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In der Schule herrscht allgemeine Aufregung, denn der Kornblumentag steht bevor. Die Mädchen freuen sich sehr darüber, ausgewählt worden zu sein, um Kornblumen in der Stadt zu verkaufen und die Einnahmen sozialen Zwecken zu spenden. Alle bis auf die schüchterne Elfriede Hase. Für sie ist es der reinste Albtraum. Doch all das Beten hilft nichts und Elfriede muss sich ihrer größten Angst stellen und ihre Schüchternheit überwinden. Doch wie nur soll sie einen ganzen Korb Kornblumen an fremde Menschen verkaufen? Gelingt es dem Mädchen seine Schüchternheit zu überwinden?-
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Seitenzahl: 26
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Else Ury
Saga
Kornblumentag
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1917, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726884548
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
www.sagaegmont.com
Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
Es war in der Zwischenpause vor der Geschichtsstunde. In der vierten Klasse der Potsdamer städtischen Mädchenschule herrschte große Aufregung. Ruhig pflegte es ja nie in einer Pause dort herzugehen, aber das heutige Durcheinanderwirbeln und Durcheinanderrufen war doch ausnahmsweise lebhaft.
In der nächsten Stunde sollte Geschichtsextemporale geschrieben werden – man denke! Nicht nur über ein bestimmtes Gebiet der vielen Jahrhunderte, nein, über alles, vom Trojanischen Krieg an bis zur Gegenwart! Und noch dazu bei Fräulein Goltz, der gestrengen Oberlehrerin. Da gab es kein Seitwärtsschielen zum Heft der Nachbarin, kein Flüstern und heimliches Beraten. Wehe derjenigen, die Fräulein Goltz etwa dabei ertappte, ihr Name prangte ganz gewiß im Klassenbuch unter der Tadelrubrik. – Darum also das geschäftige Hin und Her, jede wollte noch im letzten Augenblick geschwind die Weisheit, die noch fehlte, und das war nicht gerade wenig, erhaschen.
»Elfriede, in welchem Jahre war denn bloß der Beginn der Völkerwanderung?« – »Karl der Große regierte von 768 bis 814« – »war die Schlacht bei Sedan am 1. oder 2. September 1870?« – »Himmel, ich hab' ja keine Ahnung von Alexander dem Großen!« So flog das in nicht geringer Aufregung hinüber und herüber.
Hier hörten sich zwei gute Freundinnen gegenseitig noch ganz flink die nicht festsitzenden Zahlen ab, dort saß eine, beide Ohren mit den Zeigefingern verschließend, und lernte, daß ihr der Kopf rauchte.
Bim – bim – bim – bim – läutete die Glocke, die gefürchtete Stunde brach an. Mäuschenstill war es plötzlich in der vierten Klasse. Fräulein Goltz hatte ihre Schülerinnen gut gezogen. Da wagte kaum noch eine zu flüstern, trotzdem die Lehrerin noch nicht das Klassenzimmer betreten hatte.
Ein Ruck ging plötzlich durch die Schar. Sie hatten sich erhoben, Fräulein Goltz trat ein.
»Setzt euch!« Die Lehrerin schritt zum Katheder.
Jetzt kommt's – gleich wird das schreckliche Kommando: Extemporalehefte heraus! erschallen. Fünfzig Mädchenherzen klopften schneller in banger Erwartung. Aber das Schreckenswort blieb aus. Fräulein Goltz zog eine Liste hervor und fragte: »Habt ihr schon mal etwas von einem Blumentag gehört, Kinder?«
Fünfzig gepreßte Herzen atmeten auf. Hurra – Fräulein Goltz schien vergessen zu haben, daß auf heute Extemporale gelegt war. Aber Blumentag – die Mädchen sahen sich ratlos an, sie wußten nicht, in welchem Jahrhundert sie den zu suchen hatten.
Nur Käthe von Luck meldete sich. Sie hatte eine Großmama in Berlin, bei der sie oft zu Besuch weilte, und da hatte sie schon einmal einen Blumentag miterlebt.
»Na, Käthe?« Fräulein Goltz wandte sich ihr zu.
»Blumentag ist, wenn man – – –«
»Opodeldok ist, wenn man Kreuzschmerzen hat!« unterbrach sie die Lehrerin lächelnd.