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Dieser Band enthält folgende Krimis (349) von Pete Hackett: Trevellian sucht den Rächer Trevellian und der Mörder mit dem langen Arm Vier scheinbare Selbstmorde auf Rikers Island, der Gefängnisinsel New Yorks. Und doch handelt es sich um Morde. Wer steckt dahinter? Der Auftraggeber bleibt geheimnisvoll, so dass die FBI-Agenten Trevellian und Tucker einen Unbekannten jagen. Ein Phantom, das jeden töten lässt, der ihm zu nahe kommt. Das gilt auch für die beiden FBI-Agenten.
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Seitenzahl: 248
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Krimi Doppelband 156 - Zwei spannende Thriller in einem Band
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Trevellian sucht den Rächer: Action Krimi
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Trevellian und der Mörder mit dem langen Arm
Dieser Band enthält folgende Krimis
von Pete Hackett:
Trevellian sucht den Rächer
Trevellian und der Mörder mit dem langen Arm
Vier scheinbare Selbstmorde auf Rikers Island, der Gefängnisinsel New Yorks. Und doch handelt es sich um Morde. Wer steckt dahinter? Der Auftraggeber bleibt geheimnisvoll, so dass die FBI-Agenten Trevellian und Tucker einen Unbekannten jagen. Ein Phantom, das jeden töten lässt, der ihm zu nahe kommt. Das gilt auch für die beiden FBI-Agenten.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /COVER TONY MASERO
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Krimi von Pete Hackett
Der Umfang dieses Buchs entspricht 111 Taschenbuchseiten.
Der Tod einer Prostituierten zieht Kreise. Der Zuhälter und seine Freunde verschwinden spurlos, und so kommt das FBI ins Spiel. Nicht nur kleine Zuhälter stehen im Visier der Behörden, auch einflussreiche Hintermänner werden aufgespürt. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker decken schmutzige Geschäfte mit dem Leben junger Frauen auf.
»Aussteigen? Du willst aussteigen? Denkst du allen Ernstes ich lasse das zu? Du bist eines meiner besten Pferde. Und du glaubst, ich lasse dich einfach so gehen? Den Kerl, der dir das eingeredet hat, spieße ich mit meinem Messer auf.«
»Bitte, Floyd, du weißt, es macht mir keinen Spaß mehr. Ich werde fünfundzwanzig und …«
»Das ist kein Alter. Du kannst mindestens noch zehn Jahre anschaffen. Die Freier stehen bei dir Schlange. Du bringst mir im Monat … Ach was! Keine Debatten mehr. Du übst weiterhin deinen Job aus und wir bleiben Freunde. Wenn nicht …«
Er fasste mit der Linken in Susan Hopkins‘ lange, dunkle Haare, bog ihren Kopf in den Nacken und hielt ihr das Rasiermesser vor die Augen, das er in der rechten Hand hielt. »Wenn nicht«, knirschte er, »werde ich dir das schöne Gesicht ein wenig zurecht schnitzen.«
Erschreckt staute Susan den Atem. Die Klinge des Rasiermessers funkelte vor ihren Augen. Susans Hals wurde trocken. In ihrem Gesicht zuckten die Nerven. Das nackte Entsetzen wütete in ihren Augen.
Will Harney – er saß in einem Sessel und schaute ungerührt zu, wie Hayes die junge, schöne Prostituierte misshandelte – sagte jetzt: »Hast du schon mal ein Gesicht gesehen, das mit einem Rasiermesser bearbeitet wurde, Süße? Das sieht gar nicht mehr schön aus.«
Tom Jefferson, der dritte Mann im Bunde, lachte glucksend. »Es sieht beschissen aus«, röhrte sein Organ. Das Ganze schien ihn ungemein zu belustigen. »Mit einer entsprechend zerschnittenen Fresse kannst du dich nicht mehr auf der Straße sehen lassen. Du wirst dir wünschen, tot zu sein.«
Susan schluckte würgend.
»Wie heißt der Kerl, der die die Flausen in den Kopf gesetzt hat?«, fragte Hayes.
»Es gibt keinen Mann. Bitte, Floyd, lass mich in Ruhe. Ich habe dir genug Geld gebracht. Du findest Ersatz für mich. Ich will raus aus dem Geschäft, ein bürgerliches Leben beginnen, eine Familie gründen …«
»Kommt nicht in Frage. Du bleibst bei der Stange, und zwar solange, wie ich es dir sage. Du spinnst wohl. Bürgerliches Leben, Familie … Du bist eine Hure, und du wirst eine Hure bleiben. Du gehst jetzt auf die Straße und machst deinen Job wie jeden Tag vorher auch. Und nach Mitternacht rechnen wir ab. Wie eh und je.«
»Du solltest haargenau das tun, was dir Floyd sagt«, ließ Will Harney seine Stimme erklingen. »Dass wir keinen Pardon kennen, hast du sicherlich schon festgestellt.«
Susan überwand ihre Angst. »Ich werde mich an die Polizei wenden …« Sie schrie auf. Floyd Hayes zog ihr das Messer leicht über die Wange. Sie spürte den brennenden Schmerz und merkte es dann warm ihre Wange hinunterlaufen.
»Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was dir blüht, wenn du verrückt spielst. Jetzt geh ins Badezimmer, wasch dir das Blut ab. Und dann …« Er ließ Susans Haare los und trat zurück. »Mach schon!«
Susan erhob sich. Sie bewegte sich wie im Trance. Blut aus der kleinen Schnittwunde rann ihre Wange hinunter. Die junge Frau gab sich keinen Illusionen hin. Sie befand sich auf Gedeih und Verderb in der Hand ihres Zuhälters. Ursprünglich war sie in ihn sogar verliebt gewesen. Er hatte sie schamlos ausgenutzt. Und jetzt war sie zu schwach, sich von ihm zu befreien.
Tränen traten ihr in die Augen. Sie schniefte. Floyd Hayes musterte sie mit hartem, zwingenden Blick. Will Harney, Hayes‘ bester Freund, zeigte nicht die Spur einer Gemütsregung. Tom Jefferson grinste schief. Er widerte Susan an. Auch er war Zuhälter. Hayes, Harney und Jefferson bildeten so etwas wie ein Dreigestirn. Ihre Seelen waren abgestumpft. Drei Girls arbeiteten für Harney, zwei Mädchen schafften für Jefferson an. Sie sorgten dafür, dass die Kerle sorgenfrei leben konnten.
Sie waren skrupellos. Um ihre Interessen durchzusetzen, gingen sie über Leichen. Susan wusste, dass Floyd nicht spaßte, wenn er sagte, er würde ihr das Gesicht zerschneiden. Sie spürte plötzlich Hoffnungslosigkeit und Resignation. Auf weichen Knien ging sie ins Badezimmer. Das Gefühl der Verlorenheit trieb sie in Mutlosigkeit und Verzweiflung.
Susan dachte an ihre Schwester. Laura zuliebe wollte sie die Szene verlassen. Es war nicht wegen eines Mannes, wie Floyd annahm. Laura hatte ihr zugeredet. Sie bot ihr in ihrer Boutique einen Neuanfang.
»Andernfalls endest du in der Gosse«, hatte Laura gesagt. Und Susan wusste, wie recht sie hatte. Sie kannte die Schicksale einiger Prostituierter, die zu alt geworden waren, um noch auf den Strich gehen zu können. Sie alle endeten in der Alkohol- oder Drogensucht. Noch war Susan clean. Noch musste sie nicht zum Alkohol greifen, um sich aufzuputschen. Aber das würde kommen. Ein Ende in der Sucht war vorprogrammiert!
Sie wollte Laura nicht enttäuschen. Sie hatte ihr ein Versprechen gegeben. Das Versprechen, auszusteigen. Aber jetzt …
Susan schloss die Badezimmertür hinter sich. Dann stand sie vor dem Spiegel. Es war nur ein kleiner Schnitt, den Floyd Hayes ihr zugefügt hatte. Ein Kratzer! Susan schaute sich an. Sie war hübsch. Lange, dunkle Haare rahmten ihr schmales Gesicht ein. Ihre Augen hatten eine grünlich-braune Farbe. Ihr Mund war sinnlich geschnitten, die Nase klein und gerade, das Kinn rund und fraulich.
Ihre Schönheit war Floyd Hayes‘ Kapital.
Susans Psyche spielte nicht mehr mit. Sie begann zu weinen. Tränen rannten ihre Wangen hinunter und vermischten sich mit dem Blut. Sie fühlte, dass es unmöglich war, gegen diesen Strom aus brutaler Gewalt anzuschwimmen.
Susan ging zum Fenster. Fünf Stockwerke unter ihr lag die 55. Straße. Sie hatte es sich leisten können, in Clinton ein Apartment zu mieten, obwohl das meiste Geld, das sie verdiente, Hayes kassierte. Unten fuhren Autos vorbei. Die 55. ist eine Einbahnstraße, die nur in westliche Richtung befahren werden darf. Unten stand ihr BMW Z 3 vor der Haustür. Ja, es ging ihr gut. Hayes gestattete seinen Mädchen einen gewissen Luxus. Aber sie, Susan, wollte das alles nicht mehr. Sie wollte frei sein, dem Gewerbe den Rücken zukehren, in der Boutique ihrer Schwester arbeiten und ein normales Leben führen. Einen Mann kennenlernen, heiraten, Kinder haben … Davon träumte sie.
Doch sie hatte keine Chance. Zwischen ihr und der Erfüllung ihrer Träume stand Floyd Hayes.
Susan sah keinen anderen Ausweg mehr.
Die Tür wurde geöffnet. »Wo bleibst du denn? Warum dauert das solange? – Verdammt!«
Mit einem Satz durchquerte Floyd Hayes das Badezimmer. Er wollte nach Susan greifen, sie festhalten. Er erwischte sie an der Bluse. Der Stoff riss. Susan verschwand über die Fensterbank. Als Hayes sich aus dem Fenster lehnte, schlug sie unten auf dem Gehsteig auf. Verkrümmt blieb sie liegen. Hayes biss die Zähne zusammen. Hart traten die Backenknochen in seinem Gesicht hervor. Er war sekundenlang wie gebannt. Unten auf der Straße hatte ein Auto angehalten. Der Fahrer sprang heraus. Aus dem Geschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite rannte ein Mann. Eine Frau eilte auf dem Gehsteig heran …
Hayes zog schnell den Kopf zurück. Er war schockiert. In seinem Gesicht arbeitete es. Seine Mundwinkel zuckten. Wie im Trance verließ er das Badezimmer.
»Was ist los?«, fragte Will Harney, der in dem Sessel lümmelte. »Du siehst aus wie ein lebender Leichnam.«
Hayes musste zweimal ansetzen. »Sie – sie hat sich aus dem Fenster gestürzt.« Hayes räusperte sich. Den Kloß, den er im Hals spürte, vermochte er nicht hinunterzuwürgen. »Großer Gott, sie hat sich umgebracht.«
»Verschwinden wir aus der Wohnung«, knurrte Tom Jefferson, als er die Nachricht verarbeitet hatte. Schnell überwand er seine Betroffenheit, seine Fassungslosigkeit. »Wenn man uns hier findet, kann es eine Reihe unangenehmer Fragen geben.«
Fast fluchtartig verließen sie das Apartment. Sie fuhren mit dem Aufzug nach unten. Dort, wo Susan aufgeschlagen war, hatten sich zwischenzeitlich fast ein Dutzend Menschen eingefunden.
Hayes, Harney und Jefferson rannten zu einem Mercedes der gehobenen E-Klasse. Hayes klemmte sich hinter das Steuer, Harney warf sich auf den Beifahrersitz, Jefferson setzte sich in den Fond des Wagens. Der Motor heulte auf, Hayes fuhr an.
Niemand hatte auf die drei Kerle geachtet. Die Aufmerksamkeit der Neugierigen gehörte einzig und allein dem zerschmetterten Mädchenkörper!
Fremdverschulden war nicht auszuschließen. Also wurde das Police Department eingeschaltet. Ed Schulz, der stellvertretende Leiter des Homicide Squad von Manhattan, kam mit einem Aufgebot von Spezialisten der SRD, dem gemeinsamen Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeidienststellen. Die Spurensicherung machte sich an die Arbeit. Auf dem Tisch im Livingroom lag ein Rasiermesser. Es wies an der Klinge Blutspuren auf.
Zwei Tage später waren die Spuren ausgewertet. Die Leiche der jungen Frau war im Gerichtsmedizinischen Institut obduziert worden. Man hatte einen kleinen Schnitt auf ihrer Wange gefunden, der nicht von dem Sturz herrührte. Das Blut am Rasiermesser war eindeutig der Toten zuzuordnen. Das hatte eine DNA-Analyse ergeben. Und auf dem Rasiermesser wurden die Prints eines polizeibekannten Mannes festgestellt. Die Fingerabdrücke Floyd Hayes‘.
Hayes wohnte in der 114. Straße in einem vierstöckigen Haus. Es war ein renovierter Altbau mit weißem Stuck um die Fenster und einer sechsstufigen Treppe, die zur Haustür hinaufführte. Das Geländer war schwarz gestrichen.
Floyd Hayes‘ Apartment lag in der 3. Etage. Einen Aufzug gab es nicht. Also stiegen Ed Schulz und seine beiden Begleiter die Treppe hinauf. Sie war aus Holz und knarrte unter dem Gewicht der drei Kriminalbeamten.
Hayes war zu Hause. Ed Schulz stellte sich und seine Begleiter vor. »Wir haben ein paar Fragen, den Tod einer jungen Prostituierten betreffend«, erklärte Ed Schulz. »Ihr Name ist Susan Hopkins.«
Hayes verriet Unsicherheit. Sein Blick irrte zur Seite ab. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. »Ich habe gehört, dass Susan tot ist«, sagte er schließlich. »Ich wüsste aber nicht, wie ich Ihnen weiterhelfen könnte. Sie hat Selbstmord begangen …«
»Wollen wir das unter der Tür besprechen?«, fragte Ed Schulz. Er sprach mit dröhnendem Organ, das durchaus zu seiner Erscheinung passte. Seine Stimme klang resolut. Neben seiner riesigen Gestalt nahmen sich der Zuhälter und die beiden Begleiter Eds geradezu mickrig aus.
»Na schön, kommen Sie herein.« Hayes trat fast widerwillig zur Seite. Sein Gesicht zeigte nicht die Spur von Begeisterung.
Die Beamten betraten das Apartment. Der Zuhälter bot ihnen Sitzplätze an. Sie ließen sich nieder. Hayes blieb stehen. Er mutete irgendwie sprungbereit und lauernd an, wie jemand, der sich im nächsten Augenblick herumwerfen und die Flucht ergreifen wollte.
»In der Wohnung Susan Hopkins‘ wurde ein Rasiermesser gefunden«, hub Ed Schulz an. »An der Klinge fand die Spurensicherung Blut von der Toten, auf dem Griff stellte sie Ihre Fingerabdrücke fest, Hayes.«
Der Zuhälter zog die Schultern an. »Jetzt sagen Sie bloß noch, Sie denken, ich habe Susan aus dem Fenster geworfen.«
»Ich denke gar nichts«, versetzte Ed Schulz. »Aber interessant wäre es schon, zu wissen, wie das Blut an das Messer kam und wieso nur Ihre Prints am Messergriff gefunden wurden.«
Starr schaute Hayes den Beamten an. Dann sagte er: »Ich habe hin und wieder mal bei Susan geschlafen. Das Rasiermesser gehört mir.« Er grinste. Es wirkte aufgesetzt und verzerrt. »Schließlich will man ja nicht unrasiert das Haus verlassen. Ich habe das Messer deshalb – ebenso wie eine Zahnbürste – vor längerer Zeit bei Susan deponiert.«
»Das könnte eine Erklärung sein«, sagte Schulz nickend. »Die Frage ist, wieso die Leiche einen Schnitt an der Wange aufwies. Er ist nicht auf den Sturz aus dem Fenster zurückzuführen. Von dieser kleinen Wunde stammt auch das Blut an dem Messer. Kaum anzunehmen, dass die Lady sich rasierte.«
Deutlich war der Zynismus, der Ed beherrschte, aus seinen letzten Worten herauszuhören. Ed wusste, dass Susan Hopkins zur Prostituiertenszene Manhattans gehört hatte. Und er wusste auch, dass Hayes ihr Zuhälter war. Ed hatte sich am Abend vor seinem Besuch bei Floyd Hayes in den einschlägigen Kneipen umgehört.
»Wollte die Lady vielleicht abspringen?«, fragte Ed. »In Ihren Kreisen ist das Rasiermesser doch ein adäquates Mittel, um abtrünnige Nutten bei der Stange zu halten.« Ed nahm kein Blatt vor den Mund.
»Wofür halten Sie mich denn?«, erregte sich Hayes. »Sicher, Susan ging auf den Strich. Sie war gemeldet. Das ist ein Job wie jeder andere. Ich weiß nicht, wie das Blut an das Rasiermesser kam. Ich war auch nicht dabei, als sie aus dem Fenster sprang. Ich – befand mich in der Wohnung eines Freundes. Sein Name ist Will Harney. Auch ein Mann namens Tom Jefferson war dort. Versuchen Sie bloß nicht, mir etwas in die Schuhe zu schieben, Detektiv. Sonst wird sich mein Anwalt mit Ihnen unterhalten.«
»Davor fürchte ich mich«, knurrte Ed Schulz unbeeindruckt. Er beugte sich etwas vor, dann schnappte er: »Wir wissen, dass Sie Susan Hopkins Lude waren, Hayes. Und die Kleine hatte sicher einen Grund, um aus dem Fenster zu springen. Falls sie überhaupt gesprungen ist. Sie kann auch gestoßen worden sein. Ein eventueller Selbstmord geschah weder im Alkohol- noch im Drogenrausch. Und sicher sprang sie auch nicht wegen eines gebrochenen Herzens. Sie hatte einen kleinen Schnitt an der Wange. Auf dem Rasiermesser sind ausschließlich Ihre Prints. Ich denke, Susan wusste keinen anderen Ausweg mehr.«
»Denken Sie, was Sie wollen», schnarrte Hayes. »Sie müssen den Beweis antreten können. Können Sie das?«
»Ich werde noch einmal in die Wohnung fahren und nach Ihrer Zahnbürste suchen, Hayes!«, versprach Ed Schulz. »Und wehe, ich finde sie nicht.«
»Was dann?«
»Dann haben Sie gelogen. Und wir werden uns eingehender mit Ihnen befassen, Hayes.« Es war deutlich. Ed Schulz hatte nichts übrig für Kerle vom Format dieses Zuhälters.
»Sie werden die Zahnbürste finden«, giftete Hayes. »Aber selbst wenn Sie sie finden, werde ich wohl keine Ruhe vor Ihnen haben. Ich werde einen Anwalt einschalten.«
»Wahrscheinlich werden Sie ihn bitter nötig haben, Hayes. Wir kommen wieder.« Mit dem letzten Wort erhob sich Ed Schulz. Auch seine beiden Begleiter standen auf. Sie verließen die Wohnung.
Nachdem Hayes die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, ging er zum Telefon. Er rief Will Harney an. »Die Bullen waren bei mir. Sie wollten wissen, wie Susans Blut an die Klinge des Rasiermessers kam. Warum habe ich dieses verdammte Messer bloß in der Wohnung liegen lassen?«
»Die Hektik unseres Aufbruchs. Aber mach dir keine Gedanken, Floyd. Was soll man dir schon groß beweisen können? Dass Susan aus dem Fenster sprang, ist Fakt.«
»An dem Messer sind meine Prints.«
»Was hast du den Schnüfflern gesagt?«
Hayes erzählte es.
»Das ist eine gute Erklärung. Vor allem, da sie auch deine Zahnbürste in der Wohnung und ein paar andere Dinge von dir finden werden. Die Bullen können sich in Vermutungen ergehen. Beweisen können sie nichts – gar nichts.«
Wir wollten Francis Neihardt. Wir, das sind Milo und ich. Neihardt gehörten ein halbes Dutzend Bars und Clubs in Manhattan und er beschäftigte Prostituierte, die weder einer gesundheitsamtlichen Überwachung unterlagen, noch über eine Erlaubnis verfügten, in den Staaten überhaupt zu leben und einen Job auszuüben. Es handelte sich um Girls aus Mexiko oder Südamerika.
Illegale Prostitution. Diese Art gesetzeswidriger Aktivität ging meist eng mit dem Drogenhandel einher. Und in diesem Fahrwasser trieben eine Reihe weiterer Verbrechen wie Körperverletzung und Betrug bis hin zum Mord.
Es war ein Sündenpfuhl, in dem wir stocherten. Und es konnte leicht ins Auge gehen. Die Gangster scheuten nicht davor zurück, auch ein paar FBI-Agenten heißes Blei zu servieren. Sie kannten keine Hemmungen. Wer sich ihnen in den Weg stellte, wurde vernichtet. Die kleinen Fische der Mafia, die uns bisher ins Netz gegangen waren, schwiegen. Sie fürchteten sich. Der Arm der Mafia war lang!
An diesem Abend hatten wir das »Little Moulin Rouge« in Turtle Bay umstellt. Uns stand eine Einsatzbereitschaft aus dem Police Department zur Verfügung. Auch einige Beamte der DEA (Drug Enforcement Agency), der Behörde zur Bekämpfung von Drogenkriminalität, waren dabei.
Ich leitete die Aktion. Milo befand sich mit einigen Beamten bei der Hintertür. Wir standen per Walkie-Talkie miteinander in Verbindung. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war zwei Minuten vor Mitternacht.
Um Punkt 24 Uhr wollten wir zuschlagen.
Zeitgleich wurden die anderen Clubs und Bars Neihardts hochgenommen. Clive Caravaggio, Blacky, Jay Kronburg, Leslie Morell und eine Reihe weiterer Kollegen leiteten diese Aktionen. Wir wollten an diesem Abend Nägel mit Köpfen machen. Neihardt führte uns schon viel zu lange an der Nase herum. Mit seiner Herrlichkeit sollte es nach dieser Nacht vorbei sein. Für alle Zeiten.
Die Zeiger meiner Uhr zeigten 24 Uhr an.
»Zugriff!«, sagte ich ins Walkie-Talkie. Dann betrat ich als erster durch den Vordereingang die Bar. Polizisten drängten hinter mir herein. Sie verteilten sich zu beiden Seiten der Tür an den Wänden. »Polizeieinsatz!«, rief ich. »Keiner verlässt das Etablissement.«
Durch die Hintertür kamen und Milo und einige Kollegen. Auch sie verteilten sich an den Wänden.
Der Lärm in der Bar erstarb. Ich sagte zu dem Kollegen aus dem Police Department, der mir am nächsten stand: »Überprüfen Sie die Gäste. Mein Kollege Tucker und ich gehen nach oben.«
Ich durchquerte den Barraum. Milo und ich traten hinaus ins Treppenhaus und rannten die Treppe hinauf. Wir hatten den Hinweis erhalten, dass die illegale Prostitution in der 1. und 2. Etage stattfand. Einige Polizisten stürmten mit uns die Treppe nach oben.
Während Milo mit einigen Kollegen die 1. Etage besetzte, lief ich mit einer Handvoll Beamter weiter in die 2. Etage. Ein Gorilla wollte sich uns in den Weg stellen. Er wurde kurzerhand überwältigt. Handschellen klickten.
Wir trafen insgesamt acht Prostituierte an. Fast noch Kinder; sie stammten – wie vermutet – aus Südamerika. Argentinien und Brasilien. Sie konnten weder einen »Bockschein« noch eine Aufenthalts- oder Arbeitserlaubnis vorweisen. Die Girls wurden weggebracht. Sie würden bei der Ausländerpolizei landen und abgeschoben werden.
Der Geschäftsführer des Clubs hieß Mathew Bannister. Er wurde verhaftet und ins Federal Building verbracht. Während sich die Kollegen vom Police Department und der DEA mit den Gästen beschäftigten, fuhren auch ich und Milo ins Field Office, um Bannister einzuvernehmen. Wir wollten das noch in der Nacht erledigen, wenn der Schock bei Bannister wegen seiner Verhaftung noch frisch war.
Bannister saß an dem Tisch im Vernehmungsraum. Zwei Neonröhren sorgten für helles, fast weißes Licht. Der Raum war nüchtern eingerichtet. Ein Tisch, einige Stühle, ein Computer. An der Wand über der Tür hing ein eisernes Kreuz.
Bannister saß an dem Tisch. Milo hatte sich hinter ihm aufgebaut. Ich befand mich ihm gegenüber, stemmte beide Arme auf den Tisch und beugte mich nach vorn. »Heraus mit der Sprache, Bannister«, sagte ich. »Wer hat die Girls beschäftigt? Nennen Sie uns den Namen. Wer ist der Drahtzieher des schmutzigen Geschäfts?«
»Was fragen Sie mich, Trevellian? Die beiden Wohnungen gehörten nicht zum Little Moulin Rouge. Was dort oben vor sich ging, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe mich zu keiner Zeit dafür interessiert.«
»Es wird sich leicht herausfinden lassen, wer Eigentümer der beiden Wohnungen ist«, gab Milo zu verstehen. »Unabhängig davon glauben wir Ihnen kein Wort, Bannister. Sie müssten ja blind und taub sein, wenn Sie nicht mitbekommen hätten, was in den beiden Wohnungen über der Bar vor sich geht.«
»Was Sie glauben, ist mir egal, Tucker!«, schnappte Bannister. »Wenn Sie mir das Gegenteil von dem, was ich sagte, beweisen – bitte. Aber Sie erwarten doch nicht im Ernst, dass ich von mir aus etwas sage.«
»Nennen Sie uns nur einen Namen, Bannister«, forderte ich. »Wenn Sie es nicht tun, macht es ein anderer. Sie wissen, dass auch die Geschäftsführer der anderen Kneipen festgenommen wurden, deren Inhaber Neihardt ist. Wenn Sie einigermaßen glimpflich wegkommen möchten, dann reden Sie.«
Bannister lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Trotzig schaute er zu mir in die Höhe. »Das ist lächerlich, Trevellian. Mit der illegalen Prostitution habe ich nichts zu tun. Um mich festzunageln bedarf es Beweise. Die aber werdet ihr nicht finden. Also ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder auf freiem Fuß bin.«
Ich wusste nur zu gut, wie Recht er hatte. Wenn wir ihm keine Verbindung zu den Prostituierten nachweisen konnten, die wir in den beiden Wohnungen über der Kneipe hops genommen hatten, würde ihn der Haftrichter laufen lassen. Und Neihardt würde wieder einmal triumphieren.
Mir krampfte sich beim Gedanken daran der Magen zusammen.
»Wir haben die vier Kerle festgenommen, die in den Wohnungen als Aufpasser fungierten«, gab ich zu bedenken. »Glauben Sie nicht, Bannister, dass einer von denen Ihren Namen nennt?«
»Ich habe damit nichts zu tun.«
»Wem gehört das Gebäude, in dem sich das Little Moulin Rouge befindet?«, fragte Milo.
»Um die Besitzverhältnisse habe ich mich noch nicht gekümmert«, blaffte Bannister. »Ich bin Geschäftsführer im Little Moulin Rouge. Das ist alles. Dafür bekomme ich jeden Monatsersten mein Geld zuzüglich ein Prozent vom Umsatz. Ich kann gut davon leben. Mit kriminellen Machenschaften habe ich nichts zu tun.«
Es hatte keinen Sinn. Aus diesem Burschen war nichts herauszukriegen. Ich ließ ihn abführen. Wir machten Schluss für diesen Tag. Als ich nach Hause kam, ging es auf drei Uhr zu.
Susan Hopkins wurde auf dem Greenwood Cemetery in Brooklyn beerdigt. Es war nur eine kleine Trauergemeinde, die sich eingefunden hatte. Auch Floyd Hayes, Will Harney und Tom Jefferson waren anwesend. Einige Girls vom horizontalen Gewerbe waren ebenfalls gekommen.
Direkt am Grab standen Laura Hopkins, die ältere Schwester der Toten, sowie ihre Eltern. Der Vater war ein mittelgroßer, schmächtiger Mann mit grauen Haaren und einem scharf geschnittenen Gesicht, von dem nicht abzulesen war, was in dem Mann vorging. Die Mutter war etwas kleiner und ebenfalls sehr schlank. Sie musste in jungen Jahren einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein.
Der Pfarrer hielt eine kurze Grabrede. Er warf eine kleine Schaufel voll Erdreich in die Grube, bat Gott, Susans Sünden zu verzeihen und empfahl sie seiner Gnade. Ein Ministrant schwang ein Gefäß mit Weihrauch. Der andere hielt ein vergoldetes Kreuz, das auf einem Stiel befestigt war, in die Höhe. Nach einem abschließenden Gebet, in dem er um die ewige Ruhe der Verstorbenen bat, gingen der Pfarrer und die beiden Ministranten davon.
Auch Ed Schulz war zu der Beerdigung gekommen. Er beobachtete Floyd Hayes. Der Zuhälter war mit einem dunklen Anzug, einem weißen Hemd und einer schwarzen Krawatte bekleidet. Er schaute ernst, wie es bei einer Beerdigung eben angemessen ist.
Hayes und die beiden Kerle, die ihn begleiteten, wandten sich ab. Ein Stück weiter, auf der Straße, die durch den Friedhof führte, standen die Autos der Trauergemeinde.
Ed Schulz vertrat Hayes und seinen Begleitern den Weg. »Na, Hayes«, sagte Ed, »ist Ihnen schon eine Idee gekommen, wie Susans Blut an die Klinge des Rasiermessers gekommen sein mag?«
»Ich habe nicht darüber nachgedacht«, versetzte der Zuhälter eisig.
Seine beiden Freunde maßen Ed Schulz von oben bis unten. Will Harney hatte die linke Braue angehoben, was seinem Gesicht einen arroganten Ausdruck verlieh. »Zu der Zeit, als Susan aus dem Fenster sprang, war Floyd bei mir«, sagte er zwischen den Zähnen. »Er hat ein Alibi. Tom kann es ebenfalls bezeugen. Also lassen Sie Floyd in Ruhe.«
»Wer ist Tom?«, fragte Ed Schulz.
»Das bin ich, wenn Sie nichts dagegen haben.« Jefferson grinste süffisant. »Was Will sagt, stimmt. Wir waren zu der Zeit, als Susan starb, in seiner Wohnung.«
»Haben Sie sonst noch einen Namen?«
»Jefferson.« Der Bursche grinste wie ein Faun.
»Das alles hier scheint Sie ja ziemlich zu belustigen«, knurrte Ed Schulz.
»Es geht«, grinste Jefferson und kratzte sich am Kinn.
Schulz trat zur Seite. »Sicher«, murmelte er und schaute Harney an, »Sie geben ihm ein Alibi und er ist aus dem Schneider. Wie heißen Sie denn, Mister?«
»Harney – Will Harney.«
»Und was üben Sie für einen Job aus?« Schulz fragte es mit einem seichten Grinsen in den Mundwinkeln.
»Ich bin selbständig«, erwiderte Harney ausweichend. Dann fügte er hinzu: »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen Rede und Antwort stehen muss, Detektiv.«
Die drei gingen weiter. Ed Schulz blickte hinter ihnen her. Da trat Laura Hopkins an ihn heran. Von der Krempe des Hutes, den sie trug, hing ein schwarzer Schleier und verdeckte ihr Gesicht. Sie war überhaupt ganz in schwarz gekleidet, was ihre schlanke Gestalt ausgesprochen betonte. Laura war ungefähr eins-siebzig groß. Neben Ed Schulz wirkte sie klein und zierlich.
Sie sagte: »Hayes war Susans Zuhälter, Mr. Schulz. Wer waren die beiden anderen Kerle?«
»Der Blonde, der mit den breiten Schultern, heißt Will Harney. Der andere Bursche ist Tom Jefferson. Es wird schwer sein, Hayes eine Schuld am Tod Ihrer Schwester nachzuweisen, Miss Hopkins. Die Verletzung mit dem Rasiermesser kann sie sich selbst zugefügt haben.«
»Dann müsste es ihre Fingerabdrücke auf dem Griff des Messers geben«, versetzte Laura mit hartem Klang.
»Das ist richtig. Aber selbst wenn ihr Hayes die Verletzung beigebracht hat – wir werden ihm nicht beweisen können, dass er unmittelbar zum Tod Susans beigetragen hat. Vor allem haben soeben Harney und Jefferson behauptet, dass sich Hayes in der fraglichen in Harneys Wohnung befand.«
»Hayes hat meine Schwester in den Tod getrieben«, sagte Laura. »Sie hat sich mir anvertraut. Susan wollte aussteigen. Ich bot ihr einen Job in meiner Boutique. Sie war einverstanden, aber sie hatte Angst. Angst vor der Reaktion Hayes‘, wenn sie ihn vor vollendete Tatsachen stellte.«
»Dass er sie in den Tod getrieben hat, reicht leider nicht aus, um ihm einen Strick zu drehen«, erklärte Ed Schulz. »Wenn er sie aber mit dem Rasiermesser verletzt hat …«
»Er hat Susan auf dem Gewissen«, beharrte Laura auf ihrer Meinung. »Diese niederträchtigen Schufte. Sie nutzen die Mädchen schamlos aus, bedrohen sie, betrügen sie und lassen sie fallen wie heiße Kartoffeln, wenn sie für sie wertlos geworden sind. Die Polizei greift meiner Meinung nach viel zu wenig hart durch, was diese elenden Zuhälter angeht. Diese Kerle sind die Luft nicht wert, die sie atmen. Die Mädchen, die ihnen in die Hände fallen, sind ihnen ausgeliefert. Ich habe es bei Susan beobachten können …«
Laura wandte sich ab. Sie ging hinter Hayes und seinen beiden Begleitern her, die soeben in den Mercedes Hayes‘ steigen wollten. Der Zuhälter sah sie auf sich zu kommen und verhielt in der Bewegung. Mit ausdruckslosen Augen blickte er Laura entgegen.
Die Frau hielt zwei Schritte vor ihm an. »Ich weiß, dass Sie Susan auf dem Gewissen haben, Hayes. Sie hat Ihnen erklärt, dass sie aussteigen möchte. Und das ließen Sie nicht zu. Haben Sie gedroht, ihr mit dem Rasiermesser das Gesicht zu zerschneiden? Haben Sie ihr den kleinen Schnitt zugefügt, um zu beweisen, dass Sie nicht spaßen? Sicher war es so, Hayes. Die Pest an Ihren Hals. Ich verfluche Sie.«
»Warum willst du nicht die Stelle deiner Schwester einnehmen, Süße?«, fragte Will Harney zynisch. »Mit dir wären sicher gute Geschäfte zu machen. Du brauchst nur ein Wort zu sagen. Bei uns ginge es dir gut.«
Hayes und Jefferson lachten. Der schwarze Schleier vor Lauras Gesicht verhinderte, dass sie ihr in die Augen blicken konnten. Wahrscheinlich wären sie erschrocken, wenn sie den Hass hätten wahrnehmen können, der darin wob. Ja, in Lauras Seele brannte das heiße Feuer einer hemmungslosen Leidenschaft – des tödlichen Hasses.
»Sind Sie Will Harney?«, fragte sie, und ihre Stimme klang kehlig.
Das Grinsen im Gesicht des Zuhälters zerrann. »Hat dir der Bulle meinen Namen verraten?«
»Ja. Sie sind es also. Ich denke, Harney, eines Tages werden Ihnen die Worte von eben noch Leid tun.«
»Willst du kleine Schlampe mir drohen?«, schnappte der Zuhälter.
»Lass dich von ihr bloß nicht ins Boxhorn jagen«, rief Tom Jefferson lachend. »Wahrscheinlich ist sie ein wenig aufgewühlt, nachdem sie heute ihr kleines Schwesterchen zu Grabe tragen musste. He, Süße, wenn du Lust hast, übernehme ich dich mal für ein paar Tage. Ich versichere dir, dass du mir hinterher aus der Hand fressen wirst.«
»Sie sind Jefferson, nicht wahr?
»Ja. Merk dir den Namen, Honey. Solltest du mal Notstand haben, ruf mich an. Ich werd‘s dir besorgen, dass dir Hören und Sehen vergeht. He, ich warte auf deinen Anruf.«
Laura wandte sich ab und ließ die drei Kerle stehen. Lachend setzten sie sich in den Mercedes.
Ed Schulz vertrat Laura den Weg. »Der Versuch, bei diesen Burschen das Gewissen wachzurütteln, ist vergebliche Liebesmüh, Miss Hopkins. Sie haben es jetzt selbst erlebt. Sie sind kaltschnäuzig und abgebrüht.«
»Was Sie eben andeuteten, heißt im Klartext, dass Hayes allenfalls wegen Körperverletzung angeklagt werden kann, wenn ihm nachgewiesen wird, dass er Susan die Verletzung zufügte«, konstatierte Laura Hopkins.
»Mehr wird ihm nicht nachzuweisen sein«, antwortete Ed Schulz. »Jedenfalls brächte es Licht in das Dunkel, das den Tod Ihrer Schwester umgibt.«
»Das ist mir zu wenig«, murmelte Laura.
Ed Schulz musterte sie konsterniert. »Wie soll ich das verstehen?«, fragte er. »Sie haben doch nicht vor, sich zu rächen?«
»Dazu fehlen mir die Mittel«, versetzte Laura. »Ich habe vor, zusätzlich einen Detektiv zu beauftragen, der die Umstände, die zu Susans Tod führten, ermittelt. Können Sie mir einen Tipp geben, Mr. Schulz?«
Ed Schulz kratzte sich hinter dem Ohr. Dann sagte er: »Ich wüsste einen guten Mann. Sein Name ist Hank Hogan. Früher war er mal V-Mann für das FBI. Vor einiger Zeit hat er eine Detektei übernommen. Er dürfte einer der besten seiner Zunft sein.«
»Vielen Dank. Sicher finde ich Hank Hogans Nummer im Telefonbuch.«
Francis Neihardt raste vor Wut. Er hielt den Telefonhörer vor dem Gesicht und stieß hervor: »Sie haben sämtliche meiner Läden hops genommen und die Geschäftsführer verhaftet! Zur Hölle mit den verdammten Schnüfflern. Tun Sie alles, um meine Leute wieder frei zu bekommen, Clark. Setzen Sie Kautionen ein. Erheben Sie Haftbeschwerde. Was rede ich? Sie sind der Anwalt. Ich muss Ihnen sicher nicht sagen, was zu tun ist.«
»Man ist in den verschiedenen Clubs auf illegal arbeitende Prostituierte gestoßen«, gab der Anwalt zu bedenken. »Das wirft natürlich kein gutes Licht auf Sie, Francis. Es wird nicht einfach sein …«
»In keinem der Clubs wurde eine der Huren angetroffen!«, erregte sich Neihardt. »In den Wohnungen darüber – sicher. Aber was habe ich damit zu tun? Ich habe die Wohnungen irgendwann mal gekauft. Aber sie sind vermietet. Es gibt Mietverträge …«
»Strohmänner«, wandte der Rechtsanwalt ein.
»Das wissen wir beide, aber sonst niemand. Mein Name muss rein bleiben. Ich will, dass kein Schatten auf ihn fällt. Sorgen Sie dafür, Clark. Dafür kassieren Sie ein horrendes Gehalt von mir. Sehen Sie zu, dass Sie meine Leute frei bekommen. Und halten Sie mir die Bullen vom Leib. Mehr will ich nicht von Ihnen.«
»Die Männer, die als Mieter der Wohnungen auftreten, werden sich eine Reihe unangenehmer Fragen gefallen lassen müssen«, sagte der Anwalt. »Möglich, dass der eine oder andere umfällt im Verhör …«
»Impfen Sie sie, Clark. Sie wissen, wer betroffen ist. Die Verträge sind bei Ihnen hinterlegt. Machen Sie den Kerlen klar, was sie der Polizei gegenüber sagen sollen. Und machen Sie ihnen auch klar, dass meine Beziehungen bis hinter die Mauern von Rikers Island reichen.«
»Ich soll ihnen drohen? Hölle, Francis, Sie ziehen mich da in eine Sache hinein, die mich Kopf und Kragen kosten kann.«
»Sie sind Experte darin, wenn es darum geht, sich aus einer Sache herauszuwinden. Andernfalls hätte ich nicht Sie mit der Wahrung meiner Interessen beauftragt, sondern einen anderen Anwalt. Werden Sie dem Ruf gerecht, den Sie genießen, Clark.«
»Ich werde mein möglichstes tun.«
Neihardt legte auf und unterbrach so die Verbindung. Er tippte eine andere Nummer in den Apparat und pflückte den Hörer vom Apparat. Dreimal ertönte das Freizeichen, dann sagte eine Stimme: »Clum.«
»Hör zu, Leland«, sagte Neihardt. »Die Bullen haben in meinen sämtlichen Clubs Razzien durchgeführt. Die Huren bin ich los. Meine Geschäftsführer und einige Leute vom Ordnungspersonal wurden vorläufig festgenommen. Ich weiß, wem ich das zu verdanken habe. Die beiden Oberschnüffler heißen Trevellian und Tucker. FBI-Agenten. Sie scheinen ein Gelübde abgelegt zu haben, mir etwas am Zeug zu flicken. Ich will, dass die beiden einen Denkzettel verpasst bekommen.«
»Soll ich sie umlegen?«
»Es ist sicher das Einfachste. Ja, schick sie zum Teufel. Was sie – mich betreffend – vermuten, sollen sie mit in die Hölle nehmen.«