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Ein idyllisches Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Eines Nachts zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann liegt in Trümmern, der verhasste Bewohner kam ums Leben. Er lebte zurückgezogen mit Dutzenden Hunden und bedrohte Nachbarn mit gezogener Waffe. Als kurz zuvor zwei Kinder verschwunden und dann bei Waldmann wieder aufgetaucht waren, hatten sich die bislang verstrittenen Dorfbewohner zusammengeschlossen. War sein Tod Selbstjustiz oder ging es um alte Feindschaften? Friederike von Menkendorf ermittelt.
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Seitenzahl: 369
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Susanne Ziegert
Küstendorf
Kriminalroman
Mord im Moor Ein Knall zerreißt die Stille im idyllischen Dörfchen Finstermoor am Ahlenmoor bei Cuxhaven. Das Haus des Reichsbürgers Holger Waldmann ist bei einer Gasexplosion in die Luft geflogen, er wird tot unter den Trümmern geborgen. Zuvor hatte die Polizei zwei vermisste Mädchen bei ihm gefunden, der Dorfmob protestierte gegen seine Freilassung. Hauptkommissarin Friederike von Menkendorf ermittelt mit den Cuxhavener Kollegen in der zutiefst zerstrittenen Dorfgemeinschaft. Zugezogene und Einheimische einte nur der Hass auf den schwer bewaffneten Mann, der mit Dutzenden Hunden hinter Stacheldraht in einer eigenen Republik lebte. Fast jeder Nachbar lag mit dem isolierten Eigenbrötler im Streit. Doch wer hat den Mann umgebracht? Die Ermittler vermuten einen Fall von Selbstjustiz. Oder ging es um uralte Feindschaften im Ort?
Susanne Ziegert wurde im Erzgebirge geboren und wuchs in Leipzig und Plauen im Vogtland auf. Zwei Tage vor dem Mauerfall floh sie in den Westen, um endlich Paris zu sehen. Nach ihrem Studium in Aix-en-Provence in Südfrankreich arbeitete sie mehrere Jahre in Brüssel und zog dann nach Berlin, wo sie eine Stelle als Reporterin bei der Berliner Morgenpost antrat. Seit 2019 lebt Susanne Ziegert mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Pferden und Eseln in einem alten Bauernhof im Landkreis Cuxhaven und in Berlin. Sie arbeitet als Journalistin für die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag. Schreiben war ihr von klein auf ein Bedürfnis. Als Kind verfasste sie Briefe in alle Welt, Tagebücher sowie einen Roman über die Stadt der Liebe. Schon damals träumte sie davon, Schriftstellerin zu werden.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © mstein / stock.adobe.com
ISBN 978-3-8392-7486-6
O, schaurig ist’s,
über’s Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist’s, über’s Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
Aus: Der Knabe im Moor, Annette von Droste-Hülshoff
Augusta hatte sich einen Wollponcho übergeworfen und wärmte ihre Hände abwechselnd an ihrer Teetasse. Es war kurz vor 6 Uhr und dämmerte. Früher wäre es ihr schwergefallen, um diese Uhrzeit das warme Bett zu verlassen. Seit Felix weg war, schlief sie kaum und hatte in der Nacht Stunden wach gelegen. Sie konnte sich noch so viele Schäfchen vorstellen, sobald sie im Bett lag, fühlte sie sich hellwach. Es holte sie ein, sie grübelte. Lieber aufstehen und mit der Arbeit beginnen.
Ihre Hand strich über die Initialen auf der Holzbank. »FR« und »AR« in einem Herzen hatte er damals in dicken Buchstaben in die Lehne geschnitzt, ein Seufzer entfuhr ihr. Das war einmal. Nun musste sie sehen, wie sie alleine zurechtkam. Kurz dachte sie daran, wie es war, sich an ihn zu lehnen, seinen holzigen Männerduft zu atmen, doch es schmerzte sie so.
Von ihrem Tee stiegen Dampfwölkchen auf, Augusta pustete und nahm hastige kleine Schlückchen. Kurz schloss sie die Augen und sog den zitronigen Duft der Kletterrosen ein. Einen Augenblick der Ruhe genießen. Dann stellte sie den Pott ab, sodass es schwappte.
Es war kalt geworden an diesem Septembermorgen, sie fröstelte, zog ihren Wollumhang enger, stand dann auf und ging ein paar Schritte über das bucklige Pflaster des Hofes, das sie bei der ersten Besichtigung des alten Herrenhauses bewundert hatte. Das schien lange her, in einem anderen Leben. Jetzt entdeckte sie an allen Ecken unerledigte Aufgaben. Sie stolperte über ein Unkrautbüschel, das aus einer Ritze der Pflastersteine wucherte. Nicht einmal mit dem Unterhalt kam sie hinterher. Der Hof war ungepflegt und wirkte heruntergekommen, sie schaffte es nicht, den Verfall aufzuhalten. Das konnte eine berufstätige, alleinerziehende Mutter kaum alleine bewältigen.
Felix war die treibende Kraft für den Umzug aufs Land. Raus aus der Hamburger Enge, der verrußten Luft, dem Lärm ins grüne Cuxland. Lange hatten sie darüber diskutiert, Augusta wollte nicht aus der Großstadt weg. Felix hatte ihrer Tochter Sophie ein Pony versprochen. Damit war die Sache entschieden, denn diese war schon mit vier Jahren von Pferden fasziniert.
Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie die beiden an einem regnerischen Sonntag nicht alleine losgeschickt hätte. Sie waren im Tierpark, wo es Pferde zu sehen gab. Lärmend kamen die beiden die Treppe hinaufgestürmt und warfen eine Zeitung auf den Tisch.
»Mama, wir haben das Haus für uns und mein Pony«, schrie die Kleine aufgeregt. Das Bild in der Anzeige wirkte malerisch. Rosen verwandelten den Hof in Finstermoor auf dem Foto in eine wilde Idylle, der selbst Augusta einiges abgewinnen konnte. Zwei Stunden später standen sie auf den buckligen Pflastersteinen. Nach dem Rundgang mit einem Erben der ehemaligen Besitzer waren Felix und Sophie so begeistert, dass Augusta es nicht über das Herz brachte, die Spaßverderberin zu spielen. Sie hatte eingelenkt. Da er als Chef einer Werbeagentur deutlich mehr verdiente, hatte sie ihre Hamburger Stelle aufgegeben. Ihren Traumjob in ihrer Lieblingsstadt hinter sich gelassen für ihre beiden liebsten Menschen.
Sie hatte den Fachbereich Kunst in einer Waldorfschule geleitet. Ihre Werke, darunter Bühnenbilder für die Theater AG und ein Piratenspielplatz, hatten Auszeichnungen bekommen. Ihre Schuldirektorin wirkte wie vor den Kopf geschlagen, als Augusta ihre Kündigung eingereicht hatte. Mit Tränen in den Augen räumte sie ihr Atelier. Es hatte sich falsch angefühlt, diesen Ort und ihre befreundeten Kollegen hinter sich zu lassen. Doch sollte sie das Glück ihrer Familie opfern?
Der 230 Jahre alte Backsteinhof hatte sie in seinen Bann geschlagen. Die Lage in einem Dorf mit reetgedeckten Häusern, umgeben von Feldern, Wiesen, einem Wäldchen und dem Moor, das dem Ort seinen Namen gegeben hatte, war idyllisch. Gesäumt von knorrigen Weiden, verlief ein Pflasterweg von der Hauptstraße auf das ehemalige Herrenhaus zu. Im rechten Winkel zum Hauptgebäude befand sich eine Scheune, auf der linken Seite und gegenüber Stallungen.
Die Räume waren abgewohnt und die Wohnung im Stil der 50er-Jahre mit braunen Fliesen und gemusterten Tapeten eingerichtet, Risse durchzogen die Mauern, viele Wände hatten Feuchtigkeit der Umgebung aufgesogen, die ohnehin niedrigen Decken hatten frühere Bewohner abgehangen.
Voller Tatendrang hatten sie sich in die Sanierung gestürzt, das Gebäude entkernt, das Mauerwerk des Herrenhauses instand setzen lassen, das Reetdach erneuert. Die Fenster hatte ein betagter Tischlermeister aus dem Nachbardorf aus Holz im alten Stil mit Querstreben angefertigt. Da das Haus vorher nur mit Kachelöfen beheizt wurde, mussten sie alle Wände und Decken aufreißen, Rohre legen und einen Heizkessel installieren. Jedes Wochenende waren sie von Hamburg aus zum Hof gefahren, hatten selbst verputzt, gemalert und den Handwerkern hinterher geräumt, bis sie vor drei Jahren eingezogen waren. Endlich.
Sophie bekam ihr Pony, sie hatten ein weiteres Pferd dazugekauft, auf dem Augusta am Anfang geritten war. Eines Tages war Felix mit zwei Eseln nach Hause gekommen, die er spontan aus dem Tierheim mitgenommen hatte. Das war wieder typisch. Als er voller Begeisterung strahlte, hatte sie ihre Bedenken heruntergeschluckt, aber schon geahnt, dass die Arbeit an ihr hängen bleiben würde. Zu ihrem Geburtstag hatte er ihr drei Hühner und einen Hahn geschenkt, die gackernd auf dem Hof pickten. Im Gemüsegarten baute sie Tomaten und Kartoffeln an, hinter dem Haus hatten sie sogar eine eigene Streuobstwiese, wo sie Kirschen, Äpfel und Quitten ernteten. Sie genossen ein Landleben wie aus dem Bilderbuch. Stolz führten sie den Hamburger Freunden ihr aufpoliertes Herrenhaus und die kleine Idylle mit Tierschar vor. Felix hatte die Fortschritte in einem Internettagebuch festgehalten. Das Hinausziehen ins Grüne war unter Großstädtern in Mode, doch die meisten ihrer Freunde begnügten sich mit einem Ausflug zu ihnen. Sie hatten nicht jedes Wochenende Lust auf eine Landpartie. Manchmal hatte sie die ganze Woche keinen erwachsenen Gesprächspartner.
Im Dorf waren die Leute nicht gesprächig, vor allem da sie sich öffentlich auf der Bürgerversammlung für den Schutz des Moores ausgesprochen hatte. Hasserfüllte Kommentare waren auf sie eingeprasselt. »Unsere Vorfahren haben all das urbar gemacht, und Sie wollen zurück ins Mittelalter«, hatte ein Nachbar sie beschimpft. Allgemein waren Zugezogene nicht sonderlich beliebt. So hatte sie niemanden, mit dem sie sich austauschen konnte.
Sie seufzte. Der Blick in die Höhe holte ihre Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurück. Im Dach der Scheune klaffte seit dem Sturm vor zwei Wochen schon wieder ein Loch. Der Dachdecker hatte die Schäden erst im Sommer notdürftig mit Dachpappe geflickt und ihr gesagt, dass sie das dringend neu eindecken müsse. Aber sie hatte keine Ahnung, woher sie das Geld nehmen sollte. Aufgeben kommt nicht infrage, dachte Augusta, als sie durch die Scheune zu den Offenställen der Pferde und Esel ging. Sie öffnete das Tor hinter deren Paddocks und ließ die Tiere auf die Weide. Sie sah den Vierbeinern hinterher, die ins Grüne galoppierten, und dachte an Sophie, die mitten in der Pubertät steckte und mit all den Veränderungen zurechtkommen musste. Sie konnte ihrer Tochter unmöglich ihr Zuhause wegnehmen.
Das Mädchen hatte sich schnell eingelebt, Freundinnen in der Schule gefunden, und sie hing an ihrem Pony. Täglich striegelte sie ihren Max, unternahm Ausritte. Nachdem Felix verschwunden war, hatte sich Sophie tagelang in ihrem Zimmer eingeschlossen. Doch nach ein paar Tagen sah sie, wie sie sich eng an das Pferd schmiegte und weinend auf das Tier einredete. Sie kannte die wohltuende Wirkung von Pferden auf die menschliche Psyche und war erleichtert, dass ihre Tochter Trost fand.
Augusta nahm sich eine Schubkarre und begann, den Offenstall ihrer Vierbeiner auszumisten, fast automatisch schaufelte sie das Stroh aus dem Unterstand und hing ihren Gedanken nach.
Sie hatte in den ersten Tagen überlegt, ob sie nach Hamburg zurückgehen sollten, doch das hätte Wunden in der Seele des Mädchens hinterlassen. Deshalb hatte sie beschlossen zu bleiben. Dank ihrer Anerkennung als Kunstpädagogin war es ihr gelungen, eine Vereinbarung mit dem Jugendamt zu schließen und Pflegekinder aufnehmen zu können, um sich finanziell über Wasser zu halten.
Über ihre Schützlinge hatte sie in der Nacht nachgedacht und sich eingestanden, dass sie überfordert war. Der Hof und das riesige Grundstück waren arbeitsintensiv, mal abgesehen davon, dass die Hälfte des Anwesens im Zustand einer Ruine war. Die Tiere brauchten Futter und Wasser, vor allem im Winter war das eine echte Plackerei. Sie hatte lernen müssen, mit dem Oldtimer-Traktor zu fahren, den sie in der Scheune gefunden hatten, musste Zäune ziehen und die Unterstände ausmisten. Sie brauchte die Hilfe der Jugendlichen, doch dabei bewegte sie sich am Rande der Legalität. Denn sie war nicht berechtigt, ihre Schutzbefohlenen als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen. Doch wie sollte sie die ganze ungewohnt harte körperliche Arbeit sonst schaffen? Augusta seufzte, als sie die letzte schwere Karre ausgekippt hatte. Jetzt musste sie mit dem Traktor einen neuen Heuballen platzieren, dann war das Schwerste erledigt.
Erleichtert dachte sie daran, dass sie bald Hilfe bekommen würde. Eine Studienfreundin hatte zugesagt, zunächst für ein halbes Jahr in das Projekt einzusteigen. Diese sollte am Abend eintreffen. Bis dahin musste sie praktisch ohne Pause durcharbeiten, wenn sie ihr Pensum nur halbwegs erledigen wollte.
Sie schreckte aus ihren Gedanken und bremste den Traktor, als sie jemanden am Scheuneneingang lehnen sah, ausgerechnet Elegante, ihr Pflegekind, der ältere der beiden rumänischen Brüder. Er hatte seine dunklen Haare schon wieder mit Gel in alle Richtungen gezupft, er war ein hübscher Junge und wusste das. Er galt als schwer erziehbar, da seine Stimmung innerhalb von Sekunden zum heftigen Wutanfall umschlagen konnte. Fast provokativ lächelte er. In seinem Mundwinkel klemmte eine nicht brennende Zigarette. Sie hatte ihm das Rauchen am Heulager strengstens verboten. Am Abend hatte sie Sophie und ihn beim Qualmen erwischt, ausgerechnet in der Scheune im Heu – und war außer sich.
»Guten Morgen, Elegante. Ich hoffe, du willst nicht wieder da drin rauchen«, begrüßte sie ihn bemüht versöhnlich, obwohl sie innerlich wütend war.
»Guten Morgen, Augusta, und ich hoffe, dass du dich entschuldigen willst für die Ohrfeigen. Dafür müsste ich dich anzeigen«, entgegnete er frech.
»Das würde ich nicht tun. Dann seid ihr schnell wieder im Heim«, antwortete Augusta, die von ihrem Traktor heruntergestiegen war, ihm eine Mistgabel in die Hand gedrückt hatte und sich bemühte, gelassen zu wirken.
»Was springt denn raus, wenn ich dich nicht anzeige?«, fragte er grinsend. Die Gabel hatte er an die Wand gelehnt und lief mit seinem schlaksigen Gang zum Haus zurück. Sie überlegte, ob sie ihm folgen sollte. Das fehlte noch, dass sie sich von ihrem Pflegekind erpressen ließ.
*
Sie war wieder da, konnte einfach über das Moor gehen, wie andere auf Asphalt liefen. Trug sie tatsächlich eine Krone aus Schlamm, wie sie im Dorf erzählten? Wie alt mochte sie sein? 100 Jahre oder älter? Hatte nur das Wetter draußen ihre Haut gegerbt? Nur einen Zahn hatte sie. Angeblich lebte sie in einer Hütte im Wald, und wenn im Dorf eine Katze verschwand, hieß es:
»Die Gewitterhexe hat sie geholt.« Ging sie auf die Jagd, lebte von Pilzen und Beeren, die sie im Wald fand? Wer wusste das so genau.
Es brachte Unheil, wenn man der Alten in die Augen sah. Manchmal stellte sie sich vor das Fenster und starrte. Sie weiß alles über euch, sagten die Leute. Sie kennt die Leichen, die ihr im Keller habt.
Einmal am Tag musste er auf dem Fleckchen Erde, für das er sich trotz allem verantwortlich fühlte, nach dem Rechten sehen. Es war nicht mehr so wie früher, bedauerte Henning Lüder voller Groll. Am Morgen, wenn die Fenster dunkel waren, die Autos der Pendler in den Carports standen und keines der zugezogenen Frauenzimmer hysterisch nach den Gören, dem Hund oder dem Ehegatten schrie, wirkte das Straßendorf Finstermoor friedlich wie eh und je. Ursprünglich hatten sich die Häuser auf beiden Seiten der Hauptstraße entlang gezogen, im letzten Jahrhundert hatte sich der Ort durch das Erschließen mehrerer Neubaugebiete ausgedehnt und grenzte ans Moor, in das Holzstege für die Besucher führten. Felder und Wiesen säumten den kleinen Ort an den anderen Seiten.
Sein Karree umrundete er jeden Morgen mit Arko, einem sibirischen Schäferhund, der wegen seiner Größe gefährlich aussah, aber zu seinem Ärger einen gutmütigen Charakter hatte. Nicht einmal eine kräftige Abreibung hatte das Vieh auf Zack gebracht, der Hund hatte allerhöchstens untertänig gewinselt. Der war genauso jämmerlich wie er selber, dachte er manchmal, doch dann straffte er sich. Er war hier der Ortsvorsteher wie schon seine Vorfahren. Sie waren von seinem Haus in der Mitte des Dorfes losgegangen und jetzt beinahe am anderen Ende der Straße angelangt. Er verlangsamte seine Schritte vor dem Herrenhaus, dem früheren Stammsitz seiner Familie, wie immer ballten sich seine Fäuste, als er das Tor sah, das ihm verschlossen blieb. Der alte Lehrer hatte mal die Geschichte der Ortschaft erforscht und herausgefunden, dass die Lüders schon seit über 500 Jahren in Finstermoor die Dorfschulzen stellten, sie hatten das Dorf gegründet und das Land besessen. Er war in diesem Haus geboren, und es hätte ihm zugestanden, dort eines Tages eines friedlichen Todes zu sterben, aber seine Nichtsnutze von Verwandtschaft hatten ihn nach dem Tod der Großeltern um seinen rechtmäßigen Besitz gebracht. Er spuckte aus, als er am Bürgersteig an dem Anwesen vorüberging so wie jeden Tag.
Jetzt wohnten hier Großstädter, die es sich leisten konnten, mit dem Porsche spazieren zu fahren. Ein völlig abgehobener Typ, der sich für Tausende Euro Fenster auf alt machen ließ, das musste man sich ja einmal vorstellen. Jeder vernünftige Mensch wusste, wie die Witterung dem Material zusetzte, und setzte sich moderne Kunststoffrahmen ein, die so lange hielten, bis die nächste Generation das Haus übernahm. Aber diese Schnösel mit ihrer weltfremden Landromantik ließen sich für Zehntausende Euro ein Reetdach bauen und setzten ihren Edelkaten altmodische Holzfenster ein, die in ein paar Jahren völlig verrottet sein würden. Sie verstanden nichts, rein gar nichts. Die wollten wieder Moore anlegen, die seine Vorfahren mit harter Arbeit trocken gelegt hatten. Wovon sollte die Menschheit sich ernähren?
Unwirsch schüttelte er den Kopf. Das Haus lag still an der Allee, aber sonst war das eine Plage mit den kriminellen Jugendlichen. Seit die hier wohnten, ließen die Alteingesessenen nicht mehr so wie früher ihre Türen offen stehen, denn die klauten wie die Raben. Schon klar, dass die im Bett lagen um diese Uhrzeit, einer vernünftigen Arbeit gingen solche Menschen ja nicht nach.
Sein Blick fiel auf den Spruch über dem Tor: »Segne Herr dieses Haus und alle, die in ihm wohnen. Erbaut von Mattias und Anna Lüder. 1815.« Das waren seine Urururgroßeltern, es war bitter, dass jetzt Fremde dort lebten.
Er setzte seinen Weg bis an den Ortsausgang fort, die ersten Lastwagen bretterten vorbei. Als sie aus seinem Sichtfeld waren, dachte er zurück an seine Großeltern. Die hatten im Herbst immer ein großes Schlachtfest organisiert, zu dem das ganze Dorf eingeladen war. Er konnte sich daran erinnern, wie die frische Suppe geschmeckt hatte, von der jeder Dorfbewohner einen Topf voll mit nach Hause bekam. Nie wieder hatte er so würzige Leberwurst gegessen. Doch die Neuen, die scherten sich nicht um die Traditionen, nicht einmal vorgestellt hatten die sich bei ihm, dem Ortsvorsteher. Und während die es sich im Herrenhaus gut gehen ließen, hauste er in seiner Kate, die früher für das Gesinde seiner Vorfahren gebaut worden war. Er hatte schon lange seinen Job bei Mercedes am Band aufgeben müssen, da seine Frau schwer erkrankt war, sein Vermögen hatte er für die teuren Behandlungen bei einem Heiler ausgegeben, als es Gitti wieder schlechter ging. Eine neue Stelle hatte er mit über 50 nicht gefunden. Er lebte mehr schlecht als recht davon, die Tierkörper bei Wildunfällen zu verwerten, das schloss den finalen Gnadenschuss ein, wenn die schwer verletzten Tiere überlebt hatten, erlöste er sie. Keine schöne Arbeit, aber eine, die getan werden musste und die ihn und seine Tochter über den Monat brachte.
Er war am Ende der Hauptstraße angekommen, auf der um diese Zeit nur vereinzelt erste Pendler aus den Nachbardörfern entlangfuhren. Er überquerte den Asphalt in Höhe des Sportlerheims am Schießplatz, einem schmucklosen Ziegelflachbau, an das sich das Einfamilienhaus der Betreiber anschloss. Nachdem Bäcker Müller in Rente gegangen war und die Meyers ihr Gasthaus aus Altersgründen für immer aufgegeben hatten, war die Kneipe, die an den Wochenenden geöffnet hatte, der einzige Ort, an dem sich die Dorfbewohner zumindest gelegentlich trafen. Einmal im Jahr ging es hoch her, wenn sie dort das Schützenfest feierten und der Spielmannzug durch das Dorf zog, eine dörfliche Tradition, die ihnen geblieben war. Ansonsten trafen sich an den Abenden, wenn geöffnet war, eine Handvoll der Übriggebliebenen, wie er sie nannte. Die Alteingesessenen, die immer weniger wurden.
Die Hansens, die jahrzehntelang die Schießanlage und die Gaststube betrieben hatten, waren in Rente. Die heutigen Wirte waren Ausländer, das hätte es früher nicht gegeben. Angeblich waren das Russlanddeutsche, doch die konnten Deutsch nur radebrechen. Er schüttelte den Kopf, traurige Zeiten waren das für Finstermoor. Das Dorfleben von früher gab es nicht mehr. Die jungen Leute wollten heute alle nach Hannover, Hamburg oder gleich Berlin. Das konnte er nicht verstehen, das war ihm immer zu stressig, wenn er die Menschenmassen sah. Es war schon ein paar Jahre her, seit er dort nicht mehr gewesen war; damals hatte er Gitti in Hamburg im Klinikum besucht.
Er ließ seinen Blick über die Anlage mit dem Schießplatz des Finstermoorer Schützenvereins schweifen und dachte an die Feste, die sie früher hier gefeiert hatten; doch das war lange her. Von der Straße aus war er in einen kleinen Pfad zwischen dem Maschendrahtzaun der Sportanlage und einem Kartoffelacker eingebogen, der durch ein Kiefernwäldchen zum Moorpfad führte und die westliche Begrenzung des Dorfes darstellte.
Er schreckte auf, als Arko ungewöhnlich heftig anschlug, und Henning Lüder schaute grimmig zu der heruntergekommenen Kate hinter dem Schießplatz, aus der ein ohrenbetäubendes Gekläffe einsetzte. Das war ein weiteres ehemaliges Gesindehaus gewesen, in dem die Knechte und Mägde gelebt hatten, die auf den Feldern oder in den Ställen seiner Vorfahren gearbeitet hatten. Drei von sechs alten Katen, die einmal zum Lüderhof gehört hatten, standen noch. Diese war in einem beklagenswerten Zustand. Vom Reetdach war nur eine grünliche Masse übrig, das ganze Grundstück lag voller Müll, der teilweise schon wieder von Gestrüpp überwachsen war. Wie viele Hunde mochte der Verrückte dort halten? Der hätte längst in die Klapsmühle gehört, auch wenn es kein Zugezogener war. Aber die Behörden hatten Angst, er drohte, jeden, der sein Grundstück betrat, sofort zu erschießen. Zum Glück wohnte er nicht in Hörweite von dessen Tierpension oder was immer der Bastard auf seinem Land mit seinen Dreckskötern trieb. Er musste Arko mit ganzer Kraft festhalten, damit der nicht losstürmte. Aber der Irre hatte um sein Anwesen Stacheldraht gezogen. Überall am Zaun hingen »Betreten verboten«-Schilder mit dem Hinweis, bei Zuwiderhandlung werde geschossen.
An der Rückseite des verkommenen Areals, auf dem der zusammengefallene Schuppen völlig überwuchert worden war und sich dichtes Unterholz gebildet hatte, befand sich der protzigste Neubau des Dorfes. Hinter einem Palisadenzaun erstreckte sich ein raspelkurz geschnittener Rasen um eine weiße Villa, die mit ihren Säulen und einem goldenen Gitter vor dem Balkon nicht in ihr Moordorf passte. Der Besitzer, Eduard Scholten, wurde regelmäßig bei ihm, dem Dorfvorsteher, vorstellig, um sich über den Lärm und den Gestank der Hundepension zu beschweren. Er meldete angebliche Umweltverbrechen, wenn sein Nachbar mitten in der Brutzeit irgendeine Eiche umsägte oder Abfall auf seinem Grundstück verbrannte. Da konnte er sich ein klein wenig Schadenfreude nicht verkneifen, was dachte der reiche Schnösel? So ist eben das Landleben. Der hatte als Manager in der Ölbranche vermutlich Millionen gescheffelt. Warum zog er nicht in einen der reichen Hamburger Vororte, wenn es ihm in Finstermoor nicht passte? Obwohl Lärm und Gestank vom Nachbargrundstück extrem waren. Aber mit Holger Waldmann, der die Tierpension betrieb, würde er sich als ehrenamtlicher Ortsvorsteher garantiert nicht anlegen, er hatte eine Tochter zu versorgen. Sein Vorgänger hatte versucht, dem Mann ein Stück Feld an der Hauptstraße für den Bau eines Radwegs in den Nachbarort abzuhandeln.
Nachdem Holger Waldmann den Verkauf abgelehnt hatte, sollte er vom Kreis enteignet werden. Er erinnerte sich genau, was der ehemalige Ortsvorsteher, ein Onkel von ihm, erzählt hatte. Der Mann kam in Schwarz gekleidet, mit einer Sturmhaube und zwei Pitbulls im Schlepptau in sein Büro gepoltert und fuchtelte mit einem Gewehr herum.
»Keine Ahnung, was das war, aber zumindest keine Schrotflinte«, hatte sein Vorgänger berichtet. Er hatte starr vor Angst hinter dem Schreibtisch gestanden.
»Wer mein Land enteignet, erklärt mir den Krieg. Das ist exterritoriales Gebiet, die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland scheren mich einen Dreck«, brüllte ihn der Waldschrat an.
»Da kannst du nichts tun, nur ruhig bleiben und den Blickkontakt vermeiden«, so der Onkel. Dabei hatte er recht, denn er kam glimpflich aus der Situation heraus. Der Irre hatte ihm gedroht. »Das war nur ein Höflichkeitsbesuch, beim nächsten Mal wird es ernst!«
Dann war der Mann hinausgestürmt, hatte die Scheiben des Autos von seinem Onkel zerschossen und drohend die Faust in dessen Richtung erhoben. Davor hatte er zudem zahlreiche in einem komischen Rechtskauderwelsch verfasste Dokumente an die Verwaltung geschickt und sein Grundstück zum eigenen Staat erklärt; er weigerte sich, sein Tor zu öffnen, und drohte sofort mit Waffen, sobald sich jemand nur näherte. Seinen Ausweis und seinen Führerschein hatte er eingeschickt, mit einer Austrittserklärung aus der angeblich nur auf dem Papier bestehenden Bundesrepublik Deutschland. Damals waren die Behörden damit völlig überfahren, mittlerweile gab es deutschlandweit Tausende solcher Spinner. Nannten sich wohl »Reichsbürger«. Gleich zwei von der Sorte hatten sie im Dorf. Der Bastard und sein nichtsnutziger Großcousin, der dumme Kuhbauer, hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Sein Vorgänger hatte das Projekt wegen der Drohungen sang- und klanglos beerdigt.
Das ohrenbetäubende Kläffen hatte sich gelegt, als er sich mit Arko entfernt hatte und von der Hundepension nicht mehr zu sehen war. Er ging den Weg weiter und wartete, bis sein Hund die Laternenpfähle gründlich beschnüffelt und markiert hatte. Vor sich sah er die Wasserfläche des Moors, aus dem verrottende Baumstümpfe wie schwarze Zahnreste ragten, halb verdeckt von dichten Nebelschwaden. Er ging nicht gerne dort entlang, trotz der neuen Holzstege für die Wanderer. Zu viele Menschen und Tiere waren auf diesem unheimlichen Boden versunken und qualvoll umgekommen. Als Kind war er einmal in ein Moorloch gefallen, je mehr er gestrampelt hatte, desto tiefer sackte er ein. Als nur noch sein Kopf herausschaute, hatte ihn der Großvater entdeckt. Auf einem Brett war der alte Mann herangerobbt, hatte ihn in letzter Minute an den Haaren gepackt und mühsam aus dem Schlammloch gegraben. Manchmal träumte er davon.
Er pfiff kurz und bog dann in die zweite Häuserzeile der Schulstraße ein, an einigen Ferienhäusern vorbei, die fast das ganze Jahr leer standen, bis zum anderen Ende der Ortschaft, wo sich das Schulgebäude und der Fußballplatz befanden. Ein Gehege mit Schafen und Rehen bildete den östlichen Abschluss des Ortes, dort bogen sie auf den Wacholderweg ein, der wieder zur Bundesstraße und seinem Haus führte.
Er war jetzt fast angekommen, da hörte ein »Moin« von der anderen Seite – das war einer der Neubewohner, Herbert Löwen, ehemaliger Frachterkapitän, der wegen einer angeblichen Depression berufsunfähig war und sich mit einer stattlichen Rente ein schönes Leben machte. Deprimiert sah er selten aus. Getrübt wurde das Glück nur von seinem Nachbarn, Holger Waldmann, dem Hundemann. Der ehemalige Seefahrer überschüttete ihn ebenfalls mit Beschwerden, weil ihm das Gebell von nebenan den Schlaf raubte. Er lebte im dritten Häusling, so hießen die Nebengebäude der Herrenhäuser. Löwen hatte versucht, seinen unliebsamen Nachbarn mit Klagen zur Räson zu bringen, auch dieser Versuch scheiterte. Seine Kate war, im Gegensatz zu der verwahrlosten Hundepension, ein Schmuckstück mit saniertem Fachwerk, Reetdach und einem prächtigen Garten, in dem derzeit Astern in allen Farben blühten. Martha, die Frau des Kapitäns, hatte ein grünes Händchen. Über sie gab es Gerüchte, die im Dorf die Runde machten. Er war am Ende seiner Tour angekommen und grinste süffisant beim Blick auf das Anwesen der Löwens auf der anderen Straßenseite. Angeblich hatte Martha, die Noch-Ehefrau des Kapitäns, die in einer ausgebauten Scheune auf dem gleichen Grundstück wohnte, ein Verhältnis mit dem Irren von nebenan. Die Löwens ließen sich scheiden. Unvorstellbar, dass sie sich mit so einem Waldschrat einließ. Aber die Zugezogenen waren merkwürdige Menschen. Er seufzte. Finster blickte er auf die andere Straßenseite, wo sein Großcousin Volker durch den Matsch zu seinem Viehzeug stapfte. Der Verräter würdigte ihn keines Blickes, sie grüßten sich schon lange nicht mehr. Dann sah er auf die Uhr, beschleunigte seinen Schritt und schloss die Tür auf. »Michelle, aufstehen«, rief er hinein.
Ein Lächeln glättete seine Falten bei dem Gedanken an seine Tochter, bis er seine Brauen wieder zu seinem üblichen grimmigen Ausdruck zusammenzog. Denn er dachte daran, dass seine Kleine, sein Ein und Alles, nicht seine Ansichten teilte. Sie hatte sich sogar dieser Fremden, die im Herrenhaus wohnte, an den Hals geworfen, nannte sie ihre beste Freundin. Immer wollte sie jetzt zu dieser verzogenen Göre, statt ihren Nachmittag nach der Schule mit ihrem Vater zu verbringen, der sie über alles liebte. Das musste ein Ende haben. Er wollte nicht, dass sie Umgang mit diesen Leuten hatte. Die passten nicht zu ihnen. Heute würde er ihr das klarmachen, dass es so nicht weiterging. Notfalls würde er sie ab sofort direkt von der Schule abholen, damit sie sich die Flausen gleich aus dem Kopf schlug.
Immerhin hatte ihre Mutter mal den Tisch eingedeckt. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck ließ sich Sophie auf den Stuhl fallen, vor dem ihre Fototasse mit dem Bild ihres Ponys stand. Bis auf das Geschirr befand sich nichts auf dem Tisch. »Sollen wir uns von Luft ernähren?«, motzte sie, obwohl sie allein im Raum war. Wieder hatte Mutter kein Frühstück zustande gebracht. Trotzig knallte sie die Tasse auf den langen Holztisch in der Mitte der Küche, vor dem bodentiefen Fenster den Blick auf den Hof freigaben. Die Alte war weit und breit nicht zu sehen, da entdeckte sie einen gelben Zettel auf ihrem Platz.
»Sophiechen, kannst du bitte für dich und die Kinder Frühstück machen? Der Esel hat eine Kolik«, stand darauf. Wie sie es hasste, so genannt zu werden. Und es war mal wieder typisch, diese blöden Esel, Sandiego und Antonio, stellten dauernd irgendeinen Mist an, das war dann niedlich. Und bei ihr rastete Mutter aus, wenn sie etwas ausgefressen hatte, so wie am Abend vorher. Die Viecher waren halt wichtiger!
Sie zitterte vor Wut, beinah wäre der Holzstuhl umgefallen, als sie aufsprang. Sie war doch nicht die Arbeitssklavin. Nicht nur, dass weder ihr Kakao fertig war noch die Cornflakes bereitstanden. Schon lange hatte sie keine Schulbrote mehr bekommen. Sie sollte gar die Familie mitversorgen. Sie stutzte, das war ja nicht einmal Verwandtschaft, diese ganzen Spackis, mit denen sie sich in der Schule blamierte. Dabei hatte sich ihre Mutter gestern etwas Übles geleistet. Sie hatte sie geschlagen, so richtig die Hand ins Gesicht klatschen lassen, dass es brannte.
Bloß weil sie in der dämlichen Scheune geraucht hatten. Das machten doch alle in ihrer Klasse! Wie borniert war ihre Alte? Sophie rannte die Treppe wieder hinauf und warf sich auf ihr Bett, die anderen sollten nicht mitbekommen, dass sie heulte.
Augusta war die ganze Zeit bei den Tieren oder mit den Pflegekindern beschäftigt. Sophie kam sich an manchen Tagen vollkommen überflüssig vor. Die merkte nichts mehr, hatte keine Ahnung, wie sie sich fühlte. Zum Glück hatte sie ihr Pony Max, das für sie da war, immer gut gelaunt und sanft. Der Wallach stupste sie mit der Nase an, wenn sie traurig war, und tröstete sie. Er freute sich, sie zu sehen, wieherte ihr entgegen. Anders als ihre Erzeuger, die waren doch nur auf ihren Selbstverwirklichungstrips. Warum schafften sich solche Leute Kinder an?
So durchgedreht, wie ihre Mutter war, konnte sie nachvollziehen, dass Felix sich eine andere gesucht hatte. Eine, die nicht den ganzen Tag nörgelte und von Problemen erzählte, sondern so war wie Mama früher, als sie abends an Sophies Bett saß, Geschichten vorlas oder wilde Abenteuermärchen erfand. »Sag mir mal einen Namen, ein Tier, eine Pflanze und eine Stadt.« Das war ihr Ritual gewesen, und dann hatte sie die tollsten Dinge daraus gesponnen. Das war so lange her, und es gab nicht die ganzen anderen Kinder, die Sophie meistens kräftig auf die Nerven gingen. Bis auf Elegante, das war ihr Freund. Reden konnte man mit dem nicht, schon allein deshalb, weil er ein Junge war. Und sein Deutsch war nicht das beste.
Mit Papa hatte es keinen Sinn, der war nur peinlich mit seinem jungen Ding. Sophie schluchzte laut in ihr Kissen, als sie an ihren letzten Besuch in Hamburg dachte. Der wohnte jetzt in so einer fabrikartigen Dachgeschosswohnung fast ohne Möbel mit dieser dämlichen Tussi, die rosa Klamotten trug. Wie geschmackvoll, mit seiner Sekretärin zu ficken, wenn man Frau und Tochter hat. Sophie war zwischen Traurigkeit und Wut hin und her gerissen. Sie hatte Felix beim letzten Treffen klipp und klar gesagt, dass sie mit der Tussi, die sie peinlich fand, nichts zu tun haben wollte und nicht mehr nach Hamburg käme, solang sie die sehen musste. Das hatte sie ihm im Auto mitgeteilt, als er sie wieder auf den Hof gebracht hatte. Er hatte anders reagiert, als sie gehofft hatte.
»Du wirst ja eine richtige Bäuerin, kommst nach deiner Mutter«, das waren die letzten Worte, die sie mit ihrem Vater gewechselt hatte. Und sie taten weh! Sie hatte auf sein Verständnis für ihre Gefühle gehofft und dass er sich künftig Zeit für sie nehmen würde, dass sie beide Papa-Tage im Schwimmbad oder im Zoo verbringen würden. Sie war immer ein bisschen neidisch gewesen, wenn ihre Freundin Maya aus ihrer alten Klasse in Hamburg von ihren Papa-Tagen erzählt hatte und sogar fast jedes Mal ein neues Spielzeug bekommen hatte. Aber Felix hatte so gar keine Lust, etwas gemeinsam zu unternehmen. Er hatte sie ernsthaft mit seinem Barbie-Püppchen losschicken wollen. Er rief immer seltener an und wenn, dann legte er schnell wieder auf. Sie hatte gehört, wie er nebenbei auf seinem Computer tippte. Er schien immer nur mit einem Ohr zuzuhören. Sophie stand auf und nahm das Bild von ihrem Papa, das ihn eingebuddelt am Strand zeigte. Das war im letzten Urlaub in Griechenland, bevor sie hierhergezogen waren. Danach hatten die beiden immer nur am Hof gebaut, bis Papa genug von ihnen und den Tieren gehabt hatte.
Nach ihrer letzten Fahrt hatte er sie kein einziges Mal besucht, es gab einen lautstarken Streit zwischen ihren Eltern am Telefon, da sie sich weigerte, Papa zu besuchen.
Sie sah auf die Uhr und sprang erschrocken auf. Sie musste schnell ihre Schulsachen packen und schmiss die Bücher in die Tasche, als sie hörte, wie ihre Mutter ihren Namen rief, und schrie zurück:
»Ich komme.« Sicher würde die schon wieder wütend sein, weil sie das Frühstück nicht gemacht hatte. Deshalb würde sie erst im letzten Moment mit ihrer Schultasche nach unten rennen, ihre Jacke vom Haken reißen und gleich ins Auto einsteigen.
Der einzige Lichtblick heute war die Schule, denn dort traf sie ihre beste Freundin. Zufällig war sie neben sie gesetzt worden, und sie waren vom ersten Tag an ein Herz und eine Seele. Denn Michelle verstand, was sie durchmachte. Sie hatte vor einigen Jahren ihre Mama verloren. Die anderen Kinder konnten sich nicht vorstellen, wie das war, ein Elternteil zu verlieren. Sophie musste wieder weinen und wischte schnell die Tränen weg. Ihre Klassenkameraden würden sie auslachen, wenn sie verheult aussah, und ihre Mutter hatte sie schon lange nicht mehr in den Arm genommen. Nur ihrer Freundin konnte sie alles sagen, oft verbrachten sie Stunden nach der Schule im Stall oder in ihrem geheimen Schloss, wo sie niemand finden konnte. Michelle hatte ihr dort gestern ein Geheimnis erzählt, über das sie mit keinem sprechen durfte. Das war furchtbar, und Sophie überlegte, was sie am besten tun sollte. Denn vielleicht hatte ihre Freundin darüber gesprochen, weil sie sich Hilfe wünschte. Sie hatte klar gesagt, dass sie das alles nicht mehr aushielt. Aber wie könnte sie ihr helfen?
Wenn Mama wieder normal würde, hätte sie sich ihr anvertraut. Früher hatte ihre Mutter immer einen Rat gewusst, auch bei üblen Dingen, wie damals, als sie im kleinen Laden auf ihrer Straße in Hamburg Schokolade geklaut hatten. Es war eine Mutprobe, und kurz darauf tat es ihnen leid. Denn Onkel Özcan, der das Geschäft führte, war immer freundlich und schenkte den Kindern Leckereien. Aber heute war ihre Mutter keine Hilfe mehr so wie damals, als sie die Süßigkeiten heimlich wieder zurückgeschmuggelt hatte. Vielleicht könnte Michelle ja mit Henry reden. Das war ihr Freund, den niemand im Dorf mochte. Er hatte angeboten, dass sie zu ihm kommen könnten, wenn es ihnen schlecht ginge. Er wisse genau, was sie fühlten, und könne helfen. Als Kind hatte er hier im Ort gelitten, weil er ein Fremder war. Seit er groß war, hatte er keine Angst, vor nichts und niemandem. Das glaubte ihm Sophie sofort, so entschieden, wie er das sagte. Menschen, die Tiere mögen, sind gut, das wusste sie. Das hatte ihre Oma immer gesagt. Sie hörte ein wütendes Rufen.
»Sophie, komm jetzt endlich. Wir müssen in fünf Minuten los.« Stampfende Schritte kamen die Treppe hinauf, sie hatte eines der Kinder geschickt, sie zu holen. »Ich bin ja schon da.« Sophie schnappte die Tasche und hätte beinah Elegante umgerannt.
Mit einem Lächeln steckte er ihr einen Trinkkakao und eine Brottüte zu. Sie schämte sich, eine Träne tropfte auf ihre Schultasche. »Danke«, murmelte Sophie, und er nickte nur.
Er war manchmal so ein Schatz, nie wieder würde sie ihn Spacki nennen. Er war einer der wenigen Menschen, der sie verstand, ohne viele Worte. Sie rannten über den Hof und stiegen in den Familienbus. »Na endlich«, schimpfte Augusta, die nicht gemerkt hatte, wie verheult sie war. Manchmal hatte es einen Vorteil, dass die sich einen Dreck um sie scherte. Sie hätte sich gescheut, vor den anderen zu erklären, warum sie geheult hatte. Endlich waren sie an der Schule. Grußlos sprang Sophie aus dem Auto und rannte in den zweiten Stock in ihre Klasse.
Margo zwängte sich mit ihrem riesigen Koffer in den voll besetzten Bus, wo sie sich zwischen Schulmädchen quetschte. Neben einem verlassenen Bauernhof stieg sie aus und wartete an der Straße, die rechts und links tiefe Gräben säumten. Das nächste Haus lag mindestens einen halben Kilometer entfernt. Traktoren mit Anhängern rasten mit geringem Abstand vorbei, sie musste ihren Koffer abstellen, um nicht in das Wasser zu fallen. Die zerschlagenen Scheiben einer Bäckerei gegenüber sahen nicht vertrauenserweckend aus, die Tür war geschlossen. Keine Menschenseele entdeckte sie, der Ort schien wie ausgestorben. Augusta wollte sie abholen, doch Margo hörte immer wieder die Ansage der Mailbox. Sie hatte den Zug verpasst, dann musste sie ewig auf den Bus warten und kam mit zwei Stunden Verspätung an.
Der Anruf ihrer Freundin Augusta hatte sie genau zur richtigen Zeit erreicht. Zuerst war in ihrer Hafenhalle Asbest gefunden worden, zudem hatten die Baugutachter Schadstoffe im Fabrikfußboden festgestellt. Das Gebäude wurde sofort gesperrt, ihre gut laufenden Kunstnächte kamen von einem Tag auf den anderen zum Erliegen, sie hatte über Monate Buchungen von Malschülern, die sie stornieren musste. Das Dach ihres Wohnhauses sollte ebenfalls erneuert werden, der Vermieter hatte das Loft gekündigt. Ein Anwalt erreichte, dass sie nur für sechs Monate ausziehen musste. Er hatte geraten, so lange auf Reisen zu gehen. Sie hatte von Japan geträumt, Singapur oder Thailand. Doch der Blick auf ihre Kontoauszüge machte die Entscheidung einfach. Dann eben Finstermoor. Sie freute sich auf Augusta, die sie lange nicht gesehen hatte.
Wahrscheinlich hatte die Freundin vergeblich gewartet – und die Benachrichtigung nicht bekommen. Margo hoffte, dass Augusta ihre Mailbox abhörte. Sie war gespannt auf das gemeinsame Projekt. Die Arbeit mit den Jugendlichen hatte sie gereizt, die Stelle wurde vom Jugendamt gut bezahlt. So viele Arbeitsangebote bekam man als Malerin nicht auf dem Silbertablett serviert. Mit Augusta hatte die Chemie immer gestimmt, sie würden ein gutes Team. Sie hatte die Freundin damals vermisst, als sie nach Hamburg gezogen war.
Sie wechselte die Seite mit dem Koffer und keuchte. Was für eine unwirtliche Gegend – und für Fußgänger war die Straße absolut nicht ausgelegt. Weit und breit war kein Auto zu sehen. Sie versuchte, Augusta anzurufen. Doch zu allem Überfluss war der Empfang auf ihrem Handy zu spärlich, das Internet funktionierte nicht, es gab kein Taxi weit und breit, und allmählich fror sie in dem kühlen Wind. Sie beschloss, in die Richtung zu laufen, in die der Bus verschwunden war, vielleicht konnte sie telefonieren? Keuchend stellte sie das Gepäck ab, sie war an einem zweistöckigen Gebäude mit dem Logo der Kreissparkasse angekommen, doch die Bank war geschlossen. Ein Restaurant-Schild leuchtete ein paar 100 Meter weiter an einem See. Moorteufel las sie, als sie das Ziel fast erreicht hatte, an dem Backsteinbau mit Wintergarten und Terrasse. Ein See glitzerte dunkel im Hintergrund.
Sie trat in die mit dunklem Holz getäfelte Gaststube, wo eine Stammtischrunde laut lachte. Ihre Augen mussten sich erst an das schummrige Licht der Lampen mit braunen Samtschirmen anpassen. Bei ihrem Eintreten verstummten die Gäste, auf ihr »Moin« kam keine Antwort. Die mittelalten Männer in Latzhosen saßen in einer Ecke des Raums an einem runden Tisch und musterten sie skeptisch. An den Wänden hingen ausgestopfte Fische und ein röhrender Hirsch. Nachdem niemand geantwortet hatte, trat sie an den Tresen. Dahinter stand eine etwa 70-jährige Frau mit silbernen Haaren mit Rotstich, zu einer beeindruckenden Masse auftoupiert. Auf ein zweites »Moin« in ihre Richtung presste die Frau irgendein unverständliches Wort zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor und zapfte weiter, ohne sie anzusehen.
»Hallo, darf ich bitte telefonieren?«, bat Margo.
Die Frau sah auf und musterte sie von oben bis unten. »Warum das denn? Können Sie das nicht zu Hause machen, statt unsere Runde zu stören?« Darauf ging sie in den Hinterraum. Margo rief ihr hinterher.
»Ich besuche eine Freundin, habe keinen Empfang. Das wäre wirklich nett, dann bin ich gleich weg und störe nicht länger.«
Die Frau tauchte mit einem Teller voller Bouletten wieder auf und knallte diesen auf den Tresen. »Tjark, Futter«, rief sie in Richtung der Männer. Ein übergewichtiger Gast brachte den Proviant zum Tisch.
Mit unwilligem Gesichtsausdruck wandte sie sich wieder Margo zu und knurrte: »Na dann.« Sie stellte ein schwarzes Festnetztelefon mit Wählscheibe auf den Tresen.
»Wie das geht, weißt du ja wohl?« Sie musste ihren verdutzten Blick bemerkt haben. So einen Apparat hatte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Die Wirtin ließ sie nicht aus den Augen, während sie wählte.
Endlich hatte sie Augusta in der Leitung. »Margo? Ach ja, du kommst ja heute an. Schon unterwegs …« Das klang überrascht. Hatte sie ihre Ankunft komplett vergessen? Sie schilderte ihr, wo sie sich befand. Als sie aufgelegt hatte, bedankte sie sich. Die Bedienung sah an ihr vorbei, nahm unwirsch das Telefon an sich und beachtete sie nicht weiter.
Zehn Minuten später hielt der dunkelblaue verbeulte Bus vor dem Restaurant. Sie umarmten sich, dann stieg Margo ein. »Entschuldige bitte, ich hatte vergessen, wann du kommst«, sagte Augusta. Sie wirkte fahrig und zerstreut.
Rasant fuhr ihre Freundin die Hauptstraße weiter an Birkenwäldchen vorbei, Wiesen und Flächen, auf denen das Wasser glitzerte. »Schau mal, das ist das Ahlenmoor. Hier gibt es einen Erlebnispfad, da kannst du einen herrlichen Spaziergang machen«, deutete sie vor sich. »Eine faszinierende Landschaft, aber gefährlich.« Sie bog auf eine größere Straße ein.
»Von hier geht es immer geradeaus«, erklärte ihre Freundin. »Finstermoor zieht sich über mehrere Kilometer an der Straße entlang«, schickte sie schnell hinterher, denn sie hatte Margos fragenden Blick aufgefangen.
»Wir sind fast da«, kündigte Augusta an, als sie das Ortsschild passierten. Das Haus von Gustl, wie sie ihre Freundin früher genannt hatte, und Felix stand am Ende des Dorfes.
Sie holperten einen Weg mit Pflastersteinen hinauf, an dessen beiden Seiten borstige Weiden mit komischen Gesichtern standen, und fuhren auf ein zweistöckiges Fachwerkhaus mit einem Turm zu, durch einen Torbogen in den Hof. Das war ein stattliches Haus, dessen repräsentativer Stil sich von den niedrigen Bauernkaten abhob. Margo sah sich überrascht in dem Innenhof um, denn die Rückseite des Anwesens wirkte weit weniger nobel, als sie das von Gustl und Felix erwartet hätte. Nur das Quergebäude hatte eine sanierte Fassade, die anderen Gebäuderiegel des Vierseitenhofs waren in einem ruinösen Zustand, zudem wucherte überall Unkraut; alte Geräte, Holzbalken und Eimer lagen im Hof herum.
Außen hui, innen pfui, dachte Margo, das schien gar nicht zu der Augusta, die sie vom Studium kannte, zu passen, denn die war eine Perfektionistin gewesen.
Augusta bemerkte ihren Blick. »Ich schaffe es kaum, das ist ein Riesenprojekt.«
Sie sprach nur in der Einzahl. Doch Margo verkniff sich die Frage, warum Felix nicht in die Hände spuckte oder zumindest ein ganzes Regiment von Handwerkern engagierte. Geld genug verdiente er doch in seiner Agentur.
Augusta sah sie bittend an, als hätte sie ihre Gedanken geahnt: »Du lässt mich nicht im Stich, auch wenn es bei uns momentan chaotisch ist, oder?«
Margo fühlte sich ertappt, denn genau das hatte sie überlegt. Die Reise nach Japan wäre zwar teurer, aber deutlich entspannter.
»Was glaubst du denn, wir sind Freundinnen. Und im Chaos bin ich Königin, das weißt du doch«, beteuerte sie stattdessen.
Zum ersten Mal zeigte ihre Freundin ein zaghaftes Lächeln, und Margo schämte sich für ihre Gedanken.
Sie hatte bemerkt, dass ihre ehemalige Kommilitonin tiefe dunkle Augenringe hatte. Zuletzt hatte sie Gustl einmal in Hamburg besucht, doch seitdem hatte diese sich verändert. Ihre Hände waren von der harten Arbeit rau wie die einer Fabrikarbeiterin. Ihre roten Haare waren in ein wirres Knäuel am Hinterkopf zusammengesteckt, sie hatte ein paar graue Strähnen entdeckt. Sie trug fleckige Jeans, und ihre helle Jacke hatte einen halb abgerissenen Ärmel und war rundum mit braunen Flecken bedeckt. Sie dachte an das elfenartig schöne Mädchen mit fantasievollen Kleidern zurück, das schien lange her zu sein.
»Ich kam gerade aus dem Stall«, erklärte ihr Augusta, als hätte sie ihre Gedanken erraten. »Den zeige ich dir gleich mal.«
Doch Margo war nicht der große Landwirtschaftsfan. Sie deutete auf ihre Absätze und den Koffer. »Kann ich das erst mal unterbringen, dann machen wir den Rundgang?«, schlug sie vor.
»Oh entschuldige, ich zeig dir dein Zimmer.« Augusta stemmte den schweren Koffer hoch und ging ins Haus.