Krimi Doppelband 175 - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 175 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: (349XE) Alfred Bekker: Killerpfeile Pete Hackett: Trevellian und das tödliche System Ein Profi-Killer tötet einen Gangster und findet eine Menge Geld. Er kann der Versuchung nicht widerstehen und glaubt, dass er nun ausgesorgt hat. Aber schon bald ist ein Kopfgeld der Syndikate auf ihn ausgesetzt. Die Ermittler des FBI folgen seiner Blutspur...

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Alfred Bekker, Pete Hackett

Krimi Doppelband 175

UUID: 5368d73b-2403-47fa-89b6-c6868c720b38
Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 175

Copyright

Killerpfeile

Trevellian und das tödliche System

Krimi Doppelband 175

Alfred Bekker, Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Alfred Bekker: Killerpfeile

Pete Hackett: Trevellian und das tödliche System

Ein Profi-Killer tötet einen Gangster und findet eine Menge Geld. Er kann der Versuchung nicht widerstehen und glaubt, dass er nun ausgesorgt hat. Aber schon bald ist ein Kopfgeld der Syndikate auf ihn ausgesetzt. Die Ermittler des FBI folgen seiner Blutspur...

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER TONY MASERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

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Killerpfeile

von Alfred Bekker

Thriller

Der Umfang dieses Ebook entspricht 140 Taschenbuchseiten.

Ein Profi-Killer tötet einen Gangster und findet eine Menge Geld. Er kann der Versuchung nicht widerstehen und glaubt, dass er nun ausgesorgt hat. Aber schon bald ist ein Kopfgeld der Syndikate auf ihn ausgesetzt. Die Ermittler des FBI folgen seiner Blutspur...

Ein packender Action Thriller von Henry Rohmer (Alfred Bekker).

Henry Rohmer ist das Pseudonym von Alfred Bekker, der vor allem als Verfasser von Fantasy-Romanen und Jugendbüchern bekannt wurde. Daneben ist er Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Ren Dhark.

Copyright

Ein CassiopeiaPress E-Book

© 2014 by Author

© 2014 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster @ alfredbekker . de

1

Die Nacht war eiskalt.

Der Killer hebelte mit einem Schraubenzieher beinahe lautlos das Fenster auf. Ein Kinderspiel. Die Uzi-Maschinenpistole hing ihm an einem Riemen über die Schulter.

Er packte sie mit der Rechten und stieg in den kleinen, schmucken Bungalow ein. In der Dunkelheit war er kaum zu sehen. Er trug eine schwarze Hose und eine dunkelbraune Lederjacke. Außerdem eine Sturmhaube, die von seinem Gesicht nur die Augen freiließ.

Die Lederjacke saß ziemlich stramm.

Darunter trug er eine kugelsichere Weste. Teuerste Ausführung. Ganze Feuerstöße einer Maschinenpistole konnte sie auffangen.

Der Killer war für alles gerüstet.

Es konnte nichts schiefgehen.

Der Mann, dessen Leben er auslöschen wollte, lag jetzt in seinen Kissen. Stundenlang hatte der Killer dieses Haus in Riverdale, dem gutbürgerlichen Teil der Bronx, beobachtet.

Und jetzt war es soweit.

Jetzt würde er zuschlagen und danach ausgesorgt haben.

In seinen Augen blitzte es. Er war voll konzentriert.

Nichts durfte schiefgehen...

Die Uzi war schussbereit.

Ein Druck auf den Abzug und das Bleigewitter würde loskrachen. Es war keine elegante Waffe, aber eine, bei der man kein Meisterschütze zu sein brauchte, um mit Sicherheit seinen Gegner zu töten. Denn irgendeine der Bleikugeln würde den anderen schon erwischen und daran hindern, selbst zur Waffe zu greifen.

Der Killer durchquerte ein weiträumiges, konservativ eingerichtetes Wohnzimmer. Ein großer Fernseher stand im Zentrum. Davor eine Sitzgruppe mit niedrigem Tisch und klobigen Ledersesseln. Eine Standuhr tickte. Sah aus wie ein uraltes Erbstück. Das Ticken ging dem Killer ein bisschen auf die Nerven. Es erinnerte ihn an einen Zeitzünder.

Die Tür zum Flur stand offen.

Vorsichtig tastete sich der Killer bis dorthin vor, die Uzi im Anschlag.

Dann ging er langsam weiter.

Alles war ruhig.

Lautlos schlich er über den PVC-Boden.

Die Tür zum Bad war angelehnt. Der Killer schob sie weiter auf und blickte hinein. Niemand dort.

Daneben befand sich die Küche. Das Schlafzimmer war gegenüber. Der Killer hatte das ausgekundschaftet. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter. Beinahe lautlos öffnete er sie mit der Linken, während die Rechte die Uzi hielt jederzeit bereit zu feuern.

Der Mond schien durch das Fenster.

Der Killer ließ den Blick schnell durch den Raum schweifen.

Eine Tür führte in einen weiteren Raum. Und von dort konnte man wiederum zurück in den Flur gelangen.

Das Bett befand sich in einer Ecke.

Ein Doppelbett.

Die Kopfseite lag im Schatten, der Rest wurde vom Mondlicht angestrahlt. Deutlich sah der Killer etwas rundes, längliches sich unter der Decke abheben.

Den Körper seines Opfers!

Noch einen Schritt machte der Killer in den Raum hinein. Er wollte absolut sichergehen und seinem Gegenüber keine Chance lassen.

Dann drückte er ab. Rot züngelte das Mündungsfeuer aus dem kurzen Lauf der Uzi heraus. Die Projektile schlugen durch die Bettdecke, durch das Holz und in die Wand. In einem Umkreis von ein bis zwei Metern durchsiebte der Bleihagel buchstäblich alles.

Jetzt hat es dich erwischt, du Bastard!, dachte er zufrieden.

Der Killer atmete tief durch. Dann trat er zum Bett.

Licht machte er nicht. Er wollte nicht, dass einer der Nachbarn etwas sehen konnte.

Mit einer wuchtigen Bewegung riss er die Decke zur Seite.

Er erwartete einen unappetitlichen Anblick, aber er wollte sichergehen. Absolut sicher.

Er stöhnte auf, als er sah, was vor ihm lag.

Zerfetzte Bettwäsche.

Die Erkenntnis war wie ein Keulenschlag. Aus den Augenwinkeln heraus glaubte er eine Bewegung zu sehen und und wirbelte herum.

Zu spät.

Sein Gegner blieb für ihn unsichtbar. Ein klackendes Geräusch ertönte und im nächsten Moment drang dem Killer ein Metallbolzen mitten durch die Stirn.

Sein Schädel zerplatzte wie eine Melone.

Durch die Wucht des Aufpralls taumelte der Killer rückwärts und rutschte am Türpfosten zu Boden. Der verkrampfte Griff, mit dem seine Rechte die Uzi gehalten hatte, löste sich. Die Waffe rutschte seitwärts, bis der Schulterriemen sich strammzog.

2

Kein Mensch, der in Riverdale wohnt sagt von sich, dass er aus der Bronx kommt. Und das, obwohl Riverdale zweifellos zur Bronx gehört.

Aber die Bronx bringt man im allgemeinen mit Armut, Verfall, Obdachlosigkeit und Straßengangs in Verbindung, die die einzelnen Straßenzüge für die Crack-Dealer untereinander aufteilen. Wohnblocks, die aussehen wie Ruinen und Straßen, um die selbst die Cops einen Bogen machen oder sich nur mit Pump-gun und kugelsicherer Weste hineintrauen.

Aber es gab auch eine ganz andere Seite der Bronx und Riverdale gehörte dazu. Schmucke Einfamilienhäuser konnte man hier finden und kleine Geschäfte. Hier wohnten Angestellte und kleine Geschäftsleute, denen die horrenden Mieten in Manhattan einfach zu teuer waren.

Und in einem dieser Bungalows lag der Tatort, an den wir an diesem Tag gerufen wurden.

Ich parkte meinen roten Sportwagen etwas abseits. Überall standen Einsatzfahrzeuge herum.

Uniformierte Cops der City Police patrouillierten herum und sicherten alles ab. Ich sah auch den Wagen des Gerichtsmediziners.

"Also los, Jesse", meinte mein Freund und Kollege Milo Tucker und zog schon einmal seinen FBI-Dienstausweis hervor.

Ohne eine solche Legitimation würde uns keiner der Polizisten bis zum Ort des Geschehens lassen. Wir stiegen aus.

Dem ersten der Uniformierten zeigten wir unsere Ausweise.

"Special Agent Jesse Trevellian vom FBI", murmelte ich dabei. "Dies ist mein Kollege Special Agent Tucker."

Der Polizist - ein kräftiger Mann mit breiten Schultern und blauen Augen - nickte.

Er machte eine Handbewegung.

"Kommen Sie, Sie werden schon erwartet.“

"Wer leitet den Einsatz hier?", erkundigte ich mich.

"Captain Ramirez von der Homicide Squad des 59. Reviers", erklärte der Police Officer.

Wir folgten ihm in den Garten. Captain Ramirez kannte ich flüchtig. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen da und wirkte ziemlich nachdenklich.

Der Gerichtsmediziner schien seine Arbeit gerade beendet zu haben. Er kam aus dem hinteren Eingang des Hauses heraus.

Sein Gesicht war bleich wie die Wand. Er wandte sich an Ramirez. "Mehr, als ich Ihnen schon gesagt habe, können Sie jetzt noch nicht von mir erwarten."

"Verstehe", knurrte Ramirez.

Der Arzt wechselte seine Tasche von der rechten in die linke Hand und lockerte sich dann die Krawatte. Er sah ziemlich mitgenommen aus.

"Ein Mann ohne Kopf ist auch für mich kein Anblick, den ich vor dem Frühstück gut vertragen kann", erklärte er. Sein Lächeln wirkte gequält. "Also dann, Captain!"

Er wandte sich herum und ging an uns vorbei. Der Arzt grüßte uns knapp.

Captain Ramirez schaute zu uns herüber.

"Auf Sie habe ich gewartet", meinte er, ehe der Officer etwas erklären konnte. "Wir gehen hinten hinein. Vorne sind die Kollegen der Spurensicherung noch bei der Arbeit."

"Okay", sagte ich.

Während wir gingen, sprach Ramirez weiter. "Dieses Haus gehört einem gewissen James McInnerty und seiner Frau Susan. Die sind aber für ein halbes Jahr in Europa und nehmen dort an einem Austauschprogramm für Lehrer teil. Seit ein paar Wochen hat sich hier nun ein Mann einquartiert, der sich John Smith nannte."

"Klingt nicht gerade nach viel Phantasie", kommentierte Milo.

Ramirez grinste.

"Wir gehen auch davon aus, dass er nicht wirklich so heißt. Die Nachbarn dachten, dass die McInnertys ihr Haus für die Zeit ihres Europa-Aufenthalts vermietet hätten. Ich habe bereits mit ihnen telefoniert. Die wissen nichts davon, dass dieser Smith sich hier aufgehalten hat..."

"Gibt es eine Personenbeschreibung?", fragte ich.

"In Kürze sogar ein Phantombild. Ein paar Kollegen sind noch in der Nachbarschaft unterwegs, um die Bewohner nach ihren Beobachtungen zu befragen..."

Durch den Hintereingang betraten wir das Haus. Ich ließ den Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Mir fiel sofort das Fenster auf.

"Da ist er durchgestiegen", meinte Ramirez.

"Wer? Smith?", fragte ich.

Ramirez schüttelte den Kopf. "Nein, der Mann, der jetzt keinen Kopf mehr hat. Er hatte eine Uzi bei sich, von der er auch ausgiebig Gebrauch gemacht hat. Offenbar wollte er Smith umbringen, zog aber den Kürzeren."

Ramirez führte uns durch den Flur.

"Vorsicht!", rief jemand.

Es war einer der Kollegen der Scientific Research Division, kurz SRD. Dabei handelte es sich um den zentralen Erkennungsdienst der verschiedenen New Yorker Polizeieinheiten einschließlich des FBI-Districts.

"Wir fassen schon nichts an", meinte Milo.

Ramirez führte uns ins Schlafzimmer.

Der Anblick war grässlich.

"Der Tote heißt Bruce Reynolds, auch wenn man das anhand einer Fotokartei nicht mehr erkennen könnte. Aber die Fingerabdrücke stimmen überein..."

Ich nickte.

Deswegen waren wir hier. Reynolds stand seit langem auf unserer Fahndungsliste. Er hatte im Verdacht gestanden, an verschiedenen Morden im Mafia-Milieu beteiligt gewesen zu sein. Schon deswegen war das ein Fall für uns vom FBI-District New York City.

Ich bückte mich zu dem Toten hinunter.

"Wodurch wurde er getötet?", fragte ich.

"Durch einen Stahlbolzen", erläuterte Ramirez. Ich erhob mich und der Captain deutete auf den Nachttisch neben dem Doppelbett. "Dort liegt das Geschoss", meinte er. Der Bolzen war so lang wie ein Finger und sorgfältig in Plastik eingetütet. "So etwas verschießt man mit einer Armbrust", meinte Ramirez dann. "Allerdings normalerweise nur zu sportlichen Zwecken..."

Ich erhob mich, sah mir den Bolzen eingehend an und hörte, wie Milo derweil das Geschehen rekonstruierte.

"Reynolds hatte also offenbar den Auftrag, diesen mysteriösen Mister Smith zu töten."

"Ja", sagte Ramirez.

"Reynolds muss eine Menge Respekt vor seinem Opfer gehabt haben", schloss Milo. "Er hat eine Uzi benutzt - und nicht etwa eine Automatik mit Schalldämpfer, was viel weniger Aufsehen erregt hätte."

"Sein Wagen stand draußen an der Straße", gab Ramirez zu bedenken. "Reynolds hätte ihn bequem erreichen können, bevor es hier ungemütlich geworden wäre."

"Er wollte auf Nummer sicher gehen!"

"Sieht so aus! Und doch ist dieser Smith ihm zuvorgekommen!"

Jetzt mischte ich mich wieder ein. "Wurde der Wagen schon untersucht?"

"Ja."

"Und?"

"Wir haben einen falschen Führerschein und seine Brieftasche gefunden. Darin fand sich auch eine Hotelquittung. Nicht gerade die feinste Adresse, wenn Sie mich fragen, Agent Trevellian. Aber er hatte ja wohl allen Grund dazu, seinen Wohnsitz öfter mal zu wechseln, oder?" Ramirez Blick wandte sich noch einmal zu dem Toten.

3

"Der Kampf zweier Profis", meinte ich, während wir auf dem Weg zur Lafayette Street im Norden von Little Italy waren, wo sich die Absteige befand, in der Reynolds zuletzt gelebt hatte. "Das kann eigentlich nichts Gutes bedeuten..."

"Ein Gangsterkrieg?", fragte Milo.

Ich zuckte die Achseln.

"Jedenfalls muss jemand sehr große Angst vor dem geheimnisvollen Mister Smith haben..."

"Offenbar mit Recht!" Milo schaute mich an.

"Glücklicherweise dürfte es nicht allzuviele Killer geben, die sich einer Armbrust bedienen. Das engt den Kreis der Verdächtigen schon einmal ein."

Wenig später erreichten wir das Hotel 'Firenze'. Es hatte sicherlich schon bessere Zeiten gesehen. Jetzt blätterte der Putz von der Fassade. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendein Spekulant dieses Grundstück aufkaufte und die Abrissbirne anrücken ließ.

Die Tür knarrte, als wir in die schmuddelige Eingangshalle eintraten.

Der Portier hinter dem Rezeptionstresen musste mindestens hundertfünfzig Kilo wiegen. Er hatte einen kräftigen Oberlippenbart und ein breites Gesicht. Trotz seines Übergewichts wirkte er aber eher kräftig als schwabbelig. Der Mann erinnerte mich an einen Sumo-Ringer und eine handfeste Auseinandersetzung mit ihm stellte ich mir alles andere als angenehm vor.

"Egal, ob Sie bar oder mit Karte bezahlen - wir vermieten nur gegen Vorkasse plus Kaution", knurrte der Riesenkerl ohne aufzublicken.

Er hantierte gerade an einem Gerät herum, mit dem man Geldscheine auf ihre Echtheit hin überprüfen konnte. Das Ding funktionierte einfach nicht.

Ich legte ihm meinen Dienstausweis auf den Tresen.

Und daneben gleich Reynolds' falschen Führerschein. Es war eine schlechte Arbeit und vermutlich war das der Grund dafür gewesen, dass Captain Ramirez Leute die Fingerabdrücke des Toten sofort in den Computer gegeben hatten...

Immerhin stimmte das Lichtbild.

"Oh," ächzte der Portier, als er den FBI-Dienstausweis sah. Er schaute erst mich, dann Milo an. "Hätte ich mir ja denken können..."

"Wieso?"

"Na, so wie Sie beide aussehen. Das riecht doch förmlich nach Polizei!"

Ich deutete auf das Bild im Führerschein.

"Kennen Sie diesen Mann?"

"Nie gesehen!"

Ich schlug mit der Hand auf den Tisch. "Sie haben überhaupt nicht hingesehen!"

"Es ist ein von der Verfassung garantiertes Menschenrecht, hinsehen zu dürfen, wo man will - oder eben auch nicht!" Sein breites Grinsen wirkte wie eine hässliche Grimasse. In seinen Augen blitzte es triumphierend.

Ich warf ihm einen eisigen Blick zu.

"Hören Sie gut zu. Dieser Mann war ein gesuchter Killer, den es jetzt selbst erwischt hat. Für ihn können Sie nichts mehr tun, aber Sie könnten in Schwierigkeiten kommen, wenn Sie..."

Der dicke Mann drehte sich herum, nahm einen Schlüssel vom Haken und legte ihn auf den Tresen.

"Zimmer dreizehn", knurrte er. "Die Treppe hoch und dann links. Sie laufen direkt auf Mister Grants Zimmer zu."

"Mister Grant?", fragte ich.

"Er hat sich hier als Bruce Grant eingetragen."

"Seit wann wohnte er hier?"

"Ein paar Wochen."

"Hatte er Besuch?"

"Nein. Kein einziges Mal. Aber da fällt mir was ein..."

"Was denn?"

"Es ist ein Telegramm für unseren Gast angekommen."

"Zeigen Sie es mir."

Der Dicke suchte es umständlich aus einer Schublade heraus.

Der Text war sehr kurz.

Ich runzelte die Stirn und gab es an Milo weiter. "Eine Buchstabenkombination", stellte mein Kollege fest. Er zuckte die Achseln.

"Vielleicht eine verschlüsselte Nachricht?"

Milo zuckte die Achseln.

"Seit wann macht sich die Mafia soviel Mühe? Die verständigen sich per Handy oder Internet. Und wenn's dann doch mal schiefgehen sollte, investieren sie lieber in gute Anwälte und Schmiergelder..."

Ich sah Milo an. "...und notfalls in einen präzise arbeitenden Killer, der Zeugen ausschaltet!"

"Du sagst es."

Ich deutete auf das Telegramm. " Wir lassen es trotzdem untersuchen. Mal sehen, was unsere Spezialisten herausbekommen."

4

Bruce Reynolds' Zimmer war kahl und schmucklos. Die Tapete war an manchen Stellen feucht und angeschimmelt, das Mobiliar bestand nur aus einem Minimum. Aber das 'Firenze' war ja auch kein Hotel der Luxusklasse.

Wir fanden eine Sporttasche mit persönlichen Dingen. Einige Kleidungsstücke befanden sich darin. In einer verborgenen Bodentasche war außerdem eine Pistole mit Schalldämpfer zu finden.

In einem Aschenbecher fanden wir Reste von verbrannten Fotos. Ich tütete sie sorgfältig ein, aber aber es bestand wenig Hoffnung, noch herausfinden zu können, wer dort abgebildet gewesen war.

"Vielleicht ein Foto von dem Kerl, den er umbringen sollte", meinte ich.

Milo nickte.

Er griff nach der Schublade des Nachttischs und zog sie heraus. Darin lag ein kleines Adressbuch. Milo blätterte etwas darin und zeigte es mir dann.

Ich hob die Augenbrauen. "Keine Namen, keine Adressen...", stellte ich fest.

Und Milo vollendete: "Nur Kombinationen aus Buchstaben... Es gibt noch nicht einmal einen Hinweis darauf, ob dies wirklich Reynolds Buch ist."

"Ich nehme es an. Schließlich scheint das Telegramm an ihn in demselben Code verfasst worden zu sein wie die Eintragungen in diesem Adressbuch!"

Milo nickte.

"Der Kerl war verdammt vorsichtig."

"Er hatte bestimmt seine Gründe dafür!"

Ein Geräusch ließ mich herumfahren. Es waren Schritte hochhackiger Schuhe auf dem knarrenden Holzboden.

Eine junge Frau stand in der Tür.

Ich schätzte sie auf höchstens 25 Jahre. Das dunkle Haar fiel ihr lang auf die Schultern. Das feingeschnittene, hübsche Gesicht drückte Verwunderung aus. Die dunklen Augen musterten mich fragend.

Sie trug ihren Mantel offen, so dass man das blaue, enganliegende Kleid darunter sehen konnte. Es saß so knapp, dass es kaum etwas von ihrer phantastischen Figur verbarg.

Eine Linie, die einer schwindelerregenden Kurve glich.

Eine ziemlich große Handtasche hing über der Schulter. Und der schlichte, aber wertvolle Schmuck den sie trug, verrieten Stil.

Ihr Blick wanderte unruhig zwischen Milo und mir hin und her. Schließlich blieb er an mir hängen.

Sie schluckte.

"Was... tun Sie hier?", fragte sie gedehnt.

Ich holte den Dienstausweis hervor. "Mein Name ist Jesse Trevellian. Ich bin Special Agent des FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker..."

"FBI?"

Sie atmete tief durch. Ihre Brüste hoben sich dabei.

"Was ist geschehen? Ist etwas mit Bruce?"

"Er ist tot", sagte Milo. "Er wurde gestern Nacht in einem Bungalow in Riverdale umgebracht..."

"Oh, mein Gott..."

Ihr dunkler Teint hellte sich auf. Blässe überzog ihr Gesicht. Sie schluckte und presste die Lippen aufeinander.

"Kannten Sie Bruce?", fragte ich.

Sie nickte.

"Ich bin seine Schwester", erklärte sie.

5

Wir nahmen Reynolds persönliche Sachen mit. Um uns mit Reynolds' Schwester zu unterhalten, wählten wir einen angenehmeren Aufenthaltsort als das 'Firenze'. Schräg gegenüber befand sich ein Coffee Shop. Dort ließen wir uns ein paar Donuts und schwarzen Kaffee servieren.

Die dunkelhaarige Schöne stand sichtlich unter Schock.

Dennoch...

Ein paar Fragen würde sie uns schon noch beantworten müssen.

Sie nippte an ihrem Kaffee und schlug dabei gekonnt die Beine übereinander. Das Kleid, das sie trug, ließ den größten Teil davon frei.

"Sie sind also die Schwester von Mister Grant", sagte ich.

Sie lächelte matt.

"Sie kommen vom FBI, Mister Trevellian..."

"Sagen Sie ruhig Jesse zu mir."

"Brenda. Brenda Reynolds. Und als FBI-Agenten wird Ihnen sicher auch klar sein, dass der Name, unter dem sich mein Bruder hier eingemietet hat, falsch war."

Ich nickte.

Und dann wechselte ich einen kurzen Blick mit Milo.

Die erste Probe hatte sie bestanden. Immerhin.

"Wo wohnen Sie?"

"In Chicago. Ich habe Bruce seit Jahren nicht gesehen. Er war gewissermaßen verschollen. Wissen Sie, wir sind 15 Jahre auseinander. Er war schon ein erwachsener Mann, als ich noch ein Kind war. Eigentlich hatten wir nie viel miteinander zu tun. Erst nach dem Tod meiner Eltern hat er sich etwas mehr um mich gekümmert."

"Gibt es noch weitere Angehörige?"

"Soweit ich weiß nein."

"Warum sind Sie hier her, nach New York gekommen?", fragte ich.

"Um mich mit Bruce zu treffen. Wie gesagt, seit Jahren hatte ich nichts von ihm gehört. Und dann hat er sich vor ein paar Tagen telefonisch gemeldet. Er sei in der Klemme und ich sollte hier her kommen. Es klang ziemlich ernst..."

"Und da sind Sie gleich hergekommen..."

"So ist es. Hätten Sie es nicht getan? Mein Bruder war jahrelang wie vom Erdboden verschluckt... Ich hatte schon befürchtet..."

"Was?", hakte ich nach.

"Nichts", sagte sie und atmete dabei tief durch. "Aber man macht sich so seine Gedanken."

"Wussten Sie, womit Ihr Bruder sein Geld verdiente?"

"Nein." Sie hob den Blick. Ihre dunklen Augen schauten mich an. "Um ehrlich zu sein: So genau habe ich das nie wissen wollen. Er war immer in irgendwelche dunklen Geschäfte verwickelt..." Sie zuckte die Achseln. "Jedenfalls war er auch mein Bruder."

"Er war ein Lohnkiller", sagte Milo kühl.

Ich studierte dabei ihre Gesichtszüge. Sie presste die Lippen aufeinander und wirkte sehr beherrscht. Mit einer beiläufig wirkenden Handbewegung strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht.

Indessen fuhr Milo fort: "Bruce Reynolds stand seit einiger Zeit auf unserer Fahndungsliste."

"Vermutlich war das der Grund für sein Untertauchen."

"Schon möglich", sagte Milo.

"Wie starb er?" Brenda wandte sich dabei an mich.

Ich sagte: "Der Mann, den er umbringen wollte, war offenbar auf ungebetenen Besuch bestens vorbereitet und ist ihm zuvorgekommen. Mit einer Armbrust."

"Oh, mein Gott..."

"Bleiben Sie länger in New York?"

"Ja, ein paar Tage hatte ich eingeplant. Werde ich Bruce identifizieren müssen?"

"Das hat etwas Zeit", sagte ich.

Sie nickte.

"Ich glaube auch nicht, dass ich das heute noch durchstehen würde." Sie wischte sich mit der Hand über die Augen, die jetzt rotgerändert aussahen.

Der Tod ihres Bruders schien Brenda wirklich sehr mitzunehmen.

"Was ist das für ein Kerl, der ihn umgebracht hat?"

"Wir haben keine Ahnung."

"Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, die Umstände von Bruce' Tod zu erhellen, dann stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung, Jesse! Ich schreibe Ihnen auf, wo Sie mich hier in New York erreichen können..." Sie nahm eine der Papierservietten des Coffee-Shops und ließ sich von Milo einen Kugelschreiber geben. Als sie fertig war, reichte sie mir die Serviette. Ich warf einen kurzen Blick auf das, was sie geschrieben hatte.

Es handelte sich um eine Hoteladresse in SoHo inklusive einer Telefonnummer.

Sie schaute mich an.

"Wenn Sie mich jetzt allerdings bitte entschuldigen würden... Ich muss erst einmal verdauen, was geschehen ist!"

"Wenn Sie noch Zeit für ein paar Kleinigkeiten hätten, Brenda..."

"Was denn?"

"Sind Sie der Absender dieses Telegramms?"

Ich holte es aus der Jackettinnentasche heraus und zeigte es ihr.

Sie schüttelte den Kopf.

"Nein", murmelte sie. "Das sind ja nur Buchstaben..."

"Keine Ahnung, was das bedeutet oder wer es aufgegeben haben könnte?"

"Nein, sagte ich doch!" Sie wirkte plötzlich etwas gereizt.

Als nächstes zeigte ich ihr das Notizbuch. "Dann wissen Sie hiermit sicher auch nichts anzufangen, oder?"

"Nein! Ich habe wirklich keine Ahnung."

Sie erhob sich, und wir folgten ihrem Beispiel.

"Auf Wiedersehen, Jesse", hauchte sie.

6

"Was hältst du von ihr?", fragte ich, nachdem sie den Coffee Shop verlassen hatte.

"Na, dich scheint ihr Hüftschwung ja ganz gefangenzunehmen, Jesse!"

"Ich meine es ernst, Milo!"

"Ich auch."

In diesem Augenblick klingelte Milos Handy. Milo nahm den Apparat aus der Manteltasche heraus und hielt ihn ans Ohr.

Es war die Zentrale, soviel war mir sofort klar.

Milo sagte zweimal kurz hintereinander "Ja". Dann war das Gespräch zu Ende. Er sah mich mit gerunzelter Stirn an.

"Es gibt einen weiteren Toten, Jesse! Hier ganz in der Nähe... Auf der Spring Street in der Nähe zur Ecke Broadway!"

"Was ist passiert?"

"Jemand hat ein Bündel mit einem Toten auf dem Bürgersteig abgeladen... Und das mitten in Little Italy!"

Da brauchte man wirklich weder Spitzenermittler noch Hellseher zu sein, um sich ausrechnen zu können, dass das etwas mit der Mafia zu tun hatte.

So schnell wie möglich gingen wir zurück zum Sportwagen und fuhren in die Spring Street. Dort hatte sich längst ein Menschenauflauf gebildet, der von den Officers der City Police nur mühsam zurückgedrängt werden konnte.

Milo und ich hatten Mühe durchzukommen. Erkennungsdienst und ein Sergeant des zuständigen Reviers waren bereits dort und beugten sich über einen durchsichtigen Plastiksack.