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Dieses Buch tanzt aus der Reihe! Es tanzt aus der Reihe, weil es die Leserin und den Leser auf eine Reise in die Innenwelt einlädt und das Verfeinern des Körperbewusstseins und der Sensibilität mit Freude verbindet. Katrin Jonas führt mit Sachkenntnis, Fingerspitzengefühl und Heiterkeit in diese Innenwelt. Es ist ein Buch für alle, die ein "von innen nach außen gelebtes Leben" führen möchten – eigentlich das Natürlichste der Welt. 48 sorgfältig aufbereitete BodyWareness- und Meditationsübungen machen es selbst Unerfahrenen, Nichtfühlern, Dauerdenkern und Gestressten möglich, sich ihrem Körper anzunähern und seinem Geflüster zu lauschen. Ein sanftes Buch, das stärkt.
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Seitenzahl: 196
Haftungsausschluss:
Die im Buch veröffentlichten Ratschläge und Übungen wurden von der Verfasserin und dem Verlag mit größter Sorgfalt erarbeitet und geprüft. Eine Garantie und Haftung kann jedoch nicht übernommen werden. Die Durchführung der im Buch enthaltenen Übungen erfolgt in Selbstverantwortung.
Ebookausgabe 2021
Umschlaggestaltung: Bunda S. Watermeier, www.watermeier.net
Illustration Cover: Adobe stock #20174870
Copyright© 2021, Innenwelt Verlag GmbH, Köln
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung des Verlags
www.innenwelt-verlag.de
eISBN 978-3-947508-88-4
KATRIN JONAS
Der persönlichen Lebensmelodie folgen
Zum Einhorchen
Vier Paradoxe zum Anstimmen
Drei Tonarten für das Benutzen dieses Buches
1. Atemgeflüster
Der Intelligenz des Atems lauschen
2. Bewegungsgeflüster
Nuancen des Bewegens erhorchen
3. Sinnesgeflüster
Sensibel sein und den Lebenssinn feng-shuien
4. Herzgeflüster
Das Herz erhören, beherzt und herzlich leben
5. Bauchgeflüster
Die Melodie der Körpermitte spüren
6. Stillegeflüster
Im Ungeflüsterten zu Hause sein
Nachgeflüster
Verzeichnis der BodyWareness-Übungen
Literaturverzeichnis
Über Katrin Jonas
1. Kapitel
1. Atemgeografie: Drei Atemgebiete erforschen
2. Den Kopf lüften
3. Das Körperzentrum mit Frische füllen
4. Sich im Gleichklang mit der Atmung bewegen
5. Eine Lungenparty feiern und den Atem weiten
6. Ausatmen und lächelnd bei sich ankommen
7. Entspannende Atem-Trance
8. Easy-going: Sie werden geatmet
2. Kapitel
9. Die taoistische Leichtigkeitsformel oder: Geht es leichter?
10. Sich spielerisch bewegen
11. Den Nacken zum Schmunzeln bringen: Die Seerosenübung
12. Den Fasziensack klingen lassen
13. Mit dem leichtfüßigen Gehen spielen
14. Die Spezialkur für einen glückseligen Rücken
15. Den Körper der magischen Rolle überlassen
16. Sich durch die Musik bewegen lassen
3. Kapitel
17. Sich mit dem Riechhirn durchs Leben schnüffeln
18. Die Geschmacksknospen blühen lassen
19. Wenn die Füße Feste feiern
20. Haptische Höhenflüge
21. Die Augen zum Leuchten bringen
22. Die Farblandkarte des Körpers entdecken
23. Sechs Inspirationen zum Wecken des Lebenssinns
24. Die beschützende „Bubble“
4. Kapitel
25. Die mystische Herzmeditation
26. Kopflos sein und die Töne im Herzen absorbieren
27. Das Herz weiten und belüften
28. Aus tiefstem Herzen lachen
29. Das Herzchakra in Photonen leuchten lassen
30. Eine leichtherzige Herz-Trance zum Vertrauen
31. Die kleine große Herzkur
32. Das Herzportfolio leben
5. Kapitel
33. Das Hara massieren und den Nabelpuls fühlen
34. Der Bauch als Ball?
35. Ein Heilelixier in der Beckenschale wiegen
36. Der Bauchhirn-Quiz: Fragen an Kopf und Darm
37. Sich schnellstens in die Körpermitte beamen
38. Hypnotisches: In der Bauchhirn-Trance den Untertönen lauschen
39. Vipassana Meditation und der „Nabel der Welt“
40. Den Neuanfang vom Nabel aus wagen
6. Kapitel
41. Frohes meditatives Ruhen
42. Latihan: Von innen nach außen bewegen
43. Die Klangmantel-Meditation
44. Die „OSHO Golden Light Meditation“
45. Die Spur der sanften Stille
46. Durch Espressotechniken mit sich verbunden sein
47. Hier-und-Jetzt-Reminder als Weckrufe nutzen
48. Im weißen Licht des Kronenchakras baden
Wenn wir der Melodie der Innenwelt folgen,wird das Leben leicht.Ach was. Es wird zu einem Liebeslied!
Menschen, die sich bewusster um ihren Körper kümmern, begegnen ihm mit Liebe und Respekt. Schließlich ist er ihr Lebensspender, der Hüter ihrer Ökologie, der Tempel des Genusses. Seine Botschaften können sogar Lebenswege weisen.
Doch auf die Signale des Körpers zu hören, scheint nicht jedermanns Sache zu sein. Da für die meisten Menschen äußere Werte den Ton angeben, werden durchschnittliche Lebensentwürfe recht sang- und klanglos komponiert. Sie setzen auf Sicherheit und bevorzugen, was das Bankkonto füttert, Besitz schafft, andere beeindruckt und den Lebenslauf poliert. Und das soll dann auch den Körper glücklich machen.
Doch wenn die Signale des Körpers durch das Raster der Aufmerksamkeit fallen und seine Bedürfnisse auf stumm geschaltet werden, kann er kaum mit einem positiven Empfinden antworten. Schließlich hat er die Konsequenzen der gewählten Lebenskonstrukte auszubaden. Er muss ausgleichen, wenn er durch einen stressigen Job energetisch ausgebeutet wird. Er ist fürs Regenerieren verantwortlich, wenn ihn die Last der Verpflichtungen in die Knie oder in die Depression zwingt. Er hat sensorisch zu überleben, wenn es in seinem Umfeld an Integrität hapert und er kaum einen Happen Liebe abbekommt.
Der Körper bezahlt den Preis.Kein Wunder, wenn er ins Stolpern gerät.
Glücklicherweise sind solche Zusammenhänge nicht allen Menschen neu! Vor dem Hintergrund einer steigenden Bewusstseinsentwicklung, durch Yoga, Meditation, alternativen Heilmethoden und nicht zuletzt der Erkenntnisse der Neurowissenschaft, der Quantenphysik, der Gender- oder Energiemedizin werden sie in immer größeren Foren thematisiert. Auch wenn es oft nicht diesen Eindruck macht – die Menschheit ist reifer geworden.
Viele am Gesundsein Interessierte, Sinnsuchende, Meditierende und junge Menschen der neuen Generation haben verstanden, welche Rolle das Bewusstsein für den Körper spielt. Schließlich macht es uns essenzielle Lebensqualitäten wie Wohlbefinden, Entspannung, Sinnlichkeit und inneres Erfülltsein überhaupt erst zugänglich. Auch Neurowissenschaftler und Körper-Mind-Mediziner bestätigen, dass das Gehirn als Dirigent des Organismus agil bleibt, wenn wir körperinterne Vorgänge reflektieren. Eine differenzierte Körperwahrnehmung sorgt für ein stetes Ausbalancieren der beiden Hemisphären, belebt die Vernetzung der sensomotorischen Hirnzentren und so die neuronale Flexibilität. Nur wenn wir uns spüren, sind wir anpassungsfähig und imstande, uns auf die Veränderungen des Lebens einzustimmen.
Doch trotz der Tendenz, dem Körper beim Zeichnen der Lebenslinien eine Stimme zu geben, bleibt es oft beim Theoretisieren und „Nachdenken über …“, und das reicht nicht aus. Wenn wir an einer kleinen oder großen Lebenskreuzung stehen, hilft uns das „Über …“ nämlich nicht weiter. Da haben wir mitten im Leben, im erfühlten Dialog mit der Innenwelt Entscheidungen zu fällen.
Deshalb: Hand aufs Herz, hier muss es praktisch werden! Das heißt auf innere Ressourcen zurückgreifen zu können. Die 48 BodyWareness- und Meditationsübungen in diesem Buch sind eine Handreichung dazu. Sie gehören nicht nur zu meinen persönlichen Favoriten, sondern haben in den letzten 25 Jahren viele Klienten, Workshopteilnehmer und Trainees inspiriert.
In den praktischen „Inkursionen“ der ersten Kapitel geht es darum, den Dialog mit der Innenwelt des Organismus aufzunehmen und mit dieser vertraut zu werden. Je versierter wir die Aufmerksamkeit nach innen lotsen, desto feinere Antworten, Rhythmen, Töne und Klänge erfassen wir. Schließlich werden uns die Signale der ureigenen Natur so deutlich und klar, dass es gar nicht mehr anders geht, als ihnen auch im äußeren Handeln eine Stimme zu geben. Das „Nachdenken über …“ verflüchtigt sich. Erstaunlich ist, wie leicht sich ein „von innen nach außen“ gelebtes Leben anfühlen kann.
Schließlich wird eine Komposition daraus: Wenn wir die inneren Töne zusammenfügen, entsteht eine Melodie. Und diese summt uns durch unser Leben hindurch.
Wenn wir dem Körper beim Entblättern des Lebens eine Stimme geben, mag sich das wie eine Schifffahrt ohne Kompass anfühlen. Für dieses Buch stimmt das insofern, als sich die konkrete Route erst im Lauf der Fahrt entrollt. Doch um den Start zu erleichtern, setze ich hier vier Orientierungspunkte. Diese mögen auf den ersten Blick wie Paradoxe wirken. Doch beim Hineinspüren wird klar, dass sie einfach nur die Sprache der Innenwelt sprechen. Und auf diese lassen wir uns ein.
Da die Töne der Gefühlswelt leise, zart und oft wie aufsprühende Funken sind, brauchen wir nicht nur eine hellwache Selbstwahrnehmung, sondern auch ein sicheres Empfinden dafür, in welchem inneren Klima wir diese zu fassen kriegen. Und da treffen wir auf Zusammenhänge, die sich von denen der Außenwelt deutlich unterscheiden, ja, sich sogar umgekehrt proportional zu diesen verhalten.
Hier das erste Paradox:
Wenn wir die Botschaften des Körpers erhören wollen, müssen wir leiser werden können. Erst in einer Atmosphäre der Stille kommen wir inneren „Melodien“ auf die Spur.
Sobald wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten, dürfen wir uns an abrufbaren körperinternen Signalen orientieren. Ganz gleich, ob sich diese über die Sinne, das Bewegen, den Atem, das Bauchgefühl oder die Weisheit des Herzens bemerkbar machen; sie helfen dabei, uns im Inneren zurechtzufinden. Doch: Wir müssen noch einen Schritt weiter gehen! Wichtig ist, dass diese Botschaften von der Analyse des Verstandes unangetastet bleiben und wir sie in ihrer Reinform belassen.
Schon berühren wir das zweite Paradox:
Je häufiger wir Informationen aus der Innenwelt abrufen, desto mehr haben wir sie vom Verstand abzuschirmen und ihnen einfach zu vertrauen.
Das Erschließen des Innenlebens braucht außerdem die richtige Atmosphäre. Und wen wundert‘s? Natürlich ist es das Beste, wenn diese freudig, entspannt und heiter ist. Warum denn nicht mit einem Lächeln auf den Lippen meditieren? Warum sich nicht anerkennend auf die Schulter klopfen, wenn man auf etwas, das ein authentisches Leben verhindert, aufmerksam geworden ist? Und warum nicht aufjuchzen, wenn die eigene Wachheit groß genug war, um mit etwas Berührendem in Kontakt zu kommen?
Hier ist ein dritter Fakt, der selbst für Meditierende und Bewusstheitsfans paradox klingen mag:
Menschen, die sich mit der Entfaltung der Achtsamkeit und der Meditation befassen, mögen oftmals den Eindruck erwecken, dass das eine ernsthafte, strenge Sache ist. Ich gehe hier jedoch vom Gegenteil aus.
Das Bewusstsein für uns selbst und unsere Innenwelt kann erst dann wachsen, blühen und seinen Duft verströmen, wenn es sich mit Freude und einem inneren Lächeln paart.
In der Bewusstheitspraxis geht es beim Testen der 48 Body-Wareness-Übungen darum, die Selbstwahrnehmung immer mehr zu entfalten und zu verfeinern. Die praktischen Sequenzen habe ich so aufbereitet, dass sie sich leicht ins persönliche Leben einfügen lassen. Sie können sofort, sogar während kurzer Lesepausen, ausprobiert werden.
Schließlich berühren wir das vierte Paradox:
Wir müssen uns für das Nach-innen-Richten nicht immer eine separate Zeit reservieren. Sogar im Wirbel des Alltags, wenn wir beschäftigt und mit anderen Menschen zusammen sind, können wir mit dem persönlichen Innenleben liiert bleiben. Deshalb sind die meisten Übungen „ready to go“.
Um aus dem Buch so viel Wegweisendes wie möglich herauszuholen, stelle ich hier drei Anregungen zum Benutzen vor, die in verschiedenen Tonarten spielen. Natürlich ist es möglich, es wie jedes andere Buch zu lesen. Doch es geht auch anders.
1. Bewusstheitspraxis einplanen: Für das Verständnis des Buches empfehle ich, die praktischen Übungen sofort oder möglichst zeitnah zu testen und idealerweise erst danach weiterzulesen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Inhalte auf der Empfindungsebene „verstanden“ werden, sondern bereitet auch das Eintauchen in die nachfolgenden BodyWareness-Übungen vor. Diese bauen in ihrer Erfahrungstiefe aufeinander auf.
2. Als Workbook benutzen: Es ist auch möglich, das Buch als lebendiges Workbook zu benutzen, also Passagen zu markieren, Erfahrungen einzufügen oder hervorzuheben, wenn eine Information für die persönliche Lebenssituation besonders wichtig ist. Im Zuge des Praktizierens der 48 Sequenzen können diejenigen markiert werden, bei denen sich das eigene Innenleben sofort angesprochen fühlt. Einen Überblick über die Sequenzen finden Sie auf Seite 202 und 203.
3. Eine Timeline führen: Eine weitere Option ist, sich eine Körpergeflüster-Timeline, eine Art „Zeitstrahl der Erfahrungen“ anzulegen, schriftlich oder digital, und alle Veränderungen im Eigenempfinden verlaufsweise zu notieren. Das heißt, dass ALLES, was anders als gewohnt in die Wahrnehmung eingeht, wichtig und willkommen ist und deshalb in die Timeline aufgenommen wird. So kristallisiert sich im Verlauf des Buches heraus, wie sich die Selbstwahrnehmung verändert. Erkenntnisse kommen ans Licht, die sonst verborgen blieben.
Wir filtern heraus, wenn im Körper etwas einen Anklang findet. In diesen Momenten sind wir dem Klang des Lebens besonders nah.
Zunächst eine ganz persönliche Erfahrung. Wenn ich darüber nachdenke, durch welche physische Funktion ich meinen Körper am deutlichsten flüstern höre und mit der Melodie meines Lebens am Verbundendsten bin, fällt mir als erstes meine Atmung ein. Das ist so, weil sie mir ununterbrochen zuflüstert, wie ich mich gerade durch mein Leben bewege. Immer up-to-date signalisiert sie mir, wie es um meinen somatischen und seelischen Haushalt steht.
Die Atmung ist wie eine mich Erinnernde, die mich immer wieder am Ärmel zupft: „Hey!“, mahnt sie. „Höre hin! Nimm mich wahr!“ Und die Sache ist, dass sie das immer exakt zum richtigen Zeitpunkt macht. Wenn mich etwas unter Druck setzt, fühle ich mich kurzatmiger und im Brustkorb nicht so frei wie gewohnt. Wenn mir etwas den Atem nehmen will, ist das ein klares Signal, dass ich mich in der Situation schnellstens freiatmen sollte. Und wenn eine Verpflichtung meinen Atem stocken lässt, gibt die Atmung mir den Impuls zu fragen, ob eine Kehrtwende fällig ist.
Doch noch passionierter erinnert sie mich an meine Freiheit! Wenn ich nämlich auf harmonische Weise Luft hole, heißt es, dass ich unbeschwert durch mein Leben wandere und mich seinen Wogen anvertrauen kann. Wenn ich mich im Inneren still fühle und mit mir verbunden bin, fließt auch meine Atmung entspannt, mild und still. Und wenn ich mich physisch belasten möchte, verlasse ich mich auf ihre Flexibilität. Bereitwillig und situationsgerecht passt sie sich an meine Beanspruchungen an. Sie fühlt, wie hoch mein Bedarf an Sauerstoff ist und geht ziemlich großzügig mit diesem um.
Das sind die Momente, in denen die großen und kleinen Wunder geschehen! Wenn wir Menschen unser Bewusstsein wach halten, körperliche Vorgänge wie beispielsweise die Signale der Atmung wahrnehmen und deren Botschaft verstehen, hat das gleich mehrere Effekte: Mit dem bewussten Hinwenden der Aufmerksamkeit zum Atmen holen wir nicht nur sofort leichter, freier und harmonischer Luft; das Atemzentrum im Gehirn erhält zeitgleich einen Impuls und erinnert sich an die Natürlichkeit der Atemfunktion. Und je häufiger es dieses Signal erhält, desto weniger muss es gegensteuern und uns Erinnerungs- oder Warnsignale senden.
Während das auf rein physiologischer Ebene passiert, profitieren wir aber auch im äußeren Leben. Indem wir die Atmung als Verbündete sehen und anerkennen, dass sie uns das Leben im Hier und Jetzt spiegelt, kann sie uns beim Bahnen eines von innen nach außen gelebten Lebens eine wertvolle Hilfe sein. Im „Einklang“ mit dem Atem gelingt es uns nicht nur besser, Veränderungen und Kurskorrekturen vorzunehmen, sondern auch, an Weggabelungen die richtig klingende, also die sich am authentischsten anfühlende Richtung zu wählen.
Weil die Atmung so eine treue und dialogbereite Verbündete ist, habe ich die acht BodyWareness-Sequenzen zum Atmen an den Anfang dieses Buches gesetzt. Viel Freude beim Probieren!
Die Atmung baut uns im Handumdrehen eine Brücke zur Innenwelt und lässt uns mit dieser verbunden sein.
Genau deshalb, eben weil die Atmung so beständig, agil und ehrlich funktioniert, ist das stille Beobachten des Atmens auf dem Gebiet des Körperbewusstseins und der Meditation zu einem verbreiteten Handwerkszeug geworden. Und das nutzen wir hier. Doch bevor wir in die acht Atemexperimente einsteigen, gebe ich noch ein paar Anregungen, in welchem inneren Klima das Entschlüsseln der Atemgeheimnisse am besten glückt.
Anstatt die Atemwahrnehmung zu einer regulierten und zielverliebten Sache zu machen, rege ich dazu an, mit dem Atem auf freundlichste und heiterste Weise zu spielen. Etwas wahrzunehmen ist ja weder etwas Ernstes, noch hat es etwas mit Anstrengung oder einem Richtig- und Falsch-Machen zu tun. Das Wahrnehmen innerer Vorgänge ist ein zutiefst entspannter Vorgang, während dem wir uns in einer urteilsfreien Aha-Haltung befinden. Schließlich passiert uns das Atmen seit dem Tag unserer Geburt ohne unser Zutun ganz von selbst.
Sogar dann, wenn wir mit dem Atem direkt experimentieren und seine Möglichkeiten austesten, können wir auf das Einbringen von Anstrengung, Bewertung, Ehrgeiz oder Zielorientierung verzichten Und das ist kein Zufall. Diese Ausrichtung harmoniert mit dem Grundansatz der Somatik, der darin besteht, das Funktionieren des Organismus von innen heraus zu verstehen und an diesem Verständnis die eigenen Handlungen auszurichten. Das entspricht derselben Essenz, die in einem „von innen nach außen“ gelebten Leben steckt.
Ganz klar: Darin liegt der essenzielle Unterschied im Vergleich zu „Systemen“ oder Theorien, die innere Erfahrungen durch äußere Maßgaben zu erzeugen versuchen. Ich sage nicht, dass diese vollkommen nutzlos sind. Doch wenn wir mit der eigenen Lebensmelodie in Kontakt kommen und eine zu uns selbst passende Lebensweise finden wollen, geht es gar nicht anders, als dass wir uns an der inneren Natürlichkeit des Organismus orientieren und diese ins Leben transferieren.
Und hier hakt sich der „BodyWareness“-Ansatz ein, den ich im Laufe meiner 25 Praxisjahre entwickelt und durch ungezählte Erfahrungen mit Klienten, Kursteilnehmern und Trainees aus den verschiedensten Ländern der Welt ausgefeilt habe. Der Name wurzelt im englischen Begriff „Body Awareness“, übersetzt mit Körperbewusstsein. Das Entwickeln eines solchen spielt die Schlüsselrolle, wenn wir dem Geflüster des Körpers lauschen, innere Klänge wahrnehmen und uns dabei an natürlichen Körperfunktionen – wie beispielsweise der Atmung – orientieren möchten. Wer Erfahrungen mit somatischen Methoden wie der Feldenkrais- oder der Trager-Methode, der Alexander-Technik, mit Sensory Awareness oder Hanna-Somatics hat, weiß, dass das praktische Vorgehen sich immer daran orientiert, wie wir unserer Ursprünglichkeit, unserer inneren Natur näherkommen können.
Das alles bringen wir hier zusammen: Die praktischen BodyWareness-Übungen dienen der Verfeinerung des Körperbewusstseins und beleben gleichzeitig die natürlichen biophysischen Funktionen. Auf diese Weise unterstützen sie uns darin, eine harmonische Kongruenz, ja den persönlichen Gleichklang mit unserem Innenleben herzustellen und so in ein von innen nach außen gelebtes Leben einzustimmen.
Zurück zur Atmung: Wenn es jetzt darum geht, die Signale des Atems wahrzunehmen und wertvolle Atemspielräume zu entdecken, geben wir genau diesem somatischen Grundansatz den größtmöglichen Raum.
Für das Ausführen dieser Atemwahrnehmung reichen ein paar ungestörte Minuten. Mit ein wenig Erfahrung kann sie sogar zwischendurch als Mini-Atem-Scan benutzt werden, der das Rückbesinnen auf sich selbst im Handumdrehen unterstützt.
1. Vorbereitung
Sie können sitzen oder liegen, ganz so, wie es sich am besten anfühlt. Auch die Länge der Sequenz kann flexibel gehalten werden. Falls nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung steht, bietet es sich an, einen Timer zu stellen.
2. Das Hauptatemgebiet abstecken
Schließen Sie die Augen und richten Sie Ihr inneres Augenmerk auf die Atembewegung. Stellen Sie fest, wo sich diese am deutlichsten bemerkbar macht: Wo dehnt sich Ihr Körper beim Einatmen am meisten aus? Nehmen Sie Ihr „Hauptatemgebiet“ in seiner Größe, Weite und Tiefe wahr.
3. Leise Atemausläufer
Spüren Sie jetzt, welche Gebiete Ihres Körpers außerdem von der Atmung erreicht werden, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es im Hauptatemgebiet geschieht. Nehmen Sie wahr, bis wohin die Ausläufer Ihrer Atembewegung reichen, in welchen Körperbereichen sie spürbar sind, aber leiser und sanfter.
4. Atemlose Inseln
Nehmen Sie jetzt diejenigen Körperareale wahr, die von der Atembewegung gefühlsmäßig vollkommen unberührt bleiben. Welche sind das?
5. Die Rückreise
Nachdem Sie Ihren Körper auf diese drei Atembereiche abgetastet haben, treten Sie jetzt die Rückreise in der umgekehrten Reihenfolge an: Ausgehend von den „atemlosen Inseln“, wo Sie keinerlei Atemaktivität feststellen konnten, spüren Sie erneut in die leiseren „Atemausläufer“ hinein und kehren dann zum „Hauptatemgebiet“ zurück. Nehmen Sie dessen volle Weite wahr.
Wenn Sie sich ein Bild von Ihrer momentanen Atemgeografie gemacht haben, öffnen Sie langsam die Augen. Gehen Sie ein wenig umher.
Wie atmen Sie? Und wie fühlen Sie sich?
Erinnern wir uns daran, dass der Atem von Natur aus frei fließt und sich darauf liebend gern zurückbesinnt.
Das bewusste Wahrnehmen des Atems ist bei Meditierenden und Körperfans auch deshalb so beliebt, weil wir mit dem Anknüpfen an das Atmen aus dem überstrapazierten Denken aussteigen können. Immer mehr Klienten beschreiben, dass sie sich zu sehr im Kopf aufhalten und sich in Denkkreisläufen wie gefangen fühlen. Nicht wenigen schmerzt der Kopf und oftmals fühlt er sich sogar so überladen an, als wolle er platzen. Immer mehr gestresste Menschen erkennen ihre Kopflastigkeit, doch sie wissen nicht, wie sie aus dieser herauskommen können. Vielen von ihnen gelingt es nicht einmal in der Nacht.
Doch wenn der größte Teil der Aufmerksamkeit zum Kopf fließt und ein Großteil der Lebensenergie vom Denken vereinnahmt wird, verkümmert der Rest des Körpers und wird zu einer energetischen Wüste. Und auch das bringen Klienten zum Ausdruck, indem sie sagen, dass sie sich permanent ausgepowert oder ausgebrannt fühlen, sich von einem Wochenende zum nächsten hangeln und ihre Abende auf der Couch verbringen. Sie können nur von einem Körper träumen, der sich lebendig und beschwingt anfühlt.
Und ja: Ein Revitalisieren ist nur dann möglich, wenn die Lebensenergie – das Prana oder Chi – aus dem Kopf entlassen wird und alle Körperbereiche mit Lebenskraft speist. Deshalb schenken wir dem Kopf jetzt atmend eine Entlastungskur. Diese hilft ihm nicht nur, sich zu entspannen, sondern lässt ihn auch mit dem Rest des Körpers auf ein und derselben Wellenlänge sein. Wenn beides, der Kopf und die anderen Körperbereiche, das Denken und das Empfinden, nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander in ein und derselben Frequenz schwingen, entsteht ein Gleichklang im Organismus. Und diesen Tönen wollen wir lauschen!
Dann ist es, als gehorchte unser Innenleben einer in der Tiefe gesungenen Melodie. Sie ist leise, aber klar.
Diese Atemsequenz eignet sich entweder zum Praktizieren am Morgen, wenn der Tag belebter beginnen soll, oder am Abend, damit der Schlaf ein tiefer wird.
1. Vorbereitung
Legen Sie sich auf den Rücken und machen Sie es sich bequem. Vergewissern Sie sich, dass Sie sich wohl und geborgen fühlen.
2. Augenatmung
Entspannen Sie Ihren Blick und nehmen Sie Kontakt zu Ihrer Atmung auf. Spüren Sie, wann Sie ein- und ausatmen.
a. Stellen Sie sich jetzt vor, dass Sie durch ihre Augäpfel atmen: Während Sie durch diese einatmen, zieht Frische in Ihren Kopf ein. Während Sie durch diese ausatmen, darf Verbrauchtes entweichen. Praktizieren Sie das für zehn Atemzüge.
b. Wiederholen Sie dasselbe bei geschlossenen Augen. Ruhen Sie dann für einige Momente aus.
3. Ohrenatmung
Lassen Sie die Augen geschlossen und bleiben Sie im Kontakt mit Ihrer Atmung. Stellen Sie sich jetzt vor, dass Sie durch die Ohren atmen. Ja, das geht! Lassen Sie die Ohren weit werden, wenn Sie einatmen. Spreizen Sie diese auf!
Wenn Sie ausatmen, darf alles früher Gehörte, das Alte und nicht mehr Hörenswerte aus den Ohren entweichen. Wiederholen Sie die Übung ebenfalls für zehn Atemzüge und ruhen Sie wieder für einige Momente aus.
4. Kopfhautatmung
Stellen Sie sich vor, dass Sie jetzt durch die Kopfhaut atmen. Lassen Sie die Poren der Kopfhaut weit werden, als wären sie porös! Visualisieren Sie, dass dünne Luftströme durch Ihre Kopfhaut hindurchziehen können.
Wiederholen Sie das ebenfalls für zehn Atemzüge. Ruhen Sie noch etwas nach und genießen Sie Ihren frisch gelüfteten Kopf!
Kleine Kinder atmen in den Bauch. Sie haben noch keine Ahnung von Alltagshast, Leistungsdruck und Stress. Und sie wissen auch noch nichts vom Baucheinziehen, Schlank-bleiben-Wollen, von Hollywood-Körpermaßen und Skinny-Jeans. Erst wenn sie älter werden, verändert sich das, denn der Ernst des Lebens hat seinen Preis. Unter anderem verlangt er, die Bedürfnisse des Körpers nicht so wichtig zu nehmen und so auch den Bauch beim Atmen auszusparen.
Während es also in den ersten Lebensjahren normal ist, dass sich beim Atmen die Bauchdecke hebt und senkt, spielt sich die Hauptatembewegung bei den meisten Erwachsenen im oberen Brustkorbbereich ab. Und das geschieht umso deutlicher, je mehr Hast den Alltag bestimmt, je massiver sie sich durch den Alltag kämpfen und je gößer die Denklastigkeit ist. Gemäß dem Gesetz der Neurowissenschaft „Where attention goes, energy flows“ verlagert sich die Atmung nicht nur kopfwärts; sie wird zudem oberflächlich, hastig und flach.
Die Folgen sind allseits bekannt. Während eine impotente Atmung nachteilig auf essenzielle Körperfunktionen wie die Verdauung, das Herz, das Bewegungssystem, die Durchblutung oder den Fluss der Lymphe wirkt, wird der Körper außerdem nur kümmerlich mit Sauerstoff versorgt. Körperliche Vorgänge, die dann zu Antriebsschwäche, Lethargie, chronischer Erschöpfung oder Schlafstörungen führen, werden nicht selten durch eine flache Atmung hervorgerufen oder durch diese gespeist.
Und: Wenn wir nur flach atmen, unterwandert das auch unsere Stimmung. Indem wir nur minimal Luft holen, nehmen wir uns als begrenzt, zugeknöpft, „eng“ oder „zu“ wahr, haben nur wenig Spielraum zum Anpassen an veränderte Situationen und sind folglich auch empfänglich für Negativität und Frust.