Lebensträume - Anselm Grün - E-Book

Lebensträume E-Book

Anselm Grün

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Beschreibung

Jeder kennt Lebensträume, die er in seiner Kindheit und Jugend geträumt hat. Lebensträume waren ein Antrieb, sich zu entfalten und im Leben seinen Platz zu suchen. Umso schmerzlicher ist es, wenn die Lebensträume sich als Seifenblasen erwiesen haben und zerplatzten. Anselm Grün möchte in diesem Buch dazu einladen, sich auch den zerplatzten Träume der Jugend zu stellen – ohne Resignation und Enttäuschung. Denn auch sie bringen uns mit den Wurzeln des eigenen Seins in Verbindung und führen uns in unser wahres Sein hinein.

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Seitenzahl: 89

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Anselm Grün

Lebensträume

Vier-Türme-Verlag

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Printausgabe

© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2024

ISBN 978-3-7365-0653-4

E-Book-Ausgabe

© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2024

ISBN 978-3-7365-0673-2

Alle Rechte vorbehalten

E-Book-Erstellung: Sarah Östreicher

Lektorat: Marlene Fritsch

Covergestaltung: Finken und Bumiller, Stuttgart

Covermotiv: Angelina Bambina/shutterstock

www.vier-tuerme-verlag.de

Inhaltsverzeichniss

Einleitung

Arten der Lebensträume

Die Lebenstraeume als Impuls, das Leben zu gestalten

Abschied nehmen von zerbrochenen Lebensträumen

Die Integration der Lebensträume in unser jetziges Leben

Bildung als Einbilden des Lebens-traums

Die Wirkung der Bilder auf unser Leben und Handeln

Das Finden des unserem Wesen entsprechenden Bildes

Gottes Traum vom Menschen

Gottes Traum vom einzelnen Menschen

Gottes Traum von der menschlichen Gemeinschaft

Die Erfüllung unseres Lebens-traums im Tod und nach dem Tod

Schluss

Literatur

Anmerkungen

Orientierungsmarken

Cover

Impressum

Buchtitel

EINLEITUNG

Jeder kennt Lebensträume, die er in seiner Kindheit und Jugend geträumt hat. Er hat sich vorgestellt, wie er sein Leben gestaltet, welchen Beruf er ergreift, wie er eine Familie gründet, für sie ein schönes Haus baut und große Werke für andere vollbringt, sodass sein Leben ein Segen ist für die Menschen. Manche Träume gingen in Erfüllung, andere entpuppten sich als Illusion. Auf jeden Fall waren die Lebensträume immer ein Antrieb, sich zu entfalten und im Leben seinen Platz zu suchen. Sie haben uns angetrieben, an uns zu arbeiten, unsere Fähigkeiten zu entwickeln und nach Großem Ausschau zu halten. Umso schmerzlicher ist es, wenn die Lebensträume sich als Seifenblasen erwiesen haben. Sie sind zerplatzt und es war nichts mehr von ihnen zu sehen. Manche trauern ihren nicht verwirklichten Lebensträumen nach. Sie haben das Gefühl, ihr Leben sei gescheitert. Es hat sich ganz anders entwickelt, als sie gedacht hatten. Oft legt sich der nicht erfüllte Lebenstraum wie ein grauer Schleier auf das Leben. Um der Enttäuschung aus dem Weg zu gehen, flüchtet man sich dann in leere Routinen. Man ist ständig beschäftigt. Aber damit deckt man nur zu, dass man eigentlich an sich und seinem Lebenstraum vorbeigelebt hat.

In diesem Buch möchte ich die verschiedenen Arten von Lebensträumen beschreiben sowie Wege, wie wir mit diesen Lebensträumen umgehen können, ohne einfach nur zu resignieren, wenn sie nicht so in Erfüllung gegangen sind, wie wir uns das als Kinder erwartet hatten. Ganz gleich, ob wir unsere Lebensträume verwirklicht haben oder nicht, es ist sinnvoll, sie nochmals anzuschauen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sich zu fragen, welche Bedeutung sie in unserer jetzigen Situation haben könnten. Vielleicht können sie uns wieder mit unseren eigenen Wurzeln in Berührung bringen.

Die Lebensträume sind abzugrenzen von den Träumen, die wir in der Nacht träumen. Aber manchmal haben sie auch eine innere Verbindung zu unseren Nachtträumen. Zuweilen träumen wir nachts von Gestalten, die dem Urbild entsprechen, das Gott sich von uns gemacht hat. Wir haben Träume, in denen wir uns als König oder Königin sehen, als Soldat, als Arzt, als Priesterin. Es sind archetypische Bilder, die im Traum in uns auftauchen. Sie zeigen uns, was in unserer Seele angelegt ist. Sie bringen uns in Berührung mit unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten.

So möchte ich Sie in diesem Buch einladen, sich den eigenen Lebensträumen zuzuwenden, damit Ihr Leben jetzt aufblüht, damit Sie mehr und mehr zu dem oder der werden, die Sie von Gott her sind. Die Lebensträume möchten Sie herausführen aus dem oberflächlichen Leben, das Sie manchmal führen, hinein in die Tiefe, hinein in Ihr wahres Wesen. Um mit den eigenen Lebensträumen in Berührung zu kommen, ist es notwendig, sich in die Kindheit zu versetzen. Denn dort sind unsere Lebensträume entstanden.

Bei einem Führungsseminar fragte ein Teilnehmer, warum denn viele Manager die Nase rümpfen, wenn es gilt, sich der Kindheit zuzuwenden. Vermutlich denken sie, das sei infantil. Sie müssten sich jetzt den Problemen zuwenden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie sich von ihren eigenen Wurzeln abschneiden. Sie können es nicht ertragen, ihre Geschichte anzuschauen und aus ihr zu lernen. Sie identifizieren sich so sehr mit ihrer jetzigen Rolle, dass sie die Beschäftigung mit ihrer Kindheit als Bedrohung erleben. Doch oft genug erlebe ich dann, dass sie zwar sehr engagiert arbeiten, sich ihre Energie aber schnell erschöpft, weil sie nicht aus der Quelle gespeist wird, die in ihnen ist.

Sich mit dem Lebenstraum zu beschäftigen heißt, sich der inneren Quelle zuwenden, aus der wir schöpfen können. Es ist die Quelle, die Gott jedem Einzelnen von uns geschenkt hat.

ARTEN DER LEBENSTRÄUME

Der Vater eines neunjährigen Mädchens erzählte mir, wie seine Tochter geweint habe, als sie im Fernsehen die Hochzeit einer Prinzessin mitverfolgte. Sie wolle auch Prinzessin werden. Prinzessin ist ein archetypisches Bild. Darin kommt zum Ausdruck, dass dieses Mädchen seine eigene Schönheit und seinen Wert entdecken möchte. In jedem von uns steckt so ein archetypisches Bild von Prinz oder Prinzessin, von König oder Königin.

Es gibt viele Arten von Lebensträumen. Als Kind träumen wir von einem bestimmten Beruf, in dem wir glauben, unsere Fähigkeiten entfalten und einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung dieser Welt beitragen zu können. Oft träumen wir von dem Beruf, den der Vater oder die Mutter hat. Wir spüren, dass sie in ihren Berufen aufgehen und dass sie darin glücklich sind. Wenn wir den gleichen Beruf ergreifen wollen wie Vater oder Mutter, dann liegt darin der Wunsch, so zu werden wie die Eltern. Sie werden zu Identifikationsfiguren. Wir identifizieren uns mit ihnen. Wir spüren, dass wir ja die gleichen Wurzeln haben wie sie. So möchten wir diese Wurzeln auch im selben Beruf entfalten. Wir möchten in die gleiche Gestalt hineinwachsen, die die Eltern für uns darstellen.

Manchmal haben wir jedoch ganz andere Berufswünsche als die Eltern. An einem bestimmten Beruf fasziniert uns etwas. Wir haben den Eindruck, damit etwas Sinnvolles in dieser Welt tun und etwas zur Gestaltung dieser Welt beitragen zu können. Ich habe als Kind immer davon geträumt, Maurer zu werden. Ich bin 1945 geboren. Unser Haus in der Nähe von München hatte Bombenschäden. So lag in dem Wunsch, Maurer zu werden, der Wunsch, das Haus wieder wohnlich zu machen, Beschädigtes zu reparieren und Wunden zu heilen. Zugleich aber steckte darin der Wunsch, etwas Neues schaffen zu können. So kam ich mit etwa sieben Jahren auf die Idee, einen Fischteich anzulegen. Ich ging zu einem Baumeister, den ich von der Pfarrei her kannte, und bettelte um einen Sack Zement. Damit baute ich einen Fischteich. Ich probierte einfach aus, wie man Zement mit etwas Sand mischt und damit etwas Beständiges schafft. Wenn ich mich heute daran erinnere, dann spüre ich noch die Leidenschaft, mit der ich ans Werk ging. Da kam etwas Wesentliches zum Ausdruck: der Fantasie Gestalt zu geben, eine Idee Wirklichkeit werden zu lassen, etwas aufzubauen.

Ein anderer Berufswunsch war, Bäcker zu werden. Ich aß als Kind der Nachkriegszeit, in der es kaum Süßes gab, gerne Kuchen oder Nachspeisen, die es nur an hohen Festtagen gab. Beim Bäcker dachte ich, dass er immer etwas Süßes zu essen hatte. Es war vielleicht der Wunsch, mein Leben und das Leben anderer zu versüßen.

Auch wenn das infantile Berufswünsche waren, drücken sie heute noch etwas Wesentliches über mich aus. Ich bin froh, dass ich nicht diese konkreten Berufe ergriffen habe. Aber als Bild sind sie heute noch von Bedeutung. Wie wir mit solchen Berufswünschen gegenwärtig umgehen können, werde ich in einem eigenen Kapitel beschreiben.

Ein Junge wollte Eisenbahner werden. Er war fasziniert von seinem Vater, der Lokomotivführer war. Wenn er ihn sah, wie er den langen Zug in Bewegung brachte, dann fühlte er eine sonst nie geahnte Stärke in sich. In dem Berufswunsch steckte nicht nur die Sehnsucht, seinen Vater nachzuahmen, sondern auch die Sehnsucht, überhaupt Kraft zu haben, etwas in Bewegung zu bringen, etwas Großes zu vollbringen und sein Leben selbst zu gestalten. Ein Mädchen wollte Friseuse werden wie ihre Mutter. Sie war nicht nur fasziniert von den Fähigkeiten ihrer Mutter, wollte sich im Beruf nicht nur mit der Mutter identifizieren. Es lag darin auch der Wunsch nach Schönheit, sich selbst oder andere schön zu machen. All diese Berufswünsche bringen uns in Berührung mit unseren Fähigkeiten und unserer Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, nach einer sinnvollen Aufgabe, um diese Welt zu gestalten, sie menschlicher, schöner und heller werden zu lassen.

Eine andere Art von Lebensträumen drückt sich in der Faszination aufgrund von bestimmten Märchen, Theaterstücken oder biblischen Geschichten aus. Manchmal beschreiben die Märchen unsere Lebensthemen und lassen uns den Prozess unserer Menschwerdung erahnen. Oft sind es die Helden in den Märchen, mit denen wir uns identifizieren. Dann möchten wir – wie der Held oder die Heldin im Märchen – unser Leben meistern, durch alle Gefährdungen hindurch ans Ziel gelangen.

Wenn ich im Gespräch nach den Lieblingsmärchen in der Kindheit frage, höre ich oft, es sei das Rotkäppchen gewesen. Gerade Frauen finden sich in dem unschuldigen, aber zugleich schlauen Kind wieder. Sie träumen darin ihren Traum, vor allen Gefahren in dieser Welt beschützt zu sein und in Liebe und Klarheit ihren Weg gehen zu können. Ein Mann erzählte mir, dass er als Kind vom Räuber Hotzenplotz begeistert war. Dieser Räuber hat armen Menschen geholfen. Offensichtlich hat diese Gestalt im Kind etwas Wichtiges wachgerufen: Ich kann anderen Menschen helfen. Und ich bin nicht an die Normen gebunden, die mir vorgegeben sind. Ich kann mein Leben selbst gestalten. Ich nehme mir das, woran andere sich festklammern, und gebe es denen, die es brauchen. Ich trage bei, dass es in dieser Welt gerechter zugeht. Und ich bin frei in meinem Handeln. Ich lasse mich nicht von den vorgegebenen Normen einengen.

Andere sind fasziniert von biblischen Gestalten, etwa von David, der den Riesen Goliath besiegt. Solche Faszination drückt die Sehnsucht aus, trotz aller Schwäche gegen die überstarke Macht anderer anzukommen und jene zu besiegen, die einen am Leben hindern.

Kinder schauen begeistert dem Kasperletheater zu. Auch hier ist es offensichtlich die Faszination, die die Gestalt des Kasperles auf sie ausübt. Er ist nach außen hin schwach und eher ein Witzbold. Doch am Ende setzt er sich durch gegen alle Bedrohung von außen, gerade gegen die Bedrohung durch den Teufel, mit dem die Kinder unbewusst die Bedrohung von innen verbinden. Auf lustige Weise wird das Gelingen des Lebens dargestellt. Es hat eine gewisse Leichtigkeit, mit der der Kasperle mit allen Feinden fertig wird. So sehnen sich die Kinder danach, dass ihr Leben gelingt, dass es etwas von dieser Leichtigkeit des Kasperles hat gegenüber all der Schwere, die ihnen manchmal von außen entgegenkommt.