Lea - zwei Freundinnen und ein Ehemann - Markus Nüsseler - E-Book

Lea - zwei Freundinnen und ein Ehemann E-Book

Markus Nüsseler

0,0

Beschreibung

Tim ist Geschäftsführer eines Hotels und lernt in der Kreditabteilung einer Bank die attraktive Lea kennen. Er trifft die schwarzhaarige Schönheit zufällig abends in einem Club wieder und tanzt mit ihr. An ihrer Seite ist ihre beste Freundin Carmen, eine lebenslustige und fröhliche Blondine. Tim verabredet sich mit Lea, die beiden werden ein Paar und heiraten bald. Tim, Lea und ihre gemeinsame Tochter Anna fahren mit Carmen in den Urlaub. Tim verliebt sich in Carmen und die beiden treffen sich nach dem gemeinsamen Urlaub regelmäßig hinter Leas Rücken. Als Lea hinter das Geheimnis ihres Mannes kommt, bricht er den Kontakt zu der von ihm geliebten Carmen ab. Vorübergehend herrscht zwischen Lea und Carmen Eiszeit. Auf der Hochzeit von Finn und Mirela freundet sich die Braut mit Lea an. Schnell entsteht ein intensiver Kontakt zwischen Lea und der warmherzigen Mirela. Die beiden Freundinnen treffen sich mit ihren Männern auch im Biergarten. Tim bittet Mirela um Rat und Unterstützung in betriebswirtschaftlichen Fragen. Neben fundiertem Rat von Mirela bekommt er bald deren Zuneigung. Mirela gesteht Tim, dass sie auf ihrer Hochzeit für ihn Feuer gefangen hat. Tim landet in den Armen der gefühlsbetonten, aber auch resoluten Mirela, die ihn immer mehr an sich bindet. Die Geborgenheit, die ihm Mirela schenkt, hat ihren Preis: in einem kleinen Zimmer in der obersten Etage des Hotels richtet Tim nicht ganz freiwillig ein Liebesnest ein. Die Affäre zwischen Mirela und Tim bleibt zwei Jahre lang unentdeckt. Als Lea hinter Tims Affäre mit Mirela kommt, zerbricht die Freundschaft der beiden Frauen. Die Ehe von Tim und Lea steht vor dem Aus. Tim zieht vorübergehend von zu Hause aus und lebt allein in dem ehemaligen Liebesnest. Doch Lea will ihre Ehe nicht aufgeben und versöhnt sich mit ihrem Mann. Tim gesteht seine Schuld ein und wendet sich wieder voll Lea und seiner Tochter zu. Unbeschadet der Probleme ihrer Eltern wächst ihre gemeinsame Tochter Anna heran und wird eine gute Schülerin. Lea hat sich sehr bald mit Carmen wieder versöhnt und Tim bleibt zu Carmen auf Distanz. Carmen gehört dennoch zu Tims Familie und seine Tochter Anna baut einen innigen Kontakt zu Carmen auf. Carmen ist nun Annas Freundin und wird ihre Mentorin. Carmen öffnet Anna die Augen für den Reichtum des Lebens und ermutigt sie, ihre Talente zu entdecken und das Beste aus sich zu machen. Anna schafft ein Spitzenabitur und fährt mit Carmen in Urlaub. Das ist ein Geschenk Carmens an Anna.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 357

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

Kapitel 81

1

Tim Gerling, der Geschäftsführer des Hotels Best Stay in München, saß vor dem Notebook in seinem Büro und überflog die anstehenden Termine. An erster Stelle interessierte sich Tim für die Belegungsquote der Zimmer in seinem Hotel. Er wollte wissen, wie hoch der Prozentsatz der gebuchten Hotelzimmer in seinem Haus war und öffnete die entsprechende Seite des internen Hotelportals. Mit 64 % war die aktuelle Belegungsquote weit unter den Kapazitäten, die sein Haus an zentraler Lage in München, unweit einer U-Bahnstation, aufbieten konnte. Doch Ende April stand die eigentliche Reisesaison noch bevor. Darum war der Reisebus mit den chinesischen Touristen, die für zwei Nächte im Best Stay ihre Deutschlandtour unterbrachen, hochwillkommen. Die Auslastungsquote wird am Freitagabend auf über 85 % steigen. „Schon besser“, dachte Tim. Die Asiaten würden heute gegen 15 Uhr aus Berlin kommend eintreffen. Für die Monate Mai und Juni gab es eine steigende Zahl von Kurzurlaubern, die München als Reiseziel gebucht hatten. Morgen Samstag erwartete der Geschäftsführer gut 50 Seminarteilnehmerinnen, die sich zu einem Seminar im Veranstaltungsraum des Hotels angemeldet hatten. Das für weibliche Teilnehmerinnen gedachte ganztägige Seminar stand unter dem Titel: „Selbstbestimmt zu finanzieller Sicherheit und Wohlstand kommen – Frauenpower beim Geldanlegen.“ Die Seminarteilnehmerinnen würden zwar - mit Ausnahme der Referentin, die schon heute erwartet wurde - nicht zur Nacht bleiben. Doch die Miete für den Vortragsraum, die Snacks und die Getränke für die Pausen, die er der Finanzagentur in Rechnung stellen konnte, waren eine willkommene Einnahmequelle. Sicherlich würde auch die Bar in der Lobby von der Veranstaltung profitieren. Tim freute sich auch auf das nächste Seminar im Juni, das unter dem Thema stand: „Finanzplanung, Geldanlage und Absicherung für das Alter“. Auch dieses Seminar wandte sich an weibliche Investorinnen. Diese Veranstaltung wurde von der gleichen Referentin organisiert und gestaltet. Das letzte Seminar stand im September auf der Agenda, ebenfalls im Hotel Best Stay. „Mein Weg an die Börse – so arbeitet mein Geld gewinnbringend für mich.“

Tim war bemüht, seinen Gästen in jeder Hinsicht einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Auch unausgesprochene Wünsche sollten geweckt und nach Möglichkeit erfüllt werden. Dazu zählte zuallererst ein freundliches, zuvorkommendes Willkommen an der Rezeption, verbunden mit dem persönlich formulierten Wunsch, einen angenehmen Aufenthalt zu haben. „Willkommen bei uns. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl im Hotel Best Stay und verbringen eine schöne Zeit in München!“ Genau das waren die Worte, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den neuen Hotelgästen bei der Übergabe der Chipkarte für das Zimmer sagen sollten. Tim hatte diese Form der Begrüßung der Hotelgäste im Zusammenhang mit einer hauseigenen Schulung den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sogar durch ein Rollenspiel nahegebracht und die Form der Begrüßung eingeübt. Jeder Mitarbeiter am Empfang war verpflichtet, mit diesen Worten die Gäste willkom men zu heißen. Tim hatte zwar hintenherum erfahren, dass sich eine Angestellte über diese Vorschrift mokiert hatte. Aber Tim wollte trotzdem an diesem Verfahren festhalten.

Tim war davon überzeugt, dass ein zufriedener Hotelgast am ehesten wieder einmal zurück in das Hotel Best Stay finden würde. Vielleicht postete ein zufriedener Gast auch ein Lob in einem der Hotelportale unter „Bewertungen.“

Tim griff nach dem Handy und rief den Mitarbeiter im Facility Management an. „Antonio, ist der Vortragssaal schon bestuhlt?“, wollte er wissen. „Sehr gut, danke. Lüftest du morgen früh noch kurz durch, so gegen halb neun? Fein. Danke nochmals.“

Der Geschäftsführer stand auf und ging zur Treppe, die ihn zur Rezeption hinunterbrachte. „Slavica, rufen Sie mich an, sobald Frau Hauf zum Check-in kommt? Ich möchte sie persönlich begrüßen.“

Slavica war eine hochgewachsene junge Frau mit kroatischen Wurzeln. Sie war von ihrem Platz aufgestanden, als Tim auf sie zukam. Ihre langen braunen Haare hatte Slavica aufgesteckt. Aus dem blassen Gesicht waren zwei braune Augen auf Tim gerichtet. „Was gibt’s, Herr Gerling?“ – „Morgen ist ja wieder einmal Seminartag. Die Referentin, Frau Hauf, kommt schon heute und übernachtet bei uns. Rufen Sie mich bitte sofort an, sobald sie hier eintrifft! Ich möchte sie persönlich begrüßen. Ich komme dann runter, wenn sie bei Ihnen angekommen ist.“ Slavica bestätigte verbindlich: „Genau so machen wir das. Gerne, Herr Gerling.“ An sich kam Tim mit Slavica bestens aus. Er schätzte ihre freundliche, verbind liche Art sehr. Sie war ihm sympathisch. Leider blieben Tims Augen gelegentlich auf Slavicas Mundpartie haften, denn die junge Frau hatte einen leicht schiefen Mund. „Ein Schönheitsfehler“, dachte Tim oft. „Dabei ist sie doch ganz fesch!“ So unterließ es Tim auch heute nicht, einen Blick auf die langen Beine Slavicas zu werfen, die ein kurzer schwarzer Lederrock freigab.

Tim wollte noch heute mit der Referentin reden. Dabei ging es Tim nicht nur um den persönlichen Kontakt zu einer guten Kundin, sondern auch um die Fortsetzung der bisherigen Partnerschaft mit Frau Hauf und ihrer Finanzberatung. Tim wollte Frau Hauf auf die Termine der Vortragsreihe im nächsten Jahr ansprechen. Er brauchte dringend Kunden, die den Vortragssaal buchten. Falls Frau Hauf und Tim sich darauf einigen könnten, würde er Frau Hauf für die beiden letzten Termine im nächsten Jahr jeweils 5% Nachlass gewähren. Er war gespannt auf das Ergebnis seines Gesprächs mit Frau Hauf.

Tim trat ins Freie und schaute nach oben. Weiße Wolken zogen ostwärts und gaben immer wieder den Blick auf das Blau des Himmels frei. Noch war es kühl. Nur wenige Gäste saßen auf den Stühlen des gegenüberliegenden Cafés im Freien. Als Tim sich umdrehte, sah er Frau Hauf mit ihrem hellblauen Hartschalentrolley auf ihn zukommen. Tim machte ein paar kurze Schritte auf die Referentin zu und reichte ihr die Hand. „Ich freue mich, Frau Hauf, dass Sie uns wieder die Ehre geben. Schön, dass ich Sie treffe. Hatten Sie eine angenehme Reise?“ – „Ja, danke.“ – „Haben Sie viele Anmeldungen für morgen?“ – „Mehr als letztes Jahr. Das Interesse an einem persönlichen Management in Gelddingen ist bei gut verdienenden Frauen gestiegen. Ich hoffe, ich kann die Teilnehmerinnen auch für die beiden anderen Tagungen gewinnen.“

Tim begleitete Frau Hauf zu Slavica. „Frau Hauf ist jetzt da. Sie kennen sich ja bereits vom letzten Jahr.“ Slavica war aufgestanden und begrüßte Frau Hauf. „Wir haben wieder das große Zimmer für Sie reserviert.“ Was Slavica nicht wusste: ihr Chef hatte vor einer halben Stunde eine kleine Flasche Sekt als zusätzlichen Willkommensgruß in das Zimmer von Frau Hauf gestellt. Mit einem Kärtchen: „Herzlich willkommen!“ Handschriftlich hatte der Geschäftsführer noch ergänzt: „Für einen angenehmen Aufenthalt. Tim Gerling.“

Slavica übergab Frau Hauf die Chipkarte für das Zimmer und sprach: „Willkommen bei uns. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl im Hotel Best Stay und verbringen eine schöne Zeit in München!“ Zufrieden nickte Tim. „Hätten Sie noch einen Moment Zeit für mich? Wollen wir uns kurz in die Bar setzen?“ Der Geschäftsführer griff nach dem Trolley von Frau Hauf.

Tim winkte dem Kellner und beide setzten sich in die Sitzecke gegenüber der Theke. Der Geschäftsführer sprach die Termine der drei Tagungen im kommenden Jahr an. Frau Hauf rief die Termine für das kommende Jahr im iPad auf. „Ihr Angebot nehme ich gerne mit in die Agentur. Der Rabatt ist verlockend. Sie hören bald von mir.“ Als beide ausgetrunken hatten, begleitete Tim Frau Hauf noch zum Aufzug.

Als Tim eine Stunde später das Foyer des Hotels betrat, drängte sich die chinesische Reisegruppe schon vor Slavica und ihrer Kollegin. Zufrieden lächelte Tim in sich hinein. Er mochte solche Momente, wenn das Foyer voll von ankommenden Gästen war. Eine erfolgreiche Arbeitswoche ging zu Ende. Erfreut dachte Tim daran, dass er morgen mit Freunden verabredet war. Er hatte am Samstagnachmittag frei und konnte wieder einmal mit seinen Freunden in die Allianz Arena gehen. Die Bayern spielten gegen Schalke 04.

2

Lea Lanzing schob die vor ihr liegenden Blätter zusammen. „Gut. Wir werden den Kreditrahmen zwischen unserer Bank und Ihrem Hotel auf 50000 € erhöhen. Sie haben damit den nötigen Spielraum für Sanierungs und Instandhaltungsmaßnahmen. Ich werde Ihnen den neuen Vertrag ausdrucken.“ Lea griff nach dem Vorentwurf, zerriss die Vordrucke und steckte sie in zwei Etappen in den Shredder. Sie machte einige Klicks auf ihrem Notebook und drehte sich zum Drucker um. Jetzt erst fielen Tim die langen schwarzen Haare auf, die Lea Lanzing bis zur Mitte des Rückens reichten. Lea hatte wunderschönes, dichtes schwarzes Haar, das sich von ihrer weißen Bluse kontrastreich abhob und damit besonders gut zur Geltung kam. Jetzt wandte sich die Mitarbeiterin der Bank dem Geschäftsführer des Hotels Best Stay wieder zu. Mit ihrem Zeigefinger wies sie auf die Unterschriftenzeile. Tim nahm den Kugelschreiber entgegen und unterschrieb.

„Jetzt fehlt noch die Unterschrift aus der Konzernzentrale“, beschied Lea Lanzing. „Ich gebe Ihnen noch ein Kuvert für die Rücksendung mit. Das Original des Vertrages mit unseren Unterschriften erhalten Sie umgehend per Post, sobald beide Unterschriften von Ihrer Seite bei uns vorliegen.“

Lea Lanzing steckte den Vertragstext in den Umschlag und schob ihn in Richtung Tim. Der Geschäftsführer nahm das Kuvert, hob den Kopf und blickte in das mit Rouge geschminkte Gesicht. Er war nicht wenig überrascht, als er feststellte, dass Lea wunderschöne blaue Augen hatte. Sein Blick ruhte auf dem Gesicht seiner Gesprächspartnerin. Tim hielt inne. Er lächelte, senkte seinen Kopf und erhob sich. Als er Lea Lanzing die Hand zur Verabschiedung entgegenstreckte, kostete er noch einmal den Blick in die blauen Augen Leas aus. Halb geschäftlich, halb aus persönlichem Interesse lächelte er Lea Lanzing an, als er sprach: „Wir sind von der Entfernung her schon Nachbarn. Wenn Ihr Weg Sie einmal an meinem Hotel vorbeiführt, kommen Sie ruhig mal zu mir ins Hotel. Gerne offeriere ich Ihnen einen Drink in der Lounge. Seien Sie mein Gast!“ Beim letzten Wort drückte er Lea Lanzing die Hand etwas fester.

Die Hände gaben sich frei, und Lea Lanzing meinte: „Danke, Herr Gerling. Mal sehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

Als Tim das Gebäude der Bank verließ, war er erleichtert. Die Sanierungsarbeiten konnten beginnen, sobald er die Unterschrift aus der Konzernzentrale hatte. Er würde das Vertragswerk umgehend zur Unterschrift weiterleiten. Der Austausch der Heizungsanlage war in der Zentrale genehmigt worden. Mit der Erweiterung des Kreditrahmens war die Bezahlung der eingehenden Rechnungen sichergestellt. Innerhalb dieses Rahmens konnte er die erforderlichen Aufträge an die beteiligten Unternehmen in eigener Regie vergeben.

Die Rücklagen auf dem Betriebskonto des Hotels Best Stay in München waren pandemiebedingt geschrumpft. In sehr guten Jahren konnten erhebliche Mittel für die Modernisierung und Austauschreparaturen zurückgelegt werden. Während der Pandemie war dies nicht möglich gewesen, und Reparaturen waren nicht aus den laufenden Einnahmen, sondern aus den Rücklagen bezahlt worden. Lange genug war das Hotel durch Corona in einen teuren Dornröschenschlaf versetzt worden. Die Einnahmen vielen fast ganz aus. Doch die Fixkosten fielen trotzdem an. Monatelang hatte Tim die Fixkosten durch Entnahmen aus dem Rücklagenkonto bezahlen müssen.

Tim freute sich über die Zunahme der Vorausbuchungen für den Frühling und den kommenden Sommer. Am meisten lachte Tims Herz, wenn nachmittags die ankommenden Hotelgäste vor Slavica und Chiara an der Rezeption Schlange standen.

Die allmähliche Rückkehr zur Normalität hatte auch allen anderen Mitarbeitern des Hotels gutgetan.

Wenigstens jenen, die ihren Arbeitsplatz behalten hatten.

Tim ging in das Büro und bat Frau Müller, die Sekretärin, den Vertrag an die Konzernzentrale weiterzuleiten. Frau Müller war die älteste Mitarbeiterin des Hotels und hatte schon einige graue Haare.

Tim holte sich einen doppelten Kaffee Crema schwarz an der Bar und zog sich in sein Büro zurück.

Er setzte sich an den Schreibtisch. Vor seinem geistigen Auge erschien wieder das Gesicht von Lea Lanzing. „Schwarzes Haar und blaue Augen, sehr ungewöhnlich“, dachte Tim. „Aber äußerst apart.“ Tim gestand sich ein, dass ihm Lea Lanzing gefiel. Sehr sogar. „Schade nur, dass wir nicht persönlich miteinander sprechen konnten.“

Tim Gerling war noch ledig. Eine Beziehung, die fast ein Jahr Bestand hatte, war durch seine Freundin gelöst worden. Im Augenblick war Tim Single.

3

Tim war mit seinem Freund Lukas und dessen Freundin Mirela zum Essen verabredet. Die Freunde wollten einen neuen Italiener ausprobieren, der in der Maxvorstadt eröffnet hatte. Tim hatte online einen Tisch reserviert. Der Kellner führte Tim zum Tisch. Er war der erste am Tisch und setzte sich mit dem Rücken zur Wand, damit er Lukas beim Betreten des Lokals ein Zeichen geben konnte. Obwohl die Uhr noch nicht einmal halb sieben Uhr anzeigte, waren nur noch wenige Tische frei. Es machte Tim Spaß, neue Lokale aufzusuchen. Vielleicht konnte er seinen Stammlokalen, denen es in München einige gab, ein weiteres hinzufügen? Tim freute sich immer, wenn er beim Betreten des Lokals mit seinem Namen begrüßt wurde. Er war in seinem Hotel zwar nur Geschäftsführer, ein Angestellter, der die Abläufe koordinierte, kleinere und größere Aufträge an Partnerfirmen des Hotels vergab und überprüfte, sich gele gentliche Beschwerden der Hotelgäste anhörte und eine für alle zufrieden stellende Lösung ermöglichte. Viele ganz unterschiedliche Tätigkeiten hielten den Betrieb am Laufen. Ganz am Anfang, als er seine neue Stelle im Hotel Best Stay angetreten hatte, war ihm der hohe Anteil an organisatorischen Tätigkeiten aufgefallen. Ständig musste er zum Telefon greifen, E-Mails lesen, beantworten und neue schreiben, die Mitarbeiterin im Sekretariat aufsuchen und nach einem Mitarbeiter im Facility Management rufen. Auch die Damen an der Rezeption beanspruchten seine Aufmerksamkeit.

Auf der Hotelfachschule hatte Tim nie die Idee gehabt, dass der Betrieb eines Hotels so viel Organisation und Koordination erforderte.

Wenn es in der Eingangshalle des Hotels sehr ruhig war, verweilte er gelegentlich bei Slavica oder ihrer Kollegin Chiara zu einem Gespräch.

Tim schaute auf und sah, dass Lukas und Mirela die Osteria betraten. Er hob seine Hand und machte mit einem Zeichen auf sich aufmerksam.

„Du bist also Mirela. Lukas hat mir von dir schon einiges erzählt. Ich freue mich, dich kennenzulernen.“ Tim streckte der jungen Brünetten mit dem Pferdeschwanz die Hand entgegen. Mirela lächelte: „Du bist also der Freund von Lukas mit dem Hotel, nicht wahr?“ – „Ja, der bin ich. Auch wenn es nicht mein Hotel ist!“ Tim lachte. „Alter Schwede!“ Lukas war Mitte 30, etwa in er Größe von Tim, jedoch etwas breiter gebaut. Er hatte Tim den Arm auf die Schulter gelegt, währenddessen er die andere Hand seinem Freund entgegenstreckte. Lukas hatte dunkles, dichtes Haar, das kurzgeschnitten war. Ein Lachen erschien auf seinem breiten Gesicht.

Tim bot dem Paar den Platz an der Wand an. „Ich setze mich mal auf die andere Seite. Dann habt ihr den Blick in das Lokal.“

Der Kellner brachte die Speisekarten. Lukas wollte mit seiner Freundin eine Platte Antipasti Misti teilen. Tim hatte sich für gegrillte Paprikaschoten als Vorspeise entschieden. „E dopo?“ fragte der Kellner. Lukas und Mirela wurden bei Pizza fündig. Tim bestellte Saltimbocca alla Romana.

„Wie ich sehe, bist du noch immer Single,“ begann Lukas. „Du bist doch in deiner Arbeit immer wieder unter Frauen. Da muss doch auch eine dabei sein, die jung und fesch ist. Und da findest du keine, die dir gefällt?“ Lukas zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe dich doch neulich im Hotel abgeholt, als wir in die Allianz Arena gingen. Da sind doch zwei an der Rezeption, die ganz fesch sind?“ – „Du meinst Chiara und Slavica? Ja, mit Slavica komme ich ganz gut klar. Eine nette junge Frau! Aber weißt du, mit weiblichen Angestellten möchte ich nichts anfangen, so hübsch sie auch sein mögen. Ich möchte Privates und Geschäftliches trennen.“ Ein breites Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht von Lukas. „Dann müssen wir dir etwas nachhelfen. Tim! Es gibt so viele nette Frauen in München!“ Dabei schaute Lukas ganz verliebt Mirela an.

„Weißt du Tim, Lukas und ich wollen nachher noch in die Stella Bar zum Tanzen gehen. Komm doch einfach mit?“ Mirela schaute Tim fragend an. „Die Stella Bar? Wo ist denn die?“ – „Gar nicht weit. In der Nähe der Münchner Freiheit.“ Tim überlegte kurz. „Na ja, warum nicht?“

„Wir haben noch etwas Zeit. Zu früh ist dort nichts los. Wollt ihr noch etwas trinken?“ Lukas gab dem Kellner ein Zeichen. Tim entschied sich für Kaffee, Lukas und Mirela blieben beim Rotwein. „Sag mal, Mirela, was machst du beruflich?“ – „Ich habe BWL studiert. Mit Master. Momentan arbeite ich bei einem Personaldienstleister.“ – „Es ist nicht leicht, eine Stelle zu finden, die zur Ausbildung passt. Es sind zu viele Hochschulabsolventen auf dem Arbeitsmarkt. Und alle wollen einen Job. Für viele Unternehmen in der Wirtschaft ist das ein Vorteil. Die Anzahl der Bewerber auf eine einzelne Stelle ist riesig. Für jene, die die Uni verlassen, ist es hingegen schwierig. Und viele Unternehmen machen sich das zunutze, indem sie nur befristete Arbeitsverträge anbieten“, erklärte Lukas. „Und du, Tim, bist du mit deiner Stelle zufrieden?“ Fragend richteten sich zwei Augenpaare auf Tim. „Ja, sehr. Ich bin auch dankbar dafür, dass mein Arbeitsvertrag unbefristet ist. Und meine Mitarbeiter sind motiviert. Von anderen, die mit mir abgeschlossen haben, habe ich schon ganz anderes gehört.“ Tim wischte sich mit der Serviette über den Mund.

Gegen zehn Uhr brachen die drei Freunde auf.

Als sie in Schwabing vor der Stella Bar ankamen, kam das Nachtleben allmählich in Gang. Sie fanden einen Eckplatz unter der Spiegelwand. Lukas bestand darauf, dass diesmal Tim mit dem Blick auf die Tanzfläche zum Sitzen kam. Die Discomusik war schmissig und laut. Der persönliche Austausch mit Worten erstarb. Schon zog Lukas die hübsche Mirela auf die Tanzfläche. Beide ließen sich von einem ungestümen Bewegungsdrang leiten. Später, als die Melodien inniger, langsamer wurden, schmiegten sich Lukas und Mirela eng aneinander. „So schön kann Liebe sein,“ dachte Tim.

Nachdem er auch mit Mirela getanzt und ihr schweres Parfüm aufgenommen hatte, wollte Tim sich frisch machen gehen. Sein Weg führte ihn an der Bar vorbei, die im hinteren Teil des Lokals auch Plätze an der Theke anbot.

Auf dem Weg zurück blieben seine Augen an einer jungen Frau haften, deren lange schwarze Haare ihm auffielen. Jetzt drehte sich die junge Frau zu ihrer Begleiterin neben sich um. Damit konnte Tim ihr Gesicht seitlich von vorne sehen. Seine Schritte wurden langsamer. Kein Zweifel, die fesche Frau auf dem Barhocker war Lea Lanzing. Sie trug einen roten Pullover und eng anliegende modische Jeans, die in roten Pumps steckten. Tim blieb stehen. War das die Gelegenheit, zu Lea Lanzing privat in Kontakt zu kommen?

Lea war nicht entgangen, dass Tims Augen auf sie gerichtet waren. Sie hatte sich Tim zugwandt. „Hallo Frau Lanzing“, brachte Tim hervor. „Ach Herr Gerling! Sie hier in der Disco! Gerade hier hätte ich Sie nicht erwartet!“ Ein überraschtes Grinsen war über Leas Gesicht gehuscht. Tim hatte mittlerweile Leas Begleiterin mit einem freundlichen Nicken bedacht. „Darf ich meine Einladung auf ein Getränk wiederholen? Da Sie im Hotel noch nicht vorbeigekommen sind, mache ich das hier an der Bar. Was darf ich für Sie bestellen?“ – „Wenn Sie darauf bestehen – ein Glas Sekt wäre mir recht.“ Da wandte sich Leas Begleiterin um. Sie war blond und trug ihre Haare aufgesteckt. „Ich lasse euch mal allein“, sagte sie zu Lea. Als sie sich umdrehte und sich vom Barhocker gleiten ließ, nahm Tim ihr mädchenhaftes, fast kindlich wirkendes Gesicht mit den tief liegenden Augen kurz wahr. Sie war schlank und großgewachsen und trug ein kurzes Kostüm mit Blumenmustern. Dadurch wirkte sie nun doch ausgesprochen weiblich. Das Kindliche in ihrem Gesicht verschwand, als sie vor Tim an der Theke stand.

Tim machte dem Barkeeper ein Zeichen und bestellte zwei Gläser Sekt. „Darf ich?“ Mit diesen Worten eroberte Tim den Barhocker neben Lea Lanzing. Tim versuchte, mit Small Talk Lea Lanzing näher zu kommen. „Sind Sie öfters hier?“ – „Carmen hat mir die Stella Bar letztes Jahr gezeigt. Ab und an gehe ich mit Carmen hierher. Die Musik ist recht flott hier. Ich finde, der DJ macht seine Sache ganz gut. Carmen tanzt sehr gerne. Ich glaube, sie kommt auf dem Parkett besser auf ihre Kosten als hier an der Theke der Bar.“ Der Kellner stellte die Sektkelche vor Lea und Tim. Sie prosteten sich zu. Tim scannte Leas Gesicht mit seinen Augen. Bei dem Dämmerlicht in der Bar kam das Blau in Leas Augen nicht zur Geltung. „Sind Sie allein gekommen?“, wollte Lea Lanzing wissen. „Nein. Dort drüben sitzen Freunde von mir.“ Tim markierte mit seinem Kopf die Richtung, in der Lukas und Mirela saßen. Sofern sie nicht tanzten. Denn Mirela tanzte leidenschaftlich gerne.

„Ich finde zu tanzen ist eine schöne Abwechslung zu unserem Alltag. Tanz ist eine Bereicherung für unser Leben. Sehen Sie das auch so, Frau Lanzing?“ – „Eine prima Abwechslung zur Büroarbeit ist es auf jeden Fall.“ Lea sah Tim fragend an. „Würden Sie mit mir tanzen?“ fragte Tim. Einen kurzen Moment war er über seine Frage selbst überrascht. Lea nahm das pragmatisch. „Warum nicht? Wenn es Ihnen eine Freude macht?“ Lea hatte ihren Kopf zu Tim gedreht und dabei leicht angehoben. Durch das Licht, das von den starken Leuchten von oben auf die Theke fiel, konnte Tim das Blau in Leas Augen aufnehmen. „Was für wunderschöne Augen!“ Schon zum zweiten Mal prägte sich diese Wahrnehmung in Tim ein.

Ganz Kavalier, bot Tim Frau Lanzing die Hand, als sie sich vom Barhocker gleiten ließ.

Auf drei wilde Rhythmen folgten einige langsame Klänge, die den Übergang zu Paartänzen markierte. Tim bot Frau Lanzing die Hand, und wenig später spürte Lea Tims Arm an ihrem Rücken. Sie ließ Tim führen.

Nur zu bald waren die innigen Melodien zu Ende. Frau Lanzing beugte sich vor und brüllte etwas in sein Ohr, das Tim als das Zeichen zur Rückkehr an die Bar deutete. „Sie sind ein guter Tänzer!“ Mit diesem Lob hatte Tim nicht gerechnet. Er spürte das Dopamin in seinem Körper.

Carmen war an den Tresen zurückgekehrt. Sie saß wieder auf ihrem Platz. Zum Glück war neben Frau Lanzing ein Barhocker frei geworden. Tim kletterte hoch. „Möchten Sie noch etwas trinken?“ Lea Lanzing bejahte, und als sie wieder anstießen, meinte Frau Lanzing: „Wollen wir nicht du sagen?“ Sie streckte Tim den Sektkelch entgegen: „Lea.“ – „Tim.“ Jetzt meldete sich Leas Freundin: „Und was ist mit mir?“ Vorwurfsvoll blickten ihre Augen in Tims Gesicht. „Das machen wir ganz korrekt. Auf das Du stoßen wir an! Mit Sekt, ist das okay?“ Tim bestellte ein drittes Glas für Carmen. Als jeder ein Glas in der Hand hatte, hob Tim seinen Kelch und prostet auch Carmen zu. Prost Carmen!“ Jetzt war auch Carmen mit von der Partie, und bald stellte Tim fest, dass Carmen überaus gewitzt und geistreich war. Lea lachte mit, aber die Pointen hatte immer Carmen geliefert.

Noch einmal konnte Tim mit Lea den Weg auf die Tanzfläche antreten. Gegen halb ein Uhr wollten Lea und Carmen aufbrechen. Carmen war vom Barhocker geglitten und stellte keck fest: „Die Lea kann ich dir nicht überlassen, denn sie schläft heute Nacht bei mir.“

„Schön war es!“ Tim sah Lea lange in die Augen. Auf der Straße, bei der Verabschiedung, sagte Tim, als er Lea die Hand gab: „Über ein Wiedersehen würde ich mich freuen.“

Beschwingt kehrte Tim in die Stella Bar zurück. Der Weg zurück führte ihn an der Tanzfläche vorbei. Eng umschlungen sah er Lukas mit Mirela tanzen. „So würde ich auch gerne mit Lea tanzen“, sann er vor sich hin.

4

Lea und Carmen waren nicht die einzigen Discobesucher auf dem Weg zum U-Bahnhof Münchner Freiheit. Indessen strömten den beiden Freundinnen immer noch Grüppchen und Pärchen feierfreudiger junger Leute entgegen, die in die noch junge Disconacht eintauchen wollten. Vor der Treppe zum Zwischengeschoß der U-Bahn stand ein Pärchen in inniger Umarmung. Ihre Gesichter einander mit geschlossenen Augen zugewandt, ergaben sie sich ganz dem Spiel ihrer Zungen.

Als sich Lea und Carmen am Bahnsteig gegenüberstanden, wollte Carmen von Lea wissen: „Woher kennst du eigentlich Tim?“ Lea lächelte süffisant, als sie meinte: „Tim will Geld von mir!“ Carmen, die schon etwas angeheitert war, entgegnete mit großen Augen: „Und du lässt dich wieder ausnützen! Pass bloß auf mit deiner Gutmütigkeit! Denk daran, wie das mit deinem Ex war! Reicht dir das noch nicht?“ Ein herzhaftes Lachen erfasste Lea. „Er will das Geld doch nicht von mir. Es geht um einen Kredit von der Bank. Damit du es genau weißt: meine Bank hat den Kreditrahmen für Tims Hotel erhöht. “ Jetzt musste auch Carmen lachen. Gut gelaunt puffte sie ihre Freundin in den Arm. „Tim sah ja auch nicht danach aus, als ob er knapp bei Kasse wäre. Er hat uns reichlich Sekt spendiert. Gefällt er dir?“ – „Tim ist ganz nett. Als du auf der Tanzfläche warst, haben wir uns gut unterhalten. Er hat sich für meine Arbeit interessiert, sogar Einzelheiten über die Arbeit in der Kreditabteilung haben ihn neugierig gemacht. Und er ist ein guter Tänzer.“ – „Wirst du Tim wiedersehen?“ bohrte Carmen.

„Mal sehen. Er hat mich schon in der Bank auf einen Drink in seine Hotelbar eingeladen. Aber mit Kunden lasse ich mich sonst nie ein.“ – „Jetzt, nach einem Abend an der Bar, nachdem ihr euch privat unterhalten habt und sogar miteinander getanzt habt, ist er doch kein Kunde mehr für dich. Aber Lea!“ Darauf gab Lea keine Antwort.

Nach dem gemeinsamen Tanz war Tim für Lea nicht mehr der Kunde der Kreditabteilung. „Doch, Tim ist wirklich nett“, dachte Lea für sich selbst. Tim hatte sich für sie interessiert, hatte ihr gerne zugehört. Als sie in der U-Bahn nach Giesing saß, rätselte sie, ob Tim sich bei ihr melden würde. Würde Tim mit ihr noch einmal ausgehen wollen?

In Giesing Bahnhof stiegen Carmen und Lea aus. Carmen hatte eine kleine 2-Zimmer Wohnung in der Perlacher Straße, unweit des Giesinger Bahnhofs. Lea selbst wohnte am Ortsrand von Dachau in einem Neubaugebiet. Da die Busse, die vom S-Bahnhof Dachau Stadt aus die verschiedenen Stadtteile bedienten, nach Mitternacht nicht mehr fuhren, war Lea froh, dass sie bei Carmen zur Nacht bleiben konnte. Das geschah immer wieder. So hatte Lea in Carmens Badezimmer einen eigenen Kulturbeutel mit Zahnbürste, Rouge, Lippenstift und weiteren Utensilien für die Kosmetik. Lea war glücklich darüber, dass sie während ihrer Ausbildung Carmen kennengelernt und sich mit ihr angefreundet hatte. Carmen, die unternehmungslustige und lebensfrohe Blondine, fast ein Gegenpol zu der ernsten und zurückhaltenden Lea. Carmen hatte Lea vorgeschlagen, mit ihr zum Tanzen zu gehen. Und dank Carmens Vorschlag hatte sie Tim in der Bar getroffen, sich mit ihm glänzend unterhalten und mit ihm getanzt. Ein wunderbarer Abend war eben zu Ende gegangen.

Lea lag schon auf der Couch im Wohnzimmer und strich gerade die Decke glatt, als Carmen aus dem Bad kam und auf dem Weg in ihr Schlafzimmer rief: „Schlaf gut und träum süß von deinem Verehrer Tim!“

5

Tim saß in seinem Büro im Hotel und sah die E-Mails durch. Er freute sich, dass Frau Hauf von der Vermögensberatung für Frauen auf sein Angebot eingegangen war. Ihre Vermögensberatung wird nächstes Jahr wieder drei Veranstaltungen in Tims Hotel durchführen. Am Schluss der Mail las Tim den Satz: „Danke nochmals für die perfekte Organisation und die persönliche Betreuung während der Veranstaltung.“ – „Dann haben wir alles richtig gemacht“, dachte Tim. Die Leistungen des Hotels hatten die Erwartungen des Veranstalters erfüllt, und die Teilnehmerinnen hatten sich wohlgefühlt. Tatsächlich hatte Tim nicht nur der Veranstalterin, Frau Hauf, persönlich ein freundliches Willkommen bereitet, sondern als Geschäftsführer des Hotels hatte Tim auch während der Pausen zwischen den Vorträgen Präsenz gezeigt, hatte Frau Hauf gefragt, ob alles zu ihrer Zufriedenheit verlief. Auf dem Weg zurück in sein Büro hatte er sich sogar einmal bei einem Stehtisch während der Kaffeepause dazugestellt, den Damen zugenickt und dem Gespräch zugehört. Eine Teilnehmerin des Seminars war offenbar der Meinung, er sei von der „Vermögensverwaltung für Frauen“, denn sie hatte ihn gefragt, wie hoch der Anteil der Geldanlagen in den Emerging Markets im Wertpapierdepot sein sollte. Tim, der inkognito bleiben wollte, meinte salomonisch auf diese Frage: „Die Emerging Markets dürfen Sie auf keinen Fall unterschätzen. Die gehören in ein gut diversifiziertes Depot.“ Damit war alles und gleichzeitig nichts gesagt. Die Frage, wie viele Prozente von dem Geld in den Emerging Mar kets angelegt werden sollten ebenso wie die Frage nach den bevorzugten Regionen oder die Frage, ob aktiv oder passiv verwaltet, blieben mit Tims Antwort unbeantwortet. Trotz dieser nichtssagenden Antwort hatte sich die Dame im besten Alter, sicher eine gestandene Frau in ihrem Beruf, vielleicht eine Anwältin oder gar eine Ärztin, für Tims Antwort mit einem wohlwollenden Blick und verbindlichen Worten bedankt. Auf dem Rückweg in sein Büro war Tim der Slogan einer Bank eingefallen. „So einfach geht Geldanlage.“ Beinahe hätte er über die Situation am Stehtisch gelacht.

Durch die Mail, die er eben gelesen hatte, war ihm all dies wieder präsent.

Da fiel ihm plötzlich Lea ein. Was hätte die fesche Mitarbeiterin einer Bank zu dieser Frage gesagt?

Tim machte die E-Mail von Frau Hauf zu und in seinen Gedanken war er wieder bei dem Abend, den er mit Lea in der Bar verbracht hatte. Tim wollte Lea wiedersehen, unbedingt. Aber auf welchem Weg sollte er ein neues Date vorschlagen, und welchen Ort dazu auswählen? Das war ihm noch unklar.

Das Telefon klingelte. Slavica teilte mit, dass der Tankwagen mit dem Heizöl eben vorgefahren sei. Antonio war schon auf dem Weg nach draußen. Er musste den Zugang zum Öltank mit dem Schlüssel öffnen und dem Fahrer zeigen, wo der Schlauch des Tankfahrzeugs anzubringen war. Tim verließ sein Büro und machte sich auf den Weg zum Hoteleingang. Er kannte den Fahrer von der letzten Lieferung. „Sollen wir voll machen?“ fragte der Fahrer. Tim bejahte. Gegen Ende der Heizperiode fielen die Ölpreise leicht. Entscheidenden Einfluss auf den Lieferpreis hatte jedoch nicht die inländische Nachfrage nach Heizöl, sondern der Preis am internationalen Markt für Rohöl. Dieser wurde von weltpolitischen Faktoren ebenso beeinflusst wie von der Fördermenge, die die OPEC dem Weltmarkt zur Verfügung stellte. Um auf der sicheren Seite zu sein, war Tim ein voller Öltank sympathischer als ein halb leerer.

Als Tim wieder an der Rezeption vorbeikam, gab ihm Slavica die Post mit. Das DIN 5-Kuvert fiel durch das Logo des Inhabers auf. Als Tim das Kuvert an seinem Schreibtisch öffnete, erkannte er den neuen Rahmenvertrag mit der Unterschrift seitens der Direktion zur Erhöhung des Kreditvolumens, das Leas Bank seinem Hotel gewähren wollte. Jetzt war der Vertrag perfekt und er konnte ihn an die Kreditabteilung der Bank weiterleiten. Merkwürdig war nur, dass die Konzernzentrale das Kuvert mit der Empfängeradresse der Bank nicht verwendet hatte und stattdessen den unterschriebenen Vertrag ihm persönlich wieder zugesandt hatten. War das ein Wink des Schicksals mit dem Zaunpfahl? Sollte er den Vertrag persönlich in der Kreditabteilung vorbeibringen und bei dieser Gelegenheit Lea wiedersehen und sie dann zu einem Essen einladen?

Tim dachte kurz nach. „Nein. Der Vertrag ist das eine, eine Einladung an Lea auszusprechen ist das andere.“

Tim war aufgestanden. Etwas unschlüssig ging er in seinem Büro auf und ab. „Jetzt probiere ich es einfach mal. Ich werde Lea anrufen!“

Tim nahm den Vertrag mit der Bank zur Hand und las oben rechts: „Kreditabteilung, Ihre Ansprechpartnerin: Lea Lanzing“, und wählte mit klopfendem Herzen die angegebene Nummer.

„Lanzing“, hörte er Lea sprechen. „Grüß dich Lea. Hier ist Tim Gerling, Tim, aus der Disco.“ – „Ach du, Tim?“ Der fragende Ton in Leas Stimme machte Tim unsicher. Er fasste all seinen Mut zusammen und ergriff die Initiative. „Lea, die Stunden mit dir letzten Freitag habe ich genossen. Es war schön mit dir! Vielleicht können wir in Ruhe noch einmal miteinander reden. Wo es nicht so laut ist.“ – „Jaa…“ Lea hatte etwas gedehnt zugestimmt. War sie unsicher oder nur neugierig auf seinen Vorschlag? Was bedeutete das langgestreckte „Jaa?“ Noch einmal fasste Tim allen Mut und wurde deutlicher. „Ich würde dich gerne mal zum Essen ausführen, vielleicht abends nach der Arbeit. Was hältst du davon?“ - „Ja gerne. Was schlägst du vor?“ – „Ich würde dich gerne vor der Bank abholen. Was ist dir lieber: Donnerstag oder Freitag?“ – „Donnerstag passt mir gut.“ – „Fein. Ich freue mich. Bis Donnerstagabend, 18 Uhr, vor der Bank.“ Tim und Lea hatten ein Date.

Als Tim eingehängt hatte, entwischte ihm halblaut ein Ausruf der Freude: „Super!“ Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Der erste Schritt war getan. Die junge Frau, die ihm so gut gefiel und mit der er sogar getanzt hatte, war bereit, mit ihm essen zu gehen! Eine Mischung aus Stolz und Glücksgefühl ergriff Tim.

Doch wohin sollte er Lea zum Essen ausführen? Tim kannte weder Leas Geschmack noch ihre Lieblingsküche. Bevorzugte Lea scharfe Gerichte, asiatische Küche oder mediterranes Essen? Italienisch, kroatisch, oder griechisch? Oder mochte sie gehobene internationale Küche? Wäre ein Steakhaus eine gute Wahl?

„Mist! Hätte ich bloß einen konkreten Vorschlag gemacht! Dann hätte ich an Leas Reaktion ablesen können, ob ich richtig lag.“ Tim nahm sich vor, nochmals in Ruhe darüber nachzudenken und dann am Abend einen Tisch reservieren zu lassen.

Tim griff nach dem Kreditvertrag, faltete ihn und zog aus der Schreibtischschublade ein Kuvert. Er trug den Namen der Bank ein, ergänzte es mit „Kreditabteilung, Frau Lea Lanzing“ und vervollständigte die postalische Anschrift. Er verschloss das Kuvert. Er wollte es mittags in den Briefkasten bei der Bankfiliale einwerfen.

Das Vertrauen der Kreditabteilung hatte sein Hotel, das war nun vertraglich geregelt. „Werde ich auch Leas Vertrauen, mehr noch, ihr Herz für mich gewinnen können?“

6

Obwohl der Sommer noch nicht angebrochen war, hatte Tim sich für seinen weißen Anzug entschieden. Der graue Anzug erschien ihm zu geschäftsmäßig, der dunkelblaue zu offiziell und der schwarze Anzug passte zum Anlass ganz und gar nicht. Im weißen Anzug und bunter Krawatte, in der rechten Hand eine steife Tüte aus der Konditorei mit Pralinen, stand Tim vor dem Eingang der Bank und wartete auf Lea. Er war fast zehn Minuten zu früh gekommen. Da kam auch schon Lea, fünf Minuten zu früh, im blauen Businesskleid. Darüber trug Lea eine schwarze Lederjacke. Freudig begrüßte Tim seine Angebetete: „Hallo Lea. Schön dass du kommst. Geht es dir gut?“ Lächelnd gab Lea Tim die Hand. „Hallo Tim. Danke für die Einladung. Ja, mir geht es gut.“ Zur Bekräftigung hatte Lea mit dem Kopf genickt. „Ich habe leider nicht gefragt, welche Küche deinen Geschmack trifft. Ich möchte dir deshalb das „Ristorante Alla Borsa“ vorschlagen. Sie haben neben italienischen Spezialitäten auch internationale Gerichte. Ist das für dich okay?“ – „Gerne. Solange wir nicht den ganzen Abend über Berufliches reden. Du weißt ja, ich arbeite in einer Bank.“ Lea lachte, und als Tim das Lächeln seiner Begleiterin wahrnahm, dachte er: „Wie hübsch ist doch Lea, wenn sie lacht!“

Als Tim seiner Begleiterin im Lokal die Lederjacke abnahm, staunte er, wie gut das blaue Kleid Lea stand. Als er Lea gegenübersaß, begann er das Gespräch mit den Worten: „Das blaue Kleid steht dir ausgezeichnet. – Wie war dein Tag?“ – „Danke, gut. Ist dein Hotel zurzeit ausgebucht?“ – „Leider nein, aber wir haben mehr Vorausbuchungen als letztes Jahr. Das sagt allein aber noch nichts aus über die Belegungsquote. Viele Gäste buchen ihr Zimmer ganz kurzfristig. Wir stellen fest, dass das ein neuer Trend ist.“

Der Kellner kam und nahm die Bestellungen entgegen. Lea entschied sich für das rosa gebratene Roastbeef, währenddessen Tim sich für den Burger mit den Kartoffelecken entschied.

Nach dem Essen gelang es Tim, Lea noch für einen weiteren Schoppen Wein zu gewinnen. Tim war neugierig, mehr Privates von Lea zu erfahren, und er war froh, dass die so fesche Frau mit dem hübschen Gesicht, aus dem strahlend blaue Augen ihn ansahen, sich im Gespräch immer mehr öffnete. Lea wirkte – anders als die lustige und gewitzte Carmen – eher zurückhaltend, in sich ruhend. Eben erfuhr Tim, dass Lea eine kleine Wohnung am Stadtrand von Dachau hatte und gelegentlich bei ihrer Freundin Carmen in Giesing übernachtete, wenn sie mit ihrer Freundin ausging. „Ich bin wirklich froh, dass ich die Carmen kennengelernt habe und dass sie meine beste Freundin geworden ist. Was wäre ich ohne Carmen?“ Lea trank einen Schluck Wein. Tim erfuhr noch, dass Lea am Wochenende gelegentlich ins Fitnessstudio ging und regelmäßig ihre Eltern in Erding besuchte.

„Und die Arbeit in der Bank – wie kommst du damit klar, dass du so viel mit Geld und Zahlen zu tun hast? Ist das alles nicht irgendwie trocken?“ Lea hob den Kopf und schaute auf. Leas große blaue Augen ruhten auf Tims Gesicht, als sie sprach: „In der Kreditabteilung habe ich immer mit Menschen zu tun, die wir mit unserem Geld unterstützen. Ich muss mir ihre Situation, ihr Geschäft, genau ansehen, überlegen, ob wir an der Seite des Unternehmers in das Risiko gehen können. Ich muss mich in sie hineinversetzen und herausfinden, welche Chancen sie im Markt haben und ob ich der Geschäftsleitung die Kreditvergabe empfehlen kann oder nicht. Ich lerne die Antragsteller auch persönlich kennen.“ Lea senkte ihren Kopf.

Gespannt war Tim Leas Ausführungen gefolgt. Was Lea darstellte, traf so auch auf ihn und sein Hotel zu. Er war in seiner Eigenschaft als Kreditnehmer vor drei Wochen Lea gegenübergesessen. Jetzt saßen sie sich in vertraulicher Atmosphäre bei einem Glas Wein gegenüber… Nie hätte Tim bei seinem ersten Kontakt mit Lea von einem so schönen Abend zu träumen gewagt… mit Lea!

„Und so haben wir uns kennengelernt. Und jetzt sitzen wir hier bei einem Glas Wein.“ Tim griff den Gesprächsfaden Leas auf. Lea blickte wieder auf, und ihre Blicke ruhten ineinander. Tim versank in den blauen Augen Leas. Er überlegte, was er Lea in diesem Augenblick sagen wollte. „Ich finde es schön, so wie es jetzt ist“, brachte er endlich hervor. Ein Lächeln huschte über Leas Gesicht. War das eine Zustimmung?

Auch Tim war aus sich herausgegangen, hatte berichtet, dass ihm der Umgang mit seinen Gästen Freude bereitete. Er hatte es geschafft, Lea den Eindruck zu vermitteln, dass er gerne Geschäftsführer in dem Hotel war und auch zu seinen Mitarbeitern ein gutes Verhältnis hatte. Mit Umsicht leitete er die Geschicke eines bekannten Hotels in der Münchener Innenstadt.

Diesen Eindruck nahm Lea mit, als sie sich trennten. Mit einem Lächeln reichte Lea Tim die Hand. „Danke für das Essen und den schönen Abend.“ Tim hielt Leas Hand fest, als er sagte: „Es war schön mit dir. Wollen wir uns wieder einmal treffen?“ – „Das können wir machen. Ja!“

Das Ja, mit dem Lea sich von Tim verabschiedete, war diesmal nicht gedehnt.

Ein letztes Mal ruhten ihre Blicke ineinander. Dann gaben sich ihre Hände frei.

7

Lea saß in der S-Bahn nach Dachau. Sie war in Gedanken bei dem Abend mit Tim. „Tim ist nett, sympathisch. Und er interessiert sich für mich.“ Dieser Gedanke hinterließ ein wohliges Gefühl in Lea. Tim hatte von sich erzählt, von seiner Verantwortung, die er gegenüber dem Eigentümer des Hotels hatte, von seinem Kontakt zu den Gästen und den Angestellten. Es schien Lea, dass er seinen Job gut und mit Herzblut machte. Und er hatte ihr gerne zugehört, hatte auch Fragen zu ihrem Beruf und ihrem Leben gestellt.

Es war ein angenehmes Gespräch in entspannter Atmosphäre gewesen. Dass Tim ein persönliches Interesse an ihr hatte, war Lea klar geworden. Schon durch seine Art, ihr zuzuhören. Und er wollte sie wiedersehen!

Lea war froh, dass Tim keine weiteren Erwartungen mit diesem ersten Date verbunden hatte. Weder hatte er den Abend durch den Wechsel des Lokals verlängern wollen, noch hatte er sich ihr aufgedrängt, sie nach Hause bringen wollen.

„Was sage ich bloß Carmen über unser erstes echtes Date?“ In Gedanken hörte sie schon Carmens neugierige Fragen: „Wie ist denn Tim so? Habt ihr euch geküsst? Bist du zu ihm nach Hause gegangen?“ Die letzte Frage aus dem Mund von Carmen bedeutete nichts weniger als: „Hast du mit ihm geschlafen?“

So gut kannte Lea ihre Freundin Carmen. Ihre Freundin war eine Draufgängerin. Sie wollte das Leben hier und jetzt. Gelegenheiten beim Schopf packen. Den Moment voll auskosten. Ein Ja ging Carmen viel leichter über die Lippen als der zurückhaltenden, bedächtigen Lea. So unterschiedlich Carmen und Lea auch waren, sie waren beide dicke Freundinnen. Bei all den Unterschieden in ihren Ansichten und ihrer Wesensart, beide mochten sich gegenseitig. Und gegenseitig gestanden sie sich das Recht zu, es anders zu machen. So, dass es stimmig war, dass es passte. Carmen akzeptierte Lea so wie sie war, und Lea nahm Carmen so an, wie sie sich gab. Manchmal war Lea auf Carmens unbeschwerte, lebensfrohe Art fast neidisch.

Für Lea war der Abend mit Tim stimmig gewesen. Es war schön gewesen, und sie waren auseinandergegangen mit der Vorfreude auf ein Wiedersehen.

8

Lukas rief Tim an wegen eines Fußballspiels in der Allianz Arena. „Gehst du übernächsten Samstag mit?“ Tim verfolgte die Spiele der Bundesliga mit Interesse und sympathisierte mit den Bayern. Sonntagabend verfolgte er stets die Sportschau am Fernsehen. Aber momentan war sein Kopf nicht frei für Fußball. „Lukas, es freut mich, dass du mich dabeihaben möchtest, wenn die Bayern ein Heimspiel haben. Aber ich habe etwas anderes vor. Ein andermal gerne wieder.“ - „Aha, triffst du dich mit deiner neuen Flamme?“ Tim war verletzt. Das Telefonat dauerte nicht mehr lange. Um nicht unhöflich zu sein, fragte er nach Mirela. „Geht Mirela mit dir ins Stadion?“ – „Leider nein. Darum habe ich ja dich gefragt, ob du mich begleiten willst. Jetzt werde ich halt Max fragen.“ – „Sag Mirela schöne Grüße von mir. Tschüss!“

„Lea ist für mich keine Flamme. Wie denkt denn Lukas über mich?“ So dachte Tim, nachdem er das Handy wieder auf den Tisch gelegt hatte.

Die Erinnerung an den Abend mit Lea wurde in Tim wach. Ein warmes Gefühl ergriff ihn. Nein, nicht Fußball. Er wollte Lea.