Lassiter 2726 - Pete Hackett - E-Book

Lassiter 2726 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Elam Carter war angetrunken und zum Streiten aufgelegt. Als Lionel Tucker den Saloon betrat, glaubte er ein Opfer gefunden zu haben. Elam lehnte mit dem Rücken am Tresen, stierte aus geröteten Augen den Smallrancher an, und rief: "Sieh an, der Drei-Kühe-Rancher! Kein Zutritt, Tucker! Das ist eine geschlossene Gesellschaft, und du stinkender Kuhbauer gehörst nicht dazu."
Die Geräusche im Saloon waren fast schlagartig verstummt. Das Interesse eines jeden im Schankraum galt nur noch Elam Carter, dem Sohn des größten Ranchers im County, sowie Lionel Tucker, der dabei war, im Schatten der Bar-C Ranch eine Rinderzucht aufzubauen. Die Beleidigung durch Elam war eine einzige Herausforderung gewesen.

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Inhalt

Cover

Die Handlanger des Satans

Vorschau

Impressum

Die Handlanger des Satans

von Pete Hackett

Elam Carter war angetrunken und zum Streiten aufgelegt. Als Lionel Tucker den Saloon betrat, glaubte er ein Opfer gefunden zu haben. Elam lehnte mit dem Rücken am Tresen, stierte aus geröteten Augen den Smallrancher an und rief: »Sieh an, der Drei-Kühe-Rancher! Kein Zutritt, Tucker! Das ist eine geschlossene Gesellschaft, und du stinkender Kuhbauer gehörst nicht dazu.«

Die Geräusche im Saloon waren fast schlagartig verstummt. Das Interesse eines jeden im Schankraum galt nur noch Elam Carter, dem Sohn des größten Ranchers im County, sowie Lionel Tucker, der dabei war, im Schatten der Bar-C-Ranch eine Rinderzucht aufzubauen. Die Beleidigung durch Elam war eine einzige Herausforderung gewesen.

Ja, man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können.

Lionel Tucker war stehen geblieben. Knarrend und quietschend schlugen hinter ihm die Flügel der Pendeltür aus.

Lionel war zweiunddreißig Jahre alt und dunkelhaarig. Er war etwa sechs Fuß groß und hatte die typische Figur eines Mannes, der die meiste Zeit im Sattel verbrachte: schmale Hüften und breite Schultern. Auffallend an ihm war, dass er keinen Revolvergurt umgeschnallt hatte. Lionel Tucker war unbewaffnet.

Jetzt ließ er den Blick durch den Schankraum gleiten, sah das gemischte Publikum, und rief in Richtung des Salooners: »Stimmt das, Gene? Handelt es sich wirklich um eine geschlossene Gesellschaft?«

Gene Saddler zuckte nur mit den Schultern und wandte sich ab. Es war deutlich: Der Salooner wollte sich nicht der schlimmen, schnell wechselnden Laune des angetrunkenen Ranchersohnes aussetzen, doch sein Achselzucken war für Lionel vielsagend genug.

Er setzte sich wieder in Bewegung und rief: »Also keine geschlossene Gesellschaft, Elam! Wenn dir mein Geruch nicht behagt, steht es dir frei, den Saloon zu verlassen, dich auf dein Pferd zu setzen und nach Hause zu reiten!«

Elam Carters breites Grinsen gefror. Er drehte sich halb herum, griff nach seinem Glas und setzte es an die Lippen. In einem Zug trank er es leer. Der scharfe Whisky brannte in seiner Kehle.

Indessen hatte sich Lionel Tucker zu einigen Männern der Stadt an den Tisch gesetzt und rief: »Gene, bring mir ein Bier!« An die Bürger am Tisch gewandt sagte er: »Ich war in der Bank und habe mit Dexter besprochen. Nun will ich nur meinen Durst löschen, und dann reite ich nach Hause. Samantha wird schon ziemlich ungeduldig auf meine Rückkehr warten.«

»An deiner Stelle wäre ich auf der Stelle umgedreht und sofort heimgeritten«, murmelte einer der Männer. »Elam ist angetrunken, und dass er dich nicht leiden kann, ist ja weithin bekannt. O verdammt, da kommt er schon!«

Tatsächlich näherte sich Elam Carter dem Tisch, an dem Lionel Platz genommen hatte. Den Männern, die dort saßen, stand das jähe Unbehagen in die Gesichter geschrieben. Elams Gang war unsicher, seine Augen funkelten wie in wilder Vorfreude, sein schiefes Grinsen wirkte maskenhaft.

Lionel seufzte. »Es ist immer das Gleiche, wenn wir uns über den Weg laufen. Ich frage mich, warum er mich nicht in Ruhe lässt.«

Er zeigte keine Furcht, begann es aber zu bereuen, nicht gleich den Heimritt angetreten zu haben. Denn an diesem späten Nachmittag schien Elam Carter auf echten Verdruss aus zu sein.

Da war Elam auch schon heran und zischte: »Hab ich dir nicht deutlich zu verstehen gegeben, Kuhbauer, dass ich dich hier nicht haben will?«

»Doch, hast du«, erwiderte Lionel und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Allerdings gehört dieser Saloon nicht dir, und daher kannst du mir den Zutritt nicht verwehren. Du bist auf Streit mit mir aus, Elam. Na schön, ich werde das Bier trinken, das ich bestellt habe, und dann den Saloon verlassen. Und du verhältst dich ruhig und gesittet, kehrst zu deinem Platz am Tresen zurück und trinkst von mir aus noch ein Glas – falls du es noch verträgst.«

»Lass dir das nicht gefallen, Elam!«, rief einer, der mit dem Ranchersohn am Schanktisch gestanden hatte. »So darf der Drei-Kühe-Rancher nicht mit dir sprechen!«

Es handelte sich um einen Weidereiter der Bar-C-Ranch, einem von fünf, mit denen Elam nach Sanderson gekommen war.

»So ist es«, knurrte Elam. »So darfst du nicht mit mir sprechen. Darum wirst du jetzt aufstehen und verschwinden. Ich zähle bis drei. Eins...«

Lionel blieb sitzen. Sein Stolz ließ es nicht zu, dass er der Aufforderung nachkam. Er starrte Elam wortlos an.

Es machte den Angetrunkenen nervös. Unvermittelt griff er nach einem halb vollen Glas Bier, das auf dem Tisch stand, und schüttete es Lionel ins Gesicht.

Nun reichte es dem Smallrancher. Er wischte sich mit dem Halstuch das Bier aus dem Gesicht, erhob sich und ging um den Tisch herum.

Elam war zurückgetreten und hatte die Fäuste gehoben. In seinen geröteten Augen zeigte sich ein heimtückisches Glitzern. »Wage es bloß nicht, mich anzugreifen!«, keifte er. »Ich...«

Zwei schnelle Schritte brachten Lionel an Elam heran. Der zog das Knie hoch, um es dem Smallrancher in den Unterleib zu rammen. Doch Lionel war auf der Hut, vollführte eine halbe Körperdrehung, und Elams Knie streifte nur seinen Oberschenkel.

Und dann ging alles blitzschnell. Elams Fuß hatte nach dem misslungenen Kniestoß noch nicht richtig den Boden berührt, als sich Lionels linke Faust in seinen Leib bohrte.

Elam knickte in der Mitte ein. Ein versiegender Laut platzte über seine Lippen, sein Oberkörper pendelte nach vorn, und sein Gesicht neigte sich einem krachenden Faustschlag von Lionel entgegen, der Elam wieder aufrichtete, ihn zurücktaumeln und mit den Armen rudern ließ.

Blut schoss aus seiner Nase, rann über seinen Mund und tropfte von seinem Kinn.

Schließlich stolperte der Ranchersohn und stürzte rücklings auf den mit Sägemehl bestreuten Boden.

Ein Stöhnen ging durch den Saloon. Jeder wusste, was es hieß, den älteren Sohn des ungekrönten Königs dieses Landstrichs zu demütigen. Und dass ihn Lionel mit zwei Haken von den Beinen geholt hatte, war eine Demütigung.

Das gedachten die fünf Cowboys der Bar-C-Ranch auf der Stelle zu vergelten. Sie stießen sich wie auf ein geheimes Kommando von der Theke ab und näherten sich Lionel Tucker schnell und zielstrebig.

Die Männer, zu denen sich Lionel an den Tisch gesetzt hatte, sprangen auf und wichen zurück. Denn sie vermuteten, dass es gleich recht turbulent zugehen würde, und wollten nicht im Weg sein, wenn es die Cowboys der Bar-C dem Smallrancher gaben. Lionel zu helfen wagte keiner, denn mit Big Joshua Carter wollte es sich keiner verscherzen.

Lionel wandte sich den Cowboys zu. Ihm war klar, dass er gegen diese Übermacht nicht den Hauch einer Chance hatte. Doch auf die gütliche Art und Weise war hier nichts mehr zu regeln.

Er packte mit beiden Händen einen Stuhl und warf ihn einem der Angreifer entgegen. Aber sogleich waren die anderen vier heran und fielen über ihn her.

Lionel wurde zu Boden gerissen. Sie begannen brutal auf ihn einzuschlagen und ihn mit Fußtritten zu traktieren.

Doch er erhielt Hilfe.

Ein Fremder, ein großer Mann mit einem schwarzen Stetson auf dem Kopf, unter dem sandfarbene Haare hervorlugten, und dessen männlich-markantes Gesicht von einem blauen Augenpaar beherrscht wurde, hatte sich erhoben und war an den schlagenden und tretenden Pulk herangetreten.

Nun griff er zu, erwischte den ersten der Kerle am Westenkragen, riss ihn zurück und schleuderte ihn zwischen Tische und Stühle. Sogleich folgte ihm der zweite und im nächsten Moment der dritte. Stühle kippten polternd um, Gläser zerschellten klirrend am Boden, Geschrei wurde laut.

Die beiden, die noch mit Lionel beschäftigt waren, wandten sich jetzt dem Fremden zu. Einer schlug nach ihm.

Der große Mann duckte sich geistesgegenwärtig, und die Faust riss ihm lediglich den Stetson vom Kopf. Dann holte er den Burschen mit einer blitzschnell geschlagenen Doublette von den Beinen.

Der letzte der Schläger, der noch keine Bekanntschaft mit der Entschlossenheit des großen Mannes gemacht hatte, hob beide Hände, zeigte die Handflächen und wich zurück. Er wollte scheinbar keine Bekanntschaft mit dem Fußboden machen.

Elam Carter saß am Boden und glotzte den Fremden an, als wollte er nicht glauben, dass ein einzelner Mann derart unerschrocken und kompromisslos gegen eine fünffache Übermacht auftrat.

»Feige Bande!«, stieß der Fremde hervor und rückte den Revolvergurt mit dem Remington im Holster zurecht. Dann bückte er sich und half Lionel beim Aufstehen.

Das Gesicht des Smallranchers wies einige Schwellungen und kleine Platzwunden auf, ein ziemlich zugeschwollenes Auge begann sich blau zu verfärben, außerdem war seine Unterlippe aufgeschlagen und blutete.

Die drei Cowboys, die sich zwischen umgekippten Stühlen und Tischbeinen wiedergefunden hatten, rappelten sich auf und standen schließlich unschlüssig herum.

Sie konnten sich nicht dazu durchringen, den Fremden anzugreifen. Er verströmte etwas, das sie zurückhielt. Der vierte, den der große Mann mit zwei Schwingern zu Boden geschickt hatte, lag auf der Seite und schien völlig benommen.

»He, Fremder!«, keuchte Elam Carter. »Du – du musst lebensmüde sein. Solltest du noch einmal meinen Weg kreuzen, schicke ich dich in die Hölle!«

»Du wirst es vielleicht versuchen, Großmaul!«, versetzte der Fremde, indes er Lionel mit sanfter Gewalt zum Ausgang schob. »Ob es dir gelingt, erscheint mir jedoch ausgesprochen fraglich.«

»Sag mir deinen Namen, Fremder!«, forderte Elam mit schriller Stimme. Der Hass drohte ihn zu überwältigen. Er ließ ihn innerlich erbeben und staute sich in ihm wie der Überdruck in einem Dampfkessel.

»Lassiter«, sagte der große Mann mit den sandfarbenen Haaren. »Einfach nur Lassiter, Mister.«

Er beachtete Elam nicht mehr. So schien es zumindest. Lassiter fuhr fort, Lionel in Richtung Ausgang zu dirigieren.

Elam wurde vom Hass übermannt und griff nach dem Revolver.

Lassiter nahm es aus den Augenwinkeln wahr. Als er zog, war das eine blitzschnelle, fließende Bewegung von Hand, Arm und Schulter.

Elam hatte sein Eisen ebenfalls gezogen, aber die Mündung deutete noch auf den Boden, während er bereits in die kreisrunde, vom Tod kündende Mündung von Lassiters Revolver starrte. Matt glänzten die bleiernen Kugelköpfe in den Kammern der Trommel.

Lassiter spannte den Hahn. Das trockene metallische Knacken stieß wie eine Warnung vor Unheil und Tod in die spannungsgeladene, atemlose Stille, die im Saloon herrschte.

»Wirf das Eisen weg, und versuch das nie wieder, Mister!«, stieß Lassiter hervor. »Du hast eben mit deinem Leben gespielt. Ein anderer hätte vielleicht abgedrückt.«

Einer der Cowboys, die sich wieder gefangen hatten, trat an Elam heran, nahm ihm den Colt weg, trug das Eisen zur Theke und legte es darauf ab. Dann entfernte er sich weit genug und hob die Hände in Schulterhöhe, um zu dokumentieren, dass er nicht die Absicht hatte, etwas zu versuchen.

Lassiter entspannte den Remington, ließ ihn einmal um den Zeigefinger rotieren und versenkte ihn im Holster.

»Gehen wir«, sagte er vollkommen ruhig zu Lionel.

Auf dem Vorbau des Saloons drückte Lassiter den ziemlich ramponierten Smallrancher in den Schaukelstuhl. »Ich hole nur meinen Hut«, sagte Lassiter. »Bin gleich wieder da.«

»Ich würde da nicht mehr hineingehen«, murmelte Lionel. Das Sprechen bereitete ihm Schwierigkeiten, denn die Lippe war nicht nur aufgeplatzt, sondern auch stark geschwollen.

»Der Hut war viel zu teuer, als dass ich ihn einfach liegen lassen kann«, entgegnete Lassiter und kehrte in den Schankraum zurück.

Verworrenes Stimmendurcheinander empfing ihn. Elam Carter und seine Cowboys saßen an einem Tisch und fixierten Lassiter wie eine übernatürliche Erscheinung, als er zurückkam.

Jeder seiner Schritte wirkte wie abgezirkelt, seine Rechte hing locker neben dem abstehenden Knauf des Remington.

Die Unterhaltungen brachen ab, als versickerte das Plätschern eines Gebirgsbaches. Auch die übrigen Gäste, größtenteils Männer der Stadt, aber auch einige Kerle, die nicht besonders vertrauenswürdig aussagen, starrten Lassiter mit stechenden Blicken an, als konnten sie es nicht glauben, dass er sich sozusagen noch einmal in die Höhle des Löwen wagte.

Er achtete auf nichts und niemanden – so hatte es jedenfalls den Anschein – und ging dorthin, wo immer noch sein schwarzer Stetson am Boden lag, hob ihn auf und setzte ihn sich auf den Kopf. Dann verließ er den Saloon wieder.

Die Türflügel schlugen noch, als das Stimmengewirr im Saloon wieder einsetzte.

»Danke, Lassiter«, nuschelte Lionel. »Hätten Sie nicht eingegriffen, hätten mich die Reiter der Bar-C in Stücke geschlagen.«

»Hat man auf dieser Ranch etwas gegen Sie?«, fragte Lassiter, griff in die Brusttasche seines Hemdes, holte ein Zigarillo hervor, steckte es sich zwischen die Lippen und riss am Vorgeländer ein Schwefelholz an. »Ich bin erst vor einer Stunde in dem Ort angekommen«, fügte er hinzu, »und kenne die Verhältnisse hier nicht. Ich bin gewissermaßen auf der Durchreise. Mein Ziel ist Odessa. Mein knurrender Magen hat mich in den Saloon getrieben.«

»Wollen Sie hier über Nacht bleiben?«, fragte Lionel.

»Ja. Mein Pferd habe ich bereits im Mietstall untergestellt. Im Saloon ist noch ein Zimmer frei für mich. Andernfalls würde ich auf dem Heuboden im Mietstall übernachten. Ich bin nicht besonders wählerisch.«

»Mein Name ist Tucker«, stellte sich der Smallrancher vor. »Lionel Tucker. Ich betreibe zusammen mit meiner Schwester eine kleine Ranch. Wenn Sie möchten, können Sie bei uns übernachten. Sie müssten dann allerdings noch einmal in den Sattel steigen, denn meine Ranch liegt etwa drei Meilen von hier entfernt am Creek.«

»Warum nicht?«, meinte Lassiter nach kurzer Überlegung. »Während wir zu Ihrer Ranch reiten, können Sie mir erzählen, was die Leute von der Bar-C gegen Sie haben. Steht Ihr Pferd hier am Holm?« Lassiter wies auf die Tiere, die am Hitchrack vor dem Saloon angebunden waren.

»Ja.«

»Okay«, sagte Lassiter, »ich reite mit Ihnen zu Ihrer Ranch. Wir müssen nur mein Pferd aus dem Mietstall holen.« Er wandte den Blick nach Westen. Die Sonne schien auf den Bergen zu stehen, und er sagte sich, dass es ziemlich dunkel sein würde, wenn sie die Ranch erreichten.

Lionel hatte sich etwas von den Schlägen und Tritten erholt, erhob sich, tauchte unter dem Vorbaugeländer hindurch und holte sein Pferd. Das Tier am Kopfgeschirr führend, schritt er neben Lassiter her zum Mietstall.

Der Stallmann half Lassiter, sein Pferd zu satteln und zu zäumen, und wenig später verließen sie die Stadt in südöstliche Richtung.

Sie folgten dem Creek, der stellenweise nicht tiefer als zwei Handbreit und dessen Bett voll Geröll war.

Lassiter erfuhr, dass die Bar-C-Ranch von Big Joshua Carter die größte Ranch im Terrell County war. Lionel Tucker betrieb zusammen mit seiner Schwester an der Grenze des Weidegebietes der Bar-C seine Ranch, aber sie war im Gegensatz zur Bar-C in der Tat ein Drei-Kühe-Betrieb.

»Joshua Carter hat mich und Samantha bisher in Ruhe gelassen«, erzählte Lionel. »Er hat uns geduldet. Elam, den Sie heute in seine Schranken verwiesen haben, hat eine Zeitlang versucht, meiner Schwester den Hof zu machen, doch sie hat ihm die kalte Schulter gezeigt. Seitdem sind wir das Ziel seiner Sticheleien und Provokationen. Heute hat er allerdings zum ersten Mal seinem Zorn auf uns so richtig freien Lauf gelassen. Das war wohl auch, weil er angetrunken war und ihm fünf Cowboys den Rücken gestärkt haben.«

»Er wird Sie und Ihre Schwester auch künftig nicht in Ruhe lassen«, verlieh Lassiter seiner Befürchtung Ausdruck.

»Das ist sehr wahrscheinlich«, antwortete Lionel. »Elam sieht seine Niederlage im Saloon ganz sicher als bittere Schmach an. Und er wird sie mir heimzahlen wollen. Sie, nehme ich an, reiten morgen weiter, Lassiter. Es dürfte also nicht Ihr Problem werden.«

»Ja. Ich muss nach Odessa.« Einen Grund nannte Lassiter nicht.

Das Gespräch schlief ein. Nur noch das Pochen der Hufe, das Klirren der Gebissketten und das Knarren der Sättel sowie das Zwitschern der Vögel, die den Tag verabschiedeten, waren zu vernehmen.

Im Westen versank schließlich die Sonne hinter den Bergen. Mir ihrem Widerschein verlieh sie dem Horizont eine glühend rote Farbe. Auf das ganze Land legte sich ein rötlicher Schein. Die Schatten waren verblasst, und von Osten schob sich grau die Dämmerung ins Land.

Es wurde schnell dunkel. Der Westhimmel erstrahlte nur noch in einem schwefeligen Gelb.

Wolkenbänke hatten sich davorgeschoben. Den beiden Reitern begegneten erste Rinderrudel, die am Creek standen. »Wir befinden uns bereits auf meinem Weideland«, gab Lionel zu verstehen. »Diese Rinder gehören mir.«

Es handelte sich um genügsame Longhorns. Einige beobachteten die beiden Reiter, andere rupften am Gras, anderen löschten ihren Durst. Muhen und Blöken erhob sich über das Weideland, Horn klapperte, buschige Schwanzenden peitschten über knochige Rücken.