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Ich bin nicht vor meinem Ex-Mann und von der Erde geflohen, um mir direkt einen neuen Kerl ans Bein zu binden. Leiv, der Listreiche, hat zwar angeblich edle Absichten und gibt sich größte Mühe, der perfekte Ersatzvater für meinen Sohn zu sein, aber ich bin nicht dumm. Ich weiß, wie er mich ansieht, wenn er glaubt, ich würde es nicht merken. Ich weiß, dass er allen anderen Horgerianern erzählt hat, dass ich ihm gehöre. Ich weiß, dass er sich verzweifelt nach einer Gefährtin sehnt. Aber ich weiß auch, dass ich nie wieder einem Mann vertrauen werde … Leicht düstere Alien Romance mit Happy End. Carries Vorgeschichte ist unschön, aber unser Held ist anständig, liebenswert und fest entschlossen, sie die Vergangenheit vergessen zu lassen. Spoiler: Er wird es definitiv schaffen. ;)
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Seitenzahl: 109
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HORGERIANER
BUCH 7
Leiv, der Listreiche
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Epilog
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Über Nova Edwins
Copyright: Nova Edwins, 2024, Deutschland.
Covergestaltung: Nova Edwins
Korrektur: http://www.korrekturservice-bingel.de
ISBN: 978-3-910412-45-3
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.
Black Umbrella Publishing
www.blackumbrellapublishing.com
Ich bin nicht vor meinem Ex-Mann und von der Erde geflohen, um mir direkt einen neuen Kerl ans Bein zu binden.
Leiv, der Listreiche, hat zwar angeblich edle Absichten und gibt sich größte Mühe, der perfekte Ersatzvater für meinen Sohn zu sein, aber ich bin nicht dumm.
Ich weiß, wie er mich ansieht, wenn er glaubt, ich würde es nicht merken. Ich weiß, dass er allen anderen Horgerianern erzählt hat, dass ich ihm gehöre. Ich weiß, dass er sich verzweifelt nach einer Gefährtin sehnt.
Aber ich weiß auch, dass ich nie wieder einem Mann vertrauen werde …
Leicht düstere Alien Romance mit Happy End. Carries Vorgeschichte ist unschön, aber unser Held ist anständig, liebenswert und fest entschlossen, sie die Vergangenheit vergessen zu lassen. Spoiler: Er wird es definitiv schaffen. ;)
»Hast du alles?«, fragte ich leise und warf sicherheitshalber noch zwei Paar Socken in den Rucksack, obwohl sich der Reißverschluss schon jetzt kaum schließen ließ.
Simon nickte mit ernster Miene und presste seinen eigenen Rucksack vor die schmale Brust. Ich strich ihm übers Haar und hielt ihm dann die Hand hin, damit er sie nahm.
Mein Sohn kam näher, doch bevor er meine Hand nehmen konnte, schwang die Tür auf.
Allan war viel früher zurück als erwartet. Und sein Gesicht brachte deutlich zum Ausdruck, wie schlecht seine Laune war. Das konnte nur heißen, dass er wieder nichts in den umliegenden Supermärkten gefunden hatte – weder zum Verkaufen noch zum Essen für uns.
Allerdings war sein Gesichtsausdruck nichts im Vergleich zu der Wut in seinen Augen, die sich zeigte, als ihm klar wurde, was er da sah.
Sein Blick wanderte von mir und meinem Rucksack zu unserem Sohn, der sich direkt enger an mich presste. Ein Beben lief durch Simons Körper und ich hasste mich dafür, dass ich es jemals so weit hatte kommen lassen.
»Was ist hier los?«, wollte Allan wissen.
Er kam einen Schritt näher und sofort wichen Simon und ich vor ihm zurück.
»Nichts«, behauptete ich und schob Simon hinter mich. »Du hast doch gesagt, dass wir vielleicht unser Lager wechseln müssen, wenn du nichts Brauchbares findest. Wir haben nur schon mal angefangen zu packen.« Meine Stimme zitterte zu sehr, um wirklich überzeugend zu sein.
Leider war Allan kein Idiot. »Verstehe. Und du hast für euch beide gepackt, aber nicht für mich? Was genau soll mir das sagen, Carrie?«
Ich versteifte mich, weil ich wusste, was es bedeutete, wenn er meinen Namen auf diese Weise sagte. Dabei war der Cut an meiner Unterlippe nach seinem letzten Wutausbruch noch nicht wieder verheilt. Meine Rippen waren grün und blau, die Blutergüsse dort längst nicht verschwunden.
Die Gedanken rasten durch meinen Kopf. Irgendwie mussten wir es an Allan vorbeischaffen und aus dem kleinen Zimmer in dem Hostel flüchten, das wir zusammen mit etlichen anderen Flüchtigen bewohnten.
Iris, eine der älteren Frauen hier, hatte Allan längst durchschaut und mir geholfen, meine Flucht zu planen.
Ich warf einen Blick aus dem Fenster, weil wir vor Sonnenuntergang am Stadion sein mussten. Das war der einzige Ort in der Stadt, der groß genug für die Landung eines Raumschiffes war. Iris hatte eine Bekannte namens Mira, die bereit war, Simon und mir dabei zu helfen, die Erde zu verlassen. Oder besser das, was von der Erde übrig war.
Allan gehörte allerdings nicht zu unserem Plan.
Obwohl mir vor Angst schlecht war, schaffte ich es, meinen Rücken zu straffen und das Kinn zu recken. »Du wirst uns durchlassen«, verlangte ich.
Allan brach in schallendes Gelächter aus. »Ach ja?« Er schüttelte den Kopf und lachte weiter. »Und dann? Was hast du vor?«
»Wir werden von hier weggehen.« Mein Herz klopfte wie wild, weil ich nicht die geringste Ahnung hatte, was ich machen sollte. Er würde uns niemals einfach gehen lassen und dass ich ihm rein körperlich nicht gewachsen war, wusste ich leider aus Erfahrung.
»Warum sollte ich das tun?« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum sollte ich meinen Sohn und meine über alles geliebte Ehefrau gehen lassen? Ihr seid ohne mich aufgeschmissen. Ganz zu schweigen davon, dass ich dich … brauche.«
Er warf mir einen eindringlichen Blick zu und ich hätte mich am liebsten übergeben. Seit die Apokalypse angebrochen war, machte Allan noch weniger einen Hehl daraus, dass ich in seinen Augen bloß einen einzigen Zweck hatte. Abgesehen davon natürlich, dass ich seinen Sohn großzog, war ich lediglich dazu gut, die Beine breit zu machen, wenn meinem Mann danach war.
Ich sah erneut zum Fenster. Uns lief die Zeit davon. Egal, wie viel Angst ich hatte – meine Sorge um Simon war größer. Früher oder später würde sein Vater ihn auch schlagen. Davon war ich überzeugt.
Deshalb und nur deshalb hob ich die Hand, als Allan einen Schritt in unsere Richtung machte. »Nein«, sagte ich mit fester Stimme.
Die Augen meines Mannes wurden schmal, während er meine Finger fixierte. »Wo ist dein Ehering?«, knurrte er.
Ich hatte meinen Ring zusammen mit dem restlichen Schmuck, den ich noch bei mir gehabt hatte, Iris überlassen – als Dank dafür, dass sie bereit war, mir zu helfen. Wenn alles klappte, wie sie es geschildert hatte, wären Simon und ich in ein paar Stunden bereits auf Horgerion, dem Heimatplaneten der Horgerianer, wo ich keine Verwendung mehr für kleine Brillantohrringe hatte. Iris hingegen würde den Schmuck für Tauschgeschäfte benutzen können.
Ich suchte nach der passenden Antwort, als sich Simon auf einmal von mir löste und zu Allan stürzte, bevor ich ihn daran hindern konnte.
»Ich hasse dich!«, schrie Simon und schlug mit seinen kleinen Fäusten gegen Allans Oberschenkel. »Wir wollen nicht mehr bei dir sein!«
»Du hast meinen Sohn gegen mich aufgebracht?« Allan starrte mich an und blanker Hass schlug mir aus seinen Augen entgegen.
Mir lag die Erwiderung auf der Zunge, dass Allan das sehr gut allein geschafft hatte, doch ich sagte nichts, weil ich keine körperliche Auseinandersetzung riskieren wollte. Es würde bloß schwerer werden zu flüchten, wenn Allan mir jetzt die Rippen oder einen Arm brach oder was ihm sonst einfiel.
Er zeigte sich nicht im Mindesten beeindruckt von Simons Ausbruch, was nicht überraschend war. Die Schläge eines Siebenjährigen waren für Allan vermutlich nicht besonders schmerzhaft, zumal Simon klein und schmal für sein Alter war. Kein Wunder, denn seit der Apokalypse zwei Monate vor seiner Geburt war das Essen knapp und es wurde immer knapper.
»Undankbares Miststück«, grollte Allan und machte einen Schritt in meine Richtung.
»Nein!«, schrie Simon und schlug wie von Sinnen um sich.
Es war purer Zufall, dass er – vermutlich eher versehentlich – mit seiner Faust zwischen Allans Beinen landete und offenbar die Hoden erwischte.
Mit einem Aufkeuchen krümmte sich Allan zusammen und ich zögerte nicht. Die schwere Sturmlaterne mit dem massiven Akku stand in meiner Reichweite. Da sich Allan weit vorbeugt hatte und nicht auf mich achtete, packte ich die Lampe und schmetterte sie gegen seinen Kopf. Ich legte meine ganze Angst und neun Jahre Frustration in den Schlag.
Allan sackte zusammen, ging zu Boden und regte sich nicht mehr. Blut breitete sich um seinen Kopf aus.
»Mom«, wisperte Simon und streckte mir die Hand entgegen.
Ich griff nach meinem Rucksack, zog Simon mit mir und rannte aus dem Raum, als wären Höllenhunde hinter mir her. Ich wollte gar nicht wissen, ob Allan noch lebte, und betete, dass er tot war, während ich Simon trotz der Schmerzen auf die Arme hob, damit ich schneller über die Treppe nach unten eilen konnte.
Er hielt die Rucksäcke fest und klammerte sich an mich, während ich ignorierte, dass mir vor Angst und Hunger schlecht war, dass ich kaum atmen konnte und es nicht wagte, über die Schulter zu sehen, ob Allan uns folgte.
Ich wich dem Müll und Schrott auf der Straße aus, nahm die Abkürzung durch den komplett kahl geplünderten Supermarkt, den ich sonst krampfhaft mied, und rannte mit brennender Lunge über den Bürgersteig.
Als ich Iris’ Silhouette erkannte, wäre ich beinahe in Tränen ausgebrochen.
Iris musste auf die siebzig zugehen und trug ihr graues Haar kurz geschoren. Sie lächelte und die Falten um ihre gütigen Augen vertieften sich. »Ihr habt es geschafft«, sagte sie.
Neben ihr stand eine dunkelhaarige Frau, die mich mitfühlend ansah und uns ungefragt die Rucksäcke abnahm. »Ihr seid jetzt in Sicherheit.«
Ich presste Simon an mich, weil er am ganzen Körper zitterte, und drehte mich um. Da war niemand, doch ich hatte trotzdem Angst, dass Allan jede Sekunde auftauchen könnte.
Ich wusste nicht genau, was Iris Mira wohl erzählt hatte, aber sie schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen. Churgred, mein Gefährte, ist ab sofort euer persönlicher Bodyguard.« Sie berührte meinen Unterarm und drückte ihn. »Bitte erschreck dich nicht.«
Sie wandte den Kopf und rief laut seinen Namen. Eine große Gestalt löste sich aus dem Schatten an den breiten Doppeltüren, die ins Stadion führten.
Mein Puls schoss in die Höhe. Ich hatte zwar bereits ein paar Aliens gesehen, aber meines Wissens keinen Horgerianer. Und schon gar nicht aus nächster Nähe.
Ich bildete mir ein, dass der Boden unter seinen schweren Schritten erbebte, aber vermutlich waren das nur meine zitternden Knie.
Der Kerl war … riesig. Mindestens einen Meter neunzig groß, eher zwei, allerdings wirkte er wesentlich größer, weil er so massiv und muskelbepackt war. Bis auf einen Lendenschurz und eine Art Gürtel, der über seine lächerlich breite Brust mit der gelblich grünen Haut lief, war er nackt.
Seine Gesichtszüge waren definitiv menschlich, doch da hörte die Ähnlichkeit bereits auf. Sein Nacken war mit den großen Muskelsträngen dermaßen voluminös, dass es aussah, als hätte er gar keinen Hals.
Und seine Zähne!
Ich schluckte schwer, obwohl er eine Art charmantes Lächeln hatte, denn ich hatte schon Haie mit weniger Zähnen gesehen. Es waren scharfe, spitze und gefährliche Raubtierzähne.
»Mein Name ist Churgred«, sagte er und blieb ein ganzes Stück entfernt von mir stehen. »Ich verspreche, dass dir von mir keine Gefahr droht.«
»Das ist die Wahrheit.« Mira strahlte mich an und tätschelte Churgreds Brust. »Er ist die reinste Schmusekatze.«
Churgred runzelte die Stirn. »Könntest du bitte aufhören, meinen Ruf als eiskalter Killer zu untergraben?«
Sie ließ die Wimpern flattern. »Niemals, mein Kätzchen, niemals.«
Ich blieb argwöhnisch und wartete auf seine Reaktion. Allan besaß nicht den geringsten Funken Humor und würde mich krankenhausreif prügeln, wenn ich einen solchen Scherz auf seine Kosten gemacht hätte.
Churgred schnaubte, aber es klang eher belustigt, ehe er mich ansah. Sein Blick blieb an meiner Unterlippe hängen. »Wer war das?«, wollte er wissen und jegliches Vergnügen war aus seiner Stimme verschwunden.
Ich schüttelte knapp den Kopf, weil ich nur noch von hier wegwollte. Um ehrlich zu sein, wusste ich auch gar nicht so genau, wie ich aussah, weil Allan bei einem seiner letzten Wutanfälle den einzigen Spiegel in unserem Zimmer zerbrochen hatte. Ich spürte, dass meine Lippe schmerzte und zwischendurch brannte, und die Haut um mein linkes Auge herum war druckempfindlich, aber wie schlimm es tatsächlich war, konnte ich nicht sagen.
Mira streckte den Arm aus und hielt Churgred auf, als er einen weiteren Schritt in meine Richtung machen wollte. »Warum bereitest du nicht schon mal alles für unseren Abflug vor?«, fragte sie. »Ich denke, dass es Carrie vor allem dann besser geht, wenn wir von hier verschwinden, richtig?«
Tränen brannten in meinen Augen und ich konnte bloß noch nicken.
»Alles klar.« Mira kam zu mir und legte eine Hand auf meinen Rücken. »Ihr seid jetzt in Sicherheit. Mir nach.«
Simons Augen wurden groß, als Mira uns zu ihrem Raumschiff führte. Es war ein echtes, solides Raumschiff.
Der Metallboden vibrierte unter meinen Füßen und hinter uns schloss sich die Laderampe, während Iris uns zuwinkte. Sie hatte kein Interesse daran, die Erde zu verlassen.
Ich hingegen schon und wie es aussah, hatten Simon und ich es endlich geschafft.
Ich ließ das Messer sinken und drehte das Stück Holz zwischen meinen Fingern. Mir war nicht einmal ganz klar, warum ich überhaupt Spielzeug schnitzte.
Mein eigener Sohn war nicht länger daran interessiert und wenn ich Gruts Söhnen noch mehr meiner Schnitzereien schenkte, würde er bloß denken, dass ich doch scharf auf seine Gefährtin Kayla war und sie ihm stehlen wollte.
Mit einem Seufzen fegte ich die Holzspäne von meinem Bein und stand auf. Langsam, aber sicher musste ich mir eine Lösung für mein Dilemma einfallen lassen.
»Vater!« Bram blieb atemlos vor mir stehen. »Churgred ist zurück. Gehen wir auch zur Wiese?«
Obwohl meine Laune bescheiden war, zwang ich mich zu einem Lächeln. »Natürlich.« Ich strich meinem Sohn über den Kopf, weil er nicht mitbekommen musste, wie unruhig ich geworden war. Unruhig, rastlos und angespannt.