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Ein Western-Roman um Bill Tilghman (1854-1924)
Bill Tilghman hatte seine Pferde im dichten Unterholz abgestellt. Es handelte sich um drei Tiere. Zwei von ihnen waren mit Büffelhäuten beladen. Die Tiere schnaubten und peitschten mit den Schweifen. Tilghman nahm sein Gewehr und repetierte. Das metallische Geräusch stand für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft. Das Gesicht des jungen Burschen hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen. Er stand geduckt hinter einem dichtbelaubten Strauch, bog mit der Linken das Zweiggespinst etwas auseinander, um besser sehen zu können, seine Backenknochen mahlten.
Langsam näherten sich die vier Reiter dem Waldrand. Ihre Pferde gingen mit hängenden Köpfen. Tilghman kannte diese Männer. Bis heute Morgen waren sie seine Gefährten gewesen. Sie hatten gemeinsam Büffel geschossen und gehäutet. Jetzt kamen Sie auf seiner Fährte, um ihm zum höllischen Tanz aufzuspielen. Tilghman spürte das Unheil tief in der Seele…
Das Pochen der Hufschläge klang an sein Gehör, Gebissketten klirrten, Sattelleder knarrte. Als Tilghman schon das Weiße in den Augen seiner Verfolger sehen konnte, trat er hinter dem Busch hervor. Die Winchester hielt er an der Hüfte im Anschlag. Sein Gesicht war jetzt wie aus Granit gemeißelt. Seine Augen blickten hart. »Es war dumm von euch, mich zu verfolgen.«
Cover: Steve Mayer
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-Book bei CassiopeiaPress.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2018
Und dann nahm er den Stern
Western von Pete Hackett
Ein Western-Roman um Bill Tilghman (1854-1924)
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Bill Tilghman hatte seine Pferde im dichten Unterholz abgestellt. Es handelte sich um drei Tiere. Zwei von ihnen waren mit Büffelhäuten beladen. Die Tiere schnaubten und peitschten mit den Schweifen. Tilghman nahm sein Gewehr und repetierte. Das metallische Geräusch stand für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft. Das Gesicht des jungen Burschen hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen. Er stand geduckt hinter einem dichtbelaubten Strauch, bog mit der Linken das Zweiggespinst etwas auseinander, um besser sehen zu können, seine Backenknochen mahlten.
Langsam näherten sich die vier Reiter dem Waldrand. Ihre Pferde gingen mit hängenden Köpfen. Tilghman kannte diese Männer. Bis heute Morgen waren sie seine Gefährten gewesen. Sie hatten gemeinsam Büffel geschossen und gehäutet. Jetzt kamen Sie auf seiner Fährte, um ihm zum höllischen Tanz aufzuspielen. Tilghman spürte das Unheil tief in der Seele…
Das Pochen der Hufschläge klang an sein Gehör, Gebissketten klirrten, Sattelleder knarrte. Als Tilghman schon das Weiße in den Augen seiner Verfolger sehen konnte, trat er hinter dem Busch hervor. Die Winchester hielt er an der Hüfte im Anschlag. Sein Gesicht war jetzt wie aus Granit gemeißelt. Seine Augen blickten hart. »Es war dumm von euch, mich zu verfolgen.«
Sie parierten die Pferde. Unwillkürlich waren ihre Hände zu den Revolvern gezuckt, aber ihr Verstand holte diesen Reflex ein. Einer der Männer legte seine Hände übereinander auf das Sattelhorn, beugte sich ein wenig vor und stieß hervor: »Haben wir dich endlich eingeholt, Tilghman. O verdammt! Warum hast du die Felle gestohlen? Hast du im Ernst geglaubt, Todd schluckt das?«
»Sherman ist ein verdammter Blutsauger«, antwortete Tilghman und verlieh seinen Worten einen besonderen Klang.
»Immerhin hat er dich ausgerüstet, und du durftest in seiner Mannschaft reiten. Es war nur recht und billig, dass er einen gewissen Obolus von dir verlangte. Wir alle zahlen ihn. Na schön, Tilghman. Wir werden dir die Häute abnehmen und dich verprügeln. Damit wird es sein Bewenden haben. Nimm das Gewehr runter. Wir…«
Der Reiter brach ab und machte Anstalten, abzusitzen.
»Bleib sitzen, Thompson«, gebot Tilghman und richtete das Gewehr auf den Burschen. Sein Zeigefinger lag um den Abzug. »Wir waren Gefährten, vielleicht sogar Freunde. Sherman wollte die Hälfte aller Häute, die ich erbeutete. Das ist Wucher. Darum habe ich mir meine Häute genommen und das Camp verlassen. Reitet zurück und bestellt Sherman von mir, dass er ein verdammter Blutsauger ist.«
»Du zwingst uns, unangenehm zu werden, Tilghman«, knurrte Brad Thompson, der Mann, der als Wortführer der kleinen Gruppe fungierte. Die anderen drei Burschen belauerten Tilghman. Ihre Mienen verrieten, dass sie kein Verständnis für Tilghman aufbrachten und dass er von ihnen kein Entgegenkommen zu erwarten hatte. Aus ihrer Sicht hatte er sie bestohlen, und das nahmen sie nicht hin.
»Ich werde mich wehren«, versetzte Tilghman.
»Narr!« Thompson gab seinem Pferd die Sporen und das Tier sprang aus dem Stand an. Ehe ihn das Pferd rammte, glitt Tilghman behände zur Seite. Er schlug mit dem Gewehr zu. Als hätte ihn die Faust des Satans getroffen, wurde Thompson vom Pferd gerissen. Er überschlug sich am Boden und stöhnte laut.
Seine Kumpane griffen nach den Revolvern. Das Gewehr in den Händen von Tilghman brüllte auf. Einer der Kerle bekam das Blei in die Schulter und stürzte vom Pferd. Dann hechtete Tilghman auf den Boden und rollte herum. Die Kugeln der beiden anderen Männer verfehlten ihn. Tilghman schoss. Sein Geschoß durchschlug den rechten Oberarm eines der Kerle und mit seinem nächsten Schuss fällte er das Pferd des anderen. Das Tier brach zusammen und begrub das Bein seines Reiters unter sich. Dem Burschen, dessen Oberarm von einer Kugel durchschlagen worden war, war der Revolver entfallen.
Tilghman kam geschmeidig auf die Beine. Auch Brad Thompson kam hoch. Er wollte zum Revolver greifen, erstarrte aber in der Bewegung, als Tilghman schoss. Die Kugel pfiff dicht über den Kopf Thompsons hinweg. »Die nächste Kugel platziere ich einige Handbreit tiefer«, versprach Tilghman und repetierte. Die rauchende Hülse wurde ausgeworfen. »Zieh vorsichtig den Revolver aus dem Holster und schleudere ihn zur Seite.«
Thompson befolgte den Befehl. »Dafür wirst du büßen, Tilghman«, knirschte er. »Sicher kreuzen sich irgendwann unsere Wege wieder. Und dann sind wir am Drücker. Du wirst es noch bitter bereuen, uns bestohlen zu haben.«
Es klang wie eine düstere, unheilvolle Prophezeiung.
»Ich habe euch nicht bestohlen«, versetzte Tilghman kalt. »Ich habe mir nur genommen, was mir gehört. Akzeptiert es. Und jetzt zieht eure Stiefel und Hosen aus. Vorwärts. Ihr wart drauf und dran, mich in Stücke zu schlagen. Dafür werdet ihr in Unterhosen zu Todd Sherman zurückkehren.«
»Das – das kannst du nicht machen«, keuchte jener Bursche, dessen Oberarm Tilghman durchschossen hatte. Er umklammerte den Arm mit der linken Hand. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch.
»Warum nicht?«
In den Gesichtern arbeitete es krampfhaft.
»Ich zähle bis drei«, sagte Tilghman und in seiner Stimme lag ein unerbittlicher Tonfall. »Und wenn ihr dann noch eure Stiefel an den Füßen habt, lernt ihr tanzen. Helft Wyman unter dem Pferd hervor.«
Gleich darauf war der Bursche, dessen Pferd Tilghman erschoss und dessen Bein unter dem Kadaver eingeklemmt war, frei.
»Eins!«, sagte Tilghman laut.
Zähneknirschend zogen sie ihre Stiefel aus, dann die Hosen.
»Und jetzt verschwindet!«, gebot Tilghman.
»Das wirst du bezahlen«, drohte Thompson.
»Du wiederholst dich.«
In den Augen der Kerle glitzerte der Hass. Der Bursche, der eine Kugel in die Schulter bekommen hatte, stand ziemlich schief da. In seinen Zügen wühlte der Schmerz. Aus blutunterlaufenen Augen starrte er Tilghman an.
»Schwingt die Hufe!«
Sie setzten sich in Bewegung.
Als sie über eine Bodenwelle aus dem Blickfeld von Tilghman verschwunden waren, sammelte er ihre Revolver ein, verstaute sie in den Satteltaschen und band die Zügel der drei Pferde zusammen. Wenig später ritt er, seine beiden Packpferde und die Tiere seine ehemaligen Gefährten im Schlepptau, weiter.
*
Drei Tage später erreichte Tilghman Dodge City. Die Stadt war ein modernes Sodom und Gomorrha. Jedes zweite Haus war ein Vergnügungsetablissment. Hier saßen der Dollar und der Revolver locker. Büffeljäger, Cowboys, Soldaten, Abenteurer, Glücksritter, Huren und Banditen verwandelten die Stadt in einen Sündenpfuhl, in einen Hexenkessel, in dem ein Menschenleben lediglich den Preis für eine Kugel wert war.
Tilghman verkaufte seine Häute und brachte die Pferde in den Mietstall, dann ging er in ein Hotel und mietete sich ein Zimmer. Er nahm lediglich den Revolvergurt ab und zog die Stiefel aus, warf sich aufs Bett und schlief sofort ein. Als er erwachte, hing vor dem Fenster die Dunkelheit. Tilghman fühlte sich wie gerädert. In seinen Eingeweiden rumorte der Hunger. Er zog die Stiefel an und legte den Revolvergurt um. Dann ging er zum Fenster, schob es in die Höhe und schaute hinaus. Die Stadt summte wie ein Bienenkorb. Auf der Straße und den Gehsteigen bewegten sich viele Menschen. Aus den Saloons, Spielhöhlen und Tanzhallen fiel Licht. Klaviergeklimper mischte sich in das Brodeln, das die Front Street erfüllte.
Bill Tilghman verließ das Zimmer und wenig später das Hotel. Er stand auf der Straße. Passanten hetzten an ihm vorüber. Einige Reiter zogen vorbei. Er setzte sich in Bewegung und schritt ein Stück die Straße hinunter, sah den Long Branch Saloon und entschloss sich, hineinzugehen.
Es war der größte Saloon in Dodge City und ausgesprochen nobel eingerichtet. Von der Decke hingen Kristalllüster. Die Rückwände der Regale hinter dem Tresen waren verspiegelt. Eine Treppe, die mit einem roten Teppich ausgelegt war, schwang sich ins Obergeschoss hinauf. Es gab noch einige freie Plätze und Tilghman setzte sich. Ein Ober kam und fragte ihn nach seinen Wünschen.
»Ein Bier und ein großes Steak mit Bratkartoffeln«, verlangte Tilghman und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Und eine Zigarre. Eine kubanische. Die sollen ganz besonders gut sein.«
»Sehr wohl«, sagte der Ober und ging zurück zur Theke.
Tilghman bekam das Bier und die Zigarre, zündete sie aber noch nicht an. Langsam füllte sich der Saloon. Am Tisch von Tilghman nahmen weitere Gäste Platz. Er bekam sein Essen und aß mit gesundem Appetit. Nach dem letzten Bissen, den er mit einem Schluck Bier hinuntergespült hatte, zündete er sich die Zigarre an. Dann war sein Bierkrug leer. »Halte mir den Platz frei, Mister«, sagte er zu seinem Tischnachbarn. »Ich hole mir nur ein Bier. Es dauert mir nämlich zu lange, bis der Ober Zeit für mich hat.«
Der Mann nickte.
Tilghman ging mit seinen leeren Krug zur Theke, an der sich die Männer in Zweierreihe drängten. Es dauerte eine Weile, bis einer der Keeper den Krug voll schenkte, Tilghman bezahlte und kehrte zu seinem Tisch zurück.
Sein Platz war besetzt. Ein Mann, der gekleidet war wie ein Weidereiter, hatte sich auf seinen Stuhl gesetzt.
»Du sitzt auf meinem Stuhl«, sagte Tilghman ruhig.
»Was willst du?«, blaffte der Kerl. »Der Platz war frei. Warum also sollte ich mich nicht setzen?«
Tilghman richtete den Blick auf den Burschen, den er gebeten hatte, ihm den Platz freizuhalten. Dieser entschuldigte sich mit säuerlichem Gesichtsausdruck: »Ich habe ihm erklärt, dass der Platz besetzt ist, aber er scherte sich nichts drum. Streit wollte ich nicht provozieren.«
»Du hörst es«, sagte Tilghman. »Mach den Platz frei, damit ich mich wieder setzen kann.«
»Verschwinde, du Halbaffe«, stieß der Bursche grollend hervor. »Falls du aber ein Problem hast, dann sag es. Es wird mir nichts ausmachen, dich aus dem Schankraum zu prügeln.«
Tilghman stellte sein Bier auf den Tisch. Und dann ging alles blitzschnell. Mit beiden Händen packte er den Burschen, der seinen Platz einnahm, ein wilder Ruck, und der Mann lag samt Stuhl am Boden. Augenblicklich sprang er auf die Beine, trat zwei Schritte zurück und hob die Fäuste. »Dafür schlage ich dich zu Klump!«, versprach er mit von Wut verzerrter Stimme. Wilder Zorn prägte sein Gesicht.
Sofort bildete sich ein Kreis aus Leibern um die beiden Kontrahenten. Ein Mann, auch er war gekleidet wie ein Cowboy, drängte sich durch den Pulk. »Was ist los, Dan?«
»Dieser Hurensohn bettelt geradezu um eine Abreibung«, knirschte der Bursche, den der andere Dan genannt hatte. »Natürlich lasse ich mich nicht zweimal bitten.« Er heftete den Blick auf Tilghman. »Ich werde dich jetzt auf deine richtige Größe zurechtstutzen, Bursche. Die Stiefel, die du dir angezogen, sind dir nämlich einige Nummern zu groß. Du wirst auf dem Bauch aus dem Saloon kriechen.«
Mit dem letzten Wort griff er an. Tilghman blockte den ersten Schlag ab, und als Dan sofort die Linke folgen ließ, sprang er zurück. Der Schlag pfiff ins Leere.
Dan stutzte. Er schien zu begreifen, dass sein erster Ansturm ins Leere gegangen war und dass er seinen Gegner nicht unterschätzen durfte. Sein zweiter Angriff erfolgte nicht mehr so blindwütig. Er täuschte mit Links an und schickte einen rechten Haken auf die Reise. Tilghman tauchte unter dem Schwinger weg, kam hoch und schlug einen blitzschnelle Links-/Rechtskombination. Seine Linke bohrte sich in den Leib Dans, die Rechte knallte wie ein Pferdetritt gegen sein Kinn.
Dan taumelte zwei Schritte zurück. Ungläubig starrte er Tilghman an. Er war um mindestens dreißig Pfund schwerer als Bill Tilghman und einen halben Kopf größer, und er hatte es sich einfach vorgestellt, den vorlauten Burschen zurechtzustutzen. Jetzt musste er erkennen, dass dieser es ihm nicht so einfach machen würde. »Du bist nicht schlecht, Junge«, murmelte er. »Aber du bist nicht gut genug. Jetzt bekommst du es. Deine eigene Mutter würde dich nicht wiedererkennen, wenn ich mit dir fertig bin.«
Mit schwingenden Armen und zwischen die Schultern gezogenem Kopf griff der Cowboy an…
*
In Dans Augen spiegelte sich der unbändige Wille wider, Tilghman in Grund und Boden zu schlagen.
Urplötzlich warf er sich nach vorn. Er flog förmlich auf Tilghman zu, als hätte sein schwerer Körper die Schwerkraft überwunden. Behände wich Tilghman zur Seite aus. Dans Fäuste pufften ins Leere. Von seinem eigenen Schwung vorwärtsgetrieben kam der Cowboy ins Straucheln. Er hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu bewahren. Tilghman schnellte auf ihn zu, landete zwei trockene Haken an Dans Kopf und federte blitzschnell wieder zurück.
Dan entfuhr ein gereizter Ton, es hörte sich an wie das Knurren einer wütenden Dogge. Das war aber auch die einzige Wirkung, die die beiden Treffer bei ihm hervorriefen. Außer vielleicht, dass er noch immer nicht verwunden hatte, dass es ihm nicht gelungen war, seinen Gegner mit dem ersten Ansturm von den Beinen zu fegen.
Diese Überraschung hatte sich in grenzenlose Wut verkehrt. Mit ausgestreckten Armen und einem heiseren, zornerfüllten Aufschrei stürzte er sich erneut auf Tilghman. Und diesmal erwischte er ihn. Er riss ihn zu sich heran, und Tilghman verlor den Boden unter den Füßen. Ein Kopfstoß Dans traf ihn über den Augenbrauen und schleuderte seinen Kopf in den Nacken. Das Wasser schoss ihm in die Augen, und er hatte das Gefühl, mit der Stirn gegen eine Wand gerannt zu sein.
Mit einem harten Ruck stieß ihn der Cowboy von sich. Im nächsten Augenblick flog seine rechte Faust hinterher und prallte gegen die Rippen von Tilghman. Der Schlag hätte dem Tritt eines Ackergauls alle Ehre gemacht. Er presste Tilghman die Luft aus den Lungen und warf ihn auf den Rücken.
»Jetzt kriegst du es richtig!« schnaubte Dan und stapfte auf Tilghman zu. Sein rechtes Bein schnellte vor, die Stiefelspitze traf brutal die Seite Tilghmans. Glühender Schmerz jagte in ihm hoch und lähmte seine rechte Körperhälfte. Er wand sich am Boden und röchelte.
Dan wollte es auf die ganz besonders raue Art machen. Die Gesetze der Fairness drängte er zurück. Und er verlor keine Zeit. Er hob erneut sein rechtes Bein hoch, mit aller Kraft stieß er es wieder nach unten.
Er wollte Tilghman wie einen Wurm zertreten.
Gedankenschnell war Tilghman zur Seite gerollt. Und so knallte Dans Fuß mit ungebremster Wucht auf die Dielen. Die Erschütterung drohte ihm das Bein aus dem Hüftgelenk zu prellen. Er brüllte auf wie ein verwundeter Stier. Seine Hände zuckten zu der Stelle, wo der Oberschenkel am Becken saß, und umklammerten sie. Er stöhnte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Tilghman kam auf die Beine. Gierig sog er den Sauerstoff in sich hinein. Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab, zugleich wich er einen Schritt zurück.
Sein rechtes Bein knickte ein. Rasselnd stieß er die Luft aus. Der Schmerz, der von seinen Rippen ausging, tobte hinauf bis unter seine Schädeldecke. Sein Oberkörper neigte sich ein wenig zur Seite. Dies machte die Qualen erträglicher.
Zwei Yards vor ihm stand Dan, voll Hass, mit blutunterlaufenen Augen. Er hatte gegen eine große Not anzukämpfen. Sein rechtes Bein war taub, vollkommen gefühllos, bis in die Hüfte. Wie angewurzelt stand er auf der Stelle.
Tilghman schüttelte die Benommenheit ab. Vorsichtig bewegte er sich auf Dan zu. Die Lähmung in seiner rechten Seite löste sich. Er fand wieder einen festen Stand. Langsam und lauernd umrundete er den Cowboy. Dieser drehte sich unbeholfen und tapsig mit, um Tilghman auf keinen Fall eine Blöße zu bieten. Im Zeitlupentempo nahm er seine Fäuste hoch. Seine Zähne mahlten.
Unvermutet vollführte Tilghman einen Ausfallschritt. Er schlug mit der Linken eine Finte nach dem Kopf des Cowboys, blitzschnell, ansatzlos.
Dan duckte sich instinktiv und riss die Fäuste hoch. Und dadurch öffnete er seine Körperdeckung.