede Tat in Übereinstimmung mit dem tiefen Bewusstsein von der göttlichen Gegenwärtigkeit ist.
Die Zielgruppe des Koran ist universell – ohne Einschränkung des Geschlechts, der Kultur oder des religiösen Glaubens. Dennoch richtet sich der Koran in verschiedenen Passagen und in unterschiedlicher Länge an sechs generelle Menschengruppen:
Die Menschheit:
Diese Verse beinhalten normalerweise allgemeingültige Lehren, Warnungen und Freudenbotschaften. Solche Passagen beginnen üblicherweise mit »O ihr Menschen!« oder »O ihr Kinder Adams!«. Die meisten dieser Botschaften findet man in den früheren Perioden der Offenbarung, bekannt als mekkanische Phase (siehe
Kapitel 2
).
Die Gläubigen:
Diese Verse betreffen das Verhalten und die Anstandsregeln für Muslime und führen oft ein Gesetz ein. Es gibt auch Warnungen vor dem Abgleiten auf den falschen Weg und Freudenbotschaften für jene, die in ihrem Glauben standhaft und geduldig sind. Diese Passagen beginnen normalerweise mit »O ihr, die ihr glaubt« oder enden mit »dies ist für diejenigen, die glauben«.
Leute der Schrift
:
Der Koran richtet große Aufmerksamkeit auf Juden und Christen als Empfänger früherer Offenbarungen. Spricht der Koran diese beiden religiösen Gemeinschaften an, verwendet er den Begriff »Leute der Schrift«. Der Koran verwendet Geschichten von den in allen drei Religionen anerkannten Propheten, um die Leute der Schrift an die allgemeingültige Botschaft der alleinigen Unterwerfung unter Allah zu erinnern. Der Koran spricht manchmal jede Gruppe einzeln an. So diskutierte der Prophet Mohammed nach der Verlagerung der frühen muslimischen Gemeinschaft von Mekka nach Medina mit den jüdischen Stämmen und debattierte über die Offenbarung des Koran. Der Koran beinhaltet verschiedene Passagen, die Fragen der Juden beantworten und auch einige Spannungen hervorheben, die zwischen den beiden Gemeinschaften existierten. (In
Kapitel 5
bespreche ich den Dialog zwischen dem Koran und den Juden näher.)
Die Heuchler
:
Der Koran findet Heuchler verabscheuungswürdig und verwendet eine starke Sprache, um sie zu verdammen. Normalerweise warnen diese Verse davor, was die Pharisäer im Jenseits erwartet, und fordert sie auf, den Pfad der Heuchelei zu verlassen und sich dem wahren Glauben zuzuwenden.
Zurückweisende des Glaubens: Der Koran spricht ausführlich über jene, die die Botschaft des Koran mit philosophischen Argumenten zurückweisen, und warnt vor Zweifeln.
Solche Menschen als »Ungläubige« oder noch schlimmer als »Gottlose« zu bezeichnen, ist eine extreme Falschübersetzung der koranischen Auffassung von Ungläubigkeit. Das arabische Wort Kufr ist ein sehr umfassender Begriff, der im Kern jedoch jemanden bezeichnet, der undankbar ist. Vom koranischen Standpunkt aus ist die größte Undankbarkeit, die Wahrheit des Schöpfers (Allah) abzulehnen, nachdem sie offenbart wurde. Allerdings hat jemand, der die Botschaft des Koran beziehungsweise eine Missinterpretation seiner Lehren gehört hat, keine Gelegenheit, sie anzunehmen oder abzulehnen. Deshalb sind die Begriffe »Zurückweisende des Glaubens« oder »Verweigerer von Allahs Zeichen und Gnade« passendere Übersetzungen dieses Begriffs im Koran.
Der Leser:
Wenn man den Koran liest, kann man sich im wahrsten Sinne des Wortes in einem Dialog mit der Schrift wiederfinden, da nachdenklich stimmende Fragen auftauchen – eine nach der anderen. In einem Kapitel (55) fragt der Koran allein 31 Mal: »Welche der Wohltaten Eures Herrn wollt Ihr beide da leugnen«, nachdem die Gnaden, die Allah den Menschen erwies, aufgezählt wurden.
Der Koran wirft auch Fragen auf, um auf vertrauliche Weise die volle Aufmerksamkeit des Lesers zu gewinnen, wie beispielsweise »Fand Er dich nicht als Waisen und nahm dich auf? Und fand Er dich nicht verirrt und leitete dich? Und fand Er dich nicht arm und machte dich reich?« (93:6–8).
Das Verständnis einiger Grundlagen des Islam ist hilfreich für die vollständige Erkundung des Koran.
Der Islam kennt sechs Säulen des Glaubens, die gemeinsam als Iman bekannt sind.
Die erste Säule des Glaubens ist der Glaube an den Einen Gott, den reinen Monotheismus – ohne Einschränkung.
Die Säulen des Islam sowie der Glaubensgrundsatz sind unvollständig, solange sie nicht praktiziert werden und ihnen auf eine wunderschöne und perfekte Weise gefolgt wird – bekannt als Ihsan. Der Prophet Mohammed definierte Ihsan als Anbetung Allahs, so als würde man Ihn vor sich sehen und wissen, dass Allah jeden wahrhaftig sieht. Dies ist das Wesen des Gottesbewusstseins, das ein Gefühl der Demut und Dankbarkeit zu Allah nährt. Praktizieren und glauben in diesem Geiste führt zu allen Früchten des Lebensweges, der als Islam bekannt ist.
Die zweite Säule des Glaubens ist der Glaube an Engel (Kapitel 9), die verschiedene Funktionen nach Allahs Anleitung erfüllen. Durch diese Engel offenbarte Allah zu allen Zeiten verschiedenen Propheten seine Bücher und Offenbarungen. Muslime müssen an Allahs Offenbarungen glauben und diese ohne jeglichen Zweifel an den Propheten, die die Einheit Allahs predigen, respektieren. Der Glaube an diese Bücher und Propheten bildet die dritte und vierte Säule des Glaubens.
Die fünfte Säule besagt, dass Muslime an die Verantwortung für all ihre Handlungen – sowohl die guten als auch die schlechten – und entsprechend an die Belohnungen und Bestrafungen glauben müssen. Dieses Konzept offenbart sich selbst im Glauben an den Jüngsten Tag (Kapitel 9), über den es – laut Koran – keinen Zweifel geben kann.
Die sechste und letzte Säule des Glaubens ist der Glaube an das göttliche Urteil Allahs, wobei Allahs Präsenz als zeitlos verstanden wird. Dieser Glaube lehrt auch Allahs perfektes Wissen und vollständige Macht und Willen über alle Dinge.
Muslime vergleichen die gottesdienstlichen Handlungen des Islam oft mit einem stabilen Gebäude, das aus einem soliden Fundament und vier stützenden Säulen besteht (siehe Abbildung 1.1).
Das Fundament und somit die erste Säule des Islam ist das Glaubensbekenntnis, bekannt als Schahada. Das Glaubensbekenntnis besagt: »Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allah gibt und dass Muhammad Allahs Gesandter ist.« Muslime wiederholen dieses Glaubensbekenntnis mehrere Male am Tag, und es wird erwartet, dass man im Geiste der Schahada handelt.
Abbildung 1.1: Die fünf Säulen des Islam
Das Glaubensbekenntnis wird durch die vier stützenden Säulen lebendig. Die zweite Säule ist das rituelle Gebet (Salat im Arabischen), das fünfmal am Tag von kurz vor Sonnenaufgang bis 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang durchgeführt wird. Das normale Gebet dauert ungefähr zehn Minuten und besteht aus Koranzitaten, dem Verbeugen und Niederwerfen vor Allah.
Während des Monats Ramadan – dem neunten Monat des islamischen Kalenders und dem Monat, in dem Allah mit der als Saum bekannten Offenbarung des Koran begann – praktizieren alle körperlich dazu fähigen Muslime, die die Pubertät erreicht haben, die dritte Säule des Islam: das Fasten. Das Fasten beginnt in diesem Monat täglich vor Sonnenaufgang und endet mit dem Sonnenuntergang. Das Fasten besteht aus der Vermeidung von Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr. Es wird von den Muslimen erwartet, dass sie sich in diesem Monat von ihrer besten Seite zeigen.
Die vierte Säule des Glaubens ist die Vermögensabgabe (Steuer), bekannt als Zakat. Jeder finanziell dazu fähige Muslim muss einmal im Jahr den Armen und Bedürftigen der Gesellschaft von seinem Vermögen rund 2,5 Prozent abgeben.
Die letzte Säule ist die Pilgerfahrt, bekannt als Hadsch, die besagt, dass man mindestens einmal im Leben in die Stadt Mekka und Umgebung reisen sollte. Muslime besuchen hier die Kaaba, das erste Haus Allahs, das laut Heilsgeschichte vom Propheten Abraham und dessen Sohn Ismael erbaut wurde. Während der Pilgerfahrt stehen die Muslime einen ganzen Tag am Berge Arafat vor ihrem Gott. Dazu versammeln sich alljährlich mehrere Millionen Pilger. Die Pilgerfahrt ist eine große physische und auch emotionale Herausforderung. In ihr wird auch die Erinnerung an Abraham, seine arabische Frau Hajjar und ihren Sohn Ismael wieder lebendig.
In Kapitel 12 lesen Sie nähere Informationen zum Gebet, der Reinigung durch Vermögensabgabe, dem Fasten und der Pilgerfahrt.
Die Bezeichnung Muslim bezieht sich auf jeden, der dem Islam als Lebensweg folgt und sich zum Glauben an Allah allein und die Gesandtschaft von Mohammed bekennt. Wörtlich bezeichnet »Muslim« jemand, der sich einzig und allein Allah hingibt.
Da man unmöglich in die Herzen von Männern und Frauen sehen kann (und dies auch niemandem zusteht), wird jeder, der sich als Anhänger des Islam bezeichnet, Muslim genannt. Dennoch garantiert die Bezeichnung »Muslim« weder Erfolg in diesem Leben noch im Jenseits. Einzig der Glaube eines Menschen an Allah und sein rechtschaffenes Handeln bringen ihn näher an das ewige Heim des Paradieses.
Nicht alle Araber sind Muslime, und – noch wichtiger – nicht alle Muslime sind Araber. Obwohl Arabien die Geburtsstätte des Islam ist, gibt es auch viele jüdische und christliche Araber. Darüber hinaus sind nur ungefähr 18 Prozent der gesamten muslimischen Gemeinschaft, die sich aus 1,8 Milliarden Menschen zusammensetzt, Araber. Muslime sind die größte Bevölkerungsschicht in Afrika, im Nahen Osten, in Südasien und sogar in einigen Teilen Europas. Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land. Muslime sind eine starke und dynamische Gemeinschaft in vielen westlichen Gesellschaften, einschließlich der Vereinigten Staaten, in denen ungefähr sieben Millionen Muslime leben.
In dem Buch Der Islam für Dummies von Malcolm Clark, ebenfalls veröffentlicht bei Wiley-VCH, finden Sie nähere Informationen über den Islam und die Muslime in der Welt.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Das Verständnis für die Geschichte und die Natur der Offenbarung vermittelnDie Zusammenstellung der Schrift besprechenDie Bewahrung der Schrift über 1400 Jahre erläuternDer Koran kritisiert vorherige Empfänger der göttlichen Offenbarung (wie Juden und Christen) für die Abänderung ihrer Schriften nach dem Tode der Propheten (zum Beispiel 2:75). Aus diesem Grunde waren der Prophet Mohammed und seine Begleiter gewissenhaft bei der Sammlung und Beglaubigung des Koran als Buch, damit ihnen nicht die gleichen Fehler wie den Menschen früherer Religionen unterliefen. Muslime glauben, dass Allah sein Versprechen erfüllte und den Koran vor jeglicher menschlichen Verfälschung schützte.
In diesem Kapitel bespreche ich das traditionelle Verständnis darüber, wie der Prophet Mohammed die Offenbarung empfing und wie sich die Offenbarung unter den Menschen verbreitete. Ich werde auch die Geschichte der Zusammenstellung des Koran zu einem Buch sowie dessen Bewahrung im Laufe der Geschichte besprechen.
Der Koran beansprucht wie die Thora im jüdischen Glauben, dass er bei Allah auf »wohlverwahrter Tafel« (85:22) seit Ewigkeit existiert. Als die Zeit kam, das Buch durch den Propheten Mohammed der Welt zu offenbaren, stieg der Koran in die niedrigsten Himmel herab (Bait al-izza). Der Koran beschreibt dieses als al-Qadr bekannte Ereignis in einer der wunderbarsten Suren des Buches:
»Wir haben ihn wahrlich in der Nacht des Schicksals herabgesandt. Und was lässt dich wissen, was die Nacht des Schicksals ist? Die Nacht des Schicksals ist besser als tausend Monate. In ihr kommen die Engel und der Geist mit ihres Herrn Erlaubnis herab, mit jeglichem Auftrag. Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte.« (Sure 97)
Mohammed, eine seit ihrer Kindheit tief nachdenkende Person, verbrachte Tage der vollständigen Abgeschiedenheit in Meditation in der Höhle von Hira oberhalb Mekkas. Nach Mohammeds eigenem Zeugnis sprach eines Tages ein Geist zu ihm, während er meditierte, und sagte: »Rezitiere!« Mohammed erschrak vor der Stimme und antwortete: »Ich kann nicht!« Der Geist ergriff Mohammed plötzlich, drückte ihn so lange, bis er es nicht mehr ertragen konnte, und drängte ihn erneut dazu, zu rezitieren. Diesmal offenbarte der zum Engel Gabriel gewordene Geist die ersten Worte des Koran an Mohammed: »Rezitiere! Im Namen deines Herrn, Der erschuf. Erschuf den Menschen aus einem Blutklumpen. Rezitiere! Denn dein Herr ist gütig, der durch die (Schreib-)Feder gelehrt hat. Den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.« (96:1–5)
Diese Erfahrung kennzeichnet den Beginn einer göttlichen Offenbarung, der Endgültigkeit des Islam und der Prophezeiung Mohammeds, der den Koran phasenweise in einem Zeitraum von 22 Jahren durch den Engel Gabriel empfing (610 bis 632 der allgemeinen Zeitrechnung).
Nachdem Mohammed die Offenbarung erstmalig erfahren hatte, kehrte er erschüttert zu seiner Frau Khadidscha