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Krimi Doppelband 2105 – Zwei spannende Thriller in einem Band Von Alfred Bekker Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Dieses Buch enthält folgende Krimis: Alfred Bekker: Kubinke und der eiskalte Mord Alfred Bekker: Kubinke und das Kabel
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Seitenzahl: 177
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Krimi Doppelband 2105 - Zwei spannende Thriller in einem Band
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2023.
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Krimi Doppelband 2105 – Zwei spannende Thriller in einem Band
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Kubinke und der eiskalte Mord
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Kubinke und das Kabel: Kriminalroman
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Von Alfred Bekker
Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Dieses Buch enthält folgende Krimis:
Alfred Bekker: Kubinke und der eiskalte Mord
Alfred Bekker: Kubinke und das Kabel
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, ALFREDBOOKS und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Authors
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
von Alfred Bekker
Ein Harry Kubinke Krimi
––––––––
Kommissar Harry Kubinke und sein Team ermitteln gegen mafiöse Machenschaften in der Landwirtschaft. Da ist ein wichtiger Informant plötzlich tot. Aber der Mörder hat einen Fehler gemacht...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
"Heute nichts zu tun?", fragte der Mann am Currywurst-Stand. "Die Kommissare haben nichts zu tun, das kann ja nur bedeuten, dass es in der Stadt sicher und ruhig ist!" Der Currywurst-Mann grinste. "Wisst ihr, wat icke mir allerdings frage?"
Kommissar Harry Kubinke und sein Kollege Rudi Meier wechselten einen kurzen Blick.
"Ich glaube, wir müssen das Gelaber von dem ertragen, Harry", meinte Rudi.
"Zumindest, wenn wir eine Wurst essen wollen", bestätigte Kubinke.
"Nun seien Sie doch nicht so empfindlich, Herr Kubinke!", meinte der Currywurst-Mann.
"Ich bin nicht empfindlich."
"Ach, nee?
"Wir wollen eine Wurst", sagte Kubinke.
"Sie beide zusammen eine Wurst?" Der Curry-Wurst-Mann schüttelte den Kopf. "Also meine Würste sind die größten in ganz Berlin, dafür lege meine Hand ins Feuer, aber dass eine davon für Sie beide reicht, ditte glob’ ich nun nich!"
"Ich meinte natürlich jeder eine Wurst", sagte Kubinke.
Tief durchatmen!, dachte er. Dafür hat man ja schließlich während der Ausbildung und bei Fortbildungen Kurse in Deeskalationsstrategien und Psychologie belegt. Tief durchatmen und ruhig bleiben. Auch, wenn es schwer fällt! Aber, wenn es um die Wurst geht...
"Ich sach ja immer: Ditte is schwierig, wenn man sich nicht klar und deutlich ausdrückt."
"Jo", sagte Kubinke.
"Jo", sagte Rudi Meier.
"Jo", sagte der Curry-Wurst-Mann.
Und dann herrschte sogar ein paar Augenblicke lang Schweigen. Nur der Straßenlärm war zu hören. Reifen, die durch Pfützen fahren. In Berlin sowas wie ein natürliches Geräusch.
Der Currywurst-Mann sagte schließlich: "Wenn Sie beide nichts tun haben, dann frage ich mir, woran ditte nun liegen kann. Also entweder, die Stadt ist auf einmal friedlich geworden, wat icke kaum globen tue, oder..."
"Oder was?", fragte Kubinke.
Der Currywurst-Mann stellte den beiden Kommissaren ihre Portionen hin.
"Oder Sie haben einfach nur nicht mitgekriegt, was wirklich in der Stadt los ist und glauben deshalb nur, dass alles in Ordnung wäre. Ditte wäre doch auch nicht unmöglich, oder lieg ich falsch?"
"Sie liegen falsch", sagte Kubinke.
"Aber die Wurst schmeckt", meinte Rudi Meier. "Damit liegen Sie richtig."
"Na, ditte is ja auch schon was", meinte der Currywurst-Mann.
Rudis Handy klingelte.
Der Kriminalkommissar nahm das Gerät ans Ohr.
"Ja?", fragte er kauend.
Kubinke sah schon daran, dass sich die Körperhaltung seines Kollegen veränderte, dass es etwas Dienstliches sein musste. Rudi nahm gewissermaßen Haltung an. Kubinke beschloss, jetzt erstmal die Wurst zu genießen. Mittagspausen waren für Kriminalbeamte schließlich kurz genug.
Und dass sich diese nicht mehr allzu lang strecken lassen würde, hatte Kubinke auch im Gefühl.
"Das war Kriminaldirektor Bock", sagte Rudi.
"Das heißt, es gibt Arbeit", stellte Kubinke fest.
"Gibt es", bestätigte Rudi.
"Erst die Wurst", meinte Kubinke. "Danach stehe ich stehe ich dem Kampf gegen das Verbrechen wieder zur Verfügung. Vorher nicht."
"Na dann", sagte Rudi.
"Keen Wunder, dass man sich nicht mehr sicher fühlen kann, wenn ditte bei der Polizei die gängige Dienstauffassung ist", lautete der Kommentar des Currywurst-Mannes.
Tom Balthoff schlug die fellbesetzte Kapuze seines Parkas über den Kopf. Es war arschkalt geworden. Und zwar ganz plötzlich.
Scheiß Wetter!, dachte er.
Gestern noch Werte im zweistelligen Celsius-Bereich. Über null wohlgemerkt. Eine Art Vorfrühling. Und heute eine Art Spätwinter. Der April macht was er will, sagte man ja auch. Das Wetter fuhr Achterbahn. Ein Fest für die Meteorologen und all diejenigen, die viel Zeit hatten, um den Himmel anzusehen und jede Veränderung zu registrieren.
Balthoff gehörte nicht zu dieser Spezies.
Wetterschwankungen dieser Art lösten bei ihm Migräneanfälle aus.
Er hatte vorbeugend seine Tabletten dagegen genommen.
Denn im Moment konnte er sich alles mögliche leisten - nur keine Migräneanfall.
In den kommenden Tagen hing vieles davon ab, dass er einen klaren Kopf behielt und eiskalt vorging.
Wirklich eiskalt.
Kopfschmerzen konnte er nicht gebrauchen.
Jetzt kam es wirklich drauf an.
Wenn sein Plan aufging, hatte er vielleicht ausgesorgt.
Rente mit 67 hatte die politische Klasse der Bundeshauptstadt Berlin für Menschen seines Jahrgangs beschlossen.
Aber Balthoff hatte die Absicht, das für ihn andere Regeln galten.
Er war 42 Jahre alt und Reporter. Meistens als freier Mitarbeiter oder als sogenannter fester Freier. Zwischendurch war auch mal ein reguläres Arbeitsverhältnis als angestellter Redakteur dringewesen. Aber sowas war nie von Dauer. Da wurde schnell mal innerhalb eines Zeitungsverlages etwas umgruppiert, verschiedene Redaktionen zusammengelegt, mehrere Blätter mit dem demselben Mantelteil ausgestattet und schwupp war man raus.
Der nächste Rauswurf war immer nur eine Frage der Zeit.
Es ging immer nur darum, wann es geschah, nie darum ob überhaupt.
Aber wenn Balthoffs Plan aufging, dann bekam er seine Rente mit 42.
Naja, vielleicht.
Aber finanziell war er dann jedenfalls die meisten Sorgen erstmal los.
Gute Arbeit muss gut bezahlt werden, so hatte er noch die Worte des ersten Chefredakteurs im Ohr, unter dem er gearbeitet hatte. Das war drei Wochen vor dessen Rauswurf gewesen, der damit begründet worden war, dass die Absatzzahlen des Blattes in den Keller gegangen waren.
Balthoff hatte gute Arbeit geleistet.
Und ja, die würde jetzt belohnt werden.
Balthoff hatte lange gebraucht um zu begreifen, dass man der Arsch war, wenn man sich an die Regeln hielt.
Aber damit war nun Schluss.
Zum ersten Mal hatte Balthoff entschieden, nach seinen eigenen Regeln zu spielen.
Und das würde ihm den verdienten Erfolg bringen.
Endlich.
Balthoff atmete tief durch.
Er stand jetzt unmittelbar vor dem Verlagsgebäude.
Selbst der Pförtner bekommt wahrscheinlich mehr Geld als ein fester Freier wie ich!, dachte Balthoff. Soll sich niemand wundern, wenn da einer auf dumme Gedanken kommt.
Es war kalt.
So eiskalt.
Er spürte ein Kratzen im Hals.
Und den beginnenden Migräne-Kopfschmerz.
Dann betrat er das Gebäude.
Auf dem Flur begegnete ihm sein Chef.
War offenbar in Eile.
"Ah, da sind Sie ja."
"Ja."
"Hatte Sie schon gesucht."
"Ich bin ein freier Mitarbeiter. Ohne Anwesenheitspflicht und feste Zeiten."
"Ja, ja..."
"Was ist?"
"Ich wollte fragen, wie weit Sie schon sind mit Ihrer Story."
"Die Sache ist komplizierter, als ich dachte."
"Sie sollen das ganze natürlich wasserdicht machen, aber wir denken natürlich auch an unsere Leser..."
Nein, dachte Balthoff.
Ihr denkt ans Geld.
Genau wie ich.
"Haben Sie Geduld", sagte Balthoff. "Tut mir Leid."
"Mir auch."
"Wieso?"
"Naja, ich hätte sonst vielleicht ein gutes Argument gehabt."
"Ein Argument? Wofür?"
"Für eine Festanstellung."
"Ach, ja?"
"Die Dingens - also den Doppelnamen von der, kann ich mir immer so schwer merken - ist doch jetzt schwanger und will nach dem Mutterschutz lieber vom Home Office aus was machen."
"Ah, ja, verstehe."
"Nee, ich weiß nicht, ob Sie wirklich verstehen, was ich meine. Jetzt ist die Sitzung mit dem Verlagsvorstand und ich hätte da vielleicht was für Sie tun können..." Er zuckte mit den Schultern. "Schade eben, nicht wahr?"
"Ja, schade", sagte Balthoff.
Vielleicht war es doch nicht ganz so schade, dachte Balthoff.
Das Angebot kam einfach etwas spät.
Und genau genommen war es ja auch noch nicht einmal ein Angebot, sondern nur etwas, das man vielleicht als eine vage Aussicht bezeichnen konnte.
Mehr nicht.
Früher hätte Balthoff darin einen Lichtblick gesehen.
Aber jetzt nicht mehr.
Jetzt war er längst auf einem ganz anderen Weg.
Ich werde die Geschichte zurückhalten, dachte er. Und ich werde nicht mehr in erster Linie etwas für euch tun, sondern nur noch für mich selbst.
Nur für mich selbst!
Drei Ausrufezeichen hätte man hinter diesen letzten Gedanken setzen können, der durch Balthoffs Kopf schwirrte und dafür sorgte, dass sich ein hartes Lächeln um seine Lippen bildete.
"Naja, wir sehen uns dann sicher nachher noch", meinte sein Chef. "Muss jetzt weg."
"Klar.
"Bin dann nachher wieder da."
"Sicher."
Eine Villa in Berlin Charlottenburg, ein Ferienhaus mit Aussicht auf einen idyllischen See, nur einen Katzensprung vom Zentrum der Hauptstadt entfernt... Zumindest, wenn nicht gerade ein akuter Verkehrsinfarkt die Stadt lahmlegte oder man klug genug war, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.
Aber wer ist schon klug?
Dr. Anton F. Kwatlowski fand, dass er es in den letzten Jahren zu einigem Wohlstand gebracht hatte. Und das, obwohl er keinesfalls Schönheitschirurg oder Zahnarzt war - sondern Tiermediziner. Und die standen normalerweise vom Einkommen her an unterster Stelle der medizinischen Zunft, es sei denn, sie hatten sich auf das Kurieren kleinerer Wehwehchen von millionenschweren Rennpferden spezialisiert. Aber zu diesen Kreisen hatten Kwatlowski die Beziehungen gefehlt.
Er atmete tief durch, blickte über den mustergültig gepflegten Garten seiner Villa.
Hier war kein Grashalm an der falschen Stelle. Ein Gärtner kam regelmäßig dreimal die Woche, um alles in Ordnung zu halten und darüber hinaus die zahlreichen und häufig wechselnden gärtnerischen Sonderwünsche von Frau Kwatlowski zu erfüllen.
Alles, was du hier siehst, wird dir vielleicht schon bald buchstäblich unter den Fingern zerrinnen!, ging es Kwatlowski grimmig durch den Kopf. Der Puls schlug ihm bis zum Hals. Nein, du hast einfach zu lange dafür gekämpft, um jetzt aufzugeben! Jetzt musst du dir etwas überlegen, dich vielleicht sogar mit sehr harten Bandagen durchzukämpfen.
Kwatlowski zuckte zusammen, als ihn von hinten eine Hand an der Schulter berührte.
"Was ist?", drang die Stimme seiner zweiten Ehefrau Veronika in sein Bewusstsein.
Kwatlowski drehte sich ruckartig zu ihr herum. Sie war Anfang dreißig, er Anfang fünfzig. Ihr Gesicht war feingeschnitten mit hohen Wangenknochen. Das dunkle Haar fiel ihr bis weit über die Schultern. Zwei feste Brüste pressten sich gegen den enganliegenden Stoff ihres Pullovers. Manchmal musste er aufpassen, um sie nicht mit 'Franziska' anzureden - dem Namen seiner ersten Frau. Im Grunde war Veronika eine Art verjüngte Ausgabe seiner ersten Frau.
"Es ist nichts", behauptete Kwatlowski.
"Du schwitzt ja!"
"Ja, mein Gott..."
"Du siehst ja ganz blass aus!"
"Hm."
"Warum sagst denn nichts? Hängt das vielleicht mit dem Reporter zusammen, der vorhin hier war?"
Kwatlowski lächelte breit. "Das war nur ein Wichtigtuer", meinte er. "Der ist nur auf Skandale aus."
"Skandale? Was will er denn dann von dir?"
"Ach, du kennst das doch. Da ist irgendwo mal wieder hormonverseuchtes Fleisch aufgetaucht und jetzt wollte dieser Kerl meine Meinung dazu wissen."
"Das war alles?"
"Ja, verdammt nochmal."
"Anton! Nun hab dich doch nicht so! Man wird ja wohl mal nachfragen dürfen."
Kwatlowski atmete tief durch. "Mir geht es heute nicht besonders gut. Muss wohl am Wetter liegen. Ich glaube, ich lege mich ein bisschen hin. Nachher habe ich nämlich noch einen wichtigen Termin..."
"Wollten wir heute Abend nicht in die Oper?"
"Ja schon, aber..."
"Das wird also nichts!"
"Nicht traurig sein. Geh ruhig allein hin oder nimm deine Freundin Karin mit, damit die Karte nicht verfällt!"
Kwatlowski ging an ihr vorbei, trat dann durch die Terrassentür ins Haus.
In seinem Hirn arbeitete es fieberhaft.
Ich lasse mir meine Existenz nicht zerstören!, hämmerte es in ihm. Um keinen Preis...
Zwei Stunden später wählte Kwatlowski vom Anschluss im Schlafzimmer aus eine Handynummer, die er von einer Visitenkarte ablas.
Es war die Karte des Journalisten.
"Hier Tom Balthoff", meldete sich eine sonore Stimme.
Tom Balthoff, freier Mitarbeiter verschiedener Boulevardblätter und neuerdings Erpresser, so ging es Kwatlowski zynisch durch den Kopf. Aber in dem Job bist du ein Anfänger, Balthoff! Also sieh dich vor!
"Ich bin's, Dr. Kwatlowski", meldete sich der Veterinär.
"Sie haben sich die Sache also überlegt", stellte Balthoff fest. Er lachte heiser. Seine Stimme war rau vom übermäßigen Alkoholgenuss. Auf den Parties, die er besuchte, nahm er beinahe jedes volle Glas mit, das ihm hingehalten wurde. Seine Leberwerte mussten entsprechend sein. Und die Zahl der abgestorbenen Hirnzellen hatte mit Sicherheit jenen Wert überschritten, der ihn noch hätte hoffen lassen können, dass aus ihm eines Tages doch noch ein seriöser Feuilletonist wurde.
"Hören Sie, Balthoff..."
"Ich will eine Million! Darüber lasse ich auch nicht mit mir handeln. Andernfalls können Sie auf den Titelseiten Ihren Namen und Ihr Bild sehen. Vielleicht mit folgender Überschrift: DER HORMON-DOKTOR ENTLARVT! NEUER SKANDAL IN DER SCHWEINEMAST!"
"Woher soll ich eine Million nehmen?"
"Beleihen Sie Ihre Villa oder verkaufen Sie Ihr Ferienhaus am See..."
"Sie sind gut informiert."
"Vergessen Sie das nie, Dr. Kwatlowski. Vergessen Sie das nie...."
"Angenommen ich zahle Ihnen eine Million. Wer garantiert mir, dass Sie nicht weitere Forderungen stellen."
"Was haben Sie nur für eine schlechte Meinung von mir."
"Ja wohl nicht ganz unbegründet, oder?"
"Kwatlowski, Sie können von Glück sagen, wenn Sie aus dieser Sache mit einigermaßen heiler Haut herauskommen. Jahrelang sind Sie von Bauernhof zu Bauernhof gereist und haben Ihre illegalen Medikamentencocktails verkauft. Eine Art Dealer für Junkie-Schweine..." Er kicherte. "Ich kann alles belegen. Ich habe Unterlagen, Fotos, Proben..."
"Ich muss dieses Beweismaterial haben, wenn ich Ihnen eine derart große Summe zahle."
"Dann legen Sie noch eine halbe Million drauf und wir sind handelseinig."
"Sie sind unverschämt."
"Ich kann rechnen, Dr. Kwatlowski. Sie haben mit Ihren Wundermitteln in den letzten Jahren ein Mehrfaches davon eingenommen. Alles, was ich verlange ist ein gerechter Anteil."
Innerlich kochte Kwatlowski.
Alles in ihm krampfte sich zusammen. Er bemerkte, dass seine Hand zu zittern begann. Wenn er jetzt vor mir stünde!, durchzuckte es ihn. Er hätte dann für nichts garantieren können... Durch regelmäßiges Atmen versuchte er, sich wieder zu beruhigen.
Er musste einen kühlen Kopf bewahren.
Eiskalt reagieren.
Nur dann hatte er eine Chance, den Hals aus der Schlinge zu ziehen.
"Ich bin mit Ihren Bedingungen einverstanden", brachte er schließlich über die Lippen.
"Freut mich, das zu hören."
"Aber Sie dürfen mich nie wieder in meiner Villa besuchen! Haben Sie gehört?"
"Sorry, Doc." Tom Balthoff lachte heiser, hustete dann. Vermutlich Raucherhusten, diagnostizierte Kwatlowski. Leider nicht tödlich genug. Der Exitus würde noch zu lange auf sich warten lassen, als dass man einfach so darauf hätte warten können.
Manchmal war die Natur aber auch schrecklich langsam!
Kwatlowski sagte: "Wir müssen uns treffen. Sie bringen die Beweismittel mit und ich..."
"Die anderthalb Millionen", schnitt Balthoff ihm das Wort ab.
Kwatlowski nickte. Balthoff konnte das natürlich nicht sehen.
"In bar, nehme ich an."
Tom Balthoff nickte ebenfalls. Und das konnte natürlich Kwatlowski nicht sehen.
"Wäre mir lieb."
"Okay."
"Tja, dann..."
"Samstag in einer Woche. Vorher kriege ich das mit meiner Bank nicht zurecht."
"Gut. Aber keinen Tag länger."
"Nun zum Treffpunkt. Mein Ferienhaus kennen Sie ja bereits."
"Ja."
"Kommen Sie nächsten Samstag gegen 17.00 Uhr dort hin. Dort sind wir ungestört."
"Einverstanden."
Kommissar Harry Kubinke und sein Kollege Rudi Meier betraten das Büro ihres direkten vorgesetzten Kriminaldirektor Bock.
Bock stand mit beiden Händen in den Taschen seiner weiten Flanellhose da. Seine Hemdsärmel waren hochgekrempelt. Die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals.
"Guten Morgen", sagte Bock.
"Guten Morgen", murmelten Kubinke und Meier.
Nur wer Kriminaldirektor Bock sehr gut kannte, sah, dass er wahrscheinlich die ganze Nacht durchgearbeitet und noch nicht geschlafen hatte.
Harry Kubinke arbeitete lange genug mit ihm zusammen, um das erkennen zu können. Es waren Kleinigkeiten, die Bock verrieten. Aber man muss schon zugeben, dass er das sehr gut zu verbergen versteht, dachte Kubinke. Er bewahrt Haltung, selbst dann, wenn er vor Müdigkeit auf der Stelle einschlafen würde, falls ein Bett, eine Liege oder auch nur ein einigermaßen bequemer Sessel zur Verfügung stehen würde!
Aber die bequemen Sessel hatten Rudi Meier und Harry Kubinke jetzt besetzt.
Und Kubinke hätte es irgendwie als unpassend empfunden, seinen Platz Kriminaldirektor Bock anzubieten, vielleicht noch garniert mit dem Vorschlag, doch ein kleines Nickerchen zu halten.
"Wir vom BKA ermitteln ja schon seit geraumer Zeit gegen eine Organisation, die die landwirtschaftlichen Betriebe rund um Berlin mit illegalen Tiermedikamenten versorgt", sagte Bock.
"Drogen für Kühe", sagte Kubinke.
"So könnte man es auf den Punkt bringen", gab Kriminaldirektor Bock zu. "Wir wurden gebeten, die Kollegen der Kriminalpolizei zu unterstützen, zumal sich bei den bisherigen Ermittlungen herausgestellt hat, dass es da wohl gewisse, weitverzweigte mafiöse Strukturen gibt. Organisiertes Verbrechen im großen Stil. Und im Zentrum dieser Machenschaften steht mutmaßlich ein sehr umtriebiger Tierarzt."
Kriminaldirektor Bock betätigte den Beamer seines Laptops.
Sie sahen auf der Projektion an der Wand ein Gesicht.
Lachend.
Zufrieden.
Im Hintergrund war ein Ferienhaus.
"Er heißt Anton Kwatlowski", sagte Kriminaldirektor Bock. "Eine Villa in Charlottenburg, ein Ferienhaus am See... Er dürfte der mit Abstand geschäftstüchtigste Veterinär sein, der mir je untergekommen ist", meinte Bock.
Dr. Anton Kwatlowski fuhr die Straße mit geradezu halsbrecherischem Tempo entlang. Es war Samstag Mittag. Veronika hatte etwas herumgemeckert, als er ihr offenbart hatte, dass er das Wochenende im Ferienhaus verbringen wollte. Schließlich war er sogar das Risiko eingegangen, ihr anzubieten, ihn doch zu begleiten. Das hatte sie während ihrer bislang vierjährigen Ehe nur ein einziges Mal getan und sich dabei schrecklich gelangweilt. Wandern und die stundenlange Angelei im nahegelegenen See - das war alles nicht ihr Fall. Sie war doch ganz eindeutig eine Stadtpflanze und kein Landei. Für Natur hatte sie nichts übrig.
Aber Anton Kwatlowski brauchte ab und zu diese Einsamkeit und Ruhe.
Er erinnerte sich noch ganz genau, wie er das Haus zum ersten Mal gesehen hatte. Er war auf dem Weg zu einem Kunden gewesen, dessen Viehbestand er mit einem Koffer voller wachstumsfördernder Mittel versorgt hatte. Für viele der Bauern und Genossenschaften war die Situation prekär. Mit den großen Agrarfabriken andernorts konnten sie nicht mithalten, weder im Preis noch in der Menge. So mussten die Tiere eben schneller wachsen und dabei immer noch nach Möglichkeit den Eindruck machen, als ob sie unter glücklichen Umständen ihr kurzes Leben gefristet hatten. Verluste waren tabu. Es wurde gespritzt, was das Zeug hielt, beziehungsweise der Koffer des Hormon-Dealers hergab.
Von einem seiner Kunden, dem Klaus Wendlinger, dem einer der größten Höfe in der Umgebung gehörte, hatte Kwatlowski seinerzeit den Tipp bekommen, sich das Haus mal anzusehen. Es hatte kurz vor der Zwangsversteigerung gestanden. Den Preis, den Kwatlowski dafür hatte ausgeben müssen, war geradezu lächerlich, wenn man bedachte, dass die Gegend touristisch gut erschlossen war.
Kwatlowski hing seinen Gedanken nach, blickte zwischendurch immer wieder nervös auf die Uhr.
Er hatte einen Plan.
Einen Plan, der mit Tom Balthoffs Tod enden würde. Aber bevor er das Ferienhaus erreichte, gab es noch einiges, was Kwatlowski vorzubereiten hatte.
Plötzlich musste Kwatlowski mit aller Gewalt in die Bremse seines champagnerfarbenen Mercedes SLK treten. Die Reifen quietschten. Von der Seite ergoss sich ein Strom von hunderten von Schafleibern auf die Fahrbahn. Sie blökten durcheinander. Einige wichen vor dem SLK erschrocken zurück und stießen dabei ihre Artgenossen um. Ein Chaos entstand. Mittendrin, wie ein Fels in der Brandung, stand der Schäfer mit hochrotem Kopf und wütendem Gesicht.
Er nahm seinen Filzhut ab, knitterte ihn in der Faust zusammen und brüllte Kwatlowski wütend an. Da der Tierarzt das Verdeck seines SLK auf Grund des sonnigen Frühlingswetters zurückgeklappt hatte, konnte er jedes Wort verstehen. Und das, obwohl ein Hirtenhund andauernd dazwischen bellte.
"Was fällt Ihnen ein! Verflucht noch einmal! Wie kann einer nur so bekloppt sein und nicht aufpassen, was über die Straße herüberkommt!"
"Hätten Sie nicht aufpassen können!", rief Kwatlowski zurück.
Er kannte den Hirten.
Claus Störtemeier hieß er und war in der gesamten Gegend als eine Art Faktotum bekannt. Allerdings auch als Verbreiter von Neuigkeiten und Gerüchten.
Das hat mir gerade noch gefehlt, dass mir der über den Weg läuft!, ging es Kwatlowski ärgerlich durch den Kopf. Dieser Quasselkopf würde überall herumerzählen, dass der allseits bekannte Tierarzt mal wieder in der Gegend war und das Wochenende in seinem Ferienhaus verbrachte.
Einige Sekunden lang dachte Kwatlowski darüber nach, ob er das ganze Unternehmen nicht abblasen sollte.