Landschaftsfotos nach Plan - Salke Hartung - E-Book

Landschaftsfotos nach Plan E-Book

Salke Hartung

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Beschreibung

Beeindruckende Landschaftsfotos mit Himmelsereignissen durch Planung mit PhotoPills und anderen Tools

  • Gezielte Planung von speziellen Konstellationen mit Mond, Sonne und Milchstraße, Finsternissen und Meteoritenschauern
  • Erklärung und praktische Anwendung aller Planungsmodule von PhotoPills
  • Weitere hilfreiche Tools und Websites wie Lightpollution Map und Kachelmannwetter

Durch die gezielte Planung von Landschaftsaufnahmen lässt sich die Quote an herausragenden Bildern enorm steigern. So können Sie Ereignisse wie Sonnen- und Mondfinsternisse, Meteoritenschauern oder spezielle Konstellationen mit Mond, Sonne und Milchstraße nutzen, um Bilder mit Wow-Faktor zu kreieren.
Das Buch führt anhand mehrerer Planungstools, in dessen Zentrum die App PhotoPills steht, durch den kompletten Prozess, erläutert die einzelnen Werkzeuge im Detail und zeigt mit zahlreichen Praxisbeispielen die Möglichkeiten und das Potenzial von geplanten Aufnahmen auf.
Lernen Sie, wie Sie PhotoPills und andere Tools einsetzen, um komplexe Konstellationen von Himmelsereignissen für spektakuläre Aufnahmen von Landschaften und Stadtlandschaften zu kreieren. Erweitern Sie Ihr Repertoire und lernen Sie eine neue Art zu fotografieren kennen.

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Salke Hartung ist promovierter Informatiker und seit mehr als 10 Jahren Landschaftsfotograf aus Passion. Seine Schwerpunkte sind die Fotografie von Stadtlandschaften sowie die Nachtfotografie. Er ist Administrator der Facebook-Gruppe »Landschaftsfotografie mit Anspruch«, Betreiber des Facebook-Projekts RAWcketScience und wurde im Januar 2022 zum »PhotoPiller of the Month« gekürt.

www.salkehartung.de

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Salke Hartung

Landschaftsfotosnach Plan

Himmelsereignisse über Stadt und Land –erkunden, planen und umsetzen mit PhotoPills

Salke Hartung

[email protected]

Lektorat: Rudolf Krahm

Lektoratsassistenz: Anja Weimer

Copy-Editing: Karin Wempe, Hamburg

Layout: Petra Strauch, Bonn

Satz: Ulrich Borstelmann, www.borstelmann.de

Herstellung: Stefanie Weidner, Frank Heidt

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de, unter Verwendung einesFotos des Autors

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Print

978-3-86490-934-4

PDF

978-3-96910-902-1

ePub

978-3-96910-903-8

mobi

978-3-96910-904-5

1. Auflage 2023

Copyright © 2023 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

Bildnachweis:

Sofern nicht anders vermerkt, wurden die Fotografien in diesem Buch vom Autor aufgenommen.

Hinweis:

Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.

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Inhaltsverzeichnis

1Einleitung

1.1Vorwort

1.2Für wen ist dieses Buch?

Welcher Wissensstand wird benötigt?

Welche Ausrüstung wird benötigt?

1.3Aufbau des Buches

1.4Erklärung der verwendeten Icons

2Motivation und Planungsprozess

2.1Was bedeutet »Landschaftsaufnahmen planen«?

2.2Warum Bilder planen?

Ausbeute und Qualität erhöhen

Besondere Motive berücksichtigen

Beschäftigung für graue Tage

Präzise Wahl des Equipments

Struktur und Organisation

Ausrüstung maximal ausreizen

Vereinbarkeit mit Familie und Beruf stärken

Auszeiten terminieren

Die Umsetzung erleben

2.3Grenzen der Planbarkeit

Wetter

Aufnahmestandort nicht zugänglich

Unvorhersehbare, störende Bildelemente

Andere Termine

2.4Der Planungsprozess

Ideenfindung und Erkundung

Aufnahmeplanung

Umsetzung

2.5Wo bleibt die Kreativität?

2.6Ein erstes Beispiel

3PhotoPills

3.1Was ist PhotoPills?

3.2Erste Schritte

3.3Aufbau der App

Mein Zeug

Pills

Lernzentrum

Erstkonfiguration

Grundlegende Konzepte

Widgets

3.4Die Pills

Aufbau einer Pill

Die Pill »Sonne«

Die Pill »Mond«

Die Pill »Belichtung«

Die Pill »Schärfentiefe (DoF)«

Die Pill »Sichtfeld (FoV)«

Die Pill »Schärfentiefetabelle«

Die Pill »Hyperfokaltabelle«

Die Pill »Nacht-AR«

Die Pill »Meteorschauer«

Die Pill »Sternspuren«

Die Pill »Sterne als Punkte«

Die Pill »Zeitraffer«

Die Pill »Timer«

Die Pill »Objektdistanz«

Die Pill »Äquivalente Brennweiten«

3.5Der Planer

Übersicht über das Interface des Planers

Top-Panels

Karteneinstellungen

Arbeiten mit der roten Nadel

Der Zeitstrahl

Arbeiten mit Sonne und Mond

Arbeiten mit der Milchstraße

Arbeiten mit Meteorschauern

Arbeiten mit Finsternissen

Arbeiten mit der schwarzen Nadel

Die Kartenwerkzeuge nutzen

Sonne und Mond in Position bringen

Anpassung an Höhe über Horizont

Pläne erstellen, speichern und verwalten

3.6Backup und Wiederherstellung

4Ergänzende Planungswerkzeuge

4.1Werkzeuge für die Nachtfotografie

Light Pollution Map (LPM)

DarkSiteFinder (DSF)

Stellarium

Anwendungszwecke

4.2Die Sonne verfolgen

Sun Surveyor Lite

Sun Locator Lite

4.3Wetter

Clear Outside

Meteoblue

Windy

Kachelmannwetter

4.4Erkundung und Aufnahmestandortsuche

Die Google-Familie

Andere Kartendienste

4.5Aufnahmeplanung

Alternativen zu PhotoPills

Kleine Helfer

5Praxisbeispiele

5.1Sonnenaufgänge in Berlin

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.2Goldene Stunde in der Sächsischen Schweiz

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.3»Die Goldelse« und der Mond

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.4Milchstraße in Mecklenburg-Vorpommern

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.5Meteorschauer Perseiden

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.6Der Ruf zur Sonne

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.7Der Mond auf der Spitze

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.8Die drei Türme

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.9Vollmond hinter dem Fernsehturm

Bildidee

Planung

Umsetzung

5.10Nebel im Elbsandsteingebirge

Bildidee

Planung

Umsetzung

Nachwort

Stichwortverzeichnis

324 mm | f7,1 | 0,3 s, 1,3 s, 5 s | ISO 400

1Einleitung

Wer sich der Praxis hingibt ohne Wissenschaft, ist wie der Steuermann, der ein Schiff ohne Ruder und Kompass besteigt und nie weiß, wohin er fährt.

– Leonardo da Vinci

1.1Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser, schön, dass Sie da sind. In Ihren Händen halten Sie ein Buch, das Ihnen eine neue Herangehensweise an die Landschaftsfotografie näherbringen soll. Eine Herangehensweise, die Ihnen durch die Nutzung von Apps auf Ihrem Smartphone oder Tablet mehr Struktur und Organisation bei der Fotografie ermöglicht und mit der sich gleichzeitig besondere Motive und Bildgelegenheiten herausarbeiten lassen, wodurch die Qualität und Einzigartigkeit Ihrer Bilder gesteigert wird.

Fotografieren ist eine Berufstätigkeit, ein Hobby, ein Zeitvertreib und ein Ausgleich zum Berufsalltag. Bei einem Hobbyfotografen konkurriert die Kamera mit vielen anderen Aktivitäten, sodass Sie die Fotografie oft zugunsten Ihres Berufs, der Familie oder anderer Hobbys vernachlässigen müssen. Doch auch als hauptberuflicher Landschaftsfotograf kommt es vor, dass durch fehlende Struktur in der eigenen Arbeit die Ausbeute an originellen Aufnahmen übersichtlich bleibt.

Es gibt offensichtlich also genügend Gründe, einen anderen Ansatz zu verfolgen, der zwar kein komplettes Zeitmanagement liefert und Ihr Leben nicht vollständig neu organisieren wird, aber zumindest die Fotografie in geordnete Bahnen lenkt, sodass sie sich besser in Ihren Alltag integrieren lässt. Dieser Ansatz verfolgt das konsequente Planen von Aufnahmen im Voraus mit allen dafür benötigten Parametern, wie Aufnahmezeitpunkt und -standort. Durch diese Vorarbeit können Sie sich auf besondere Konstellationen von Sonne und Mond vorbereiten und müssen zum geplanten Zeitpunkt nur noch die praktische Umsetzung durchführen.

Mich selbst hat das Planungsfieber infiziert, als ich das erste Mal erlebt habe, wie ein solcher Plan Realität wurde. Vor diesem Erlebnis fehlte mir das Vertrauen in die Präzision der Berechnungen von Planungs- und Vorhersagewerkzeugen. Umso größer war das Erstaunen, als sich der Mond auf die Minute genau in Position schob und das einige Tage zuvor geplante Bild Realität werden ließ. Es war eine Mischung aus Ehrfurcht, Stolz, Macht und Freude, durch die mir klar wurde, dass ich nun eine sensationelle neue Methode im Repertoire hatte, die mir noch viele großartige Bilder bescheren würde.

Abb. 1.1: HDR aus vier Aufnahmen | 600 mm | f8 | 1/8000–1/250 s | ISO 100

So wurde aus einem Abend, an dem ich einerseits zum ersten Mal das Planungswerkzeug PhotoPills und andererseits ein neu erworbenes Teleobjektiv (Sigma 150–600 mm 1:5–6,3 DG Contemporary) testen wollte, ein einschneidendes Erlebnis, das meine Fotografie fortan maßgeblich beeinflusst hat. Das fotografische Ergebnis dieses Abends ziert nun das Cover dieses Buches, mit dem ich versuchen möchte, meine Begeisterung für das Thema und das inzwischen gesammelte Wissen an Sie weiterzugeben, um auch Ihnen die glücklichen Momente zu verschaffen, die ich heute noch erlebe, wenn ein Plan wieder einmal funktioniert und in einem einzigartigen Bild mündet.

Vielleicht ist Ihnen jetzt auch klar, warum ich das einleitende Da Vinci-Zitat gewählt habe. Zwar betreiben wir im Folgenden keine hohe Wissenschaft, aber mit gezielter Planung und dem Einsatz von Werkzeugen können wir das Ergebnis deutlich besser vorherbestimmen und irren nicht umher wie der Steuermann ohne Ruder und Kompass.

1.2Für wen ist dieses Buch?

Ich habe dieses Buch für alle (Landschafts-)Fotografen geschrieben, die bereits seit einiger Zeit fotografieren und an einem Punkt angelangt sind, an dem sie den Wunsch verspüren, den »Wow-Faktor« ihrer Bilder zu steigern oder ihren fotografischen Workflow besser zu organisieren.

Doch auch wenn Sie vielleicht gerade erst begonnen haben zu fotografieren, kann Ihnen der Inhalt des Buches samt aller vorgestellten Werkzeuge helfen, sehr schnell beeindruckende Kompositionen zu finden, sodass sich Ihre Bildergebnisse von Beginn an auf hohem Niveau befinden.

Welcher Wissensstand wird benötigt?

Um dem Buch folgen zu können, sollten Sie die Bedienung Ihrer Kamera gut beherrschen und allgemein mit Ihrer Ausrüstung sicher umgehen können. Wie lang Sie schon fotografieren, ist zweitrangig. Wichtiger ist, dass Ihnen die Grundlagen der korrekten Belichtung bekannt sind. Sie sollten auf verschiedene Lichtsituationen adäquat reagieren können und auch bei der Bildgestaltung bereits einige Erfahrung gewonnen haben. Grundlagenthemen, wie Belichtungseinstellungen (ISO, Blende, Verschlusszeit), Aufnahmetechniken (z. B. HDR, Bracketing) oder die Wirkung von verschiedenen Objektiven (Fisheye-, Weitwinkel-, Teleobjektiv) sind nicht die Themen dieses Buches und werden nur am Rande behandelt.

Welche Ausrüstung wird benötigt?

Da der Fokus des Buches darauf liegt, Ihnen das Vorgehen bei geplanten Aufnahmen zu vermitteln, ist die Ausrüstung nicht wirklich entscheidend. Um den Beispielen im Buch folgen oder diese vielleicht sogar nachmachen zu können, bietet es sich aber an, eine gewisse Grundausstattung zu besitzen. Im Folgenden benenne ich Ihnen die wirklichen Must-haves sowie hilfreiche Zusatzausrüstung und stelle Ihnen vor, mit welcher Ausrüstung ich die Ergebnisse der vielen Bildbeispiele erzielt habe.

Smartphone und PhotoPills

Dieses Buch widmet sich vielen Apps und Websites, mit denen Landschaftsfotografie planbar wird. Ich setze voraus, dass Sie ein Smartphone besitzen, um die Apps darauf installieren zu können.

Abb. 1.2: Sichelmond neben Fernsehturm. Dank präziser Vorplanung von Aufnahmestandort, Mondposition und Aufnahmezeitpunkt gelingen spektakuläre Bilder. | 516 mm | f6,3 | 1/40 s | ISO 6400

Die im Buch hauptsächlich benutzte App PhotoPills ist sowohl für Android als auch für iOS erhältlich und kostet rund 10 Euro. Es ist nicht zwangsläufig erforderlich, dass Sie die App schon installiert haben, während Sie dieses Buch lesen, aber es macht natürlich Sinn, das Erlernte parallel ausprobieren zu können.

Wenn Sie sich zunächst über die App informieren wollen, so nutzen Sie dafür am besten die englischsprachige Website unter www.photopills.com. Für Bildergebnisse, die mithilfe der App kreiert wurden, eignet sich ein Blick in den Instagram-Account von PhotoPills unter www.instagram.com/photopills/.

Zögern Sie, die 10 Euro für eine Handy-App zu investieren? Erscheint Ihnen der Betrag zu hoch? Überlegen Sie, was der Rest Ihrer Ausrüstung gekostet hat, und setzen Sie dies ins Verhältnis zu den 10 Euro, die PhotoPills kostet. Selbst falls sich für Sie herausstellen sollte, dass PhotoPills Ihnen nicht den in diesem Buch angepriesenen Mehrwert liefert, ist der investierte Betrag vermutlich verschmerzbar.

Kamera und Objektive

Welche Kamera Sie einsetzen, spielt eine untergeordnete Rolle. Ob Spiegelreflex- oder spiegellose Kamera, ob Vollformat-, Crop- oder Micro Four Thirds-Sensor ist für dieses Buch nicht relevant. PhotoPills lässt sich für jedes Kameramodell entsprechend konfigurieren, damit die Berechnungen korrekt ausgeführt werden. Ich selbst verwende die etwas in die Jahre gekommene Canon EOS 5D Mark III, die aber nach wie vor treu ihren Dienst verrichtet.

Viele der Beispiele im Buch basieren auf der gezielten Hervorhebung von Sonne und Mond. Dafür notwendig sind Teleobjektive mit längeren Brennweiten ab 200 mm. Ich verwende dafür das Sigma 150–600 mm 1:5–6,3 DG Contemporary. Dabei handelt es sich um eine erschwingliche Variante für ein Superteleobjektiv mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Falls Sie noch nicht über ein Objektiv in diesem Brennweitenbereich verfügen, ist dieses Buch möglicherweise eine Anregung für Sie, noch etwas Geld auszugeben.

Wenn Sie eine günstige Möglichkeit suchen, die Brennweite Ihrer vorhandenen Teleobjektive noch ein wenig zu vergrößern, kann ein Telekonverter eine Option sein. Ich setze gelegentlich einen Kenko 1,4-fach-Telekonverter ein, um die 600 mm auf 840 mm zu erweitern. Vergessen Sie allerdings nicht, dass der Einsatz eines Telekonverters einen Verlust von Lichtstärke zur Folge hat. In meinem Fall bedeutet dies, dass ich bei 600 mm nur noch mit einer Offenblende von 9 (statt 6,3) arbeiten kann!

Für Aufnahmen der Milchstraße eignen sich lichtstarke Festbrennweiten im (Ultra-)Weitwinkelbereich. Ich verwende dafür das manuelle Objektiv Walimex 14 mm 1:2,8 und ein Sigma 24 mm 1:1,4 ART.

Mein Standardobjektiv für Landschaftsfotografie ist das Canon 16–35 mm 1:4 L.

Stativ und Stativköpfe

Sowohl die langen Brennweiten als auch die notwendigen langen Belichtungszeiten bei Nachtaufnahmen erfordern, dass die Kamera auf ein Stativ montiert wird. Dieses Stativ und der zugehörige Kopf sollten entsprechend robust und tragfähig genug sein, um gegebenenfalls auch schwerere Teleobjektive sicher halten zu können. Beim Stativkopf reicht ein Standardkugelkopf in der Regel aus und stellt die flexibelste Lösung dar.

Für den Einsatz großer Brennweiten empfehle ich optional einen Getriebeneiger, mit dem sich alle drei Achsen separat sehr präzise über entsprechende Regler steuern lassen. Damit lässt sich das Problem des Kugelkopfes umgehen, bei dem beim Anziehen der Arretierung der gewählte Bildausschnitt immer leicht verschoben wird. Für Bilder, bei denen präzise Symmetrie oder das Ausrichten der Motive auf den Drittellinien notwendig ist, lässt sich mit dem Getriebeneiger sehr viel präziser arbeiten.

Weiteres Zubehör

Ein für mich unverzichtbares Zubehör ist der Funkauslöser. Damit vermeiden Sie, die Kamera zum Auslösen berühren zu müssen und umgehen somit das Problem von Verwacklungen durch eine noch schwingende Kamera. Gerade bei langen Brennweiten reichen kleine Berührungen aus, um das sehr weit entfernte Motiv hüpfen zu lassen. Zudem können Sie an kalten Tagen bequem in der Jackentasche auslösen.

Die Liste der empfohlenen Ausrüstungsgegenstände ist an dieser Stelle vollständig. Selbstverständlich können Sie aber noch beliebig viel Geld ausgeben, um weiteres Zubehör hinzuzufügen, das in manchen Momenten sinnvoll werden kann. In meinem Arsenal befinden sich beispielsweise noch diverse Filter (Polfilter, ND-Filter, Lichtverschmutzungsfilter), eine Astronachführung, eine Objektivheizung und ein Reinigungskit.

1.3Aufbau des Buches

Dieses Kapitel und Kapitel 2 (ab Seite 9) widmen sich zunächst der Frage, worin die Vorteile von geplanten Landschaftsbildern liegen, und möchte Sie motivieren, sich gegenüber dieser Arbeitsweise zu öffnen. Außerdem erfahren Sie, was eigentlich alles zu einem Plan für ein Bild dazugehört und in welche Phasen sich der Prozess von der Bildidee bis zur Umsetzung aufteilt.

Anschließend stelle ich Ihnen hilfreiche Werkzeuge vor, die im Planungsprozess genutzt werden können. Im Fokus steht dabei in Kapitel 3 (ab Seite 37) die App PhotoPills, die als zentrales Werkzeug für die Planung und die Verwaltung Ihrer Pläne benutzt werden wird.

Ergänzend lernen Sie in Kapitel 4 (ab Seite 137) weitere Websites und Apps kennen, die auf einzelne Aspekte fokussieren, die bei der Planung nützlich sein können oder die besser ausgestaltet sind als in PhotoPills.

In Kapitel 5 (ab Seite 169) schließlich werden viele Praxisbeispiele komplett von der Planung bis zur Umsetzung beschrieben, sodass Sie am Ende des Buches sowohl die technischen Fähigkeiten als auch die künstlerische Inspiration besitzen, um selbst fantastische Bilder zu kreieren. Gleichzeitig möchte ich versuchen, Sie in diesem Teil auch immer ein wenig an der Entstehung teilhaben zu lassen, um ein kleines Stück der Atmosphäre und der Emotionen zu transportieren, die ich bei der Umsetzung der Bilder erleben konnte.

1.4Erklärung der verwendeten Icons

In Kapitel 3 (ab Seite 37) werden Icons verwendet, um verschiedene Interaktionen mit Steuerelementen, wie Klicks und Wischgesten, darzustellen. Die Bedeutung der Icons können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen:

Abb. 1.3: Im Buch verwendete Gestendarstellungen

16 mm | f16 | 1/100 s | ISO 100

2Motivation und Planungsprozess

Bevor es um Werkzeuge und konkrete Planungsbeispiele geht, möchte ich Ihnen zunächst einige Argumente aufzeigen, warum es überhaupt sinnvoll ist, Bilder zu planen, wo die Grenzen der Planbarkeit liegen und wie sich der kreative Prozess des Fotografierens mit der scheinbar trocken anmutenden Vorarbeit der Planung vereinbaren lässt. Sie werden sehen, dass es mit den richtigen Werkzeugen Spaß macht, Aufnahmen zu planen.

2.1Was bedeutet »Landschaftsaufnahmen planen«?

Planung ist in der Fotografie nichts Ungewöhnliches – im Gegenteil: In den meisten Bereichen ist sie sogar unumgänglich und ein fest etablierter Bestandteil der Arbeit des Fotografen.

In der Studiofotografie wird in der Regel sämtliches Licht nach den exakten Vorstellungen des Fotografen künstlich gesetzt.

Die Beauty- und Fashion-Fotografie arbeitet mit engen Zeitplänen. Models müssen gebucht, geschminkt und gekleidet werden. Die Örtlichkeiten für das Shooting müssen oft angemietet und das Equipment dorthin transportiert werden. Durch das begrenzte Zeitfenster würde ohne Planung jedes Shooting im Chaos versinken.

Bei der Food- und Produktfotografie wird mit aufwendigen Arrangements gearbeitet, für die alle Objekte sorgfältig präpariert, besprüht, bestäubt und geputzt werden, um beim Betrachter einen bestmöglichen Eindruck zu erzeugen.

In der Hochzeitsfotografie werden in der Regel zuvor ausgewählte Orte besucht, um vorbereitete Bildideen und Posen umzusetzen.

Sicherlich fallen Ihnen weitere Beispiele aus anderen Bereichen der Fotografie ein, wenn Sie kurz darüber nachdenken.

In der Landschaftsfotografie hingegen hat man oft den Eindruck, dass sich die Planung darauf beschränkt, einen Ort (z. B. »Taunus«), eine Jahreszeit (z. B. »Herbst«) und vielleicht noch eine Tageszeit (z. B. »morgens, zum Sonnenaufgang«) auszuwählen.

Der Landschaftsfotograf gilt in der Regel als derjenige, der die Kamera sowieso immer dabeihat und das fotografiert, was er bei seinen Streifzügen vorfindet.

Selbstverständlich ist das auch einer der Reize an der Landschaftsfotografie, da man immer wieder neue Motive und Bedingungen vorfindet, an die man sich anpassen muss. Nichtsdestotrotz ermöglicht die Planung von Landschaftsaufnahmen, die Qualität Ihrer Bilder und die Ausbeute deutlich zu steigern.

Um etwas konkreter zu fassen, wie das Vorgehen beim Planen in der Landschaftsfotografie aussieht, soll die folgende Definition gelten, die Ihnen im weiteren Verlauf des Buches immer wieder begegnen wird.

Das Planen von Landschaftsaufnahmen umfasst die exakte Wahl von:

Motiv(en) bzw. MotivstandortAufnahmestandortAufnahmezeitpunktEquipment

Der Zeitpunkt der Planung einer Aufnahme kann zeitlich entkoppelt vom Zeitpunkt der Durchführung der Aufnahme liegen. Werkzeuge in Form von Apps und Websites unterstützen den Fotografen bei der Planung und Vorbereitung seiner Aufnahmen.

Versuchen Sie, diese vier Elemente im Kopf zu behalten als eine Art Checkliste für Informationen, die Sie zusammentragen müssen. In den weiteren Teilen des Buches werden wir immer wieder darauf zurückkommen. Betrachten wir aber zunächst verschiedene Gründe im Detail, warum es sich lohnt, auch in der Landschaftsfotografie einen entsprechenden Planungsaufwand auf sich zu nehmen.

2.2Warum Bilder planen?

Auch mit der gerade geschilderten und wissenschaftlich anmutenden Definition könnten Sie sich die Frage stellen, wozu das Ganze überhaupt gut sein soll. Wie Sie gleich sehen werden, gibt es viele gute Gründe, um Landschaftsbilder zu planen.

Vorab sei aber gesagt, dass Sie das Konzept nicht als Ersatz für Ihr bisheriges Handeln sehen sollten, sondern als Ergänzung. Die Planung nimmt Ihnen weder die Suche nach Motiven ab noch die Vorstellung vom fertigen Bild. Vor Ort sind weiterhin Sie gefragt als Fotograf, der sich an die vorherrschenden Gegebenheiten anpassen und dafür die Kamera sicher beherrschen muss. Sie werden immer noch ein Auge für Motive und Details benötigen, um auch das geplante Bild zunächst im Kopf entstehen zu lassen.

Durch die Unterstützung von Werkzeugen, einer guten Vorarbeit und der dadurch vorhandenen Struktur in Ihrer Arbeit werden Sie mehr aus Ihren fotografischen Aktivitäten herausholen können. Betrachten wir im Folgenden einige Vorteile im Detail.

Ausbeute und Qualität erhöhen

Wie oft sind Sie schon zu Fototouren aufgebrochen, ohne mit einem wirklich guten Bild zurückzukommen? Wie oft sind Sie gar nicht erst losgefahren, weil Sie befürchteten, dass sowieso nichts dabei herumkommt?

Auch das Planen von Aufnahmen garantiert nicht, dass Sie immer erfolgreich sein werden, aber Sie können Ihre Chancen auf beeindruckende Bilder deutlich erhöhen. Durch die Vorplanung schaffen Sie sich fotografische Ziele, deren Umsetzung Sie konsequent verfolgen können. Durch die gründliche Vorbereitung eliminieren Sie viele Faktoren, die sich nachteilig auf Ihre Bilder auswirken könnten, und steigern dadurch automatisch die Qualität.

Abb. 2.1: Ein geplanter Sonnenstern an der Kugel des Fernsehturms dank exakter Positionsbestimmung der Sonne | 35 mm | f16 | 1/5000 s | ISO 100

Besondere Motive berücksichtigen

Haben Sie schon mal Mond, Sonne, Milchstraße oder gar einen Meteorschauer gezielt als Teilmotiv punktgenau in Ihren Aufnahmen untergebracht?

Mit der Planung der Gestirne können Sie Situationen berücksichtigen, die mitunter nur alle paar Jahre überhaupt eintreten und so Ihren Hauptmotiven die Krone aufsetzen.

Die punktgenaue Vorhersage von Sonnen- und Mondstand eröffnet ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten für Aufnahmen, die ansonsten nur als äußerst unwahrscheinliche Zufallstreffer entstehen könnten. Mit solchen zusätzlichen Eyecatchern verschaffen Sie Ihren Bildern ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem Sie sich von anderen Fotografen abheben können.

Abb. 2.2: Sonne auf der Spitze des Fernsehturms durch aufsteigenden Nebel aus 12 km Entfernung | 600 mm | f14 | 1/8000 s | ISO 50

Beschäftigung für graue Tage

Es wird Tage geben, an denen Ihnen einfach nicht nach Fotografieren zumute ist oder das Wetter Sie nicht vor die Tür lässt, auch wenn es bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Bekleidung gibt. Für diese Fälle, oder auch als Zeitvertreib in der Bahn oder vor dem Fernseher, bietet es sich an, die Zeit für die Planung zu nutzen. Sie werden merken, dass es viel Spaß machen kann, am Computer und Smartphone neue Ideen für Bilder zu kreieren und mit den passenden Tools zu planen.

Präzise Wahl des Equipments

Später wird sich zeigen, dass Sie mithilfe bestimmter Werkzeuge auch die Wahl Ihres Equipments vorausplanen können. Beispielsweise wird Ihnen die Wahl der Brennweite deutlich erleichtert, sodass Sie nicht Ihren gesamten Objektivpark einpacken müssen, sondern nur das Objektiv, das Sie für Ihr geplantes Bild benötigen. Die Packliste können Sie bereits während des Planungsprozesses mit generieren, damit sie parat steht, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, das geplante Bild tatsächlich aufzunehmen.

Struktur und Organisation

Mit der Planung Ihrer Aufnahmen bringen Sie Ordnung in Ihre fotografischen Vorhaben und erstellen automatisch einen Ablaufplan. Mitunter werden Sie am Tag mehrere Pläne haben, die in einer bestimmten zeitlichen Reihenfolge abgearbeitet werden müssen, wenn alle umgesetzt werden sollen.

Niemand zwingt Sie, jeden Plan auch zu realisieren. Durch die Verschriftlichung fällt es Ihnen aber leichter zu entscheiden, welche Pläne Sie priorisieren möchten, weil Sie ein Motiv vor einem anderen favorisieren.

In Kombination mit einem Kalendereintrag am Smartphone samt zugehörigen Erinnerungen werden Sie jedenfalls nie wieder die Gelegenheit für ein Spitzenbild verpassen.

Abb. 2.3: Geplantes Bild eines Sonnenaufganges im Elbsandsteingebirge | 14 mm | f11 | 1/100 s | ISO 100

Ausrüstung maximal ausreizen

Oft verfällt man als Fotograf dem Glauben, dass eine bessere Ausrüstung automatisch bedeutet, auch bessere Bilder zu bekommen. Zwar gibt es selbstverständlich eine Daseinsberechtigung für die Vollformatkamera, das Objektiv mit einer noch höheren Lichtstärke und das komplette Arsenal an Steckfiltern. Ob Sie damit bessere Ergebnisse erzielen, hängt aber eher von Ihrer fotografischen Entwicklung ab als von der erweiterten Ausrüstung. Das soll Sie nicht davon abhalten, sich die bessere Technik zu gönnen, sondern nur darauf hinweisen, dass sich auch mithilfe Ihrer bestehenden Ausrüstung sicherlich noch etwas rauskitzeln lässt, wenn Sie nur sorgfältig genug planen. Bessere Bilder entstehen in der Regel durch bessere Motive und einen durchdachteren Bildaufbau.

Vereinbarkeit mit Familie und Beruf stärken

Wenn Sie nicht bereits als Vollzeitfotograf Ihren Lebensunterhalt verdienen können und deswegen auf eine andere Erwerbstätigkeit angewiesen sind, ist es oftmals schwierig, Fotografie und Beruf miteinander zu vereinen. Auch familiäre Aufgaben führen dazu, dass Sie gegebenenfalls nicht einfach mal schnell loskönnen, weil Sie gerade kurzfristig eine großartige Gelegenheit für ein Bild sehen.

Mit entsprechender Vorplanung lassen sich Termine mit anderen Familienmitgliedern abstimmen und es wird Ihnen möglich, die benötigte Zeit freizumachen. Beruflich ist das vielleicht nicht ganz so einfach, aber auch bei einer Vollzeitbeschäftigung lässt sich das eine oder andere Bild vor oder nach der Arbeit realisieren. Voraussetzung dafür ist aber, dass Sie überhaupt wissen, wann eine Aufnahme ansteht. Dabei kann Sie eine entsprechende Planung unterstützen.

Auszeiten terminieren

Viele Menschen schaffen es nicht, regelmäßig ihren Hobbys nachzugehen. Wenn Sie in der Fotografie die Zeit finden, um zu entspannen, dann bedeuten geplante Aufnahmen auch geplante Auszeiten vom Alltag. Nutzen Sie es als Chance, regelmäßig für Ihre Entspannung zu sorgen und sich zu entschleunigen. Durch die Datierung werden Sie sich die benötigte Zeit lange im Voraus einplanen können und so die nötige Ruhe haben, um Ihre Lieblingsbeschäftigung genießen zu können.

Die Umsetzung erleben

Eines der für mich persönlich wichtigsten Argumente für die Planung von Bildern ist das unglaublich gute Gefühl, das Sie überkommt, wenn ein lange geplantes Bild Realität wird und genauso oder sogar noch besser umgesetzt werden kann, wie Sie es bereits im Kopf erdacht haben. Sie werden pure Begeisterung empfinden, wenn sich beispielsweise der Vollmond exakt an die Position bewegt, die Sie mithilfe von ein paar Werkzeugen vorherberechnet haben. Ihnen bleibt das Vergnügen, hinter der Kamera nur noch den Auslöser betätigen zu müssen und ansonsten einfach den Moment zu genießen.

Abb. 2.4: Die Sonne bricht durch die Wolken in Berlin. | 224 mm | f8 | 1/250 s | ISO 100

2.3Grenzen der Planbarkeit

Wie weiter oben erwähnt, können Sie mit einer geeigneten Planung nur die Wahrscheinlichkeit auf großartige Bilder steigern, nicht aber eine 100-prozentige Garantie auf Ausbeute erzielen.

Sie werden ab und zu damit konfrontiert sein, dass sich ein Plan nicht wie gewünscht umsetzen lässt, auch wenn Sie vielleicht schon Monate darauf hingefiebert haben. Wenn gleich mehrere geplante Termine hintereinander fehlschlagen, kann das durchaus frustrierend sein. So hart das auch klingen mag: Lernen Sie damit zu leben, da Sie es in der Regel sowieso nicht ändern können. Falls sich im letzten Moment die Sonne doch noch hinter Wolken versteckt und Ihr Plan deswegen nicht aufgeht, genießen Sie trotzdem Ihre Umgebung. Jeder Tag, an dem Sie zum Fotografieren aus dem Haus gehen, ist ein guter Tag. Seien Sie mental vorbereitet auf Fehlschläge! Das lässt sich am besten dadurch erreichen, dass man die Faktoren kennt, die einen Plan durchkreuzen können.

Wetter

Stellen Sie sich vor, Sie haben Monate im Voraus ein Bild mit einem Sonnenaufgang geplant und wissen exakt, wann und wo die Sonne aufgehen wird. Selbst wenn der Wetterbericht für den ganzen Tag strahlenden Sonnenschein vorhergesagt hat, kann Ihnen die Natur trotzdem einen Streich spielen. Nebel, Hochnebel, ein falsch platziertes Miniwölkchen oder Dunst in der Atmosphäre, weil es tagelang nicht geregnet hat, können Ursachen sein, warum das Bild trotzdem nicht gelingen kann.

Jeder Fotograf wünscht sich zudem eine Möglichkeit zu wissen, ob er einen gigantischen Sonnenaufgang (oder -untergang) erleben wird. Wir werden im Verlauf des Buches zwar sehen, dass es einige Anzeichen dafür gibt, ob man ein Farbspektakel am Himmel erwarten darf – eine genaue Prognose ist aber völlig unmöglich, da die dafür entscheidenden Faktoren äußerst lokal sind und somit keine präzise Vorhersage erlauben.

Schlussendlich kann auch bei bester Vorbereitung und ausschließlich positiven Prognosen das Wetter beschließen, Sie an dem betreffenden Tag ohne das geplante Bild nach Hause gehen zu lassen.

Das nachfolgend gezeigte Beispiel hatte eigentlich zum Ziel, die Sonne genau hinter der Kugel des Berliner Fernsehturms abzubilden. Die nur wenige Minuten zuvor am Horizont aufgezogene Wolkenfront hat diesen Plan durchkreuzt, war aber in keiner einzigen Prognose vorab ersichtlich gewesen.

Abb. 2.5: Wolken verhindern im letzten Moment das eigentlich geplante Bild mit einer Sonne hinter dem Fernsehturm. | 513 mm | f8 | 1/8000 s | ISO 100

Aufnahmestandort nicht zugänglich

Wie sich in diesem und den folgenden Kapiteln (Kapitel 3 ab Seite 37, Kapitel 5 ab Seite 169) herausstellen wird, sind Sie oft an einen ganz bestimmten Aufnahmestandort gebunden. Manchmal haben Sie nur wenige Meter oder gar Zentimeter Spielraum, weil zum Beispiel nur dann Mond oder Milchstraße in der richtigen Position stehen. Oder es kann passieren, dass Ihr bereits vor Wochen erkundeter Standort zum geplanten Aufnahmezeitpunkt nicht mehr zugänglich ist. Ein parkendes Auto, eine Baustelle, ein umgestürzter Baum, ein abgebrochener Felsen oder eine Überschwemmung sind nur einige Beispiele, die Ihnen vor Ort die Aufnahmen noch vermasseln können.

Abb. 2.6: Bauarbeitertoilette statt Stativ

Es kann aber auch sein, dass es am gewünschten Aufnahmestandort einfach nicht besonders angenehm ist. In Berlin haben Sie nach langen Nächten gute Chancen auf verdreckte Orte, jede Menge Müll – und andere Dinge. Ich bin hart im Nehmen, aber nicht jeder möchte mit dem Stativ in Dönerpapier und Glasscherben stehen.

Abb. 2.7: Vermüllter Aufnahmestandort

Und selbst wenn Sie glauben, dass nichts mehr schiefgehen kann, droht noch »Gefahr«. So hatte ich einst mit meinem Stativ direkt hinter einem parkenden Auto an einer E-Ladesäule Position bezogen. Drei Minuten vor dem Erreichen des geplanten Sonnenstandes tauchte der Fahrer des Wagens samt zweier Kinder mit Rädern auf und wollte sein Fahrzeug beladen. Es ist selbstverständlich, dass man seine Mitmenschen nicht behindert! An eine ruhige Umsetzung des Plans war aber natürlich nicht mehr zu denken. Stattdessen ergab sich ein hektisches Umdisponieren, das nur teilweise zum erhofften Ergebnis führte.

Unvorhersehbare, störende Bildelemente

Es kommt vor, dass sich plötzlich neue Elemente im Bildausschnitt befinden, die so nicht abzusehen waren. Im Beispielbild (siehe ) sind gleich mehrere Dinge schiefgegangen:

1. Ein dünnes Wolkenband zog am Horizont auf und verhinderte, dass die Sonne wie geplant hinter der Kugel des Fernsehturms sichtbar sein würde.

2. Ein Baustellenkran war zwischenzeitlich aufgestellt worden und ragte vor das Hauptmotiv.

3. Ein blaues Sackgassenschild, das aufgrund einer temporären Baustelle aufgestellt worden war, störte die farbliche Harmonie des Bildes.

Für die Prognose von Wolken gibt es viele Apps und Tools, die Sie später noch kennenlernen werden. Nicht wissen konnte ich aber, dass ein Baustellenkran an diesem Abend so ausgerichtet werden würde, dass er vom geplanten Aufnahmestandort aus gesehen direkt vor meinem Motiv hing. Ebenso wenig konnte ich die Baustelle erahnen, deretwegen das Sackgassenschild aufgestellt worden war.

Abb. 2.8: Nicht nur Wolken, auch ins Bild ragende Baukräne können Aufnahmen stören. | 600 mm | f7,1 | 1/1250 s | ISO 100

Andere Termine

Nicht immer werden sich Ihre fotografischen Pläne realisieren lassen, ohne mit anderen Terminen zu kollidieren: der Geburtstag der Oma, ein kurzfristiger Kinderarzttermin, der Job fordert Sie länger als erwartet oder ein kaputtes Auto. Sicherlich fallen Ihnen weitere Beispiele ein und Sie werden feststellen, dass es manchmal Wichtigeres gibt als die Fotografie. Bewerten Sie stets jede Terminkollision und überlegen Sie, wem Sie den Vorzug geben. Nicht immer ist die Fotografie das Wichtigste.

2.4Der Planungsprozess

Wichtig bei der Planung von Landschaftsaufnahmen ist es, sich einen gewissen Workflow anzueignen. Damit ist ein systematisches Vorgehen gemeint, an das Sie sich bei der Planungsarbeit halten können, sodass Sie nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen und möglichst effizient arbeiten können.

Der komplette Prozess bis zum fertigen Bild lässt sich in drei große Phasen unterteilen.

Abb. 2.9: Der Planungsprozess: Von der Idee zur Umsetzung

Betrachten wir im Folgenden jede dieser Phasen etwas genauer.

Ideenfindung und Erkundung

Viele Bilder starten mit einer Idee, die zuerst im Kopf geboren wird. Bei diesem Vorgang kann Ihnen noch kein Werkzeug der Welt helfen. Sie sind auf sich allein gestellt und müssen Ihre Kreativität arbeiten lassen.

Es kann aber helfen, Inspiration zu tanken. Das kann beispielsweise geschehen, indem Sie sich anschauen, was andere bereits gemacht haben und daraus Ihre eigenen Motive ableiten. Daran ist nichts verwerflich, ohnehin werden Sie kaum ein Motiv oder eine Bildidee in der Landschaftsfotografie finden, die nicht so oder zumindest so ähnlich bereits von einer anderen Person umgesetzt wurden.

Die Bildidee kann manchmal trivial sein. Beispielsweise könnte sie einfach aus dem Vorhaben bestehen, einen bestimmten Meteoritenschauer zu fotografieren. Bei komplexeren Ideen könnten Sie vielleicht vorhaben, einen Mountainbiker im Sprung direkt vor dem Vollmond zu fotografieren oder die Sonne als Feuerball auf einer Statue zu platzieren.

Hinweis

Eine tolle Inspirationsquelle ist der Instagram-Kanal der PhotoPills-App, auf dem jeden Tag von einem PhotoPills-Anwender ein Bild gepostet wird.