Krimi Doppelband 136 - Zwei spannende Thriller in einem Band - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 136 - Zwei spannende Thriller in einem Band E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: (349XE) Alfred Bekker: Im Zeichen der Fliege Alfred Bekker: Münster-Wölfe Zwei Minuten später hörte ich plötzlich einen markerschütternden Schrei − einen Schrei, der selbst für die darin ansonsten recht geübte pickelige Tochter erstaunlich war. Sie war ins Bad gegangen und hatte dort offenbar etwas entdeckt − oder war vielleicht auch einfach nur ausgerutscht. Ich traute ihr das Letztere zu. Besonders geschickt war sie nämlich nicht. Jedenfalls beeilte ich mich, nach ihr zu sehen. Die Mutter schnaufte hinter mir her. Die Tatsache, dass kein zweiter Schrei folgte, legte ich für mich so aus, dass sie sich nichts Ernstes angetan hatte. Einen Augenblick später sah ich sie mit offenem Mund und starr vor Schreck auf die Badewanne blicken. In der bis über den Rand gefüllten Wanne lag ein Mann, den wir alle immerhin gut genug kannten, um ihn identifizieren zu können. Es war Jürgen Lammers, und bezeichnenderweise trug er auch jetzt seinen geschmacklosen Jogging-Anzug, der den runden Bierbauch stramm umspannte. Seine Augen waren so giftig, wie sie es immer schon gewesen waren, aber diesmal hatten sie wahrlich Grund dazu, so zu schauen. Lammers war nämlich mausetot.

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Alfred Bekker

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 136 - Zwei spannende Thriller in einem Band

Copyright

Im Zeichen der Fliege

Münster-Wölfe

Krimi Doppelband 136 - Zwei spannende Thriller in einem Band

von Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Alfred Bekker: Im Zeichen der Fliege

Alfred Bekker: Münster-Wölfe

Zwei Minuten später hörte ich plötzlich einen markerschütternden Schrei − einen Schrei, der selbst für die darin ansonsten recht geübte pickelige Tochter erstaunlich war.

Sie war ins Bad gegangen und hatte dort offenbar etwas entdeckt − oder war vielleicht auch einfach nur ausgerutscht. Ich traute ihr das Letztere zu. Besonders geschickt war sie nämlich nicht.

Jedenfalls beeilte ich mich, nach ihr zu sehen.

Die Mutter schnaufte hinter mir her.

Die Tatsache, dass kein zweiter Schrei folgte, legte ich für mich so aus, dass sie sich nichts Ernstes angetan hatte.

Einen Augenblick später sah ich sie mit offenem Mund und starr vor Schreck auf die Badewanne blicken.

In der bis über den Rand gefüllten Wanne lag ein Mann, den wir alle immerhin gut genug kannten, um ihn identifizieren zu können. Es war Jürgen Lammers, und bezeichnenderweise trug er auch jetzt seinen geschmacklosen Jogging-Anzug, der den runden Bierbauch stramm umspannte.

Seine Augen waren so giftig, wie sie es immer schon gewesen waren, aber diesmal hatten sie wahrlich Grund dazu, so zu schauen.

Lammers war nämlich mausetot.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

COVER TONY MASERO

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Im Zeichen der Fliege

Der Umfang dieses Ebook entspricht 140 Taschenbuchseiten.

Als bei einer Großveranstaltung im Madison Square Garden ein Catcher aus der Zuschauermenge heraus erschossen wird, glauben die Ermittler zunächst an einen Zusammenhang mit der Wett-Mafia. Aber dann müssen sie erkennen, dass sie in Wahrheit einem Wahnsinnigen auf der Spur sind, der aus ganz anderen Motiven tötet.

Sein Zeichen ist die Fliege...

Ein packender Action Thriller von Henry Rohmer.

HENRY ROHMER ist das Pseudonym des bekannten Fantasy- und Jugendbuch-Autors Alfred Bekker, der darüber hinaus Mitautor zahlreicher Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair und Kommissar X war und historische Romane schrieb.

Titelbild: Steve Mayer

Copyright

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster @ alfredbekker . de

1

Der Madison Square Garden tobte.

"Kill ihn!", kam es von den Rängen.

William THE FURY Gerratti packte den MASKIERTEN RÄCHER an den Ohren. Dann versetzte er ihm einen brutalen Kopfstoß. Der MASKIERTE RÄCHER brüllte. Gerratti hakte sich mit dem Fuß in die Kniekehle seines Gegners. Gleichzeitig vollführte er einen Doppelschlag. Eine Faust bohrte sich in den Magen des MASKIERTEN RÄCHERS, die andere erwischte ihn am Kinn.

Mit einem dumpfen Geräusch fiel der MASKIERTE RÄCHER auf den Rücken. Er wirkte benommen.

Gerratti trommelte sich mit den Fäusten wie ein Gorilla auf den gewaltigen Brustkorb. Die Menge wurde dadurch noch mehr angeheizt.

"Soll ich ihn fertigmachen?", schrie Gerratti in die Menge.

Zustimmender Jubel antwortete ihm.

Den schmächtigen Schiedsrichter, der um ihn herumwieselte, packte Gerratti am Kragen und und gab ihm einen Stoß, so dass er in die Seile taumelte.

Das Gebrüll der Menge wurde geradezu ohrenbetäubend.

Der MASKIERTE RÄCHER versuchte sich wieder aufzurichten.

Aber er kam nicht mehr dazu.

Gerratti war über ihm.

Er ließ sich mit seinem gesamten Körpergewicht auf den SCHWARZEN RÄCHER fallen und rammte ihm dabei den Ellbogen in den Bauch. Gerratti sprang auf, die Arme wie ein Sieger ausgebreitet. Er schüttelte sich. Der Schweiß tropfte von seinem Körper.

Der MASKIERTE RÄCHER krümmte sich derweil am Boden.

Er sah erbärmlich aus.

Sein schmerzerfülltes Stöhnen ging im Geheul der Menge unter.

Dem verdutzten Conferencier riss Gerratti das Mikrofon aus der Hand.

"Wer ist der Champion?", krächzte er heiser in das Mikrofon hinein, das übersteuerte. Aber die Fans wussten auch so, was er rief. Es war ein Ritual. "Ich höre nichts! Wer ist der Champion?", rief er nochmals.

"THE FURY!", kam es zurück.

"Lauter!", rief Gerratti.

"THE FURY!", kam es ihm wie ein Donnerhall entgegen.

Schiedsrichter und Conferencier liefen etwas irritiert und von wachsender Nervosität erfasst durch den Ring. Die Situation war ihnen entglitten.

Aber das war ein Teil der Show.

Die Leute wollten es so.

Regelverstöße waren das Markenzeichen von THE FURY. Dafür liebten seine Fans ihn.

Gerratti stieg auf das unterste Seil. Er ballte die Fäuste und streckte sie in die Höhe. Das drahtlose Mikrofon des Conferenciers schleuderte er in die Menge.

Der Schiedsrichter hatte den MASKIERTEN RÄCHER indessen ausgezählt.

Grenzenloser Jubel brandete auf.

Gerratti stand noch immer auf dem untersten Seil und trommelte nun erneut auf seinem Brustkasten herum.

Arzt und Trainer kümmerten sich indessen um den MASKIERTEN RÄCHER, der wieder zu sich kam. Er brüllte laut auf, fletschte die Zähne. Er riss sich die schwarze Maske vom Gesicht, die Augen und den Großteil der Nase bedeckten. Seine Augen leuchteten wie irre. Er taumelte in Richtung seines Gegners. Der Kampf war für ihn noch nicht vorbei.

Schiedsrichter und Conferencier versuchten sich ihm in den Weg zu stellen, aber sie waren ihm buchstäblich nicht gewachsen. Er fegte sie mit den Armen zur Seite.

Das Publikum schrie schrill auf.

Und William THE FURY Gerratti schien nichts zu bemerken.

"Wer ist der Champion?", brüllte er heiser, während der MASKIERTE RÄCHER zu einem gemeinen Angriff von hinten ansetzte.

In dieser Sekunde ging ein Ruck durch Gerrattis Körper.

Das verzerrte Wolfsgesicht des Champions erstarrte zu einer Fratze.

Blut sickerte durch das schweißnasse Haar an seinem Hinterkopf.

Den Schuss hatte niemand hören können.

Zwei weitere Kugeln fuhren ihm in den Rücken. Die erste riss ein blutendes Loch genau zwischen die Schulterblätter, die zweite traf Gerratti in die Nieren, als er bereits vornüber fiel.

Wie ein nasser Sack plumpste sein lebloser Körper zu Boden. Die Metallroste, durch die Frischluft hereingeblasen wurde, schepperten.

Ein Raunen ging durch die Menge. Entsetzen breitete sich aus. Hier und da war das schrille Kreischen einer Frauenstimme zu hören. Tausende von Augen waren auf William THE FURY Gerratti gerichtet.

"Steh auf, FURY! Gute Show, aber jetzt ist es genug!", rief ein dicker Mann mit Halbglatze, der in der ersten Reihe saß.

Aber dann blickte er auf und sah, dass selbst das Gesicht des MASKIERTEN RÄCHERS bleich wie die Wand geworden war.

Anstatt seinen Gegner anzubrüllen, wie es seiner Rolle entsprochen hätte, ließ der furchteinflößende Catcher den Blick über die Zuschauerränge auf der anderen Seite kreisen.

Und spätestens da begriff auch der Letzte, dass das kein Teil der Show mehr war.

Das war nichts anderes als ein Mord gewesen.

Begangen vor Tausenden von Zeugen.

Das Raunen in der Menge hörte sich an wie ein drohendes Gewitter. Der Conferencier ließ sich ein neues Mikro geben.

Mit stotternden Worten versuchte er, die drohende Panik unter den Zuschauern zu verhindern. Gleichzeitig begannen sich schwarz uniformierte Männer eines privaten Sicherheitsdienstes an verschiedenen Stellen durch die Menschenmenge zu arbeiten.

Ein Arzt war indessen zu dem am Boden liegenden Gerratti gestürzt. Mehr als dessen Tod feststellen konnte er aber auch nicht.

"Bitte bewahren Sie Ruhe, Ladies and Gentlemen...", bemühte sich der Conferencier.

Vergeblich.

Das Grauen war stärker.

Kein noch so vernünftiges Argument konnte jetzt noch diese Menschenmenge unter Kontrolle halten. Das blanke Chaos brach aus...

2

Als ich an diesem Morgen im Büro von Mister McKee saß, war ich noch ziemlich müde. In der Nacht zuvor hatte wir eine Razzia im BLUE MOON durchgeführt, einem Glitzerschuppen, von dem wir schon lange vermutet hatten, dass er ein Umschlagplatz für Designer-Drogen war. Diese Operation saß mir jetzt noch in den Knochen. Aber wenn ich mir die anderen Gesichter der FBI-Agenten ansah, die sich im Büro unseres Chefs versammelt hatten, war ich nicht der einzige.

Ich nippte an meinem Kaffee.

Mein Freund und Kollege Milo Tucker schien meinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben. Er saß neben mir.

"Mandy hat Urlaub", raunte er mir zu.

"Das erklärt alles", erwiderte ich.

Mandy war die Sekretärin unseres Chefs. Und ihr Kaffee war im gesamten Hauptquartier des FBI-Districts New York eine Legende. Das Gebräu, das ich jetzt vor mir hatte, konnte damit auf keinen Fall konkurrieren.

Außer Milo und mir waren noch Agent Medina und Agent Clive Caravaggio anwesend.

"Sie werden von dem jüngsten Vorfall im Madison Square Garden gehört haben", begann Mister McKee. Natürlich hatten wir das. Das war gar nicht zu vermeiden. Schließlich waren sämtliche Zeitungen und die Nachrichten in Fernsehen und Radio voll davon. "Vorgestern ist bei einem von der World Wrestling Association ausgetragenen Kampf im Freistil-Catchen der Star des Abends umgebracht worden, ein gewisser William Gerratti. Er mag dem einen oder anderen, der an dieser Sportart interessierter ist als ich, vielleicht unter dem Namen THE FURY ein Begriff sein."

"Ich habe nur die Plakate vor dem Madison Square Garden gesehen", sagte Orry Medina, ein Special Agent indianischer Abstammung, der als bestangezogendster G-man des Districts galt.

Mister McKee schaltete einen Projektor ein und zeigte uns erst einige Aufnahmen von Gerratti, dann vom Tatort.

"Es gibt sogar eine Videoaufnahme des Geschehens", erklärte Mister McKee dann. "Ein Kabelsender, der sich auf Catchen spezialisiert hat, hat den Kampf nämlich live übertragen. Die Aufnahme stelle ich Ihnen für die Ermittlungen zur Verfügung.

Aber zunächst möchte ich Ihnen die Ermittlungsergebnisse kurz darlegen, die unsere Kollegen von der Homicide Squad des zuständigen Reviers der City Police bereits gewonnen haben.

Vielleicht haben Sie die entscheidenden Ausschnitte der Videoaufzeichnung ohnehin schon im Frühstücksfernsehen bewundern können." Mister McKee schüttelte angewidert den Kopf.

"Das, was da im Madison Square Garden passiert ist, ist schlimm genug. Aber die Art und Weise, wie manche Medien das ausbeuten, gefällt mir ebenfalls nicht."

Anhand mehrerer weiterer Aufnahmen erläuterte Mister McKee uns den Tathergang, so wie er bisher rekonstruiert worden war. Der Täter hatte aus dem Publikum heraus geschossen. Die Ballistiker hatten inzwischen sogar feststellen können, von welchem Platz aus. In der allgemeinen Panik hatte der Täter dann unerkannt flüchten können. Die Leute waren aus dem Garden gestürzt und hatten die Sicherheitsleute und Ordner einfach über den Haufen gerannt. Einige Dutzend Verletzte waren mit Prellungen und Knochenbrüchen in Krankenhäuser eingeliefert worden.

Insgesamt ein halbes Dutzend Personen glaubten, den Täter beobachtet zu haben.

Die City Police hatte ihre Aussagen aufgenommen, aber sie waren dermaßen unterschiedlich, dass ihr Wert gleich Null war.

Vermutlich hatte keiner dieser Menschen wirklich etwas gesehen.

Bei den verwendeten Projektilen handelte es sich um Kugeln vom Kaliber 38.

"Wieso ist das unser Fall?", erkundigte ich mich.

Mister McKee hob die Augenbrauen. "Dazu komme ich sofort, Jesse." Er hielt eine Fernbedienung in der Hand, mit der er den Projektor bediente. Das Gesicht eines Mannes in den mittleren Jahren erschien jetzt an der Wand. "William Gerratti hatte Verbindungen zur Unterwelt. Insbesondere zu Sly Jordan!"

"Dem Wettkönig aus der Lower East Side?", meinte Milo.

Mister McKee nickte.

"Genau! Jordan ist eine große Nummer im illegalen Glücksspiel und Wettgeschäft. Er betreibt mehrere Bars und ein paar Wettbüros. Außerdem vermuten wir, dass er in großem Maßstab Wettbetrug betreibt. Abgesprochene Pferdewetten und manipulierte Kämpfe beim Boxen und Catchen. Allerdings ist bislang nichts Gerichtsverwertbares dabei herausgekommen. Sly Jordan macht sich selbst die Hände nicht schmutzig. Dafür hat er seine Leute. Im letzten Jahr wollte ein Aussteiger aus Sly Jordans Organisation als Kronzeuge aussagen. Er wurde auf dem Weg zum Staatsanwalt von einem Scharfschützen erschossen. Dass Sly Jordan dafür den Auftrag gab, konnte nie bewiesen werden."

"Und weshalb sollte er etwas mit dem Tod von William, THE FURY Gerratti zu tun haben?", fragte Milo.

"Gerratti stand praktisch auf der Gehaltsliste von Jordan. Jedenfalls sagen uns das unsere Informanten. Aber es gibt auch andere Anhaltspunkte, die das mehr als nahelegen. Gerrattis Manager hat früher für Jordan gearbeitet. Mit Jordans Geld ist Gerratti aufgebaut worden."

"Und je nach dem, wie die Wettquoten standen, ist Gerratti dann entweder umgefallen oder als Sieger vom Platz gegangen!", schloß Caravaggio. Der flachsblonde Italo-Amerikaner schlug die Beine übereinander.

Mister McKee zuckte die Achseln. "Es spricht sehr viel für diese Vermutung. Jedenfalls soll Gerratti sich mit seinem Mentor verkracht haben. Gerade jetzt, wo er groß im Kommen war und für Jordan richtig Geld gebracht hätte!"

"Und deshalb musste er sterben?", fragte ich.

"Es wäre nicht das erste Mal, Jesse, dass Sly Jordans Leute aus seinem Imperium, die nicht parieren, wenig später auf mysteriöse Weise eine Kugel in den Schädel bekommen! Jordan ist, was das angeht nicht unbedingt ein kalt kalkulierender Unterwelt-Boss. Er kann mitunter sehr emotional reagieren. Sein nachtragender Hass ist berüchtigt. Eine Beleidigung genügt und ihm brennen sämtliche Sicherungen durch..."

"Klingt nicht gerade nach jemandem, den ich näher kennenlernen möchte", raunte mir Milo zu.

"Gehört wohl leider zum Job", erwiderte ich.

Mister Jonathan D. McKee wandte sich an Orry. "Sie und Clive ermitteln bitte am Tatort. Nehmen Sie sich jedes Detail noch einmal unter die Lupe und arbeiten Sie dabei mit Captain Krings, dem Leiter der zuständigen Mordkommission zusammen. Insbesondere möchte ich, dass Sie sich mit den Organisatoren des Catch-Events in Verbindung setzen und ermitteln, ob es vielleicht im Vorfeld des Attentats irgendwelche Auffälligkeiten gab."

Orry Medina nickte.

"In Ordnung, Sir."

Mister McKee vollführte eine halbe Drehung in meine Richtung.

"Sie und Milo ermitteln in Gerrattis Umfeld... Es wäre nicht schlecht, wenn wir Sly Jordan endlich mal festnageln könnten!"

"Leichter gesagt als getan", erwiderte ich. Mordaufträge gehörten leider zu den am schwersten nachweisbaren Delikten.

Es war viel leichter denjenigen dingfest zu machen, der sich dafür hergab, eine Waffe abzudrücken. Denn so geschickt er sich dabei auch immer anstellen mochte, er hinterließ ganz sicher mehr Spuren als sein Auftraggeber.

3

William Gerratti hatte zuletzt in einer Villa auf den Brooklyn Heights gewohnt. Erst vor einem halben Jahr war er dort eingezogen. Das äußere Zeichen dafür, dass er es geschafft hatte. Jetzt empfing uns dort seine junge Frau Glenda. Sie war dunkelhaarig und zierlich. Neben ihrem Mann musste sie geradezu winzig gewirkt haben.

Glenda Gerratti trug ein schwarzes Kleid, als sie uns empfing.

Verwundert nahm sie unsere FBI-Ausweise zur Kenntnis.

"Ich habe doch schon alles, was ich wusste, der Polizei gesagt", erklärte sie. "Und jetzt noch einmal Ihnen..."

"Tut uns leid, Ma'am, aber...", begann ich.

"Sie können ja nichts dafür, Mister..."

"Trevellian. Und dies ist mein Kollege Milo Tucker."

Sie führte uns in ein luxuriös ausgestattetes Wohnzimmer.

In einer Glasvitrine waren die Pokale und Medaillen aufgereiht, die Gerratti gewonnen hatte. Es sah aus wie ein Schrein.

"Vorgestern Abend wurde dieses schreckliche Attentat verübt", sagte sie mit vor der Brust verschränkten Armen. "Und seitdem habe ich Stunden damit zugebracht, Polizisten Rede und Antwort zu stehen." Sie schluckte. Der Schmerz war ihr deutlich anzusehen. "Sie haben ja keine Ahnung von dem, was jetzt alles auf mich einstürzt."

"Wir werden Sie bestimmt nicht länger belästigen, als unbedingt nötig, Mrs. Gerratti", sagte ich.

Und Milo fragte: "Seit wann waren Sie verheiratet?"

"Seit einem Jahr."

"Was haben Sie gemacht, bevor Sie Mister Gerrattis Frau wurden?"

"Ich habe in einer Bar namens LA ISLA BONITA gearbeitet. In der 42. Straße. Dort habe ich William kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick, wie man so schön sagt." Sie atmete tief durch und rieb nervös die Handinnenflächen gegeneinander. LA ISLA BONITA gehörte zu den Läden, die unter Kontrolle von Sly Jordan standen.

"Möchten Sie etwas trinken?", fragte Glenda.

Wir schüttelten beide den Kopf.

"Dann nehmen Sie doch wenigstens Platz."

Wir ließen uns in den gewaltigen Ledersesseln nieder.

Ich beugte mich etwas vor und fragte: "Ihr Mann hatte ziemlich engen Kontakt zu Sly Jordan."

"Aus Williams Geschäften habe ich mich immer herausgehalten. Er hätte es auch gar nicht geduldet, wenn ich mich da eingemischt hätte..."

Sie sah mich nicht an, als sie das sagte.

"Ihr Mann soll sich mit Sly Jordan überworfen haben", sagte ich.

"Wer sagt das?"

"Es wird so herumerzählt."

"Ich kann nichts Negatives über Mister Jordan sagen", erklärte sie schließlich. "Ich kannte ihn noch aus der Zeit, als ich im LA ISLA BONITA gearbeitet habe. Er war immer sehr nett."

"Haben Sie mal erlebt, wie Ihr Mann sich mit Jordan gestritten hat?"

"Ja, letzte Woche am Telefon. Ich weiß allerdings nicht mit Sicherheit, dass Jordan am anderen Ende der Leitung war."

"Worum ging es?", fragte ich.

"Keine Ahnung. Ich habe William hinterher danach gefragt, ob es Ärger gäbe."

"Und? Was hat er geantwortet?"

"Er hat gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Es sei nichts Ernstes. Allerdings habe ich ihm das nicht geglaubt."

"Warum nicht?"

"Weil er wie ein Verrückter hinter seinem Manager hertelefoniert hat."

"Hat er ihn erreicht?"

"Muss wohl. Am Tag darauf hat er sich mit Jim Jenkins, seinem Manager, getroffen. Es war hier in diesem Zimmer. Die beiden hatten etwas ziemlich Wichtiges zu besprechen, und mein Mann war sehr erregt."

Ich fragte: "Haben Sie davon etwas davon mitbekommen, worum es ging?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Leider nein."

"Jim Jenkins war früher für Sly Jordan tätig, oder?"

"Das weiß ich nicht. Schon möglich. Wie gesagt, Mister Trevellian: Mein Mann war der Ansicht, dass Frauen sich nicht ins Geschäft einzumischen hätten." Sie atmete tief durch und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ich frage mich allerdings, was das alles mit dem Tod meines Mannes zu tun haben soll..." Sie musterte mich. Ihre Augenbrauen bildeten dabei eine Schlangenlinie. "Sehen Sie lieber zu, dass Sie diesen Verrückten kriegen, der William einfach so abgeknallt hat! Wie einen Hund!" Sie schluchzte auf.

"Das versuchen wir, Ma'am", sagte ich vorsichtig. "Und ich verspreche Ihnen, dass wir alles tun werden, um den Mörder Ihres Mannes zu finden."

"Und was soll dann diese ganze Fragerei nach Sly Jordan? Glauben Sie denn, dass er etwas damit zu tun hat?"

"Wir können nicht ausschließen, dass es sich um einen Auftragsmord handelt, Mrs. Gerratti", sagte ich.

Sie erriet meine Gedanken.

"Und Sie glauben, dass Sly Jordan der Auftraggeber des Killers war?"

Ich sah sie an.

"Bis jetzt ist noch alles offen", sagte ich. "Aber wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen..."

"Da haben Sie natürlich recht."

"Können wir uns etwas im Haus umsehen? Uns interessieren vor allem Mister Gerrattis persönliche Dinge..."

Sie blickte auf. Ihr Gesicht wurde jetzt von einer leichten Röte überzogen. "Sie wollen sicher wissen, wer sein Vermögen erbt und ob es eine Lebensversicherung gibt", erklärte sie dann mit galligem Unterton. Sie erhob sich.

Dabei sah sie mir direkt in die Augen.

Milo und ich standen ebenfalls auf.

"Es wäre schon wichtig für uns, seine finanziellen Verhältnisse zu kennen..."

"Ich nehme an, dass ich mich gegen Ihre Wünsche wohl kaum wehren kann..."

"Sie haben Ihren Mann geliebt", sagte ich. Nicht als Frage, sondern als Feststellung.

Sie schluckte. "Ja", flüsterte sie sichtlich bewegt.

"Das Einzige, was Sie jetzt noch für ihn tun können ist, uns zu unterstützen, Ma'am. Damit wir den Mörder finden, der William Gerratti auf dem Gewissen hat. Auch wenn es für Sie vielleicht schmerzlich ist."

Sie nickte. "Gut", sagte sie. "Sie haben freie Hand. Tun Sie, was immer Sie für notwendig halten. Und damit Sie es sich nicht mühsam aus Wills Unterlagen heraussuchen müssen, sage ich gleich auch noch folgendes: Ja, es gibt eine Lebensversicherung zu meinen Gunsten. William meinte, dass das notwendig sei. Catchen ist ein brutaler Sport - obwohl es nicht halb soviel Verletzungen wie beim American Football gibt. Aber ein Risiko ist natürlich immer dabei. William war sicher vermögender als ein Special Agent des FBI. Aber er war nicht so reich, wie viele vermuten. Er befand sich am Anfang einer großen Karriere. Trotz des Erbes und der Lebensversicherung werde ich dieses Haus zum Beispiel nicht halten können."

"Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit", sagte ich. "Hatten Sie einen Ehevertrag?"

"Ja. Im Fall einer Scheidung wäre ich leer ausgegangen. Sie können mich also ruhig auf die Liste der Verdächtigen setzen. Aber ich habe Will geliebt. Unsere Ehe war glücklich."

"So war es nicht gemeint", sagte ich.

"Doch, Mister Trevellian, das war es. Auch wenn Sie etwas mehr Charme haben, als Ihre Kollegen von der Mordkommission."

4

Wir durchsuchten Gerrattis Sachen sehr gründlich. Jeden Beleg, den wir in seinem Schreibtisch fanden, seinen Terminkalender und das Adressregister. Glenda Gerratti beobachtete uns dabei. Schließlich hörten wir den Anrufbeantworter ab.

"Ich bin seit Wills Tod noch nicht dazu gekommen", sagte sie. "Außerdem wollte ich niemanden sprechen. Den ganzen Tag über klingelte es. Eine Presseagentur nach der anderen. Ich hatte einfach nicht den Nerv, um mit irgendjemandem von den Medien zu reden..."

"Das verstehe ich gut", erklärte ich.

Wir gingen die Anrufe einzeln durch. Das meiste war tatsächlich aus dem Presse- und Medienbereich. Jeder dieser News-Geier wollte der Erste sein, der mit der Witwe sprach.

Glenda Gerratti hätte eine Menge Geld verdienen können, wenn sie abgehoben und irgendeines dieser Angebote angenommen hätte.

"Glenda, hier ist Sly Jordan", meldete sich dann irgendwann eine Stimme. "Glenda, ich weiß, dass du zu Hause bist, also nimm ab. Es ist wichtig. Wir müssen miteinander reden, bevor..." Er brach ab. "Du weißt schon. Ich versuche es später nochmal."

Tatsächlich hatte es Sly Jordan insgesamt dreimal versucht.

"Was kann er von Ihnen gewollt haben, Mrs. Gerratti?", erkundigte sich Milo.

"Ich weiß es nicht."

"Es klang sehr dringend."

"Ja, ich habe wirklich keine Ahnung, worum es ihm gegangen sein könnte. Vielleicht ruft er ja nochmal an, dann kann ich Ihnen Näheres sagen. Oder Sie fragen ihn selbst."

"Das werden wir bestimmt noch tun", kündigte ich an.

Wir untersuchten auch William Gerrattis Garderobe. Seit er reich geworden war, schien er ein Faible für Maßanzüge entwickelt zu haben. Allerdings waren das bei seiner muskulösen Bodybuilder-Figur vermutlich auch die einzigen, die er tragen konnte. Er hatte mehrere Dutzend davon. Manche waren vom Schnitt und von der Farbgebung her ziemlich extravagant und schrill. Aber die Stoffe waren immer erste Wahl, die Verarbeitung excellent. In einer der Jacketts fand Milo einen Brief in der Innentasche.

Adressiert war er mit einer Schreibmaschine, deren Typen schon seit Jahrzehnten nicht gereinigt zu sein schienen. Die beiden kleinen r in 'William Gerratti' waren nur noch kleine, schwarze Schmierpunkte.

Ein Absender war nicht vorhanden.

Der Umschlag war an der Oberseite aufgerissen.

Milo holte eine weiße Pappkarte heraus, die in der Mitte gefaltet war.

Außen trug sie keinerlei Beschriftung. Einfach ein Stück dünner Karton mit Glanzbeschichtung.

Milo öffnete die Karte.

Innen gab es auch keinerlei Beschriftung. Dafür etwas anderes höchst Merkwürdiges. Eine dicke Fliege war mitten auf dem weißen Karton aufgeklebt.

"Hast du so etwas schonmal gesehen?", fragte Milo angewidert.

Ich schüttelte den Kopf.

"Sollen wir Wetten darüber abschließen, ob die Fliege echt ist?"

"Sie ist echt", meinte Milo. "Ich hoffe nur, dass sie nicht noch gelebt hat, als dieser Spinner sie auf die Post gab."

Ich sah mir den Umschlag an. Laut Stempel war er in Yonkers abgeschickt worden. Ich fragte Glenda, warum ihr Mann diese Karte bei sich gehabt hatte. "Sie muss eine besondere Bedeutung für ihn gehabt haben", war ich überzeugt. Aber Glenda war da anderer Auffassung.

"Er hatte die Angewohnheit, solche Sachen einfach einzustecken und dann zu vergessen. Was glauben Sie, was ich alles aus seinen Taschen schon herausgeholt habe, bevor ich sie in die Reinigung geben konnte."

"Wissen Sie, was es mit diesem Brief auf sich hat?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Nein, keine Ahnung. Aber wissen Sie, Fans sind manchmal seltsam. Besonders Wrestling-Fans. William hat des öfteren Geschenke bekommen, über die normale Menschen nur den Kopf schütteln können..."

5

Ein scharfer Schweißgeruch kam uns entgegen, als wir die Räume von McCalls Wrestling School in der Lower East Side betraten. Jack McCall war Gerrattis Trainer gewesen. Und hier, in McCalls Catcher-Schule war THE FURY groß gewordem.

McCall war nicht nur ein wichtiger Zeuge, von dem wir uns weitere Informationen zu Gerrattis Lebensumständen erhofften.

Er war auch bei dem Attentat dabeigewesen. Auf dem Videoband der Live-Übertragung war er deutlich zu sehen. Er hatte seinen Schützling während des Kampfes betreut.

Dumpfe Schlaggeräusche waren zu hören. Riesige Kerle in durchschwitzten T-Shirts droschen bis zur Besinnungslosigkeit auf Sandsäcke ein. In einem der Sparrings lief gerade ein Trainingskampf zwischen einem gewaltigen Schwarzen und einem Weißen mit Gorilla-Gesicht und einer blonden Lockenmähne, die wie eine Parodie auf einen Rauschgoldengel wirkte.

Ein kleiner, hagerer Mann, der in seiner hektischen Art etwas von einem Wiesel hatte, trat uns entgegen. Er sah uns aus tiefen Augenhöhlen an.

"Heh, was wollen Sie hier! Hier hat nicht einfach jeder Zutritt und kann glotzen!"

Ich holte den Ausweis heraus.

Als der Hagere das FBI-Emblem sah, verlor sein Gesicht den letzten Rest von Farbe. Er schluckte.

"Ich bin Special Agent Jesse Trevellian und dies ist mein Kollege Agent Tucker", stellte ich uns vor. "Ist Mister McCall zu sprechen?"

"Mister McCall ist nicht da". sagte der Hagere. "Tut mir leid für Sie."

"Haben Sie Ahnung, wo er sein könnte?", fragte ich.

"Zu Hause, nehme ich an."

"Da meldet sich niemand. Wir haben mehrfach versucht, ihn anzurufen."

Inzwischen war es sehr still im Raum geworden. Niemand kümmerte sich noch um einen Sandsack und auch im Sparring wurde eine Pause eingelegt. Mit vor der Brust verschränkten Armen standen die Catcher da und beobachteten uns.

"Gibt' es Probleme, Speedy?", fragte der Blonde. Er stieg aus dem Ring heraus. Sein schwarzer Trainingskontrahent folgte diesem Beispiel.

Die beiden bauten sich rechts und links von dem Hageren auf und wirkten jetzt fast wie eine Begleiteskorte.

"Was wollen Sie?", knurrte der Blonde in meine Richtung.

"Wir ermitteln im Mordfall William Gerratti", sagte ich ruhig.

"Die Mordkommission war schon hier und hat uns alle befragt. Warum interessiert sich das FBI für den Fall?"

"Irgendetwas dagegen einzuwenden, wenn sich ein paar Leute mehr darum kümmern, einen Attentäter zu fassen?", fragte ich.

Der Blonde funkelte mich mit seinen blassblauen Augen an.

Und dann machte er noch einen Schritt nach vorne und baute sich vor mir auf. Er war einen halben Kopf größer als ich. Es war unverkennbar, dass er mich durch seine physische Erscheinung einschüchtern wollte. Er entblößte zwei Reihen völlig gleichmäßig wirkender Zähne, bei denen ich mich fragte, wie sie bei einem wie ihm noch echt sein konnten. Den Zeigefinger drückte er mir wie den Lauf einer Waffe auf das Jackett-Revers. "Hör zu, G-man! Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm verkauft!"

"Ich auch nicht", erwiderte ich kühl.

"Wenn das FBI sich mit so einem Fall befasst, dann muss es dafür besondere Gründe geben..."

"Schon mal was von organisiertem Wettbetrug und frisierten Kämpfen gehört?", fragte ich.

Die Muskeln des blonden Riesen spannten sich.

Er atmete tief durch. Es schien ihn einige Mühe zu kosten, sich zu beherrschen.

Speedy, der Hagere, versuchte ihn zu besänftigen.

"Ganz ruhig, Ricky! Hör dir erstmal an, was der G-man zu sagen hat, ja?"

Der Blonde drehte sich herum und wischte sich mit der Hand durch das verschwitzte Lockenhaar. Dann gab er einem der Sandsäcke einen Tritt und ließ ihn wie einen Pendel durch die Gegend schwingen.

"Die Sache geht Ricky ziemlich nahe", meinte Speedy. "Er ist an demselben Abend in einem der Vorkämpfe aufgetreten. Der Schuss hätte auch ihn treffen können..."

"Wir glauben eher, dass Gerratti ganz gezielt als Opfer vorgesehen war", sagte Milo.

"Trotzdem", meinte Speedy. "Stehen Sie mal vor zehntausend oder zwanzigtausend Leuten im Ring..."

Ricky drehte sich jetzt wieder um. Er kam erneut auf mich zu, schob seine Haare zurück, so dass die Ohren sichtbar wurden. "Sehen Sie sich diese Ohren an, Mann! Ich weiß, dass das Catchen einen schlechten Ruf hat und das alle Welt glaubt, dass das, was im Ring passiert, nichts als eine Art Stunt-Show ist! Sehen Sie sich die verkrüppelten Ohren an, Mann! Ist das Show? Meine Nase ist fünfmal gebrochen gewesen! Sehen Sie in mein Gesicht und dann wiederholen Sie nochmal den Quatsch, den Sie gerade abgelassen haben!"

"Halt die Klappe, Ricky!", fuhr Speedy dazwischen.

Ich fragte ruhig: "Kannte jemand von Ihnen William Gerratti wirklich gut?"

Ein Gemurmel entstand.

Der Schwarze sagte schließlich: "Wir kannten ihn alle ziemlich gut. Wir waren wie eine Familie."

"Gerratti hatte offenbar eine ziemlich intensive Verbindung zu einem Mann namens Sly Jordan", fuhr ich fort.

Eisiges Schweigen schlug uns entgegen. Ich studierte ein Gesicht nach dem anderen. Manche wandten den Blick. Sie wichen mir aus. Von Jordan wollte hier niemand etwas wissen.

"Wir waren nicht Wills Kindermädchen!", sagte schließlich Speedy.

"Gerratti soll sich mit Jordan vor kurzem zerstritten haben. Weiß jemand etwas darüber?"

"Keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Sir!", presste der Schwarze zwischen den Lippen hindurch.

Hier würde uns fürs erste niemand weiterhelfen.

"Kommen Sie, ich bringe Sie raus", sagte Speedy.

Die Catcher sahen uns nach. Manche von ihnen wandten sich wieder ihren Sportgeräten zu. Speedy brachte uns vor die Tür.

Er wollte offenbar noch einen Augenblick mit uns allein sprechen.

"Sie müssen das den Jungs nicht übelnehmen", meinte Speedy, als wir draußen waren. "Aber wenn jemand ihren Sport in ein zweifelhaftes Licht rückt, reagieren sie etwas allergisch."

"Dann kennt hier also niemand Sly Jordan", sagte ich ironisch.

"Jeder kennt ihn. Er hat diese Wrestling-Schule mitfinanziert."

"Ich kann mir vorstellen, dass McCall nicht gerade begeistert darüber war, als Gerratti sich mit Sly Jordan verkrachte."

"Natürlich nicht!"

Ich fragte: "Haben Sie mitgekriegt, worum es bei dem Streit ging?"

"Nein. Fragen Sie McCall mal. Der war Gerrattis engster Vertrauter in diesen Dingen. Und natürlich sein Manager, Jim Jenkins."

"Wenn ich wüsste wo McCall jetzt steckt..."

"Er hat seit drei Tagen eine neue Wohnung. In seiner alten können Sie soviel klingeln, wie Sie wollen, da ist niemand mehr. Warten Sie, ich schreibe Ihnen die Adresse auf..." Er holte einen schmierigen Notizblock aus der Jackentasche und kritzelte mit einem Kugelschreiber darauf herum. Dann riss er den Zettel ab und gab ihn mir.

"Hatte dieser Wohnungswechsel irgendeinen bestimmten Grund?", fragte ich.

"Hören Sie, ich bin hier nur Hausmeister und Mädchen für alles. Genauer gesagt kümmere ich mich um alles, worum sich sonst niemand kümmert. Aber ich bin keiner, der seinen Boss ausfragt!"

6

Jack McCall wirbelte herum, als er den ohrenbetäubenden Krach hörte. Jemand hatte brutal die Tür seiner Wohnung in Yorkville aufgetreten.

Ein maskierter Mann stürmte herein. Er trug eine Micky-Maus-Maske aus Gummi, die sein gesamtes Gesicht verdeckte. Mit beiden Händen umklammerte der Eindringling den Griff einer Beretta, deren Lauf direkt auf McCalls Kopf zielte.

Ein zweiter und ein dritter Mann kamen herein. Jedenfalls nahm McCall auf Grund ihrer Körperformen an, dass es sich um Männer handelte.

Von den Gesichtern konnte er auch bei ihnen nichts sehen.

Einer trug eine Goofy-Maske, der dritte eine Maske mit dem Gorilla-Gesicht von King Kong.

McCall erhob sich aus seinem Sessel. Er stellte die Budweiser-Dose auf den niedrigen Tisch. McCall war selbst nicht gerade klein. Früher war er aktiver Wrestler gewesen.

Seine verkrüppelten Ohren, der unübersehbare Knick in seiner Nase und die Tatsache, dass in seinem Mund die Farbe Gold vorherrschend war, belegten das eindrucksvoll. McCalls aktive Zeit war natürlich längst vorbei. Aber für einen Fünzigjährigen war er immer noch gut im Training. So leicht konnte es keiner mit ihm aufnehmen.

Gegen drei Gegner hatte er bei Schauveranstaltungen schon gekämpft.

Aber gegen drei Bewaffnete, das war etwas anderes.

Und sie trugen alle drei Berettas.

Der Mann mit der King Kong-Maske war damit beschäftigt, die Tür notdürftig wieder zu schließen.

Musste ja nicht jeder, der durch den Flur ging, hineinschauen.

"Hier hast du dich also verkrochen, du Ratte!", zischte Micky Maus dumpf unter der Maske hervor. "Hast wohl gedacht, wir finden dich nicht, was?"

"Hört mal, ihr..."

"War 'ne Kleinigkeit für uns!"

"Wer seid ihr?", fragte McCall.

"Spielt doch keine Rolle, oder?"

"Schickt Sly Jordan euch?"

"Der, der uns schickt, macht sich Sorgen um dich", sagte jetzt King Kong, der seine Arbeit an der Tür beendet hatte.

McCall versuchte, seine Chance abzuschätzen. Er wusste, dass sie denkbar schlecht standen.

Die drei verteilten sich im Raum. Von jeder Seite der Lauf einer Beretta. Eine falsche Bewegung und ich bin ein Sieb, dachte McCall.

"Was wollt ihr?"

"Dir ein bisschen den Ernst der Lage klarmachen, McCall!", grunzte King Kong unter seiner Maske hervor.

Der Goofy-Mann lachte dazu dumpf.

Micky Maus machte einen Schritt nach vorn. "Schön stehenbleiben!", zischt er an McCall gewandt. Er drückte ihm den Lauf der Beretta an die Schläfe. Der Ex-Catcher geriet ins Schwitzen. "Rühr dich auch nur ein einziges Mal und du hast keinen Kopf mehr", zischte es unter der Micky Maus-Maske hervor.

McCall schluckte.

"Hört mal, man kann über alles reden..."

King Kong trat auf McCall zu.

Er warf Goofy seine Beretta zu. Der fing sie auf. Dann schnellten King Kongs Fäuste vor. Eine bohrte sich in McCalls Magengrube. Er krümmte sich, wurde aber sogleich wieder hoch gerissen, als der nächste Schlag sein Kinn traf. McCall flog nach hinten und drückte mit seinem Körpergewicht den niedrigen Wohnzimmertisch platt. Ehe er sich auch nur einmal rühren konnte, bekam er von dem Mann mit der Goofy-Maske einen Tritt in die Nieren.

McCall stöhnte auf.

King Kong ließ sich die Beretta zurückgeben und lachte, bevor er von der anderen Seite zutrat.

McCall zuckte.

"Wir machen dich so fertig, dass du nie wieder auf dumme Gedanken kommst, McCall!", kündigte Micky Maus kalt an.

7

Die Adresse, die Speedy uns gegeben hatte, gehörte zu einem schon etwas in die Jahre gekommenen Mietshaus in Yorkville, 79. Straße. Vorwiegend wurden hier kleine Appartements für Singles vermietet, denen die City zu teuer war, die aber wegen ihrer Jobs darauf angewiesen waren, in Manhattan zu wohnen.

Schon als wir den Eingang betraten, hatte ich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte.

Im Empfangsbereich stand eine Art Glaskasten, in dem normalerweise rund um die Uhr jemand darauf achtete, dass die Videoüberwachungsanlage funktionierte, sich nichts Ungewöhnliches ereignete und niemand ins Haus gelangte, der hier nicht hingehörte.

Aber in dem Glashaus schien niemand zu sein.

Auf den ersten Blick zumindest.

Papiere, Bewohnerliste und die Zeitung, die der Sicherheitsposten benutzt hatte, lagen überall verstreut.

Wir traten näher.

Ich sah ein paar Füße.

Reflexartig ging meine Hand zum Gürtel. Bei Milo war es dasselbe. Einen Sekundenbruchteil später hatten wir beide unsere Dienstpistolen vom Typ Sig Sauer P226 in den Fäusten.

Milo umrundete den Glaskasten mit schnellen, entschlossenen Schritten. Ich blickte mich derweil in Richtung des Treppenhauses und der Aufzüge um.

Milo hatte inzwischen das Büro des Sicherheitspostens betreten. Er beugte sich nieder.

"Bewusstlos!", rief er mir zu. "Bekam einen Schlag von hinten mit einem harten Gegenstand! Er blutet etwas..."

Ich machte eine Schritt nach vorn, so dass ich besser sehen konnte. Der Security-Mann hatte offenbar seine Waffe zu ziehen versucht. Jedenfalls lag sie auf dem Fußboden. Sein Büro war ein einziges Chaos. Die Telefonleitungen hatte jemand durchtrennt.

Ich zog mein Handy hervor und meldete den Vorfall an die Zentrale, um Verstärkung zu rufen. Die Zentrale würde auch die Kollegen der City Police informieren. Einen Notarztwagen bestellte ich ebenfalls zu dieser Adresse. Wir konnten nicht abschätzen, wie schwer es den Security-Mann erwischt hatte.

Milo stand vor den Bildschirmen der Video-Überwachungsanlage, die von einem Besucher, der außerhalb des Glaskastens stand, nicht eingesehen werden konnte.

"Die Videoanlage funktioniert", meinte Milo.

Wer immer hier auch eingedrungen war, er kannte sich aus.

Bei manchen Mietshäusern ist diese Überwachungsanlage nämlich mit einem automatischen Alarmsystem verbunden. Der Alarm wird ausgelöst, sobald die Anlage nicht mehr läuft.

Aber genau das hatten der oder die Täter offenbar unter allen Umständen vermeiden wollen.

Und auch der Zeitpunkt, den sie sich ausgesucht hatten, war denkbar günstig. Neunundneunzig Prozent der Bewohner waren zu dieser Tageszeit in der City und gingen ihren Geschäften nach.

"Da kommen drei Typen", sagte Milo. "Sie steigen gerade in den Lift ein."

"Du meinst, das sind sie?"

"Sie tragen Masken!"

"Na, dann werden wir sie mal gebührend empfangen!"

8

Wir verschanzten uns in der Nähe der Aufzüge. An der Leuchtanzeige über der mittleren der drei Lifte konnten wir sehen, wo sich die Kabine jetzt befand. Sie kam unaufhaltsam näher. Die Metalltür öffnete sich.

Wir sahen die drei Männer mit den Masken von Goofy, Micky Maus und King Kong.

Und wir sahen auch die Berettas in ihren Händen.

Milo und ich hatten uns jeder auf einer Seite postiert.

Milo hatte Deckung hinter einer scharfen Biegung, die der Flur machte.

Ich befand mich in einer Türnische. Die Tür selbst war abgeschlossen. Der Aufschrift nach war das ein Abstellraum.

"FBI! Waffen fallenlassen!", rief ich.

Die Antwort kam sofort in Form eines Bleihagels. Sie schossen wie verrückt in unsere Richtung. Die Lifttür schloss sich wieder. Aber bevor das geschehen war, warf einer der Kerle noch etwas zu uns hinaus.

Etwas, das ungefähr die Größe eine Straußeneis hatte flog uns entgegen. Eine Reizgasgranate. Die graugelbe Substanz, die ihr mit Hochdruck entströmte, hatte einen stechenden Geruch und ließ die Augen tränen.

Ich zögerte keine Sekunde und stürzte zur Treppe. Die anderen Aufzüge herbeizuholen wäre zu zeitaufwendig gewesen.

Außerdem hätte ich dann mitten durch die Reizgaswolke hindurchlaufen müssen.

Und das war alles andere, als empfehlenswert. Schließlich hatte es keinen Sinn, wenn ich mich halbblind auf die Fersen der drei Masken-Gangster begab.

Sie wollten in den Keller.

Soviel war an der Leuchtanzeige des Lifts ablesbar gewesen. Ich hetzte die Stufen hinunter, nahm immer mehrere mit einem Schritt und versuchte, ein aussichtsloses Wettrennen aufzunehmen.

Ich konnte nicht gewinnen.

Das einzige, was im Bereich des möglichen lag, war, die Gangster nicht ganz zu verlieren.

Milo war mir dicht auf den Fersen.

Wir kamen kurz nacheinander unten an.

Mein Blick glitt zur Tür des mittleren Fahrstuhls. Sie schloss sich bereits wieder.

Ich sah den langen, kahlen Kellergang entlang. Er war kaum beleuchtet. Aus dem Halbdunkel heraus blitzte das Mündungsfeuer einer Pistole auf. Ich warf mich seitwärts.

Während ich fiel, feuerte ich mit meiner P226 zurück. Erneut blitzte es auf der anderen Seite auf. Hektische, ungezielte Schüsse, die als tückische Querschläger weitergegeben wurden, nachdem sie den Putz geritzt hatten.

Wir arbeiteten uns von Türnische zu Türnische vor und gaben uns dabei gegenseitig Feuerschutz.

Ich erwischte einen Lichtschalter.

Plötzlich stand einer der Kerle in voller Beleuchtung da.

Es war der Micky Maus-Mann. Die Beretta hielt er in der Linken. Von seinen Komplizen war nichts zu sehen. Der Kellergang machte eine scharfe Biegung, hinter der die beiden andere wohl schon verschwunden waren.

Er drückte sofort ab.

Aber es machte nur klick.

"Waffe fallenlassen!", brüllte ich.

Er stand wie angewurzelt da, während ich aus der Deckung hervorkam. Sein Kopf wandte sich zur Seite.

Ich konnte förmlich seine Gedanken lesen. Er wollte einfach davonrennen, seinen Komplizen hinterher. Dorthin, wo er außerhalb des Schussfeldes meiner P226 war. Seine Muskeln spannten sich. Aber ehe er den Versuch wirklich startete, brannte ich eine Kugel etwa einen Meter neben ihn in den Boden. Sie kratzte den Beton auf. Micky Maus schreckte zurück und hob die Hände. Die Beretta fiel zu Boden.

"Umdrehen, die Beine auseinander und an die Wand!", sagte ich knapp. "Sie sind verhaftet." Ich betete ihm die Rechte herunter.

Er gehorchte. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm, während Milo mich absicherte.

Ich tastete ihn kurz ab und holte noch ein Springmesser, eine zweite Reizgasgranate und einen Kleinkaliber-Revolver aus seinen Sachen heraus. Ich griff hinten an meinen Gürtel und holte meine Handschellen hervor. Es machte klick, als ich den Kerl an einem offenen Wasserrohr festmachte.

Milo tastete sich bis zu Biegung vor und blickte den Gang entlang.

"Alles okay. Da ist niemand", meinte er.

Wir sahen uns kurz an.

Milo nickte und stürmte los. Ich folgte ihm im Abstand von mehreren Metern, um ihn zu sichern.

Er rannte den Gang entlang. Zwei Türen waren vorhanden.

Eine war abgeschlossen. Es war eine feuersichere Stahltür, die offensichtlich zu den Heizungskesseln führte.

Die zweite Tür ließ sich öffnen. Milo ließ sie mit einem Tritt zur Seite fliegen. Der Lichtschalter war außen, Milo drückte ihn.

Er blickte in meine Richtung und schüttelte den Kopf.

Dort schien niemand mehr zu sein.

Dann trat Milo ein. Ich folgte ihm. Wir durchquerten einen Raum, in dem sich einige Stapel mit Getränkekisten befanden.

Eine Tür führte in einen weiteren Raum. Die Tür stand halb offen. Ein Luftzug wehte zu uns hinüber.

Augenblicke später sahen wir, was das auf sich hatte.

Ein Kellerfenster stand offen. Die beiden Flüchtigen waren vermutlich ins Freie entkommen.

Sirenen waren jetzt zu hören.

Es schien, als würde unsere Verstärkung gerade ankommen.

Kurz entschlossen kletterte ich aus dem Fenster. Ich wollte mich noch nicht damit abfinden, dass die beiden einfach auf und davon waren.

Ich tauchte in einem etwas vernachlässigten Hinterhof auf. Ein Pkw waren hier abgestellt worden. Und überquellende Müllcontainer. Der Hof war ziemlich eng und die umgebenden Gebäude allesamt mehr als zehn Stockwerke hoch. Der Himmelsausschnitt, den man zu Gesicht bekam, war dementsprechend klein. Ich ließ den Blick schweifen.

Indessen hörte ich mit halbem Ohr, wie Milo über Handy unsere Verstärkung dirigierte, bevor auch er aus dem Kellerfenster herauskroch.

Aus dem Hinterhof heraus führte ein breite Einfahrt, aber die war mit einem mindestens zweieinhalb Meter hohen Gitter so versperrt, das an der Oberseite außerdem noch mit scharfen Spitzen bewehrt war. Man musste schon Zirkusakrobat oder wahnsinnig sein, wenn man dort hinüberklettern wollte.

"Kann sein, dass die noch hier sind", zischte ich Milo zu.

"Oder sie sind in eines der Häuser eingedrungen..."

"Das wäre die übelste Möglichkeit!"

Wir gingen hinter einem der Pkws in Deckung.

Der Innenbereich des Hofs glich durch die Müllcontainer und die parkenden Wagen einem Labyrinth.

Milo und ich arbeiteten uns in verschiedenen Richtungen systematisch vor. Wir mussten auf der Hut sein. Wenn hinter einem der Müllcontainer noch jemand mit einer Beretta in der Hand lauerte, war das unter Umständen tödlich.

Den ersten Container hatte ich erreicht.

Mit der Pistole in beiden Händen umrundete ich ihn.

Dahinter war alles ruhig. Nirgends eine Spur von den Comic-Gestalten. Ganz in der Nähe befand sich eine Tür, die in eines der Gebäude führte. Ich bewegte mich vorsichtig darauf zu. Einige Augenblicke später erreichte ich sie.

Behutsam testete ich, ob die Tür verschlossen war. Sie war es. Und zwar mit einem dicken Sicherheitsschloss.

Selbst Spezialisten brauchten etwas länger, um so etwas zu knacken. In den wenigen Augenblicken, die uns King Kong und Goofy voraushatten, war das nicht anzunehmen. Wenn die anderen Türen auch verschlossen waren, dann saßen die beiden buchstäblich in der Falle.

Die Fenster befanden sich erst in einer Höhe von ungefähr ein Meter achtzig, da die Gebäude auf Betonsockel aufgesetzt waren. Auch dort konnten die beiden nicht einfach so weiteres eindringen.

Den nächsten Container brachte ich hinter mich.

Wieder nichts.

Ein schabendes Geräusch ließ mich zusammenzucken.

Dann ein Klirren.

Ich blickte nach links. Mit zwei, drei weiten Schritten war ich über einem Rost. Darunter befand sich ein Schacht zu einem Kellerfenster. Darin fand ich eine zusammengekauert dasitzende Gestalt. Es war der Goofy-Mann. Er war gerade damit beschäftigt, das Kellerfenster gewaltsam zu öffnen, ohne dabei allzuviel Krach zu machen.

Ich richtete die P226 auf ihn.

"Keinen Laut", murmelte ich.