Leibhaftig - Christa Wolf - E-Book

Leibhaftig E-Book

Christa Wolf

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Beschreibung

Gesundwerden bedeutet, Kranksein nicht mehr für den einzig möglichen Zustand zu halten. Zu dieser Erkenntnis gelangt die Erzählerin, nachdem sie wochenlang gegen eine lebensbedrohliche Krankheit gekämpft hat. Vom Aufenthalt im Krankenhaus, vom Umgang mit Ärzten und Pflegepersonal, aber auch von der Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der eigenen Geschichte und dem Staat, in dem sie lebt, wird hier berichtet – vielschichtig und mit scharfer Beobachtungsgabe.

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Seitenzahl: 190

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Gesundwerden bedeutet, Kranksein nicht mehr für den einzig möglichen Zustand zu halten. Zu dieser Erkenntnis gelangt die Erzählerin, nachdem sie wochenlang gegen eine lebensbedrohliche Krankheit gekämpft hat. Vom Aufenthalt im Krankenhaus, vom Umgang mit Ärzten und Pflegepersonal, aber auch von der Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der eigenen Geschichte und dem Staat, in dem sie lebt, wird hier berichtet – vielschichtig und mit scharfer Beobachtungsgabe.

»Ein großes, ein wichtiges Buch«, urteilte Die Zeit über Christa Wolfs Geschichte einer Krankheit, die weit mehr als eine körperliche ist.

Christa Wolf, geboren am 18. März 1929 in Landsberg/Warthe (Gorzów Wielkopolski), starb am 1. Dezember 2011 in Berlin. Ihr Werk, das im Suhrkamp Verlag erscheint, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Georg-Büchner-Preis und dem Deutschen Bücherpreis für ihr Gesamtwerk. Zuletzt veröffentlichte sie den Roman Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud (st 4275).

Christa Wolf

Leibhaftig

Suhrkamp

Die Erstausgabe von Leibhaftig erschien 2002 im Luchterhand Literaturverlag, München.

Der Text wurde für diese Ausgabe neu durchgesehen und korrigiert.

Umschlagfoto: Ute Mahler/Ostkreuz

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012

© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2009

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-73345-5

www.suhrkamp.de

Verletzt.

Etwas klagt, wortlos. Ein Ansturm von Worten gegen die Stummheit, die sich beharrlich ausbreitet, zugleich mit der Bewußtlosigkeit. Dieses Auf- und Abtauchen des Bewußtseins in einer sagenhaften Urflut. Inselhaft das Gedächtnis. Wohin es sie jetzt treibt, dahin reichen die Worte nicht, das soll einer ihrer letzten klaren Gedanken sein. Es klagt. In ihr, um sie. Niemand da, der die Klage annehmen könnte. Nur die Flut und der Geist über den Wassern. Seltsame Vorstellung. Sie flüstert, aus altgeübter Höflichkeit, mit ihrer dicken lahmen Zunge: Daß Krankenwagen so schlecht gefedert sind. Ein Satz, den der Arzt, der auf dem Notsitz neben ihrer Trage hockt, mit Eifer, merkwürdig entzückt, aufgreift. Eine Schande das, beteuert er mehrmals, eine wahre Schande, alle Proteste dagegen seien erfolglos geblieben. Nun ermahnt er sie, den linken Arm stillzuhalten. Aus dem ovalen durchsichtigen Behältnis, das über ihr im Rhythmus des Krankenwagens schüttert, wird Tropfen um Tropfen über Schläuche in ihre Armvene geleitet. Elixier. Lebenselixier. Mit der Rechten muß sie sich an den Bügel klammern, der von der Wagendecke herunterhängt, damit sie nicht von der harten Pritsche geschüttelt wird. Der Wundschmerz nimmt zu, das sei unter diesen Umständen kein Wunder, sagt der Arzt grimmig. Eine lange Fahrt. Steigen und Sinken. Absinken. Daß immer dann das Klagen lauter wird. Abfahrt. Eine neue, hohe Welle der gleichen Flut, die nimmt mich mit. Untertauchen. Untergetauchtwerden. Dunkel. Stille.