Krimi Doppelband 202 - Pete Hackett - E-Book

Krimi Doppelband 202 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Krimis: Trevellian und die Satanisten (Pete Hackett) Trevellian und die Leiche im Hudson (Pete Hackett) Nach seiner Verhaftung wird ein Drogenhändler durch Geiselnahme freigepresst. Am nächsten Tag findet man seine Leiche im Hudson. Wer hatte Grund, ihn zu töten? Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker haben eine lange Reihe von Verdächtigen: Ein Konkurrent, sein potentieller Nachfolger, seine Ehefrau – oder jemand, von dem das FBI noch gar nichts weiß?

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Pete Hackett

Krimi Doppelband 202

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 202

Copyright

Trevellian und die Satanisten: Action Krimi

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Trevellian und die Leiche im Hudson

Krimi Doppelband 202

Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Krimis:

Trevellian und die Satanisten (Pete Hackett)

Trevellian und die Leiche im Hudson (Pete Hackett)

Nach seiner Verhaftung wird ein Drogenhändler durch Geiselnahme freigepresst. Am nächsten Tag findet man seine Leiche im Hudson. Wer hatte Grund, ihn zu töten? Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker haben eine lange Reihe von Verdächtigen: Ein Konkurrent, sein potentieller Nachfolger, seine Ehefrau – oder jemand, von dem das FBI noch gar nichts weiß?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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Alles rund um Belletristik!

Trevellian und die Satanisten: Action Krimi

Krimi von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten.

Junge Frauen werden entführt und tot aufgefunden. Rasch verdichtet sich der Verdacht, dass es sich um einen grausigen Satanskult handelt, der dafür verantwortlich ist. Aber so sehr die FBI-Agenten Trevellian und Tucker auch forschen, der Satan scheint auf der Seite der Mörder zu sein. Als erneut eine Frau verschwindet, verdoppeln die Agenten ihre Anstrengungen.

1

Susan Adams rief ihre beste Freundin Rosemarie an. »Stell dir vor, Rosy, ich habe die Stelle bekommen. Am Ersten kann ich bereits anfangen zu arbeiten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin.«

»Albany ist nicht gerade der nächste Weg, Susan. Du wirst nicht jeden Tag zur Arbeit pendeln können. Ziehst du um?«

»Werde ich wohl. Zunächst werde ich mir ein Zimmer in Albany suchen und an den Wochenenden nach New York zurückkehren.«

»Ich freue mich für dich, Susan. Wirklich.«

»Ich muss meinen Eltern Bescheid sagen, Rosy. Wir sehen uns morgen Abend bei George. Bis dann.«

Ja, Susan Adams war glücklich. Ahnungslos, dass sie sich direkt in die Arme des Teufels beworben hatte, war sie froh, endlich eine Stelle gefunden zu haben. Das Schicksal nahm seinen Lauf!

Ende des Monats begab sich Susan nach Albany. Sie hatte eine Ausgabe des Albany Tribune gekauft und studierte die Wohnungsangebote. Bei einigen Adressen stellte sie sich vor. Und schließlich bekam sie ein Zimmer, gar nicht weit von ihrer künftigen Arbeitsstelle entfernt. Es war möbliert und nicht allzu teuer. Das Haus gehörte einer Frau namens Norma Miller, sie war verwitwet und malte sich aus, dass ihr Susan an den langweiligen Abenden Gesellschaft leistete.

Am Ersten nahm Susan die Arbeit bei Dr. Seymour Miles auf. Er hatte sie als Sprechstundenhilfe eingestellt. Es gab außer ihr drei weitere junge Frauen in der Praxis. Zum Einstand gab Susan Kaffee und Kuchen aus, sie wurde ohne großes Wenn und Aber in die Gemeinschaft aufgenommen.

»Was tust du an den Abenden?«, fragte Margie, eine zwanzigjährige Frau, ledig, hübsch und gewiss kein Kind von Traurigkeit.

»Meiner Hausfrau Gesellschaft leisten«, erwiderte Susan Adams lachend. »Fernsehen, um zehn Uhr zu Bett gehen. Und am Freitag fahre ich jeweils nach Hause nach New York.«

»Ich gehe in der Woche zweimal aus. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Wir sind eine nette Clique …«

Das Treffen mit der Clique war zwei Tage später. Sie verbrachten den Abend in einem Pub. Gegen Mitternacht verabschiedete sich Susan. Sie musste am folgenden Tag früh aus den Federn. Margie sagte: »Ich gehe auch bald nach Hause. Wie hat es dir gefallen, Susan? Ich hoffe, ich habe dir nicht zu viel versprochen.«

»Ganz und gar nicht. Es war ein sehr schöner Abend.«

Es war Sommer, und die Luft war warm. Ein schwacher Wind blies. Susan musste etwa eine Meile gehen, um zu ihrer Wohnung zu kommen. Ja, es war ein ausgesprochen vergnüglicher Abend gewesen. Die Clique, mit der sich Margie umgab, war in Ordnung. Es waren insgesamt acht junge Leute, drei Männer und fünf Frauen. Susan freute sich, derart schnell Fuß gefasst zu haben in Albany.

Sie ließ sich Zeit, und so brauchte sie an die zwanzig Minuten, bis sie das Gebäude erreichte, in dem sie wohnte. Es war ein Haus mit drei Etagen, Jugendstil, mit Stuck um die Fenster. Nur noch aus einem Fenster in der zweiten Etage fiel Licht.

Als Susan die Haustür aufschließen wollte, wurde sie angesprochen. »Guten Abend, junge Frau.«

Susan erschrak und wirbelte herum. Der Schlüssel entfiel beinahe ihrer Hand. Sie hatte keine Ahnung, woher der Mann auf einmal gekommen war. Doch da fiel ihr Blick auf einen Ford, der am Straßenrand stand und dessen Beifahrertür geöffnet war. Der Wagen hatte schon dagestanden, als sie angekommen war. Und der Mann war nahezu lautlos ausgestiegen.

Susan sah am Steuer des Ford einen weiteren Mann sitzen. »Guten Abend«, entrang es sich ihr. Das Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf. Ihr Atmung hatte sich beschleunigt. »Suchen Sie jemanden?«

Plötzlich sprang der Mann sie an, packte sie, wirbelte sie herum und legte ihr den linken Arm um den Hals. Mit der Rechten presste er ihr den Mund zu. Susan konnte kaum einen Gedanken fassen. Sie wollte um Hilfe schreien, doch ihrer zugepressten Kehle entrang sich kein Laut. Der andere Mann stieg aus dem Auto und trat vor Susan hin. Ätzender Geruch stieg ihr in die Nase. Etwas wurde ihr aufs Gesicht gepresst. Ihr wurde es schwindlig, dann schwanden ihr die Sinne.

Sie wurde auf den Rücksitz gelegt, einer der Kerle setzte sich neben sie. Der andere klemmte sich hinter das Steuer und ließ den Motor an. Der Ford rollte davon.

2

Mr. McKee rief Milo und mich zu sich in sein Büro. Wenn der Chef uns rief, brannte es meistens irgendwo. Er begrüßte uns per Handschlag und forderte uns auf, Platz zu nehmen. Es war kurz nach acht Uhr am Morgen, und wir hatten erst vor wenigen Minuten den Dienst angetreten.

Der Assistant Director setzte sich zu uns an den kleinen Konferenztisch. Er brachte eine dünne Mappe mit, und ich konnte sehen, dass es sich um eine Ermittlungsakte der Polizei von Albany handelte. Der Chef legte die Mappe vor sich auf den Tisch. Dann schaute er von Milo auf mich und sagte: »In Albany ist nun die zweite junge Frau spurlos verschwunden. Die Polizei von Albany hat uns den Fall übertragen. Ich will, dass Sie beide ihn übernehmen, Jesse, Milo.«

»Ich nehme an, dass es sich um die Ermittlungsakte der Polizei von Albany in dieser Angelegenheit handelt«, sagte ich und deutete mit dem Kinn auf die Akte.

»Sehr richtig.« Der Chef reichte mir die Akte. »Die erste junge Frau verschwand vor zwei Wochen. Ihr Name war Susan Adams. Sie hatte erst kurz vorher eine Stellung bei einem Arzt in Albany angetreten. Susan Adams stammt aus New York. Vorgestern nun verschwand eine junge Frau namens Julia Shaw.«

»Gibt es in Albany nicht auch einen Sheriff?«, fragte Milo.

Mr. McKee nickte. »Er ermittelt noch in der Sache. Sie werden mit ihm zusammenarbeiten müssen, Gentlemen. Ich nehme an, Sie fahren mit dem Auto. Mir bleibt es nur, Ihnen viel Glück zu wünschen. Und halten Sie mich auf dem Laufenden.«

Damit waren wir wieder entlassen. Was zu sagen war, war gesagt worden, und für überflüssige Konversation war die Zeit zu schade. Ich nahm die Akte vom AD entgegen, und wenig später führte ich sie mir in unserem Büro zu Gemüte.

Susan Adams war einundzwanzig Jahre alt. Julia Shaw war zwanzig. Von beiden jungen Frauen gab es Bilder in der Akte. Sie waren dunkelhaarig und ähnelten sich vom Typ her sehr. Entsprechend der Aussage einiger junger Leute hatte sich Susan Adams am Abend ihres Verschwindens bis gegen Mitternacht in deren Gesellschaft befunden. Am Morgen kam sie nicht zur Arbeit. Wahrscheinlich war sie auf dem Nachhauseweg von dem Pub entführt worden.

Julia Shaw hatte ihren Arbeitsplatz bei einem Chiphersteller um siebzehn Uhr verlassen. Um zwanzig Uhr hatte sie noch mit ihrer Mutter telefoniert. Auch sie war am Morgen nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen. Sie musste zwischen zwanzig Uhr und dem Morgen aus ihrer Wohnung entführt worden sein.

Die bisherigen Ermittlungen der Polizei hatten kein Ergebnis gebracht. Doch man war sich sicher, dass sich die jungen Ladys nicht freiwillig abgesetzt hatten. Man ging also von Verbrechen aus.

Wir fuhren noch in der derselben Stunde los und brauchten für die etwa hundertvierzig Meilen zwei Stunden. Als erstes sprachen wir bei der Polizei in Albany vor. Es gelang uns, den Beamten zu sprechen, der federführend die Ermittlungen in Sachen der beiden verschwundenen jungen Frauen geleitet hatte. Was wir von ihm erfuhren, stand auch schwarz auf weiß in der Ermittlungsakte, die uns vorlag.

»Die Spurensicherung in der Wohnung von Julia Shaw hat nichts ergeben«, fügte er hinzu. »Die Fingerabdrücke, die wir gefunden haben, gehören Bekannten von Julia, die mit der Entführung ganz sicher nichts zu tun haben. Wir stehen vor einem Rätsel.«

Wir wandten uns an den Sheriff. James Abbott war ein dickleibiger, großer Mann, der uns abweisend musterte. Er trug eine helle Hose und ein weißes Hemd, an dem dunkelblauen Blouson, der über der Stuhllehne hing, war sein Stern befestigt. In seiner Hemdtasche steckte eine Sonnenbrille. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Es war warm, und er hatte gut und gerne vierzig Pfund Übergewicht.

»Tja«, sagte er mit verschlossener Miene. »Ich tappe im Dunkeln. Ebenso wie die Polizei. Doch da ich bisher noch jeden Fall gelöst habe, werde ich auch hier zu einem Ergebnis kommen.« Das Gesicht des Sheriffs verschloss sich noch mehr. Seine Brauen schoben sich zusammen, über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten. »Ihres Einsatzes hätte es nicht bedurft, G-men. Wir regeln unsere Angelegenheit gerne allein. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine.«

»Sie betrachten unseren Einsatz als Einmischung in Ihre Zuständigkeit, nicht wahr?«, fragte ich.

Er nickte. »Die Polizei hat die Sache ziemlich vorschnell abgegeben.«

»Finden Sie?«

»Ja. Wie ich schon sagte: Wir regeln im Allgemeinen unsere Angelegenheiten selbst. Und wir sind immer gut gefahren damit. Unsere Aufklärungsquote liegt bei neunzig Prozent.«

»Wie schön für Sie«, sagte Milo. »Aber nun sind wir einmal hier, und wir haben einen Job wahrzunehmen. Zusammenarbeit ist angesagt, Sheriff. Was haben Sie bisher herausgefunden?«

»Nichts. Die bisherigen Ermittlungsergebnisse können Sie der Ermittlungsakte der Polizei entnehmen. – Sie sollten sich nicht darauf verlassen, G-men, dass ich besonders kooperativ bin. Machen Sie Ihren Job und lassen Sie mich meinen machen. Am Ende werden wir ja sehen, wer erfolgreicher war.«

»Wir sollten nicht als Konkurrenten agieren«, murmelte ich.

»Ich lasse mir von irgendwelchen dahergelaufenen Stadtfräcken nicht gerne dreinreden«, knurrte der Sheriff. »Ich muss nicht mit Ihnen zusammenarbeiten und habe auch nicht das geringste Interesse daran. Ich denke, ich habe mich klar und deutlich genug ausgedrückt.«

»Haben Sie«, erklärte Milo. »Damit wären die Fronten geklärt. Machen Sie Ihren Job Sheriff, doch sollten Sie uns nicht in die Quere kommen. Ich denke, auch das ist klar und deutlich.«

Mein Kollege war sauer. Aber auch ich war ziemlich verschnupft. Das Verhalten des Sheriffs subsumierte ich unter den Begriffen unverschämt und anmaßend. Mir war der Kerl zuwider. Aber wir konnten ihn nicht zwingen, mit uns zusammenzuarbeiten.

Wir nahmen uns im Continental Hotel Zimmer. Nachdem wir geduscht hatten, beschlossen wir, mit Margie Elliott zu sprechen, jener jungen Frau, mit der Susan Adams zuletzt vor ihrem spurlosen Verschwinden gesprochen hatte.

»Sie arbeitete erst einige Tage bei uns«, sagte Margie. »Ich nahm sie mit zu einem Treffen der Clique, denn ich konnte mir vorstellen, wie einsam Susan war. Ich konnte doch nicht ahnen …«

Die Stimme der jungen Frau brach. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

»Wie lange befanden Sie sich noch in dem Pub?«, fragte ich.

»Etwas über eine halbe Stunde.«

»Wie lange waren die anderen Mitglieder der Clique in dem Lokal?«

»Sie haben es mit mir verlassen. Wir haben uns draußen voneinander verabschiedet, dann ist jeder seines Weges gegangen. Zu diesem Zeitpunkt hätte Susan längst zu Hause sein müssen. Ihre Wohnung liegt nur eine Meile von dem Pub entfernt.«

»Damit hat sozusagen jedes Mitglied Ihrer Clique ein Alibi«, bemerkte Milo.

Margie schaute ihn entsetzt an. »Sie denken doch nicht etwa, dass einer von uns …« Sie brach ab, es war, als wollte sie die Ungeheuerlichkeit nicht aussprechen.

»Nein«, sagte Milo. »Wir dürfen nur nichts außer Acht lassen.«

Margie konnte uns nicht weiterhelfen. Wir befragten die Hausfrau Susans. Aber auch von ihr erfuhren wir nichts, was wir nicht schon der Akte entnommen hätten. Die Witwe war kurz nach zehn Uhr zu Bett gegangen und war dank der Schlaftablette, die sie immer einnahm, sofort eingeschlafen. »Ich wurde erst aufmerksam, dass Susan verschwunden ist, als ich einen Anruf aus der Praxis erhielt, mit dem ich gebeten wurde, nachzusehen, ob Susan eventuell verschlafen habe. Das Bett war unberührt. Von Susans Kleidung fehlte nichts. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmt.«

Wir zogen auch Erkundigungen bezüglich der anderen jungen Frau ein, die verschwunden war. Das Ergebnis war ebenso unbefriedigend wie im Fall Susan Adams. Es gab nicht den geringsten Hinweis darauf, dass die jungen Frauen gewaltsam verschleppt worden waren.

3

John Cavendish hatte den Blick auf den Boden gerichtet. Er befand sich mitten im Wald. Die Kronen der Bäume filterten das Sonnenlicht, auf dem Waldboden wechselten Licht und Schatten. Cavendish war notorischer Pilzsammler. Er trug einen aus Holz geflochtenen Korb, in dem sich bereits einige Pilze befanden.

Der Mann machte wieder einen Pilz aus. Mit großen Schritten eilte er darauf zu. Für ihn war ein Pilz fast so etwas wie eine Jagdtrophäe. Der Pilz wuchs gleich am Rand des Unterholzes, das sich dem Pilzsucher dicht und undurchdringlich entgegenstellte. In dem Gestrüpp war es düster. Hummeln summten. Cavendish bückte sich und setzte das Messer an. Da sah er den nackten, reglosen Körper unter den Büschen. Vor Schreck verschluckte er sich, japste nach Luft, bückte sich noch mehr und spürte, wie der Schock in langen, heißen Wogen durch seine Blutbahnen zog. Er stand vor dem Leichnam einer jungen Frau.

Nun nach und nach brachte er den Aufruhr seiner Empfindungen in den Griff. Er schluckte trocken, dann besann er sich auf sein Handy, nahm es aus der Tasche und tippte die Nummer des Notrufs …

Eine halbe Stunde später wimmelte es in dem Waldstück von Polizisten. Auch Sheriff James Abbott und ein Deputy trafen am Fundort der Leiche ein. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft erschien, und dann kam auch der Coroner. Der Polizeifotograf machte seinen Job. Der Polizeiarzt unterzog die Leiche einem ersten Augenschein. Sie musste schon mehrere Tage hier liegen. Die Frau war erstochen worden.

Der Leichnam wurde in die Pathologie transportiert. Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass die junge Frau schon tot war, als sie in dem Wald abgelegt wurde.

Am folgenden Tag stand fest, dass es sich um Susan Adams handelte. Sie musste einen oder zwei Tage nach ihrem Verschwinden ermordet worden sein. Susan war mit einem Stich ins Herz getötet worden. Ob sie vor ihrem Tod vergewaltigt wurde, war nicht mehr feststellbar.

4

Wir waren vom Auffinden der Leiche in Kenntnis gesetzt worden und versuchten ein Täterprofil zu erstellen. Wir arbeiteten dabei mit einem Kollegen aus dem Police Department zusammen, jenem Beamten, der zunächst die Ermittlungen in Sachen der verschwundenen Frauen leitete. Sein Name war Bill Bates.

Weil es nahe lag, fassten wir die Sexualstraftäter Albanys ins Auge. Es waren vier Männer, die in Frage kamen. Der Name des ersten Probanden, den wir aufsuchten, war Ernest Russel. Er hatte fünf Jahre wegen Vergewaltigung abgesessen. »Ich war krank«, erklärte er. »Nach Verbüßung meiner Haftstrafe habe ich mich einer Therapie unterzogen. Ich habe mir nichts mehr zuschulden kommen lassen.«

»Haben Sie für die Nacht vom vierten auf den fünften dieses Monats ein Alibi?«, fragte ich.

Russel legte den Zeigefinger auf seinen Mund und schaute grüblerisch. Schließlich sagte er: »Ich habe eine Freundin und verbringe fast jede Nacht bei ihr. Sicher war ich auch in der Nacht vom vierten auf den fünften bei ihr. Carrie wird es Ihnen sicher bestätigen können.«

»Carrie ist Ihre Freundin?«

»Ja.«

Wir notierten die Adresse der Frau, dann fuhren wir zu Joseph Godman, einem weiteren vorbestraften Sexualgangster, den wir allerdings nicht zu Hause antrafen. Ein Nachbar gab uns zu verstehen, dass Godman einer Beschäftigung nachging und nannte uns seinen Arbeitgeber. Wir suchten ihn an seinem Arbeitsplatz auf.

»Ich habe meine Strafe verbüßt«, sagte Godman etwas ungeduldig. Unsere Vorsprache war ihm sichtlich peinlich. »Nach meiner Haftentlassung habe ich mir eine Arbeit gesucht und führe seither ein geordnetes Leben. In dem Betrieb hier weiß man nichts von meiner Vergangenheit. Ich will auch nicht, dass Dinge bekannt werden, die mich vielleicht den Job kosten. In der Nacht vom vierten auf den fünften war ich zu Hause. Ich bin jeden Abend zu Hause. Meine Lebensgefährtin wird es Ihnen bestätigen können. Sie arbeitet bei der Spedition Stiller. Fragen Sie sie ruhig.«

Nummer drei der Männer, die wir überprüften, war ein Schwarzer. Wir trafen ihn in seiner Wohnung an. »Lasst mich in Ruhe!«, blaffte er. »Jedes Mal, wenn irgendwo ein sexueller Übergriff geschieht, kommt ihr verdammten Bullen zu mir. Ich habe langsam die Schnauze voll. Ich habe nie jemanden vergewaltigt. Die kleine Schlampe hat damals gelogen, und ich habe vier Jahre unschuldig gesessen. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Hört ihr, ich habe selbst eine Frau. Ich muss mir nichts holen, was meine Frau nicht bereit wäre, mir freiwillig zu geben.«

Seine Frau bestätigte, dass er in der Nacht vom 4. auf den 5. zu Hause war. Damit schied er aus. Ich entschuldigte mich, dann suchten wir Nummer vier auf. Sein Name war Conan Wyler. Er öffnete uns die Tür und starrte uns düster an. Da er nur ein weißes Unterhemd trug, konnte ich seine muskulösen Arme sehen, die über und über tätowiert waren. »Ihr seid Bullen, nicht wahr?«

Hatten wir einen besonderen Geruch an uns?

»Trevellian«, sagte ich. »Special Agent, FBI New York. Gestern wurde in einem Waldstück in der Nähe von Albany die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie wurde durch einen Messerstich getötet.«

»Aaah, und nun denkt ihr, dass ich es war. Na schön. Beweist mir den Mord.« Wyler grinste bissig.

»Haben Sie für die Nacht vom vierten auf den fünften dieses Monats ein Alibi?«

»Nein. Ich lebe allein. In der Nacht schlafe ich. Tagsüber übe ich Gelegenheitsjobs aus. Einmal straffällig – immer einer potentieller Täter, wie?«

»Wir überprüfen jeden, der schon einmal als Sexualstraftäter in Erscheinung getreten ist«, gab ich zu verstehen. »Ohne einen konkreten Verdacht zu haben.«

»Ich traue euch Kerlen nicht. Es geht euch doch nur darum, der Öffentlichkeit einen Täter zu präsentieren, einen Erfolg vorzuweisen. Einer wie ich kommt euch da doch gerade recht. Ich habe kein Alibi. Und ich bin vorbestrafter Vergewaltiger. Was nun? Bin ich verhaftet?«

»Nein. Wir wollten uns nur ein Bild von Ihnen machen. Weiteres wird die Spurensicherung ergeben.«

»Hoffentlich«, presste Conan Wyler hervor. »Ich bin nicht scharf drauf, unschuldig hinter Gitter zu wandern, bloß weil ihr euch bemüßigt fühlt, einen Täter vorzuweisen.«

»Irgendwie scheinen Sie schlechte Erfahrung gemacht zu haben«, knurrte Milo. »Oder ist Ihr Misstrauen angeboren?«

Wyler schaute ihn an, als hätte er etwas völlig Blödsinniges von sich gegeben.

Wir fuhren zur Polizeidienststelle und nahmen mit der Spurensicherung Kontakt auf. Die Überprüfungen um Fundort der Leiche hatten nichts ergeben. Es gab keine Spuren, die der Täter hinterlassen hätte. Das Messer, das für die Tötung benutzt wurde, war senkrecht in die Brust eingedrungen, was darauf schließen ließ, dass die Frau auf dem Rücken gelegen hatte, als sie der tödliche Stich traf. Das war alles.

Wir fuhren zu dem Fundort. Der Kollege aus dem Police Department, Bill Bates, begleitete uns. Wir trafen Sheriff Abbott. Als er uns sah, verzog er das feiste Gesicht. Seine Augen waren hinter der Sonnenbrille verborgen. Auf seinem Kopf saß ein breitrandiger Stetson von beiger Farbe.

»Na«, sagte ich. »Was gefunden?«

»Selbst wenn«, versetzte der Sheriff. »Ich würde es Ihnen sicher nicht auf die Nase binden.«

»Ihre Freundlichkeit ist sprichwörtlich, wie?«

Abbott ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren zu seinem Wagen, stieg ein, startete den Motor und fuhr davon.

»Ein unfreundlicher Zeitgenosse«, knurrte Milo.

»Aber kein schlechter Sheriff«, sagte Bill Bates. »Wenn er sich einmal in eine Sache verbissen hat …«

Vielsagend brach der Kollege ab.

Wir suchten den Platz ab. Doch es gab nichts, was für uns von Wert gewesen wäre. Also fuhren wir in die Stadt zurück.

Am Abend dieses Tages, wir befanden uns im Hotel und ich lag auf dem Bett, klingelte mein Handy. Es war Bill Bates. Er sagte: »Soeben erhalte ich die Meldung, dass die Leiche von Julia Shaw gefunden wurde. Auch sie ist in einem Wald in der Nähe der Stadt abgelegt worden. Spaziergänger haben sie gefunden. Julia wurde, wie auch Susan, mit einem Stich ins Herz getötet. Auch sie war nackt.«

Ich war ganz schön von den Socken. »Fahren Sie zum Fundort?«, fragte ich.

»Ja. Und ich wollte fragen, ob Sie mitkommen.«

»Natürlich.«

Ich informierte Milo. Zwanzig Minuten später holte uns Bates ab. Wir fuhren etwa eine Viertelstunde, dann sahen wir schon die Einsatzfahrzeuge der Polizei und des Sheriffbüros.

Die Polizei hatte den Fundort mit einem gelben Trassenband abgesperrt. Die Leiche hatte unter einem Haufen Reisig gelegen. Sie wurde von Scheinwerfern angestrahlt. Ich erkannte sofort die vermisste Julia Shaw.

Mein Hals und meine Mundhöhle waren trocken. Einer der Männer sagte: »Sie ist seit höchstens drei Tagen tot. Was ist da bloß für ein perverser Hurensohn am Werk?«

Das war die Frage, die wir uns auch stellten, auf die wir aber im Moment keine Antwort fanden.

Zwei Tage später hatten wir das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung. Julia Shaw war durch einen Stich ins Herz getötet worden. Man hatte bei ihr Spermaspuren gefunden. Eine DNA-Analyse war in Auftrag gegeben worden.

Wir mussten abwarten, ob sich aufgrund des genetischen Fingerabdrucks ein Hinweis auf den Täter ergab.

Zwei Tage später hatten wir das Ergebnis. Die DNA-Analyse brachte uns allerdings nicht weiter. Der genetische Code passte zu keinem der im Archiv registrierten.

5

Angie Bowden waren um 20 Uhr mit Arthur Brown verabredet. Sie trafen sich bei Morgans, einem Steakhaus in der Fußgängerzone. Angie war einundzwanzig Jahre alt und dunkelhaarig. Sie arbeitete als Sekretärin bei einer privaten Müllentsorgungsfirma. Sie kannte Arthur Brown noch nicht allzu lange. Der Bursche war aber ganz nach ihrem Geschmack. Er studierte Jura, war fünfundzwanzig Jahre alt, machte nebenbei einen Job im größten Supermarkt der Stadt, war sportlich und hatte gute Manieren.

Arthur Brown wartete schon. Er erhob sich lächelnd, als Angie zum Tisch kam, rückte ihr einen Stuhl zurecht, und als die junge Frau saß, fragte er: »Wie war dein Tag? Stress gehabt in der Arbeit? Bei mir war wieder einmal der Teufel los. Haben eine Lieferung Spirituosen erhalten. Musste ‘ne Stunde länger arbeiten als sonst.«

»Hoffentlich hast du dich nicht überarbeitet«, lachte Angie.

Die Bedienung kam, sie bestellten. Danach unterhielten sie sich angeregt. Arthur Brown war nicht nur ein guter Gesellschafter, er konnte auch zuhören. Angie redete viel, erzählte Dinge aus ihrer Vergangenheit, sprach von ihrer Zukunft, hielt nicht hinter dem Berg mit ihren Vorstellungen und Anforderungen an das Leben.

Dann aßen sie. Die Steaks mundeten vorzüglich. Nach dem Essen blieben sie noch eine halbe Stunde sitzen, dann bat Angie den jungen Mann, sie nach Hause zu bringen.

Er fuhr einen alten Bentley, eine Rostlaube. Angie störte es nicht. Sie wusste, dass er nicht viel Geld zur Verfügung hatte. Arthur war stolz auf das Auto. So mancher andere Student konnte sich keinen fahrbaren Untersatz leisten. Vor der Haustür blieben sie noch kurze Zeit im Auto sitzen. Und als Angie sich verabschiedete, küsste er sie ziemlich zaghaft auf die Wange. Arthur war auch schüchtern. Angie passte das so. Ihr letzter Freund war ein Draufgänger gewesen. Davon war sie bedient.

Arthur fuhr davon. Einen Moment bedauerte Angie, dass sie ihn nicht gebeten hatte, mit in die Wohnung zu kommen. Aber dann sagte sie sich, dass es so besser war. Arthur sollte ruhig ein wenig um sie werben und zeigen, dass er nicht zu der Sorte gehörte, die nur das eine wollte.

Aus einem Ford stieg ein Mann. Er hatte auf dem Beifahrersitz gesessen. Angie sah ihn, und ihr entging nicht, dass der Mann auf sie zukam. Abwartend blieb sie stehen. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie. Die Straße war menschenleer, obwohl es noch nicht einmal zweiundzwanzig Uhr war. Es war eine ruhige Wohnstraße.

»Guten Abend«, sagte der Mann. »Ich suche eine Familie Steiner hier in der Straße. Können Sie mir helfen?«

Aus dem Ford stieg ein zweiter Mann. Von seinem Gesicht konnte Angie nicht viel erkennen. Es lag im Dunkeln.

Der andere Bursche stand vor ihr. Er mochte um die dreißig sein, war einen halben Kopf größer als Angie, hatte ein schmales Gesicht, und seine Augen glitzerten im unwirklichen Licht der Straßenlaternen.

»Steiner«, wiederholte Angie nachdenklich, dann schüttelte sie den Kopf. »Tut mir Leid. Aber der Name sagt mir nichts. Wobei ich einräumen muss, dass ich nur sehr wenige Leute in der Straße hier kenne. Ich …«

Der Mann sprang sie an, wirbelte sie herum, und presste ihr den Mund zu. Der andere glitt heran und presste ihr ein Tuch auf das Gesicht, das einen ätzenden Geruch verbreitete. Angie verlor das Bewusstsein und wurde in den Ford geladen. Die beiden Männer setzten sich in das Fahrzeug, dann fuhr es davon.

In einer der Wohnungen hatte ein Mann am Fenster gestanden und alles beobachtet. Im Raum war es finster. Der Mann war alt, und er konnte nicht einschlafen. Jetzt war er Zeuge einer Entführung geworden. Er war ziemlich perplex, seine Gedanken wirbelten. Das Kennzeichen des Wagens hatte er gesehen, aber die Nummer war ihm sofort wieder entfallen. Das Kurzzeitgedächtnis …

Der alte Mann ging zum Telefon. Die Nummer des Notrufs wusste er auswendig. Er tippte sie, und als sich jemand meldete, sagte er: »Ich wurde soeben Zeuge, wie eine junge Frau auf offener Straße gekidnappt wurde. Die beiden Kerle haben sie in einen Ford geladen. Die Zulassungsnummer habe ich leider vergessen.«

»Wo geschah das Kidnapping?«, fragte der Beamte in der Notrufleitzentrale.

Der alte Mann nannte die Adresse. »Ich glaube, dass es ein Ford war. Es kann aber auch eine andere Automarke gewesen sein. So genau kenne ich mich da nicht aus. Es könnte aber ein Ford gewesen sein.«

Sofort wurde die Fahndung nach einem weißen Wagen ausgelöst.

Vergeblich.

Am folgenden Tag erschien Angie Bowden nicht zur Arbeit. Da sie in ihrer Wohnung nicht erreichbar war, verständigte ihr Arbeitgeber die Polizei.

6

Es war neun Uhr vorbei, als mich Bill Bates anrief. »Wir haben einen neuen Entführungsfall«, sagte er. »Eine junge Frau namens Angie Bowden ist spurlos verschwunden. Ein alter Mann hat gestern Abend gegen zweiundzwanzig Uhr beobachtet, wie zwei Kerle die junge Lady in einen weißen Wagen, wahrscheinlich einen Ford, verfrachteten und mit ihr verschwanden. Leider hat der Mister die Zulassungsnummer des Wagens vergessen.«

»So ein Mist«, schimpfte ich.

»Der alte Mann hat sofort den Notruf verständigt, und die Fahndung nach dem weißen Wagen wurde eingeleitet. Erfolglos. Ich fahre jetzt zu der Wohnung der jungen Frau. Wollen Sie mitkommen?«

»Wir sind in einer Viertelstunde bei Ihnen«, sagte ich.

Der Wagen parkte vor dem Hotel auf der Straße. Ein Blatt Papier klemmte hinter dem Scheibenwischer. Ich nahm es. Mit ungelenken Buchstaben war darauf gekritzelt: Verschwindet!

»Da will uns einer partout nicht haben«, meinte Milo, nachdem er die Nachricht gelesen hatte. Er legte den Kopf schief. »Denkst du auch an den Sheriff?«

»War mein erster Gedanke«, antwortete ich. »Doch kann ich kaum glauben, dass er wirklich so primitiv sein soll.«

Wir fuhren zum Police Department, wo wir mit Bates zusammentrafen. Wie stiegen zu ihm in den Dienstwagen und fuhren zur Wohnung von Angie Bowden. Der alte Mann, der die Entführung beobachtet hatte, wohnte in dem Gebäude auf der anderen Straßenseite, und zwar im Erdgeschoss.

Er bat uns in seine Wohnung. »Meine Frau ist vor zwei Jahren gestorben«, berichtete er. »Ich gehe jeden Abend früh zu Bett, finde aber meistens keinen Schlaf. Dann stelle ich mich oft ans Fenster. So auch gestern Abend. Ich sah die junge Frau kommen. Sie stieg aus einem dunklen Auto. Der Wagen fuhr weg. Dann sah ich einen Mann aus dem weißen Wagen steigen …«

Wenigen Minuten später kannten die wir Geschichte.

Ich war voll Sorge. Milo sprach es aus: »Sieht so aus, als wäre unser Mann wieder am Werk. Das bedeutet, dass wir bald vor einer dritten Frauenleiche stehen werden.« Milo schaute den alten Mann an. »Besinnen Sie sich, Mister Bedford. Wie war die Zulassungsnummer? Es ist sehr wichtig. Das Leben einer jungen Frau steht auf dem Spiel.«

»Es war ein Wagen aus Albany«, sagte der Oldtimer. »Warten Sie …« Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn, sein Blick schien sich nach innen zu verkehren. Wie gebannt starrte ich ihn an. Doch dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich habe die Nummer vergessen.«

»Wie sahen die beiden Kerle aus, die die Frau entführten?«, fragte ich.

»Einer war groß und schlank, der andere etwa einen halben Kopf kleiner. Von den Gesichtern habe ich nichts erkennen können. Es ging alles derart schnell. Ich glaube, sie haben die junge Lady betäubt. Es spielte sich innerhalb einer halben Minute ab. Einer der Kerle trug, wenn mich nicht alles täuscht, einen Jeansanzug. Es war der Kleinere von beiden.«

Wir fuhren zu Conan Wyler. Er hatte als einziger kein Alibi, was die Entführungen von Susan Adams und Julia Shaw betraf. Die Alibis der anderen ehemaligen Sexualstraftäter waren bestätigt worden.

»Gestern Abend wurde wieder eine junge Frau entführt«, begann ich, nachdem Wyler geöffnet hatte.

Sein Gesicht hatte sich verschlossen. Er war wieder nur mit einem Unterhemd bekleidet, und ich konnte seine herkulischen Arme mit den Tätowierungen sehen. Diese Arme verschränkte er nun vor der Brust, nickte uns sagte: »Ich war gestern von halb neun Uhr an in der Kneipe. Geraldine‘s Inn. Um Mitternacht bin ich nach Hause gegangen. Wann geschah denn die Entführung?«

»Gegen zweiundzwanzig Uhr. Fahren Sie ein Auto?«

»Ja. Einen Pick-up. ‘ne alte Kiste, die es wahrscheinlich nicht mehr allzu lange macht. Aber solange sie fährt, soll‘s mir Recht sein.«

»Sind Sie in Geraldine‘s Inn bekannt?«

»Ja. Es ist meine Stammkneipe. Geraldine kennt mich gut. Sie wird Ihnen bestätigen, dass ich gestern bis Mitternacht in der Kneipe war.«

Wir fuhren zu dem Lokal. Geraldine war eine schwergewichtige, resolute Frau. »Ja«, sagte sie, »Wyler war den ganzen Abend da. So gegen Mitternacht ist er nach Hause gegangen. Warum wollen Sie das wissen?«

Wir blieben der Lady die Antwort auf diese Frage schuldig.

Wenig später saßen wir wieder im Sportwagen. Wir waren frustriert. Das Leben einer jungen Frau war in Gefahr. Und wir hatten keine Ahnung, wo wir ansetzen sollten.

»Sicher ermittelt auch der Sheriff in dieser Sache«, sagte Milo. »Vielleicht sollten wir mal mit ihm sprechen.«

»Von dem erfahren wir kein Sterbenswort. Außerdem glaube ich nicht, dass er etwas herausgefunden hat, was ihn weiterbringen würde. Aber warum nicht? Reden wir mit ihm. Vielleicht besinnt er sich und kommt zu dem Ergebnis, dass es vielleicht nicht schaden kann, wenn er mit uns zusammenarbeitet.«

»Ich weiß nichts«, sagte der Sheriff, als wir ihm eine halbe Stunde später in seinem Büro gegenübersaßen. Er trommelte mit den Fingerkuppen seiner Linken auf dem Schreibtisch. »Die dritte junge Frau. Es steht zu befürchten, dass auch sie umgebracht wird. Wir haben es mit einem Verrückten zu tun. Es – es ist zum Kotzen. Entschuldigen Sie, aber ich finde keine anderen Worte.«

»Haben Sie Bedford vernommen?«, fragte ich.

»Der alte Zausel hat die Zulassungsnummer des Wagens vergessen. Auch weiß er nicht genau, um was für ein Automodell es sich gehandelt hat, mit dem Angie entführt wurde. Da hat man einen Augenzeugen, und der ist nichts wert.«

Ich holte den Zettel, der hinter meinem Scheibenwischer klemmte, aus der Tasche und faltete ihn auseinander, hielt ihn dem Sheriff hin und fragte: »Von wem diese Nachricht wohl stammen mag?«

James Abbott runzelte die Stirn. »Was soll das?«

»Der Zettel klemmte hinter meinem Scheibenwischer.«

»Sieht so aus, als wäre jemand über Ihre Anwesenheit hier nicht begeistert.«

»Ja, so sieht es aus.«

»Denken Sie, der Zettel steht in einem Zusammenhang mit den Morden und dem Verschwinden von Angie Bowden?«, fragte der Sheriff.

»Kaum anzunehmen. Ich denke viel eher, jemand hat den Zettel geschrieben, der sich durch unsere Arbeit eingeschränkt sieht.«

Der Sheriff lachte auf. »Sie denken an mich, nicht wahr?«

Ich schaute ihn nur an.

»Vergessen Sie‘s«, knurrte der Sheriff.

7

Sam Hastings hob das Fernglas vor seine Augen. Der Hobbyornithologe hatte eine alte Farm vor der Linse. Einige Autos standen im Hof zwischen den windschiefen Schuppen und Hütten. Ein weiterer Wagen fuhr vor. Zwei Männer stiegen aus und gingen in das Farmhaus.

Sam Hastings senkte die Hand mit dem Fernglas. Er wusste, dass die Farm verlassen war. Und er fragte sich, was hier wohl für eine Versammlung stattfand. Sollte das halb verfallene Anwesen etwa verkauft werden? Und hatten sich einige Interessenten eingefunden?

Im Schutz der Büsche und Bäume ging Hastings näher. Er achtete nicht auf seine Umgebung. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Farm. Es waren acht Autos. Hastings hatte sich der Farm bis auf fünfzig Yards genähert. In den Büschen zwitscherten die Vögel und summten Bienen. Der Mann achtete nicht darauf.

Plötzlich wurde er angesprochen. »Was suchen Sie denn da?«

Er erschrak und wurde regelrecht herumgerissen. Ein Mann stand zwei Schritte vor ihm. Von seinem Gesicht war nicht viel zu erkennen, denn er war maskiert. Eine Skimaske, die nur Augen und Nase frei ließ.

Hastings‘ Herz raste. Einen Augenblick glaubte er an einen üblen Scherz. Aber ein Blick in die eiskalten Augen seines Gegenübers belehrte ihn, dass es dem nicht so war. Hastings war wie elektrisiert. »Ich – ich bin zufällig hier vorbeigekommen. Wollte Vögel beobachten. Da sah ich die Autos.«

Der Maskierte kam näher. »Wir haben es nicht so gerne, wenn hier herumgeschnüffelt wird«, sagte er, und seine Stimme klang dumpf.