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Dieser Band enthält folgende Science Fiction Romane: (349XE) Schlachtpläne (Alfred Bekker) Alte Erde, neue Erde (Manfred Weinland) Rena Sunfrost sprang zur Seite, während der ungestüme Morrhm-Krieger einen Ausfallschritt nach vorn machte. Die Monoklinge fuhr mit einem bläulichen Flor durch die Luft, haarscharf an Rena vorbei. Sie warf sich zu Boden, rollte um die eigene Achse und war im nächsten Augenblick schon wieder auf den Beinen. Atraan, der Häuptling der Zuur-Morrhm und Kommandant des Flaggschiffs VONDRASH, hatte es nicht auf Rena abgesehen, auch wenn er sie durch seine rücksichtslose Vorgehensweise gefährdet hatte. Atraans Gegner war Unterhäuptling Natronax – ein Morrhm-Krieger, der Atraan fast um eine Haupteslänge überragte. Natronax wich dem ersten Hieb seines Gegners geschickt aus, versuchte anschließend eine Finte und stieß zu. Um Haaresbreite verfehlte er Atraan, der ins Straucheln geriet. Natronax fasste den Griff seines Mono-Schwertes mit beiden Pranken. „Vielleicht sollten wir die Sache etwas spannender machen, alter Mann!“, rief der Riese. „Wenn ich dich besiege, darf ich alle deine Sklaven den Göttern opfern, ohne dass deine zänkischen Ehefrauen sauer sind!“ Atraan knurrte wie ein wildes Raubtier. „Du magst im üblen Atem des Todesgottes verfaulen, Natronax!“ Der Häuptling der Zuur-Morrhm rappelte sich auf. Aber Natronax war schon wieder bei ihm. Von oben führte er einen blitzschnellen Hieb mit seiner Monoklinge. Atraan konnte nicht viel mehr als den bläulichen Schimmer erkennen, der dieses Schwert umflorte, wenn es die in der Luft enthaltenen Sauerstoff- und Stickstoff-Moleküle durchschnitt. An schlecht gelüfteten Kampfplätzen kam es nach einer längeren Auseinandersetzung häufig auf Grund der abgespaltenen Sauerstoffatome zu einer erhöhten Bildung von Ozon, das bei manchen Sauerstoffatmern – darunter auch den Morrhm - eine halluzinogene Wirkung hatte. In den Überlieferungen aus der alten Zeit war von Kämpfen die Rede, bei denen die Beteiligten sich dabei regelrecht in einen ebenso emotional wie chemisch begründeten Rausch hineingesteigert hatten.
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Kosmische Schlachtpläne: Zwei SF-Romane
Copyright
Schlachtpläne
Raumschiff Rubikon 34 Alte Erde, neue Erde
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Epilog
Dieser Band enthält folgende Science Fiction Romane:
Schlachtpläne (Alfred Bekker)
Alte Erde, neue Erde (Manfred Weinland)
Rena Sunfrost sprang zur Seite, während der ungestüme Morrhm-Krieger einen Ausfallschritt nach vorn machte. Die Monoklinge fuhr mit einem bläulichen Flor durch die Luft, haarscharf an Rena vorbei. Sie warf sich zu Boden, rollte um die eigene Achse und war im nächsten Augenblick schon wieder auf den Beinen. Atraan, der Häuptling der Zuur-Morrhm und Kommandant des Flaggschiffs VONDRASH, hatte es nicht auf Rena abgesehen, auch wenn er sie durch seine rücksichtslose Vorgehensweise gefährdet hatte. Atraans Gegner war Unterhäuptling Natronax – ein Morrhm-Krieger, der Atraan fast um eine Haupteslänge überragte.
Natronax wich dem ersten Hieb seines Gegners geschickt aus, versuchte anschließend eine Finte und stieß zu. Um Haaresbreite verfehlte er Atraan, der ins Straucheln geriet. Natronax fasste den Griff seines Mono-Schwertes mit beiden Pranken.
„Vielleicht sollten wir die Sache etwas spannender machen, alter Mann!“, rief der Riese. „Wenn ich dich besiege, darf ich alle deine Sklaven den Göttern opfern, ohne dass deine zänkischen Ehefrauen sauer sind!“
Atraan knurrte wie ein wildes Raubtier. „Du magst im üblen Atem des Todesgottes verfaulen, Natronax!“
Der Häuptling der Zuur-Morrhm rappelte sich auf. Aber Natronax war schon wieder bei ihm.
Von oben führte er einen blitzschnellen Hieb mit seiner Monoklinge. Atraan konnte nicht viel mehr als den bläulichen Schimmer erkennen, der dieses Schwert umflorte, wenn es die in der Luft enthaltenen Sauerstoff- und Stickstoff-Moleküle durchschnitt. An schlecht gelüfteten Kampfplätzen kam es nach einer längeren Auseinandersetzung häufig auf Grund der abgespaltenen Sauerstoffatome zu einer erhöhten Bildung von Ozon, das bei manchen Sauerstoffatmern – darunter auch den Morrhm - eine halluzinogene Wirkung hatte. In den Überlieferungen aus der alten Zeit war von Kämpfen die Rede, bei denen die Beteiligten sich dabei regelrecht in einen ebenso emotional wie chemisch begründeten Rausch hineingesteigert hatten.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfredbooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Chronik der Sternenkrieger 24
von Alfred Bekker
Ein CassiopeiaPress E-Book
Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „Die Entscheidungsschlacht“.
© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)
www.AlfredBekker.de
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Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.
In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...
Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Rena Sunfrost sprang zur Seite, während der ungestüme Morrhm-Krieger einen Ausfallschritt nach vorn machte. Die Monoklinge fuhr mit einem bläulichen Flor durch die Luft, haarscharf an Rena vorbei. Sie warf sich zu Boden, rollte um die eigene Achse und war im nächsten Augenblick schon wieder auf den Beinen. Atraan, der Häuptling der Zuur-Morrhm und Kommandant des Flaggschiffs VONDRASH, hatte es nicht auf Rena abgesehen, auch wenn er sie durch seine rücksichtslose Vorgehensweise gefährdet hatte. Atraans Gegner war Unterhäuptling Natronax – ein Morrhm-Krieger, der Atraan fast um eine Haupteslänge überragte.
Natronax wich dem ersten Hieb seines Gegners geschickt aus, versuchte anschließend eine Finte und stieß zu. Um Haaresbreite verfehlte er Atraan, der ins Straucheln geriet. Natronax fasste den Griff seines Mono-Schwertes mit beiden Pranken.
„Vielleicht sollten wir die Sache etwas spannender machen, alter Mann!“, rief der Riese. „Wenn ich dich besiege, darf ich alle deine Sklaven den Göttern opfern, ohne dass deine zänkischen Ehefrauen sauer sind!“
Atraan knurrte wie ein wildes Raubtier. „Du magst im üblen Atem des Todesgottes verfaulen, Natronax!“
Der Häuptling der Zuur-Morrhm rappelte sich auf. Aber Natronax war schon wieder bei ihm.
Von oben führte er einen blitzschnellen Hieb mit seiner Monoklinge. Atraan konnte nicht viel mehr als den bläulichen Schimmer erkennen, der dieses Schwert umflorte, wenn es die in der Luft enthaltenen Sauerstoff- und Stickstoff-Moleküle durchschnitt. An schlecht gelüfteten Kampfplätzen kam es nach einer längeren Auseinandersetzung häufig auf Grund der abgespaltenen Sauerstoffatome zu einer erhöhten Bildung von Ozon, das bei manchen Sauerstoffatmern – darunter auch den Morrhm - eine halluzinogene Wirkung hatte. In den Überlieferungen aus der alten Zeit war von Kämpfen die Rede, bei denen die Beteiligten sich dabei regelrecht in einen ebenso emotional wie chemisch begründeten Rausch hineingesteigert hatten.
Ein blutiger Rausch zumeist, in dem bis zum bitteren Ende um die Vorherrschaft gekämpft wurde.
Natronax täuschte an und ließ das Monoschwert erneut herumwirbeln. Aber Atraan hatte sich inzwischen wieder gefangen. Er parierte den Hieb, wich dem nächsten Schlag aus und versuchte dann einen Ausfall nach vorn. Natronax war ihm auf Grund seiner selbst für Morrhm-Verhältnisse enormen Körpergröße auch an Reichweite erheblich überlegen. Atraan wusste daher, dass er wahrscheinlich nur eine einzige Chance hatte, die er nutzen musste.
Ein Stich mit der Monoklinge, die zwar als Hiebwaffe eigentlich effektiver eingesetzt werden konnte, aber auch eine gefährlich Spitze aufwies. Fast widerstandslos glitt sie an der Panzerplatte des Harnischs vorbei durch das Gelenkstück an der Achsel. Von da aus war es nicht weit bis zum Herzen.
Natronax erstarrte mitten in der Bewegung.
Er hatte das Schwert noch zum Schlag erhoben, so als wollte er Atraan von oben bis unten in der Mitte durchteilen.
Doch nun stand er schwankend und wie erstarrt da.
Atraan setzte den Stiefel an und zog die Monoklinge aus dem Körper des Kontrahenten heraus. Dieser lebte noch, auch wenn das Blut durch die Ritzen des Schulterstücks heraussprudelte.
Natronax versuchte den Schwerthieb, zu dem er an gesetzt hatte, noch auszuführen.
In seinem Schrei vermischte sich der Ausdruck unsagbarer Schmerzen mit wutentbranntem, unbändigem Zorn. Blut rann ihm dabei auch aus Nase und Maul. Es floss zusammen mit zähflüssigem Speichel die Hauer entlang, an denen es schließlich herabtropfte. Mit einem Kampfschrei, der so durchdringend und barbarisch klang, wie nichts, was Rena Sunfrost je zuvor zu Gehör bekommen hatte, stürzte sich Natronax auf Atraan.
Aber sein Schlag hatte nichts mehr von der Geschmeidigkeit und Kraft, die seine Hiebe zuvor ausgezeichnet hatten.
Er war ungeschickt und kraftlos geführt. Für Atraan war es eine Kleinigkeit, ihm auszuweichen und anschließend selbst zum tödlichen Hieb anzusetzen.
Mit einem einzigen kraftvollen Schlag spaltete Atraan seinen Gegner vertikal in Hüfthöhe, knapp unterhalb des Brustharnischs. Der Oberkörper sackte zu Boden. Die Beine und das Becken mit dem Waffengurt blieben noch eine Sekunde stehen, ehe auch sie zu Boden fielen. Blut spritzte hoch empor. Unter den anwesenden Zuschauern war keiner, der nicht mehr als nur ein paar dicke Tropfen abbekommen hatte.
Atraan steckte sein Monoschwert zurück an seinen Ort. Dann schlug er sich mit beiden Fäusten gegen den Brustharnisch. Ein dumpfes Geräusch entstand dabei, was Rena an den Klang ferner Trommeln erinnerte.
Dann wandte sich Atraan an die Zuschauer. Die meisten waren Morrhm-Krieger. Ein paar Frauen waren auch darunter, die aufpassen mussten, ihre Bewunderung für Atraans Kampfkünste nicht allzu offen zur Schau zu tragen, weil sie sonst Probleme mit ihren Männern bekommen hätten. Ein wüster Fauststoß konnte dann schnell an die Stelle von liebevollen Bissen treten. Manche Morrhm-Männer neigten in Fällen emotionaler Untreue auch dazu, ihre Gattin mit dem Monoschwert zu vierteilen.
„Hat sonst noch irgend jemand Lust, meine Entscheidungen anzuzweifeln?“, rief Atraan. „Wenn jemand glaubt, dass er den Stamm oder dieses Flaggschiff besser führen kann als ich, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, vorzutreten und es zu beweisen.“
Der Anführer der Zuur-Morrhm ließ den Blick schweifen. Sein Maul war weit geöffnet, fast als ob er gähnen würde. In Wahrheit handelte es sich um eine Geste der Einschüchterung. Ein Morrhm-Krieger zeigte damit die gewaltigen, selbst bei geschlossenem Maul ein Stück hervorragenden Hauer und demonstrierte dem Gegenüber damit, dass er jederzeit bereit war, sich zum Kampf zu stellen.
Die mächtige linke Pranke Atraans legte sich um den Schwertgriff. Die dicken, wurstförmigen Finger der anderen Pranke nestelten scheinbar lässig und desinteressiert an den verschiedenen technischen Gerätschaften herum, mit denen Gürtel und Kampfanzug eines Morrhm-Kriegers so ausgestattet waren.
Quälende Augenblicke des Schweigens folgten.
Er weiß genau, was er tut, ging es Rena Sunfrost durch den Kopf. An ihrem Handgelenk trug sie wieder den Space Army Corps Kommunikator, den man ihr ganz zu Anfang ihrer Sklavenzeit abgenommen hatte.
Auf wunderbar verschlungenen Wegen war er schließlich an sie zurückgegangen. Die Kommunikator-Funktion konnte sie natürlich nicht nutzen, weil sie nicht damit rechnen konnte, dass sich in Funkreichweite des Gerätes Space Army Corps-Verbände befanden, die auf dieser Frequenz und der gleichen Codierung kommunizieren konnten. Aber das integrierte Translatorprogramm war um Längen besser als jenes, das sich in dem Gerät befunden hatte, auf das sie zuvor angewiesen war.
Rena atmete tief durch und registrierte genau die Reaktionen der anwesenden Morrhm. Er mag grobschlächtig und barbarisch erscheinen - in Wahrheit verbirgt sich hinter diesem Gesicht mit Wildschwein-Affinität ein sehr sensibler Psychologe. Wahrscheinlich wäre der Kerl sonst auch niemals so weit aufgestiegen.
Atraan genoss das Schweigen.
Es war ein Schweigen, das alle Schattierungen zwischen Furcht und Ehrfurcht beinhaltete. Ein Augenblick, in dem er seine Macht demonstrieren konnte, wie es sonst kaum je möglich war.
Mit dem Fuß drehte er den abgetrennten Oberkörper seines Gegners herum und trat dabei durch die sich ausbreitende Lache von Morrhm-Blut.
„Er war ein guter Krieger“, sagte Atraan. „Aber die Götter sind mit mir und es ist deswegen einfach dumm, sich gegen mich zu stellen. Doch das sollte niemanden abhalten. Ich bin überzeugt davon, dass alle hier im Raum einen guten Kampf zu schätzen wissen!“
Dröhnende, glucksende Laute drangen aus dem Rachen des Morrhm, in dessen Kehle dabei irgendetwas auf eine Weise vibrierte, die daraus einen zumindest für menschliche Ohren fast unerträglichen Laut machte.
„Wir werden dir treu folgen, Atraan!“, sagte jetzt einer der Anwesenden. Er hob sein Monoschwert und stieß einen barbarischen Ruf aus, den Renas Translatorsystem nicht zu übersetzen vermochte.
Die anderen reckten ebenfalls ihre Schwerter in die Höhe und stimmten in den Ruf mit ein.
Rena hatte angesichts dieses Geräuschpegels das Gefühl, ihr Kopf müsste gleich platzen. Sie erinnerte das Ganze an den Start von Düsenjägern, wie man ihn in antiken Filmdokumenten miterleben konnte.
Dreimal war das ohrenbetäubende Brüllen der Morrhm-Krieger zu hören, dann zerstreute sich die Versammlung.
Atraan sprach eine der Frauen an.
„Bring ein paar Sklaven her.“ Er deutete auf die zerstückelte Leiche seines Kontrahenten. „Sollen die Säugetierabkömmlinge zusehen, dass sie hier saubermachen und die sterblichen Überreste des ehrenwerten Natronax einsammeln. Sie sollen ehrenvoll aufgebahrt und in aller gebotenen Form dem Totengott übergeben werden, der sie gnädig in sein Reich aufnehmen möge!“
„So ist dein Wunsch in Erfüllung gegangen, Atraan“, sagte die Morrhm-Frau. „Der faulige Atem des Totengottes umfängt Natronax.“
„Was beweist, dass das Universum von den Mächten des Guten beherrscht wird!“
„Warum soll ich Sklaven herbeiholen, um die Überreste von Natronax einzusammeln? Wäre es nicht eigentlich die Aufgabe seiner Ehefrauen, sich darum zu kümmern? Ich könnte sie verständigen.“
„Nein, ich möchte, dass Sklaven das erledigen. Es soll eine Geste der Wertschätzung gegenüber Natronax und seiner Familie sein. Schließlich weiß ich ja nicht, wann ich vielleicht mal die Unterstützung seines Clans brauche.“
„Eine kluge Überlegung.“
„Richte Natronax’ Frauen aus, dass jede von ihnen, die in Zukunft Wert darauf legt, richtig gebissen zu werden, sich mir gerne anschließen kann.“
„Das Angebot einer Witwenheirat. Welch eine noble Geste, Atraan!“
„Natronax’ Clan wird es schwer haben, noch Gründe für eine Racheaktion zu finden.“
Die Frau ging davon.
Nur noch Rena Sunfrost und Atraan blieben zurück.
„Komm her, Sklavin“, sagte der Morrhm-Häuptling an die ehemalige Kommandantin des Sondereinsatzkreuzers STERNENKRIEGER gerichtet.
Zögernd leistete Rena diesem Befehl Folge.
Widerstand zu leisten hatte ohnehin nicht viel Sinn. Aber im Augenblick fragte sie sich schon, welche Gemeinheit sich Atraan jetzt ausgedacht haben mochte.
Allerdings sollte sie sich in diesem Punkt getäuscht haben.
„Willst du, dass ich damit beginne, die Überreste deines Gegners zu beseitigen?“, fragte Rena kühl und mit vor der Brust verschränkten Armen. Ihre Space Army Corps-Uniformjacke war an mehreren Stellen mit Morrhm-Blut besudelt.
„Nein, das können andere Sklaven erledigen“, antwortete Atraan. „Außerdem wird sich, wie du vielleicht mitbekommen haben wirst, Gorana um das Problem kümmern. Sie ist die Erste Sklavenmeisterin hier an Bord. Dass ich meine Privatsklaven für derartige Aufgaben einsetze wäre übertriebene Ehrerbietung dem Toten gegenüber und könnte so interpretiert werden, dass ich vielleicht bereue, was ich getan habe. Oder noch schlimmer: Man könnte denken, dass ich Angst vor Natronax’ Verwandtschaft habe.“
„Langsam begreife ich, dass die Morrhm offenbar ein Sozialleben haben, das doch etwas komplexer ist, als es der Hang zu gewaltsamen Problemlösungen vermuten lässt!“
Atraan lachte dröhnend und unterstrich die Wirkung noch mit ein paar gurgelnden Lauten, die tief in seiner Kehle entstanden.
„Dieses Lob aus dem Mund einer Sklavin rührt mich zutiefst!“, meinte er voller Ironie. Dann hob er die breiten Schultern. Mit den Füßen schob er die untere Körperhälfte des zerteilten Morrhm-Kriegers ein Stück zur Seite. Blut und Gedärme schmierten dabei über den Boden. Sunfrost vermied den direkten Anblick. „Weißt du, eigentlich hasse ich es, zu töten. Ich bin für Frieden und Verständigung. Kooperation, das ist es, worauf es ankommt.“
Ach, jetzt sag nur noch, dass du immer weinen musst, wenn du einen Konkurrenten einen Kopf kürzer gemacht hast, ging es Rena voller Sarkasmus durch den Kopf.
„Leider geht es nicht anders“, fuhr Atraan fort. „Bevor ich die Befehle anderer ausführe, befehle ich lieber selbst.“
„Kann ich irgendwie verstehen“, murmelte Rena.
„Der Unterschied zwischen euch K'aradan und uns scheint kleiner zu sein, als manch einer annimmt.“
„Der Unterschied besteht im Moment darin, dass du frei bist – und ich eine Sklavin…“
„Deine Rasse hat einen schrägen Humor. Das gefällt mir.“ Er zog urplötzlich sein Monoschwert hervor. Blitzartig zuckte die Klinge hervor und aus irgendeinem Grund glaubte Rena Sunfrost im ersten Moment, dass er einen Angriff beabsichtigte. Vielleicht deshalb, weil sie schon zu oft Zeuge von eruptiven Stimmungswechseln unter den Morrhm gewesen war. Stimmungswechsel, die nicht selten für irgendjemanden damit endeten, dass er mit einem Monoschwert zersäbelt wurde, wie es mit Natronax geschehen war.
Zu Renas Überraschung reichte Atraan ihr den Griff des Schwertes.
„Ich würde es nirgendwo anders anfassen“, erklärte er.
„Was…“
„Na los, nimm es schon. Man sollte die Dinger nach jedem Kampf mit dem Molekularmodulator reinigen, um die Schärfe der Klinge zu erhalten. Sieh zu, dass es ordentlich wird und du dich nicht selbst dabei verstümmelst. Ich will die Waffe so schnell wie möglich in gutem Zustand zurück haben.“
„Aber ich habe keine Ahnung…“
„Du hast einen guten Translator. Damit kannst du dich in den internen Rechner einklinken und die Gebrauchsanweisung laden.“ Atraan verzog das Gesicht. „Normalerweise ist dafür eine meiner Frauen zuständig. Ich finde aber, dass das eher die Arbeit einer Sklavin ist.“
Mit diesen Worten ließ Atraan Rena einfach stehen.
Na großartig, dachte sie. Andererseits gibt es wirklich unangenehmere Aufgaben, zu denen man hier eingeteilt werden kann.
*
Nach ein paar Schritten und noch in Hörweite Renas meldete sich Atraans Kommunikator mit einer schrillen Fanfare. Der Häuptling des Stammes der Zuur-Morrhm nahm das Gespräch entgegen.
„Hier spricht Atraan! Was gibt es?“
„Kommandant, wir haben den Raumsprung ins Kessimu-System erfolgreich absolviert“, meldete ein Brückenoffizier der VONDRASH.
„Freut mich zu hören. Dann können wir Kessira-Tamo ja endlich plündern, nachdem wir so lange mit technischen Problemen zu kämpfen hatten.“
„Jawohl, Kommandant.“
„Die Krieger werden schon ungeduldig. Wenn das so weitergegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich jeden Tag einen oder zwei meiner besten Leute erschlagen müssen!“
„Das wäre bedauerlich gewesen.“
„In der Tat!“
Mit den technischen Schwierigkeiten hatte es eine besondere Bewandtnis. Rena Sunfrost horchte sofort auf, als die Rede darauf kam. Sie selbst hatte versucht, das Eintreffen der Morrhm im Kessimu-System durch Sabotage zu verzögern. Mit Hilfe ihres Translators war es ihr zeitweilig gelungen, sich in den privaten Rechnerzugang zu den Schiffssystemen einzuwählen, der es ihrem Besitzer erlaubte, wichtige Kommandofunktionen von seinen eigenen Räumen aus zu erfüllen. Den Raumsprung-Antrieb kurzzeitig ausfallen zu lassen war nicht weiter schwierig gewesen. Das System stellte sich ohnehin als ziemlich fehleranfällig heraus und die Morrhm wunderten sich daher auch nicht besonders, wenn die betreffenden Aggregate mal nicht nach Wunsch funktionierten.
Anspruchsvoller war schon die Benutzung des X-Raum-basierten Überlichtfunks.
Zwar waren die entsprechenden Systeme kaum gesichert, aber der Überlichtfunk wurde von den Morrhm selten benutzt und daher musste Rena sehr vorsichtig vorgehen, um nicht aufzufallen.
Es war ihr schließlich gelungen, eine Botschaft an das Space Army Corps zu übermitteln, in der das nächste Ziel der Zuur-Morrhm-Flottille angegeben wurde. Auch das war ein Vorteil, seit sie Privatsklavin des Kommandanten war. Wenn man die Ohren aufhielt und den Translator eingeschaltet hatte, konnte sie ganz nebenbei vieles an Information mitbekommen, was eigentlich nicht für sie bestimmt war. Sei es aus den Gesprächen von Taur mit seinen Frauen oder der Frauen untereinander. Manchmal bekam sie auch mit, wenn Taur mit Untergebenen über die Schiffskommunikation sprach. Und seit sie ins Rechnersystem eindringen konnte, hatte sie noch ein paar weitergehende Möglichkeiten.
Die Frage war nur, ob dieser Funkspruch auch gehört wurde.
Die X-Raum-Technologie war schließlich von den Menschen vor langer Zeit wegen ihrer Unberechenbarkeit aufgegeben worden. Der Sandström-Raum war das Kontinuum der Wahl sowohl für den Überlichtflug als auch für überlichtschnelle Kommunikation. Ich hoffe, es fällt ihnen auf, wenn sie ein Signal im Abseits der Kommunikationskanäle bekommen, dachte Sunfrost. Aber das setzt natürlich voraus, dass danach auch gesucht wird.
Atraan und seine Barbarenhorde würden also erwartet werden.
Und je länger sich ihr Eintreffen verzögerte, desto mehr Einheiten des Space Army Corps und der K'aradan-Flotte würden dort auf die Morrhm warten.
Man kann nicht immer gewinnen, dachte Rena, als sie die Nachricht vom erfolgreichen Raumsprung des Morrhm-Schiffs gehört hatte. Für Besatzung und Sklaven war davon nichts zu spüren gewesen. Die einzige Nebenwirkung des X-Raum-Sprungs, auf dem der Überlichtantrieb der Morrhm basierte, war eine deutlich erhöhte radioaktive Strahlung, die darüber hinaus mit höherdimensionalen Strahlungskomponenten gemischt war.
Aber Strahlung spürte man nicht.
Zumindest nicht sofort.
Man merkte erst etwas, wenn die Haare ausgingen oder der Magen so empfindlich wurde, dass man nichts mehr bei sich behalten konnte. Da den Morrhm selbst Radioaktivität kaum etwas auszumachen schien, sahen sie das Ganze überhaupt nicht als ein Problem an, gegen das etwas unternommen werden konnte. Manchmal wunderten sie sich über die kurze Lebenserwartung, die allgemein unter den Sklaven herrschte – und zwar selbst bei den K'aradan, die eigentlich dadurch, dass sie die meisten Organe doppelt besaßen, körperlich recht robust waren.
Atraan drehte sich nicht noch einmal um, sondern ging einfach weiter, nachdem er das Gespräch unterbrochen hatte.
Rena Sunfrost stand mit der Monoklinge ihres Sklavenhalters da.
Zu glauben, dass sie damit ein Machtmittel in der Hand hielt oder gar Widerstand leisten konnte, war völlig irrig.
Jeder Morrhm konnte sie sofort mit einer Projektilwaffe niederstrecken oder sie mit einer Elektropeitsche wieder zur Räson bringen.
Mochte ein Monoschwert auch – ganz im Gegensatz zu dem primitiv wirkenden, barbarischen Design – eine High Tech Waffe sein, so gab es doch wesentlich wirksamere Methoden zur Ausschaltung eines Gegners.
Und aus eigener, leidvoller Erfahrung wusste Sunfrost, dass sie auch ausgiebig davon Gebrauch machten, wenn es ihren Zielen diente.
Ein paar der zehnbeinigen Spinnchen, die auf den Schiffen der Weltraum-Barbaren zu einer wahren Plage geworden waren, krabbelten über den Boden.
Rena ließ sicherheitshalber noch einmal kurz den Blick schweifen.
Sie war allein.
Dann konnte sie der Versuchung einfach nicht widerstehen.
Sie fasste das Monoschwert mit beiden Händen und ließ es durch die Luft sausen. Das bläuliche Leuchten zu erzeugen war wirklich nicht schwer. Die Klinge erwischte zwei der Spinnen und halbierte sie. Die restlichen kleinen Zehnbeiner krabbelten davon.
*
Kessira-Tamo war der sechste von 22 Planeten der Sonne Kessimu, die 1350 Lichtjahre von der Erde entfernt auf der den Humanen Welten abgewandten Seite des K'aradan-Reiches lag.
Genauer gesagt war Kessira-Tamo ein Doppelplanet. Der Planet Kessira war in etwa so groß wie die Erde und besaß einen Begleiter von Marsgröße namens Tamo. Beide umkreisten einen gemeinsamen Gravitationsschwerpunkt, der nicht mit dem Gravitationsschwerpunkt von Kessira identisch war.
Ähnliches trifft auf Erde/Mond und Pluto/Charon zu, las der Mann mit dem kurz geschorenen dunklen und schon leicht von grauen Schlieren durchwirkten Vollbart, während er die Anzeige seines Handcomputers verfolgte. Der Abstand zwischen Kessira und seinem Begleiter Tamo lag mit ca. 200.000 Kilometern um ein Drittel unter dem Erde-Mond-Abstand. Aus diesem Grund gab es auf Kessira gewaltige Gezeitenkräfte. Die Meere überschwemmten im Abstand von wenigen Standard-Wochen den größten Teil der Landmassen. Es gab nur wenige Orte, die tatsächlich flutsicher waren.
Das Interkom der Kabine meldete sich und er nahm das Gespräch entgegen.
„Captain Tulane? Hier ist Debra Abdurrahman von der Brücke.“
Theo Tulane unterdrückte ein Gähnen.
„Was gibt es?“
„Wir haben gerade einen Funkspruch von unseren Gastgebern empfangen. Lehnsherr Gonn Tabun aus dem Haus Kessir erwartet, dass Sie umgehend seine Residenz aufsuchen, Captain.“
„Der Lehnsherr ist nicht ganz bei Trost“, meinte Tulane. „Ich trete eigentlich gerade meine Schlafphase an.“
„Tut mir Leid, dass Ihre Zeiteinteilung mit den Bedürfnissen des planetaren Lehnsherrn kollidieren“, sagte Debra Abdurrahman, die an Bord der FAR GALAXY EXPLORER den Posten einer Funkoffizierin hatte, mit einem leicht spöttischen Lächeln. „Es klang im Übrigen ziemlich dringend.“
„Bei Gonn Tabun klingt immer alles dringend“, erwiderte Tulane müde.
Er unterbrach die Verbindung und legte sich kurz auf die Pritsche seiner recht großzügigen Kabine, die von ihrer Anlage her in einem starken Kontrast zu den beengten Verhältnissen darstellte, wie man sie in der Regel auf Space Army Corps Schiffen vorfand.
Captain Tulane hatte ursprünglich der New Hope Force angehört, worunter die lokalen Verteidigungsstreitkräfte des New Hope Systems am Rande des Niemandslandes zwischen dem Heiligen Imperium der Qriid und den Humanen Welten verstanden wurden.
Später war die New Hope Force im neu gegründeten Space Army Corps aufgegangen und Tulane war als Offizier übernommen worden. Die Tatsache, dass er die Space Army Corps Akademie auf Ganymed nie von innen gesehen hatte, war sicher mitverantwortlich dafür, dass Tulanes Karriere recht schleppend verlaufen war. Der andere Grund war wohl sein mitunter aufmüpfiges Verhalten gegenüber Vorgesetzten.
Auf dem Leichten Kreuzer SURVIVOR hatte Tulane sein erstes Space Army Corps Kommando angetreten. Nach dem Ende des Etnord-Krieges war er im Rang eines Captains und zuletzt als Kommandant eines Zerstörers aus dem Space Army Corps ausgeschieden. Genug war einfach genug.
Stattdessen war Tulane seitdem im Auftrag des Far Galaxy Konzerns unterwegs.
Die FAR GALAXY EXPLORER – ein hochmodernes, tellerförmiges Forschungsschiff des Konzerns, kreiste derzeit um Tamo, einen marsgroßen Eisbrocken, der allerdings aufgrund seiner geringen Dichte und des Fehlens eines nennenswerten Metallkerns, eine viel geringere Masse besaß.
Der Far Galaxy Konzern unterhielt auf Tamo ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Professor Dr. Yasuhiro von Schlichten.
Etwas widerwillig erhob sich Tulane von seiner Pritsche. Er hatte es nicht bereut, dem Space Army Corps den Rücken gekehrt zu haben. Die unsinnigen Befehle irgendwelcher wichtigtuerischen Stabsmitglieder durchzuführen war noch nie sein Fall gewesen.
Bei Far Galaxy wurden seine herausragenden Fähigkeiten als Raumkapitän zumindest finanziell entsprechend gewürdigt. Das half über manch anderes hinweg.
*
Zehn Minuten später traf Tulane auf der Brücke der FAR GALAXY EXPLORER ein. Alex Enarom führte dort zurzeit in seiner Eigenschaft als Erster Offizier das Regiment. Enarom hatte Tulane schon auf der SURVIVOR als Rudergänger gedient und war später zusammen mit seinem Captain auf den Zerstörer GUJERAT gewechselt, um dort als Erster Offizier zu dienen.
„Sir, es gibt Neuigkeiten“, eröffnete Enarom.
„Ich hoffe keine schlechten. Es reicht mir eigentlich schon, dass ich meine Schlafperiode verschieben muss, um mich mit dem regierenden Lehnsherrn zu treffen.“
„Ich habe keine Ahnung, wie die Neuigkeiten zu interpretieren sind“, gab Enarom zu. „Aber es sind drei Schiffe mit der ID-Kennung des Space Army Corps vor kurzem aus dem Sandström-Raum materialisiert.“ Enarom aktivierte eine schematische Positionsübersicht des Systems. Die Austrittspunkte der drei Einheiten waren markiert.
„Das Space Army Corps also…“, murmelte Tulane. „Wo die auftauchen gibt es früher oder später Ärger.“
„Wegen der gegenwärtigen Gefahr durch die Morrhm operieren wohl eine ganze Reihe von Einheiten hier am ausfransenden Rand des K'aradan-Reichs“, meinte Enarom.
„Erfüllung von Bündnispflichten nennt man so etwas wohl!“, mischte sich Taktikoffizier Jack Raimi ein. Die FAR GALAXY EXPLORER war zwar ein ziviles Schiff, besaß aber dennoch fünf schwenkbare Gauss-Geschütze zur Selbstverteidigung, deren Einsatz von Raimi koordiniert wurde. Da Far Galaxy selbst Anbieter von derartigen Geschützen war, installierte man sie natürlich auch zum Schutz eigener Forschungsmissionen.
Theo Tulane verzog das Gesicht. „Bündnispflichten? Auch so ein Schwachsinn, dem ich nicht eine Sekunde nachtrauere, seit ich das Space Army Corps verlassen habe.“
„Sir, mit Verlaub: Was ist dagegen einzuwenden, wenn sich befreundete Sternenreiche im Fall einer Bedrohung unterstützen?“, fragte Jack Raimi etwas irritiert.
„Aus dieser Perspektive gesehen ist sicher nichts dagegen einzuwenden“, stimmte Tulane zu. „Allerdings hätte ich ganz persönlich sehr wohl etwas dagegen einzuwenden, wenn ich von meiner Regierung mit einem Kriegsschiff in den hintersten Winkel der Galaxis geschickt werde, um für etwas zu sterben, das mich im Prinzip nichts angeht. Können Sie mir jetzt folgen, Raimi?“
„Vollkommen.“
Tulane wandte sich an Enarom. „Ich lasse mich von DeVries nach Kessira bringen. Falls Professor von Schlichten etwas von mir will, stellen Sie das Gespräch zu meinem Kommunikator durch, aber sorgen Sie für maximale Verschlüsselung.“
„Aye, aye, Sir. Und was ist, wenn das Space Army Corps Sie begrüßen möchte?“
„Dann regeln Sie das mit ein paar Floskeln, I.O.. Sie kennen das Blabla, mit dem man die Brüder abspeisen kann doch genauso gut wie ich.“
„In Ordnung, Captain.“
*
Wenig später fand sich Tulane im Shuttle-Hangar der FAR GALAXY EXPLORER ein. Er hatte Raum für sechs Shuttles des ultramodernen Typs FAR GALAXY 5000. Die gesamte Besatzung hatte notfalls Platz an Bord der Fähren, die im Übrigen weit mehr waren als reine Landefähren, wie man es von Space Army Corps Schiffen kannte, bei deren Ausstattung immer ein gewisser Sparzwang vorhanden war und man im Zweifelsfall eben eher Wert auf eine optimale Bewaffnung legte.
Die 5000er-Serie der Far Galaxy-Shuttles hatte sogar ein Sandström-Aggregat und war daher überlichtflugtauglich.
Pilot Larry DeVries brachte Tulane nach Kar’Kessira, einer Stadt, die auf einem in 4000 Meter Höhe gelegenen Plateau gebaut worden war. Dieses Plateau war absolut flutsicher und deshalb vor Jahrhunderten als Residenz für den regierenden Lehnsherrn ausgesucht worden.
Etwa eine Million Menschen lebten hier und die Stadt war zu einem der wichtigsten Handelsplätze im Umkreis von dreißig, vierzig Lichtjahren geworden.
„Können Sie diesem Regenten nicht klarmachen, dass es auch bei den K'aradan so etwas wie Kommunikationstechnik gibt“, meinte DeVries, während er an den Kontrollen herumschaltete und das Shuttle dazu veranlasste in die Atmosphäre einzutauchen. Kessira schimmerte blau. Der große Ozean wanderte entsprechend der Umlaufbahn von Tamo etwa einmal in drei Wochen um den gesamten Planeten. Auf der Wasserseite blieben dann auf der westlichen Hemisphäre 15 Prozent und auf der östlichen gerade mal 9 Prozent der Oberfläche wasserfrei.
„Gonn Tabun hält nichts davon, sich über Kommunikator zu unterhalten“, sagte Tulane. „Das müssten Sie doch inzwischen mitbekommen haben.“
„Trotzdem – wenn ich alleine mal zusammenrechne, wie oft ich Sie in den vergangenen sechs Wochen nach Kar’Kessira gebracht habe…“
„…dann hätte ich mir da eine Zweitwohnung nehmen sollen. Sie haben ganz Recht, DeVries. Aber wir sind auf Gonn Tabun angewiesen. So oder so. Wenn er uns die Erlaubnis entzieht, hier zu forschen, entgeht Far Galaxy vielleicht ein ganz dicker Fisch.“
„Dieser selbstherrliche Provinzfürst sollte mal ganz kleine Brötchen backen. Wenn wir ihm diesen Fisch nicht an den Haken holen, hat er nichts davon. Und wenn er jemals mit seinen Plänen, die vollständige Unabhängigkeit vom K'aradan-Reich zu erlangen, ernst machen will, dann wird er auf die Einnahmen aus dem Deal zwischen Far Galaxy und seinem Adelshaus bitter angewiesen sein. Sonst kann er das gleich vergessen.“
Tulane lächelte.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein profunder Analytiker der gegenwärtigen politischen Verhältnisse in einem der unspektakulärsten Sektoren des nun nicht gerade kleinen Reiches von Aradan sind, DeVries! Bisher hatte ich Sie immer für jemanden gehalten, der damit zufrieden ist, mit einem Shuttle herumzufliegen.“
„Machen Sie sich nur lustig, Sir. Meine Bemerkungen waren allerdings völlig ernst gemeint.“
„Meine auch.“
„Wie ich gehört habe, ist das Space Army Corps mit großen Aufgebot im Kessimu-Sektor aufgetaucht.“
„Leider.“
„Das bedeutet, es wird Ärger geben, oder?“
Tulane atmete tief durch. „Das ist leider anzunehmen. Das Space Army Corps ist wegen der Morrhm in dieser Gegend – und wenn Space Army Corps Schiffe hier auftauchen, kann das eigentlich nur bedeuten, dass auch diese Weltraumbarbaren nicht mehr weit sein können!“
Das Shuttle sank tiefer und überflog den gut eine Hemisphäre bedeckenden Wanderozean von Kessira. Schließlich erreichte das Gefährt die trockene Seite des Planeten. Gigantische Flächen aus Schlick, Sumpf oder Vulkangestein warteten darauf, in drei Wochen wieder von der Flut überspült zu werden.
Das Hochplateau, auf dem Kar’Kessira lag, war nicht zu übersehen. Die Arena für die bei den K'aradan so beliebten Drachenkämpfe war bereits aus weiter Entfernung auszumachen. Diese Arena, der Raumhafen und das Residenzgebäude des Regenten machten zusammen etwa die Hälfte der zur Verfügung stehenden Stadtfläche aus. Den Rest mussten sich die eine Million K'Kar'Kessira oder kurz K'Kar genannten Bewohner der Hauptstadt, teilen. Inzwischen war es in der Stadt so eng geworden, dass viele Neubauten an den ebenfalls noch flutsicheren Steilhängen errichtet worden waren. Künstliche Felsterrassen hatte man dafür zu Tausenden in die massiven Wände hineingeschlagen.
Das Shuttle landete nicht im allgemeinen Handelsraumhafen, sondern in dem kleinen, abgetrennten Raumhafen der Residenz, der einzig und allein unter der Kontrolle des Adelshauses Kessir stand, das dem Planeten nach einer etwa eintausendjährigen Herrschaft auch seinen Namen gegeben hatte.
„Bis nachher, DeVries“, meinte Tulane, bevor er das Shuttle verließ. „Vergnügen Sie sich in der Zwischenzeit.“
„Meinen Sie mit der zweiunddreißigsten Palastführung?“
„Wie auch immer.“
Tulane passierte die Schleuse und wurde von einem bewaffneten Wächter abgeholt, der ihn geradewegs in die Audienzräume des Regenten brachte.
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Gonn Tabun aus dem Haus Kessir war ein hoch gewachsener, feingliederiger Mann, auf dessen Kopf jeglicher Haarwuchs entfernt worden war.
Erst seit drei Jahren hatte er die Führung des Hauses Kessir übernommen und damit auch die Regierungsgeschäfte auf Kessira.
„Seien Sie gegrüßten, Captain Tulane“, sagte der Regent.
„Sie ebenfalls. Was gibt es so Wichtiges zu besprechen? Hängt das mit dem Auftauchen der Space Army Corps Einheiten zusammen?“
„In gewisser Weise schon, aber wir sollten uns setzen.“
Tabun führte Tulane zu einer Sitzgruppe. Durch eine transparente Wand hatte man einen Überblick über die Umgebung, die im Moment dem Grund eines ausgetrockneten Tümpels glich.
Die leicht rotstichige Sonne Kessimu stand im Zenith. Theo Tulane kannte diesen Anblick inzwischen schon zu genüge. Kurz bevor die Flut zurückkehrte, hatte es der große Glutball am Horizont geschafft, den Boden bis auf einen Meter Tiefe vollkommen auszutrocknen. Wenn Wind aufkam gab es dann sogar Staubwolken, bevor schließlich das Meerwasser zurückkehrte und alles unter den gigantischen, sich viele Meter hoch erhebenden Flutwellen begrub.
Tulane schlug die Beine übereinander.
Tabun hingegen blickte gedankenverloren in die Ferne.
Er war noch unerfahren und wirkte häufig unsicher, wie Tulane inzwischen bemerkt hatte. Damit war er ein nicht immer ganz einfacher Handelspartner, der die Oberen des Far Galaxy Konzerns nicht zum ersten Mal durch seine schwankende Beschlusstreue in Rage gebracht hatte.
Die Fußstapfen seines Vaters Banzon sind einfach zu groß für ihn und er droht unter dieser Last der Erwartung erdrückt zu werden, erkannte Tulane.
„Ich nehme an, dass Sie die Nachrichten unseres Mediennetzes verfolgen“, sagte Tabun.
„Eine Kommunikationsoffizierin macht das, jagt den Inhalt durch das Translatorsystem und sucht Sachen heraus, die sie für wichtig hält.“
„Dann werden Sie von der Morrhm-Gefahr gehört haben.“
„Allerdings“, nickte Tulane.
„Diese Barbaren ziehen durch den äußeren Gürtel des Reiches und plündern. Sie tauchen mal hier und mal dort auf. Unsere Flotte war selbst in ihren besten Zeiten kaum in der Lage, die Sicherheit hier draußen zu gewährleisten, geschweige denn, wirklich die Herrschaft zu erzwingen. Es gibt viele von K'aradan besiedelte Welten mit einem teilweise sehr individuellen Status. Manche unterstehen nur noch nominell dem Erbtriumvirat auf Aradan, andere haben sich für unabhängig erklärt. Manche dieser Erklärungen wurden vom Erbtriumvirat anerkannt, andere nicht. Es läuft alles etwas anders als auf den inneren Welten des Reiches.“
„Ich bin mit den Verhältnissen in diesem Sektor vertraut“, erklärte Tulane etwas genervt. Dass die Randbereiche des über tausend Lichtjahre durchmessenden K'aradan-Reichs vor allem auf der den Humanen Welten abgewandten Seite nicht wirksam zu kontrollieren waren, war kein Geheimnis. Auch wenn die K'aradan früher noch ein sehr viel größeres Reich unter ihrer Kontrolle gehabt hatten – ihre Nachfahren waren dazu zurzeit nur eingeschränkt in der Lage.
Gonn Tabun druckste etwas herum und fuhr schließlich fort: „Wie Sie wissen, ist es seit langem in unserem Haus die Absicht, Kessira-Tamo die vollkommene Unabhängigkeit vom Reich zu schenken. Darin werden wir von den Handelsgilden unterstützt, die auf diese Weise eine Möglichkeit sehen, die Steuern zu umgehen und Handelshemmnisse abzumildern, die uns bis jetzt daran hindern, unsere Beziehungen noch weiter auszubauen.“
„Nun, der Deal mit Far Galaxy wird Ihnen die finanziellen Möglichkeiten schaffen, um diesen Schritt wagen zu können“, sagte Tulane. „Immerhin werden Sie Ihre Sicherheitskräfte und die Lokalverteidigung dann erheblich ausbauen müssen.“
Gonn Tabun lächelte. „Sie hoffen, dass wir unsere Kriegsschiffe von Far Galaxy mit Gauss-Geschützen bestücken lassen, habe ich Recht?“
Tulane grinste. „Wenn es mir gelänge, Sie davon zu überzeugen, bekäme ich von meinen Arbeitgeber mit Sicherheit einen Bonus ausgezahlt!“ Eine Pause entstand. „Ich will nicht unhöflich sein“, fuhr Tulane schließlich fort. „Aber wir haben die Lage des Sektors schon so oft miteinander diskutiert. Ehrlich gesagt frage ich mich jetzt…“
„…was Sie hier sollen?“
„Ich gebe zu, Sie haben es auf den Punkt gebracht.“
„Vorhin sprach ich die traditionelle Unabhängigkeitspolitik des Hauses Kessir an. Mein Vater Banzon hat sich nicht einmal dadurch beeinflussen lassen, dass das Erbtriumvirat ihm eine Hinaufstufung von einem Mittleren zu einem Hohen Haus in Aussicht stellte. An diesen Dingen sind wir nicht interessiert.“
Gonn Tabun redet so, als würde sein Vater Banzon noch leben und seinen Sohn vor jedem Schritt beraten, dachte Tulane.
„Haben die Morrhm etwas an Ihren Plänen geändert?“, fragte Tulane.
Gonn Tabun hob die Schultern. „Sagen wir mal so: Im Moment sind wir gezwungen, eine größere Nähe zum Reich zu suchen, da wir auf dessen Schutz angewiesen sind. Worauf ich hinaus will ist folgendes: Früher oder später werden hier Verbände der K'aradan-Flotte auftauchen. Ich möchte, dass der Handel zwischen Far Galaxy und Kessira-Tamo absolut geheim bleibt. Die Morrhm-Gefahr wird sich irgendwann in Nichts auflösen und dann werden wir unseren Separationskurs fortsetzen.“
„Was ist mit der Fortsetzung unserer Arbeiten?“
„Dagegen ist nichts einzuwenden. Nur halten Sie sich gegen alle Vertreter des Reiches bitte bedeckt. Und noch etwas: Tätigen sie keinen verdächtigen Daten- oder Funkverkehr mit Ihrem Konzern. Der Geheimdienst ist sehr effektiv und verfügt über hervorragende Entschlüsselungsverfahren.“
„Ist Ihre Furcht vor dem Geheimdienst der Grund dafür, weshalb Sie das persönliche Gespräch bevorzugen?“, fragte Tulane.
Ein verhaltenes Lächeln erschien in Tabuns Gesicht. „Leider ist es für das Reich von Aradan viel leichter, ein paar Agenten zu uns zu schicken, anstatt eine Flotte, die ausreicht, um uns richtig zu verteidigen.“
„Gibt es Erkenntnisse darüber, wann die Morrhm hier auftauchen?“
Tabun nickte. „Wir wundern uns, dass sie nicht schon da sind. Es sind Einheiten des K'aradan-Reichs und unserer Verbündeten hier hin unterwegs. Da die Morrhm für ihre rabiate und rücksichtslose Kampfweise bekannt sind, hat man uns vom Kriegsministerium auf Aradan aus die Empfehlung gegeben, den Planeten zu evakuieren.“ Tabun lachte heiser. „Aber dazu haben wir noch nicht einmal annähernd die nötigen Raumkapazitäten – selbst wenn wir die Flotte unseres Hauses, die Lokalverteidigung und sämtliche gerade in Kar’Kessira liegenden Handelsschiffe zusammenzählen! Davon abgesehen würde eine Evakuierung auch viel zu lange dauern…“
Tulanes kräftige Augenbrauen zogen sich zusammen und bildeten eine dunkle Schlangenlinie. „Seit wann wissen Sie davon, dass die Morrhm einen Angriff auf Kessira-Tamo planen?“, fragte er und seine Stimme hatte dabei einen harten, wie klirrendes Eis klingenden Unterton.
Tabuns Antwort ließ ein paar Augenblicke auf sich warten.
Schließlich machte er eine Angabe, die umgerechnet auf drei Standard-Erdtage hinauslief.
„Und Sie haben die Bevölkerung bisher nicht informiert?“, fragte Tulane entsetzt.
„Nicht einmal die Lokalverteidigung.“
„Damit haben die Bewohner Kessiras nicht mehr die Chance, über ihr Schicksal selbst zu entscheiden“, stellte Tulane fest.
Tabun fuhr etwas unwirsch dazwischen. „Was haben Sie denn schon für eine Ahnung! Sie kommen von weit her, aus einem Sternenreich, dass nicht einmal ein Zwanzigstel des Raumes einnimmt, den das Reich von Aradan beansprucht. Es kann also sein, dass bei Ihnen zu Hause die Probleme etwas einfacher und weniger kompliziert sind als das, was ich hier zu entscheiden habe!“
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was kompliziert daran sein soll, eine Warnung weiterzugeben, damit jeder sich auf das, was kommt einzustellen vermag.“
„Es würde sofort Panik ausbrechen und das wissen Sie, Tulane!“
„Dieses Risiko muss man manchmal eingehen.“
„So? Für Sie gibt es nur die geraden Wege. Aber ich glaube, Sie werden auch noch lernen, dass es Situationen gibt, die eine solche Handlungsweise erfordern.“ Tabun schwieg.
Er stand auf, ließ seinen Sessel hinter sich und blickte durch die transparente Wand in die Ferne. Das Panorama war fantastisch.
„Es war sehr aufschlussreich, mit Ihnen die gegenwärtige Lage zu diskutieren“, sagte Tulane schließlich. „Ich hoffe nur, dass sich daraus nicht eine weitere Komplizierung der Situation ergibt.“
Aber Tulane hatte es im Gefühl, dass es genau so kommen würde.
*
Aus dem persönlichen Logbuch von Captain Milton Warrington III, Kommandant der STERNENKRIEGER II:
Bruder Guillermo regte an, im X-Raum-Spektrum nach Überlicht-Kommunikationssignalen zu suchen. Möglicherweise ergeben sich daraus Hinweise auf das weitere Vorgehen der Morrhm. Da die Morrhm eine X-Raum-basierte Raumsprungtechnologie nutzen, ist sehr wahrscheinlich, dass auf dieser Basis auch ihre Überlichtkommunikation funktioniert. Bisher ließen sich kaum Belege dafür finden, dass unsere Gegner auf diese Weise miteinander in Verbindung treten, während sie das normale Funkspektrum sehr ausgiebig und ungeschützt benutzen. Ich war deshalb zunächst skeptisch, ob Bruder Guillermos Vorschlag am Ende nicht nur zu einem unverhältnismäßigen Verbrauch von Rechner-, Energie- und Personalressourcen führt und sich am Ende nicht lohnt. Ich habe dem Vorschlag allerdings zunächst für einen begrenzten Zeitraum zugestimmt.
Die Ausbeute an Signalen, die wir mit Morrhm-Schiffen in Verbindung bringen konnten, war zunächst ernüchternd klein.
Bei genauer Untersuchung fanden wir dabei jedoch eine Botschaft von Captain Rena Sunfrost.
Wider erwarten haben wir damit ein Lebenszeichen der bereits für tot erklärten ehemaligen Kommandantin meines Schiffes erhalten, der es gelang, einen Funkspruch abzusetzen. Captain Sunfrost befindet sich offenbar an Bord eines Sklavenschiffs der Morrhm. Durch ihre Hinweise könnte es möglich sein, den Morrhm eine Falle zu stellen. Im Falle einer Gefechtssituation wird die besondere Schwierigkeit des Einsatzes darin liegen, die Gefangenen unverletzt zu befreien. Noch liegt dafür keine schlüssige Planung vor.
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„Achtung, Austritt aus dem Sandström-Raum!“, meldete Ruderoffizier Lieutenant John Taranos. Seine Finger glitten über die Sensorfelder des Touchscreens auf seiner Konsole, von der aus er die Steuerung bediente.
Captain Milton Warrington III betrat die Brücke.
Lieutenant Commander Van Doren, der bis dahin das Kommando geführt hatte, wandte sich zu seinem Kommandanten um und nahm Haltung an. „Sir?“
„Machen Sie weiter, I.O.“
„Ja, Sir.“
Warrington nahm in seinem Kommandantensessel platz und schlug die Beine übereinander.
Ortungsoffizier Lieutenant Wiley Riggs meldete sich zu Wort, nachdem er ein paar Feineinstellungen an seiner Konsole vorgenommen hatte. Sein Blick wirkte etwas angestrengt. „Zwei bekannte Signaturen werden aufgezeichnet. Es handelt sich um die LEVIATHAN und die STARCHASER.“
„Wir empfangen soeben die ID-Signale der beiden Einheiten“, mischte sich Lieutenant Susan Jamalkerim ein. Die Kommunikationsoffizierin wandte sich an Van Doren. „Wir bekommen Positionsdaten, an die wir uns begeben sollen. Jetzt trifft gerade die ID-Kennung der ALEXANDER ein.“
Warrington atmete tief durch. „Ein Carrier und ein Leichter Kreuzer – dazu noch wir und der neue Dreadnought STARCHASER. Das müsste eigentlich reichen, um den Morrhm gegenüber ein Zeichen zu setzen.“
„Ich weiß nicht, ob das wirklich ausreicht“, sagte Van Doren.
„Die STARCHASER ist mit ihren 170 schwenkbaren Gauss-Geschützen eine Streitmacht für sich“, sage Warrington. „Wer will diesen stacheligen Igel angreifen! Da muss man schon lebensmüde sein.“
Van Doren wechselte einen Blick mit Lieutenant Commander Robert Ukasi. „Mit Verlaub, Sir, aber es reicht, wenn ein einziger Morrhm-Jäger durchkommt und andocken kann. Dann bekommen Sie einen Kampf Mann gegen Mann an Bord.“
„Malen Sie den Teufel nicht an die Wand, Lieutenant Commander“, meinte Warrington.
„Captain, eine Transmission von der LEVIATHAN. Es ist Admiral Nainovel.“
„Auf den Schirm damit!“, befahl Warrington.
Das Bild des Hauptschirms veränderte sich. Zunächst erschien das Emblem des Space Army Corps und der Hinweis, dass es sich um eine codierte Nachricht handelte. Dann erschien das hagere, grauhaarige Gesicht von Admiral Ned Nainovel.
„Guten Tag, Captain Warrington. Wie Sie sehen, haben es immerhin ein paar Einheiten schon bis hier her geschafft. Ich hoffe, dass die Angaben stimmen, die Captain Sunfrost machen konnte.“
„Können wir noch mit Verstärkung rechnen, Sir?“, erkundigte sich Warrington.
„Die drei Schwesterschiffe der STERNENKRIEGER operieren in dieser Region. Sie werden noch etwas brauchen. Mit der NELSON können wir wohl nicht mehr rechnen. Sie ist war auf dem Weg nach Kessimu, wird uns aber wahrscheinlich erst erreichen, wenn alles bereits vorbei ist – so oder so.“ Nainovel hob die Schultern. „Zugegebenermaßen kann man den Verlauf einer Schlacht schlecht voraussehen, wie ich Ihnen ja wohl nicht zu sagen brauche…“
„Clausewitz schreibt, dass jede Planung bis zum ersten Gefecht reicht. Alles, was danach kommt ist Improvisation“, gab Warrington zurück.
„Da hat der alte Knabe Clausewitz sicher Recht. Im schlimmsten Fall wird die NELSON dann die zurückgebliebenen Rettungskapseln einsammeln können. Aber ich bin da optimistischer. Wir brauchen nur verhindern, geentert zu werden. Die Mutterschiffe der Morrhm sind unseren bisherigen Erkenntnissen nach nicht bewaffnet, also leicht zu zerstören.“
Warrington runzelte die Stirn. „Sir, Sie haben doch nicht vor, einfach drauflos…“
„Natürlich nicht“, antwortete Nainovel. „Wir versuchen, die Sklaven zu retten, soweit das irgendwie in unserer Macht stehen sollte. Und vielleicht bedeutet das ja dann auch für Captain Sunfrost endlich die Möglichkeit zur Rückkehr…“ Nainovel hielt kurz inne und fuhr nach einer Pause fort: „Der Einsatz von Sandström-Sonden hat leider keinen Sinn, weil die Morrhm bekanntlich eine X-raumbasierte Sprungtechnik benutzen. Wir haben daher leider nicht die Möglichkeit, vorauszuberechnen, an welchen Positionen die Morrhm materialisieren und können sie daher auch nicht einfach in unser Feuer fliegen lassen. Und da wir im Moment nur beschränkte Kapazitäten zur Verfügung haben, bleibt uns nur eine einzige strategische Variante: Wir formieren uns in unmittelbarer Nähe von Kessira-Tamo. Dort liegt das Ziel der Bande und wenn wir uns dazwischen werfen, haben wir die besten Chancen sie zu stellen und ihnen eine Lektion zu erteilen.“
„Aye, aye, Sir!“
„Noch Fragen, Warrington?“
„Kommt noch Unterstützung der K'aradan-Flotte?“
Nainovel nickte. „Die hat man mir zugesagt. Aber zunächst einmal werden wir uns auf die lokale Raumverteidigung und die Privatflotte des regierenden Hauses Kessir verlassen müssen. Wie ich deren Kampfkraft einschätzen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht.“
„Das wollte ich nur wissen.“
„Nainovel, Ende.“
Die Übertragung war vorbei.
Warrington atmete tief durch. „Jetzt brauchen wir alle das nötige Glück“, meinte er.
Du hättest an einem Ort bleiben sollen, an dem es wichtig ist, ob man Clausewitz zitieren kann, dachte Van Doren. Aber in ein Gefecht lasse ich mich eigentlich lieber von jemandem führen, dem nicht jeglicher Killer-Instinkt fehlt.
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Mit einer Austrittsgeschwindigkeit von 0,4 LG flog der Sondereinsatzkreuzer STERNENKRIEGER auf Kessira-Tamo zu. Lieutenant Taranos hatte das Bremsmanöver eingeleitet. Der Mesonenantrieb sollte das Schiff auf dem Weg zu dem Doppelplaneten bis auf eine Geschwindigkeit von unter 0,001 LG abbremsen, sodass es möglich wurde, in eine stabile Umlaufbahn einzuschwenken.
Der gewaltige, anderthalb Kilometer lange Carrier LEVIATHAN unter Admiral Nainovels Kommando hatte einen nahezu parallelen Kurs. Nur befand er sich bereits einen halben Tag im Kessimu-System. Der Carrier verfügte nicht über die neuartige Mesonen-Antriebstechnik und brauchte daher wesentlich länger zum Abbremsen. Die um ein Vielfaches größere abzubremsende Masse trug dazu natürlich auch bei.
Auf dem Weg nach Kessira-Tamo verließen bereits mehrere Jägergeschwader die Hangars des riesigen, Y-förmigen Giganten. Etwa zweihundert der dreihundert an Bord befindlichen Jäger schwärmten aus. Gauss-Geschütze mit Pilotenkabinen und Antrieb – so konnte man die Eigenschaften dieser unglaublich wendigen Maschinen zusammenfassen, welche die Humanen Welten im Etnord-Krieg mehrfach vor der sicheren Niederlage bewahrt hatten.
Die STARCHASER unter dem Kommando von Commodore Irina Bergdorff war der erste Prototyp der neuen Dreadnoughts.