Krisenprävention in der Schule - Herbert Scheithauer - E-Book

Krisenprävention in der Schule E-Book

Herbert Scheithauer

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Beschreibung

Als bislang einziges wirksamkeitsevaluiertes, deutschsprachiges Programm unterstützt das "Networks Against School Shootings" (NETWASS)-Verfahren Schulmitarbeiter darin, die Ernsthaftigkeit von Drohungen schwerer Gewalttaten durch Schüler einzuschätzen, und fördert einen adäquaten Umgang mit Schülern in Krisen. In einzelnen Modulen klärt der Praxisleitfaden fundiert über die Hintergründe von Gewalttaten und Krisensituationen auf und stellt die Verfahrensschritte detailliert und verständlich dar. Zahlreiche Fallbeispiele aus der täglichen Praxis von Schulen sowie abwechslungsreiche Methoden unterstützen die konkrete Umsetzung und flexible Anpassung der Struktur an die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Schule.

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Die Autoren:

 

Prof. Dr. Herbert Scheithauer ist Universitätsprofessor für Entwicklungspsychologie und Klinische Psychologie an der Freien Universität Berlin und Leiter des Projekts NETWASS.

 

Dr. Vincenz Leuschner ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und Dipl.-Sozialpädagoge sowie Koordinator für das Projekt NETWASS, in dem wissenschaftliche Mitarbeiter der FU Berlin und der FH der Polizei des Landes Brandenburg zusammenarbeiten.

 

NETWASS Research Group (NRG)

Die Arbeitsgruppe besteht aus ehemaligen und aktuellen wissenschaftlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Freien Universität Berlin und der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg, die an der Entwicklung des Programms beteiligt waren und sind. Einzelne Mitglieder der Network Research Group haben Aufgaben als Autoren in den einzelnen Kapiteln übernommen. Die Mitglieder in alphabetischer Reihenfolge sind: Dipl.-Psych. Nora Fiedler, Dipl.-Psych. Sarah Fisch, Dipl.-Psych. Anna Lippok, Dipl.-Psych. Armin Müller, Dipl.-Psych. Katharina Neumetzler, Dipl.-Psych. Jennifer Panno, Dipl.-Psych. Johanna Scholl, Dipl.-Psych. Miriam Schroer-Hippel, Dipl.-Psych. Friederike Sommer, Dr. Ralf Wölfer sowie Dr. Vincenz Leuschner und Prof. Dr. Herbert Scheithauer.

Herbert ScheithauerVincenz LeuschnerNETWASS Research Group

Krisenprävention in der Schule

Das NETWASS-Programm zur frühen Prävention schwerer Schulgewalt

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Das dieser Veröffentlichung zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 13N10689 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.

1. Auflage 2015

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Umschlagabbildung: © istockphoto

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-022694-4

E-Book Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-023907-4

epub:    ISBN 978-3-17-025429-9

mobi:    ISBN 978-3-17-025430-5

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhalt

 

 

 

 

Inhalt der ContentPLUS-Materialien

Vorwort

Einleitung

Unsere Expertise

Zur Nutzung des Manuals

I

Das NETWASS-Programm im Überblick

Vincenz Leuschner, Herbert Scheithauer, Ralf Wölfer, Johanna Scholl, Friederike Sommer, Nora Fiedler

1

Theoretischer Hintergrund

1.1 Erkenntnisse der täterorientierten Grundlagenforschung

1.2 Erkenntnisse zum sozialen Umfeld der Taten und zu fehlender Früherkennung

1.3 Praktische Grundlagen des NETWASS-Krisenpräventionsverfahrens

2

Das Krisenpräventionsverfahren im Überblick

3

Das NETWASS-Programm für Schulen

3.1 Ziele des Programms

3.2 Theoretische Grundlagen des Präventionskonzeptes

3.3 Aufbau des Programms

3.4 Methoden

3.5 Umsetzungsvarianten des Programms

3.6 Evaluationsergebnisse

II

Theoretische Grundlagen: Fach- und Handlungswissen erwerben

Friederike Sommer, Vincenz Leuschner, Nora Fiedler, Johanna Scholl, Herbert Scheithauer

Modul 1: Das Phänomen »schwere, zielgerichtete Schulgewalt«

1.1 Hintergründe zum Phänomen der schweren, zielgerichteten Schulgewalt

1.2 Auf dem Weg zur Gewalteskalation

1.3 Krisen und Krisensymptome

1.4 Schutzfaktoren

Modul 2: Das NETWASS-Krisenpräventionsverfahren in vier Schritten

2.1 Prozessschritt »Hinsehen« – Sensibilität entwickeln

2.2 Prozessschritt »Überblicken« – Informationsbündelung und erste Bewertung

2.3 Prozessschritt »Beraten« – Gemeinsame Bewertung und Fallbearbeitung

2.4 Prozessschritt »Begleiten« – Sicherstellen der Maßnahmen und Rückmeldung

2.5 Maßnahmen aus der Praxis

III

Zur praktischen Umsetzung des NETWASS-Programms: Handlungsbereitschaft fördern und Organisationsstrukturen ausbauen

Nora Fiedler, Johanna Scholl, Friederike Sommer, Anna Lippok, Vincenz Leuschner, Herbert Scheithauer

Modul 3: Organisationsanalyse

3.1 Bestandsaufnahme vor Ort

3.2 Entwicklungspotenziale und Fortbildungsschwerpunkte

Modul 4: Fortbildung des Beratungsteams

4.1 Benennung des Ansprechpartners für Krisenprävention

4.2 Zusammenstellung des Beratungsteams

4.3 Fortbildungsvarianten

4.4 Zeitlicher Rahmen für Treffen des Beratungsteams

Modul 5: Fortbildung und Sensibilisierung des Kollegiums

5.1 Arbeitsrahmen und -materialien zur Fortbildung des Kollegiums

5.2 Sensibilisierung und Fortbildung des Kollegiums

5.3 Einführung der neuen Ablaufstrukturen

5.4 Etablierung der internen Weiterleitungsstruktur

Modul 6: Nachhaltigkeit

6.1 Beispielsitzung 1: Aufbau von Netzwerkkontakten

6.2 Beispielsitzung 2: Prüfung schulischer Datenschutzkriterien

6.3 Beispielsitzung 3: Übung anhand eines Fallbeispiels

Schlusswort

Literatur

Stichwortverzeichnis

Inhalt der ContentPLUS-Materialien

 

 

 

 

Folgende Materialien erhalten Sie im Shop des Kohlhammer-Verlags unter ContentPlus (www.kohlhammer.de). Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der vorderen inneren Buchumschlagseite.

Ordner Modul 1: Das Phänomen »schwere, zielgerichtete Schulgewalt«

•  Handout Auffälligkeiten und Krisensymptome

•  Handout Schutzfaktoren

Ordner Modul 2: Das NETWASS-Krisenpräventionsverfahren

•  Orientierungsbogen Krisenprävention

•  Handlungsanweisung Schritt 1: Hinsehen

•  Handlungsanweisung Schritt 2: Überblicken

•  Handlungsanweisung Schritt 3: Beraten

•  Handlungsanweisung Schritt 4: Begleiten

•  Dokumentationsbogen für Schulmitarbeiter

•  Dokumentationsbogen für den Ansprechpartner

•  Dokumentationsbogen für die Fallberatung

Odner Modul 3: Organisationsanalyse

•  Leitfaden: Arbeit mit der Checkliste

•  Leitfaden: Fortbildungsschwerpunkte

Ordner Modul 4: Fortbildung des Beratungsteams

•  Leitfaden: Fortbildung des Beratungsteams mittels Powerpoint-Präsentation

•  Leitfaden: Fortbildung des Beratungsteams mittels Blended Learning

•  Powerpoint-Präsentation für schulinterne Multiplikatoren

Ordner Modul 5: Fortbildung und Sensibilisierung des Kollegiums

•  Leitfaden: Sensibilisierung des Kollegiums mittels Powerpoint-Präsentation

•  Leitfaden: Sensibilisierung des Kollegiums – Online-Variante

•  Powerpoint-Präsentation für schulinterne Multiplikatoren

Ordner Modul 6: Nachhaltigkeit

Beispielsitzung 1:

•  Leitfaden: Netzwerkkontakte aufbauen

•  Netzwerkkarte zur Selbstevaluation

•  Adressen und Ansprechpartner im Netzwerk

Beispielsitzung 2:

•  Leitfaden: Rechtliche Grundlagen

•  Übersicht Notfall- und Krisenpläne nach Bundesland

Beispielsitzung 3:

•  Fallübungen

•  Dokumentationsbogen für die Fallberatung

Vorwort

 

 

 

 

Die Erstellung des Manuals, das Sie in den Händen halten, wäre ohne die Mithilfe vieler Personen nicht möglich gewesen. Aus diesem Grund möchten wir allen Beteiligten an dieser Stelle unseren herzlichen Dank aussprechen.

Besonderer Dank gilt Friederike Buchallik, Martin Nolte, Marcel Reich, Ingo Seefeld, Madita Siddique, Antonia Schendel, Stephan Warncke und Veronika Wiese.

Des Weiteren danken wir unseren Kooperationspartnern, die uns während der Projektlaufzeit fortlaufend unterstützt haben, sowie den jeweiligen Ländern und Ministerien für die konstruktive Zusammenarbeit in den drei Bundesländern Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg, in denen wir die ersten Fortbildungen des Projektes NETWASS durchführen konnten:

•  Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin,

•  Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg,

•  Ministerium des Inneren des Landes Brandenburg,

•  Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg,

•  Innenministerium Baden-Württemberg,

•  Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM).

Im Wissen um die geringen zeitlichen Ressourcen möchten wir allen Schulen danken, die im Rahmen unserer Evaluationsstudie an mehreren Befragungszyklen teilgenommen haben. Wir hoffen, mit diesem Manual etwas zurückgeben zu können und Ihnen zeigen zu können, dass es sich lohnt Zeit in die Entwicklung solcher Programme zu investieren und auf diesem Wege eigene Ideen und Anregungen darin unterzubringen.

Zu guter Letzt gilt unser besonderer Dank dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, welches das Projekt NETWASS innerhalb des Forschungsbereichs »Gesellschaftliche Dimensionen der Sicherheitsforschung« von 2009 bis 2013 gefördert hat (Förderkennzeichen 13N10689) und ohne dessen Förderung die Entwicklung des Programms nicht möglich gewesen wäre, sowie dem Projektträger, dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI), der uns während der Projektzeit immer hilfreich begleitet hat.

 

Die Autoren:

Herbert Scheithauer, Vincenz Leuschner und die NETWASS-Research Group:

Nora Fiedler, Sarah Fisch, Anna Lippok, Armin Müller, Katharina Neumetzler, Jennifer Panno, Johanna Scholl, Miriam Schroer-Hippel, Friederike Sommer und Ralf Wölfer

Einleitung

 

 

 

 

Schulen galten für lange Zeit als »Hort der Sicherheit«. Die School Shootings, wie wir sie in Erfurt im Jahre 2002 oder in Winnenden im Jahre 2009 erleben mussten, haben dieses Sicherheitsgefühl auf Seiten von Schülern, Eltern und Lehrern sowie in weiten Kreisen der Gesellschaft erheblich erschüttert. Dabei machen insbesondere solche Gewalttaten wie Amokläufe, bei denen Kinder und Jugendliche durch Waffengewalt zu Opfern werden, betroffen, fassungslos und ohnmächtig. Während in der Berichterstattung die Zahl der Verletzten und Toten im Vordergrund steht, ziehen die Amokläufe bei Opfern, Zeugen und Hinterbliebenen schwere Traumatisierungen nach sich (Scheithauer et al., 2008).

Zudem braucht es nicht erst eine vollendete Gewalttat, um bei Schülern, Eltern und Lehrern Angst und Verunsicherung hervorzurufen. Tatsächlich rufen bereits die Androhungen eines Amoklaufs, die wesentlich häufiger vorkommen, solche Reaktionen hervor und machen einen normalen Schulalltag für lange Zeit unmöglich. Um solche möglichen Gewalttaten abzuwenden, wurden in den letzten Jahren die Maßnahmen zur schulischen Intervention im Krisenfall z. B. über die Einführung von Notfall- und Krisenplänen und die Installation von speziellen Alarmanlagen erheblich verstärkt.

Wie steht es jedoch um die frühe Prävention im Vorfeld konkreter schulischer Krisensituationen? Reicht es aus, sich darum zu kümmern, die Handlungsabläufe in Krisensituationen zu verbessern, oder muss man nicht in noch viel stärkerem Maße daran arbeiten, dass akute Amokankündigungen oder gar Amoklagen gar nicht erst entstehen? Das ist der Blickwinkel, den wir in diesem Manual einnehmen: In dem vorliegenden Manual geben wir Empfehlungen und Anleitungen, um die krisenhafte Entwicklung von Jugendlichen im schulischen Kontext früh zu registrieren und angemessen darauf zu reagieren und damit eine Eskalation zu vermeiden, die im schlimmsten Fall in einem School Shooting münden kann.

Zu diesem Zweck stellen wir Ihnen in diesem Handbuch das NETWASS-Krisenpräventionsverfahren für Schulen vor und geben Ihnen Anregungen, wie Sie dieses Verfahren in einer Schule etablieren und anwenden können. Das Verfahren basiert auf den Ergebnissen und Erkenntnissen der wissenschaftlichen Forschung zu Schulamokläufen, die wir in diesem Manual praxis- und handlungsorientiert umgesetzt haben. Die empfohlenen Maßnahmen stellen ein schulisches Konzept der Krisenprävention dar, das sich auf eine Vielzahl individueller Krisensituationen von Schülern anwenden lässt.

Unsere Expertise

Unsere Expertise basiert auf der Entwicklung und Durchführung des Projektes NETworks Against School Shootings (NETWASS) (Leuschner et al., 2011). In Folge der gravierenden Fälle von School Shootings in den letzten Jahren (z. B. Erfurt, Winnenden) begann in Deutschland eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung des Phänomens schwerer, zielgerichteter Schulgewalt und die Suche nach Möglichkeiten der Prävention. Vor diesem Hintergrund wurde mit der Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Projekt NETWASS an der Freien Universität Berlin unter Mitwirkung von Experten aus Schule, Schulpsychologie und Polizei ins Leben gerufen (2009–2013).

Das NETWASS-Projekt wurde an 108 deutschen Schulen in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg mit dem Ziel gestartet, eine frühe Identifizierung und sichere Bewertung krisenhafter Entwicklungsverläufe von Jugendlichen zu ermöglichen, um so eine Verbesserung des Umgangs mit An- und Bedrohungen sowie eine Verbesserung der Sicherheitslage an deutschen Schulen zu bewirken. Die Wirksamkeit dieses Krisenpräventionsansatzes wurde in einer begleitenden Evaluationsstudie sichergestellt. Nach Abschluss des Projektes wurde das Krisenpräventionsverfahren unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse und der praktischen Erfahrungen an den Schulen noch einmal grundlegend überarbeitet und das NETWASS-Programm finalisiert.

Mit diesem, Ihnen nun vorliegenden Handbuch zum Programm und dem darin vorgestellten Krisenpräventionsverfahren halten Sie somit ein Werk in den Händen, das dem neuesten Stand der Wissenschaft entspricht, hinsichtlich seiner Wirkung positive Evaluationsergebnisse vorweisen kann und bereits in Hinblick auf seine praktische Anwendbarkeit getestet wurde.

Zur Nutzung des Manuals

Um Ihnen das Lesen und die Erarbeitung der praktischen Inhalte dieses Manuals zu erleichtern, geben wir Ihnen im Folgenden einen kurzen Überblick über den Aufbau des Handbuchs. Beim Verfassen des Manuals haben wir auf die zusätzliche Nennung der weiblichen Form verzichtet, um den Lesefluss zu erleichtern. Selbstverständlich sind Männer und Frauen gleichermaßen angesprochen.

Der erste Teil des Manuals richtet sich an alle Interessierten, die das Programm kennenlernen möchten. Sie bekommen einen Überblick über die theoretischen Hintergründe, den Aufbau, die Methoden und die Umsetzungsvarianten des Programms, lernen das Krisenpräventionsverfahren in seinen wesentlichen Bestandteilen kennen und bekommen Informationen zur Evaluation seiner Wirksamkeit.

Der zweite Teil des Manuals enthält eine Wissensgrundlage für alle Personen, die sich mit der Prävention schwerer, zielgerichteter Schulgewalt beschäftigen und das Krisenpräventionsverfahren in der Praxis anwenden wollen. Dieser Abschnitt enthält alle Inhalte in verkürzter Form, die später auch Bestandteile von Fortbildungen für Schulmitarbeiter und Beratungsteams sind.

Das vermittelte Wissen über den aktuellen Forschungsstand und relevante Begriffe bilden die Verständnisgrundlage für alle praktischen Überlegungen der effektiven Präventionsarbeit. Anhand von Beispielen aus der praktischen Arbeit an Schulen veranschaulichen wir die internationalen Forschungsergebnisse zu diesem Thema, damit Sie neben den relevanten Informationen schnell einen Eindruck gewinnen, wie sich aus Forschungsergebnissen eine sinnvolle Präventionsarbeit ableiten lässt. Des Weiteren wird das Krisenpräventionsverfahren vorgestellt, das wir Ihnen für den Umgang mit schwerer, zielgerichteter Schulgewalt nahebringen möchten. Ein schematischer Überblick erleichtert Ihnen das Verständnis der anschließenden Anleitung, die detailliert zeigt, wie das Verfahren an Ihrer Schule umgesetzt werden kann. Die Praxisbeispiele erfolgreicher Präventionsmaßnahmen an den Schulen, die das NETWASS-Programm bereits umgesetzt haben, verdeutlichen, wie flexibel sich die vorgeschlagenen Präventionsprinzipien an die speziellen Strukturen und individuellen Bedürfnisse ihrer Schule anpassen lassen.

Der dritte Teil ist als Praxisteil zu verstehen und richtet sich an schulische Entscheidungsträger, Teilnehmer von Beratungsteams und Multiplikatoren, die das Programm an ihrer Schule umsetzen möchten. In vier Schritten wird in Form einer Handlungsanleitung die praktische Umsetzung des Programms beschrieben: Angefangen von der schulischen Organisationsanalyse über die Fortbildung des Beratungsteams und des Kollegiums bis hin zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Programms werden alle notwendigen Schritte anschaulich erläutert und mit Empfehlungen, Übungshilfen und weiterem Material unterstützt. Unter diesen finden sich viele Beispiele zu Umsetzungsideen, die aus den Fortbildungen und der Umsetzung an über 100 Schulen stammen, sowie Anregungen für die Zusammenarbeit von Schulen und externen Netzwerkpartnern.

Für besonders Interessierte werden weiterführende Literaturangaben vorgestellt. Die ContentPLUS-Materialien enthalten alle Präsentationen, Dokumentationen und Kopiervorlagen, die Sie für eine erfolgreiche Umsetzung des Krisenpräventionsverfahrens an Ihrer Schule benötigen.

Mit diesem umfassenden Manual möchten wir Ihnen alle wichtigen Informationen über das Phänomen schwerer, zielgerichteter Schulgewalt an die Hand geben und Sie dazu befähigen, einen geeigneten Umgang mit kritischen Entwicklungen von Schülern zu finden sowie das Abdriften von Schülern in Krisen und möglicherweise resultierende Gewalttaten zu erkennen und zu verhindern.

 

Ihr Autorenteam

I         Das NETWASS-Programm im Überblick

Vincenz Leuschner, Herbert Scheithauer, Ralf Wölfer, Johanna Scholl, Friederike Sommer, Nora Fiedler

1         Theoretischer Hintergrund

Seit Anfang der 90er Jahre lassen sich im Schulkontext drastische Gewalttaten in Form von Schulamokläufen beobachten, die auch als School Shooting oder schwere, zielgerichtete Schulgewalt bezeichnet werden. Weltweit wurden davon bislang über 100 Fälle gezählt, wovon die meisten in den USA stattfanden. In Deutschland sind seit 1999 mind. zwölf solcher Vorfälle bekannt, bei denen Schüler und Lehrer im Schulumfeld verletzt oder getötet wurden. Damit steht Deutschland mit der Häufigkeit solcher Gewalttaten nach den USA an zweiter Stelle (Scheithauer & Bondü, 2011). Dieser Befund ist besorgniserregend, jedoch ist es auch notwendig, die Häufigkeit dieser Vorfälle und die Anzahl aller deutschen Schulen in Relation zu setzen, um einer übermäßigen Verunsicherung entgegenzuwirken. So besteht für eine deutsche Schule rein statistisch betrachtet, einmal alle 40 256 Jahre die Gefahr, solch eine Gewalttat zu erleben. Schwere, zielgerichtete Schulgewalt ist somit sehr selten.

Schwere, zielgerichtete Schulgewalt ist somit sehr selten.

Die Wahrscheinlichkeit ist also gering, dass eine Schule tatsächlich Opfer einer vollendeten Gewalttat wird. Dennoch sind Schulen mit einer großen Zahl von Androhungen solcher Taten konfrontiert und stehen in der Verantwortung, darauf zu reagieren. Laut einer bislang unveröffentlichten Studie der Universität Köln werden in Deutschland von Schülern durchschnittlich 400 Amokläufe pro Jahr angedroht (Kölner Stadtanzeiger vom 17.07.2012). Allein im Jahr 2009 registrierte die Polizei in Baden-Württemberg 231 Amokdrohungen (Ziehfreund, 2010, S. 146), in Hessen 228 Amokverdachtsfälle (Bannenberg, 2011, S. 300) und in Berlin 136 Amokdrohungen an Schulen (PiB, 2011). Man muss davon ausgehen, dass die meisten dieser Drohungen mit vielfältigen negativen Folgen für die Schulen einhergingen (Schulevakuierungen, Durchsuchungen, ein hohes Maß an Unsicherheit bei Eltern, Schülern und Lehrern etc.). Dasselbe gilt für die drohenden Jugendlichen (Strafanzeigen, Schulverweise, Stigmatisierung usw.). Wir gehen inzwischen davon aus, dass man mit den geeigneten Präventionsmaßnahmen diese Androhungen und damit verbundene Konsequenzen verhindern kann.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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