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Das Leben ist eine Schleuse.
„Im Flur drückte ich zum x-ten Mal die Wiedergabetaste des Anrufbeantworters. Patrick, ich bin morgen in Düsseldorf, danach im Allgäu. Ich freue mich auf die Pause bei meiner Familie. Hab dich lieb. – Hab dich lieb. Das sagt man zur eigenen Mutter, aber doch nicht zu dem Mann, mit dem man sechzig Stellungen aus dem Kamasutra ausprobiert hat.“
Patrick ist sich sicher, dass Cora ihn betrügt, und ausgerechnet jetzt hat er sich mit drei – sogenannten – Freunden verabredet, mit einem Hausboot die Havel hinaufzuschippern. Eine Idee, die ihm nun so klug vorkommt wie ein Landkauf auf dem Jupiter. Die Chaos-Crew: Henner, ein evangelischer Pfarrer, Mark, ein Verlierer, wie er im Buche steht, und Simon, der gerne die Welt erklärt, unzuverlässig ist und fünfundzwanzig Handys besitzt. Mit dem Schiff „Dahme“ stechen sie in See. Zehn absurde, chaotische und doch wunderschöne Tage auf dem Wasser, die bei den vier Männern etwas zum Vorschein bringen, das sie alle eigentlich längst wissen: So kann es nicht weitergehen ...
Vier Männer und ein Boot – ein Roman, der Lust auf den nächsten Sommer macht und auf ganz viel mehr.
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Seitenzahl: 435
ISBN 978-3-8412-0569-8
Aufbau Digital,
veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, April 2013
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Die Originalausgabe erschien 2013 bei Rütten & Loening, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
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Inhaltsübersicht
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Impressum
Inhaltsübersicht
Vorbemerkung
Tag 1: Fieren
Tag 2: Treideln
23 Tage vorher: Lavieren
Tag 3: Kabbeln
Tag 4: Spleißen
Tag 5: Schamfilen
19 Tage vorher: Entern
Tag 6: Schwojen
Tag 7: Staken
Tag 8: Peilen
Tag 9: Kalfatern
Tag 10: Slippen
Ein Jahr später: Ankern
Nachbemerkung
Glossar
Für die Jungs –Steve, Maddin, Zirni und Frank.Danke!
Auf dem Boot bleibtauf dem Boot.
Beim Entwurf dieser Geschichte stand irgendwann die Entscheidung an, die Originalschauplätze – Flüsse, Seen, Kanäle, Häfen, Orte, Schleusen, Marinas usw. – mit ihren richtigen Namen zu nennen oder diese durch Fantasiebezeichnungen zu ersetzen. Ich habe mich für Ersteres entschieden, denn dieser Text ist – nicht nur am Rande – auch einer über jene wunderbare Landschaft zwischen Schwerin und Berlin.
Dadurch könnte aber der Eindruck entstehen, das Personal an Schleusen, in Charterhäfen usw. wäre ebenfalls authentisch, doch das ist nicht der Fall. Bei meinen eigenen Touren und Recherchereisen sind mir in der Region fast ausschließlich freundliche, zuvorkommende und verantwortungsbewusste Menschen begegnet, die die Hausboottouristen keineswegs als notwendiges Übel oder gar als üble Parasiten betrachten (einige Freizeitskipper allerdings scheinen so zu denken). Auch die Chartereinweisungen, die ich selbst mitgemacht habe, verliefen absolut ordnungsgemäß und gewissenhaft – und vermittelten jene Kenntnisse, die für eine Bootsreise unabdingbar sind. In anderen Worten: Diese Geschichte ist, ihr Personal betreffend, vollständig fiktiv, aber die meisten Schauplätze gibt es wirklich. Nur Restaurants und Kneipen sind frei erfunden, und einige Details wurden aus dramaturgischen Gründen verändert, was mir Kenner des Reviers bitte verzeihen mögen.
Ein »Treffen Evangelischer Freikirchen« im Jahr 2008 gab es meines Wissens ebenfalls nicht.
Fast alle nautischen Begriffserklärungen bei den Kapitelüberschriften stammen aus »Seemannssprache«, Dietmar Bartz, Delius Klasing.
Fieren – eine Ketteoder ein Tau nach-, auslassen.
Curt lümmelt sich auf der Rückbank von Lauries Auto, vorn sitzen Laurie und Steve dicht beieinander; der Wagen verfügt dort über eine durchgehende Sitzreihe, und Steve fährt, obwohl das Auto Laurie – Curts Schwester – gehört. Die drei haben sich über das unterhalten, was jetzt kommen wird – nach der Highschool –, inzwischen aber amüsieren sie sich über Wolfman Jacks Radioscherze. Der Song »Why Do Fools Fall In Love« von Frankie Lymon & The Teenagers beginnt. Steve stoppt den Wagen an einer Ampel, Curt schaut aus dem Fenster. Direkt neben ihnen hält ein weißer 1956er Ford Thunderbird Convertible, an dessen Steuer eine hinreißende junge, blonde Frau sitzt. Sie lächelt; Curt lächelt zurück. Dann formt sie mit den Lippen den Satz »I love you«. Die Ampel wird grün, beide Autos fahren an, aber der T-Bird biegt nach rechts ab. Curt reißt das Fenster auf, ruft der Frau hinterher; er ist fassungslos, hingerissen, euphorisiert. Er bittet Steve, anzuhalten, dem weißen Wagen zu folgen, denn er meint, eine Vision gehabt, eine – seine persönliche – Gottheit gesehen zu haben. Aber Steve fährt unbeirrt weiter. Den Rest der Nacht wird Curt damit verbringen, dieser Vision nachzujagen, und mehr als einmal wird er einen kurzen Blick auf den weißen Schlitten erhaschen. Aber die blonde Frau sieht er nicht wieder.
Ich wischte mit dem Rücken des rechten Zeigefingers die Tränen von meinen Wangen. Diese Szene in der elften Minute hatte ich schon viele dutzend Mal gesehen; ich kannte sie auswendig, konnte jede mimische Veränderung in Curts Gesicht – gespielt vom damals noch taufrischen Richard Dreyfuss – antizipieren. Es schmerzte mich dennoch immer wieder, wenn der weiße Thunderbird abbog, und ich hoffte absurderweise darauf, dass Curt irgendwann die weiße Fee träfe, doch der Film endete jedes Mal gleich. Der Moment der Katharsis blieb ein metaphorischer, aber gleichzeitig drückte er all das aus, woran ich glaubte, wenn es um Liebe ging.
Oder, besser: geglaubt hatte.
Ich ging in den Flur und vermied den Abstecher zum Kühlschrank; es wäre zu einfach gewesen, mich jetzt zu besaufen, und auch zu klischeehaft. Männer müssen sich nicht betrinken, wenn in ihrem Leben etwas schiefläuft, aber, zugegeben, meistens tun sie es. Bei mir bewirkte höher dosierter Alkohol lediglich, dass ich noch trübsinniger, noch melancholischer, noch selbstzerstörerischer wurde; das Ungemach wuchs zu einem emotionalen Sauron an, dessen böses, feuriges Auge mich nicht mehr losließ. Kiffen hatte dieselbe Wirkung. Ich beneidete Leute, die der Konsum weicher Drogen in fröhliche Partytiere verwandelte.
Im Flur drückte ich zum x-ten Mal die Wiedergabetaste des Anrufbeantworters.
Patrick, ich bin in Köln und morgen in Düsseldorf, danach dann im Allgäu. Die Tour macht Spaß, aber ich freue mich auf die Pause bei meiner Familie. Wir hören uns. Hab dich lieb.
Hab dich lieb. Das sagt drei Jahre altes Brüllfleisch zum Papa, das sagt man zur eigenen, inzwischen sechzigjährigen Mutter, die altersbedingt für so etwas empfänglich ist. Aber doch nicht zu dem Mann, mit dem man sechzig Stellungen aus dem Kamasutra ausprobiert, dessen Sperma man geschluckt, dessen feuchte, fleckig-dunkelgraue Socken man in die Waschmaschine gesteckt hat. Hab dich lieb. Diese Wendung hatte ich von Cora noch nie gehört. Aber sie war nur ein Symptom. Eines von vielen.
Ein heftiges Symptom, eigentlich ein Indiz, nein, ein war die Tatsache, dass sie überhaupt nicht ins Allgäu fahren würde. Sie hatte sich mit diesem Alibi ein bisschen zu sicher gefühlt, weil ich ihre Eltern – nichtswürdige Spießer, die mich für einen Verlierer hielten – hasste, aber Cora hatte leider vergessen, ihre Mutter über die Tour und den vermeintlichen Besuch zu informieren, so dass ich Rosa (!) plötzlich am Telefon hatte, obwohl die nur anrief, wenn sie todsicher war, meine Freundin direkt an den Apparat zu bekommen. In der Regel mied sie das Festnetz und wählte Coras Handynummer. Das Gespräch, das wir führten, war kurz, aber erhellend.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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