Krimi Doppelband 158 - Zwei spannende Thriller in einem Band - Pete Hackett - E-Book

Krimi Doppelband 158 - Zwei spannende Thriller in einem Band E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis von Pete Hackett: Trevellian und der Millionendeal Trevellian und das tödliche System Betriebsspionage! Rich Gardner verkauft eine Erfindung seiner Firma für zehn Millionen und setzt sich ins Ausland ab. Aber der Käufer, Dennis Mason, hat nicht vor, ihn einfach davonkommen zu lassen. Als sich die FBI-Agents Trevellian und Tucker in den Fall einschalten, ist auch ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert.

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Seitenzahl: 250

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Pete Hackett

Krimi Doppelband 158 - Zwei spannende Thriller in einem Band

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 158 - Zwei spannende Thriller in einem Band

Copyright

Trevellian und der Millionendeal: Action Krimi

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Trevellian und das tödliche System

Krimi Doppelband 158 - Zwei spannende Thriller in einem Band

Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Krimis

von Pete Hackett:

Trevellian und der Millionendeal

Trevellian und das tödliche System

Betriebsspionage! Rich Gardner verkauft eine Erfindung seiner Firma für zehn Millionen und setzt sich ins Ausland ab. Aber der Käufer, Dennis Mason, hat nicht vor, ihn einfach davonkommen zu lassen. Als sich die FBI-Agents Trevellian und Tucker in den Fall einschalten, ist auch ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER TONY MASERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Trevellian und der Millionendeal: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten.

Eine Leiche im Kofferraum eines gestohlenen Autos. Der Dieb wird unter Mordverdacht verhaftet, eine Gangsterbande verlangt von ihm die Herausgabe von Rauschgift für zwei Millionen Dollar. Als er beteuert, nichts zu wissen, wird seine Tochter entführt. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker entdecken ein Geflecht aus verschiedensten Verbrechen, aber der Hintermann bleibt im Verborgenen.

1

Burt Cavendish stieß eine Verwünschung aus. Seine Zähne knirschten übereinander. Dann fuhr er rechts ran und ließ die Seitenscheibe nach unten.

Hinter ihm hielt das Patrol Car der City Police an. Die Sirene verstummte, nur der Lichtbalken auf dem Dach warf rote und blaue Lichtreflexe in die Umgebung des Fahrzeuges. Ein Cop stieg aus und kam nach vorn. »Was darf‘s denn sein, Officer?«, fragte Cavendish aufgekratzt. »Bin ich etwa zu schnell gefahren?«

»Eines Ihrer Rücklichter ist defekt. Zeigen Sie mir Ihren Führerschein und die Wagenpapiere.«

Cavendish zog seine Brieftasche aus der Jacke und fingerte den Führerschein heraus. »Mit den Wagenpapieren kann ich leider nicht dienen. Die habe ich zu Hause vergessen. Aber das wird ja wohl kein Problem sein.«

»Aussteigen!«, kommandierte der Cop unerbittlich.

Cavendish verzog das Gesicht und kam der Aufforderung nach. Er sah, dass auf dem Beifahrersitz im Polizeiwagen ein zweiter Cop saß, der das Mikro des Funkgerätes in der Hand hielt. Der Polizist, der den Führerschein hatte, ging zum Fahrzeug, beugte sich hinein und sprach mit seinem Kollegen. Dann kam er zurück. »Öffnen Sie den Kofferraum.«

Cavendish seufzte. »Was ist der Grund für die Kontrolle?«

»Der Wagen ist nicht auf Ihren Namen zugelassen.«

»Er gehört einem guten Freund. Er hat ihn mir geliehen.«

»Wir werden das nachprüfen. Wie heißt denn Ihr Freund?«

Cavendish biss die Zähne zusammen, sagte nichts und öffnete den Kofferraum. Seine Augen weiteten sich, er schnappte nach Luft wie ein Erstickender, ein dumpfer Laut kämpfte sich in seiner Brust hoch und erstickte in seiner Kehle.

Im Kofferraum lag ein Leichnam.

Burt Cavendish hatte das Gefühl, von einer unsichtbaren Faust gewürgt zu werden.

Cavendish hatte den Wagen gestohlen. Es handelte sich um einen Infiniti FX 45 AWD. Der Mann, den er im Kofferraum spazieren gefahren hatte, hieß Roger Morgan und war der Besitzer des Fahrzeuges. Burt Cavendish wurde wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft genommen. Er beteuerte, nichts mit dem Mord zu tun zu haben. Aber zu viel sprach gegen ihn. Er kam nach Rikers Island.

Beim Hofgang trat ein Mann an ihn heran. »Auf ein Wort, Cavendish.«

Der Bursche war mittelgroß und dunkelhaarig. Ein angedeutetes Grinsen umspielte seine Lippen.

»Was willst du? Woher kennst du meinen Namen?«

»Ich kenne ihn eben.« Der Dunkelhaarige schritt neben Cavendish dahin. »Wo ist das Heroin?«

Cavendish‘ Kopf zuckte herum. Er sah das Gesicht des anderen im Profil. »Was für Heroin?«

»Das Heroin, das sich in dem Infiniti befand. Es handelte sich um Stoff im Wert von zwei Millionen Dollar. In den Nachrichten war nur von der Leiche die Rede – kein Wort von dem Stoff. Also, wo hast du ihn verbohrt?«

»Ich weiß nichts von Heroin. Verdammt, ich habe den Wagen gestohlen. Wenn ich gewusst hätte, dass eine Leiche im Kofferraum liegt, dann hätte ich ganz sicher die Finger davon gelassen.«

»Du bist verdächtig, Morgan zu seinen Ahnen geschickt zu haben«, murmelte der Dunkelhaarige. »Morgan hat das Heroin übernommen. Das ist definitiv. Jetzt ist es weg. Wer sonst außer Morgans Mörder sollte es haben? Wolltest wohl das große Geschäft machen? Daraus wird nichts. Ich stelle dich vor die Wahl: Entweder du verrätst mir das Versteck der Drogen, oder deiner Tochter geschieht ein Unglück.«

Cavendish erschrak. »Lasst meine Tochter aus dem Spiel. Ich weiß nichts von dem Heroin, wirklich nicht. Ich habe Morgan nicht umgebracht.«

»Wir nehmen an, dass Morgan ein falsches Spiel aufziehen und sich den Stoff unter den Nagel reißen wollte. Alleine wollte er die Sache nicht durchziehen, und so nahm er dich mit ins Boot. Du hast ihn erledigt, weil dich die Habgier übermannt hat und du nicht teilen wolltest. Es ist eine ganz einfache Rechnung.«

»Die allerdings nicht aufgeht«, knirschte Cavendish. »Denn das, was ihr euch zurecht gelegt habt, trifft nicht zu. Ich habe den Wagen gestohlen …«

Der Dunkelhaarige unterbrach ihn. »Du hast die Wahl, Cavendish. Wir geben dir einen Tag Bedenkzeit. Morgen spreche ich dich wieder an. Und solltest du mir dann nicht das Versteck verraten, holen wir uns deine Tochter.«

2

Als wir das Büro des Assistant Directors betraten, erhob er sich hinter seinem Schreibtisch, umrundete ihn, gab jedem von uns die Hand und forderte uns auf, am Besprechungstisch Platz zu nehmen. Wir ließen uns nieder, der Chef setzte sich zu uns.

Er sagte: »Es geht um eine Entführung, Gentlemen. Das Mädchen, das gekidnappt wurde, heißt Samantha Cavendish und ist acht Jahre alt. Der Vater, Burt Cavendish, sitzt wegen Mordverdachts in Rikers Island. Die Mutter, Liz Cavendish, wohnt in East zweiundneunzigste Straße Nummer zweihundertsieben.«

»Haben die Kidnapper irgendwelche Forderungen geltend gemacht?«

»Ja, sie wollen, dass Cavendish ihnen Heroin im Wert von zwei Millionen Dollar aushändigt.«

Fragend starrte ich unseren Chef an. Neben mir saß Milo, ich hörte ihn die Luft durch die Nase ausstoßen.

Mr. McKee ergriff noch einmal das Wort: »Cavendish wurde bei einer Kontrolle geschnappt. Er fuhr im Kofferraum eines Infiniti eine Leiche spazieren – die Leiche von Roger Morgan. Morgan war ermordet worden. Da Cavendish als Mörder in Frage kommt, wurde er inhaftiert.«

Der Assistant Director klärte uns mit knappen Worten auf, dann übergab er mir die Ermittlungsakte, die zusammen mit dem Fall vom Police Department an uns abgegeben worden war. Burt Cavendish und seine Frau Liz waren bereits vernommen worden. Ich las die Protokolle durch, dann beschlossen wir, mit den beiden noch einmal zu reden. Zuerst fuhren wir nach Rikers Island. Cavendish wurde vorgeführt. Ich sah einen Mann Mitte der dreißig, um dessen Mund sich ein herber Zug festgesetzt hatte. Ich bat den Wachtmeister, Cavendish die Handschellen abzunehmen, dann forderte ich den U-Häftling auf, am Tisch in der Raummitte Platz zu nehmen. Ich setzte mich ihm gegenüber nieder. Milo blieb neben dem Tisch stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich habe Ihren Kollegen bereits alles erzählt«, sagte Cavendish.

»Wir würden es gerne noch einmal selbst aus Ihrem Mund hören«, versetzte ich.

Cavendish nickte. »Sicher. Also, ich fuhr mit einem gestohlenen Wagen durch die Gegend. Es war gegen Mitternacht. Den Infiniti habe ich vom Parkplatz des Jacob Javits Convention Center entwendet.«

»Was hatten Sie mit dem Wagen vor?«

»Ich – ich …«

»Na?«

»Ich habe ihn eben gestohlen. Vielleicht wollte ich ihn verkaufen. Vielleicht wollte ich auch nur eine Spritztour machen. Sie können es sich aussuchen, Agents.«

»Gehören Sie einer Organisation an?«, fragte Milo. »Es gibt Banden, die sich auf den Diebstahl teurer Wagen spezialisiert haben.«

»Nein, ich arbeitete in eigener Regie.«

Mir kam die Antwort eine Idee zu schnell. Ich beobachtete Cavendish. Sein Blick kreuzte sich mit meinem und irrte ab. Der Bursche log. »Sprechen Sie weiter«, forderte ich ihn auf.

»Ich wurde von einer Polizeistreife aufgehalten, weil ein Rücklicht defekt war. Natürlich konnte ich keine Wagenpapiere vorweisen. Der Cop ließ mich den Kofferraum öffnen. Da lag der Leichnam. Ich dachte, mich tritt ein Pferd, als ich ihn sah. Ich habe mit dem Mord nichts zu tun.«

Cavendish verlieh zuletzt jedem Wort eine besondere Betonung.

»Der Mord an Morgan fällt nicht in unsere Zuständigkeit«, sagte ich. »In dieser Sache ermittelt das Detective Bureau. Uns geht es um die Entführung Ihrer Tochter.«

»Die Schufte denken, dass ich weiß, wo das Rauschgift ist. Aber ich habe keine Ahnung. So ein Kerl trat an mich heran, kaum dass ich richtig eingeliefert war, und forderte mich auf, das Versteck des Heroins zu verraten. Andernfalls würde meiner kleinen Tochter Leid geschehen. Ich konnte ihm nicht sagen, wo sich das Rauschgift befindet – ich weiß nichts von den Drogen.«

Auch dieses Mal stieß Cavendish die letzten Worte mit Nachdruck hervor.

»Wer ist der Mann, der an Sie herangetreten ist?«

»Seinen Namen kenne ich nicht. Er ist mittelgroß und dunkelhaarig. Ein Strafgefangener. Verdammt, wenn ich wüsste, wo sich das Rauschgift befindet, dann hätte ich es dem Kerl gesagt. Mit Drogen hab ich nichts am Hut. Und meine Tochter liebe ich über alles.«

»Darauf lässt Ihr Verhalten aber nicht schließen«, knurrte Milo.

»Wie meinen Sie das?«

»Sie erweisen Ihrer Tochter sicher keinen Gefallen, wenn Sie Autos stehlen und dafür hinter Gitter wandern.«

»Von irgendetwas muss ich schließlich leben. Was ich als Automechaniker verdient habe, reichte nicht, um in Manhattan zu leben. Es war zu viel zum Sterben, aber zu wenig zum Leben.«

»Es gibt andere Wege, für sein tägliches Brot zu sorgen«, bemerkte ich.

»Die Schufte haben gedroht, meine Tochter zu töten, wenn ich ihnen das Versteck nicht verrate«, murmelte Cavendish und wechselte das Thema. Er begann seine Hände zu kneten. »Retten Sie Samantha, G-men.«

»Wir müssen wissen, wer der Mann ist, der an Sie herantrat. Er hat Verbindung zu den Entführern Ihrer Tochter.«

»Ich habe ihn nicht mehr gesehen. In Rikers Island sitzen etwa fünfzehntausend Gefangene. In dieser Meute kann ein Mann verschwinden wie ein Regentropfen im Ozean.«

»Er wird sicher wieder an Sie herantreten.«

»Ob er mir seinen Namen nennen wird, ist fraglich.«

»Man wird Sie überwachen. Gegebenenfalls setzen wir sie vor einen Computer und sie müssen sich die Bilder der Männer ansehen, die in Frage kommen.«

Wir verließen das Gefängnis. »Was hältst du von dieser Geschichte?«, fragte Milo.

Ich zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Cavendish kann der Mörder von Morgan sein, es kann sich aber auch tatsächlich so zugetragen haben, wie er es uns erzählt hat.«

»In einem Punkt jedenfalls hat er uns belogen«, erklärte Milo, »nämlich, als er uns erzählte, dass er in eigener Regie arbeitet. Seine Körpersprache strafte seine Worte Lügen.«

»Davon bin ich überzeugt«, pflichtete ich Milo bei. »Die Frage ist, ob er habgierig genug ist, das Leben seiner Tochter aufs Spiel zu setzen«, fügte ich hinzu.

»Wir brauchen den Verbindungsmann zwischen Cavendish und den Entführern«, erklärte Milo. »Wenn wir den haben, sind wir einen gehörigen Schritt weiter.«

Liz Cavendish wohnte in der 92nd Street. Die Wohnung befand sich in der vierten Etage. Milo läutete. Es dauerte nur kurze Zeit, dann wurde die Tür geöffnet. Eine Frau Anfang der dreißig mit rotgeweinten Augen stand vor uns. Angespannt und erwartungsvoll schaut sie uns abwechselnd an.

Ich zeigte ihr meine ID-Card und stellte uns vor. »Ich bin Special Agent Trevellian vom FBI New York, das ist mein Kollege, Special Agent Tucker.«

»Kommen Sie herein.«

In der Wohnung forderte sie uns auf, Platz zu nehmen. Sie setzt sich zu uns und schniefte. »Haben Sie eine Spur von Samantha?«, fragte sie hoffnungsvoll.

Ich hatte Mitleid. »Nein«, antwortete ich fast widerwillig. »Erzählen Sie uns, wie die Entführung ablief.«

Sie starrte versonnen auf unbestimmten Punkt im Raum und begann nach kurzer Überlegung: »Sam wurde auf dem Schulweg entführt. Als sie nach dem Unterricht nicht nach Hause kam, rief ich in der Schule an. Der Hausmeister gab mir die private Nummer der Lehrerin. Sie erklärte mir, dass Sam nicht in der Schule erschienen ist. Miss David hat angenommen, dass Sam krank sei. Ich habe sofort die Polizei eingeschaltet.«

»Haben die Entführer mit Ihnen Kontakt aufgenommen?«

»Nein. Aber ich habe mit Burt telefoniert. Er hat mir erzählt, was sie fordern. Burt weiß allerdings nicht, wo das Rauschgift versteckt ist.« Die Frau schlug beide Hände vor das Gesicht. Ihre Schultern zuckten. Ein Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, entrang sich ihr. »Ich habe Burt immer gewarnt, angefleht habe ich ihn, die Finger von diesen Geschäften zu lassen. Aber er sagte immer, es sei leicht verdientes Geld und …«

Ihre Stimme brach. Die Gefühle übermannten sie, sie weinte. Milo und ich ließen ihr Zeit. Als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, ergriff ich wieder das Wort: »Von welchen Geschäften sprechen Sie?«

Sie schaute mich an wie eine Erwachende. Sekundenlang nagte sie in ihrer Unterlippe, dann erwiderte sie: »Es ist nichts. Vergessen Sie, was ich gesagt habe.«

»Ihr Mann arbeitet als Automechaniker?«

»Ja, bei Paul Sheridan. Sheridan betreibt einen Autofriedhof, einen Gebrauchtwagenhandel und eine Reparaturwerkstätte.«

Milo und ich wechselten einen vielsagenden Blick.

»Wo finden wir Sheridans Werkstatt?«, fragte ich.

»Queens, achtundsiebzigste Avenue.«

»Warum wollen Sie uns nicht sagen, was Sie wissen?«, hakte ich noch einmal nach. »Mit welcher Art von Geschäften verdiente Ihr Mann Geld?«

»Er … Ich … Das – das war nur so dahergesagt. Bitte, nageln Sie mich nicht fest.«

»Ihr Mann stiehlt Autos, nicht wahr? In wessen Auftrag? Hat sein Chef, Paul Sheridan, die Hände im Spiel?

»Ich muss meinen Mann nicht belasten.«

Nun, wir konnten sie nicht zwingen zu sprechen. Aber wir machten uns einen Reim auf ihre Aussage.

3

Uns war klar, dass Roger Morgan für eine Drogenmafia arbeitete. Morgan war verheiratet. Seine Wohnung lag in der 79th Street. Eine dunkelhaarige Frau von etwa vierzig Jahren öffnete uns. Ich übernahm es, uns vorzustellen. Sie bat uns in die Wohnung und wir setzten uns. »Hat das FBI die Ermittlungen im Mordfall meines Mannes übernommen?«, fragte sie.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Im Wagen Ihres Ehemannes wurde Heroin im Wert von zwei Millionen Dollar befördert. Es ist verschwunden. Wir vermuten, dass Ihr Mann das Heroin von einem Lieferanten übernommen hat und es zu einem bestimmten Ort bringen sollte. Jemand hat Ihren Gatten getötet und die Drogen gestohlen. Verdächtig, der Mörder zu sein, ist Burt Cavendish. Jetzt hat man die Tochter von Cavendish entführt. Auch der Entführer ist der Meinung, dass Cavendish Ihren Mann ermordet hat und das Heroin verschwinden ließ.«

Milo mischte sich ein: »Indem er droht, das Mädchen umzubringen, will er von Cavendish das Versteck des Heroins erpressen. Aber Cavendish bestreitet, etwas davon zu wissen.«

»Weshalb kommen Sie damit zu mir?«

»Ist Cavendish ein Bekannter Ihres Mannes?«

»Ich kenne diesen Cavendish nicht. Und ich habe keine Ahnung, ob ihn Roger kannte.«

»Arbeitete Ihr Mann?«

»Ja. Er war Buchhalter bei George Dermitt. Dermitt betreibt ein Immobiliengeschäft und einen Geldverleih. Außerdem besitzt er einige Bars. Warum wollen Sie wissen, ob mein Mann diesen Cavendish kannte?«

»Weil nicht auszuschließen ist, dass er zusammen mit Cavendish das Heroin abholte. Es könnte die Annahme untermauern, dass Cavendish Ihren Mann ermordete.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Mann die Hände im Rauschgiftgeschäft gehabt haben soll.«

»Es sieht ganz danach aus«, versetzte ich. Danach verabschiedeten wir uns.

Wir hatten zwei Namen: Paul Sheridan und George Dermitt. Zurück im Field Office berichteten wir Mr. McKee. »Ich bin geneigt, der Geschichte, die uns Cavendish erzählt hat, zu glauben«, zog ich Resümee, nachdem wir berichtet hatten. »Morgan hat ein anderer umgebracht. Es war ein dummer Zufall, dass Cavendish ausgerechnet den Wagen stahl, in dem der Leichnam lag.«

»Morgans Mörder ist für uns zweitrangig«, meinte der Assistant Director. »Es geht darum, die Tochter von Cavendish zu befreien. Das bitte ich Sie nicht aus den Augen zu verlieren.«

»Natürlich nicht«, erwiderte ich. »Wir müssen herausfinden, wer der Bursche ist, der als Verbindungsmann zwischen Cavendish und den Entführern fungiert.«

»Uns brennt die Zeit unter den Nägeln«, erklärte der Chef. »Wir wissen nicht, wie ernst es den Kidnappern mit der Drohung ist, das Mädchen umzubringen. Wir müssen aber davon ausgehen, dass es sich um eine Bande skrupelloser Drogendealer handelt, die für ihren Profit über Leichen geht.«

Zurück in unserem Büro telefonierte ich mit Rikers Island. Zwanzig Minuten später waren wir auf dem Weg zu der Gefängnisinsel. Ich benutzte nicht den Sportwagen, sondern einen Buick aus dem Fuhrpark des FBI. Im Gefängnis wurde uns Burt Cavendish übergeben. Cavendish war gefesselt. Er und Milo nahmen auf dem Rücksitz Platz.

»Was soll das werden?«, fragte Cavendish.

»Wir bringen Sie ins Field Office«, antwortete ich. »Ich habe Ihnen doch prophezeit, dass Sie sich eine Reihe von Bildern ansehen werden müssen. Wir müssen wissen, wer der Mann ist, der als Vermittler zwischen Ihnen und den Kidnappern fungiert.«

»Haben Sie mit meiner Frau gesprochen?«

»Ja. Ihre Frau sprach von Geschäften, mit denen Sie schnell Geld verdienen. Was für eine Art von Geschäften meinte Sie?«

»Sie sollten Ihr Augenmerk darauf richten, meine Tochter aus der Hand ihrer Entführer zu befreien!«, blaffte Cavendish. »Mein Fall geht Sie nichts an. Ich sitze unschuldig in U-Haft. Aber …«

»Kannten Sie Roger Morgan?«

»Nein.«

»Für wen stehlen Sie die Autos? Was geschieht mit den Fahrzeugen?«

»Sie bekommen von mir keine Antwort.«

»Sie sollten mit uns zusammenarbeiten. Umso eher wird wahrscheinlich Ihre Unschuld aufgeklärt. Im Moment spricht sehr viel dafür, dass Sie Morgan ermordeten und sich die Drogen unter den Nagel rissen.«

»Meine Unschuld wird sich herausstellen.«

Von nun an schwieg Cavendish. Im Field Office ließen wir uns von ihm noch einmal den Mann, der im Gefängnis an ihn herangetreten war, genau beschreiben, dann filterten wir die Leute heraus, die in Frage kamen. Und dann ließen wir die Bilder der Kerle, die das Programm selektiert hatte, ablaufen.

»Das ist er«, sagte Cavendish nach einiger Zeit.

Ich hielt das Programm an. Der Name des Burschen war Walt Sheldon. Er war siebenunddreißig Jahre alt und saß – wegen Drogenhandels. Wir brachten Cavendish in den Keller, wo er arretiert wurde. Dann studierten wir die Akte von Sheldon. Er war zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Seit fast zwei Jahren saß er. Die Verbindung zu der Drogenmafia, für die er gearbeitet hatte, schien er aufrechterhalten zu haben. In der Akte stießen wir auf einen Namen: George Dermitt. Walt Sheldon war Geschäftsführer in der »Moonlight Bar« gewesen, Besitzer der Bar war Dermitt.

Auch Roger Morgan arbeitete für Dermitt.

Bestand hier ein Zusammenhang?

Zum zweiten Mal an diesem Tag fuhren wir nach Rikers Island. Wir lieferten Cavendish dort ab und ließen Walt Sheldon vorführen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er zusammen mit einem Wachtmeister den Vernehmungsraum betrat. Der Bursche wirkte unruhig und verriet Unsicherheit. Als er sich gesetzt hatte, begann ich.

»Sie fungieren als Vermittler zwischen Cavendish und den Entführern seiner Tochter.«

Ich fiel sozusagen mit der Tür ins Haus.

»Ich spreche nicht mit Ihnen. Wer sind Sie überhaupt?«

»Oh, ich vergaß, uns vorzustellen. Ich bin Special Agent Trevellian, FBI New York.« Ich wies auf Milo. »Special Agent Tucker. Cavendish hat Sie eindeutig identifiziert. Es hat also keinen Sinn, uns etwas vormachen zu wollen.«

»Ich will Ihnen nichts vormachen.«

»Dann erzählen Sie uns, wer Sie beauftragte, an Cavendish heranzutreten.«

»Das weiß ich nicht.«

»Also, bitte …«

»Ich weiß es wirklich nicht.«

»Erzählen Sie das Ihrer Großmutter«, knurrte Milo.

»Aber es ist so. Ich wurde am Telefon verlangt. Der Anrufer nannte sich Coleman. Ich kenne aber keinen Coleman. Er trug mir auf, was ich zu tun habe. Ich fand heraus, wer Cavendish war und bestellte ihm, was mir aufgetragen wurde.«

»Und Sie haben auch keine Ahnung, wer der Anrufer gewesen sein könnte?«

»Nicht die geringste.«

»Kennen Sie Roger Morgan?«

Sheldon nickte. »Er arbeitete für George Dermitt als Buchhalter. Cavendish soll ihn gekillt haben.«

»Hat Ihnen das der Anrufer erzählt?«

»Nein. Ich habe Erkundigungen über Cavendish eingezogen.«

»Warum?«

»Einfach so.«

»Der Anrufer wird sicher wieder Verbindung mit Ihnen aufnehmen.«

»Davon gehe ich aus.«

Wir ließen Sheldon wieder abführen.

»Er weiß genau, mit wem er telefoniert hat«, knurrte Milo.

4

George Dermitt wohnte in West 52nd Street, in Clinton also. Seine Wohnung lag im einundzwanzigsten Stock eines Hochhauses. Der Aufzug trug uns nach oben. Eine Frau um die dreißig öffnete uns. Sie war ausgesprochen hübsch und von einer besonderen Rasse. Ich erklärte ihr, wer wir waren, dann sagte ich: »Wir möchten Mister Dermitt sprechen.«

»Wer ist draußen?«, erklang es in der Wohnung.

»Zwei Agents vom FBI.«

Die Frau wurde zur Seite geschoben, und ein Mann von etwa fünfzig Jahren zeigte sich. Er hatte graue Haare, war etwa eins achtzig groß und schlank. »Was will das FBI von mir?«

»Können wir drin sprechen?«, fragte ich.

»Natürlich, kommen Sie herein.«

Dermitt gab die Tür frei und wir betraten die Wohnung. Hier war alles nur vom Feinsten. Dermitt hatte sich die Einrichtung etwas kosten lassen. Es war nicht schwer, von der Wohnung auf die Höhe seines Einkommens zu schließen.

»Nehmen Sie Platz«, forderte er uns auf. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«

Wir lehnten ab, setzten uns aber. Auch Dermitt ließ sich nieder. Die junge Frau verschwand in einem angrenzenden Raum und schloss hinter sich die Tür. Auffordernd schaute Dermitt von Milo zu mir.

Ich ergriff das Wort. »Roger Morgan arbeitete für Sie.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.

»Richtig. Er war für mich als Buchhalter tätig. Ich betreibe eine Reihe von Geschäften, müssen Sie wissen. Und da bedarf es eines kompetenten Mannes, der das Formelle erledigt.«

»Für Sie arbeitete auch Walt Sheldon.«

Dermitts Brauen schoben sich zusammen; er vermittelte den Eindruck nachzudenken, dann nickte er. »Sheldon – genau. Ich hatte ihn als Geschäftsführer eingesetzt. Aber das reichte ihm nicht. Er handelte mit Drogen.« Dermitts Schultern hoben sich. »Er hat die Quittung erhalten. Ich glaube, er hat sieben Jahre aufgebrummt bekommen. Nun, wer mit dem Feuer spielt …«

Den Rest der Redewendung verschwieg Dermitt.

»Wir gehen davon aus, dass auch Ihr Buchhalter mit Drogen handelte«, gab ich zu verstehen.

Dermitt lehnte sich zurück. Fassungslos musterte er mich. Dann stieß er hervor: »Roger – niemals.« Er lachte fast amüsiert auf. »Roger war nicht nur von Beruf Buchhalter, er war es tief in seiner Seele. Er war nicht bereit, auch nur einen Cent an Steuern an der Finanzbehörde vorbeizuschleusen. Nein, o nein. Roger war die Redlichkeit in Person.«

»Er beförderte in seinem Wagen Rauschgift im Wert von zwei Millionen Dollar.«

»Das ist lächerlich.«

»Wegen des Rauschgifts wurde er wahrscheinlich auch ermordet.«

»Ich denke, dass er seinen Mörder überraschte, als dieser seinen Infiniti stehlen wollte. Der Kerl erschoss ihn kurzerhand und packte ihn in den Kofferraum, um die Leiche irgendwo außerhalb New Yorks verschwinden zu lassen.«

»Die Tochter des vermeintlichen Mörders wurde entführt. Die Entführer haben gedroht, das Mädchen umzubringen, wenn ihnen Cavendish das Versteck des Rauschgifts im Wert von zwei Millionen nicht verrät.«

Dermitt starrte mich an, als versuchte er, meine geheimsten Gedanken zu ergründen und zu analysieren. Plötzlich schüttelte er den Kopf und sagte: »Es ist für mich unvorstellbar. Aber wenn Sie es sagen …«

»Sheldon fungierte als Vermittler zwischen Cavendish und den Entführern.«

»Haben Sie ihn schon in die Mangel genommen?«

Ich glaubte einen lauernden Ausdruck in Dermitts Augen wahrzunehmen. »Ja. Er beruft sich darauf, dass er einen Anruf erhielt. Der Mann, der ihn anrief, nannte sich Coleman. Sheldon kennt aber keinen Coleman.«

»Und, nehmen Sie ihm das ab?«

»Wir können ihm das Gegenteil nicht beweisen.«

Kurze Zeit des Schweigens verging. Dann sagte Dermitt: »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen.«

Unverrichteter Dinge verließen wir seine Wohnung.

»Was glaubst du?«, fragte Milo, als wir auf dem Weg zur Federal Plaza waren.

»Dermitt könnte der Kopf der Drogenmafia sein«, verlieh ich meinen Gedanken Ausdruck. »Aber das ist natürlich nur eine Vermutung.«

»Wenn es so ist, dann geht die Entführung auf sein Konto.«

»Wie sollen wir das herausfinden?«

»Ich habe eine Idee«, murmelte Milo. »Die Frage ist, ob der Chef grünes Licht gibt.«

»Lass mich an deinen Gedankengängen teilhaben«, forderte ich.

Milo begann zu sprechen.

5

Die Häftlinge schritten in dem großen Hof im Kreis herum. Kleine Gruppen hatten sich gebildet. Burt Cavendish hatte sich etwas abgesondert. Er machte sich Sorgen wegen seiner Tochter, aber auch wegen seines eigenen Schicksals.

Er kniff die Augen zusammen, als er den Kerl sah, der von ihm das Versteck der Drogen erfahren wollte. Der Bursche kam schnell auf ihn zu und grinste. Cavendish stockte im Schritt, gab sich aber einen Ruck und ging weiter.

Sheldon gesellte sich zu ihm. »Hast du es dir überlegt?«

Cavendish hielt an und wandte sich dem Burschen zu. »Ich weiß nicht, wo das Rauschgift ist. Sag das deinen Hintermännern. Glaubst du, ich würde es euch nicht verraten, nachdem ihr meine Tochter in eure Gewalt gebracht habt?«

»Vielleicht ist deine Habgier größer als die Liebe zu der Kleinen«, erwiderte Walt Sheldon grinsend.

»Das Rauschgift habe ich nicht, verdammt. Ich habe den Infiniti geklaut. Er sollte mir gutes Geld bringen. Du musst mir glauben, dass ich keine Ahnung von der Leiche im Kofferraum hatte.«

»Du solltest an deine Tochter denken.«

Cavendish wirbelte halb herum. Seine Züge entgleisten und verzerrten sich zur gehässigen Grimasse. »Du verdammter Hund!«

Bei ihm schien eine Sicherung durchzubrennen. Er stürzte sich auf Sheldon. Dieser wurde von dem Angriff völlig überrumpelt. Ehe er sich versah, hatte ihn Cavendish zu Boden gerissen. »Wo ist meine Tochter?«, knirschte Cavendish und trat Sheldon gegen die Rippen. »Sag es mir! Wo hat ihr verdammten Schweine Samantha versteckt?«

Wie von Sinnen begann er auf Sheldon einzutreten. Sheldon wand sich am Boden und schrie wie am Spieß. Einige Wachleute wurden aufmerksam. Häftlinge liefen heran. Ein Pfiff ertönte. Dann wurde Cavendish zurückgerissen. Handschellen klickten.

6

Der Mann, der die »Moonlight Bar« betrat, war mit einem Jeansanzug bekleidet und wies indianische Gesichtszüge auf. Er schaute sich um. Es war 22 Uhr vorbei und die Bar war gut besucht. Sie war in Nischen unterteilt. Leise Musik spielte. Am Tresen saßen einige Leute auf Barhockern. Es gab eine kleine Bühne. Das Licht war schummrig. Der Mann setzte sich auf einen Barhocker und bestellte sich ein Glas Wasser. Der Keeper stellte es vor ihn hin. »Einen Moment«, sagte der Indianer.

»Was ist denn?«

»Ich suche jemanden. Man sagte mir, dass ich ihn vielleicht in dieser Bar antreffe.«

»Wen suchen Sie denn?«

»Sein Name ist Roger Morgan.«

»Was wollen Sie denn von Morgan?«

»Ich muss ihn sprechen. Eine persönliche Sache. Bin extra aus Chicago nach New York gekommen, um mit ihm zu reden.«

Misstrauisch fixierte der Keeper den Indianer. Dann sagte er: »Sie kommen ein paar Tage zu spät. Jemand hat Morgan in die Hölle geschickt.«

»Was?«

»Er ist tot – erschossen. Hoffentlich war es nichts Wichtiges, was Sie mit ihm zu besprechen hatten.«

»Verdammt!«, stieß der Indianer hervor.

»Das ist so. Sie haben den Weg von Chicago umsonst gemacht.«

»Hat Morgan nahe Angehörige?«

»Er war verheiratet.« Der Keeper wandte sich ab.

Der Indianer bestellte sich später noch ein zweites Glas Wasser und als es der Keeper vor ihn hinstellte, fragte er: »Wissen Sie, wo Morgans Frau wohnt?«

»Wollen Sie ihr gegenüber Ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen?«

»Nein. Ich muss mit ihr sprechen. – Hat man den Mörder von Morgan erwischt?«

»Ja. Er sitzt in U-Haft. Allerdings bestreitet er die Tat.«

»Wo wohnt Morgans Gattin?«

»Irgendwo in der Upper West Side. Die genaue Adresse kenne ich nicht. Aber ich kann sie gerne für Sie herausfinden. Sie müssten allerdings morgen Abend noch einmal herkommen.«

»Ich wohne im Quality Eastside«, erklärte der Indianer. »Zimmer zweihundertvierzehn. Rufen Sie mich an, wenn Sie die Anschrift wissen. Die Nummer des Hotels finden Sie im Telefonbuch.«

»Ich schreib es mir auf«, sagte der Keeper, holte einen Notizblock und einen Kugelschreiber und vermerkte den Namen des Hotels sowie die Zimmernummer auf dem Zettel, riss ihn ab und schob ihn in die Brusttasche seines Hemdes. Dann sagte er grinsend: »Es muss schon sehr wichtig sein, was Sie mit Morgan zu besprechen hatten. Hängt es vielleicht mit dem Rauschgift zusammen, das Morgan beförderte und das spurlos verschwunden ist?«

»Rufen Sie mich an, wenn Sie die Anschrift der Frau herausgefunden haben«, sagte der Indianer ausweichend. Dann bezahlte er seine zwei Wasser und verließ die Bar.

7

Der Autofriedhof nahm ein großes Areal ein. Zur Straße hin war er mit einem Drahtgeflechtzaun abgegrenzt. Berge von verrosteten und ausgeschlachteten Autowracks türmten sich. Ein Kran überragte alles. Zwischen den Schrotthaufen führte die Zufahrt hindurch. Mitten auf dem Grundstück gab es einen freien Platz, auf dem einige flache Hallen errichtet waren. Eine dieser Hallen verfügte über drei große Tore, die geöffnet waren. Auf einer Hebebühne stand ein Toyota, ein Mann arbeitete daran.

Über der Tür eines anderen Gebäudes hing ein Schild mit der Aufschrift »Office«. Vor diesem Bau bremste ich den Sportwagen ab, wir stiegen aus, ich schaute mich um. Soeben hievte der Kran ein Wrack in die Schrottpresse. Mir kam mein XKR in den Sinn. Wehmütig dachte ich an ihn. Er endete auch in einer Schrottpresse.

Ich gab mir einen Ruck, konzentrierte mich auf das Wesentliche und folgte Milo zu der Tür, die ins Büro führte. Hinter einem Tresen standen zwei Schreibtische, an denen zwei Frauen saßen. Die eine war höchstens zwanzig Jahre alt, die andere um die fünfzig. Zwei Türen führten in andere Räume. Sie waren verschlossen. Die jüngere der beiden Ladies musterte uns kurz, dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit am Computer zu. Die ältere Frau lächelte und fragte: »Was kann ich für Sie tun?«

»Ist Mister Sheridan zu sprechen?«

»Was wollen Sie denn von ihm?«

Ich stellte uns vor und sagte: »Es geht um einen seiner Beschäftigten – genau gesagt um Burt Cavendish. Einige Routinefragen.«

»Einen Moment.« Die Frau erhob sich, ging zu einer der Türen und verschwand im angrenzenden Raum. Gleich darauf kam sie zurück und machte eine einladende Handbewegung. »Mister Sheridan erwartet Sie.«

Wir gingen hinein. Sheridan saß hinter einem alten Schreibtisch. Er mochte um die sechzig sein, seine Haare waren grau, sein Gesicht sah etwas verlebt aus. Er fixierte uns unter zusammengeschobenen Brauen hervor. »Ich kann Ihnen nicht sagen, welcher Teufel Burt geritten hat, als er diesen Morgan erschoss.«

»Er bestreitet den Mord.«

»Natürlich bestreitet er ihn. Schließlich geht es um lebenslänglich.«

»Cavendish behauptet, den Wagen gestohlen zu haben. Die Leiche habe im Kofferraum gelegen.«

»Aus welchem Grund sollte Burt ein Auto stehlen?«

»Das ist die Frage, die uns beschäftigt. Seine Frau sprach von Geschäften, bei denen sich leichtes Geld verdienen lasse. Darum nehmen wir an, dass es nicht das erste Auto war, das Cavendish stahl.«

»Ich weiß nicht, was er in seiner Freizeit trieb.«

»Sie kaufen doch gebrauchte Fahrzeuge auf«, bemerkte Milo.

Sheridan schaute meinen Kollegen an. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. »Nur mit den dazugehörigen Wagenpapieren, G-man. Sie können sich gerne selbst davon überzeugen. Hinter der Werkstatt stehen die Gebrauchtwagen. Ich kann für jedes Fahrzeug einen Kaufvertrag vorweisen.«

»Das zweifeln wir auch nicht an«, erklärte ich.

»Dann ist es ja gut. Ich weiß nichts von Burts Geschäften. Bei mir geht es ehrlich zu.«

»Davon sind wir überzeugt«, sagte Milo.

»Was wollen Sie dann bei mir?«

»Wir sind dabei, Cavendishs Umgebung ein wenig zu durchleuchten«, sagte ich. »Seine Tochter wurde entführt. Unser Job ist es, die Kleine aus der Gewalt ihrer Kidnapper zu befreien.«

»Ich habe davon gehört. Ich kenne Samantha. Ein aufgewecktes Kind. Wenn Sie bei mir herumstehen und sinnlose Fragen stellen, werden Sie sie kaum finden.«

Der Bursche ging auf Konfrontationskurs.

»Lassen Sie uns nur unsere Arbeit machen«, knurrte Milo ein wenig genervt, dann verabschiedeten wir uns.

Wir hatten uns ein Bild von Paul Sheridan machen können. Das war der Sinn unseres Besuchs gewesen.

»Die Werkstatt ist geradezu prädestiniert, gestohlene Autos umzuarbeiten, sie mit falschen Papieren zu versehen und irgendwo hin zu verschieben, um sie an den Mann zu bringen«, meinte Milo, als wir auf dem Weg nach Rikers Island waren.

»Du sprichst mir aus der Seele.«

Im Gefängnis angekommen ließen wir Cavendish vorführen. Trotzig musterte er uns. Als er saß, stemmte ich mich mit beiden Armen auf den Tisch und beugte mich ein wenig vor. Wir starrten uns an. Sein Blick irrte nach kurzer Zeit ab. »Sheldon ist wieder an mich herangetreten.«

»Deswegen sind wir hier. Sie haben ihn zusammengeschlagen.«

»Er ist ein dreckiger Bastard!«

»Mag sein.«

»Ich sollte mich entscheiden. Aber ich weiß nichts von dem verdammten Heroin.« Cavendish mahlte mit den Zähnen.

»Wir haben mit Ihrem Boss gesprochen«, sagte ich.

Cavendish presste einen Moment die Lippen zusammen, dass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten. »Sheridan hat mit der Sache nichts zu tun«, presste er dann hervor.

»Wie lange arbeiten Sie schon für ihn?«

»Seit etwas über einem Jahr. Es ist ein guter Job. Ich werde ihn wohl los sein, wenn ich wieder entlassen werde.«

»Sie rechnen also mit Ihrer baldigen Entlassung?«

»Natürlich. Meine Unschuld wird sich herausstellen.«

Ich schaute skeptisch.

»Man kann mich doch nicht für etwas einsperren, das ich nicht getan habe!«, erregte sich Cavendish.

»Es gibt nichts, was Sie entlastet.«

»Dann suchen Sie den richtigen Mörder, verdammt!«

»Vorrangig geht es darum, Ihre Tochter aus der Hand ihrer Entführer zu befreien.«

Cavendish stieß die Luft durch die Nase aus. Es sah aus, als befreite er sich von einem Überdruck. »Ich mache mir Sorgen wegen Samantha«, brach es aus seiner Kehle.