Krimi Doppelband 191 - Pete Hackett - E-Book

Krimi Doppelband 191 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: (349XE) Trevellian und der Zeuge (Pete Hackett) Trevellian und der Mörder mit dem langen Arm (Pete Hackett) Vier scheinbare Selbstmorde auf Rikers Island, der Gefängnisinsel New Yorks. Und doch handelt es sich um Morde. Wer steckt dahinter? Der Auftraggeber bleibt geheimnisvoll, so dass die FBI-Agenten Trevellian und Tucker einen Unbekannten jagen. Ein Phantom, das jeden töten lässt, der ihm zu nahe kommt. Das gilt auch für die beiden FBI-Agenten.

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Seitenzahl: 364

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Pete Hackett

Krimi Doppelband 191

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 191

Copyright

Trevellian und der Zeuge

Trevellian und der Mörder mit dem langen Arm: Action Krimi

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Krimi Doppelband 191

Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Trevellian und der Zeuge (Pete Hackett)

Trevellian und der Mörder mit dem langen Arm (Pete Hackett)

Vier scheinbare Selbstmorde auf Rikers Island, der Gefängnisinsel New Yorks. Und doch handelt es sich um Morde. Wer steckt dahinter? Der Auftraggeber bleibt geheimnisvoll, so dass die FBI-Agenten Trevellian und Tucker einen Unbekannten jagen. Ein Phantom, das jeden töten lässt, der ihm zu nahe kommt. Das gilt auch für die beiden FBI-Agenten.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER TONY MASERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Folge auf Twitter:

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Alles rund um Belletristik!

Trevellian und der Zeuge

von Pete Hackett

Bei einer Razzia, bei der es um illegale Prostitution geht, erwarten die FBI-Agenten Jesse Trevellian und Milo Tucker keine besonderen Erfolge. Sie vermuten, dass der Geschäftsführer der Bar alle Schuld auf sich nimmt, um den Besitzer zu schützen. Doch weit gefehlt. Der Mann will ins Zeugenschutzprogramm und macht eine umfassende Aussage. Schon bald danach wird er ins Koma geprügelt. So kann er nicht gegen seinen Boss aussagen. Der hat jedoch noch andere Sorgen. Jemand versucht ihn zu erschießen. Der Vater einer verstorbenen Hure macht ihn für den Tod seiner Tochter verantwortlich. Der Fall zieht immer weitere Kreise.

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Alles rund um Belletristik!

1

Eine 20-Jährige wurde zu Grabe getragen. Ihr Name war Mary Svenson. Sie war an einer Überdosis Heroin gestorben. Dem Polizeibericht zufolge war es der sogenannte goldene Schuss gewesen, den sie sich gesetzt hatte. Die Beerdigung fand auf dem Calvary Cemetery in Queens statt.

>Mein ist die Rache, sprach der Herr!,< durchfuhr es Richard Svenson bitter. >Mein...<

Es war seine Tochter, die an diesem nebligen Novembertag beerdigt wurde. Richard Svenson kannte die wahren Schuldigen an ihrem Tod. Er war entschlossen, sie zur Verantwortung zu ziehen.

Nur unterbewusst vernahm Svenson die Worte des Pfarrers. Sein Denken kreiste um Mary und ihren schrecklichen Tod. Die Namen jener, die Svenson für die Schuldigen hielt, hatten sich wie mit glühenden Zangen in seinem Verstand festgebrannt.

>Mein ist die Rache...<

Der Sarg wurde in das Grab gesenkt. Der Pfarrer warf Erde hinterher und sagte laut: "Von der Erde bist du genommen, und zur Erde kehrst du zurück, Mary Svenson. Der Herr wird dich auferwecken am Jüngsten Tag." Dann machte der Priester ein Kreuzzeichen über dem Grab und rief: "Im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus ist Auferstehung und Heil. Der Friede sei mit dir!"

Gedankenversunken verließ Richard Svenson nach der Zeremonie den Friedhof. Die Trauergemeinde hatte sich schon aufgelöst. Niemand wagte Richard anzusprechen. Von ihm ging etwas aus, das die Bekannten abhielt, zu ihm zu gehen. Seine Frau war vor zwei Jahren an Krebs gestorben. Der einzige Verwandte hier in New York war sein Halbbruder. Aber der befand sich im Krankenhaus. Er war unheilbar an Parkinson erkrankt.

Etwas in Richard Svenson schien zerbrochen zu sein mit dem Tod Marys. An diesem Tag, dem Tag ihrer Beerdigung, vermittelte er den Eindruck eines Mannes, dessen Innerstes abgestorben war...

2

Milo und ich ermittelten gegen einen Mann, den wir der Förderung der illegalen Prostitution verdächtigten. Sein Name war Liam Dombrowski. Die Kneipe, in der er als Geschäftsführer fungierte, hieß >Angels Paradise< und lag in der Lower Eastside, genauer gesagt in der Water Street.

Wir fuhren mit dem Dienstwagen hin. Es war kurz nach 22 Uhr, als wir eintrafen. Die grelle Neonschrift über der Tür der Bar warf rote Reflexe auf Gehsteig und Straße. Ein schwarzer Türsteher fixierte uns aufmerksam und auf besondere Art misstrauisch.

Wir betraten den Laden. Hier war einiges los. Das Lokal war in Nischen unterteilt. So weit wir diese Nischen einsehen konnten, waren sie besetzt. Bei den Girls, die sich an die Herren der Schöpfung schmiegten, handelte es sich ganz gewiss nicht um deren Ehefrauen, Verlobte oder Freundinnen.

Auch am Tresen hockten Gäste auf Barhockern, und mit ihnen turtelten die Mädchen, die hier arbeiteten. Einige Bedienungen in verdammt kurzen Röckchen und tiefen Ausschnitten schwirrten herum. Mein erster Eindruck war, das es sich beim >Angels Paradise< um einen höllisch sündhaften Schuppen handelte.

Milo und ich gingen zum Tresen. Dahinter standen zwei Latino-Typen und schenkten Getränke aus. Wir schwangen uns auf hohe Barhocker. Einer der Latinos kam näher. "Was wollt ihr trinken?"

"Bitter Lemmon."

Er schaute mich verblüfft an. Dann knurrte er grinsend: "Bist wohl Autofahrer, wie? Musst nüchtern bleiben?"

Ich grinste ihn an. "Sehr richtig. Mit den Bullen ist nicht zu spaßen, wenn sie einen betrunken am Steuer erwischen."

"Mir auch ein Glas Bitter Lemmon", verlangte Milo. "Ebenfalls Autofahrer", fügte er mit einem entschuldigenden Lächeln hinzu."

Achselzuckend wandte sich der Keeper ab.

Eine Minute später standen die gefüllten Gläser vor uns.

"Sonst noch einen Wunsch?" Verschwörerisch schaute mich der Latino an.

"Ich suche was Exotisches", erklärte ich mit gesenkter Stimme. "Habt ihr so etwas zu bieten?"

"Das kostet." Der Bursche sprach gerade so laut, dass ich ihn verstehen konnte.

"Geld spielt keine Rolle", versetzte ich ebenso leise.

"Gilt das auch für dich?", wandte sich der Keeper an Milo. "Gehört ihr beide zusammen?"

"Wir sind Geschäftspartner aus Philadelphia und haben geschäftlich in New York zu tun. Man hat uns die Adresse dieses Clubs sozusagen als Geheimtipp mit auf den Weg gegeben."

"Verstehe." Der Latino zeigte ein wissendes Grinsen. "Wartet einen Moment."

Der Bursche verschwand durch die Tür, die in den Flur mit den Toiletten führte.

Ich trank von dem Bitter Lemmon. Milo nippte ebenfalls an seinem Glas. Wir schauten uns um. Die Girls, die da arbeiteten, schienen allesamt >amerikanisch< zu sein. Ich ging davon aus, dass sie legal anschafften und über den sogenannten >Bockschein< verfügten.

Hier unten hatte sicher alles seine Ordnung. Darum wollten wir in die obere Etage des Schuppens. Dort oben, davon waren wir überzeugt, ging es weniger legal zu. Wir hatten den Hinweis von einem V-Mann erhalten.

Mit gesicherten Erkenntnissen konnte uns der V-Mann jedoch nicht bedienen. Darum wollten Milo und ich die Situation erst mal vor Ort erkunden, ehe wir eine Razzia durchführten und vielleicht mit Kanonen auf Spatzen schossen.

Der Keeper kam zurück. Er sagte: "Gehen Sie in die 1. Etage. Man wird Sie dort in Empfang nehmen." Er grinste.

"Durch diese Tür?", fragte ich und wies mit dem Kinn in die entsprechende Richtung. Es war die Tür, durch die auch der Keeper das Lokal verlassen hatte.

Er nickte.

Milo und ich rutschten von den Barhockern und setzten uns in Bewegung. Was wir hier trieben, war ein Spiel mit dem Feuer. In der New Yorker Gangster-Szene waren Milo und ich keine Unbekannten. Wenn uns hier einer erkannte, konnte es ziemlich bitter für uns werden. Es war sozusagen eine Herausforderung an das Schicksal, als wir beschlossen, uns in diesen sündhaften Schuppen zu begeben und wie bei einem Undercover-Einsatz Ermittlungen vor Ort zu betreiben. Es gab darüber hinaus noch eine ganze Reihe weiterer Unabwägbarkeiten, die uns zum Stolperstein werden konnten.

In dem Flur brannte Licht. An seinem Ende schwang sich die Treppe nach oben. Aus der 1. Etage waren keine Geräusche zu vernehmen. Wir stiegen die Treppe hinauf. Sie war aus Holz und knarzte manchmal unter unserem Gewicht. In der 1. Etage gab es zwei Türen.

Welche war die richtige?

Die Entscheidung wurde uns abgenommen. Eine der Türen wurde aufgezogen, in ihrem Rechteck zeigte sich ein großer, vierschrötiger Bursche. Ein Schlägertyp allererster Ordnung. Er trug eine Jeans, sein Oberkörper steckte in einer kurzen, nietenbesetzten Lederjacke. "Hereinspaziert", sagte der Bursche und machte eine einladende Handbewegung.

Wir betraten das Apartment. Und wir sahen uns drei weiteren Kerlen vom Schrot und Korn des Burschen gegenüber, der uns hereingebeten hatte.

Eine Falle! Das war mein erster Gedanke! Himmel, woher wussten die Kerle, dass wir Polizisten sind?

Ich staute den Atem und machte mich bereit. Mir entging nicht, dass sich Milos Schultern strafften.

"Was soll das werden?", fragte ich laut.

Die Kerle umringten uns. Ein Strom von Brutalität und Unerbittlichkeit ging von ihnen aus. Ihre Gesichter waren starr.

Derjenige, der uns eingelassen hatte, stieß hervor: "Geschäftsleute aus Philadelphia also, wie?"

"Sicher. Was gibt es daran auszusetzen?"

"Zeig mir deinen Ausweis."

"Ist das üblich hier?"

"Wenn wir den Verdacht haben, dass sich ein paar Bullen einschleichen - ja."

O verdammt! Was hatten wir an uns, dass uns fast jeder Gangster sofort als Polizisten identifizierte? War es der Geruch einer besonderen Spezies? Hatten die Ganoven einen Riecher dafür entwickelt?

"Zeig mir deinen Ausweis", forderte der Bulle noch einmal. "Wenn du aus Philadelphia kommst, dann hat es seine Ordnung." Er schaute Milo an. "Deinen Ausweis will ich ebenfalls sehen, Mister. Der Führerschein tut's auch."

Natürlich konnten wir uns nicht entsprechend ausweisen. Dass man hier unsere Ausweise verlangen würde, hatten wir beim besten Willen nicht einkalkuliert. Ich bereute es einen Augenblick lang, ohne entsprechende Rückenstärkung hergefahren zu sein, ich meine, ohne eine Mannschaft mitzubringen.

"Ich habe keinen Ausweis dabei. Ich..."

Der Grobschlächtige, der uns die Tür geöffnet hatte, griff nach mir. Er packte mich an den Aufschlägen meiner Jacke und zog mich dicht an sich heran. Sein Atem streifte mein Gesicht. Gleichzeitig zog er das Knie hoch. Wenn er mich getroffen hätte - gute Nacht. So aber drehte ich mich halb zur Seite, und sein Knie prallte lediglich gegen meinen Oberschenkel. Das war zwar auch schmerzhaft, mir zog sich der Muskel zusammen, aber ich war nicht kampfunfähig dadurch.

Ich hämmerte dem Burschen ansatzlos die Faust in den Leib. Er fand nicht die Zeit, seine Bauchmuskeln anzuspannen. Darum tat ihm der Schlag weh. Er presste ihm die Luft aus den Lungen und er krümmte sich nach vorn. Ich zog einen rechten Schwinger hoch und donnerte ihm die Faust unter das Kinn, was ihn aufrichtete und zwei Schritte zurückwanken ließ.

Jetzt aber fiel die Erstarrung von seinen Kumpanen. Einer stieß einen Schrei aus und warf sich auf Milo. Ich konnte gerade noch sehen, wie sich mein Freund und Kollege in den Burschen hinein drehte und in die Hocke ging. Es war der Ansatz zu einem klassischen Schulterwurf. Fernöstliche Kampftechnik...

Ich hatte damit zu tun, den Kerl abzuwehren, dem ich schon zwei Haken verpasst hatte, der nun aber seine Not überwand und wieder angriff. Und mit ihm einer der anderen Burschen.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie eine Tür zu einem der Nebenräume geöffnet wurde. Einen Augenblick lang war das rassige Gesicht einer jungen Frau zu sehen. Es war von langen, schwarzen Haaren eingerahmt. Südamerikanerin!, zuckte es durch meinen Verstand, doch dann galt es, mich meiner Haut zu wehren.

Mein Bein zuckte hoch. Einer der beiden Angreifer rannte dagegen und prallte zurück. Dem Schlag des anderen wich ich behände aus. Ich erwischte sein Handgelenk mit beiden Händen und drehte ihm blitzschnell den Arm auf den Rücken. O ja, in Quantico hatte man es uns beigebracht, sich ein paar wilde Kerle erfolgreich vom Leibe zu halten. Der Schläger brüllte auf und machte das Kreuz hohl, um dem schmerzhaften Druck in seinem Schultergelenk entgegenzuwirken.

Sein Gefährte kam mit erhobenen Fäusten. Ich versetzte dem Kerl, den ich ihm Griff hatte, einen Kniestoß in den verlängerten Rücken. Er taumelte seinem Kumpel entgegen und die beiden prallten zusammen.

Ich nahm wahr, dass Milo einen seiner Gegner bereits ausgeknockt hatte. Der Bursche hockte am Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, sein Kopf baumelte vor der Brust, Speichel tropfte von seinen Lippen.

Nun stieß ich mich ab, schraubte mich hoch, wirbelte in der Luft um meine Achse und ließ mein ausgestrecktes Bein herumschnellen. Es traf einen der Kerle seitlich am Kopf. Es war ein schulmäßiger >Roundhouse-Kick<, den ich angewandt hatte. Der Getroffene ging auf das linke Knie nieder. Sein Kopf wackelte vor Benommenheit.

Sein Kumpel war heran. Er schlug eine Doublette. Ich riss den Kopf zurück. Die beiden Hämmer wischten dicht vor meiner Nase vorbei. Mein Bein flog hoch. Der Bursche brüllte auf. Seine beiden Hände verkrampften sich über dem Leib. Er krümmte sich nach vorn. Mein Schwinger gegen den Kinnwinkel fällte ihn.

Ich zog die Pistole. "Schluss jetzt!", erklang meine Stimme. "FBI!"

Milo stieß seinen letzten Gegner von sich und trat keuchend neben mich. Der Bursche, mit dem er bis eben noch kämpfte, zog den Kopf zwischen die massigen Schultern. Es sah aus, als wollte er sich trotz der Pistole noch einmal auf Milo stürzen.

Der andere saß nach wie vor an der Wand.

Der, den ich zuletzt umgeschlagen hatte, wand sich am Boden.

Und jener Bursche, den ich mit dem >Roundhouse-Kick< ausgeschaltet hatte, war zwar wieder auf den Beinen, aber er hielt sich mit beiden Händen den Kopf und atmete stoßweise. Wahrscheinlich war ihm von dem Schlag das Gehirn ziemlich heftig durchgeschüttelt worden.

Auch Milo zog die SIG Sauer.

"An die Wand mit euch!", stieß ich hervor. "Lehnt euch mit den Armen dagegen. Vorwärts!"

Es dauerte einige Zeit.

"Halt sie in Schach Milo", sagte ich. "Und ruf Verstärkung her. Die Kerle sollen Gelegenheit bekommen, darüber nachzudenken, wie schlecht es ausgehen kann, wenn man sich mit ein paar Special Agents anlegt."

Ich ging zu der Tür, aus der vorhin das Mädchen geschaut hatte, öffnete sie und sah mich drei exotischen Schönheiten gegenüber, die kaum was am Leib trugen.

"Ich will eure Aufenthaltsgenehmigungen und Bockscheine sehen", sagte ich.

Die drei Grazien, die wohl aus Mexiko oder Südamerika kamen, schauten mich verständnislos an. An ihren vergrößerten Pupillen glaube ich zu erkennen, dass sie unter Drogen standen...

3

Inhaber des >Angels Paradise< war Robert Chapman. Er war uns kein Unbekannter. Er sollte seine Finger im Rauschgiftgeschäft haben, aber bisher war es noch keiner New Yorker Polizeidienststelle gelungen, Chapman einer Straftat zu überführen.

Die Kollegen vom Police Departement hatten die vier Schläger verhaftet und abgeführt. Die Kollegen von der Sitte und von der Ausländerbehörde verhörten die drei Mädchen, die ich im 1. Stock des Gebäudes aufgegabelt hatte. Ein Trupp vom Narcotic Squad durchsuchte jeden Winkel des Hauses nach Rauschgift.

Die drei Girls sprachen nur spanisch, weshalb auch ein vereidigter Dolmetscher vor Ort war. Zwischenzeitlich hatte sich herausgestellt, dass sie sich illegal in Amerika aufhielten. Eine Lizenz, um hier auf den Strich zu gehen, hatten sie schon gar nicht. Und im Moment standen sie tatsächlich unter Drogen. Sie würden erst einmal einen Entzug durchmachen müssen, ehe von ihnen eine brauchbare Aussage zu bekommen war.

Liam Dombrowski, der Geschäftsführer des Etablissements, schwieg beharrlich.

Also beschlossen Milo und ich, in die Warren Street zu fahren, in der Robert Chapman eine Wohnung inne hatte. Der Bursche war zu Hause. Er bat uns in sein luxuriös eingerichtetes Apartment. Eine junge Frau, etwa 25 Jahre alt, versüßte ihm den Abend. Sie war wirklich sehr, sehr hübsch.

"Was führt das FBI in meine bescheidene Hütte?", fragte er mit dem Lächeln eines Unschuldslammes. Er bat uns, Platz zu nehmen. Wir lehnten dankend ab. Ich hatte das Gefühl, von einer Schlange angestarrt zu werden, als Chapman mich anschaute.

"Der Tatbestand der illegalen Prostitution im Angels Paradise", versetzte Milo auf seine Frage trocken. "Der Schuppen gehört doch Ihnen."

"Es hat wohl keinen Sinn, das abzustreiten. Darüber, was dort abläuft, bin ich jedoch nicht informiert. Den Laden führt Liam Dombrowski. Ein brauchbarer Bursche. Ich kümmere mich nicht darum. Es reicht mir, wenn die Kohle fließt." Er lachte nach diesen Worten wie über einen guten Witz.

Ich ahnte schon, dass wir auch heute wieder nicht an Chapman heran kamen. Er war glitschig wie ein Aal. Die Kastanien holten andere für ihn aus dem Feuer. In diesem Fall wohl Liam Dombrowski.

"Liam Dombrowski haben wir festgenommen", sagte ich. "Befürchten Sie nicht, dass er spricht, Chapman?"

"Es gibt nichts, worüber er sprechen könnte." Chapman schaute mich an, als nähme er Maß. Sein Lächeln war erloschen. "Wenn er illegale Huren beschäftigt hat, so ist das sein Problem. Ich weiß von nichts."

"Es geht auch um Rauschgift. Die Girls standen unter Drogen."

"Ich weiß von nichts", wiederholte Chapman mit Nachdruck. Er betonte jedes einzelne Wort, als müsste er ihm eine besondere Bedeutung verleihen.

"Etwas anderes haben wir auch nicht erwartet, Chapman", sagte Milo grollend. "Wir werden Sie aber trotzdem mitnehmen und einem eingehenden Verhör unterziehen." Milos Tonfall wurde spöttisch. "Es bereitet Ihnen doch keine besonderen Umstände, uns zur Federal Plaza zu begleiten. Ist ja nur ein Katzensprung."

"Kann ich mal telefonieren?" Chapman hatte den Kopf schief gelegt und musterte Milo fragend.

"Sie wollen Ihren Anwalt anrufen, wie?"

"Natürlich."

"Sie sind nicht verhaftet."

"Dennoch."

"Bitte, telefonieren Sie."

Chapman ging zum Telefon und wählte eine Nummer. Dann nannte er seinen Namen, und schließlich sagte er: "Im Angels Paradise wurde eine Razzia durchgeführt. Jetzt sind zwei FBI-Leute bei mir, um mich mit zum Field Office zu nehmen. Mir wird Förderung der illegalen Prostitution vorgeworfen. Die beiden faselten auch was von Rauschgift."

Chapman lauschte dem, was sein Gesprächspartner zu sagen hatte. Dann erwiderte er: "Ist gut. Also kommen Sie zur Federal Plaza."

Er drapierte den Hörer auf den Apparat und wandte sich uns zu. "Mein Anwalt wird zur Federal Plaza kommen. Er wird Sie in der Luft auseinander nehmen, Gentlemen." Er drehte den Kopf herum zu der schönen Lady, die sich in einen Sessel gesetzt und die schlanken Beine übereinandergeschlagen hatte, und die uns beobachtete. "Mach es dir in der Zwischenzeit gemütlich, Carrie. Ich bin in spätestens zwei Stunden wieder zurück."

"Ich werde auf dich warten", flötete die Schöne und zeigte einen gekonnten Augenaufschlag. Rein optisch war die Lady eine Wucht. Leider konnte man am Aussehen ihren Intelligenzquotienten nicht ermessen. Ich schätzte ihn nicht besonders hoch ein.

Chapman verließ vor Milo und mir die Wohnung. Milo quetschte sich wenig später auf den Rücksitz des Dienstwagens.

"Nobles Auto", sagte Chapman, den ich für einen ausgekochten Gangster hielt. "Ist es nicht eine Klasse zu groß für einen Polizisten?"

Er wollte mich treffen. Das war deutlich. "Man gönnt sich ja sonst nichts", versetzte ich kühl. Dann schlug ich die Beifahrertür hinter ihm zu.

Ich schritt um den Wagen herum, um auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen...

4

"Ich bin bereit, eine Aussage zu machen", sagte Liam Dombrowski. Und sogleich setzte er herausfordernd hinzu: "Was springt dabei für mich heraus?"

"Kronzeugenregelung", versetzte Jay Kronburg, der das Verhör leitete. "Wenn Sie sich keines Kapitalverbrechens schuldig gemacht haben, können Sie als freier Mann aus der Sache herauskommen. Also reden Sie."

"Wie kann ich sicher sein, dass Sie mir nicht nur Honig um's Maul schmieren?"

"Ich bürge dafür", sagte Lane Miles, ein Jurist aus dem Büro des District Attorney. "Wenn ich Ihnen Kronzeugenregelung zusage, dann gilt das auch."

"Sie sollten es sich schnell überlegen, Dombrowski", stieß Leslie Morell, der Teamgefährte Jay Kronburgs, hervor. "Unsere Geduld hat Grenzen."

"Na schön. Ich verlasse mich drauf. Also, die illegalen Huren sind heroinsüchtig. Chapman hat sie über einen Mädchenhändlerring ins Land geholt und sie regelmäßig mit Drogen versorgt. Emmet Bigelow, der Muskelberg, der das Apartment über dem Angels Paradise bewacht, war dafür zuständig, dass die Girls ihren Stoff rechtzeitig erhielten. Die Sucht machte sie gefügig. Mit ihnen hätte sich Chapman schätzungsweise eine goldene Nase verdient. Die Girls bedienten einen ziemlich handverlesenen, ausgesprochen betuchten Kundenkreis..."

Jay Kronburg diktierte der Schreibkraft. Sie hämmerte die Wörter flink in den Computer. Dann wandte sich der Agent wieder Dombrowski zu und fragte: "Haben Sie uns sonst noch was zu sagen?"

Dombrowski überlegte nicht lange. "Es schaffen auch einige Amerikanerinnen ohne behördliche Genehmigung für Chapman an. Sie arbeiten wechselweise im Hawaii-Club, dem zweiten Schuppen Chapmans, und im Angels Paradise. Je nach dem. Auch sie sind rauschgiftsüchtig. Eine von ihnen war Mary Svenson." Dombrowski nagte an seiner Unterlippe, schließlich vollendete er zögernd: "Sie setzte sich allerdings den goldenen Schuss. Wahrscheinlich verkraftete sie das alles nicht mehr."

"Mary Svenson?", kam es fragend von Leslie Morell.

"Sie wurde vor einer Woche begraben."

"Nennen sie uns weitere Namen", forderte Jay den Gangster auf. "Namen von Mädchen meine ich."

Dombrowski blinzelte, spitzte die Lippen, dann sagte er: "Sandy Callaghan, Debby Hunter, Samantha Briggs."

"Gibt es sonst noch etwas, das wir wissen müssen?"

Dombrowski nickte. "Chapman hat Konkurrenz erhalten. Morgan Sheffield beginnt ihm ins Handwerk zu pfuschen. Er hat einen Laden in der 78. Straße eröffnet. Chapman sieht in ihm eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz."

"Wie heißt der Laden Sheffields in der 78.?", fragte Jay.

"The Shark."

"Läuft dort was mit Illegalen oder Rauschgift?"

Die Antwort bestand in einem Achselzucken.

Mehr war aus Dombrowski nicht herauszubekommen. Also wurde das Vernehmungsprotokoll in mehrfacher Ausfertigung ausgedruckt. Dombrowski unterschrieb jeden einzelnen Abdruck. "Kann ich jetzt gehen?"

"Sind Sie unter der benannten Anschrift auch künftig zu erreichen?", fragte Lane Miles. "Wir haben sie als ladungsfähige Anschrift notiert."

"Sie finden mich dort, ganz sicher", erklärte Dombrowski.

"Dann können Sie gehen. Ihren Ausweis und Reisepass werden wir hierbehalten. Sollten Sie sich dennoch abzusetzen versuchen, ist es mit der Kronzeugenregelung allerdings vorbei. Aber das wissen Sie sicherlich."

"Dessen bin ich mir voll und ganz bewusst", knurrte Dombrowski. Er erhob sich und reckte die Schultern...

5

Es war verdammt spät, als wir im Field Office ankamen. Der Anwalt Robert Chapmans erwartete uns schon auf dem Flur. "Was werfen Sie meinem Mandanten vor?", empfing er uns geschäftig, ohne vorher zu grüßen.

Ich kannte den Mann. Sein Name war Roy Gibson. Er kam von Gibson  Gibson, und es handelte sich um den Junior der beiden Gibsons. Sie betrieben ihre Kanzlei hier in Manhattan.

"Förderung der illegalen Prostitution und vielleicht sogar Rauschgifthandel", erwiderte ich und setzte sofort hinzu: "Aber wir sollten das nicht hier auf dem Korridor besprechen. Gehen wir in den Vernehmungsraum.

Als wäre mein letztes Wort das Kommando gewesen, wurde die Tür zu besagtem Raum geöffnet und Jay Kronburg trat in den Flur. Er sah Milo, mich, Robert Chapman und dessen Anwalt, und seine Brauen hoben sich etwas.

Ihm folgte Liam Dombrowski. Dann kamen Leslie Morell und Lane Miles, der Staatsanwalt.

"Liam!", entfuhr es Chapman überrascht.

Dombrowski schaute ziemlich betreten aus der Wäsche. Sein Blick irrte ab. Wenn ein Mauseloch parat gewesen wäre, dann hätte er sich sicherlich darin verkrochen.

Mir war nicht entgangen, dass Jay einige Blätter Schreibmaschinenpapier trug.

"Das ist doch Unsinn!", röhrte das Organ Roy Gibsons. "Sicher hat Ihnen mein Mandant gesagt, dass derartige Vorwürfe aus der Luft gegriffen und haltlos sind. Ich verlange die sofortige Freilassung..."

Ich unterbrach ihn. "Ihr Mandant ist nicht verhaftet, Mr. Gibson. Hat er vergessen, Ihnen das zu sagen."

Der Mund des Rechtsanwalts blieb offen. Betroffen fixierte er mich.

Jay fragte: "Wen bringt ihr denn da, Jesse, Milo? Wie es scheint, kennt er Dombrowski?"

Milo nickte. "Er ist sein Boss. Sein Name ist Robert Chapman. Ihm gehört das Angels Paradise."

"Du hast ihnen doch hoffentlich gesagt, Liam, dass ich mit der Sache nichts zu tun habe!", stieß Chapman hervor und musterte Dombrowski herausfordernd.

Liam Dombrowski trat von einem Fuß auf den anderen. Diese Begegnung war ihm mehr als peinlich. Das war deutlich. Er atmete stoßweise durch die Nase. "Tut mir leid, Bob..."

"Was heißt das?" Chapman schrie die drei Worte regelrecht hinaus.

"Er hat ein Geständnis abgelegt", sagte Jay Kronburg voll Genugtuung und hob die Papierbögen in die Höhe. Er grinste. "Wir können uns also die Mühe sparen, zu Ihnen zu fahren, um Sie festzunehmen, Capman. Ich will Sie nur noch über Ihre Rechte aufklären. Und dann..."

Jay hob die Achseln, ließ sie wieder fallen, dann reichte er mir eine der Mehrfertigungen des Geständnisses von Liam Dombrowski.

Chapman knirschte mit den Zähnen.

Ich überflog die Zeilen und reichte sie dem Anwalt Chapmans weiter. Die Worte Jays, die dieser an Chapman richtete, erreichten nur den Rand meines Bewusstseins. "...dass alles, was Sie von nun an von sich geben, vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann. Es steht Ihnen frei..."

"Hören Sie auf!", knirschte Chapman und schoss Dombrowski einen Blick zu, der nichts als leidenschaftlichen Hass zum Inhalt hatte. Hätten Blicke töten können, wäre Dombrowski jetzt wie vom Blitz getroffen tot umgefallen.

"Wir werden Kaution stellen!", fauchte der Anwalt. "Das ist - das ist ungeheuerlich." Er zuckte zu Dombrowski herum. "Für diese Unverfrorenheit werden Sie die Konsequenzen tragen müssen. Mein Mandant wird Ihnen eine Verleumdungsklage an den Hals hängen, die sich gewaschen hat..."

"Drohen Sie dem Zeugen nicht, Gibson!", fuhr ich dem Rechtsanwalt in die Rede. "Sie haben es selbst gesehen und gehört. Wir haben eine Aussage, und Ihr Mandant wurde festgenommen. Er bleibt in Gewahrsam, bis der Haftrichter entscheidet. Und jetzt sollten wir uns in den Vernehmungsraum begeben."

Chapmans Lippen bewegten sich, als formulierten sie unhörbare Worte.

Liam Dombrowski schien zu schrumpfen.

6

Tags darauf. Es war Vormittag. Milo und ich hatten Emmet Bigelow in der Mangel. Wir befanden uns im City Prison, in das der Schläger zusammen mit seinen drei Kumpels in der Nacht eingeliefert worden war.

"Ich sage euch Scheißbullen nichts - gar nichts!", schnaubte Bigelow. "Dass es sich bei den drei Girls um Illegale handelte, wusste ich nicht. Ich bin mir keiner Schuld bewusst."

"Was ist es dann, was du uns nicht sagen willst?", kam es wie aus der Pistole geschossen von Milo.

Bigelow schaute ihn verdutzt und auch verunsichert an. Aber er schwieg.

Ich sagte: "Wir haben Liam Dombrowskis Geständnis, Bigelow. Danach ist für die Beschäftigung der drei Illegalen kein anderer verantwortlich als Chapman selbst. Sie wurden mit Rauschgift gefügig gemacht. Und Sie, Bigelow, waren dafür verantwortlich, dass sie ihre Rationen regelmäßig bekamen."

"Ich weiß nichts von Rauschgift."

"Als wir die Mädchen aufgabelten, standen sie unter Drogeneinfluss. Wollen Sie, dass es an Ihnen hängen bleibt? - Sie können Ihre Situation verbessern, wenn Sie mit uns kooperieren, Bigelow. Denken Sie mal darüber nach."

"Ich kann Ihnen nichts sagen, und dabei werde ich auch vor Gericht bleiben. Dass wir euch ein wenig aufmischen wollten, kann uns nicht zum Vorwurf gemacht werden. Ihr habt euch schließlich nicht als Bullen vorgestellt."

"Wie war das denn mit Mary Svenson?", schnappte ich. "Der Name ist Ihnen doch ein Begriff, Bigelow. Das ist das Mädchen, das an einer Überdosis Heroin starb. Mary schaffte illegal für Chapman an."

"Ich kenne keine Mary Svenson."

"Was können sie uns über den Hawaii-Club in der Upper Eastside sagen?"

Bigelow schaute mich an wie eine Kuh, wenn's blitzt. Dann stieß er hervor: "Der Schuppen gehört, wie auch das Angels Paradise, Bob Chapman. Ich selbst war nur zwei- oder dreimal dort. Keine Ahnung, was dort abläuft."

"Überlegen Sie es sich gut, Bigelow", versuchte Milo es noch einmal in aller Güte. "Nutzen Sie die Chance, die wir Ihnen bieten..."

"Ihr könnt mich mal. Ich weiß von nichts. Und jetzt will ich in meine Zelle zurück. Was wollt ihr überhaupt von mir. Klagt mich doch an. Wir werden ja sehen, was draus wird. Ich denke, ich werde mich über euch zwei Idioten noch halb tot lachen."

"Wer zuletzt lacht, lacht am Besten", versetzte Milo ungerührt.

"Ha, ha", machte Bigelow.

Ich gab dem Wachtmeister einen Wink. Bigelow wurde abgeführt. Milo und ich verließen das Untersuchungsgefängnis.

"Wetten wir, dass Chapman bis heute Abend wieder auf freiem Fuß ist", sagte Milo mit bitterem Unterton in der Stimme.

"Diese Wette würdest du gewinnen", erwiderte ich.

Wir gingen zum Dienstwagen, um ins Field Office zu fahren. Zwischenzeitlich würden auch die Aussagen der drei Prostituierten vorliegen, die sich bei der Ausländerpolizei in Gewahrsam befanden.

Ich hatte mich nicht getäuscht. Die Ausländerpolizei hatte eine E-Mail mit den Vernehmungsprotokollen geschickt. Die drei Girls bestätigten, dass sie das Heroin von Emmet Bigelow erhalten hatten. Jetzt war auch klar, weshalb der Bursche so verbissen schwieg.

Der Tag endete damit, dass Chapman wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Sein Anwalt hatte die geforderte Kaution von einer Million Dollar hinterlegt.

Es war immer wieder frustrierend für mich. Wir rissen uns den Hintern auf, um Kerle wie Chapman aus dem Verkehr zu ziehen, und das Gericht ließ sie wieder laufen. Sie mussten lediglich mit einer Kaution aufwarten können und ihren Reisepass hinterlegen.

Milo und ich begannen, Schreibtischkram aufzuarbeiten. Das musste mal sein. Heute hatten wir Zeit und Muse.

"Und was haben wir heute Abend vor?", fragte ich irgendwann dazwischen.

Milo kniff die Augen eng. "Du hast doch sicher schon eine Idee, Partner."

Ich nickte. Und dann ließ ich Milo an meinem Gedankengang teilhaben...

7

Liam Dombrowski fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er hatte einen Fehler gemacht. Er wusste es. Du hättest dieses Geständnis niemals ablegen dürfen, sagte er sich. Verdammt! Du hast aus der Schule geplaudert. Und damit hast du dir dein eigenes Grab geschaufelt. Wenn ich an den Hass in Chapmans Augen denke, als er mich anschaute...

Er lag im Bett.

Aber er fand keinen Schlaf.

Seine Lebensgefährtin im anderen Bett schlief tief und fest.

Dombrowski schleuderte die Zudecke von sich herunter, schwang die Beine auf den Boden und erhob sich. Er ging in den Livingroom und machte Licht. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es 0 Uhr 45 war. O verdammt! Er war müde, aber er konnte nicht schlafen.

Er ging zum Telefon und wählte. Dann nahm er den Hörer ab. Eine Verbindung kam zustande. Eine schlaftrunkene Stimme meldete sich: "Chapman! Was ist los?"

"Ich bin's, Dombrowski."

Sekundenlang herrschte Schweigen, als müsste Chapman erst seine Fassungslosigkeit überwinden. Dann presste er hervor: "Was willst du elender Bastard von mir?"

"Ich habe über alles nachgedacht, Bob, und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, einen schwerwiegenden Fehler begangen zu haben."

"Einen tödlichen Fehler, Dombrowski", knirschte Chapman.

"Verdammt, es tut mir leid. Ich werde alles widerrufen, Bob. Vor Gericht werde ich behaupten, man habe mich zu dem Geständnis gezwungen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Was ich den Feds heute erzählt habe, wird gegen dich keine Verwendung finden."

"Morgen früh - sofort morgen früh wirst du dich bei der Staatsanwaltschaft melden und alles widerrufen. Ich verlasse mich auf dich. Spielst du allerdings falsch, bist du tot. Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren."

"Ich will, dass du mir meinen Fehler nachsiehst, Bob. Ich war in Panik. Ich werde die Sache mit den Girls auf mich nehmen. Wenn ich Glück habe, komme ich mit einer Bewährungsstrafe davon. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen, Bob."

"Ich vergesse nie etwas, Liam", versetzte Chapman. "Weder im Guten, noch im Bösen. Aber ich will ein Auge zudrücken, wenn du die Sache von heute wieder ausbügelst. Ich höre von dir."

Robert Chapman beendete das Gespräch. Dombrowski legte den Hörer ab. Verdammter Feigling!, schimpfte er sich selbst. Deine Angst vor Chapman ist größer als alles andere. Aus Angst vor ihm nimmst du sogar eine Gefängnisstrafe in Kauf. Was bist du doch für ein jämmerlicher Bursche, Liam!

Er ging zur Hausbar, nahm eine Flasche Whisky heraus, schraubte sie auf und trank einen Schluck.

Dann legte er sich wieder ins Bett.

Der Schnaps zeigte auch keine Wirkung. Dombrowski fand keinen Schlaf. Gegen vier Uhr stand er auf, um eine Zigarette zu rauchen. Er setzte sich im Livingroom in einen Sessel, schüttelte sich eine Lucky Strike aus der Schachtel und zündete sie an. Tief inhalierte er den Rauch.

Da vernahm er im Badezimmer ein Geräusch. Es war ein leises Knacken, dann ein Knirschen.

Liam Dombrowski versteifte. Sein Herz begann schneller zu schlagen.

Zum Badezimmerfenster führte die Feuerleiter auf der Rückseite des Hauses, das er bewohnte.

Dombrowski drückte die Zigarette in den Aschenbecher, erhob sich schnell und ging ins Schlafzimmer. Er löschte das Licht im Livingroom. Im Nachttischschub lag eine Tanfoglio Limited Custom, Kaliber .45 ACP. Die holte er sich. Dombrowski legte den Sicherungshebel um und zog den Schlitten zurück. Metallisches Knacken war zu vernehmen. Die Waffe war geladen und entsichert...

Dann postierte sich Dombrowski neben der Tür und spähte am Türstock vorbei in den Livingroom. Durch die Fenster fiel genug Helligkeit, so dass er Einzelheiten erkennen konnte. Die Pistole hielt er in der Rechten. Die Mündung wies zur Decke.

Susan, die Lebensgefährtin Dombrowskis, drehte sich im Bett herum. Bettzeug raschelte. Dombrowski atmete ganz flach. Susan wachte nicht auf.

Die Badezimmertür wurde langsam aufgezogen.

Dann huschte eine Gestalt in den Livingroom. Geduckt blieb sie einen Schritt vor der Tür stehen. Der Eindringling schien zu lauschen. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse konnte Dombrowski erkennen, dass der andere eine Pistole in der Hand hielt.

Dombrowski machte Licht. Der Lichtschalter befand sich gleich neben der Schlafzimmertür. Die jähe Helligkeit blendete ihn einen Sekundenbruchteil. Als sich seine Augen angepasst hatten, feuerte er ohne Warnung. Der Knall staute sich im Raum und drohte ihn aus allen Fugen zu sprengen.

Aber der Eindringling hatte sofort reagiert. Als das Licht aufflammte, stieß er sich ab. Er sah Dombrowski bei der Schlafzimmertür und drückte ab. Die Detonation wurde vom Schalldämpfer geschluckt. Doch der Eindringling schoss überstürzt und ungezielt. Seine Kugel pfiff dicht an Dombrowskis Gesicht vorbei, durch die offene Tür und klatschte im Schlafzimmer in die Wand.

"Was ist?" Mit diesen Worten fuhr Susan im Bett hoch. "War das ein Schuss?"

Niemand gab ihr Antwort.

Dombrowski war sofort in den Schutz eines Sessels gehuscht.

Der Eindringling war hinter der Couch abgetaucht. Auf geringe Distanz belauerten sich der Killer und sein potentielles Opfer.

Und plötzlich tauchte Susan in der Schlafzimmertür auf. Sie trug nur ein hauchdünnes Nachthemd. Ihre blonden Haare waren offen und hingen ihr über die Schultern. Sie schaute verstört drein.

"Von der Tür weg, Susan!", keuchte Dombrowski. "Großer Gott!"

Da sagte der Killer auch schon: "Ich hab sie im Visier, Dombrowski. Wirf deine Waffe weg und steh auf, oder sie stirbt."

Dombrowski bäumte sich auf, als bohrte sich ihm glühender Stahl zwischen die Schulterblätter. "Was willst du? Wer schickt dich?"

"Ich will Rache!", kam es grollend zurück. "Blutige Rache..."

8

Ich stürmte die Treppe hoch.

Milo blieb unten in der Hofeinfahrt.

Wir hatten das Gebäude, in dem Liam Dombrowski wohnte, observiert. Das war die Idee gewesen, die ich am Nachmittag mit Milo besprochen hatte. Denn ich war davon überzeugt, dass sich Chapman für Dombrowskis Verrat rächen würde. Und wie es schien, hatte ich mich nicht geirrt.

Ich wusste, dass Dombrowski eine Wohnung in der 2. Etage bewohnte. Ich kannte sogar die Nummer des Apartments.

In mir war der Jagdtrieb erwacht. Wenn Chapman seinem Geschäftsführer einen Killer geschickt hatte und wir den Burschen erwischten, hatten wir möglicherweise auch Chapman am Kanthaken. Ich malte mir das in den schillerndsten Farben aus. Denn in diesem Fall würde ihn keine Kaution mehr vor der Untersuchungshaft schützen können.

Aber wahrscheinlich malte ich es mir zu schön aus. Denn meistens kommt es anders als man denkt.

Ich warf mich gegen die Tür des Apartments. Meinem zweiten Anprall gab sie nach. Ein Schuss donnerte. Ich sah in einer Tür eine Frau stehen. Sofort sprang ich zur Seite. Im letzten Moment. Etwas pfiff an mir vorbei und zerschlug eines der Fenster im Treppenhaus. Ich hörte keinen Knall. Es gab nur ein Geräusch, das sich anhörte, als würde jemand den Korken aus einer Champagnerflasche ziehen.

Ich rief: "Waffen weg! FBI!"

Jetzt dröhnte wieder die Waffe ohne Schalldämpfer. Etwas stürzte polternd um, dann wurde eine Tür zugeschlagen.

Ich wirbelte um den Türstock. Die SIG in der rechten Faust, das Handgelenk mit der Linken stabilisierend, breitbeinig und geduckt stand ich da. Schulmäßige Combat-Haltung, wie sie uns in Quantico x-mal eingebläut worden war...

"Er ist durch's Badezimmer über die Feuerleiter abgehaun!", schrie Liam Dombrowski.

Susan stand steif wie ein Brett im Türrechteck. Wahrscheinlich hatte sie verstandesmäßig noch gar nicht erfasst, dass ihr Leben an einem seidenen Faden gehangen hatte.

Ich setzte mich in Bewegung. Hinter einem der Sessel kam Dombrowski hoch. Ich sah die Waffe in seiner Hand und zischte: "Die Pistole weg!" Dann öffnete ich eine der Türen und stand in der Küche. Ich wandte mich der nächsten Tür zu...

Dombrowski hatte die Waffe auf den Sessel geworfen und kümmerte sich um seine Freundin.

Ich betrat das Badezimmer. Es ging ziemlich eng zu hier. Das Fenster stand offen. Auf der Eisenleiter draußen schepperten Schritte.

Ich konnte nur hoffen, dass Milo auf dem Posten war.

Eine schemenhafte Gestalt hetzte die letzten Stufen nach unten und sprang in den Hof. "Stehenbleiben!", rief ich. "FBI!" Meine Worte jedoch verhallten ungehört. Der Bursche wandte sich der Ausfahrt zu. Ich feuerte einen Warnschuss ab.

Und in den verklingenden Hall der Detonation vernahm ich einen Aufschrei.

Hatte Milo sich den Burschen geschnappt?

Ich stieg durch das Fenster und stand auf dem Rettungssteg, der zur Feuerleiter führte. Unter meinen Füßen waren Gitterroste, die leicht schepperten, wenn ich auftrat.

Und dann sah ich es unten aufblitzen. Eine Mündungsflamme zerstieß die Dunkelheit wie eine glühende Lanzenspitze. Und sie leckte in meine Richtung. Ich duckte mich mit dem Aufglühen. Eine Kugel pfiff dicht über meinen Kopf hinweg. Ich glaubte den Luftzug in meinen Haaren zu spüren.

Sofort erwiderte ich das Feuer. Mein Ziel war die Stelle, an der eben das Mündungslicht aufglühte.

Trappelnde Schritte erklangen.

Ich stürmte die Feuerleiter hinunter. Es schepperte und klirrte. Wahrscheinlich waren hier sämtliche Schrauben locker oder die Schweißnähte gebrochen. Man musste befürchten, sich den Hals zu brechen. Im Hinterhof war es finster. Matt schimmerte der Lack eines dunklen Fahrzeugs durch die Dunkelheit. Ich rannte zur Einfahrt und baute mich an der Ecke auf, um vorsichtig in Richtung Straße zu spähen. Die gebotene Vorsicht außer Acht zu lassen hätte tödlich sein können.

Auf der Straße, ein Stück entfernt, heulte ein Motor auf.

Was war mit Milo geschehen? Sorgenvoll stellte ich mir diese Frage.

Ich sprintete los, erreichte den Gehsteig und sah etwa 100 Schritte entfernt einen Wagen aus einer Parklücke stoßen. Wir befanden uns in der 24. Straße. Die Nase des Fahrzeugs zeigte zur Eight Avenue. Der Bursche ließ mich also in seinen Auspuff sehen.

Da sah ich Milo auftauchen. Er kaum aus der Finsternis der Einfahrt und presste die linke Hand gegen seinen Kopf. "Dieser Mistkerl!", schimpfte er.

Das sagte mir, dass mein Freund und Partner keine größere Verletzung davongetragen hatte. Ich rannte schräg über die Straße und warf mich wenig später auf den Fahrersitz des Dienstwagen. Der Wagen stand richtig, den die 24. ist eine Einbahnstraße, die nur in Richtung Osten befahren werden darf.

Der Motor des Dienstwagens begann zu röhren. Der Wagen machte einen Satz und bäumte sich vorne regelrecht auf, als ich die Kupplung schießen ließ und Gas gab. Milo stand auf dem Gehsteig. Weit vorne überquerte das Fahrzeug mit dem Killer die 8. Avenue. Ich konnte die Rücklichter sehen. Die Ampeln blinkten gelb. Auf den Straßen war um diese frühe Morgenstunde nichts los.

Bei Milo trat ich die Bremse.

Er warf sich ächzend auf den Beifahrersitz.

Ich gab dem Dienstwagen Stoff. Der Motor röhrte wie ein kapitaler Damhirsch. Die Räder drehten quietschend durch, dann griffen sie. Die Fliehkraft drückte uns in die Sitze. Soeben verschwanden die Rücklichter des Gangsterautos in der Seventh Avenue, und zwar in Richtung Süden.

"Was ist geschehen?", fragte ich, indes ich den 3. Gang einlegte.

"Der Kerl war plötzlich da. Wir prallten zusammen. Und dann bekam ich ein Ding gegen den Kopf, das mich glatt umwarf. Der Schuft stellte keine großen Fragen."

Ich war froh, dass der Zusammenstoß zwischen Milo und dem Gangster verhältnismäßig glimpflich ausgegangen war.

Die Eight Avenue kreuzte. Sie war frei. Ich trat den Dienstwagen auf's Neue. Wenig später riss ich ihn in die 7. Avenue. Weit unten sah ich die Rücklichter eines Autos. Sie glühten wie rote Dämonenaugen. Ich gab Gas...

9

"Du elender Hurensohn hast mir einen Killer auf den Hals geschickt!", keuchte Liam Dombrowski in den Telefonhörer. "Ich denke, wir haben uns geeinigt. Ich wollte morgen die Aussage, die ich bei den Feds gemacht habe, widerrufen."

"Ich habe dir keinen Killer geschickt!", versetzte Robert Chapman. "Zur Hölle mit dir! Das ist jetzt das zweite Mal in dieser Nacht, dass du mich aus dem Schlaf reißt."

"Du hast vielleicht Humor. Soeben wollte mich einer in deinem Auftrag alle machen, und du beschwerst dich, dass ich dich aus dem Schlaf reiße. Unabhängig davon glaube ich dir kein Wort. Wer außer dir sollte mir sonst einen Hitman auf den Hals schicken? Ich werde mich rächen, Bob. Du wirst es bereuen!"

Dombrowski warf den Hörer auf den Apparat.

Polizeisirenen erklangen. Irgendein Hausbewohner hatte die City Police informiert.

Es dauerte nicht allzu lange, dann polterten Schritte die Treppe empor. Bei dem Haus handelte es sich um ein Gebäude, das um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erbaut worden war, und es gab keinen Aufzug.

Liam Dombrowski nahm die Cops unter der aufgesprengten Wohnungstür in Empfang...

10

Der Killer bemerkte scheinbar, dass er verfolgt wurde. Er bog in die 19. Street ab. Als ich die 19. erreichte, war von dem Kerl nichts mehr zu sehen. Ich drosselte das Tempo, tastete mich in die Eight Avenue, konnte keine Rücklichter sehen und fuhr weiter.

Ein Wagen kam uns entgegen. Es war ein Taxi. Der Dienstwagen rollte am Joyce Theater vorüber. Dann kreuzte die 9. Avenue.

Der Killer war fort, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Ich kehrte um und kam wieder in die 24. Straße. Vor dem Haus, in dem Dombrowski wohnte, standen drei Streifenwagen mit rotierenden Lichtern auf den Dächern. Blaue und rote Lichtreflexe wurden gegen Häuserwände und auf die Straße geworfen.

Ich fand eine Parklücke und rangierte den Dienstwagen hinein. Nun fand ich auch die Zeit, mich um Milo zu kümmern. Ich schaltete die Innenbeleuchtung an. "Wie sieht's aus?"

Milo presste sein Taschentuch gegen die Stirn. Jetzt nahm er es weg. Ich sah eine kleine Platzwunde, aus der sofort wieder Blut sickerte. "Wenn du keine Gehirnerschütterung davongetragen hast", sagte ich, "dann wirft dich das nicht aus dem Rennen." Ich angelte mir den Verbandskasten.

Ein Cop kam schräg über die Straße. Ich reichte Milo den Verbandskasten und ließ das Fenster nach unten.

"Falls Sie nicht hier wohnen..."

Ich unterbrach den Cop. "FBI. Special Agents Trevellian und Tucker. Wir haben die Wohnung Dombrowskis observiert..."

Ich hatte, während ich sprach, meine ID-Card gezückt und hielt sie aus dem Fenster. Der Polizist studierte sie. Dann sagte er: "Vier Kollegen sind oben in der Wohnung. Wir wurden von einem Hausbewohner alarmiert..."

Milo hatte sich mit Hilfe des Spiegels hinter der Sonnenblende ein Pflaster auf die kleine Wunde geklebt. Wir stiegen aus.

"Alles klar?", fragte ich meinen Freund.

"Keine Gehirnerschütterung", versetzte Milo. "Mach dir keine Gedanken. Abgesehen von leichtem Kopfweh fehlt mir nichts."

Wir gingen hinauf in die Wohnung.

Dombrowski hockte in einem der Sessel. Seine Freundin, eine hübsche Blondine, hatte auf der Couch Platz genommen.

"Er hat keine Ahnung, wer ihn überfallen hat", sagte einer der Cops, nachdem wir uns auch hier ausgewiesen hatten.

"Haben Sie wirklich nicht?", wandte ich mich an Dombrowski.

Er stierte mich an. "Nein!", blaffte er.

"Kann es nicht sein, dass Ihnen Chapman den Hitman schickte? Schließlich haben Sie ihn ganz schön in die Pfanne gehaun."

"Möglich. Fragen Sie Chapman."

Milo machte sich am Telefonapparat Dombrowskis zu schaffen. Er nahm den Hörer ab und drückte eine Taste. Es dauerte nicht lange, dann grinste Milo mich an und ließ seine Stimme erklingen: "Hi, Chapman. Hier ist Special Agent Tucker, FBI. Wir befinden uns in Dombrowskis Wohnung. Er hatte soeben unliebsamen Besuch."

Milo lauschte kurze Zeit, dann legte er auf und sagte: "Sie haben also bereits Verbindung mit Chapman aufgenommen, Dombrowski." Das war keine Frage, sondern eine glasklare Feststellung.

"Na und! Er ist mein Boss."

"Den Sie ziemlich belastet haben mit Ihrer Aussage", schnappte Milo. "Reden Sie keinen Unsinn, Mann! Sie haben ihm vorgeworfen, Ihnen den Killer geschickt zu haben."

"Chapman ist ein dreckiger Bastard. Wenn ich ihn zwischen die Finger kriege..."

"Er bestreitet, etwas von einem Killer zu wissen. Und er klang ziemlich überzeugend."

"Chapman ist ein guter Schauspieler", fauchte Dombrowski gereizt. "Haben Sie erwartet, dass er es zugibt?" Dombrowski kaute auf seiner Unterlippe herum. Dann fuhr er fort: "Bevor der Killer kam, habe ich mit Chapman telefoniert und ihm versprochen, das Geständnis zu widerrufen."

"Weshalb?", fragte ich etwas überrascht.

"Ich hatte plötzlich Angst, dass er sich an mir rächt."

"Werden Sie widerrufen?"

"Natürlich." Dombrowski bleckte die Zähne. "Ich habe euch Mist erzählt. Die illegalen Huren gehen auf mein Konto."

Milo und ich wechselten einen schnellen Blick. Wenn Dombrowski seine Aussage widerrief, würde das Verfahren gegen Chapman unweigerlich eingestellt werden. Für uns bedeutete das dann einen weiteren Rückschlag in unserem Bemühen, Robert Chapman endlich das Handwerk zu legen.

"Wir werden die Spurensicherung anfordern", sagte Milo und wechselte damit das Thema. Und als Dombrowski aufbegehren wollte, fügte Milo schnell hinzu: "Das muss sein. Und versuchen Sie nur nicht, sich auf eigene Faust an Chapman zu rächen. Die Zeiten des Faustrechts sind vorbei. Der Schuss könnte leicht nach hinten losgehen."

Darauf erwiderte Dombrowski nichts.

Milo bat einen der uniformierten Cops, die SRD anzurufen und die Spurensicherung anzufordern.

Dann zogen die Kollegen von der City Police wieder ab. Milo und ich blieben, bis die Kollegen von der SRD eintrafen. Dann räumten auch wir das Feld...

11

Dombrowski war am darauffolgenden Morgen in die Warren Street gefahren. Nun beobachtete er das Haus, in dem Chapman wohnte. Es war ein 12-stöckiges Gebäude. Eine breite Treppe schwang sich vom Gehsteig zum Eingang empor. Die Fassade des Erdgeschosses war aus Glas. Um in das Gebäude zu gelangen, musste man durch eine Drehtür gehen.

Menschen kamen und gingen. Es war nicht nur ein Wohnhaus, in dem Gebäude gab es auch eine Reihe von Anwaltsbüros, eine Versicherungsagentur und ein Kreditbüro.

Dombrowski betrat das Haus.

Es gab im Parterre des Gebäudes eine Rezeption. Der Mann, der dahinter saß, achtete nicht auf die Leute, die ein- und ausgingen. Es herrschte reges Treiben in der Halle. Der Mann hinter der Rezeption achtete auch nicht auf Dombrowski. Der Gangster nahm den Aufzug. Die Kabine beförderte ihn in die 3. Etage. Schließlich stand er vor dem Apartment Chapmans.

Er läutete und baute sich neben der Tür auf.

Drin wurden Schritte laut, dann erklang es aus der Gegensprechanlage: "Wer ist da?"

"Ich bin es, Liam. Ich muss mit dir sprechen, Bob." Dombrowski griff unter die Jacke, seine Hand verkrampfte sich um den Knauf der Pistole.

Die Tür wurde entriegelt, im nächsten Moment schwang sie auf.

Dombrowski zog die Waffe und trat einen schnellen Schritt vor. Er stand in einem kurzen Flur, der drei Schritte weiter in den Livingroom mündete. "Damit hast du elende Ratte wohl nicht gerechnet!", zischte er und drückte Chapman die Pistole gegen den Leib. "In die Wohnung, und halt bloß die Fresse."

Chapman wich zurück. Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, hob er die Hände. "Was willst du?", knirschte er. Er wirkte sprungbereit und lauernd. "Ich habe es dir doch gesagt, dass ich..."

"Schnauze! Ich werde dir einen Denkzettel verpassen." Dombrowski lachte verächtlich auf. "Glaubst du denn im Ernst, dass ich meine Aussage widerrufen werde? Du verdammter Hurensohn sollst hinter Gefängnismauern verrotten. Vorher aber..."