Krimi Doppelband 178 - Pete Hackett - E-Book

Krimi Doppelband 178 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: (349XE) Trevellian und der Gangsterkrieg in Manhatten (Pete Hackett) Trevellian und die entführte Frau (Pete Hackett) Ein toter Gewerkschafter; sein Stellvertreter Ziel eines Anschlages, und eine entführte junge Frau. Wer steckt dahinter? Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker vermuten die Arbeitgeberseite als Auftraggeber. Aber gibt es nicht auch noch andere Leute, die daran interessiert sind, die Gewerkschaft auszuschalten?

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Seitenzahl: 245

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Pete Hackett

Krimi Doppelband 178

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 178

Copyright

Trevellian und der Gangsterkrieg in Manhattan: Action Krimi

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Trevellian und die entführte Frau

Krimi Doppelband 178

Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Trevellian und der Gangsterkrieg in Manhatten (Pete Hackett)

Trevellian und die entführte Frau (Pete Hackett)

Ein toter Gewerkschafter; sein Stellvertreter Ziel eines Anschlages, und eine entführte junge Frau. Wer steckt dahinter? Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker vermuten die Arbeitgeberseite als Auftraggeber. Aber gibt es nicht auch noch andere Leute, die daran interessiert sind, die Gewerkschaft auszuschalten?

Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER TONY MASERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Trevellian und der Gangsterkrieg in Manhattan: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 110 Taschenbuchseiten.

Krieg der Gangster-Clans! Diese erschreckende Tatsache ruft das FBI auf den Plan. Was sich jedoch zunächst als Familienkrieg darstellt, hat noch einen anderen Aspekt, und der bringt die FBI-Agents Trevellian und Tucker in höchste Lebensgefahr. Jemand versucht, die profitablen Reviere neu abzustecken.

1

Eine Blechlawine wälzte sich auf der Fifth Avenue nach Süden, die andere nach Norden. Es ging nur schrittweise voran. Ein Hupkonzert beherrschte die Atmosphäre.

An diesem Tag war auch Robert Malone unterwegs. Er war ungeduldig und nervös, denn er hatte eine Verabredung, und die Zeit lief ihm davon. Unruhig klopfte er mit der flachen Hand immer wieder auf das Lenkrad. Alle möglichen Verwünschungen zogen durch seinen Verstand. Manchmal bewegten sich sogar seine Lippen wie im Selbstgespräch.

Malone hatte keine Ahnung, dass die letzte Minute seines Lebens angebrochen war. Er dachte sich auch nichts dabei, als ein Motorradfahrer neben seinem Bentley hielt. Der Bursche auf dem Rücksitz der Maschine holte eine Mini-Uzi unter seiner Lederjacke hervor und begann zu schießen. Die Kugeln zerschlugen die Seitenscheibe des Bentley und bohrten sich in Malones Körper. Der Tod kam schneller als jeder Gedanke …

Im allgemeinen Lärm war das Peitschen der Schüsse untergegangen. Der Motorradfahrer gab Gas. Er brauste zwischen den Fahrzeugkolonnen nach Süden. Der Bentley blockierte den Verkehr. Einige Autofahrer sprangen aus ihren Fahrzeugen. Kraftausdrücke wurden laut. Einer riss die Tür des Bentley auf. Der blutende Leichnam kippte ins Freie. Einige der Männer, die eben noch den Bentleyfahrer zum Satan wünschten, wurden bleich. Einer stammelte: „Der – der ist tot. Großer Gott. Er blutet.“

Ein anderer stieß hervor: „Die Seitenscheibe ist zertrümmert. Neben dem Bentley hat vor einer Minute ein Motorrad angehalten. Ich glaube, der Mann auf dem Sozius zog etwas unter der Jacke hervor. Wahrscheinlich eine Pistole. Mit Gewissheit kann ich das aber nicht sagen. Ich hab nicht so drauf geachtet, und ich hörte auch keine Schüsse.“

„Man muss die Polizei verständigen“, rief jemand.

2

Es waren ein regnerischer Tag im Oktober. Die Wolken zogen derart niedrig, dass man meinte, sie streiften die Wolkenkratzer. Mein Telefon dudelte. Ich nahm den Hörer, hob ihn vor das Gesicht und sagt: „Trevellian, FBI New York.“

„Police Department“, sagte eine Stimme. „Einen Augenblick, ich verbinde.“

Im nächsten Moment hatte ich Detective Lieutenant Harry Easton von der Mordkommission Manhattan an der Strippe. Cleary, wie wir ihn nannten, sagte: „Guten Morgen, Jesse. Ich habe schlechte Nachricht für euch Burschen vom FBI.“

Ich aktivierte den Lautsprecher des Telefonapparats, damit Milo hören konnte, was Cleary an schlechten Nachrichten parat hatte.

Clearys Stimme erklang aufs Neue. Er sagte: „Gestern am späten Vormittag wurde in der Fifth Avenue Robert Malone erschossen.“

Mehr sagte Cleary nicht. Er ließ seine Worte wirken.

Ich war wie elektrisiert und stieß hervor: „ Der Robert Malone? Jack Malones Sohn?“

„Genau der. Er wurde wahrscheinlich mit einer Mini-Uzi ermordet. Den Zeugenaussagen zufolge hielt für kurze Zeit ein Motorrad mit zwei Männern neben Malones Bentley, als der Verkehr wegen einer roten Ampel zum Stehen kam.“

„Wahrscheinlich hat sich niemand die Zulassungsnummer des Motorrades gemerkt“, sagte ich. „Und die Kerle trugen Motorradkombis und Sturzhelme, so dass es auch von ihnen keine brauchbare Beschreibung gibt.“

„Sehr scharfsinnig, Jesse“, kam es etwas sarkastisch von Harry Easton. Dann fuhr er sogleich fort: „Ja, es ist so. Keiner der anderen Autofahrer hat etwas mitbekommen. Jeder hat nur auf den Verkehr geachtet.“

„Das riecht nach Bandenkrieg“, sagte ich. „Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass sich der Malone- und der Osborne-Clan in den Haaren liegen. Es geht um die Kontrolle des Rauschgiftmarktes und der illegalen Prostitution in Manhattan. Roy Osborne will Jack Malone aus dem Geschäft drängen.“

„Bandenkrieg! Du sagst es, Jesse. Das ist der Grund, weshalb ich dich anrufe. Chief Hywood meint, dass es ein Fall für das FBI wäre. Ich habe deshalb gestern Nachmittag noch die formelle Abgabe an eure Dienststelle verfügt. Da du und Milo schon seit einiger Zeit gegen die beiden Clans ermittelt, nehme ich an, dass euch Mr. McKee den Fall aufs Auge drücken wird.“

Hywood, von dem Easton sprach, war der „Chief of Police Department“. Ein Mann von altem Schrot und Korn. Ein Choleriker. Wenn er brüllte, wackelten in New York die Wolkenkratzer. So behaupteten es zumindest einige böse Zungen.

„Wir lassen uns überraschen“, erwiderte ich. „Hat die ballistische Auswertung der Geschosse irgendwelche Anhaltspunkte ergeben?“

„Malone wurde von einer ganzen Garbe regelrecht durchsiebt. Einige der Geschosse sind in der Ballistik gelandet. Ein Ergebnis dahingehend habe ich allerdings noch nicht.“

„Leite uns den ballistischen Bericht zu, sobald er vorliegt“, bat ich. Dann verabschiedete ich mich und beendete das Gespräch.

Milo, der alles mitgehört hatte, verzog das Gesicht säuerlich und meinte: „Dieser Tag fängt ja schon wieder gut an …“

„Das hat der zum Tode Verurteilte auch gesagt, als sie ihn morgens um sechs Uhr auf den elektrischen Stuhl schnallten“, knurrte ich.

Milo verdrehte die Augen und machte „Ha, ha.“ Dann sagte er: „Ich meine es ernst, Partner. Jack Malone wird für den Mord an seinem Sohn den Osborne-Clan verantwortlich machen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er zurückschlägt. Diese Kerle handeln nach dem Grundsatz Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich denke, es bewegt sich etwas in der Sache Malone gegen Osborne.“

„Vielleicht sollten wir mal mit dem Chef darüber reden“, schlug ich vor.

„Du kannst es wohl nicht erwarten, den Fall zu übernehmen? Du weißt doch hoffentlich, dass wir zwischen den Fronten stehen werden, wenn es zum Schlagabtausch kommt. Wie zwei Weizenkörner zwischen riesigen Mühlsteinen.“

„Es kann uns nur weiterbringen“, gab ich zu verstehen. „Was konnten wir den Clans bisher schon nachweisen? Nichts! Dabei wissen wir haargenau, dass sowohl die Malones wie auch die Osbornes die Finger im Rauschgiftgeschäft haben und die illegale Prostitution steuern.“

Wenige später saßen wir Mr. McKee gegenüber. Zwischen ihm und uns stand sein Schreibtisch. Einige Akten lagen darauf. Eine davon war aufgeschlagen. „Gut, dass Sie kommen, meine Herren“, begrüßte uns Mr. McKee mit einem freundlichen Lächeln um die Lippen. „Soeben ist mir eine Akte auf den Tisch geflattert, ein Fall, mit dem ich Sie beide betrauen werde, Jesse, Milo. Es geht um den Mord an Robert Malone.“

„Harry Easton hat uns dahingehend bereits unterrichtet“, erklärte ich.

Milo deutete auf die Akte, die vor dem Special Agent in Charge auf dem Tisch lag. „Ist das die Ermittlungsakte vom Police Department?“

„Ja. Ein Bote hat sie gebracht. Da Sie beide schon seit einiger Zeit in Sachen Malone und Osborne ermitteln …“

Der Chef brach ab. Denn dass Milo und ich den Mordfall übernehmen sollten, hatte er ja schon zum Ausdruck gebracht.

„Es ist anzunehmen, dass der Osborne-Clan hinter dem Mord steckt“, erklärte ich. „Und Jack Malone wird mit aller Brutalität zurückschlagen.“

„Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um den beiden Syndikaten das Handwerk zu legen“, sagte Mr. McKee.

Wir versprachen es. Mr. McKee überreichte mir die Ermittlungsakte. Ich nahm sie entgegen, dann verabschiedeten wir uns vom SAC.

3

Als erstes wollten wir Jack Malone in seinem Haus am Silver Lace Park in Staten Island aufsuchen. Haus ist in diesem Zusammenhang sicher total untertrieben. Es war ein schlossähnliches Gebäude, in dem der Mafiaboss lebte. Ein richtiger Park umgab es. Am schmiedeeisernen Tor mussten wir läuten und per Gegensprechanlage erklären, was uns herführte. Dann schwang das Tor wie von Geisterhand gesteuert auf und wir fuhren über eine asphaltierte Straße bis vor das Haus. Ich stellte den Motor des Wagen ab und wir stiegen aus.

Ein livrierter Butler öffnete uns die Haustür. „Ich bitte die Gentlemen einzutreten“, sagte er steif.

Wir betraten eine große Halle, von der aus eine breite Freitreppe hinauf zu einer Galerie führte. Viele Türen, sowohl im Erdgeschoss wie auch in der oberen Etage, zeugten von der Anzahl der Räume, die es in diesem Haus gab, was wiederum auf die Größe des Gebäudes schließen ließ.

„Nehmen Sie Platz. Ich sage Mr. Malone Bescheid.“ Der Butler wies auf eine Polstergarnitur aus weißem Leder mit einem schweren Couchtisch zwischen den Sesseln und dem Sofa.

Wir ließen uns nieder. Dieses Haus ließ den Reichtum seines Besitzers vermuten. Hier war das Feinste gerade gut genug.

Der Diener verschwand.

Unsere Geduld wurde auf keine besonders lange Probe gestellt. Dann kam der Hausherr. Nun, wir kannten Jack Malone. Er vermittelte einen seriösen, distinguierten Eindruck. Das solariengebräunte Gesicht bildete einen scharfen Kontrast zu seinen schneeweißen Haaren. Er trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Sein Gesicht mutete müde an. Aber die blauen, stechenden Augen straften diesen Eindruck Lügen. Sie musterten uns durchdringend.

Wir erhoben uns.

„Bitte, bleiben Sie sitzen, G-men“, sagte Malone. Er ging zu einem der Sessel und ließ sich nieder.

Der Butler zog sich zurück.

Milo und ich setzten uns wieder.

„Ich nehme an, dass Sie wegen der Ermordung meines Sohnes gekommen sind, G-men. Wieso wurde das FBI eingeschaltet?“

„So ist es“, erwiderte ich und vermied es, auf seine Frage einzugehen. Denn dann hätte ich ihm sagen müssen, dass Bandenkriminalität, Rauschgifthandel und illegale Prostitution eben in die Zuständigkeit der Bundespolizei fielen. Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

„Sie sind gewiss nicht hier, um mir Ihre Anteilnahme auszudrücken.“

„Es ist sicher ein herber Verlust für Sie, Mr. Malone“, sagte Milo. „Hatte Ihr Sohn Feinde? Wurde er vielleicht bedroht?“, setzte er hinzu.

„Nicht, dass ich wüsste“, antwortete Jack Malone. „Bob war ein guter Junge. Nein, ich glaube nicht, dass er Feinde hatte.“ Das Gesicht des Gangsterbosses versteinerte. „Es ist Ihre Aufgabe, herauszufinden, wer meinen Sohn auf dem Gewissen hat. Ich hoffe doch, dass Sie alles menschenmögliche tun, um seinen Mörder zu überführen.“

„Das werden wir“, erwiderte ich. „Denken Sie nicht, Mr. Malone, dass die Osbornes dahinter stecken?“

Ich ließ Jack Malone nicht aus den Augen, fixierte ihn scharf, erwartete irgendeine Reaktion. In seinem Gesicht aber zuckte kein Muskel. „Wer soll das sein?“

„Machen wir uns doch nichts vor, Malone“, erregte sich Milo. Er trug wieder einmal sein Herz auf der Zunge spazieren. „Sie wissen genau, wovon mein Kollege spricht. Die Osbornes sind drauf und dran, Sie aus dem Geschäft zu drängen. Und jetzt beginnen sie, die großen Geschütze aufzufahren.“ Milos Stimme sank herab, als er fortfuhr: „Wir wissen über Sie Bescheid, Malone. Wir wissen auch, womit Sie ihr Geld verdienen.“

Jack Malones Brauen hatten sich zusammengeschoben. „Ich weiß, dass Sie seit einiger Zeit hinter mir her sind, G-men. Ja, ich bin gut informiert. Aber haben Sie irgendetwas gegen mich in den Händen? Können Sie mir irgendein Vergehen oder gar ein Verbrechen nachweisen?“ Malone schürzte die Lippen. „Nein! Können Sie nicht. Also kommen Sie mir nicht mit Verdächtigungen und Unterstellungen.“

Ich legte Milo beruhigend die Hand auf den Unterarm. „Bis jetzt konnten wir Ihnen nichts beweisen, Malone“, stieß ich mit Schärfe im Tonfall hervor. „Wir wissen aber, dass Sie der Kopf einer Mafia sind, die den Drogenhandel und die illegale Prostitution in Manhattan kontrolliert. Der Krug geht solang zum Brunnen, bis er bricht. Sicher kennen Sie dieses Sprichwort, Malone.“

Der Gangster war nicht aus der Reserve zu locken. Er lehnte sich im Sessel zurück, verschränkte die Hände über dem Bauch und erwiderte: „Ich trauere um meinen Sohn, G-man. Und ich bin deshalb nicht in der Stimmung, mich von Ihnen beleidigen zu lassen. Ich bitte Sie, mein Haus zu verlassen. Ich frage mich überhaupt, weshalb Sie zu mir gekommen sind.“

„Um Sie zu warnen, Malone“, stieß ich hervor. „Sollte in nächster Zeit einem der Osbornes auch nur ein Haar gekrümmt werden, werden wir uns an Sie wenden. Wir werden Ihnen dann eine Reihe von Fragen stellen. Fangen Sie keinen Krieg an, Malone. Wenn doch, wird das FBI mitmischen.“

Mit dem letzten Wort erhob ich mich. Auch Milo stand auf. Malone blieb sitzen und schaute zu uns in die Höhe. „Dann geben Sie nur Acht, G-men, dass Sie nicht Federn lassen.“

Milo stieß scharf die Luft durch die Nase aus.

Auch in meinen Eingeweiden begann so etwas wie Zorn zu wühlen. Ich knurrte: „Seien Sie sich nur nicht zu sicher, Malone. Auch Sie machen eines Tages einen Fehler. Und dann werden wir am Drücker sein.“

„Damit sind die Fronten geklärt“, kam es von Jack Malone. Er machte kein Hehl mehr daraus, dass er unser Gegner war. Er verhöhnte uns. „Sie haben mir den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen …“

Vielsagend brach er ab.

Milo und ich gingen zur Tür, ich öffnete sie, dann traten wir ins Freie. Wir atmeten beide tief durch.

„Er hat uns ablaufen lassen wie kaltes Wasser“, knurrte Milo wütend.

„Der Mord an seinem Sohn wird ihn aus der Reserve locken“, versetzte ich. „Und er wird Fehler machen. Als wir ihm eben erklärten, dass wir über seine Machenschaften Bescheid wissen, haben wir ihn verunsichert, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.“

„Deine Worte in Gottes Gehörgang“, meinte Milo.

Wir stiegen in den Wagen.

4

Samuel Osborne frühstückte. Seine Frau saß ihm gegenüber am Tisch. Sam war nicht gerade gut gelaunt. Er war am Abend zuvor Gast bei einer Party gewesen und hatte viel zu viel getrunken. Er war total verkatert. „Ich frage mich, weshalb Vater mich zu dieser Beerdigung schickt“, maulte er und biss in seinen Schinkentoast.

„Um das Gesicht zu wahren“, meinte Susan, die Gattin Samuel Osbornes.

Sam winkte ab. Kauend sagte er: „Was für ein Unsinn. Warum nimmt Dad nicht selbst daran teil, um zu zeigen, dass wir dem Tod Bob Malones nichts zu tun haben? Fürchtet er, dass Jack Malone ausrastet, wenn er ihn sieht?“

„Ich weiß viel zu wenig über eure Geschäfte, Bob, als dass ich dir darauf eine Antwort geben könnte“, erwiderte Susan Osborne. „Ich will auch gar nichts davon wissen. Denn es sind unsaubere Geschäfte. Ich weiß nur, dass die Osbornes die Feinde des Malone-Clans sind. Liegt da die Vermutung, dass die Osbornes hinter dem Mord an Bob Malone stehen, nicht nahe?“

„Lass solche Worte niemals meinen Vater hören, Darling“, knurrte Sam Osborne. „Und verrate ihm niemals, dass ich dich hin und wieder hinter die Kulissen blicken lasse.“

Susan hörte zu kauen auf, ihr Blick verkrallte sich regelrecht am Gesicht ihres Mannes. „Soll das heißen, dass mir Roy Osborne einen Killer auf den Hals schicken würde?“

„Unsinn. Mein Dad ist doch kein Mörder. Nein. Er würde mir die Leviten gehörig lesen. Und das will ich nicht. Ich will nicht als einer vor Dad dastehen, der aus der Schule plaudert. Er würde mich verachten. Und vor allem würde er mich nicht mehr in seine Geschäfte einweihen. Ich soll einmal seinen Platz einnehmen. Er vertraut mir. Wenn ich mich seines Vertrauens nicht als würdig erweise …“

„… setzt er Owen Calhoun an deine Stelle. Ich weiß.“ Susan spülte den Bissen, den sie kaute, mit einem Schluck Kaffee hinunter. „Wäre das so schlimm, Sam? Dein Vater ist ein skrupelloser Gangster. Du willst in seine Fußstapfen treten. Irgendwann kommt man euch auf die Schliche. Willst du hinter Zuchthausmauern verkümmern? Lass Owen die Nachfolge deines Vaters antreten. Es ist im Gegensatz zu dir aus dem gleichen Holz geschnitzt wie dein Vater. Du aber …“

„Was?“ Sam Osborne blaffte es ärgerlich. Es war immer dasselbe. Susan wollte, dass er aus dem Syndikat ausstieg. Er war zu schwach dazu. Sein Vater duldete keine Aussteiger. Wer nicht für ihn war, war sein Feind. Und seine Feinde ließ Roy Osborne eliminieren. So einfach war das. Sam war sich sicher, dass sein Dad auch vor ihm, seinem Sohn, nicht haltmachen würde. Er würde sich dem Druck der Unterbosse beugen müssen …

„Du bist nicht hart genug, um in die Fußstapfen Roy Osbornes zu treten, Sam. Du besitzt auch gar nicht das Format, um das Syndikat zu leiten. Männer wie Owen Calhoun und Sid Callagher würden dir nicht den nötigen Respekt erweisen. Und du wärst zu schwach, um dich durchzusetzen.“

„Ich bin in deinen Augen also ein Versager!“, schnappte Sam, erhob sich mit einem Ruck und wandte sich zur Tür. „Das sagst ausgerechnet du mir“, rief er über die Schulter, „die von meinen Geld in Saus und Braus lebt.“

„Vom Geld deines Vaters, Sam“, verbesserte Susan. „Es ist das Geld deines Vaters.“

Samuel Osborne riss die Tür auf, verließ das Esszimmer und schmetterte die Tür hinter sich wieder zu. Er ging zur Garderobe und schlüpfte in seinen Trenchcoat. Dann verließ er das Haus, begab sich in die Garage, warf sich in seinen dunkelblauen Chevrolet und startete den Motor.

Er stieß rückwärts aus der Garage, befuhr die asphaltierte Zufahrt, erreichte die Straße und legte den Vorwärtsgang ein.

Auf der anderen Straßenseite parkte ein Ford. Die Seitenscheibe war heruntergelassen. Jetzt schob sich eine Faust aus dem Seitenfenster, die eine Pistole hielt. Ein klobiger Schalldämpfer war aufgeschraubt. Der Mann im Ford schoss dreimal. Die Seitenscheibe des Chevy zerplatzte unter den Einschlägen der Geschosse. Samuel Osborne brach über dem Lenkrad zusammen. Der Chevy rollte auf den Gehsteig und dann auf den Vorgarten des Nachbarhauses, prallte gegen einen Baum, der Motor starb ab.

Die Hand mit der Pistole wurde zurückgezogen. Der Ford wurde gestartet und rollte an. Er verschwand in der nächsten Seitenstraße.

5

Milo und ich hatten an der Beerdigung Robert Malones teilgenommen. Von der Osborne-Sippe und ihrem Anhang hatte sich niemand auf dem Greenwood Cemetery blicken lassen. Viele bekannte Gesichter befanden sich unter der Trauergemeinde. Überschlägig gerechnet waren hier 1000 Jahre Gefängnis aufeinander getroffen. Mindestens!

Die Beerdigung brachte keine neuen Erkenntnisse für uns. Wir fuhren nach Manhattan zurück. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Für uns stand es fest, dass Robert Malone auf das Konto des Osborne-Clans ging. Und uns war klar, dass Jack Malone es nicht einfach so schluckte, dass Roy Osborne seinen jüngeren Sohn liquidieren ließ. Er würde zurückschlagen. Mit aller Brutalität und gnadenlos. Die Frage war nur, wen von den Osbornes es zuerst traf.

Die Antwort erhielten wir, als wir im Federal Building eintrafen. Auf meinem Schreibtisch lag eine handgeschriebene Nachricht von Mandy, der Sekretärin unseres Chefs, dass wir nach unserer Ankunft unverzüglich bei Mr. McKee vorstellig werden sollten.

Wir ahnten, dass der SAC uns etwas außerordentlich Wichtiges mitzuteilen hatte und verloren keine Zeit.

„Jesse, Milo“, begann er, kaum dass wir saßen, „vor drei Stunden wurde Sam Osborne vor seinem Haus in Queens erschossen. Es sieht ganz danach aus, dass Jack Malone zurückgeschlagen hat. Er hat nicht mal die Beerdigung seines Sohnes abgewartet. Jetzt sind wir gefordert.“

„Gibt es Augenzeugen?“, fragte ich. „Hat jemand den Täter gesehen?“

„Es gibt keine Augenzeugen“, antwortete der Chef. „Die Mordkommission ist vor Ort. Eine erste Einvernahme der Frau des Gangsters hat ergeben, dass er zur Beerdigung Robert Malones wollte. Die Frau wurde mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert.“

„Vielleicht sollten wir Jack Malone in die Mangel nehmen“, knurrte Milo. „Man könnte es aber auch bei Price Malone versuchen, dem Älteren der beiden Malone-Söhne. Er ist der erste Anwärter auf den Thron, sollte sich der Jack aufs Altenteil zurückziehen. Soviel wir von Price wissen, ist er ein würdiger Nachfolger. Wahrscheinlich ist er sogar noch eine Idee Skrupelloser als sein alter Herr.“

Ich nickte zur Bestätigung. Wir wussten, dass Price Malone 38 Jahre alt und die rechte Hand Jack Malones war. Robert hingegen war ein kleines Licht innerhalb der Organisation gewesen. Er hatte lediglich den Status inne, ein Sohn von Jack zu sein. Zu sagen hatte er kaum etwas. Niemand hatte ihn so richtig respektiert.

Milo sprach weiter: „Bei Roy Osborne schaut es etwas anders aus. In seine Fußstapfen sollte Sam treten. Aber der ist ausgeschaltet. Also wird Owen Calhoun, ein Neffe des Alten, Gewehr bei Fuß stehen.“

„Und der ist noch ein ganzes Stück schlimmer als sämtliche Osbornes zusammen“, ergänzte ich. „Er hat sich von ganz unten hochgearbeitet, das Handwerk also von der Pike auf gelernt. Der macht sich, im Gegensatz zu Gentleman Roy, die Hände auch selbst mal schmutzig.“

„Der Krieg hat begonnen“, sagte der Chef. „Uns obliegt es, ihn zu beenden und den Gangstern das Handwerk zu lernen.“

„Wir fahren nach Queens“, sagte ich. „Mal sehen, was die Kollegen von der Spurensicherung herausgefunden haben.“

Wenige Minuten später lenkte ich den Wagen aus der Tiefgarage. Sam Osborne hatte in der Elmhurst Avenue gelebt. Wir benutzten die Queensboro Bridge, um den East River zu überqueren.

Es ging wieder einmal nur stockend vorwärts. Der Geruch von Abgasen wehte uns um die Nasen. Ich schaltete das Gebläse aus. Schließlich aber langten wir in der Elmhurst Avenue an. Die Kollegen vom Police Department waren noch vor Ort und machten ihren Job. Ich sah auch einige Streifenwagen und uniformierte Cops.

Es war ein schönes Haus, das Sam Osborne sein Eigen genannt hatte. Längst nicht so feudal wie die Villa Jack Malones, für jemand wie mich, dessen Monatslohn sich in Grenzen hielt, jedoch unerschwinglich.

Wir wiesen uns aus. Der Einsatzleiter, sein Name war Martin Wright, erklärte uns, dass der Leichnam bereits abgeholt worden war und in die Pathologie geschafft wurde.

Wir schauten uns um.

Der Wagen Bob Malones stand noch auf der Rasenfläche vor dem Nachbarhaus. Die Fensterscheibe der Beifahrertür war blutbespritzt. Das Fenster der Fahrertür war zerschossen. Auch auf den Sitzen und dem Armaturenbrett gab es Blutspritzer.

„Wir haben den Tathergang rekonstruiert“, gab Wright zu verstehen. „Malone fuhr rückwärts aus der Garage auf die Straße, um sich in Richtung Junction Boulevard zu wenden. Er wollte zum Greenwood Friedhof, wo die Beerdigung Robert Malones stattgefunden hat. Der Killer muss auf der anderen Straßenseite im Auto gewartet haben. Er gab mindestens drei Schüsse ab. Eine der Kugeln traf Osborne in den Kopf, die anderen beiden in die Brust. Er muss sofort tot gewesen sein.“

„In welches Krankenhaus wurde Mrs. Osborne gebracht?“, fragte ich.

„Ins Bellevue Hospital.“

„Ist sie vernehmungsfähig?“

„Eingeschränkt. Ich habe mit ihr gesprochen. Mehr, als dass Sam Osborne zu Malones Beerdigung wollte, konnte sie nicht sagen. Den Weg zum Krankenhaus können Sie sich sparen.“

„Wir bekommen einen Bericht von Ihnen, Wright?“

„Natürlich.“

Für uns gab es hier nichts mehr zu tun. Wir verließen den Tatort und fuhren zurück nach Manhattan.

„Ob uns Sam Osbornes Frau nicht doch ein wenig mehr verraten könnte als das, was sie Wright erzählt hat?“, meinte Milo, während der Wagen durch den Queens-Midtown Tunnel rollte, den ich für den Rückweg benutzte.

„Vielleicht könnte sie“, erwiderte ich. „Aber sie wird nicht wollen. Schon gar nichts wird sie uns über die Geschäfte ihres Gatten verraten. Denn sie müsste Roy Osbornes Rache fürchten.“

„Oder dass er ihr den Geldhahn zudreht.“

„Oder das“, bestätigte ich.

„Dann fahren wir zu Jack Malone?“

„Von mir aus.“

Wir durchquerten also Manhattan, fuhren hinüber nach New Jersey und wandten uns dort südwärts. Über die Bayonne Bridge gelangten wir schließlich nach Staten Island. Die Mittagszeit war längst vorüber, als wir endlich im Victory Boulevard ankamen. Ich parkte vor dem schmiedeeisernen Tor, das in den parkähnlichen Garten führte.

Wir stiegen aus. Per Fernbedienung verschloss ich den Wagen. Dann läutete Milo. Eine blecherne Stimme kam aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage und fragte uns nach unserem Begehr. Dabei war ich mir sicher, dass wir längst von der Videoüberwachung erfasst worden waren und man im Haus genau Bescheid wusste, wer am Tor stand.

Wir wurden eingelassen. Der Butler führte uns wieder in die Empfangshalle der Villa und bat uns, Platz zu nehmen. Es dauerte einige Minuten, bis Jack Malone erschien. Ich war mir sicher, dass er uns mit Bedacht warten hatte lassen. Der alte Gangster war mit einem bequemen Hausmantel bekleidet. Darunter aber trug er noch eine schwarze Anzughose und ein weißes Hemd sowie die schwarze Schleife. Malone setzte sich nicht.

„Was immer Sie mich fragen wollen, G-men, ich bin heute nicht in der Stimmung, Ihnen Rede und Antwort zu stehen“, gab er zu verstehen. „Vor wenigen Stunden habe ich meinen jüngeren Sohn zu Grabe getragen. Das geht an die Substanz.“ Seine Stimme bekam einen spöttischen Unterton. „Und da Sie sicherlich wiederum nur mit üblen Verdächtigungen und abenteuerlichen Mutmaßungen aufwarten können, möchte ich Sie bitten, meine Zeit nicht unnötig in Anspruch zu nehmen.“

„Samuel Osborne wurde heute Vormittag erschossen“, fiel ich sogleich mit der Tür ins Haus. „Wir nehmen an, dass es sich um einen Racheakt handelt.“

„Und weshalb kommen Sie damit zu mir? Heute Vormittag wurde mein Sohn Bob begraben. Mein Sohn Price, ich und alle Verwandten und Bekannten waren auf dem Friedhof. Sollten Sie nicht lieber zusehen, den Mörder meines Jungen zu überführen?“

„Wir sind davon überzeugt, dass Roy Osborne zurückschlägt, Mr. Malone“, sagte Milo. „Am gefährdetsten sind Sie und Ihr Sohn Price.“

Der Gangsterboss musterte meinen Freund und Partner fast mitleidig. „An mich wagt sich niemand heran“, sagte er dann. „Ich …“

Er brach ab.

„Was wollten Sie sagen, Mr. Malone?“, fragte ich. „Dass Sie von einem Rudel Leibwächter beschützt werden?“

Er schaute mich unter halb gesenkten Lidern hervor an. „Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen Rede und Antwort zu stehen.“ Er schob den Kopf etwas nach vorn, sein Kinn wurde kantig. „Ich habe mich nicht geirrt, als ich sagte, dass Sie nur mit üblen Verdächtigungen und abenteuerlichen Mutmaßungen aufwarten können. Ein weiteres Mal werde ich Sie auch nicht mehr in meinem Haus empfangen, G-men. Aber Sie können sich gerne an meinen Anwalt wenden. Es ist die Kanzlei Kilkeene und Partner. Alles renommierte Anwälte, die ihr Handwerk verstehen.“

„Es ist unser Job, Sie zu schützen, wenn wir der Auffassung sind, dass Ihr Leben gefährdet ist, Mr. Malone“, gab Milo zu verstehen. „Darum werden wir …“

„Gar nichts werden Sie!“, erregte sich Malone und unterbrach meinen Partner. „Wenn Sie mich von nun an nicht in Ruhe lassen, werde ich mich an höchster Stelle über Sie beschweren. Ich habe die Nase voll von Ihnen. Und jetzt gehen Sie bitte. Es liegt nichts vor gegen mich, das Sie legitimieren würde, ohne meinen Willen mein Haus zu betreten.“

„Wird Ihr Sohn Price auch von Leibwächtern beschützt?“, fragte ich, unbeeindruckt von seinem Hinauswurf.

Malone starrte mich nur düster an.

Ich fuhr fort: „Wenn nicht, sollten Sie ein paar Ihrer Bodyguards für ihn abstellen, Mr. Malone. Er ist nämlich mindestens ebenso gefährdet wie Sie. Und Sie haben doch schon einen Sohn verloren.“

„Gehen Sie jetzt.“

Wir erwiesen ihm den Gefallen.

Als wir im Wagen saßen, sagte ich: „Wir werden sein Haus und das Haus seines Sohnes observieren. Ich bin überzeugt, dass Roy Osbornes Killer nicht lange auf sich warten lassen.“

„Wir können nicht bei beiden Häusern gleichzeitig sein“, gab Milo zu bedenken.

„Wir fordern Verstärkung an.“ Ich nahm mein Handy aus der Freisprechanlage und rief Mr. McKee an. Zwei Minuten später hatte ich berichtet und der SAC sagte mir zu, dass er Clive Caravaggio und Blackfeather zum Haus Price Malones schicken würde, damit sie es beobachteten.

Der Chef gab mir vollkommen recht. Auch er war überzeugt, dass Roy Osborne zum Gegenschlag ausholen würde. Und dann war es gut, wenn wir zur Stelle waren.

6

Jack Malone hatte, nachdem die beiden G-men gegangen waren, sein Arbeitszimmer aufgesucht. Er setzte sich hinter den Schreibtisch, nahm den Telefonhörer zur Hand und tippte eine Nummer. Als sich am anderen Ende sein Sohn Price meldete, sagte der Mafioso: „Trevellian und Tucker vom FBI waren bei mir wegen Sam Osborne. Möglich, dass sie auch zu dir kommen, Price. Ich will es dir nur gesagt haben, damit du vorbereitet bist. Am besten, du verweist die G-men an unsere Anwälte und sagst gar nichts.“

„Meinst du nicht, dass wir den Schnüfflern einen Denkzettel verpassen sollten, Dad?“

„Nein. Es wäre ein Fehler. Und wir können uns keinen Fehler leisten.“

„Wie du meinst. Ich hätte aber kein Problem damit …“

„Du tust, was ich dir sage!“, schnitt Jack Malone seinem Sohn barsch das Wort ab. „Die beiden G-men sind tabu für dich. Lass Sie ermitteln und schnüffeln, bis sie schwarz werden. – Sie denken, dass die Osbornes den nächsten Schlag führen werden. Nun, wahrscheinlich haben sie damit gar nicht so Unrecht.“

„Mag sein. Ich bin auf der Hut. Falls die Osbornes einen Killer schicken, ist der so gut wie tot.“

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Wir bezogen um neun Uhr Stellung in der Nähe des Hauses, in dem Jack Malone wohnte. Ich hatte uns nicht mit dem Sportwagen her chauffiert, sondern aus dem Fuhrpark des FBI einen Buick entliehen. Es war ein unauffälliger Wagen, an dem nichts verriet, dass es sich um ein Einsatzfahrzeug handelte.

Von unserem Parkplatz aus war es kaum möglich, die unmittelbare Umgebung der Villa zu beobachten. Darum entschlossen wir uns, in den Garten einzusteigen und uns so zu postieren, dass wir im Falle des Falles unverzüglich eingreifen konnten.

Milo hielt vor dem Haus Wache, ich hatte mich zur Rückseite begeben. Die Zeit verstrich nur langsam. Eine Wolkendecke verhinderte, dass Mond- und Sternenlicht auf die Erde drang. Es war um mich herum finster wie im Schlund der Hölle.

Im Haus brannten die Lichter. Ich wusste, das Jack Malone verheiratet war, wenn wir bisher auch seine Frau nie zu Gesicht bekommen hatten. Und ich war mir sicher, dass er mindestens zwei Bodyguards bei sich im Haus hatte.

Mr. McKee hatte Clive Caravaggio und Blackfeather, unseren indianischen Kollegen, zum Haus Price Malones geschickt. Wir konnten mit den beiden jederzeit Telefonkontakt aufnehmen, hatten aber beschlossen, das Handy nur im äußersten Notfall zu benutzen.

Ja, die Zeit schien tatsächlich angehalten zu haben. Ich schaute einmal auf die Uhr, in der Meinung, dass eine Stunde verstrichen sein musste, seit wir hier Stellung bezogen hatten. Es war halb zehn Uhr. Wir warteten also erst eine halbe Stunde.

Aber die Zeit hatte nicht wirklich angehalten. Gegen 11 Uhr gingen im Haus die Lichter aus.

Um 11 Uhr 30 fuhr ein Auto auf der Straße vor. Die Lichtfinger der Scheinwerfer stießen durch die Finsternis. Ein Stück vom Gartentor entfernt hielt der Wagen an. Der Motor wurde abgestellt, die Scheinwerfer und Rücklichter erloschen.

Ich verspürte Anspannung. Jeder meiner Sinne war aktiviert.

Ich schlich zum Gartenzaun und bog die Zweige einer hohen Hecke, die den Einblick in den Garten von der Straße aus verwehrte, etwas zur Seite. Schritte tackerten auf dem Gehsteigpflaster. Der Mann kam auf das Gartentor zu. Dann konnte ich ihn sehen. Er trug einen Kanister. Siedend durchfuhr es mich. Der Kerl wollte Feuer legen. Und dann würde er sich auf die Lauer legen und warten, bis Jack Malone ins Freie kam …

Der Bursche verschwand in Richtung Einfahrt aus meinem Blickfeld. Das Tackern der Schritte entfernte sich. Schließlich war es nur noch ganz schwach zu hören.

Ich verließ den Platz und lief im Schutz von Büschen und Bäumen zur Vorderseite des Hauses. Neben dem Gebäude ging ich hinter einer dichten Staude in Deckung. Von Milo war nichts zu sehen. Ich konnte das schmiedeeiserne Tor am Ende der Zufahrt sehen. Das Licht einer Straßenlaterne, die ein Stück entfernt aufgestellt worden war, hob es deutlich von der Kulisse einer hohen Hecke auf der anderen Straßenseite ab.

Ich fragte mich, ob der Bursche alleine gekommen war oder ob im Auto ein zweiter Mann auf ihn wartete.

Jetzt tauchte der Kerl beim Tor auf. Er schob den Kanister zwischen zwei Gitterstäben hindurch und stellte ihn ab. Dann kletterte er über das Tor.

Wir hatten also den richtigen Riecher gehabt, als wir uns hier postierten. Der Osborne-Clan verlor wirklich keine Zeit. Dass ich einen Hitman vor mir hatte, den Roy Osborne geschickt hatte, war für mich keine Frage.

Ich atmete ganz flach. Meine Rechte tastete nach der SIG Sauer im Schnellziehholster an meinem Gürtel.

Der Eindringling kam am Rand der Zufahrt. Seine Gestalt verschmolz mit dem Hintergrund aus Büschen und Hecken. Er erreichte das Haus und schlich zur Rückseite.

Ich folgte ihm vorsichtig.

Leises Klirren war zu vernehmen. Wahrscheinlich hatte der Bursche ein Fenster eingedrückt. Dann ertönte leises Knirschen von Holz. Er schob das Fenster hoch. Ein dumpfer Aufprall war zu vernehmen.

Ich trat hinter dem Strauchwerk hervor, das mich deckte, und rief: „Keine Bewegung. FBI! Nehmen Sie die Hände in die Höhe.“

Der Bursche reagierte ansatzlos. Er wirbelte herum, ein Schuss krachte, das Mündungsfeuer riss den Schützen für den Bruchteil einer Sekunden aus der Finsternis.

Ich war behände zur Seite gesprungen. Die Kugel verfehlte mich.