Leben macht müde - Jean-Claude Izzo - E-Book

Leben macht müde E-Book

Jean-Claude Izzo

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Beschreibung

Es sind die kleinen Leute – Prostituierte, Matrosen, Hafenarbeiter, illegale Einwanderer –, die sich in diesen sieben Geschichten mit den großen Fragen des Daseins konfrontiert sehen: »Die Angst. Das Leben selber.« So einfach diese Fragen auch zu sein scheinen, so kompliziert sind die Antworten. Und so handeln Izzos Geschichten von der Suche nach dem unfassbaren Glück und von Hoffnung, in der Liebe zu sich selbst zu finden. Sie handeln von der Sehnsucht nach Geborgenheit und schließlich dem Tod, der alle Pläne durchkreuzt. Leben macht müde, denn »je weiter man zum Ende der Dinge kommt, umso mehr verschwimmt der Unterschied zwischen Glück und Unglück«.

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Seitenzahl: 85

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Über dieses Buch

Es sind die kleinen Leute – Prostituierte, Matrosen, Hafenarbeiter, illegale Einwanderer –, die sich in diesen sieben Geschichten mit den großen Fragen des Daseins konfrontiert sehen. Izzos Geschichten handeln von der Suche nach dem unfassbaren Glück und der Hoffnung, in der Liebe zu sich selbst zu finden.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Jean-Claude Izzo (1945–2000) war lange Journalist. Sein erster Roman Total Cheops, 1995 veröffentlicht, wurde sofort zum Bestseller, seine Marseille-Trilogie zählt inzwischen zu den großen Werken der internationalen Kriminalliteratur.

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Ronald Voullié (*1952) ist seit vielen Jahren Übersetzer »postmoderner« Philosophen wie Baudrillard, Deleuze, Guattari, Lyotard oder Klossowski. In den letzten Jahren kamen auch Übersetzungen von Kriminalromanen hinzu.

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Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Jean-Claude Izzo

Leben macht müde

Roman

Mit Illustrationen von Joëlle Jolivet Aus dem Französischen von Ronald Voullié

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Dieses E-Book enthält als Bonusmaterial im Anhang 2 Dokumente

Die Originalausgabe erschien 1998 unter dem Titel Vivre fatigue bei Editions EJL in Paris.

Originaltitel: Vivre fatigue (1998)

© by EJL 1998

© by Unionsverlag, Zürich 2024

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag:  Joëlle Jolivet

Umschlaggestaltung: Martina Heuer

ISBN 978-3-293-30405-5

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

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Version vom 24.06.2024, 18:36h

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

LEBEN MACHT MÜDE

Leben macht müdeWarten auf GinaHundehalterFalscher FrühlingAm Ende des QuaisIm Lume di LunaEin Winter in MarseilleNachweis der Erstveröffentlichungen

Abbildungsverzeichnis

Mehr über dieses Buch

Über Jean-Claude Izzo

Jean-Claude Izzo: Einige Zitate über über Izzo, Marseille, Schreiben und Essen

Alexandra Schwartzbrod: Begegnung am Ende der Trilogie

Über Ronald Voullié

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Für diejenigen, die ich liebe und die wissen,

wie müde einen das Leben machen kann.

»Unter der Sonne gibt es kein Geheimnis, sondern nur Tragödien.«

Jean Giono

Die hier enthaltenen Geschichten wurden zuerst in Anthologien oder Zeitschriften veröffentlicht. Einige wurden für diese Ausgabe überarbeitet. Selbstverständlich handelt es sich um erfundene Geschichten. Wenn sie an echte Meldungen in den vermischten Nachrichten erinnern, dann wegen der reinen Ironie der Realität. Dennoch sind die Schauplätze genauso real wie der Ekel, den das Leben manchmal auslöst.

Leben macht müde

Für Manuèle und Thierry

Marion schlug die Augen auf. Ein Geräusch hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Ein dumpfes Geräusch. Wie ein Klopfen an der Zimmerwand.

Sie schloss angewidert die Augen und öffnete sie wieder. Theo war nicht mehr da, lag nicht mehr neben ihr. Aber sein Platz im Bett war noch warm. Hat sich wohl verpisst, dieses Arschloch, sagte sie sich.

Ihre Augen gewöhnten sich an das Dämmerlicht. Theo hockte auf dem Boden und suchte seine verstreuten Klamotten zusammen. Sie lächelte, als sie sich erinnerte, wie aufgekratzt sie war, als sie letzte Nacht nach Hause gekommen waren. Diese Begierde, sich von ihm vögeln zu lassen, immer noch. Sie hatten gestern den ganzen Tag fast nichts anderes gemacht. Nur noch diesen Spaziergang auf der Uferstraße. Zunächst Hand in Hand. Danach eng aneinander geklammert, Theos Arm um ihre Schultern. Wie lange hatte sie so etwas nicht mehr erlebt? Dieses Gefühl, geliebt zu werden. Zu leben.

»Glaubst du, du kannst einfach so abhauen?«, fragte sie ihn.

Sie hatte einen trockenen Mund. Zu viel Alkohol. Zu viele Kippen. Wie immer. Sie konnte sich nicht zusammenreißen. Musste sich betäuben. Um an ihre Träume glauben zu können und sich einzureden, dass der Typ da vor ihr nicht einer von diesen Scheißseeleuten war, die sie auf die Schnelle fickten und dann nach Buenos Aires, Trinidad, Panama oder in irgendein anderes bescheuertes Land verschwanden, weit weg von hier.

»Ich habs eilig«, antwortete Theo, während er sich anzog.

Sie machte die Nachttischlampe an. Ein schwaches blaues Licht. Er stand aufrecht, mit seinem Slip in der Hand. Sein zusammengeschrumpfter Schwanz baumelte zwischen seinen Schenkeln. Marion schnappte sich eine Zigarette, steckte sie an und nahm einen tiefen Zug, ohne dies hin- und herpendelnde Stück Fleisch aus den Augen zu lassen. Er zog seinen Slip an.

»Wovor hast du Angst? Dass ich dir eine Szene mache?«

»Nerv nicht rum!«

Das hatte sie schon mal gehört. Dutzende Male. Sie sah auf die Uhr. Zehn nach fünf. Es war immer dieselbe Zeit, zu der sie nicht rumnerven sollte. Wenn die Seeleute an Bord gingen. Theo genauso wie die anderen.

»Ich dachte, du hast eine Woche Zeit?«

»Nerv nicht rum, sag ich dir. Das ist nicht der richtige Moment.« Er war in seine Jeans gestiegen, ohne sie anzusehen. Hatte es eilig. War mit seinen Schuhen beschäftigt, die er nicht fand. Die Stella Lykes würde um sieben Uhr den Anker lichten. Er wollte keine Zeit mit Erklärungen verlieren.

»Ich könnte dir einen Kaffee machen.«

»Gut, auf was wartest du noch! Hast du meine Schuhe gesehen?«

Sie lächelte immer noch. Der Typ war trotz seiner großen Klappe nicht so mies wie die anderen. Er hatte einen guten Kern. Das hatte sie gleich gespürt. Er reagierte auf Gefühle. Sogar jetzt noch. Seit Monaten war er der Erste, der in diesem Scheißhafen zärtlich mit ihr umging.

Sie erinnerte sich, wie er sie angesehen hatte, als sie im Blauen Papagei gesungen hatte. Die Blicke der Kerle kannte sie in- und auswendig. Der da, hatte sie sich gesagt, will nicht nur vögeln.

Sie hatte Garota de Ipanema gesungen, von Vinícius de Moraes und Antônio Carlos Jobim. Sie liebte die brasilianische Musik. Als sie irgendwann Maria Bethânia im Radio gehört hatte, hatte sie beschlossen, Sängerin zu werden. Wie alt war sie damals gewesen? Elf, zwölf Jahre? Sicher nicht älter. Fünfzehn Jahre später war sie der brasilianische Star auf den Galaempfängen der Betriebsräte, bei den Stadtteilfesten zum 14. Juli und in den Nachtbars. Wie hier. Für zweitausend Francs die Woche.

Mit geschlossenen Augen, das Mikro in beiden Händen und dicht an ihrem Mund, sang sie nur für sich. Sie dachte an die Version von Elis Regina, in Montreux. Und sie gab sich vollkommen hin. Ohne sich um die Musiker zu kümmern. Fünf Flaschen, mit denen sie seit sechs Monaten umherzog. Sie hatte nichts Besseres gefunden. Die auch nicht.

Ihr Körper bewegte sich kaum. Nur ein leichtes Wiegen in den Hüften. Ein Schritt nach links, ein Schritt nach rechts. Dann setzte sie das linke Bein vor und straffte sich ein wenig. Ihr hautenger Rock rutschte den Schenkel hoch. Alle Augen der an den Tischen sitzenden Schwachköpfe waren auf sie gerichtet. Sie wusste das. Die Kerle bekamen eine kollektive Erektion. Die Animierdamen nutzen den Moment, legten ihre Hand auf das Knie des Kunden und ließen eine neue Runde Whisky bringen. Dafür waren sie da. Und sie selbst auch. Die Seeleute aufgeilen, zum Trinken bringen. Und alles abzocken, was die armen Kerle in der Tasche hatten.

Aber an diesem Samstagabend war Marion das scheißegal. Sie sang nur für diesen Kerl. Er sah aus wie ein Schauspieler, der in einem Film von Wim Wenders mitgespielt hatte. Eine Geschichte mit Engeln. Zum Sterben schön, dieser Film. Wegen dieses Schauspielers war sie bis zum Schluss geblieben. Bruno Ganz hieß er. Das hatte sie beim Verlassen des Kinos festgestellt. Dieser Typ hier ähnelte ihm. Nicht wirklich schön, aber echt scharf. Der Engel aus dem Film, hatte sie sich gesagt. Und sie stellte sich seinen Schwanz genauso hart vor wie das Mikro, das sie in den Händen hielt. Sie umklammerte es noch fester. Mit geöffneten Lippen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

»Da sind sie, deine Schuhe«, sagte sie.

Sie war aus dem Bett gestiegen und stand nackt vor ihm, in jeder Hand einen Schuh. Endlich sah er sie an. Du bist verloren, mein Lieber, dachte sie.

»Zieh dir was an«, antwortete er.

»Stört es dich, meinen Hintern zu sehen?«

»Das ist es nicht …«

Es war gemein von ihr, das zu tun. Aber sie wollte wissen, woran sie war. War es wieder ein Reinfall? Oder war dieser Theo anders?