Krimi Doppelband 55 - Alfred Bekker - E-Book

Krimi Doppelband 55 E-Book

Alfred Bekker

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  • Herausgeber: Alfredbooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Dieses Buch enthält folgende Krimis: W.A.Hary: Aus dem Kreis geschleudert Alfred Bekker: Der Mann mit der Seidenkrawatte Die Agentin Natalia Ustinov soll auf Nobel Cooper aufpassen, der aus einer Organisation aussteigen will, die sich mit allen möglichen illegalen Dingen beschäftigt. Diese Organisation will seine Aussage natürlich verhindern. Natalia hat alle Hände voll zu tun, Cooper zu beschützen. Kommissar Harry Kubinke und sein Kollege Rudi Meier erfahren von einem großangelegten Verschwörungsplan. Die Sicherheit der Bundeshauptstadt Berlin steht auf dem Spiel. Aber Kubinke und sein Team haben kaum einen Ansatzpunkt für Ermittlungen. Eine Teenagerin hat zuviel gehört und stirbt, ein dubioser Ex-Agent scheint mehr zu wissen, ein Profi-Killer tritt in Aktion und ein Mann mit einer Vorliebe für Seidenkrawatten glaubt, dass seine grausame Rechnung aufgehen wird…

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Seitenzahl: 298

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Inhaltsverzeichnis

Krimi Doppelband 55

Copyright

Aus dem Kreis geschleudert

Der Mann mit der Seidenkrawatte

Krimi Doppelband 55

Alfred Bekker, W.A.Hary

Dieses Buch enthält folgende Krimis:

W.A.Hary: Aus dem Kreis geschleudert

Alfred Bekker: Der Mann mit der Seidenkrawatte

Die Agentin Natalia Ustinov soll auf Nobel Cooper aufpassen, der aus einer Organisation aussteigen will, die sich mit allen möglichen illegalen Dingen beschäftigt. Diese Organisation will seine Aussage natürlich verhindern. Natalia hat alle Hände voll zu tun, Cooper zu beschützen.

Kommissar Harry Kubinke und sein Kollege Rudi Meier erfahren von einem großangelegten Verschwörungsplan. Die Sicherheit der Bundeshauptstadt Berlin steht auf dem Spiel. Aber Kubinke und sein Team haben kaum einen Ansatzpunkt für Ermittlungen. Eine Teenagerin hat zuviel gehört und stirbt, ein dubioser Ex-Agent scheint mehr zu wissen, ein Profi-Killer tritt in Aktion und ein Mann mit einer Vorliebe für Seidenkrawatten glaubt, dass seine grausame Rechnung aufgehen wird…

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER MICHAEL SAGENHORN

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Zum Blog des Verlags geht es hier:

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

Aus dem Kreis geschleudert

von Wilfried A. Hary

Die Agentin – Heiße Fälle im Kalten Krieg

Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

Die Agentin Natalia Ustinov soll auf Nobel Cooper aufpassen, der aus einer Organisation aussteigen will, die sich mit allen möglichen illegalen Dingen beschäftigt. Diese Organisation will seine Aussage natürlich verhindern. Natalia hat alle Hände voll zu tun, Cooper zu beschützen.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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1

Nun, es gibt solche und solche. Und gewisse Kreise wollten Nobel Cooper nicht mehr in ihrer Mitte haben, weshalb sie den unheimlichen Entschluss fassten, ihn über den Jordan zu schicken. Verständlich, dass Cooper etwas dagegen hatte.

Nobel Cooper befand sich im Halbschlaf. Er lag auf dem Bauch. Eine erfreuliche Stellung, denn aus dieser Perspektive hatte er eine gute Aussicht auf die Bikinischöne von der Nachbarliege. Über den erbaulichen Betrachtungen war sein Bewusstsein in den Dämmerzustand geglitten. Er glaubte das Bruzzeln der vielen Körper in der Sonne zu hören. Mittelpunkt seines Traumes war die Attraktive, die nun nicht mehr so tat, als wäre er Luft. Gerade schloss er sie in die Arme, ohne Bikini als es geschah. Der Gegenstand, der sich ihm in den Nacken drückte, war kühl, eigentlich angenehm in der Gluthitze der Sonne Floridas. Trotzdem zuckte Nobel Cooper zusammen wie unter einem Peitschenhieb, denn mit untrüglichem Instinkt erkannte er, um welchen Gegenstand es sich handelte.

»Keine Bewegung, Cooper!«, zischte jemand nahe seines Ohres.

Ein eisiger Schauer rieselte über seinen Rücken. Er wagte es nicht, den Kopf zu wenden, und wollte etwas sagen.

»Nimm dein Handtuch und dann ab, Freundchen!«, kam ihm die fremde Stimme zuvor.

Verdammt, was soll das?, dachte Nobel Cooper wütend. Er gehörte nicht zu den schreckhaften Figuren, die gleich die Badehose füllten, wenn ihnen jemand das Nervenkostüm in Unordnung brachte. Dafür hatte er schon zu viel erlebt. Im Moment hatte er sich wieder in der Gewalt, und sein verständlicher Ärger führte nicht zu unüberlegten Handlungen seinerseits.

Cooper griff sich das Handtuch und wollte auch die Strandtasche mitnehmen, denn darin war seine Magnum verstaut, aber der Störenfried war nicht auf den Kopf gefallen.

»Nur das Handtuch, sagte ich!«

Nobel Cooper beschloss, keinen Stunk zu machen. Das Ding, das sich schmerzhaft gegen den fünften Lendenwirbel von unten drückte, war dafür Motiv genug.

»Wohin soll’s denn gehen?«, fragte er.

»Hübsch brav ins Hotel zurück«, antwortete der andere aufgeräumt.

Nobel Cooper warf einen letzten Blick in die Runde. Die Dachterrasse des Renommierhotels erhob sich über die Dächer von Jacksonville Beach, einem Ort, der nur aus Hotels zu bestehen schien. Die Liegestühle rings um Cooper waren alle belegt. Das Gedränge auf der Terrasse war so groß, dass man durchaus ermordet werden konnte, ohne dass es auffiel. Nobel Cooper gefiel dieser Gedanke nicht, noch weniger, dass er sich hatte überrumpeln lassen.

Mit dem Frotteetuch in der Hand bahnte er sich einen Weg. Noch immer hatte er sich nicht nach seinem Bedroher umgesehen. Jetzt tat er es. Der Fremde war groß, hatte Übergewicht, das sich jedoch nicht auf die Hüften beschränkte, sondern gleichmäßig verteilt war. Brust, Beine und Arme waren behaart. Das Gesicht war höchst unansehnlich. Die kleinen, wieselflinken Augen mahnten zur Vorsicht, ebenso wie die Waffe, die der Fremde wohlweislich mit einem Handtuch zugedeckt hatte. Er war barfuß und trug eine Badehose, die so geschmacklos knapp war, dass Nobel Cooper angewidert eine Grimasse schnitt. Er blickte an dem Gorilla vorbei, und da sah er, dass ihn die Bikinischöne beobachtete. In dem Gesicht der Frau war ein Ausdruck, der Cooper stutzen ließ. Er fasste einen Entschluss.

Sein Handtuch segelte zu Boden. Er bückte sich blitzschnell danach. Der Gorilla reagierte, indem er Cooper die Waffe ins Kreuz stieß. Cooper richtete sich wieder auf. Der Vorgang musste für die Beobachterin deutlich genug gewesen sein. Tatsächlich, sie verließ ihre Liege. Sie hatte eine kleine Tasche dabei, und ihre Rechte war darin vergraben.

Nobel Cooper hatte genug gesehen. Noch ein paar Schritte bis zur Treppe. Die Öffnung nach unten wirkte schwarz wie der Höllenschlund. Cooper trat hindurch. Angenehme Kühle empfing ihn. Es dauerte Sekunden, bis sich seine Augen an die verminderte Helligkeit gewöhnt hatten. Er stieg die Stufen hinunter, hinter sich das Tapsen nackter Füße. Nach diesem Geräusch orientierte er sich. Der Gegner war dicht aufgerückt.

Das nächste Stockwerk wurde erreicht. Vor ihnen ein langer Gang und der Fahrstuhl. Die Lifttür stand offen. Aus dieser Richtung war Nobel nicht imstande, hineinzusehen. Doch er konnte sich denken, dass er bereits erwartet wurde.

Es interessierte ihn momentan wenig, von wem. Er konzentrierte sich voll auf den Hintermann und passte den richtigen Augenblick ab.

Gerade als der Gorilla seinem Gefangenen einen Stoß geben wollte, weil dieser ihm zu langsam ging, drehte sich Nobel Cooper halb um die Achse. Der Stoß ging vorbei. Cooper setzte am Arm des Gegners einen Hebel an. Der Arm ruckte hoch. Das Handtuch flatterte durch die Luft. Die Waffe, eine kleinkalibrige Automatik mit Schalldämpfer, wirbelte fast bis zur Decke, folgte dem Gesetz der Schwerkraft und landete in Coopers Rechten.

Aus den Augenwinkeln erkannte der Mann, dass sich im Fahrstuhl etwas rührte. Der Gorilla vor ihm besaß eine recht knappe Schrecksekunde. Der eine Arm war seltsam verkrümmt und so schnell nicht mehr zu gebrauchen. Der andere schoss vor.

Eine dunkle Gestalt an der offenen Fahrstuhltür. Schleunigst verließ Cooper die Schusslinie.

Ein widerliches Schnalzen. Aus der Brust des Gorillas sickerte auf einmal Blut. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck tastete der schwere Mann nach der relativ kleinen Wunde. Dann verlor er den Boden unter den Füßen — für immer.

Auch Coopers erbeutete Waffe spuckte Feuer. Das Kaliber war zu klein. Er hatte nicht einmal mannstoppende Wirkung. Schon die erste Kugel traf ins Ziel. Der Kerl im dunklen Anzug, der im Fahrstuhl gewartet hatte, griff sich an die Brust und legte erneut auf Cooper an.

Die zweite Kugel verließ den Lauf. Dem Gegner wurde die Pistole aus der Hand geprellt. Mit drei schnellen Schritten erreichte Cooper sie. Er kickte sie quer durch den Gang davon und bohrte dem Mann den Lauf der Automatik in den Bauch.

Bitterkeit erfüllte ihn, denn er erkannte den anderen.

»Ihr wolltet mich abservieren, nicht wahr?«, knirschte er.

Der Fellow versuchte ein Grinsen. Es misslang völlig.

»Warum, Dack Janson, warum?«

Dack Janson blieb ihm die Antwort schuldig. Er kippte einfach um. Vergeblich tastete Cooper nach dessen Puls. Die erste Kugel hatte zu gut getroffen. Cooper richtete sich wieder auf.

»Lassen Sie die Waffe fallen!«, sagte eine weibliche Stimme hinter ihm.

Nobel Cooper erstarrte. Seine Rechte öffnete sich. Langsam drehte er sich um.

Die Bikinischöne rückte in sein Blickfeld. In ihren Augen flackerte es. Aber das war es nicht, was Nobel Cooper beunruhigte. Es war der Damenrevolver in ihrer zierlichen Hand. Der kurze Lauf deutete auf seinen Magen. Den Zeigefinger hatte das hübsche Kind am Abzug.

2

»Was geht hier vor?«, fragte sie.

Nobel Cooper betrachtete sie ungeniert. Wenn ich schon den letzten Ritt machen muss, will ich diesen Anblick noch genießen, dachte er voller Galgenhumor. Die Kleine ist nicht zu verachten.

Darin hatte Cooper recht. Es bedurfte keines ausgefallenen Geschmacks, um an der Frau Gefallen zu finden. Das Oberteil des Bikinis bemühte sich verzweifelt, schwellende Formen zu bändigen. Die Haut war von einer gleichmäßigen, dezenten Bräune. Sie schimmerte seidig. Das Höschen war provozierend eng, und die Beine, die Cooper endlos lang vorkamen, hatten eine Form, die Marlene Dietrich in ihren besten Tagen vor Neid hätte erblassen lassen.

Nobel Coopers Augenmerk richtete sich schließlich wieder auf die Hauptsache: auf den Revolver.

Erst in dieser Sekunde schien die rassige Frau die Leichen zu bemerken. Ihre Waffenhand zitterte. Der kurze Lauf zuckte unentschlossen hin und her. Nobel Cooper nahm die Gelegenheit wahr, trat vor und griff danach. Widerstandslos ließ sich die Hübsche entwaffnen.

»O mein Gott«, ächzte sie und schlug die Hände vors Gesicht.

Nobel Cooper schaute den Gang entlang. Niemand zeigte sich. Er tätschelte der Venus die Schulter.

»Nicht gleich zusammenbrechen, meine Liebe. Die Zeiten sind nun einmal unruhig, und das Leben ist viel zu kurz.«

Der lahme Scherz kam nicht an. Cooper hatte jedoch keine Zeit, sich darüber zu grämen. Er zerrte die eine Leiche aus dem Lift und schubste das faszinierende weibliche Wesen hinein. Inzwischen standen in den schönen Augen Tränen. Cooper nahm sich vor, etwas dagegen zu tun, sobald sich Gelegenheit dafür bot. Vorerst gab es andere Aufgaben. Er hob die von dem Gorilla erbeutete Waffe auf und drückte »3. Stock«. Zischend schloss sich die Lifttür. Cooper legte beruhigend den Arm um die junge Frau. Bald waren sie angekommen und traten hinaus.

»So, Mädchen, jetzt die Treppe hinauf!«

Sie sah ihn verständnislos an, weshalb er sie gleich aufklärte:

»Ich habe mein Zimmer in der fünften Etage. Hier sind wir nur gelandet, falls jemand nach unserer Abfahrt die Leichen gefunden und die Bewegung des Lifts beobachtet hat.«

Ohne Gegenwehr ließ sich die Evastochter mitziehen.

3

Aufatmend schloss Nobel Cooper die Tür. Er war ein vorsichtiger Mann, weshalb er nach dem Verlassen seines Zimmers ein Zeichen angebracht hatte. Das praktisch unsichtbare Siegel war nicht gebrochen, also hatte ihn in der Zwischenzeit kein ungebetener Gast besuchen wollen.

»Zunächst sind wir hier in Sicherheit.«

Er wollte seine unfreiwillige Entdeckung zu der Sesselgruppe führen, doch mittlerweile schien die Frau sich gefangen zu haben. Sie widersetzte sich.

»Moment!« Ihre Augen funkelten wie Diamanten, in denen sich ein Lichtstrahl brach. »Was geht hier vor? Wo bin ich da hineingeschlittert? Ich will damit nichts zu tun haben.«

Sie wandte sich zur Tür. Nobel Cooper erwischte sie am Arm und hielt sie fest.

»Nicht so eilig, Miss. Sie müssen schon noch ein wenig hierbleiben. Keine Angst, ich beiße nicht, nur in Notwehr.«

»Sie Mörder!«

Um seine Mundwinkel zuckte es.

»Es stimmt, die beiden habe ich getötet«, sagte er ernst. »Glauben Sie mir, hätte ich es nicht getan, wäre es umgekehrt gekommen.«

»Jetzt wollen Sie mich auch noch umbringen, weil ich Zeugin bin.«

Cooper zog sie von der Tür weg und gab ihr einen Schubs, der sie bis zu den Sesseln taumeln ließ.

»Jetzt hören wir auf, Theater zu spielen«, knurrte er ungehalten und deutete auf den Damenrevolver in seiner Hand. »So unschuldig sind Sie gar nicht. Warum sonst laufen Sie mit so einem Ding durch die Gegend?«

Sie machte ein trotziges Gesicht, hatte allerdings die Fluchtgedanken anscheinend aufgegeben.

»Was hat Sie dazu bewogen, mir zu folgen? Sie haben doch bemerkt, dass ich bedroht werde. Das Zeichen, das ich Ihnen gab, war unmissverständlich. Hätten Sie mir geholfen?«

Die betörende Frau holte tief Luft.

»Lassen Sie mich gehen! Ich werde die Polizei nicht einschalten.«

Cooper lachte heiser und ohne Humor.

»Sie sehen nicht so aus, als seien Sie begriffsstutzig. Es dürfte Ihnen doch klar sein, dass ich Ihre Bitte nicht erfüllen kann.«

Sie zuckte die Achseln und setzte sich in einen Sessel. Irritiert trat Nobel Cooper näher.

»Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll. Wer sind Sie?«

Er ließ sich ihr gegenüber nieder.

Sie betrachtete ihn. Nobel Cooper war Mitte Dreißig, ein großer, sportgestählter Mann. Das Gesicht intelligent, markant. Die Haare hingen ihm im Moment wirr in die Stirn, was ihm einen jungenhaften Ausdruck verlieh. Die Narben an seinem Körper bewiesen, dass er nicht stets Sieger blieb.

»Ich bin Journalistin«, behauptete sie.

»Und der Revolver?«

»Heutzutage ist sogar der Beruf des Buchhalters mit gewissen Risiken verbunden, hörte ich munkeln.«

Er grinste. Die junge Frau gefiel ihm immer besser. Sie hatte nicht nur die Figur einer Filmdiva, sondern schien die Intelligenz mit großen Löffeln gefressen zu haben, eine Mischung, die Nobel Cooper bestach. Am meisten imponierte ihm allerdings der Umstand, dass sich die angebliche Journalistin so schnell auf die neue Situation eingestellt hatte.

»Okay, wird akzeptiert. Ich will auch nicht tiefer in sie eindringen. Aber warum folgten Sie mir?«

Sie lächelte verschmitzt.

»Warum haben Sie mich darauf aufmerksam gemacht, dass Sie bedroht wurden?«

Er schürzte die Lippen.

»Sie taten anfangs so, als wäre ich Luft für Sie. In Wirklichkeit behielten Sie mich offenbar die ganze Zeit im Auge. Sie sind die einzige, die den Zwischenfall mitbekommen hat. Ich sah das und gab Ihnen Gewissheit. Fragen Sie nicht, wieso ich von Ihnen Hilfe erwartete. Ich kann es nicht sagen, weil ich es selber nicht weiß. Nennen Sie es einfach Intuition.«

Die Journalistin beugte sich vor.

»Was sollte die Inszenierung? Modernes Theater mit tragischem Ende? Sind Sie ein Gangster, der abgeführt werden sollte?«

Er musterte sie.

»Nein, es waren keine Polizisten, falls Sie das meinen. Ich bin auch kein Gangster, nicht im üblichen Sinne. Die Vorgänge haben ihr Motiv auf anderer Ebene, was sie allerdings nicht gerade entschärft. Mehr darf ich nicht verraten. Die Leute schrecken nicht vor Menschenleben zurück.«

»Ich wundere mich, dass Sie hier so ruhig sitzen und mit mir plaudern. Was werden Sie unternehmen?«

»Erst einmal mache ich mir Gedanken um Sie.«

»So?«

»Ist Ihnen nicht bewusst, dass Sie in Gefahr sind?«

Sie horchte auf. Hinter ihrer Stirn arbeitete es.

»Sie haben recht. Noch bringt man mich nicht mit Ihnen in Verbindung. Das ändert sich möglicherweise.«

Cooper nickte.

»Korrekt. Ich frage mich also, wie ich verhindern kann, dass Sie mich anschwärzen. Gleichzeitig muss ich aber dafür Sorge tragen, dass nicht meine Gegner auch die Ihren werden.«

»Sie warten demgemäß vorerst ab, bis die Leichen gefunden werden und sich der erste Aufruhr legt?«

»So ist es. Würde ich fluchtartig das Hotel verlassen, hätte ich bald Verfolger auf den Fersen, unter anderem wahrscheinlich die Polizei. So aber wird mich keiner verdächtigen.«

Sie erhob sich.

»Sie haben eine Kleinigkeit übersehen, mein Herr.«

»So?« Erstaunt sah er sie an.

»Oben steht Ihre Tasche. Wie ich Sie kenne, laufen Sie normalerweise nicht unbewaffnet herum. Gibt es eine Möglichkeit, herauszufinden, dass die Tasche Ihnen gehört?«

Es riss ihn förmlich aus dem Sessel.

»Verdammt!«, entfuhr es Cooper. Im nächsten Augenblick erhellte sich seine Miene. »Es gibt trotzdem keine Schwierigkeiten, wenn ich nachweisen kann, falls die Polizei an mich herantritt, dass ich vor dem Vorfall einen triftigen Grund hatte, die Sonnenterrasse zu verlassen.«

Sie hob die Augenbrauen.

»Was könnte das denn für ein Grund sein?«

»Na, was denn wohl?« Er nahm sie in die Arme. Ihr Widerstand war schwach.

»Du bist ein Schuft«, flüsterte sie an seinem Ohr. »Wie kannst du es wagen, so die Situation auszunutzen.«

Er ging nicht darauf ein. Der Druck ihrer festen, hochangesetzten Brüste raubte ihm schier den Atem. Er küsste ihr erhitztes Gesicht. Beider Lippen fanden sich zu einem Kuss, der kein Ende mehr nehmen wollte. Seine Hände tasteten über den süßen Po. Sie kniff die Schenkel fest zusammen, verschloss sich ihm jedoch nicht lange.

Die Hände fanden, was sie suchten. Ein Beben ging durch den weiblichen Körper. Mit der Linken hakte Nobel den BH auf. Die prallen Brüste sprengten das Kleidungsstück förmlich weg. Die rosigen Kronen reckten sich Nobel entgegen. Er umschloss eine mit dem Mund und saugte sanft. Die faszinierende Frau presste sich an ihn. Er umschloss ihren Busen, knetete ihn behutsam, und raubte ihr dadurch fast den Verstand.

Sie zog ihm die beengende Badehose herunter und liebkoste ihn. Nobel rauschte das Blut in den Ohren. Er war so weit von der Wirklichkeit weg wie ein Fixer auf seinem Trip. Nur war es für Nobel viel schöner. Er genoss dieses herrliche Geschenk der Natur, das man Liebe nennt, und die junge Frau mit dem berauschenden Körper mit ihm.

Dann gab es für Nobel Cooper ein böses Erwachen. Die Journalistin hatte plötzlich den Damenrevolver in der Hand und drückte ihm den Lauf zwischen die Rippen. Ihr Zeigefinger krümmte sich.

Nobel Cooper begriff, dass er keine Chancen hatte.

»Willst du es wirklich tun?«, fragte er mit belegter Stimme, in der noch die abklingende Erregung mitschwang.

Sie sah ihn mit einem entrückten Blick an. Offenbar befand sie sich im Widerstreit der Gefühle.

Dann atmete sie tief durch und warf die Waffe im hohen Bogen weg.

Nobel Cooper legte den Kopf in den Nacken und lachte befreit. Er nahm die schöne Frau auf die Arme, als wäre sie leicht wie eine Feder, und trug sie zum Bett hinüber. Gemeinsam ließen sie sich darauf nieder. Ihre Leiber verschlangen sich ineinander.

»Du konntest es nicht tun?«, flüsterte Nobel.

Sie schüttelte den Kopf.

»Nein, ich vertraue dir.«

Nobel spürte die Erregung in sich aufsteigen. Sie war stärker als zuvor. Die Leidenschaft übermannte ihn, als sich die betörende Venus auf den Rücken legte und ihn über sich zog. Er drängte sich zwischen ihre Oberschenkel, fand den Weg in ihren Schoß. Ihre Bewegungen passten sich einander an, wurden rhythmischer. Nicht lange, dann hatte die Ekstase der Liebenden den Gipfelpunkt erreicht. Ein spitzer Schrei löste sich von den Lippen der erregten Frau. Sie bäumte sich unter dem Mann auf, der heftig atmete.

Als es vorbei war, küssten sie sich. Dann blieben sie minutenlang schweigend nebeneinander liegen.

4

»Ich weiß nicht einmal, wie du heißt.« Nobel Cooper richtete sich auf und betrachtete die schöne Nackte. Ihr kohlschwarzes Haar ergoss sich kontrastreich über das weiße Kissen. Inmitten der Pracht ruhte der Kopf mit dem schönen, intelligenten Gesicht.

»Dann geht es mir so wie dir«, gab sie zurück.

»Ich heiße Nobel.«

Ihr Gesicht zeigte keine Regung.

»Nenn mich Natalia.«

Er gab ihr einen Kuss, dann federte er aus dem Bett.

»Komm, wir ziehen uns an. Es wird Zeit, dass wir uns wieder oben blicken lassen. Inzwischen dürfte die Polizei eingetroffen sein.«

Er griff nach seiner Hose, die über einem Stuhl hing, hielt aber in der Bewegung inne. Langsam ging er zu dem Damenrevolver hinüber, der in der Ecke lag, bückte sich danach, kam damit zurück. Einen Augenblick zögerte er, dann warf er die geladene Waffe auf das Bett neben Natalia.

»Steck sie besser ein. Vielleicht brauchst du sie noch.«

»Wollen wir es nicht hoffen«, sagte sie ernst und nahm das Ding an sich.

Auch sie stand auf und suchte nach ihrem Bikini.

»Wo ist eigentlich dein Zimmer?«, erkundigte er sich.

Natalia Ustinov deutete mit dem Daumen zur Decke.

»Ein Stockwerk höher. Sollen wir wirklich in voller Montur zur Terrasse, oder ist es nicht besser, wenn wir im Badezeug aufkreuzen?«

Er besah sich unschlüssig die Hose, die er sich gerade überstreifen wollte, ließ sie aber noch liegen.

»Hör zu, Natalia, ich will dich nicht in die Sache hineinziehen. Ich werde dich nicht als Alibi angeben. Es ist besser so. Ich sage denen einfach, dass ...«

»Dann werden sie dich möglicherweise festnehmen«, unterbrach die Ustinov. »Du musst hier weg. Das geht aber nur, wenn du der Polizei nicht auffällst. Ansonsten wird es kritisch. Dann hast du die auch noch auf den Fersen.«

Er schüttelte den Kopf.

»Ich weiß das alles selber, aber ich kann dich doch nicht einfach dieser tödlichen Gefahr aussetzen. Am besten, du gehst in dein Zimmer, kleidest dich an und holst oben deine Sachen. Bis dahin ist mit mir alles über die Bühne. Ich weiß schon, was ich den Bullen erzähle.«

Natalia nahm seine Badehose auf und warf sie ihm hin. Er schaute die Frau an. Da war etwas in ihren Augen, das keinen Widerspruch duldete. Cooper erkannte, dass es unmöglich war, sie umzustimmen.

Verdammt, sie will mir helfen, dachte er. Die hat einen Narren an mir gefressen. So was, und alles in so kurzer Zeit, völlig unerwartet.

Und schließlich fügte er in Gedanken hinzu: der Teufel soll’s holen, aber ich habe mich ebenfalls vergafft.

Natalia konnte gottlob keine Gedanken lesen.

5

Sie waren gerade an der Tür, als das Telefon schrillte. Irritiert blickte Nobel Cooper zu dem Apparat hinüber.

»Wer kann das sein?«, murmelte er und ging hin. Seine Hand schwebte über dem Hörer, bis wieder ein Rufzeichen ertönte. Entschlossen hob er ab.

»Ich bin am Leben!«, knurrte er in die Muschel.

»Verdammt!«, entfuhr es dem Mann am anderen Ende der Leitung.

»Hank Drury lege nicht auf! Ich habe deine Stimme erkannt. Ja, du hast richtig gehört, deine beiden Killer haben danebengetroffen. Sie sind tot.«

»Du Schwein!«

»Diese Titulierung hast du mir aus dem Mund genommen, Hank. Warum sollte ich sterben? Habe ich nicht immer gut gearbeitet? Ich bin hier, um einmal auszuspannen.«

»Dack Janson ist auch nicht mehr am Leben?«, vergewisserte sich Hank.

»So wenig wie ich es wäre, hätte ich nicht mehr Glück gehabt.«

Der andere knirschte mit den Zähnen.

»Dack Janson war dein Freund.«

»Die Betonung liegt wohl auf war. Als ich erkannte, dass er mich töten wollte, habe ich die Freundschaft gekündigt.«

»Du wirst bezahlen, für alles bezahlen!«

»Hör zu, Hank, ich weiß nicht, was du so plötzlich gegen mich hast. Auf jeden Fall liebe ich das Leben. Du hättest zwei schicken sollen, die mehr Ahnung haben. Übrigens, mach dir keine Hoffnungen. Wenn ich dich erwische, ist es aus, kapiert? Es gibt Dinge, in denen ich keinen Spaß verstehe.«

»Das ist verständlich, Verräter. Ich hätte mehr als zwei schicken sollen. Der Fehler wird sich nicht wiederholen.«

Nobel Cooper hängte einfach ein. Nachdenklich starrte er auf den Hörer. Hank hatte ihn Verräter genannt. Das Schlimme daran war, dass er recht hatte.

6

Natalia Ustinov merkte dem Mann an, dass in seinem Innern ein Vulkan tobte. Liebend gern hätte sie an seinen Gedanken teilgenommen, doch wollte sie nicht in ihn eindringen.

Indessen stellte sie ihre eigenen Überlegungen an. Selbstverständlich war sie nicht zufällig hier und nicht ohne ihr Zutun in die Sache verwickelt worden.

Ihr Auftrag war klar.

>Nat, wir wissen nicht viel über die Organisation nur, dass es sich um eine Art Gemischtwarenhandlung handelt<, waren Newtons Worte gewesen. >Die machen mit allem Geschäfte, was nicht legal ist. Das wäre normalerweise eine Sache für das FBI, nicht für uns, aber vor kurzem ist die CIA auf die Truppe aufmerksam geworden. Es scheint so, als habe es einen Führungswechsel gegeben. Mehr und mehr wendet sich der straff durchorganisierte und seit Jahren erfolgreich arbeitende Verein der aktiven Spionage zu. Es ist nicht abzusehen, wie groß der Schaden ist, den die anrichten können. Sie sind Amerikaner. Viele sind nicht einmal vorbestraft. Es gibt Verbindungsleute überall in der Wirtschaft und beim Vater Staat. Die CIA tritt auf der Stelle.<

>Und wie sieht meine Rolle in dem Spiel aus?<, war Natalia Ustinovs Gegenfrage gewesen. >Warum muss ich nach Florida?<

>Es gibt eine undichte Stelle. Ein Mann namens Nobel Cooper will der CIA etwas erzählen. Er hat Kontakt aufgenommen, muss jedoch sehr vorsichtig sein.<

>Ich verstehe zwar, was Sie meinen, Mr. Newton, aber es wäre mir lieber, Sie würden noch deutlichere...<

Der dicke Charles Newton, der stets unerkannt im Hintergrund blieb und seine Verbindungen zu allen möglichen und unmöglichen Leuten hatte, war ihr geheimnisvoller Auftraggeber.

>Also, dieser Nobel Cooper ist ein unbeschriebenes Blatt. Die Leute von der CIA fielen aus allen Wolken. Man hat Aktenberge studiert und dabei festgestellt, dass das Gesicht Coopers doch nicht so ganz unbekannt ist. Er war bei verschiedenen krummen Geschäften mit drin. Jetzt will er aussteigen, weil ihm die Sache zu heiß ist. Er hat der CIA Informationen angeboten und dafür Straffreiheit verlangt. Uns ist klar, dass man Nobel Cooper nicht so einfach quatschen lassen wird. Deshalb sollen Sie eine Woche früher in Florida sein, Nat. In zehn Tagen soll der Treff zwischen einem Vertreter der CIA und Nobel Cooper stattfinden. Dieser Cooper täuscht Urlaub vor. Er hält sich bereits im Hotel auf. Absichtlich lässt er sich so lange Zeit, um ganz sicher zu sein, von seinen Leuten nicht mehr beobachtet zu werden. In dieser Organisation misstraut einer dem anderen.<

Das waren im wesentlichen die Informationen gewesen. Natalia war hierher gekommen, obwohl sie noch immer die Meinung vertrat, dass die Sache zu undurchsichtig war.

Natalia, Newtons Topagentin, sah Nobel von der Seite an. Sie hatten den Fahrstuhl erreicht und stiegen ein, um sich nach oben tragen zu lassen.

Seit zwei Tagen beobachtete sie den Mann. Er gab sich wie ein normaler Urlauber. Bisher hatte sie sich zurückgehalten und keinen Kontakt mit ihm aufgenommen. Natalia wollte warten, bis er die Initiative ergriff. Das wurde nun überflüssig. Es war alles anders gekommen als berechnet.

Der Mordanschlag auf Cooper war deutlich genug gewesen. Man misstraute ihm nicht nur, sondern hatte einen konkreten Hinweis.

Wie konnten Coopers Freunde und jetzige Gegner von seinem geplanten Verrat erfahren haben? Nur durch die CIA selber, und das war ein Umstand, der Natalia Ustinov zu schaffen machte.

Kein Wunder, dass die jahrelang so erfolgreich operieren konnten, ohne aufzufliegen, dachte sie, und kein Wunder schließlich, dass mich Charles Newton mit eingeschaltet hat.

War es möglich, dass er ihr diese Information absichtlich vorenthielt?

Natalia Ustinov mochte es nicht glauben. Sie wollte sich bei Gelegenheit vergewissern.

7

Erst als der Fahrstuhl hielt und sich öffnete, merkten die beiden, dass die Ruhe im Hotel trügerisch gewesen war. Es wimmelte von Polizisten. Drei stürmten sofort auf sie zu und bombardierten sie mit Fragen. Nobel Cooper und Natalia Ustinov gelang es schließlich, jeden Verdacht auszuräumen. Es lohnte sich, dass Natalia sich sozusagen als Alibi zur Verfügung stellte. Man ließ sie frei.

Sie holten ihre Sachen von der Terrasse und fuhren wieder abwärts. Diesmal hielt der Fahrstuhl im sechsten Stock. Gemeinsam stiegen sie aus und begaben sich zum Zimmer der Ustinov. Der Schlüssel dazu steckte in der Handtasche, in der auch der Damenrevolver verborgen war. Natalia schloss auf und drückte die Tür nach innen. Lächelnd verbeugte sie sich und machte eine einladende Geste.

»Willkommen in meinem Heim!«

So kam es, dass Nobel Cooper als erster eintrat. Und so kam es auch, dass ihn ein Fausthieb sofort niederstreckte.

Natalia Ustinov reagierte augenblicklich, und doch nicht schnell genug.

Zwei Typen schoben sich in ihr Blickfeld. Natalia vergaß ihre Fluchtgedanken und starrte auf die schweren Waffen in den Händen der Männer. Einer winkte ihr grinsend zu.

»Nur hereinspaziert, schöne Frau! Bring Sonne in diese triste Höhle.«

Zähneknirschend gehorchte die Agentin. Kaum war sie in Reichweite der beiden, als sie nach ihr griffen und sie ins Innere des Raumes schleuderten. Natalia war nicht zur Gegenwehr fähig und taumelte quer durch den Raum. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass die beiden nicht allein waren. Es waren insgesamt drei.

Durch den Stoß der beiden Männer hatte Natalia genügend Schwung bekommen. Sie sprang ab und segelte in einem Salto über die Couch hinweg. Ehe sich die Männer von ihrer Überraschung erholt hatten, lag die Ustinov in Deckung und zückte ihre Waffe.

»Keine Bewegung!«, rief sie.. »Ich schieße.«

Der eine, der sich noch im Innern des Zimmers befunden hatte, knurrte wie ein gereizter Tiger und riss seine Pistole herum. Im nächsten Moment bereute er es. Natalias Revolver entlud sich krachend. Der Schall brach sich an den Wänden und ließ die Ohren singen. Gottlob war die Tür inzwischen wieder geschlossen, und die Wände in dem teuren Hotel waren schallisoliert. Der Schuss konnte also draußen kaum gehört worden sein.

Die Kugel prellte dem Agenten die Waffe aus der Rechten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff der Mann nach seinem Handgelenk.

Die anderen überlegten es sich und ließen die Waffen fallen.

»Das war zirkusreif«, murmelte der eine der beiden und meinte damit den Salto der Ustinov.

Nobel Cooper regte sich am Boden. Der unerwartete Schlag hatte ihn direkt im Genick getroffen und niedergeschmettert. Er hatte nun Schwierigkeiten, in die Wirklichkeit zurückzufinden.

Wankend kam er auf die Beine. Der ihm am nächsten stand, nahm die Gelegenheit wahr. Er griff nach Cooper und benutzte ihn als Schutzschild. Natalia wagte nicht zu schießen, um Cooper nicht zu gefährden.

»So, jetzt sieht die Sache ein wenig anders aus, was Mädchen?«, rief der Spion und zückte eine zweite Waffe. »Steh auf und mach keine Tricks mehr, wenn Papi nicht ungemütlich werden soll!«

Natalia zögerte.

»Ich erschieße deinen Freund!«

Der Mann lachte nur mitleidig. Sein Kumpan machte große Augen.

»Das kannst du nicht tun, Mensch. Lass Cooper los! Die knallt mich tatsächlich über den Haufen.«

»Den anderen auch«, drohte die Agentin und deutete mit der Waffe auf den Mann, der noch immer seine schmerzende Hand rieb.

Der Typ, der Cooper in seine Gewalt gebracht hatte, schoss auf die Ustinov, ohne zu treffen.

»Wird’s bald?«, rief er. Es klang schon leicht hysterisch. »Ich kann keine Rücksichten nehmen. Es geht hier um mehr.«

»Die ist nie Journalistin«, sagte der mit der schmerzenden Hand hasserfüllt, »auch wenn sie sich mit diesem Beruf tausendmal bei der Rezeption einträgt.«

Niemand achtete im Moment auf Nobel Cooper. Er zwinkerte Natalia mit dem linken Auge zu. Das bedeutete, dass er wieder voll da war. Und die junge Agentin handelte.

Sie sprang auf. Die erste Kugel verfehlte sie, die zweite klatschte hinter ihr in die Wand, als sie längst schon in Deckung neben den Betten lag. Es war kein Wunder, dass der Schuss so weit daneben ging, denn Nobel Cooper war nicht untätig geblieben. Er hatte sich blitzschnell gebückt und ließ den Gegner im hohen Bogen über sich hinweggehen. Kurz vor dem Takeoff des Politgangsters löste sich der Schuss. Einen Lidschlag später hatte die Pistole ihren Besitzer gewechselt. Der Überwältigte lag am Boden und wagte es nicht, sich zu rühren. Cooper wich ein paar Schritte zurück und hielt gemeinsam mit Natalia Ustinov die Männer in Schach.

»Wie seid ihr auf diese Frau gekommen?«, fragte er.

»Ich habe dich beobachtet«, sagte der eine. »Ich war oben auf der Terrasse und sah, dass dir das Weib folgte. Verfluchter Verräter! Ist das die Kontaktperson von der CIA?«

Nobel Cooper runzelte die Stirn.

»Wie kommt ihr darauf?«

Der Mann lachte humorlos.

»Jetzt brauchst du nicht den Unschuldigen zu mimen. Du weißt selbst am besten, wovon ich rede.«

Nobel Cooper dachte an den Anruf von Hank Drury. Also war das nur eine Finte gewesen. Drury hatte ihn in Sicherheit wiegen wollen. In der Zwischenzeit hatten die drei hier bereits Stellung bezogen.

Es war ihm längst klargeworden, dass man von seinem geplanten Verrat nur durch einen V-Mann bei der CIA erfahren haben konnte. Die Sache war sozusagen in die Hosen gegangen, und nun blieb ihm nur noch die Flucht.

Cooper gab Natalia einen Wink.

»Komm, wir dürfen jetzt keine Rücksicht mehr auf die Polizei nehmen! Wir müssen abhauen. Zuvor entwaffnen wir die Burschen und schließen sie ein.«

Die drei Männer knirschten mit den Zähnen, bekamen aber keine Chance, sich zu widersetzen. Schließlich landeten sie im Bad. Nobel Cooper schloss sie sorgfältig von außen.

»Verhaltet euch ruhig!«, drohte er. »Ich könnte euch auch erschießen, das wäre sicherer. Ich tue es nicht, weil ich kein Mörder bin.«

»Das Wort zum Sonntag, was?«

»Möglich.« Achselzuckend wandte sich Cooper von der Tür ab und sah Natalia Ustinov an.

»Wer bist du?«, fragte er.

Natalia überlegte, ob sie ihre wahre Identität preisgeben sollte, und beschloss, es nur teilweise zu tun. Sie wusste selber nicht, warum sie dem Mann nicht schon vorher erklärt hatte, wer sie war. Sie dachte an Charles Newton. Er hatte ihr gesagt, die CIA wäre von sich aus an ihn herangetreten. Man hätte ihm das Problem geschildert und ihn gebeten, einen seiner Agenten einzusetzen, da die Gefahr bestünde, dass ein Agent der CIA möglicherweise vom Gegner erkannt wurde.

»Ich bin nicht vom Geheimdienst«, behauptete Natalia. Damit sprach sie nicht einmal die Unwahrheit, denn die Truppe um Charles Newton war mit Spezialaufträgen betraut und unterstand keinem der Geheimdienste. Es war umgekehrt sogar so, dass Charles Newton im Bedarfsfall das Vorgehen sämtlicher Institutionen, auch das der Polizei, koordinieren konnte. Er besaß Vollmachten, die ihm das ermöglichten, obwohl er zumeist im Hintergrund blieb.

»Vielleicht wäre es jetzt besser, du würdest dich direkt der CIA stellen. Bei deinen Freunden hast du nichts mehr zu verlieren.«

Nobel Cooper schüttelte den Kopf.

»Nein, ich werde mich nicht stellen. Es muss eine undichte Stelle geben. Deshalb wusste man um mein Vorhaben. Vielleicht ist der nächste Geheimdienstler genau der Verräter und nutzt die Gelegenheit, um mich mundtot zu machen.«

»Was weißt du eigentlich?«, fragte Natalia.

»Du hast mir noch immer nicht gesagt, wer du bist — nur, wer du nicht bist«, wich Nobel Cooper aus.

»Ich stehe mit der CIA in Verbindung und befand mich hier im Hotel, um auf dich aufzupassen.«

Er lachte bitter.

»So ist das also. Ich hätte es mir gleich denken können, wollte es aber nicht wahrhaben.«

»Sage mir, was du weißt.«

»Warum?«

»Es ist sicherer. Wir müssen hier raus. Vielleicht haben die drei da drin noch Komplicen im Hotel. Wir müssen mit allem rechnen.«

»Nein, ich werde nichts sagen«, entgegnete Cooper fest. »Wenn du alles weißt, bin ich für euch uninteressant geworden.«

»Glaubst du wirklich, ich würde dich im Stich lassen?«

Er zuckte die Achseln.

»Keine Ahnung, was ich glauben soll, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, immer vorsichtig zu sein.«

Natalia trat neben ihn und legte ihre Hand auf seinen Unterarm.

»Es ist schade, dass du mir nicht vertraust.«

Cooper wandte sich einfach ab und ging zur Tür. Die drei Politgangster gehorchten und rührten sich nicht mehr.

Natalia folgte Cooper.

»Wir sollten unser Kriegsbeil einstweilen begraben, bis wir in Sicherheit sind«, schlug sie vor.

»Es gibt kein Kriegsbeil«, behauptete er. »Ich gehe in mein Zimmer und kleide mich an. Und dir würde ich dasselbe raten. Auf Gepäck müssen wir wohl verzichten. Es würde uns zu sehr behindern. Treffpunkt ist bei mir.«

»Es wäre vernünftiger, du würdest mich mitnehmen. Wer weiß, wer dich unten erwartet.«

Nobel Cooper ging gar nicht darauf ein. Er knallte hinter sich die Tür zu. Natalia sah keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten. In fliegender Hast kleidete sie sich an. Die drei Männer nebenan verhielten sich noch immer ruhig. Das kam Natalia eigenartig vor. Sollten die sich wirklich als so lammfromm erweisen?

Sie hatte keine Zeit, sich weitere Gedanken darüber zu machen, sondern nutzte die Gelegenheit zu einem kurzen Telefonat mit Charles Newton. Wie immer, war der Dicke sofort am Apparat. Natalia berichtete in Stichpunkten. Das nahm nur ein paar Sekunden in Anspruch. Schließlich fragte sie: »Wieso haben Sie mich nicht gewarnt, Mr. Newton?«

»Ehrlich«, beteuerte der Dicke, »es war überhaupt keine Rede davon, dass sich Mitglieder der Organisation in den Geheimdienst eingeschlichen haben. Sie wissen, Nat, dass ich ...«

»Ist ja schon gut«, lenkte die Agentin ein. »Ich werde versuchen, mit Nobel Cooper das hiesige CIA-Büro zu erreichen. Er will erst auspacken, wenn er sich in Sicherheit befindet.«

»Glauben Sie wirklich, dass es so schwierig werden wird, aus dem Hotel zu kommen?«

»Es wird sich zeigen«, antwortete Natalia lapidar. »Im übrigen glaube ich, dass man die Bedeutung Coopers unterschätzt hat. Er ist ein dicker Fisch im Netz, sonst würde man sich nicht so viel Mühe mit ihm machen.«

»Kann sein, dass er die führenden Köpfe der Clique kennt«, sagte Charles Newton, dann verabschiedeten sie sich voneinander.

Natalia Ustinov huschte zum Ausgang. Auf halbem Wege verhielt sie. Ihr anfängliches Misstrauen erwachte erneut. Entschlossen kehrte sie zurück und legte lauschend ein Ohr an die Badezimmertür. Nichts rührte sich.

Das gibt es doch gar nicht, dachte sie.

Es bestand die Möglichkeit, dass vielleicht genau das erwartet wurde, was sie nun tat, doch das hielt Natalia nicht ab. Sie zückte ihre kleine Waffe, drehte den Schlüssel im Schloss und stieß die Tür blitzschnell auf. Mit einem Sprung befand sie sich im Innern des geräumigen Bades.

Ihre Vorsicht war nicht angebracht. Das offene Fenster bewies, dass die Vögel, ausgeflogen waren.

Die junge Agentin rannte zum Fenster, das so klein war, dass die Männer alle Mühe haben mussten, überhaupt hindurchzukommen. Unterhalb gab es einen schmalen Sims. Natalia schwindelte es, als sie einen Blick darauf warf. Die Straße lag immerhin sechs Stockwerke tiefer. Was die drei Männer praktiziert hatten, war kein Mut mehr, sondern reiner Wahnsinn.

Wo steckten sie?

Es bedurfte keiner großen Überlegungen, um ihren momentanen Aufenthaltsort herauszufinden. Die drei hatten sich durch das Nachbarzimmer abgesetzt. Sie hielten sich im Hotel auf, und Natalia wusste auch schon wo.

Nobel Cooper hatte sich nach unten begeben. Er betrat sein Zimmer und zog sich an. Das nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Bald war er fertig. Nach kurzem Zögern beschloss er, sämtliches Gepäck zurückzulassen. Er befand sich auf der Flucht und durfte sich mit nichts belasten.

Es klopfte an der Tür. Nobel Cooper hob den Kopf. War das schon Natalia? Er ging hin und spähte durch das Schlüsselloch. Eine Damenhandtasche, ein Kleid. Das genügte Nobel Cooper, zu öffnen.

Aber es war nicht Natalia Ustinov, sondern ein wildfremdes Mädchen, das Gesicht angstverzerrt. Im nächsten Moment wurde es gegen Cooper geschleudert. Ehe der Mann reagieren konnte, waren die drei Typen bereits eingedrungen, die er eine Etage höher im Bad eingeschlossen glaubte.

»Ich habe dir gesagt, dass du deine Skrupel bereuen wirst«, zischelte der eine. Ein Fausthieb traf Cooper und ließ ihn quer durch das Zimmer taumeln. Die drei Männer schlossen die Tür und schoben das Mädchen vor sich her. Das junge Ding zitterte am ganzen Körper. Dann konnte es nicht mehr an sich halten und begann gellend zu schreien. Einer der Männer gab der Kleinen eine schallende Ohrfeige, bis sie wimmernd am Boden liegenblieb.

»Dumme Pute!«, brummte er. »Wenn du nicht ruhig bist, machen wir kurzen Prozess.«

»Schweine seid ihr, verfluchte Schweine!« Ein dünner Blutfaden zog sich aus Coopers Nase am Mund vorbei bis zum Kinn.