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Die beiden bärtigen Männer mit den dunklen Gehröcken und den flachen Zylinderhüten, wie normalerweise Dandys sie trugen, traten in den Saloon. Sie sahen aus wie Wanderprediger. Aber das waren sie beileibe nicht. Denn tief an ihren Hüften baumelten schwere Army Colts in eingefetteten Holstern. Die hölzernen Griffschalen waren vom übermäßigen Gebrauch abgewetzt. Das zeichnete sie als Revolvermänner aus.
Sie schauten sich kurz um. Dann kamen sie zielstrebig auf Lassiter zu, und auf Janea, die neben ihm an der Bar saß. Breitbeinig blieben die Bärtigen vor ihnen stehen. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der rassigen Kreolin in dem engen hautfarbenen Baumwollkleid, das ihre atemberaubende Figur voll zur Geltung brachte.
Lassiter beachteten sie nicht.
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Seitenzahl: 125
Cover
Impressum
Die Sklavin und das Narbengesicht
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-8387-5827-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Die Sklavin und das Narbengesicht
Die beiden bärtigen Männer mit den dunklen Gehröcken und den flachen Zylinderhüten, wie normalerweise Dandys sie trugen, traten in den Saloon. Sie sahen aus wie Wanderprediger. Aber das waren sie beileibe nicht. Denn tief an ihren Hüften baumelten schwere Army Colts in eingefetteten Holstern. Die hölzernen Griffschalen waren vom übermäßigen Gebrauch abgewetzt. Das zeichnete sie als Revolvermänner aus.
Sie schauten sich kurz um. Dann kamen sie zielstrebig auf Lassiter zu, und auf Janea, die neben ihm an der Bar saß. Breitbeinig blieben die Bärtigen vor ihnen stehen. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der rassigen Kreolin in dem engen hautfarbenen Baumwollkleid, das ihre atemberaubende Figur zur Geltung brachte. Lassiter beachteten sie nicht.
»Du wirst immer hübscher!«, sagte der Kleinere von beiden. Sein fahles eingefallenes Gesicht mit den tief liegenden Augen erinnerte an einen hungrigen Schakal. Lüstern und unverblümt starrte er auf die prallen Brüste der Frau, die sich unter dem Stoff ihres Kleides abzeichneten.
Janea lächelte. Dabei entblößte sie makellos weiße Zähne, die einen reizvollen Kontrast zu ihrer kaffeebraunen Haut bildeten. »Lass es, Darnell! Du weißt doch, dass du bei mir nicht landen kannst! Und du auch nicht, Carl!«
Der zuletzt Angesprochene wollte etwas erwidern, aber Darnell fiel ihm ungeduldig ins Wort. »Schluss mit dem Geschwafel, Janea! Mourning will dich sehen! Und zwar jetzt gleich!«
Fast körperlich spürte Lassiter den Ärger, der in der Luft lag. Vielleicht konnte er den nutzen, um bei Terence Mourning Eindruck zu schinden – denn der Mann, den Darnell erwähnt hatte, war seine Zielperson. Der einflussreiche Geschäftsmann unterhielt Beziehungen bis hin zum stellvertretenden Gouverneur. Ihm gehörte eine der größten Baumwollplantagen in ganz Louisiana.
Doch Mournings Weste war alles andere als weiß: Er lieferte hochrangigen Persönlichkeiten junge hübsche Frauen für private und geschäftliche Vergnügungen. Wohin diese letztlich verschwanden, war ihm egal, Hauptsache der Preis stimmte. Manche tauchten in Bordellen in Mexiko wieder auf.
Terence Mourning ließ seine »lebende Ware« zumeist aus ehemaligen Sklavenfamilien in Louisiana entführen. Das hatte ihm den Beinamen »der Sklavenhändler« eingebracht.
Mehr wusste Lassiter bislang nicht. Bei seiner Ankunft in New Orleans vor zwei Tagen hatte er durch einen Mittelsmann der Brigade Sieben den Auftrag erhalten, herausfinden, ob auch der stellvertretende Gouverneur seine Hände mit im Spiel hatte. Und vor allem, wer der Personenkreis war, den Mourning mit Mädchen belieferte.
Über Janea sah Lassiter eine Möglichkeit, an den Großplantagenbesitzer heranzukommen. Sie war um die dreißig und arbeitete als eine Art Scout für Mourning, suchte im ganzen Land nach geeigneten jungen Frauen und informierte dann ihren Boss. Auch das ging aus dem Auftrag der Brigade Sieben hervor. Aus diesem Grund war Lassiter der Kreolin den halben Tag unbemerkt gefolgt, um mit ihr anzubandeln.
Dabei war ihm ein Zufall zu Hilfe gekommen: Als Janea die Mainstreet überqueren wollte, war sie von einem bissigen Hund attackiert worden. Lassiter, der sich scheinbar zufällig in ihrer Nähe aufgehalten hatte, verjagte den Köter. Zum Dank hatte ihn die Frau auf einen Drink in den Saloon eingeladen, der dem Hotel gegenüberlag, wo sie in einem von Terence Mourning angemieteten Zimmer wohnte.
Janea hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ihr der große breitschultrige Mann mit dem sandfarbenen Haar und den blauen Augen gefiel. So lief bisher alles nach Lassiters Plan … bis die beiden »Wanderprediger« hier auftauchten.
»Ich bin weder Mr. Mournings Mätresse noch sein Eigentum, verstanden?«, sagte Janea jetzt zu Darnell und Carl. »Ich werde mit diesem Gentleman meinen Whisky zu Ende trinken und ihn dann bitten, mich auf mein Hotelzimmer zu begleiten. Und morgen früh werde ich Mr. Mourning aufsuchen.«
Darnell meinte, sich verhört zu haben. »Du sollst jetzt mitkommen, verdammt!«
Lassiter hatte keine Ahnung, warum Mourning die Kreolin sehen wollte, aber die Art, wie die Männer sie bedrängten, gefiel ihm ganz und gar nicht. »Ich glaube die Lady hat genug von eurer Gesellschaft!«, mischte er sich ein.
Die Bärtigen wandten sich ihm zu.
»Das geht dich nichts an, Freundchen!«, knurrte Darnell. »Also halt dich da raus, kapiert!«
Der Größere von beiden, den Janea mit Carl angesprochen hatte, nickte beifällig. Er musterte den Mann der Brigade Sieben finster. Doch noch bevor er ihn richtig einschätzen konnte, explodierte Lassiter förmlich!
Eine harte Gerade landete direkt unter Carls Kinn, trieb ihn einen Yard nach hinten, sodass er rücklings über einen leeren Tisch fiel. Benommen blieb er neben seinem Zylinderhut liegen.
Darnell schlug nun seinerseits ansatzlos zu. Aus den Augenwinkeln sah Lassiter seine rechte Faust heranfliegen, konnte aber nicht mehr ganz ausweichen. Darnells Handknöchel schrammten über seine Wange.
Für Sekunden blitzte Schmerz in seiner linken Gesichtshälfte auf. Durch die Wucht des eigenen Fausthiebs verlor Darnell sein Gleichgewicht und krachte direkt in Lassiters harte Links-rechts-Kombination. Stöhnend ging auch der zweite Bärtige zu Boden. Doch als Lassiter sich zu Janea umdrehte, zog Darnell seinen großkalibrigen Army Colt aus dem Holster. Lassiter reagierte blitzschnell und ließ Darnell in die Mündung seines 38er Remington blicken.
»Steck deine Waffe weg!« Lassiters Ton ließ keinen Widerspruch zu.
Nur widerwillig befolgte Darnell den Befehl. Mühsam stand er auf, stützte sich für einen Moment auf den Tresen, um die Benommenheit abzuschütteln. Als er sich nach seinem Zylinder bückte, überfiel ihn erneut Schwindel, aber gleich darauf hatte er sich im Griff.
»Diese Runde geht an dich!«, knurrte er. »Aber wir sehen uns wieder! Und dann gnade dir Gott, du Hurensohn!«
Lassiter ließ sich nicht einschüchtern. »Sammle die Knochen deines Freundes auf und verschwinde!«
Darnell schluckte seine Wut hinunter. Wohl oder übel musste er sich geschlagen geben. Er war ein erfahrener Revolvermann und wusste, wann ein Kampf verloren war. Und er wusste auch, wann er einem zweibeinigen Wolf gegenüberstand, wie Lassiter einer war.
»Das war nicht besonders klug, Lassiter«, meinte Janea, als die beiden verschwunden waren. »Sie gehören zu Mournings Truppe. Er ist sehr nachtragend, wenn man sich mit ihm oder seinen Leuten anlegt, und misstraut jedem. Bis auf Pierre Johnson, seinem Stellvertreter, der für ihn die ganze Drecksarbeit macht.«
Als Lassiter schwieg, hakte sie nach: »Du weißt, wer Terence Mourning ist?«
Der Mann der Brigade Sieben nickte und trank seinen Whisky aus. »Wegen ihm bin ich eigentlich hier.«
»Wie meinst du das?«
»Es ist ein offenes Geheimnis, dass Mourning nicht nur Baumwolle verkauft, sondern auch noch andere … Ware.«
Nun nahm auch Janea einen tiefen Schluck. Der Whisky wirkte beruhigend auf sie, normalisierte ihren Herzschlag. »Das ist ein heikles Thema, Lassiter.«
»Ich verfüge über einige Beziehungen, die Mourning nützlich sein könnten«, fuhr Lassiter unbeirrt fort. Er musste nun vorsichtig mit dem sein, was er sagte, wenn seine Tarnung glaubhaft wirken sollte.
»Was für Beziehungen?«
Lassiter grinste. »Das verrate ich dir, wenn wir uns besser kennen. Arbeitest du für ihn?«
Die Kreolin zögerte mit der Antwort. »So kann man es ausdrücken. Aber warum gehst du nicht einfach zu Mourning und unterbreitest ihm dein Angebot? Stattdessen verprügelst du seine Männer!«
Lassiter war auf diese Frage gefasst. Er lächelte gewinnend. »Ich kann doch nicht zulassen, dass eine hübsche Frau von zwei Galgenvögeln aus dem Saloon gezerrt wird, selbst wenn sie Zylinder tragen!«
Janea schien alle Gedanken an ihren Auftraggeber zur Seite zu wischen; sie konzentrierte sich ganz auf Lassiter. Ihre Augen verrieten, dass sie den großen Mann haben wollte. Auf der Stelle!
Mit einer lasziven Bewegung strich Janea sich mit ihren Händen über das enge Kleid. Dem Barkeeper, der sie schon die ganze Zeit durch den Spiegel über dem Flaschenregal beobachtet hatte, fielen fast die Augen aus dem Kopf.
»In meinem Hotelzimmer wartet mein Bett auf uns beide«, gurrte sie Lassiter ins Ohr. »Ich bin hungrig auf dich!«
Das war mehr als eindeutig und versprach einen angenehmen Abend. Der Mann der Brigade Sieben erhob sich von seinem Barhocker.
»Dagegen habe ich nichts einzuwenden«, sagte er knapp.
***
Die Schatten der Nacht senkten sich über New Orleans. Nur noch vereinzelt befuhren Schaufelraddampfer den gewaltigen Strom des Mississippi. Die meisten lagen festvertäut im Hafen des Deltas. Von Süden her bewegte sich eine Gewitterfront auf die Stadt zu. Die hohe Luftfeuchtigkeit trieb den Menschen den Schweiß aus allen Poren. Von der Mainstreet kamen Stimmenlärm und Frauengelächter, aus den Saloons landestypische Cajunmusik.
Das kleine Zimmer des River-Hotels war in diffuses Licht getaucht, das von einer flackernden Petroleumlampe auf der Kommode herrührte.
Janea saß auf dem Bett und wischte sich eine widerspenstige Strähne ihres schwarzen Haares aus der Stirn. In sitzender Position winkelte sie ihre unendlich langen schlanken Beine an. Der Saum des Baumwollkleides rutschte nach oben, gab ihre schmalen Fesseln und die festen Schenkel frei. Mit einer einzigen Bewegung zog sie das Oberteil bis zu den Hüften herunter. Ihre prallen Brüste mit den dunklen Brustwarzen schimmerten kaffeebraun.
Lassiter stand mit nacktem Oberkörper vor der rassigen Kreolin. Er spürte ein heißes Feuer in seinen Lenden aufsteigen, auch wenn dieses Schäferstündchen genau genommen zu seinem Auftrag gehörte.
Janea sah ihn aufreizend an. »Mit den Fäusten hast du gezeigt, was du kannst«, sagte sie. »Ich bin gespannt, was du sonst noch drauf hast.« Sie löste Lassiters Revolvergurt, der zu Boden glitt. Gleich darauf folgte die Denimhose. Seine große harte Schwellung brachte ihr Blut in Wallung. Als Lassiter ihren Mund und ihre Zunge an seinem Pint fühlte, durchlief ein Beben seinen Körper. Sein Atem beschleunigte sich.
Ein Schauer nach dem anderen jagte über seine Haut. Er hatte Mühe, sich zurückzuhalten. Aber als erfahrener Liebhaber wusste er, dass er ihren Zungenspielen noch nicht nachgeben durfte. Er zog die Kreolin zu sich hoch. Mit heißen, leidenschaftlichen Küssen sanken sie aufs Bett. Janea zitterte vor Erregung.
Nach einer halben Ewigkeit lösten sich Lassiters Lippen von ihrem süßen Mund und wanderten ihren Hals und ihre Schultern hinab zu den Halbkugeln ihrer Brüste. Mit seiner Zunge liebkoste er die Brustwarzen, die sich hart aufrichteten. Dann arbeitete er sich über ihren flachen Bauch bis zum Dreieck zwischen ihren Schenkeln vor. Seine Hände streichelten sanft die bronzene Haut.
Janea seufzte vor Wollust. Ihre spitzen Fingernägel bohrten sich tief in Lassiters Rücken und hinterließen blutige Striemen.
»Mein Gott …«, keuchte die Kreolin. »… wenn du jetzt aufhörst, bringe ich dich um!« Ihre letzten Worte gingen in einen lustvollen Schrei über, während Lassiter sie weiter mit seinen Zungenschlägen bearbeitete. Ihre Hände wühlten in seinem sandfarbenen Haar.
Dann endlich drang er mit seiner mächtigen Erektion in sie ein. Das entlockte Janea erneut wollüstige Schreie, die, davon war Lassiter überzeugt, sogar noch draußen vor dem Hotel zu hören waren. Wie zur Bestätigung klopfte es vom Nachbarraum energisch gegen die Wand. Eine schläfrige Männerstimme rief etwas, das unverständlich blieb. Doch Lassiter ließ sich genauso wenig beirren wie Janea. Zu sehr waren sie miteinander beschäftigt.
Jetzt stieß Lassiter härter zu. Absichtlich legte er immer wieder kurze Pausen ein, denn noch sollten ihre Lustgefühle den Höhepunkt nicht erreichen.
Janea wurde rasend. »Ich bring dich um!«, keuchte sie. »Du gemeiner Kerl … Ich bring dich um … ahhh … ahh … du weißt, was einer Frau gut tut … o Gott, und wie du es weißt … ahhhhhhh … »
Lassiter spürte den Schweiß auf seinem Körper. Das Blut strömte wie glühende Lava durch seine Adern. Die ungezügelte Leidenschaft der Kreolin sprang auf ihn über, ließ ihn in atemloser Hingabe versinken. Er wusste nicht mehr, wie lange das so ging.
Endlich kam Janea – und das nicht nur einmal! Wie eine Schlange wand sie sich, klammerte sich noch fester an ihn, presste seine harte Männlichkeit tief in sich hinein, um jeden Zentimeter auszukosten.
Jetzt konnte Lassiter sich nicht mehr länger zurückhalten. In heißen zuckenden Salven entlud er sich. Dann sank er erschöpft neben Janea auf das Laken und nahm sie in seine kräftigen Arme. Es dauerte eine geraume Weile, bis sich ihr Puls normalisierte.
»Du bist nicht nur mit den Fäusten ein Ass«, gurrte sie in Lassiters Ohr, »sondern auch mit deinem Liebesgewehr! Mein Gott, noch nie hat es mir ein Mann so gut besorgt!«
»Taugen die Burschen in Louisiana denn so wenig?«
Statt einer Antwort gab ihm Janea einen weiteren Beweis ihrer Zungenkünste. Als Lassiter gleich darauf in den feuchten Schoß der Kreolin zurückkehrte, dachte er nicht mehr an den klopfenden Kerl im Nachbarzimmer oder an Terence Mourning.
***
Wie Schatten schälten sich die sechs Reiter aus dem beginnenden Morgen, der den wolkenlosen Himmel in ein rotgoldenes Licht tauchte. Nach dem gestrigen Regen war die Luft kühl. Die moosbehangenen Bäume rochen nach modriger Feuchtigkeit. So wie der Tod, den die Reiterhorde in dieses kleine idyllische Tal brachte.
Doch das konnte Thomas Sunburn nicht ahnen. Jedenfalls noch nicht. Der hagere Mann mit den Kraushaaren war früh aufgestanden, um frisch gelegte Eier aus dem Hühnerverschlag zu holen. Anschließend wollte er seiner Familie ein Frühstück zubereiten, so wie er das seit der Abschaffung der Sklaverei immer gemacht hatte.
Jetzt starrte Thomas Sunburn den heranpreschenden Reitern entgegen, den vollen Eierkorb in den Händen. Er hatte keine Ahnung, was die Fremden von ihm wollten. Bestimmt nichts Gutes. Auf einmal fühlte sich sein Magen wie mit Blei gefüllt an. Seine Knie wurden weich.
Vor der kleinen Blockhütte zügelte die Horde ihre vor Schweiß dampfenden Pferde. Bärtige Gesichter wandten sich ihm zu, aus denen bösartige Augen funkelten. Der vorderste Reiter war ein großer schwerer Mann auf einem Grauschimmel, durch dessen Bartstoppeln rot gezackte Messernarben schimmerten.
Sunburn erkannte ihn sofort: Pierre Johnson! Ein brutaler, rücksichtsloser Bastard, der mehr Sklaven gepeitscht hatte, als alle anderen in Louisiana! Seine Gräueltaten waren im ganzen Land berüchtigt.
»Wo ist deine Tochter Charlotte?«, fragte er hart. Mehr nicht.
Der Schwarze zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als das Narbengesicht den Namen seiner Tochter nannte. Was wollten diese Männer von ihr?
»Ich frage nicht noch einmal!« Johnson spie ihm die Worte wie Gift entgegen. »Wo ist deine Tochter?«
Tausend Gedanken rasten durch Sunburns Gehirn. Doch bevor er eine Antwort geben konnte, hörte er, wie hinter ihm die Tür der Hütte geöffnet wurde. Er drehte sich um und sah seine Familie nebeneinander im Türrahmen stehen: Ivy, seine Frau, sein Sohn Cassius und Charlotte. Sie war gerade mal neunzehn, sechs Jahre jünger als ihr Bruder und eine ausgesprochene Schönheit.
Der Anführer der Reiter trieb seinen Grauschimmel an Sunburn vorbei. Er hielt vor der Bretterbude an und wandte sich direkt an Charlotte. Sie trug einen kurzen Morgenrock.
»Zieh dir was Anständiges über, Mädchen, und steig zu mir aufs Pferd!«, befahl der Narbige, keinen Widerspruch duldend.
Jetzt erwachte Thomas Sunburn aus seiner Lethargie. Er ließ den Korb mit den Eiern fallen, deren Schalen auf dem Boden zerplatzten. Genauso wie die Angst in ihm. Schützend stellte er sich zwischen die Reiter und seine Familie. »Was wollt ihr von meiner Tochter?«
Das Narbengesicht atmete tief durch. »Ich bin dir zwar keine Rechenschaft schuldig, aber Mr. Mourning wünscht Charlottes Anwesenheit in seinem Haus!«