Krimi Doppelband 165 - Zwei spannende Thriller in einem Band - Pete Hackett - E-Book

Krimi Doppelband 165 - Zwei spannende Thriller in einem Band E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis (349XE) von Pete Hackett: Trevellian und die Rache des Gangsterbosses Trevellian und der neue Terror Immobilien sind ein Millionengeschäft. Und um ein großes Projekt zu verwirklichen, müssen manchmal auch Vorbesitzer von Grundstücken aus dem Weg geräumt werden. Wo es jedoch in Terror und Mord übergeht, greifen die FBI-Agenten Trevellian und Tucker ein. Aber die Hintermänner sind nur schwer auszumachen, und sie gehen buchstäblich über Leichen.

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Seitenzahl: 238

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Pete Hackett

Krimi Doppelband 165 - Zwei spannende Thriller in einem Band

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 165 - Zwei spannende Thriller in einem Band

Copyright

Trevellian und die Rache des Gangsterbosses: Action Krimi

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Trevellian und der neue Terror

Krimi Doppelband 165 - Zwei spannende Thriller in einem Band

Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Krimis

von Pete Hackett:

Trevellian und die Rache des Gangsterbosses

Trevellian und der neue Terror

Immobilien sind ein Millionengeschäft. Und um ein großes Projekt zu verwirklichen, müssen manchmal auch Vorbesitzer von Grundstücken aus dem Weg geräumt werden. Wo es jedoch in Terror und Mord übergeht, greifen die FBI-Agenten Trevellian und Tucker ein. Aber die Hintermänner sind nur schwer auszumachen, und sie gehen buchstäblich über Leichen.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER TONY MASERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Trevellian und die Rache des Gangsterbosses: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 111 Taschenbuchseiten.

Bomben im Grand Central, Zeitungshändler werden bedroht, ein Bekennerschreiben deutet auf islamistischen Terror hin. Doch die FBI-Agents Trevellian und Tucker vermuten, dass der Verbrecher Agostino noch aus dem Gefängnis heraus die Fäden zieht. Das FBI muss Beweise suchen, für die eine oder andere Theorie – und die Täter müssen gefasst werden. Aber bis dahin sollen die Agenten längst tot sein!

1

„Ich hasse Trevellian, ich hasse Tucker, und ich hasse die Tageszeitungen unserer Stadt“, grollte der Bass Fred Agostinos. Er befand sich im Besucherraum des City Prison. Auf der anderen Seite der dicken Glasscheibe saß Carlton Wetham. Die beiden konnten sich nur über eine Gegensprechanlage verständigen. Aber sie konnten sich sehen. Wetham entging nicht, dass in Agostinos Zügen tatsächlich mörderischer Hass wütete.

„Trevellian und Tucker können wir dir auf dem Tablett präsentieren, wenn du es haben willst, Freddy“, meinte Wetham. „Du brauchst nur mit den Finger zu schnippen.“

„Ja“, keuchte der Gangsterboss in den Hörer der Sprechanlage, „bringt mir die Köpfe der beiden.“ Seine Stimme sank herab zu einem heiseren, fanatischen Geflüster. „Ich will Trevellian und Tucker tot sehen!“

„Denkst du, dass du ohne ihre Aussage vor Gericht einen besseren Stand hast?“

„Darum geht es nicht. Dass sie mich mit den gestohlenen Gemälden sozusagen in flagranti erwischten, ist längst protokolliert und bei den Akten des District Anklägers. Nein, es geht mir um Rache. Vor der Justiz fürchte ich mich weniger. Mich wird vor Gericht die beste Anwaltskanzlei vertreten, die New York zu bieten hat.“

„Ich werde Brown damit beauftragen, die beiden Feds in die Hölle zu schicken. Er ist der zuverlässigste Mann auf diesem Gebiet.“ Wetham wechselte das Thema: „Hat dein Anwalt dem Gericht schon eine Kaution angeboten?“

„Der Haftprüfungstermin ist auf den siebzehnten angesetzt.“ Fred Agostino griff nach der Zeitung, die er in den Besucherraum mitgebracht und achtlos vor sich auf den Tisch geworfen hatte. Er hielt sie so, dass Wetham einen Teil der Schlagzeile auf der Titelseite lesen konnte. Ein historischer Tag in der Verbrechensbekämpfung New Yorks … war da in fetten, schwarzen Lettern zu lesen.

In Agostinos Augen trat ein unheilvolles, fast irres Glitzern, er stieß hervor: „Das macht mir mehr Sorgen als die Anklage.“ Wütend schüttelte Agostino die Hand mit der Zeitung. „Diese Schundblätter stellen mich an den Pranger. Sie erklären mich für schuldig, noch ehe das Gericht ein Urteil fällt. Das ist Rufmord par excellence.“ Er schmetterte die Zeitung wieder vor sich auf den Tisch, dass es klatschte. „Die Times schreibt, dass man von einem Meilenstein in der Geschichte der Verbrechensbekämpfung reden müsse, nachdem ich hinter Schloss und Riegel sei. Sie berichten von mir als einem skrupellosen Ungeheuer, von einem Verbrecher, für den eine lebenslängliche Gefängnisstrafe viel zu glimpflich wäre, von einem Geschwür im Angesicht der Erde.“

Er schaute durch die Glaswand Wetham an. Wetham war der Vertreter seines Vertreters. Butch Barnum, seine rechte Hand, war mit ihm verhaftet worden. Man schrieb dem Verein Agostinos Drogengeschäfte im großen Stil, Schutzgelderpressung, Menschenhandel und Auftragsmord zu. Geschnappt waren Agostino und sein Vertreter worden, als sie einige aus einem Museum in Boston geraubte Gemälde an einen leidenschaftlichen Sammler verhökern wollten.

Das FBI hatte den Tipp von einem V-Mann erhalten, ein Tipp, der sich als hervorragend erwies. Die Special Agents Jesse Trevellian und Milo Tucker hatten den Gemäldedeal auffliegen lassen. Und jetzt waren sie dabei, Beweise für die anderen Untaten Agostinos zusammenzutragen!

„Lass die Zeitungsschmierfinken doch schreiben, was sie wollen“, versuchte Wetham seinen Boss zu besänftigen. „Ändern kannst du es doch nicht. Die Bullen liefern den Reportern und Journalisten den Stoff, und die bereiten ihn publikumswirksam auf.“

„Ich werde es ändern“, versprach Fred Agostino mit gehässigem Tonfall. „Ich werde bei den Schmierfinken für Furore sorgen. Pass auf …“

Agostino erklärte Carl Wetham, wie er sich seinen Kampf gegen die Zeitungen vorstellte. „Wir machen sie fertig!“ Mit diesen Worten schloss er. Der fanatische Hass irrlichterte in seinen Augen.

Wetham erhob sich. „Ich besuche dich bei Gelegenheit wieder“, versicherte er.

„In Ordnung. Ich hoffe, du kommst mit der Erfolgsmeldung, dass Trevellian und Tucker in der Hölle schmoren. Es ist mir ein inneres Bedürfnis, die beiden beim Teufel zu wissen.“

2

Niemand achtete auf den Aktenkoffer, der an einer Säule der Subway-Umsteigestation in der 51. Straße stand. Die Menschen, die vorüberhasteten, hatten es eilig. Viele standen ungeduldig in den Wartezonen herum, schauten immer wieder auf die Uhr und traten von einem Fuß auf den anderen. Einige lasen im Stehen ihre Zeitung. Eine Gruppe Halbwüchsiger schäkerte und lachte.

Die Subway kam und hielt fast lautlos an. Wie von Geisterhand gelenkt gingen die Türen auf. Menschen stiegen aus, andere stiegen zu. Ein Mann in einem zerschlissenen Mantel und einem weißen, ungepflegten Bart ging zwischen den Menschen herum und bettelte.

Es war wie jeden Tag. Stress und Hektik bestimmten das Bild in der Subway-Station. Doch plötzlich gab es einen fürchterlichen Knall. Der Koffer explodierte. Für Bruchteile von Sekunden staute sich die Detonation in dem U-Bahn-Schacht, dann trieb sie wie Kanonendonner durch die riesige Röhre. Menschen wurden durch die Luft gewirbelt …

Menschen lagen am Boden. Andere rannten blutend und schockiert hin und her. Es herrschten Panik und Kopflosigkeit. Geschrei erhob sich. Einige Betonbrocken, die die Explosion aus dem Pfeiler gerissen hatte, waren auf den Boden gepoltert. Staub wallte.

Minuten später schon trafen Polizei, Feuerwehr und einige Rettungsdienste ein. Das FBI wurde informiert. Mr. McKee, der Special Agent in Charge des FBI Field Office New York, bat Milo und mich, bei ihm anzutreten.

Mein Teampartner und ich schnappten unsere Jacken, schlüpften hinein und machten uns auf den Weg. Wenig später saßen wir erwartungsvoll an dem Konferenztisch im Büro des SAC.

Mr. McKee setzte sich zu uns, schaute von einem zum anderen, und begann schließlich: „Vor einer knappen Stunde ist bei der Subway-Station in der einundfünfzigsten Straße eine Bombe hochgegangen. Getötet wurde bei dem Attentat niemand, aber mehr als zwanzig Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Mich hat das Police Department verständigt. Auf wessen Konto der Anschlag geht, ist ungewiss. Beim Department vermutet man, dass wahrscheinlich die Al-Quaida wieder einmal zugeschlagen hat. Es kann aber auch eine andere terroristische Zelle sein, möglicherweise steckt sogar eine amerikanische Extremistengruppe dahinter.“

Ich war betroffen. Mehr als 20 Menschen, die ahnungslos Opfer geworden waren, weil irgendeine militante Gruppierung wieder mal ein Zeichen setzen wollte.

Es war der Irrsinn brutaler Gewalt.

„Hört das denn nie auf?“, murmelte Milo bedrückt. „All diese unschuldigen Menschen …“

Milos Stimme hatte bitter und gepresst geklungen. Sie drückte aus, wie sehr auch ihn dieser neuerliche Anschlag erschüttert hatte.

„Solange es Menschen gibt, gibt es auch die Gewalt“, philosophierte der Chef. Er schlug mit der flachen Hand leicht auf den Tisch. „Aber darüber Gedanken anzustellen ist sinnlos. Ich will, Jesse, Milo, dass Sie beide sich darum kümmern. Bei Ihnen weiß ich den Fall in guten Händen. Schätzungsweise wird in den nächsten Tagen, vielleicht morgen schon, ein Bekennerschreiben auftauchen. Und dann …“

„Wir werden unser Bestes tun, Sir“, versprach ich.

Milo nickte beipflichtend.

Dann verabschiedeten wir uns. Wir fuhren in die 51. Straße. Der Platz um die Stelle, wo die Bombe explodiert war, war mit einem gelben Trassenband abgesperrt. Die Verletzten waren bereits abtransportiert worden. Es wimmelte von Cops und Feuerwehrleuten. Sowohl die Subway-Polizei wie auch die Stadtpolizei waren vertreten. Die Kollegen von der Spurensicherung machten ihren Job. Presse-, Rundfunk- und Fernsehreporter waren vor Ort.

Milo und ich wiesen uns aus, dann sprachen wir mit dem Einsatzleiter der City Police. „Wir haben die Namen und Adressen einer Reihe von Augenzeugen festgehalten“, gab der Mann zu verstehen. „Ob sie jedoch etwas wissen, das zur Aufklärung des Anschlages beiträgt, ist fraglich.“

„Wessen Handschrift trägt das Attentat?“

Der Cop hob die Schultern, ließ sie wieder sinken, und meinte: „Schwer zu sagen. Man wird erst mal die Reste der Bombe auswerten müssen, und selbst dann wird es schwer sein, eine exakte Aussage zu machen. Wenn kein Bekennerschreiben auftaucht …“

Der Mann zuckte erneut mit den Schultern. Vielsagend brach er ab. Rund um den Platz hatten sich Neugierige versammelt. Sie standen Schulter an Schulter. Das Geraune vieler Stimmen hing in der Luft. Natürlich war der Subway-Betrieb bei dieser Haltestelle eingestellt worden. Die U-Bahn-Züge wurden umgeleitet.

Wir begaben uns zu den Kollegen von der Spurensicherung. Einer der Männer hielt einen Plastikbeutel in der Hand, in der sich mehrere Metallsplitter befanden. Wir wiesen uns auch hier aus.

Milo fragte: „Kann man schon was sagen?“

Der Kollege mit dem Plastikbeutel wiegte den Kopf. „Wahrscheinlich keine Fernzündung, sondern ein Zeitzünder. Verwendet wurde meiner Meinung nach Plastiksprengstoff. Es kann aber auch TNT gewesen sein. Das wird die Analyse ergeben müssen. Im Augenblick wäre es verfrüht, etwas konkret zu behaupten.“

„Ich meine, ob sich schon ein Hinweis auf die Bombenleger ergeben hat“, kam es von Milo.

„Nein. Nicht die Spur!“

Der Mann wandte sich ab und entfernte sich, den Blick auf den Boden geheftet.

Für uns gab es hier nichts zu tun. Ich bat den Einsatzleiter, das FBI über das Ergebnis der Feststellungen zu unterrichten und uns zu gegebener Zeit die entsprechenden Protokolle zu überlassen. Dann fuhren wir zurück ins Federal Building.

3

Thomas Vinegarden, ein deutschstämmiger Amerikaner, war Inhaber des Buch- und Zeitschriftenhandels im Grand Central, wo man die Gezeiten der täglichen Menschenströme erlebt wie sonst nirgendwo im Big Apple. Der Bahnhof ist das Tor New Yorks, durch das jeden Tag etwa 500.000 Pendler und Tausende von Passanten kommen.

Vinegarden öffnete seinen Laden täglich um 7 Uhr.

Auch an diesem Tag traf er kurz vor 7 Uhr ein. Der Zeitungs- und Zeitschriftenlieferdienst hatte schon die gebündelten aktuellen Tageszeitungen und Zeitschriften vor der Glasfassade deponiert. Punkt sieben Uhr würde auch Melissa Graham, Vinegardens Angestellte, eintreffen. Die 29-jährige arbeitete nur vormittags, da sie zwei Kinder hatte, die um die Mittagszeit von der Grundschule nach Hause kamen und am Nachmittag ihrer Betreuung bedurften. Morgens, während der Stoßzeit, war sie für Thomas Vinegarden unersetzlich.

Das morgendliche Procedere lief jeden Tag gleich ab. Aufsperren, die Zeitungen und Zeitschriften in den Laden tragen und in die Regale und Aufsteller verteilen. Ein stereotyper Ablauf. Die vielfältigen Geräusche im Grand Central registrierte Vinegarden schon nicht mehr. Seine Umgebung nahm er nur noch unterbewusst wahr. Das alles war Alltag, Gesetz der Serie, Regelmäßigkeit, jeden Tag die selbe Leier.

Doch heute war etwas anders. Mit roter Farbe war an die Glasscheibe der Eingangstür in den Laden ein Wort gesprüht: Death!

Mit roter Farbe waren auch die Zeitungs- und Zeitschriftenpacken besprüht.

Der Händler war fassungslos. Ein gehetzter Ton entrang sich ihm. An ihm eilten Menschen vorbei, über ihm schlug der Lärm zusammen, der die Bahnhofshalle erfüllte.

Death! Mit roter Farbe, die aussah wie Blut. Die Buchstaben verschwammen vor Vinegardens Augen. Er griff sich mit fahriger Geste an die Stirn, wischte sich über die Augen, als wollte er einen bösen Traum verscheuchen. Aber das Bild blieb.

Mit zitternder Hand schloss Vinegarden den Laden auf.

Die Zeitungen und Zeitschriften waren unbrauchbar. Der Fußboden um die beiden Stapel wies einen rötlichen Schimmer auf. Auch das Glas der Trennwand, an der die Zeitungs- und Zeitschriftenstapel deponiert waren, war mir Farbe verschmutzt.

Melissa Graham kam. Sie war entsetzt. „Wer kann das gewesen sein? Jugendliche Randalierer? Oder haben Sie einen Feind, Mr. Vinegarden?“

„Nicht dass ich wüsste“, murmelte der Ladeninhaber mit lahmer Stimme. Er dachte an Schutzgelderpressung. So fing es meistens an. Zunächst wurden die Geschäftsleute vehement eingeschüchtert, und dann trat man mit Forderungen an sie heran. Zahlen oder bluten – das war in diesem Fall die Devise. Wahrscheinlich würde er im Laufe des Tages einen Anruf erhalten. Ein kaltes Gefühl beschlich ihn. Vinegarden wusste, dass diese Art von Terror immer wieder von der Mafia, manchmal aber auch von brutalen Street Gangs ausgeübt wurde.

„Ich werde die Polizei verständigen“, murmelte er und ging zum Telefon.

4

Beim Police Department ging ein Bekennerbrief ein. Darin bekannte sich Ansar el Islam zu dem Anschlag in der U-Bahn-Station. In dem Brief wurden weitere Attentate angekündigt. Die Untergrundgruppe unterhält enge Verbindung zur Al-Quaida.

Wir wussten also, an wen wir uns zu wenden hatten. Ansar el Islam. Das war aber auch alles. Wer zu den Terroristen gehörte – keine Ahnung.

Ich dachte an Aman Daud, den früheren Führer der Untergrundorganisation Ansar el Islam in New York, den das FBI vor einiger Zeit im Zusammenhang mit dem Schmuggel von SA-18 Boden-Luft-Raketen verhaftet hatte. Der Terrorist jedoch saß auf Nummer Sicher in Rikers Island. Dies allein war jedoch kein Garant dafür, dass er nicht mehr aktiv war.

Ihn einzuvernehmen war sicherlich vergebliche Liebesmüh. Darüber waren Milo und ich uns einig. Also unterließen wir es. Es gab einige andere Namen, Männer, die im Verdacht standen, Sympathisanten der Extremisten zu sein, und an die wollten wir uns zunächst mal halten. Außerdem hatten wir einen V-Mann eingesetzt, der sich in Unterweltkreisen ein wenig für uns umhören sollte. Sein Name war Vince Saddler. Er hatte uns schon den Tipp mit dem Gemäldedeal gegeben, bei dem wir Freddy Agostino und seinen Stellvertreter Butch Barnum verhafteten.

Milo und ich waren, was den Bombenanschlag anbetraf, im Moment zum Daumendrehen verdammt. Sicher, wir beobachteten abwechselnd die Kerle, die wir verdächtigten. Sie einzuvernehmen konnten wir uns jedoch nicht leisten, denn erstens wären wir auf eine Mauer des Schweigens gestoßen, und zweitens hätten wir gewisse Leute nur unnötig gewarnt.

Die Schufte mussten aus der Reserve gelockt werden.

Und dann mussten wir zur Stelle sein.

Nur so konnten wir sie packen.

An diesem Tag observierten wir die Wohnung eines Mannes namens Abdul Raisha, eines Irakers, der verdächtig war, zu Ansar el Islam in enger Beziehung zu stehen. Abdul Raisha wohnte in der 15. Straße, in der Nähe des Union Square. Den Wagen hatte ich ein ganzes Stück entfernt abgestellt.

Ich stand bei einer Imbissbude. Mit Milo, der sich auf der anderen Straßenseite postiert hatte, stand ich per Handy in Verbindung. Irgendwann dudelte das Mobiltelefon. Ich zog es aus der Jackentasche, nahm das Gespräch per Knopfdruck an und sagte, in der Erwartung, Milo an der Strippe zu haben: „Tut sich endlich was, Alter? Ich stehe mir schon die Beine in den Bauch …“

Ein Lachen ertönte, dann die wohlvertraute Stimme meines Chefs, Mr. Jonathan D. McKee. „Das tut mir aber leid für Sie, Jesse. Gibt‘s denn keine Möglichkeit, sich zu setzen?“

„Sorry, Sir“, entschuldigte ich mich. „Ich dachte, es wäre Milo. Wir observieren die Wohnung Abdul Raishas. Aber der Bursche lässt von sich nicht mal die Nasenspitze sehen.“

„Mich hat vorhin das Police Department informiert, Jesse“, kam der Chef auf den Punkt seines Anrufes zu sprechen, „dass im Grand Central der Zeitungsladen eines gewissen Thomas Vinegarden Opfer eines Terroranschlages wurde. Man nimmt im Department an, dass es sich um Schutzgelderpressung handelt. Organisierte Kriminalität also, und darum hat man das FBI in Kenntnis gesetzt.“

„Welcher Art war der Terrorakt?“, wollte ich wissen.

„Die Täter haben Zeitungen und Zeitschriften mit roter Farbe unbrauchbar gemacht und an die Glaswand das Wort Death gesprüht. Vielleicht können Sie sich drum kümmern. Milo kann ja in der 15. Straße bleiben und aufpassen. Bis zum Grand Central sind es nur ein paar Straßen …“

„Natürlich, Sir“, erwiderte ich. „Ich sehe mal nach. Gab es sonst noch irgendwelche Hinweise von Seiten der Kollegen?“

„Nein. Vinegarden hat keine Ahnung, wer hinter dem Anschlag stecken könnte. Aber reden Sie trotzdem mal mit dem Mann.“

„Mach ich.“

Wir beendeten das Gespräch.

Ich sagte Milo Bescheid. Dann holte ich den Wagen und fuhr nach Norden.

*

„Ich habe wirklich keine Ahnung, wem ich das zu verdanken habe“, sagte Thomas Vinegarden händeringend. Er war ein Mann von etwa 40 Jahren, über eins-neunzig groß, schlank und dunkelhaarig.

„Gab es keine Anrufe, Warnungen, Drohungen, vielleicht sogar Forderungen?“, wollte ich wissen.

„Großer Gott, nein! Aber ich weiß von einigen anderen Läden in der Umgebung, dass einige Kerle aufgetaucht sind, die Schutzgeld verlangen. Für den Fall, dass die Ladenbesitzer nicht bezahlen, wurde ihnen alles mögliche angedroht. Wahrscheinlich steckt auch hinter diesem Anschlag diese niederträchtige Bande. Ich denke, dass man in der nächsten Zeit mit einer Schutzgelderpressung an mich herantreten wird.“

„Könnte es vielleicht ein Konkurrenzunternehmen sein, das seine Finger nach Ihrem Geschäft ausstreckt?“

„Kaum vorstellbar. Mein Geschäft gehört zur McKenzie-Ladenkette. Sie arbeitet mit Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlagen zusammen, liefert deren Erzeugnisse an uns aus und stellt uns Einzelhändlern Geschäftsräume zur Verfügung, die sie entweder selbst errichtet oder anmietet, so wie hier im Grand Central.“

„Diese McKenzie-Ladenkette“, murmelte ich versonnen, „hat sie in New York seinen Sitz, und wo hat sie gegebenenfalls weitere Niederlassungen?“

„Roul McKenzie hat ein richtiges Imperium geschaffen“, erklärte Vinegarden. „Seine Geschäfte gibt es in ganz Amerika.“

„Welche Rolle spielen Sie, Mr. Vinegarden? Sind Sie bei McKenzie angestellt?“

„Nein. Ich bin selbständig. Es gibt allerdings einen Vertrag mit McKenzie, wonach ich verpflichtet bin, nur Zeitungen, Zeitschriften und Bücher zu verkaufen, die McKenzie anliefert.“

„Gibt es weitere Läden hier in New York, die mit McKenzie einen Vertrag haben?“

„Ich schätze mal, dass gut fünfzig Prozent aller Buch- und Zeitschriftenläden zu McKenzie gehören. Der nächste Laden befindet sich nur einen Steinwurf vom Grand Central entfernt, in der zweiundvierzigsten Straße nämlich. Eine Lady namens Gisela Pfister betreibt ihn. Ich kenne sie persönlich kaum. Mein Laden und der Gisela Pfisters dürften die größten und die am zentralsten gelegenen sein. Es gibt natürlich weitere Geschäfte in der weiteren Umgebung.“

„Gehören sie alle zur McKenzie-Ladenkette?“

„Nein. In Konkurrenz zu McKenzie steht Richard D. Harding. Ein ähnliches Unternehmen wie McKenzie, aber nicht ganz so groß. Sie denken doch nicht, dass Harding …“ Vinegarden lachte fast belustigt auf. „Niemals, Trevellian. McKenzie und Harding sind integre Unternehmungen …“

Thomas Vinegarden brach ab, denn mein Handy fing an zu dudeln. Es war Milo. „Zielperson verlässt das Haus“, sagte er knapp. „Raisha geht zur Haltestelle Union Square. Ich hefte mich ihm auf die Fersen, Partner, und bleibe mit dir in Kontakt.“

„In Ordnung, Milo. Ich folge mit dem Wagen.“

„Gut, Jesse. Ende.“

Ich versenkte das Telefon wieder in der Jackentasche, schaltete es jedoch nicht aus.

„Tja“, sagte ich zu Vinegarden gewandt, „im Moment ist da wohl nicht viel zu machen. Ich denke, die Kollegen vom Police Department haben alles aufgenommen und eventuelle Spuren gesichert. Sollte jemand an Sie herantreten und Drohungen aussprechen oder Forderungen stellen, dann rufen Sie mich unverzüglich an. Ich lasse Ihnen eine Karte hier …“

Ich gab Thomas Vinegarden eine von meinen Visitenkarten.

„Und machen Sie auf keinen Fall den Fehler, zu kuschen und zu zahlen“, fuhr ich fort. „Nur wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, können wir eventuellen Schutzgelderpressern das Handwerk legen. Sie verstehen?“

„Selbstverständlich.“ Vinegarden nickte wiederholt, um seiner Bestätigung Nachdruck zu verleihen. Er schob die Visitenkarte ein, nachdem er einen schnellen Blick darauf geworfen hatte.

„Nun“, murmelte ich, „so selbstverständlich ist das oft nicht. Viele Geschäftsleute fürchten die Schlägerkommandos der Schutzgelderpresser, und sie schweigen lieber und bezahlen, als dass sie mit der Polizei zusammenarbeiten.“

„Zu der Sorte gehöre ich ganz sicher nicht“, versicherte Vinegarden mit fester Stimme, in der eine unumstößliche Entschiedenheit mitschwang.

Ich verabschiedete mich mit einem Handschlag von ihm.

Während ich zum Sportwagen ging, meldete sich Milo erneut. „Raisha ist an der 6. Avenue umgestiegen, Jesse. Wir sind jetzt unterwegs in Richtung Norden, Richtung Central Park also. Endstation der Linie ist Queensbridge.“

„Halte mich auf dem Laufenden, Milo. Ich bin gleich bei meinem Wagen angelangt. Ich fahre zur Fifth Avenue und folge ihr nach Norden.“

„Roger, Jesse.“

Wenig später lenkte ich den Wagen durch das Verkehrsgewühl nach Norden. Vor mir, hinter mir und neben mir rollten die Blechlawinen. Ein Hupkonzert erfüllte die Luft. Es war Herbst und der Himmel über New York war wolkenverhangen. Die Nächte waren schon sehr kalt. An den Bordsteinen hatte sich abgefallenes Laub, das der Wind herangetrieben hatte, gesammelt. In den Parks streckten die Bäume und Büsche ihre Äste wie skelettierte Arme zum Himmel.

Milo meldete sich wieder: „Er scheint tatsächlich nach Queens zu fahren, Jesse. Wie ich schon sagte: Endstation ist Queensbridge. Ich bleibe am Ball.“

Ich benutzte die Queensboro Bridge, um über den East River zu gelangen.

Milo teilte mir mit, dass Raisha die Subway an der Endstation verlassen hatte und dass er in Richtung Queensboro Plaza laufe. „Ich hänge ihm an den Fersen“, gab Milo zu verstehen. Und eine Viertelstunde später sagte der Kollege ins Telefon: „Raisha hat ein Haus in der Jackson Avenue betreten. Hausnummer zwölf-dreiundfünfzig. Ist ein Wohnhaus mit mehreren Mietwohnungen. Auf den ersten Blick acht Apartments. In einem davon ist Raisha verschwunden. Das heißt, wir haben die freie Auswahl, Partner.“

„Mist“, knurrte ich. „Konntest du ihm denn nicht ins Haus folgen und …“

Ich brach ab. Die Frage wäre unsinnig gewesen. Denn wenn Milo die Möglichkeit gehabt hätte, dann würde er sie genutzt haben.

Milo erwiderte: „Dann wäre ich ihm sicher aufgefallen. Ich beobachte das Gebäude, Jesse. Wie lange wird es noch dauern, bis du hier bist?“

„Zehn Minuten.“

„All right.“

5

Ich erreichte die Jackson Avenue und sah Milo. Er stand in einer Hofeinfahrt. Nachdem ich den Wagen geparkt hatte, gesellte ich mich zu ihm. Er wies auf das Gebäude mit den vier Etagen. Die Haustür befand sich in der Mitte der Vorderfront, was darauf schließen ließ, dass es in jedem Stockwerk zu beiden Seiten des Treppenhauses jeweils ein Apartment gab.

„Hast du zwischenzeitlich herausgefunden, welche der Wohnungen Raishas Ziel war?“, fragte ich.

„Wahrscheinlich das Apartment in der vierten Etage, rechts“, antwortete Milo. „Da hat sich einige Male ein Bursche aus dem Fenster gelehnt, die ziemlich ungeduldig auf jemand zu warten scheint. Aber ich bin mir nicht sicher.“

„Raisha?“

„Nein.“

Ein Auto näherte sich von Osten. Es war ein Chevy. Er fuhr langsam, und an der Art, wie er dahinschlich, war ich mir sicher, dass der Fahrer einen Parkplatz suchte. Milo und ich traten wie auf ein geheimes Kommando zurück und wurden von der Hauswand gedeckt, an der vorbei die Einfahrt in den Hof führte.

Autotüren schlugen. Ich lugte um die Ecke. Zwei Kerle waren dem Wagen entstiegen. Männer mit dunkler Haut und schwarzen Haaren sowie dunklen Bärten. Das waren Orientalen wie Abdul Raisha. Da war ich mir sicher. Sie steuerten auf das Haus mit der Nummer 1253 zu und verschwanden in ihm.

Ich überlegte nicht lange. „Pass du hier auf, Milo“, knirschte ich, dann trat ich aus der Einfahrt und marschierte mit langen Schritten schräg über die Straße, genau auf das Gebäude zu, in dem die Kerle verschwunden waren.

Als ich die Haustür erreichte, huschte ich schnell in das Gebäude. Auf der Holztreppe konnte ich die Schritte der beiden Männer hören. Ich erreichte die unterste Stufe, beugte mich etwas über das Geländer und blickte nach oben.

Die beiden befanden sich in der 2. Etage.

Sie bemerkten mich nicht.

Ich wartete.

Und wenig später wusste ich, dass sich Milo nicht geirrt hatte. Ziel der beiden war die rechte Wohnung in der 4. Etage gewesen. Dort oben fand ein Treffen statt. Davon war ich überzeugt. Möglicherweise handelte es sich auch um eine konspirative Wohnung, wie sie von Terroristen gerne benutzt werden. Nun, es würde sich herausstellen.

Ich rief Milo per Handy. „Go on“, sagte ich leise. „Mir scheint, wir sollten den Burschen mal ‘nen intensiveren Blick unter den Haaransatz werfen.“

„Wollen wir keine Verstärkung anfordern?“, kam es von Milo.

„Wegen dieser drei oder vier Figuren“, gab ich zurück. Leichtsinn war zwar nicht meine Art, und ich ging lieber auf Nummer Sicher, als dass ich etwas herausforderte. Doch hier – war ich der Meinung – mussten wir kein Polizeiaufgebot bemühen. Wir würden die Kerle überprüfen und dann weitersehen.

„Von mir aus“, meinte mein Freund und Kollege. „Gehen wir.“

Wir stiegen die vier Stockwerke hoch. Etwas kurzatmig kamen wir oben an. Wir atmeten erst einige Male richtig durch, dann läutete Milo an der Apartmenttür.

Drin waren Geräusche zu hören. Dann erklang eine Stimme: „Wer ist da?“

Milo und ich standen zu beiden Seiten der Tür. Durch den Spion waren wir also von innen nicht zu sehen. „Der Stromableser!“, rief Milo. „Ich muss den Stromverbrauch ablesen. Es dauert nur einen Augenblick.“

„Warum zeigen Sie sich nicht?“, kam es misstrauisch zurück.

Milo schaute mich an, seine Brauen zuckten hoch und wieder nach unten, dann trat er vor die Tür hin und war durch den Spion von innen zu sehen. „Zufrieden?“

In dem Apartment schnappte der Riegel, die Sicherungskette rasselte leise, dann wurde der Türknauf gedreht. Die Tür schwang auf. Milo warf sich dagegen. Der Bursche, der geöffnet hatte, taumelte mit einem erschreckten Ton auf den Lippen zurück. Milo aber war schon bei ihm und in seiner Faust lag die SIG. Er wirbelte den Burschen herum und benutzte ihn wie ein Schutzschild.

Ich folgte Milo in die Wohnung.

Zwei Kerle lümmelten in Sesseln, ein dritter auf der Couch. Die beiden in den Sesseln saßen starr und steif da und starrten uns an wie das achte Weltwunder. Wir hatten sie total überrumpelt.

Der auf der Couch schnellte wie von der Tarantel gebissen hoch. Seine Hand fuhr unter die Jacke.

Ich hatte die Tür ins Schloss gedrückt und blitzschnell die SIG aus dem Holster geschnappt. „FBI New York“, rief ich.

Der Bursche, dessen Hand unter der Jacke verschwunden war, gab auf. Sein Arm sank nach unten. Geduckt, mit hängenden Armen, stand er da und starrte mich an.

„Ich bin Special Agent Trevellian, mein Kollege ist Special Agent Tucker. Tut mir leid, wenn wir das traute Beisammensein gestört haben. Aber Sie sollten jetzt keine Dummheit begehen. Erheben Sie sich, legen Sie die Hände jeweils hinter dem Kopf zusammen und stellen Sie sich an die Wand.“

Milo griff unter die Jacke des Burschen, den er in Schach hielt. „Sieh an, sieh an“, kam es von dem Kollegen. „Trägt er Knabe doch tatsächlich eine Bleispritze mit sich herum.“

Er hielt in der Linken die Waffe, die er dem Mann abgenommen hatte. Mit dem letzten Wort stieß er ihn mit der SIG an. „Hände hinter den Kopf und an die Wand, mein Freund. Vorwärts.“

Die beiden Kerle, die noch saßen, erhoben sich vorsichtig. Langsam wanderten ihre Arme nach oben, sie verschränkten die Finger und legten die Hände auf den Hinterkopf. Ohne uns aus den Augen zu lassen näherten sie sich der Wand. Unsere Waffen folgten jeder ihrer Bewegungen.

„Mit den Gesichtern zur Wand!“, kommandierte Milo.

Als sie nebeneinander mit den Rücken zu uns an der Wand standen, durchsuchte Milo sie nach Waffen. Zwei von ihnen trugen Pistolen mit sich. Zähneknirschend ließen sie es sich gefallen, dass Milo sie ihnen wegnahm. Dann fesselten wir die Hände der vier mit Handschellen zusammen. Einer war an den anderen gefesselt.

Einer von ihnen fand seine Sprache wieder: „Was soll das? Was werfen Sie uns vor? Warum behandeln Sie uns wie ein paar Gangster?“

Milo zeigte die Zähne. „Wie sollten wir Sie sonst behandeln? Immerhin waren drei von Ihnen bewaffnet. Sollten wir das Risiko eingehen, dass Sie auf uns schießen?“

„Die Waffen tragen wir zu unserem Schutz“, stieß einer der Kerle hervor, der eine Pistole unter der Jacke gehabt hatte. „Seit wann ist das verboten?“

„Wir werden feststellen, ob die Knarren registriert sind“, versetzte ich. „Und wenn wir sonst nichts Belastendes in der Wohnung finden und auch kein Verstoß gegen das Waffengesetz vorliegt, dann schließen wir Ihnen natürlich die Fesseln wieder auf und entschuldigen uns bei Ihnen.“

Ich konnte förmlich ihren Zahnschmelz knirschen hören. „Ich will mit meinem Anwalt telefonieren“, ließ einer vernehmen.

„Wenn wir hier fertig sind – gerne“, versetzte ich. „Wer von euch ist der Wohnungsinhaber?“

Ein Mann von etwa 40 Jahren meldete sich. Er sah im Gegensatz zu den anderen drei Kerlen nicht aus wie ein Orientale. „Das Apartment gehört mir.“

„Wie heißen Sie?“

„Randall. Jack Randall.“

„Und wer sind Sie?“, wandte ich mich an die drei anderen.

Abdul Raisha kannten wir ja. Die Namen der beiden anderen waren Rashid Moshub und Mohamed Sayid.

Milo machte sich daran, die Wohnung auf den Kopf zu stellen, während ich die vier Knaben mit der SIG in Schach hielt.

Schon bald wurde Milo fündig. Er entdeckte Utensilien, die man benötigte, um zeitgezündete Sprengsätze herzustellen. Jack Randall verwendete Plastiksprengstoff. Wir fanden ein Dutzend Zeitschaltuhren sowie Behältnisse aus Stahlblech, die an Konservendosen erinnerten und die Sprengsätze aufnehmen sollten.

Ich eröffnete den Kerlen, dass sie verhaftet seien und betete ihnen ihre Rechte vor. Dann rief Milo die Kollegen vom Police Department an.

6

„Saubere Arbeit“, lobte Mr. McKee. „Allerdings schweigen die vier Kerle wie Gräber. Eines jedoch dürfte erwiesen sein: Jack Randall baute in seiner Wohnung Bomben. Und die drei Araber waren nicht zum Kaffeekränzchen bei ihm. Die Auswertung der Spuren in der U-Bahn-Station hat ergeben, dass auch dort Plastiksprengstoff verwendet wurde. Die Stücke der Zeitschaltuhr und des Bombengehäuses sind identisch mit den Beweismitteln, die dank Ihres Einsatzes in der Wohnung Randalls sichergestellt wurden. Ich glaube, Jesse, Milo, wir haben dem Terrorismus in unserer Stadt einen nachhaltigen Schlag versetzt.“

„Hoffen wir das Beste“, kam es gallig von Milo. „Wie ich die Sache einschätze, ist es wieder einmal nur die Spitze des Eisbergs. Du kassierst einen der Terroristen, und sofort wachsen fünf andere nach.“

„Steter Tropfen höhlt den Stein, Milo“, philosophierte Mr. McKee. „Und je mehr von den Kerlen wir hops nehmen, umso mehr verunsichern und schwächen wir sie.“

„Na ja.“ Milo wiegte skeptisch den Kopf. „Ihr Wort in Gottes Ohr, Sir.“

Mr. McKee schaute mich an. „Was hat sich bei der Bahnhofsbuchhandlung ergeben, Jesse?“

Ich hob die Schultern etwas an. „So gut wie nichts. Keine Drohungen, Warnungen oder Schutzgeldforderungen. Das Geschäft gehört zu einer Ladenkette, die ein gewisser McKenzie gegründet hat, und es ist der Hauptladen hier in New York.“

„Vielleicht war es auch nur der üble Streich einiger Gassenjungs“, gab Milo zum Besten. „Zur Abwechslung haben sie nicht irgendwelche Hinterhofmauern oder Fassaden besprüht, sondern einen Stapel Zeitungen und Zeitschriften. Man muss dem nicht unbedingt eine größere Bedeutung beimessen.“

„Vielleicht hast du recht“, knurrte ich. „Es wird sich herausstellen.“

„Dann fertigen Sie mal Ihre schriftlichen Berichte in Sachen Randall, Abdul Raisha und Komplizen an, G-men“, meinte Mr. McKee mit dem Anflug eines Lächeln um die Lippen. „Schließlich wollen wir der Staatsanwaltschaft doch was bieten. Ich weiß zwar, dass Schreibtischarbeit nicht gerade zu Ihren bevorzugten Tätigkeiten gehört, aber ich kann sie Ihnen auch nicht abnehmen.“

„Ihre Anteilnahme rührt mich, Sir“, sagte Milo. „Ich breche gleich in Tränen aus.“

„Ja“, pflichtete ich bei. „Sie sind wie ein Vater zu uns.“

Wir lachten, dann verabschiedeten wir uns.

„Also beißen wir in den sauren Apfel“, knurrte Milo mit einer Entschlossenheit, die mich geradezu in Erstaunen versetzte. Er legte den Kopf schief und schaute mich an. „Schließlich wollen wir der Staatsanwaltschaft doch was bieten“, wiederholte er dann Mr. McKees Worte. „Auch wenn Schreibtischarbeit nicht zu unseren bevorzugten Tätigkeiten gehört.“

„Bist du krank?“

„Nein, aber dienstgeil bis in die letzte Faser meines gestählten Körpers.“

„Du bist krank!“

„Selbstdisziplin nennt man so etwas. Für dich ist das sicherlich ein Fremdwort, für mich aber …“